(19)
(11) EP 1 046 861 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
25.10.2000  Patentblatt  2000/43

(21) Anmeldenummer: 00105630.8

(22) Anmeldetag:  16.03.2000
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7F23G 5/50
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 19.04.1999 DE 19917572

(71) Anmelder: ABB ALSTOM POWER (Schweiz) AG
5401 Baden (CH)

(72) Erfinder:
  • Dübendorfer, Peter
    8006 Zürich (CH)

(74) Vertreter: Pöpper, Evamaria, Dr. et al
ABB Business Services Ltd Intellectual Property (SLE-I), Haselstrasse 16 Bldg. 699
5401 Baden
5401 Baden (CH)

   


(54) Verfahren zur automatischen Einstellung der Feuerung einer Müllverbrennungsanlage


(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Ermittlung der Müllqualität" aus den Werten Heizwert (Hu) des Mülls und dem Wassergehalt des Mülls (H2OMüll). Bei der Müllverbrennung wird der Wassergehalt des Mülls (H2OMüll) entweder direkt gemessen oder bei einem nachgeschalteten Rauchgaswäscher lediglich aus Temperaturmessungen und einer statistischen Beziehung zwischen der entbundenen Wärme (QB) und dem Kohlendioxidmassenstrom (ṁCO2) ermittelt. Die Müllqualität" dient zur Einstellung der für die Feuerung wichtigen Grössen wie Verbrennungsluftverteilung, Müllschichtdicke und Rostgeschwindigkeit.










Beschreibung

TECHNISCHES GEBIET



[0001] Bei der Erfindung handelt es sich um ein Verfahren zur automatischen Einstellung der Feuerung einer Müllverbrennungsanlage.

STAND DER TECHNIK



[0002] Beim Betreiben einer Müllerbrennungsanlage ist es wichtig, die Feuerung der

Müllqualität" entsprechend so anzupassen, dass sie stabil und im Hinblick auf die Emissionen optimiert wird. Die wichtigsten Einflussfaktoren, welche die Feuerung dabei beeinflussen, sind die Zündfähigkeit und das Abbrennverhalten des Mülls. Da die beiden Faktoren nicht messbare Grössen sind, ist eine direkte Messung nicht möglich. Dem Anmelder ist dadurch bis heute keine Messung oder kein Verfahren bekannt, welche(s) die

Müllqualität" bezüglich der Zündfähigkeit und des Abbrennverhaltens eindeutig bestimmt. Es wurden lediglich indirekte Messungen betrieben, um die Fahrweise einer Müllverbrennung vorausschauend zu betreiben. Da die beiden genannten Kriterien der Zündfähigkeit und des Abbrennverhaltens entscheidend vom Heizwert und vom Wasseranteil des Mülls beeinflusst werden, wird beispielsweise in der Druckschrift DE 44 45 954 A1 ein Verfahren zur Verbrennung von Abfällen beschrieben, welches den Heizwert des Mülls bereits im Zuteilungsschacht ermittelt. Daraus wird über eine Prozesssteuerungseinheit die Menge der Verbrennungsluft und/oder die Menge des zuzuführenden Abfalls gesteuert. Der Heizwert ergibt sich aus Messungen, welche mit Mikrowellen durchgeführt werden. Ausgesandte Mikrowellen werden reflektiert zurückgesendet und aufgrund dieser Reflexion wird der Wassergehalt des Mülls ermittelt. Dieses Messverfahren hat aber verschiedene Nachteile. Der Aufwand für die Installation der Sensoren ist sehr gross und auch relativ teuer. Zudem ist die Messung nur an diskreten Punkten verfügbar. Auch aus der Druckschrift DE 3537945 A1 ist ein Verfahren zur optimierten

[0003] Fahrweise einer Müllverbrennungsanlage bekannt, welche die Luftmenge in Abhängigkeit vom Heizwert regelt. Die Verbrennungsluft kann dabei in einzelnen Zonen eingestellt werden. Dies geschieht kontinuierlich, um die Menge einem schwankenden Heizwert anzupassen. Der Heizwert ergibt sich dabei aus dem Quotient aus aktuell entbundener Wärme und dem Abfallmassenstrom. Bei der Lufteinstellung werden der CO und der O2-Gehalt des Abgases mit einbezogen. Nachteilig wird der Wassergehalt des Müll bei diesem Verfahren aber nicht berücksichtigt, obwohl dieser bei einer Verbrennung eine grosse Rolle spielt.

