TECHNISCHES GEBIET
[0001] Bei der Erfindung handelt es sich um ein Verfahren zur automatischen Einstellung
der Feuerung einer Müllverbrennungsanlage.
STAND DER TECHNIK
[0002] Beim Betreiben einer Müllerbrennungsanlage ist es wichtig, die Feuerung der

Müllqualität" entsprechend so anzupassen, dass sie stabil und im Hinblick auf die
Emissionen optimiert wird. Die wichtigsten Einflussfaktoren, welche die Feuerung dabei
beeinflussen, sind die Zündfähigkeit und das Abbrennverhalten des Mülls. Da die beiden
Faktoren nicht messbare Grössen sind, ist eine direkte Messung nicht möglich. Dem
Anmelder ist dadurch bis heute keine Messung oder kein Verfahren bekannt, welche(s)
die

Müllqualität" bezüglich der Zündfähigkeit und des Abbrennverhaltens eindeutig bestimmt.
Es wurden lediglich indirekte Messungen betrieben, um die Fahrweise einer Müllverbrennung
vorausschauend zu betreiben. Da die beiden genannten Kriterien der Zündfähigkeit und
des Abbrennverhaltens entscheidend vom Heizwert und vom Wasseranteil des Mülls beeinflusst
werden, wird beispielsweise in der Druckschrift DE 44 45 954 A1 ein Verfahren zur
Verbrennung von Abfällen beschrieben, welches den Heizwert des Mülls bereits im Zuteilungsschacht
ermittelt. Daraus wird über eine Prozesssteuerungseinheit die Menge der Verbrennungsluft
und/oder die Menge des zuzuführenden Abfalls gesteuert. Der Heizwert ergibt sich aus
Messungen, welche mit Mikrowellen durchgeführt werden. Ausgesandte Mikrowellen werden
reflektiert zurückgesendet und aufgrund dieser Reflexion wird der Wassergehalt des
Mülls ermittelt. Dieses Messverfahren hat aber verschiedene Nachteile. Der Aufwand
für die Installation der Sensoren ist sehr gross und auch relativ teuer. Zudem ist
die Messung nur an diskreten Punkten verfügbar. Auch aus der Druckschrift DE 3537945
A1 ist ein Verfahren zur optimierten
[0003] Fahrweise einer Müllverbrennungsanlage bekannt, welche die Luftmenge in Abhängigkeit
vom Heizwert regelt. Die Verbrennungsluft kann dabei in einzelnen Zonen eingestellt
werden. Dies geschieht kontinuierlich, um die Menge einem schwankenden Heizwert anzupassen.
Der Heizwert ergibt sich dabei aus dem Quotient aus aktuell entbundener Wärme und
dem Abfallmassenstrom. Bei der Lufteinstellung werden der CO und der O
2-Gehalt des Abgases mit einbezogen. Nachteilig wird der Wassergehalt des Müll bei
diesem Verfahren aber nicht berücksichtigt, obwohl dieser bei einer Verbrennung eine
grosse Rolle spielt.
[0004] Auch aus