[0004] Auch aus

Entwicklung einer kamerageführten Feuerungsregelung zur Verbesserung des Verbrennungs-, Ausbrand- und Emissionsverhaltens einer Abfallverbrennungsanlage", GB Kraftwerkstechnik 73 (1993), Heft 7 ist eine Feuerungsregelung einer Abfallverbrennung bekannt. In diesem Verfahren wird zur schadstoffoptimierten Regelung der Temperatur im Feuerungsraum, die O2-Konzentration im Abgas und die erzeugte Dampfmenge bestimmt. Aus diesen Werten werden die Müllbeschickung und die Primär- und die Sekundärluftzufuhr ermittelt, wobei der CO-Gehalt minimiert wird. Die Luftzufuhr kann dabei auf dem Feuerungsrost auf verschiedenen Zonen eingestellt werden. Dieses Verfahren arbeitet mit einer Kameraüberwachung, mit welcher mittels Infrarotbildern die Temperaturverteilung im Kessel ermittelt wird. Dieses System ist aber durch die Kameraüberwachung relativ aufwendig und teuer. Dieses Verfahren zur Regelung der Feuerungsleistung von Verbrennungsöfen mit zonenweise unterschiedlicher Primärluftzufuhr am Verbrennungsrost ist auch in der Druckschrift EP 352 620A2 beschrieben.

[0005] Aus der Druckschrift EP 317 731 B1 ist ein Verfahren zum Steuern der Verbrennung von Brennstoff mit stark schwankendem Heizwert bekannt. Dabei wird der Wassergehalt des Brennstoffes und/oder der CO2-Gehalt der Verbrennungsgase durch die Intensität der herrschenden Strahlung im Bereich der Aufgabestelle und der Verdampfungs- und Entgasungzone der Feuerung gemessen. Aus diesem Werten wird unter anderem der Heizwert des Mülls bestimmt und in Abhängigkeit davon die Luftzufuhr gesteuert. Nachteil dieses Standes der Technik ist aber, dass bei sehr feuchtem Müll auch der Wassergehalt und der CO2-Gehalt im Rauchgas durch eine wesentliche schlechtere Verbrennung abnimmt. Dies kann bei einer automatischen Feuerungsführung aber bedeuten, dass der Müll entgegen der Wirklichkeit wesentlich trockener scheint. Zudem werden teure opto-elektrische Sensoren zur Detektion vom Wassergehalt bzw. vom CO2-Gehalt benötigt.

DARSTELLUNG DER ERFINDUNG



[0006] Die Erfindung überwindet die erwähnten Nachteile. Sie löst die Aufgabe, ein Verfahren zur Bestimmung der Müllqualität zu schaffen, welches einfach und zuverlässig arbeitet. Ist ein Rauchgaswäscher vorhanden, soll das Verfahren lediglich Temperatur-, Druck- und Differenzmessungen (bspw. Volumenstrom) anwenden. Es soll auch einfach in eine bestehende Müllverbrennungsanlage integriert werden können und kostengünstig sein.
Erfindungsgemäss wird dies bei einem Verfahren gemäss dem Oberbegriff des unabhängigen Anspruchs dadurch erreicht, dass zur Einstellung der Feuerungsgrössen, wie Verbrennungsluftverteilung, Müllschichtdicke und Rostgeschwindigkeit, eine fiktive Prozessgrösse

Müliqualität" aus dem Heizwert des Mülls (Hu) und dem Wassergehalt des Mülls (H2OMüll) bestimmt wird.
Ist ein Rauchgaswäscher vorhanden, wird durch das erfindungsgemässe Verfahren die direkten Messung des Wassergehalts überflüssig. Weiter kann vorteilhaft über eine statistische Beziehung zwischen der Verbrennungswärme und dem Kohlenstoffmassenstrom das bei der Verbrennung entstandene Wasser ermittelt werden. Zudem ist das Verfahren einfach und kostengünstig in eine bestehende Müllverbrennungsanlage integrierbar, da meist alle notwendigen Geräte bereits vorhanden sind. Trotz der Einfachheit ist es ein sehr zuverlässiges Verfahren.

[0007] Die weiteren Ausgestaltungsmöglichkeiten sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.

KURZE BESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN



[0008] Es zeigen:
Fig.1
eine schematische Darstellung des erfindungsgemässen Verfahrens,
Fig.2
ein Diagramm

Müllqualität" über Heizwert und Wasseranteils des Mülls,
Fig.3
eine schematische Darstellung zur Ermittlung des Mülldurchsatzes,
Fig.4
eine schematische Darstellung zur Ermittlung des Mülldurchsatzes,
Fig.5
eine schematische Darstellung zur Ermittlung des Wassergehalts im Rauchgas,
Fig.6
eine schematische Darstellung zur Ermittlung des Wassergehalts im Rauchgas mit einer Temperaturmessung vor und im Rauchgaswäscher,
Fig.7
das Diagramm zur Ermittlung des Wassergehalts im Rauchgas aus Rauchgaseintrittstemperatur und Sättigungstemperatur der Rauchgase im Wäscher,
Fig.8
eine statistische Beziehung zwischen entbundener Wärme und Massenstrom an Kohlenstoff und
Fig.9
ein Diagramm über die Fehleranfälligkeit des erfindungsgemässen Verfahrens.


[0009] Es sind nur die für die Erfindung wesentlichen Elemente dargestellt. Gleiche Elemente sind in unterschiedlichen Figuren mit gleichen Bezugszeichen versehen.

WEG ZUR AUSFÜHRUNG DER ERFINDUNG



[0010] Das erfindungsgemässe Verfahren ist geeignet, durch Ermittlung der Werte Wassergehalt des Mülls H2OMüll und
Heizwert des Mülls Hu
in einer Müllverbrennungsanlage eine fiktive Grösse

Müllqualität" festzulegen und dadurch eine automatische Feuerungseinstellung beispielsweise in bezug auf wesentliche Grössen wie die Verbrennungsluftverteilung, die Müllschichtdicke oder die Rostgeschwindigkeit vorzunehmen.

[0011] Die Figur 1 zeigt schematisch das Verfahren, um zu den Werten Heizwert (Hu) und Müllfeuchte (A) zu gelangen. Dabei wird zunächst der Müllmassenstrom (F Müll) durch die einzelnen Müllkranchargen ermittelt. Danach wird der Heizwert des Mülls (Hu) mit dem Müllmassenstrom und mit der produzierten Frischdampfmenge über die übertragende Wärmemenge berechnet. Durch Temperaturmessungen kann über pysikalische Beziehungen weiter die Rauchgasfeuchte (A) und über die statistische Beziehung daraus der Wassergehalt (A) des Mülls ermittelt werden. Aus dem Heizwert des Mülls und der Müllfeuchte wird eine Müllqualität ermittelt, welche zur automatischen Einstellung der Feuerung verwendet wird. Zur Bestimmung der genannten Werte sind folgende Messungen oder Komponenten, welche in jeder Müllverbrennungsanlage üblicherweise vorhanden sind, erforderlich:
  • Müllkrananlage mit Wägeeinrichtung der einzelnen, beschickten Müllchargen
  • Kessel
  • Frischdampfmengenmessung
  • Temperatur und Druck von Frischdampf und Speisewasser
  • Verbrennungsluft Volumenstrom
  • Entweder Wäscher mit Temperaturmessung der Rauchgase vor Eintritt und im Wäscher,
    oder H2O Messung im Rauchgas am Kesselende


[0012] In der Figur 2 wird die

Müllqualität" in einem 3-dimensionalen Diagramm mit den beiden Basisgrössen Heizwert und Wasseranteil im Müll dargestellt. Die

Müllqualität" ist je grösser, je höher der Heizwert und je tiefer der Wasseranteil im Müll. Die schiefe Ebene in diesem Diagramm, aus welcher die Müllqualität resultiert, ist aufgrund langjähriger Versuche und Erfahrungen gewählt.