Entwicklung einer kamerageführten Feuerungsregelung zur Verbesserung des Verbrennungs-,
Ausbrand- und Emissionsverhaltens einer Abfallverbrennungsanlage", GB Kraftwerkstechnik
73 (1993), Heft 7 ist eine Feuerungsregelung einer Abfallverbrennung bekannt. In diesem
Verfahren wird zur schadstoffoptimierten Regelung der Temperatur im Feuerungsraum,
die O
2-Konzentration im Abgas und die erzeugte Dampfmenge bestimmt. Aus diesen Werten werden
die Müllbeschickung und die Primär- und die Sekundärluftzufuhr ermittelt, wobei der
CO-Gehalt minimiert wird. Die Luftzufuhr kann dabei auf dem Feuerungsrost auf verschiedenen
Zonen eingestellt werden. Dieses Verfahren arbeitet mit einer Kameraüberwachung, mit
welcher mittels Infrarotbildern die Temperaturverteilung im Kessel ermittelt wird.
Dieses System ist aber durch die Kameraüberwachung relativ aufwendig und teuer. Dieses
Verfahren zur Regelung der Feuerungsleistung von Verbrennungsöfen mit zonenweise unterschiedlicher
Primärluftzufuhr am Verbrennungsrost ist auch in der Druckschrift EP 352 620A2 beschrieben.
[0005] Aus der Druckschrift EP 317 731 B1 ist ein Verfahren zum Steuern der Verbrennung
von Brennstoff mit stark schwankendem Heizwert bekannt. Dabei wird der Wassergehalt
des Brennstoffes und/oder der CO
2-Gehalt der Verbrennungsgase durch die Intensität der herrschenden Strahlung im Bereich
der Aufgabestelle und der Verdampfungs- und Entgasungzone der Feuerung gemessen. Aus
diesem Werten wird unter anderem der Heizwert des Mülls bestimmt und in Abhängigkeit
davon die Luftzufuhr gesteuert. Nachteil dieses Standes der Technik ist aber, dass
bei sehr feuchtem Müll auch der Wassergehalt und der CO
2-Gehalt im Rauchgas durch eine wesentliche schlechtere Verbrennung abnimmt. Dies kann
bei einer automatischen Feuerungsführung aber bedeuten, dass der Müll entgegen der
Wirklichkeit wesentlich trockener scheint. Zudem werden teure opto-elektrische Sensoren
zur Detektion vom Wassergehalt bzw. vom CO
2-Gehalt benötigt.
DARSTELLUNG DER ERFINDUNG
[0006] Die Erfindung überwindet die erwähnten Nachteile. Sie löst die Aufgabe, ein Verfahren
zur Bestimmung der Müllqualität zu schaffen, welches einfach und zuverlässig arbeitet.
Ist ein Rauchgaswäscher vorhanden, soll das Verfahren lediglich Temperatur-, Druck-
und Differenzmessungen (bspw. Volumenstrom) anwenden. Es soll auch einfach in eine
bestehende Müllverbrennungsanlage integriert werden können und kostengünstig sein.
Erfindungsgemäss wird dies bei einem Verfahren gemäss dem Oberbegriff des unabhängigen
Anspruchs dadurch erreicht, dass zur Einstellung der Feuerungsgrössen, wie Verbrennungsluftverteilung,
Müllschichtdicke und Rostgeschwindigkeit, eine fiktive Prozessgrösse

Müliqualität" aus dem Heizwert des Mülls (Hu) und dem Wassergehalt des Mülls (H
2O
Müll) bestimmt wird.
Ist ein Rauchgaswäscher vorhanden, wird durch das erfindungsgemässe Verfahren die
direkten Messung des Wassergehalts überflüssig. Weiter kann vorteilhaft über eine
statistische Beziehung zwischen der Verbrennungswärme und dem Kohlenstoffmassenstrom
das bei der Verbrennung entstandene Wasser ermittelt werden. Zudem ist das Verfahren
einfach und kostengünstig in eine bestehende Müllverbrennungsanlage integrierbar,
da meist alle notwendigen Geräte bereits vorhanden sind. Trotz der Einfachheit ist
es ein sehr zuverlässiges Verfahren.
[0007] Die weiteren Ausgestaltungsmöglichkeiten sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
KURZE BESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN
[0008] Es zeigen:
- Fig.1
- eine schematische Darstellung des erfindungsgemässen Verfahrens,
- Fig.2
- ein Diagramm

Müllqualität" über Heizwert und Wasseranteils des Mülls,
- Fig.3
- eine schematische Darstellung zur Ermittlung des Mülldurchsatzes,
- Fig.4
- eine schematische Darstellung zur Ermittlung des Mülldurchsatzes,
- Fig.5
- eine schematische Darstellung zur Ermittlung des Wassergehalts im Rauchgas,
- Fig.6
- eine schematische Darstellung zur Ermittlung des Wassergehalts im Rauchgas mit einer
Temperaturmessung vor und im Rauchgaswäscher,
- Fig.7
- das Diagramm zur Ermittlung des Wassergehalts im Rauchgas aus Rauchgaseintrittstemperatur
und Sättigungstemperatur der Rauchgase im Wäscher,
- Fig.8
- eine statistische Beziehung zwischen entbundener Wärme und Massenstrom an Kohlenstoff
und
- Fig.9
- ein Diagramm über die Fehleranfälligkeit des erfindungsgemässen Verfahrens.
[0009] Es sind nur die für die Erfindung wesentlichen Elemente dargestellt. Gleiche Elemente
sind in unterschiedlichen Figuren mit gleichen Bezugszeichen versehen.
WEG ZUR AUSFÜHRUNG DER ERFINDUNG
[0010] Das erfindungsgemässe Verfahren ist geeignet, durch Ermittlung der Werte Wassergehalt
des Mülls H
2O
Müll und
Heizwert des Mülls Hu
in einer Müllverbrennungsanlage eine fiktive Grösse

Müllqualität" festzulegen und dadurch eine automatische Feuerungseinstellung beispielsweise
in bezug auf wesentliche Grössen wie die Verbrennungsluftverteilung, die Müllschichtdicke
oder die Rostgeschwindigkeit vorzunehmen.
[0011] Die Figur 1 zeigt schematisch das Verfahren, um zu den Werten Heizwert (Hu) und Müllfeuchte
(A) zu gelangen. Dabei wird zunächst der Müllmassenstrom (F Müll) durch die einzelnen
Müllkranchargen ermittelt. Danach wird der Heizwert des Mülls (Hu) mit dem Müllmassenstrom
und mit der produzierten Frischdampfmenge über die übertragende Wärmemenge berechnet.
Durch Temperaturmessungen kann über pysikalische Beziehungen weiter die Rauchgasfeuchte
(A) und über die statistische Beziehung daraus der Wassergehalt (A) des Mülls ermittelt
werden. Aus dem Heizwert des Mülls und der Müllfeuchte wird eine Müllqualität ermittelt,
welche zur automatischen Einstellung der Feuerung verwendet wird. Zur Bestimmung der
genannten Werte sind folgende Messungen oder Komponenten, welche in jeder Müllverbrennungsanlage
üblicherweise vorhanden sind, erforderlich:
- Müllkrananlage mit Wägeeinrichtung der einzelnen, beschickten Müllchargen
- Kessel
- Frischdampfmengenmessung
- Temperatur und Druck von Frischdampf und Speisewasser
- Verbrennungsluft Volumenstrom
- Entweder Wäscher mit Temperaturmessung der Rauchgase vor Eintritt und im Wäscher,
oder H2O Messung im Rauchgas am Kesselende
[0012] In der Figur 2 wird die

Müllqualität" in einem 3-dimensionalen Diagramm mit den beiden Basisgrössen Heizwert
und Wasseranteil im Müll dargestellt. Die