[0013] Folgende Schritte sind bei dem erfindungsgemässen Verfahren auszuführen:

1. Berechnung des Mülldurchsatzes/Müllmassenstroms ṁMüll



[0014] Die Figuren 3 und 4 zeigen schematisch den ersten Verfahrensschritt in einer Müllverbrennungsanlage 10 mit einer Feuerung 40. Um eine schnelle Berechnung des Mülldurchsatzes ṁMüll zu ermöglichen berechnet man den Durchsatz aufgrund der Pausenzeit zwischen den Beschickungen und der Beschickungsmenge des Mülls in einem Trichter 20. Dabei geht man davon aus, dass das beschickte Volumen konstant (=Greiferinhalt 1-12) ist und sich nur das spezifische Gewicht ändert. Weiter kennt man die Anzahl Greifer, die notwendig sind, um den Müllschacht 50 zu füllen (1 mal ermitteln). In den Figur 3 und 4 sind die Greifer von 1 bis 12 durchnumeriert. Diese Art der Mülldurchsatzberechnung bedingt weiter, dass mehr oder weniger immer bei einer gleichen Marke 30 im Müllschacht 50 beschickt wird (z. B. eine Schweissnaht, die Umlenkkante oder der Sichtbereich der Kamera). Damit ist gegeben, dass die Volumenabnahme zwischen 2 Beschickungen einem Greiferinhalt entspricht.

[0015] Der Ablauf für die Bestimmung des Mülldurchsatzes ṁMüll ist wie folgt:
  • der Müllschacht 50 ist z.B. mit 8 Greifern (Nr 3-10) bis zur Marke 30 gefüllt,
  • von jedem der beschickten Greifer kennt man das Gewicht (gespeichert im Prozessleitsystem)
  • der Kranführer legt einen 11. Greifer in den Trichter 20
  • durch den Müllnachschub für die Verbrennung rutscht der Müll im Müllschacht 50 langsam nach unten, bis die Marke 30 erreicht ist.
  • in diesem Moment wird ein neuer Greifer beschickt (Nr. 12)
  • man misst die Zeit t11-12 die der 11. Greifer gebraucht hat, um die Marke 30 zu erreichen (entspricht der Volumenabnahme)
  • während dieser Zeit müssen die w3 kg des Greifers 3 in die Feuerung transportiert worden sein
  • Durch den Müllnachschub für die Verbrennung rutscht der Müll im Müllschacht 50 langsam nach unten, bis die Marke 30 wiederum erreicht ist.
  • ein neuer Greifer wird beschickt (Nr. 13)
  • man misst die Zeit t12-13 die der 12. Greifer gebraucht hat, um die Marke 30 zu erreichen (entspricht der Volumenabnahme)
  • während dieser Zeit müssen die w4 kg des Greifers 4 in die Feuerung transportiert worden sein


[0016] Der Mülldurchsatz ṁMüll in dieser Zeit über 2 Greifer war



[0017] Um die Einflüsse der Fehler bezüglich der Annahmen (gleichmässige Beschickung, konstantes Volumen etc.) zu minimieren wird diese Berechnung über einige Greifer gemittelt (je nach Volumen des Greifers, Grösse der Anlage und Fahrweise der Kranführer).

2. Berechnung des Müllheizwertes Hu



[0018] Ist der Mülldurchsatz ṁMüll bekannt, kann mit Hilfe des Kesselwirkungsgrades ζKessel, der Enthalpie von Speisewasser hSPW und Frischdampf hFD sowie der Frischdampfmenge ṁFD der Müllheizwert Hu berechnet werden.