Müllqualität" ist je grösser, je höher der Heizwert und je tiefer der Wasseranteil
im Müll. Die schiefe Ebene in diesem Diagramm, aus welcher die Müllqualität resultiert,
ist aufgrund langjähriger Versuche und Erfahrungen gewählt.
[0013] Folgende Schritte sind bei dem erfindungsgemässen Verfahren auszuführen:
1. Berechnung des Mülldurchsatzes/Müllmassenstroms ṁMüll
[0014] Die Figuren 3 und 4 zeigen schematisch den ersten Verfahrensschritt in einer Müllverbrennungsanlage
10 mit einer Feuerung 40. Um eine schnelle Berechnung des Mülldurchsatzes ṁ
Müll zu ermöglichen berechnet man den Durchsatz aufgrund der Pausenzeit zwischen den Beschickungen
und der Beschickungsmenge des Mülls in einem Trichter 20. Dabei geht man davon aus,
dass das beschickte Volumen konstant (=Greiferinhalt 1-12) ist und sich nur das spezifische
Gewicht ändert. Weiter kennt man die Anzahl Greifer, die notwendig sind, um den Müllschacht
50 zu füllen (1 mal ermitteln). In den Figur 3 und 4 sind die Greifer von 1 bis 12
durchnumeriert. Diese Art der Mülldurchsatzberechnung bedingt weiter, dass mehr oder
weniger immer bei einer gleichen Marke 30 im Müllschacht 50 beschickt wird (z. B.
eine Schweissnaht, die Umlenkkante oder der Sichtbereich der Kamera). Damit ist gegeben,
dass die Volumenabnahme zwischen 2 Beschickungen einem Greiferinhalt entspricht.
[0015] Der Ablauf für die Bestimmung des Mülldurchsatzes ṁ
Müll ist wie folgt:
- der Müllschacht 50 ist z.B. mit 8 Greifern (Nr 3-10) bis zur Marke 30 gefüllt,
- von jedem der beschickten Greifer kennt man das Gewicht (gespeichert im Prozessleitsystem)
- der Kranführer legt einen 11. Greifer in den Trichter 20
- durch den Müllnachschub für die Verbrennung rutscht der Müll im Müllschacht 50 langsam
nach unten, bis die Marke 30 erreicht ist.
- in diesem Moment wird ein neuer Greifer beschickt (Nr. 12)
- man misst die Zeit t11-12 die der 11. Greifer gebraucht hat, um die Marke 30 zu erreichen (entspricht der Volumenabnahme)
- während dieser Zeit müssen die w3 kg des Greifers 3 in die Feuerung transportiert worden sein
- Durch den Müllnachschub für die Verbrennung rutscht der Müll im Müllschacht 50 langsam
nach unten, bis die Marke 30 wiederum erreicht ist.
- ein neuer Greifer wird beschickt (Nr. 13)
- man misst die Zeit t12-13 die der 12. Greifer gebraucht hat, um die Marke 30 zu erreichen (entspricht der Volumenabnahme)
- während dieser Zeit müssen die w4 kg des Greifers 4 in die Feuerung transportiert worden sein
[0016] Der Mülldurchsatz ṁ
Müll in dieser Zeit über 2 Greifer war

[0017] Um die Einflüsse der Fehler bezüglich der Annahmen (gleichmässige Beschickung, konstantes
Volumen etc.) zu minimieren wird diese Berechnung über einige Greifer gemittelt (je
nach Volumen des Greifers, Grösse der Anlage und Fahrweise der Kranführer).
2. Berechnung des Müllheizwertes Hu
[0018] Ist der Mülldurchsatz ṁ
Müll bekannt, kann mit Hilfe des Kesselwirkungsgrades ζ
Kessel, der Enthalpie von Speisewasser h
SPW und Frischdampf h
FD sowie der Frischdampfmenge ṁ
FD der Müllheizwert Hu berechnet werden.
[0019] Eingebrachte Müll-Feuerungswärmeleistung:

wobei gilt (aus Wasserdampftafel): Frischdampfenthalpie (FD):

Speisewasserenthalpie (SPW):

[0020] Eingebrachte Wärmeleistung bei Einsatz eines Zusatzbrenners (z.B. Stützfeuerung für
17. BlmSchV):

[0021] Daraus ergibt sich für den Müllheizwert unter Einbeziehung von (1) und (2):

3. Bestimmung der Rauchgasfeuchte H2ORauchgas
[0022] Die Rauchgasfeuchte dient als Grundlage für die Bestimmung des Wasseranteils im Müll.
Der Wasseranteil im Müll kann mangels geeigneter Messsysteme nicht direkt detektiert
werden. Je höher der Wasseranteil im Müll ist, desto mehr Wasser muss vor oder in
der Feuerung verdampfen. Somit muss auch die Rauchgasfeuchte ansteigen. Dieser Vorgang
ist in der Figur 5 dargestellt.
Die Rauchgasfeuchte H
2O
Rauchgas kann bei einem vorhandenen Wäscher aus der Rauchgastemperatur vor Wäscher und der
Sättigungstemperatur im Wäscher berechnet werden. Die Figur 6 stellt diesen Vorgang
mit den beiden Temperaturmessungen dar. Aus diesen Messung kann über ein Diagramm,
welches in Figur 7 dargestellt ist, die Rauchgasfeuchte H
2O
Rauchgas ermittelt werden.