[0019] Eingebrachte Müll-Feuerungswärmeleistung:

wobei gilt (aus Wasserdampftafel):    Frischdampfenthalpie (FD):

   Speisewasserenthalpie (SPW):



[0020] Eingebrachte Wärmeleistung bei Einsatz eines Zusatzbrenners (z.B. Stützfeuerung für 17. BlmSchV):



[0021] Daraus ergibt sich für den Müllheizwert unter Einbeziehung von (1) und (2):


3. Bestimmung der Rauchgasfeuchte H2ORauchgas



[0022] Die Rauchgasfeuchte dient als Grundlage für die Bestimmung des Wasseranteils im Müll. Der Wasseranteil im Müll kann mangels geeigneter Messsysteme nicht direkt detektiert werden. Je höher der Wasseranteil im Müll ist, desto mehr Wasser muss vor oder in der Feuerung verdampfen. Somit muss auch die Rauchgasfeuchte ansteigen. Dieser Vorgang ist in der Figur 5 dargestellt.
Die Rauchgasfeuchte H2ORauchgas kann bei einem vorhandenen Wäscher aus der Rauchgastemperatur vor Wäscher und der Sättigungstemperatur im Wäscher berechnet werden. Die Figur 6 stellt diesen Vorgang mit den beiden Temperaturmessungen dar. Aus diesen Messung kann über ein Diagramm, welches in Figur 7 dargestellt ist, die Rauchgasfeuchte H2ORauchgas ermittelt werden.



[0023] Dabei gilt: Je trockener das Rauchgas, desto mehr Wasser kann es aufnehmen und desto tiefer wird die Sättigungstemperatur im Wäscher sein. Ist kein Wäscher vorhanden, wird die Rauchgasfeuchte H2ORauchgas beispielsweise mit einer auf Laserabsorption (bei der entsprechenden Frequenz) basierenden Messung direkt bestimmt.

4. Berechnung des Rauchgasvolumenstroms V̇Rauchgas



[0024] Über eine Massenbilanz kann unter Berücksichtigung der jeweiligen Dichten der Rauchgasvolumenstrom berechnet werden:

wobei gilt:

gemessene Grössen: PL, SL

konstante Grössen: Falschluft = 5000Nm3 / h

AnteilAsche = 25%

ρRauchgas = 1,277kg /Nm3

berechnete Grössen (aus (1)): Müll



[0025] Aus Abnahmeversuchen und Leistungsmessungen ist aus verschiedenen Anlagen bekannt, dass 20..30% des Müllmassenstromes ṁmüll als Aschemassenstrom (Flug- und Rostasche) anfällt und im Mittel ziemlich konstant ist.
Die Rauchgasdichte ρRauchgas hängt von der Zusammensetzung ab. Die Dichte ρRauchgas=1,277kg/Nm3 gilt für folgende (mittlere) Rauchgaszusammensetzung (Volumenprozent): 14,5% H2O, 11% CO2, 7,5% O2, Rest N2

5. Berechnung der Wassermassenströme ṁH2O_Rauchgas



[0026] Der gesamte Wassermassenstrom ṁH2O_Rauchgas am Kesselende berechnet sich unter Einbeziehung von (7) und (8) aus:



[0027] Das Wasser das im Rauchgas zu finden ist, hat 4 verschiedene Quellen:
  • H-Verbrennung Müllfeuerung
  • H-Verbrennung Zusatzfeuerung (Öl)
  • H2O aus der Verbrennungsluft
  • H2O aus dem Müll
daraus folgt:

daraus folgt:



[0028] Aus Abnahmeversuchen und Leistungsmessungen mit einer installierten CO2-Messung im Rauchgas wurde über eine statistische Auswertung der Messdaten ein linearer Zusammenhang

festgestellt. Diese Gleichung ergibt sich aus dem Diagramm, welches in der Figur 8 wiedergegeben ist. Daraus errechnet sich der C-Massenstrom aus der Verbrennung.