[0023] Dabei gilt: Je trockener das Rauchgas, desto mehr Wasser kann es aufnehmen und desto
tiefer wird die Sättigungstemperatur im Wäscher sein. Ist kein Wäscher vorhanden,
wird die Rauchgasfeuchte H
2O
Rauchgas beispielsweise mit einer auf Laserabsorption (bei der entsprechenden Frequenz) basierenden
Messung direkt bestimmt.
4. Berechnung des Rauchgasvolumenstroms V̇Rauchgas
[0024] Über eine Massenbilanz kann unter Berücksichtigung der jeweiligen Dichten der Rauchgasvolumenstrom
berechnet werden:

wobei gilt:
gemessene Grössen: V̇PL, V̇SL
konstante Grössen: V̇Falschluft = 5000Nm3 / h
AnteilAsche = 25%
ρRauchgas = 1,277kg /Nm3
berechnete Grössen (aus (1)): ṁMüll
[0025] Aus Abnahmeversuchen und Leistungsmessungen ist aus verschiedenen Anlagen bekannt,
dass 20..30% des Müllmassenstromes ṁ
müll als Aschemassenstrom (Flug- und Rostasche) anfällt und im Mittel ziemlich konstant
ist.
Die Rauchgasdichte ρ
Rauchgas hängt von der Zusammensetzung ab. Die Dichte ρ
Rauchgas=1,277kg/Nm
3 gilt für folgende (mittlere) Rauchgaszusammensetzung (Volumenprozent): 14,5% H
2O, 11% CO
2, 7,5% O
2, Rest N
2
5. Berechnung der Wassermassenströme ṁH2O_Rauchgas
[0026] Der gesamte Wassermassenstrom ṁ
H2O_Rauchgas am Kesselende berechnet sich unter Einbeziehung von (7) und (8) aus:

[0027] Das Wasser das im Rauchgas zu finden ist, hat 4 verschiedene Quellen:
- H-Verbrennung Müllfeuerung
- H-Verbrennung Zusatzfeuerung (Öl)
- H2O aus der Verbrennungsluft
- H2O aus dem Müll
daraus folgt:

daraus folgt:

[0028] Aus Abnahmeversuchen und Leistungsmessungen mit einer installierten CO
2-Messung im Rauchgas wurde über eine statistische Auswertung der Messdaten ein linearer
Zusammenhang

festgestellt. Diese Gleichung ergibt sich aus dem Diagramm, welches in der Figur
8 wiedergegeben ist. Daraus errechnet sich der C-Massenstrom aus der Verbrennung.

[0029] Setzt man ein konstantes C/H-Verhältnis im Müll ein, kann man über den erwähnten
Zusammenhang auch den H
2O-Massenstrom aus der Müllverbrennung berechnen. Das C/H-Verhältnis ist üblicherweise
7 bis 8. Mit einem konstanten Wert von 7,5 für das C/H-Verhältnis kommt man auf folgenden
Zusammenhang:

[0030] Für die Zusatzfeuerung mit Heizöl gilt:

wobei
AnteilH für verschiedene Heizölsorten bekannt ist (Heizöl EL = 13%)
[0031] Für das über die Verbrennungsluft eingebrachte Wasser gilt:

wobei
H2OVerbrennungsluft zwischen 7..12g/Nm
3 liegt und in diesem Bereich als konstant angenommen wird.
6. Berechnung des Wasseranteils im Müll H2OMüll
[0032] Setzt man den Wassermassenstrom ṁ
H2O_Müll aus dem Müll (11) ins Verhältnis zum Mülldurchsatz ṁ
Müll (2), erhält man den Wasseranteil im Müll:

[0033] Allen Berechnungen liegen Konstanten oder Annahmen zu Grunde. Sie verfälschen das
Resultat bezogen auf den effektiven, physikalischen Wert. Die fiktive Grösse "Müllqualität"
als Grundlage für die Feuerungseinstellung basiert auf diesen berechneten Werten.
Im Sinne der Müllverbrennung spielen aber die absoluten Werte keine tragende Rolle.
Es ist jedoch von entscheidender Wichtigkeit, wann sich der absolute Wert ändert.
Erst eine Änderung des Wertes bewirkt über die fiktive Grösse "Müllqualität" schlussendlich
eine veränderte Feuerungseinstellung. Systematische Fehler (durch unzutreffende Annahmen
oder unkorrekte Konstanten), die sich hauptsächlich auf den absoluten Wert auswirken,
können demzufolgen keinen Einfluss auf den Feuerungsprozess nehmen. Den grössten Einfluss
auf die letztendlich entscheidende Grösse "Müllqualität" hat jedoch der Müllmassenstrom
ṁ
Müll. Die vorgestellte Methode ist aber so aufgebaut, dass dieser Einfluss auf elegante
Art und Weise vernachlässigt werden kann:
Ein (kleiner) Fehler in der Berechnung des Müllmassenstromes ṁMüll wirkt sich nun folgendermassen aus:
Ausgangslage: Hu = 10000kJ/kg und Wasseranteil Müll H2OMüll = 30% ergibt eine Müllqualität von 29,2%. Ist der berechnete Müllmassenstrom ṁMüll ca. 10% grösser als effektiv, werden der Heizwert Hu und der Wasseranteil im Müll
H2OMüll um diese 10% kleiner sein.
Ausgangslage Fehler: Hu = 11000 kJ/kg und Wasseranteil Müll H2OMüll = 33% ergibt eine Müllqualität von 31,2% (vorher 29,2%)
Ändert sich der Wassermassenstrom ṁMüll aus dem Müll um +10%, so ergibt dies bei einem Hu von 10000kJ/kg eine Müllqualität
von ca. 24,6% (vorher 29.2%). Der Müll ist also schlechter geworden.
Ändert sich Heizwert des Mülls um +10%, so ergibt dies bei einem Wasseranteil im Müll
von 30% eine Müllqualität von 36% (vorher 29,2%). Der Müll ist also offensichtlich
besser geworden.
Die Figur 9 zeigt in einem Diagramm einige Beispiele, wie ein Fehler von Müllmassenstrom
ṁ
Müll, Heizwert Hu und Wassermassenstrom ṁ
H2O_müll in bezug auf die Müllqualität ändert. Durch eine geeignete Wahl der Funktion