[0029] Setzt man ein konstantes C/H-Verhältnis im Müll ein, kann man über den erwähnten Zusammenhang auch den H2O-Massenstrom aus der Müllverbrennung berechnen. Das C/H-Verhältnis ist üblicherweise 7 bis 8. Mit einem konstanten Wert von 7,5 für das C/H-Verhältnis kommt man auf folgenden Zusammenhang:



[0030] Für die Zusatzfeuerung mit Heizöl gilt:

wobei AnteilH für verschiedene Heizölsorten bekannt ist (Heizöl EL = 13%)

[0031] Für das über die Verbrennungsluft eingebrachte Wasser gilt:

wobei H2OVerbrennungsluft zwischen 7..12g/Nm3 liegt und in diesem Bereich als konstant angenommen wird.

6. Berechnung des Wasseranteils im Müll H2OMüll



[0032] Setzt man den Wassermassenstrom ṁH2O_Müll aus dem Müll (11) ins Verhältnis zum Mülldurchsatz ṁMüll (2), erhält man den Wasseranteil im Müll:



[0033] Allen Berechnungen liegen Konstanten oder Annahmen zu Grunde. Sie verfälschen das Resultat bezogen auf den effektiven, physikalischen Wert. Die fiktive Grösse "Müllqualität" als Grundlage für die Feuerungseinstellung basiert auf diesen berechneten Werten. Im Sinne der Müllverbrennung spielen aber die absoluten Werte keine tragende Rolle. Es ist jedoch von entscheidender Wichtigkeit, wann sich der absolute Wert ändert. Erst eine Änderung des Wertes bewirkt über die fiktive Grösse "Müllqualität" schlussendlich eine veränderte Feuerungseinstellung. Systematische Fehler (durch unzutreffende Annahmen oder unkorrekte Konstanten), die sich hauptsächlich auf den absoluten Wert auswirken, können demzufolgen keinen Einfluss auf den Feuerungsprozess nehmen. Den grössten Einfluss auf die letztendlich entscheidende Grösse "Müllqualität" hat jedoch der Müllmassenstrom ṁMüll. Die vorgestellte Methode ist aber so aufgebaut, dass dieser Einfluss auf elegante Art und Weise vernachlässigt werden kann:

Ein (kleiner) Fehler in der Berechnung des Müllmassenstromes ṁMüll wirkt sich nun folgendermassen aus:

Ausgangslage: Hu = 10000kJ/kg und Wasseranteil Müll H2OMüll = 30% ergibt eine Müllqualität von 29,2%. Ist der berechnete Müllmassenstrom ṁMüll ca. 10% grösser als effektiv, werden der Heizwert Hu und der Wasseranteil im Müll H2OMüll um diese 10% kleiner sein.

Ausgangslage Fehler: Hu = 11000 kJ/kg und Wasseranteil Müll H2OMüll = 33% ergibt eine Müllqualität von 31,2% (vorher 29,2%)

Ändert sich der Wassermassenstrom ṁMüll aus dem Müll um +10%, so ergibt dies bei einem Hu von 10000kJ/kg eine Müllqualität von ca. 24,6% (vorher 29.2%). Der Müll ist also schlechter geworden.

Ändert sich Heizwert des Mülls um +10%, so ergibt dies bei einem Wasseranteil im Müll von 30% eine Müllqualität von 36% (vorher 29,2%). Der Müll ist also offensichtlich besser geworden.

Die Figur 9 zeigt in einem Diagramm einige Beispiele, wie ein Fehler von Müllmassenstrom ṁMüll, Heizwert Hu und Wassermassenstrom ṁH2O_müll in bezug auf die Müllqualität ändert. Durch eine geeignete Wahl der Funktion

lässt sich der Fehler aus der Berechnung des Müllmassenstromes ṁMüll gänzlich ausblenden oder zumindest klein halten.
Allen Berechnungen liegen ausschliesslich (bei Einsatz eines Wäscher in der Rauchgasreinigung)
  • Temperatur-
  • Druck-
  • Differenzdruck (Durchfluss, Volumenstrom)-