lässt sich der Fehler aus der Berechnung des Müllmassenstromes ṁ
Müll gänzlich ausblenden oder zumindest klein halten.
Allen Berechnungen liegen ausschliesslich (bei Einsatz eines Wäscher in der Rauchgasreinigung)
- Temperatur-
- Druck-
- Differenzdruck (Durchfluss, Volumenstrom)-
[0034] Messungen zu Grunde. Diese Messungen gelten auch im Einsatzgebiet Müllverbrennung
als hoch verfügbar. Somit muss auch die Verfügbarkeit der fiktiven Prozessgrösse "Müllqualität"
hoch verfügbar sein.
In allen Berechnungen werden kleine Fehler gemacht, die sich entweder gegenseitig
aufheben oder verstärken. Die vorliegende Methode zu Bestimmung der "Müllqualität",
die als Basis für die Feuerungseinstellung dienen muss, hat sich aber unabhängig von
diesen Fehlern in verschiedenen Anlagen als sehr zuverlässig herausgestellt. Die fiktive
Prozessgrösse "Müllqualität" stimmt in 95% aller Betriebsfällen mit den im Feuerraum
beobachteten Feuerungszuständen überein. Somit eignet sich das Signal bestens, von
dessen Wert über Funktionen und Tabellen eine Feuerungseinstellung abzuleiten (Verbrennungsluftverteilung,
Müllschichtdicke, Rostgeschwindigkeiten etc.).
[0035] Das Verfahren ist so konzipiert, dass sie in jedes handelsübliche Leitsystem eingebaut
werden kann. Sie ist auf keine zusätzliche, spezielle Hard- oder Software angewiesen.
[0036] Nachfolgend ist beispielsweise ein Rechenbeispiel (Momentaufnahme) aus einer Müllverbrennungsanlage
aufgeführt. Das Leitsystem rechnet die Werte online alle 250ms neu.
1. Mülldurchsatz
[0037] Im Müllschacht befinden sich die Greifer 3-10 mit den Gewichten w3-w10:
| |
w3 |
2950kg |
| |
w4 |
3120kg |
| |
w5 |
2760kg |
| |
w6 |
2370kg |
| |
w7 |
2590kg |
| |
w8 |
3280kg |
| 08:48 |
w9 |
2880kg |
| 09:00 |
w10 |
3010kg |
[0038] Der Greifer 10 hat die Marke nach 10min erreicht und es wird ein Greifer w11 und
später (w11 bei Marke) ein Greifer w12 aufgegeben:
| 09:10 |
w11 |
2810kg |
| 09:25 |
w12 |
2930kg |
zum Zeitpunkt 09:25 errechnet sich der Mülldurchsatz mit

2. Müllheizwert
[0039]
hFD = f(TFD,PFD) aus Wasser-Dampftafel
TFD = 400°C
PFD = 39 bar
hFD = 3217.4 kJ/kg
hSPW = f(TSPW,PSPW) aus Wasser-Dampftafel
TSPW = 130 °C
PSPW = 56 bar
hSPW = 549.9 kJ/kg

mFD = 55000 kg/h = 15.2778 kg/s
ζKessel = 0.855
QZusatzbrenner = 0 kW
⇒ QB = 47665 kW

3. Rauchgasfeuchte
[0040]
TRG vor Wäscher = 180 °C
Sättigungstemperatur der Rauchgase im Wäscher = 62 °C
⇒ H2ORauchgas = 15.60 Vol%
4. Rauchgasvolumenstrom
[0041]
VPL = 56500 Nm3/h
VSL = 11600 Nm3/h
VFalschluft = 5000 Nm3/h
mMüll = 14568 kg/h (siehe oben)
AnteilAsche = 25%
ρRauchgas = 1.277 kg/Nm3

5. Wassermassenströme
[0042]
VRauchgas Volumenstrom = 82572 Nm3/h (siehe oben)
H2ORachgas = 15.60 Vol%
ρRauchgas = 0.80 kg/Nm3

mH2O Oel = 0 kg/h
H2O Verbrennungsluft 10g/Nm3

kCO2 = 0.3770 kg/kWh QB = 47655 kW (siehe oben)


6. Wasseranteil im Müll
[0043]
mMüll = 14568 kg/h (siehe oben)
mH2O Müll = 3739 kg/h

7. Müllqualität
[0044]
H2OMüll = 25.66%
HuMüll = 11779 kJ/kg
| |
Wasseranteil im Müll |
|
|
|
|
| Müll Heizwert |
15 |
20 |
25 |
30 |
35 |
40 |
45 |
| 6000 |
21 |
14 |
8 |
3 |
0 |
0 |
0 |
| 8000 |
33 |
25 |
18 |
12 |
7 |
3 |
0 |
| 10000 |
52 |
44 |
36 |
28 |
20 |
11 |
2 |
| 12000 |
75 |
67 |
59 |
51 |
41 |
28 |
10 |
| 14000 |
93 |
86 |
79 |
70 |
58 |
41 |
20 |
| 16000 |
100 |
94 |
87 |
79 |
67 |
52 |
30 |
| QMüll = 55.40 % |
BEZUGSZEICHENLISTE
[0045]
- 1-12
- Greiferinhalt
- 20
- Trichter
- 30
- Marke
- 40
- Feuerung
- 50
- Müllschacht
- 60
- Müllverbrennungsanlage
- hFD
- Enthalpie des Frischdampfes
- hSPW
- Enthalpie des Speisewassers
- H2O
- Wasser
- Hu
- Heizwert
- k
- Proportionalitätsfaktor
- ṁ
- Massenstrom
- ṁMüll
- Massenstrom des Mülls
- PFD
- Druck des Frischdampfs
- PSPW
- Druck des Speisewassers
- PL
- Primärluft
- Q
- Wärmeleistung
- QB
- Wärmeleistung der Feuerung
- SL
- Sekundärluft
- T
- Temperatur
- TFD
- Temperatur des Frischdampfs
- TSPW
- Temperatur des Speisewassers
- t
- Zeit
- V
- Volumen
- V̇ Rauchgas
- Volumenstrom des Rauchgases
- w3
- Masse des 3. Greifers
- w4
- Masse des 4. Greifers
- ρ
- Dichte
- ζKessel
- Wirkungsgrad des Kessels
1. Verfahren zur automatischen Einstellung der Feuerung einer Müllverbrennungsanlage
bei welchem der Heizwert des Mülls (Hu) kontinuierlich aus der aktuell im Feuerungsraum
entbundenen Wärme (QB) und dem eingetragenen Müllmassenstrom (ṁ
Müll) bestimmt wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
zur Einstellung der Feuerungsgrössen, wie Verbrennungsluftverteilung, Müllschichtdicke
und Rostgeschwindigkeit, eine fiktive Prozessgrösse

Müllqualität" aus dem Heizwert des Mülls (Hu) und dem Wassergehalt des Mülls (H
2O
Müll) bestimmt wird, wobei der Wassergehalt des Mülls (H
2O
Müll) nach der Gleichung

ermittelt wird,
mit ṁ
H2O_Müll Wassermassenstrom des Mülls,
und wobei sich der Wassermassenstrom des Mülls ṁ
H2O_Müll aus

zusammensetzt,
mit
ṁH2O_Rauchgas Wassermassenstrom im Rauchgas
ṁH2O_Müllverbrennung bei Verbrennung entstandener Wassermassenstrom
ṁH2O_Öl durch Öl-Zusatzfeuerung entstandener Wassermassenstrom
ṁH2O_Verbrennungsluft in der zugeführten Verbrennungsluft enthaltener
Wassermassenstrom, wobei gilt:

mit
V̇ Rauchgas_Kessolende Volumenstrom des Rauchgases am Kesselende
H2ORauchgas Feuchte im Rauchgas
ρH2O_Dampf Dichte des Wassers in Dampfform

mit
kH2O Proportionalitätsfaktor
QB bei der Feuerung entbundene Wärme

mit
ṁÖl Massenstrom des Öls
AnteilH Anteil des Wasserstoffs im Öl

mit
V̇PL Volumenstrom der Primärluft
V̇SL Volumenstrom der Sekundär
V̇Falschluft Volumenstrom der Falschluft
H2OVerbrennungsluft In der der Verbrennung zugeführten Luft enthaltenes Wasser
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Feuchte im Rauchgas (H2ORauchgas) am Ende des Feuerungsraums direkt gemessen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Feuchte im Rauchgas (H2ORauchgas) über die Temperatur vor dem Eintritt des Rauchgases in einen der Müllverbrennungsanlage
nachgeschalteten Rauchgaswäscher und über die Sättigunstemperatur der Rauchgase im
Rauchgaswäscher bestimmt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Proportionalitätskonstante k
H2O über eine statistische Beziehung Kohlendioxidmassenstrom

und das Kohlenstoff zu Wasserstoff-Verhältnis (C/H) im Müll bestimmt wird, wobei
k
CO2 eine Proportionalitätskonstante zwischen der entbundenen Wärme (QB) und des Kohlendioxidmassestroms
(ṁ
CO2) ist.