[0034] Messungen zu Grunde. Diese Messungen gelten auch im Einsatzgebiet Müllverbrennung als hoch verfügbar. Somit muss auch die Verfügbarkeit der fiktiven Prozessgrösse "Müllqualität" hoch verfügbar sein.
In allen Berechnungen werden kleine Fehler gemacht, die sich entweder gegenseitig aufheben oder verstärken. Die vorliegende Methode zu Bestimmung der "Müllqualität", die als Basis für die Feuerungseinstellung dienen muss, hat sich aber unabhängig von diesen Fehlern in verschiedenen Anlagen als sehr zuverlässig herausgestellt. Die fiktive Prozessgrösse "Müllqualität" stimmt in 95% aller Betriebsfällen mit den im Feuerraum beobachteten Feuerungszuständen überein. Somit eignet sich das Signal bestens, von dessen Wert über Funktionen und Tabellen eine Feuerungseinstellung abzuleiten (Verbrennungsluftverteilung, Müllschichtdicke, Rostgeschwindigkeiten etc.).

[0035] Das Verfahren ist so konzipiert, dass sie in jedes handelsübliche Leitsystem eingebaut werden kann. Sie ist auf keine zusätzliche, spezielle Hard- oder Software angewiesen.

[0036] Nachfolgend ist beispielsweise ein Rechenbeispiel (Momentaufnahme) aus einer Müllverbrennungsanlage aufgeführt. Das Leitsystem rechnet die Werte online alle 250ms neu.

1. Mülldurchsatz



[0037] Im Müllschacht befinden sich die Greifer 3-10 mit den Gewichten w3-w10:
  w3 2950kg
  w4 3120kg
  w5 2760kg
  w6 2370kg
  w7 2590kg
  w8 3280kg
08:48 w9 2880kg
09:00 w10 3010kg


[0038] Der Greifer 10 hat die Marke nach 10min erreicht und es wird ein Greifer w11 und später (w11 bei Marke) ein Greifer w12 aufgegeben:
09:10 w11 2810kg
09:25 w12 2930kg
zum Zeitpunkt 09:25 errechnet sich der Mülldurchsatz mit


2. Müllheizwert



[0039] 

hFD = f(TFD,PFD) aus Wasser-Dampftafel

TFD = 400°C

PFD = 39 bar

hFD = 3217.4 kJ/kg

hSPW = f(TSPW,PSPW) aus Wasser-Dampftafel

TSPW = 130 °C

PSPW = 56 bar

hSPW = 549.9 kJ/kg

mFD = 55000 kg/h = 15.2778 kg/s

ζKessel = 0.855

QZusatzbrenner = 0 kW

⇒ QB = 47665 kW


3. Rauchgasfeuchte



[0040] 

TRG vor Wäscher = 180 °C

Sättigungstemperatur der Rauchgase im Wäscher = 62 °C

⇒ H2ORauchgas = 15.60 Vol%


4. Rauchgasvolumenstrom



[0041] 

VPL = 56500 Nm3/h

VSL = 11600 Nm3/h

VFalschluft = 5000 Nm3/h

mMüll = 14568 kg/h (siehe oben)

AnteilAsche = 25%

ρRauchgas = 1.277 kg/Nm3




5. Wassermassenströme



[0042] 

VRauchgas Volumenstrom = 82572 Nm3/h (siehe oben)

H2ORachgas = 15.60 Vol%

ρRauchgas = 0.80 kg/Nm3

mH2O Oel = 0 kg/h

H2O Verbrennungsluft 10g/Nm3

kCO2 = 0.3770 kg/kWh QB = 47655 kW (siehe oben)




6. Wasseranteil im Müll



[0043] 

mMüll = 14568 kg/h (siehe oben)

mH2O Müll = 3739 kg/h


7. Müllqualität



[0044] 

H2OMüll = 25.66%

HuMüll = 11779 kJ/kg

  Wasseranteil im Müll        
Müll Heizwert 15 20 25 30 35 40 45
6000 21 14 8 3 0 0 0
8000 33 25 18 12 7 3 0
10000 52 44 36 28 20 11 2
12000 75 67 59 51 41 28 10
14000 93 86 79 70 58 41 20
16000 100 94 87 79 67 52 30
QMüll = 55.40 %

BEZUGSZEICHENLISTE



[0045] 
1-12
Greiferinhalt
20
Trichter
30
Marke
40
Feuerung
50
Müllschacht
60
Müllverbrennungsanlage
hFD
Enthalpie des Frischdampfes
hSPW
Enthalpie des Speisewassers
H2O
Wasser
Hu
Heizwert
k
Proportionalitätsfaktor
Massenstrom
Müll
Massenstrom des Mülls
PFD
Druck des Frischdampfs
PSPW
Druck des Speisewassers
PL
Primärluft
Q
Wärmeleistung
QB
Wärmeleistung der Feuerung
SL
Sekundärluft
T
Temperatur
TFD
Temperatur des Frischdampfs
TSPW
Temperatur des Speisewassers
t
Zeit
V
Volumen
Rauchgas
Volumenstrom des Rauchgases
w3
Masse des 3. Greifers
w4
Masse des 4. Greifers
ρ
Dichte
ζKessel
Wirkungsgrad des Kessels



Ansprüche

1. Verfahren zur automatischen Einstellung der Feuerung einer Müllverbrennungsanlage bei welchem der Heizwert des Mülls (Hu) kontinuierlich aus der aktuell im Feuerungsraum entbundenen Wärme (QB) und dem eingetragenen Müllmassenstrom (ṁMüll) bestimmt wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
zur Einstellung der Feuerungsgrössen, wie Verbrennungsluftverteilung, Müllschichtdicke und Rostgeschwindigkeit, eine fiktive Prozessgrösse

Müllqualität" aus dem Heizwert des Mülls (Hu) und dem Wassergehalt des Mülls (H2OMüll) bestimmt wird, wobei der Wassergehalt des Mülls (H2OMüll) nach der Gleichung

ermittelt wird,
mit ṁH2O_Müll Wassermassenstrom des Mülls,
und wobei sich der Wassermassenstrom des Mülls ṁH2O_Müll aus

zusammensetzt,
mit

H2O_Rauchgas Wassermassenstrom im Rauchgas

H2O_Müllverbrennung bei Verbrennung entstandener Wassermassenstrom

H2O_Öl durch Öl-Zusatzfeuerung entstandener Wassermassenstrom

H2O_Verbrennungsluft in der zugeführten Verbrennungsluft enthaltener

Wassermassenstrom, wobei gilt:

mit

Rauchgas_Kessolende Volumenstrom des Rauchgases am Kesselende

H2ORauchgas Feuchte im Rauchgas

ρH2O_Dampf Dichte des Wassers in Dampfform



mit

kH2O Proportionalitätsfaktor

QB bei der Feuerung entbundene Wärme



mit

Öl Massenstrom des Öls

AnteilH Anteil des Wasserstoffs im Öl



mit

PL Volumenstrom der Primärluft

SL Volumenstrom der Sekundär

Falschluft Volumenstrom der Falschluft

H2OVerbrennungsluft In der der Verbrennung zugeführten Luft enthaltenes Wasser


 
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Feuchte im Rauchgas (H2ORauchgas) am Ende des Feuerungsraums direkt gemessen wird.
 
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Feuchte im Rauchgas (H2ORauchgas) über die Temperatur vor dem Eintritt des Rauchgases in einen der Müllverbrennungsanlage nachgeschalteten Rauchgaswäscher und über die Sättigunstemperatur der Rauchgase im Rauchgaswäscher bestimmt wird.
 
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Proportionalitätskonstante kH2O über eine statistische Beziehung Kohlendioxidmassenstrom

und das Kohlenstoff zu Wasserstoff-Verhältnis (C/H) im Müll bestimmt wird, wobei kCO2 eine Proportionalitätskonstante zwischen der entbundenen Wärme (QB) und des Kohlendioxidmassestroms (ṁCO2) ist.
 




Zeichnung



















Recherchenbericht