(19)
(11) EP 1 046 867 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
25.10.2000  Patentblatt  2000/43

(21) Anmeldenummer: 00107948.2

(22) Anmeldetag:  14.04.2000
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7F24H 1/10
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 17.04.1999 DE 19917521

(71) Anmelder: Forschungszentrum Karlsruhe GmbH
76133 Karlsruhe (DE)

(72) Erfinder:
  • Schubert, Klaus, Dr.
    76227 Karlsruhe (DE)
  • Brandner, Jürgen
    69115 Heidelberg (DE)

   


(54) Wärmeübertragung auf ein Fluid in einem Mikrostrukturkörper


(57) Ein Verfahren zur Wärmeübertragung auf ein Fluid in einem Mikrostrukturkörper mit einer Vielzahl von Mikrokanälen für die Ab- und Zufuhr des Fluids, sowie einem die Wärmeenergie auf das Fluid übertragenden Energieträger. Dazu wird ein Teil des Mikrostrukturkörpers durch direkte oder indirekte ohmsche Erwärmung elektrisch aufgeheizt und die entstandene Wärme durch Wärmeleitung innerhalb des Mikrostrukturkörpers auf das zu erwärmende Fluid übertragen. Zur Erzeugung eines aufgeprägten Temperaturprofiles in Strömungsrichtung des zu erwärmenden Fluides wird mit unterschiedlicher elektrischer Leistung geheizt, um dadurch unterschiedliche Wärmemengen übertragen zu können.




Beschreibung


[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Wärmeübertragung auf ein Fluid in einem Mikrostrukturkörper mit einer Vielzahl von Mikrokanälen für die Ab- und Zufuhr des Fluids sowie einem, die Wärmeenergie auf das Fluid übertragenden Energieträger und einen Mikrostrukturkörper zur Ausübung des Verfahrens.

[0002] Es ist bekannt, Fluide durch elektrisch beheizte Elemente zu erhitzen, was den Vorteil hat, das sich die Temperaturregelung bei der Wärmeübertragung schnell und einfach mit Hilfe einer elektrischen Leistungsregelung realisieren lässt. In allen Fällen werden die Fluide durch den direkten Kontakt mit dem elektrisch auf hohe Temperatur gebrachten Heizelement aufgeheizt. Zur Übertragung größerer Leistungen muß jedoch wegen der kleineren Oberflächen der konventionellen Heizelemente die treibende Temperaturdifferenz groß sein, das heisst die Oberflächentemperaturen der Heizelemente müssen sehr hoch sein. Dies kann problematisch sein, wenn Fluide erhitzt werden sollen, die sensitiv gegen hohe Temperaturen und/oder lokale Überhitzungen sind, z. B. Milch. Auch haben konventionelle elektrische Heizapparate relativ niedrige Aufheizraten, das heisst die erreichte Temperaturdifferenz pro Zeiteinheit ist gering und die Verweilzeiten sind, bedingt durch große aktive Wärmeübertragungsvolumina, relativ lang.

[0003] Ausgehend davon ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren mit einem Mikrostrukturapparat zu schaffen, mittels welchem Fluide mit kleinen Aufheizraten, kurzen Verweilzeiten und exakter Temperatursteuerung bei gleichzeitig technisch relevanten Durchsätzen aufgeheizt werden können. Unter Fluiden sind dabei sowohl Gase als auch Flüssigkeiten zu verstehen. Die Temperaturdifferenz zwischen dem zu erhitzenden Medium und der Oberfläche, von der die Leistung auf das Fluid übertragen wird, soll für bestimmte Anwendungen klein gehalten werden können.

[0004] Zur Lösung der Aufgabe schlägt die Erfindung die Merkmale vor, die im kennzeichnenden Teil des Patentanspruches 1 angeführt sind. Weitere vorteilhafte Merkmale zur Lösung sind in den kennzeichnenden Teilen der Unteransprüche angeführt.

[0005] Einzelheiten der vorliegenden Erfindung werden im folgenden und anhand der Figuren 1 und 2 näher erläutert. Es zeigen:

die Figur 1 die schematische Darstellung eines elektrisch beheizten Mikrostrukturkörpers und

die Figur 2 die weitere Ausführung eines solchen.



[0006] Mikrostrukturkörper mit Mikrokanälen bestehen im allgemeinen aus einem Stapel diffusionsverschweißter Metallfolien mit Foliendicken von z. B. 100 µm. In diese Metallfolien werden mit Hilfe formgeschliffener Werkzeuge die parallel zueinander verlaufenden Mikrokanäle für Fluidpassagen gegebenenfalls für eine zu erhitzende Flüssigkeit eingebracht. Die minimal zu realisierenden Kanalabmessungen liegen im Bereich von 10 µm. Die geometrische Form der Mikrokanäle ist frei wählbar. So sind zum Beispiel Rechteck- sowie auch kreisförmige Querschnitte möglich. Die Mikrokanäle können dabei auch unterschiedliche Abmessungen aufweisen. Um gleiche Durchflußmengenströme in den einzelnen Mikrokanälen einer Fluidpassage zu gewährleisten, sind die Mikrokanaäle einer solchen Fluidpassage untereinander gleich. Der charakteristische hydraulische Kanaldurchmesser von Mikrokanälen einer Fluidpassage i ergibt sich zum Beispiel aus der Beziehung:

di =
hydraulischer Durchmesser der Kanäle der Fluidpassage i
Ai =
durchströmter Kanalquerschnitt der Fluidpassage i
Ui =
benetzter Kanalumfang der Fluidpassage i
ist.

[0007] Mikrostrukturkörper der genannten Art sind allgemein dadurch gekennzeichnet, daß entweder die charakteristischen hydraulischen Kanaldurchmesser di oder die Kanalabmessungen ai, wobei ai die größte Abmessung eines Mikrokanales senkrecht zur Fluidpassage i ist, aller Mikrokanäle zumindest einer Fluidpassage i kleiner 1000 µm sind. Die kleinste Wandstärke bi, das heisst der geringste Abstand zwischen einzelnen Fluidpassagen ist ebenfalls kleiner 1000 µm, vorzugsweise kleiner 200 µm zu wählen. Diese Aussagen gelten auch für den Fall, daß die Mikrokanäle einer Fluidpassage i untereinander unterschiedlich groß sind.

[0008] Die deutliche Erhöhung der Wärmeübertragungsleistung in solchen Mikrostrukturkörpern beruht darauf, daß durch die kleinen hydraulischen Kanaldurchmesser di, vor allem aber durch die kleinen Kanalabmessungen ai, die Transportwege für zu übertragenden Wärmeströme sehr kurz sind. Gegenüber Wämedurchgangskoeffizienten von ca. 1000 W/K m in konventionellen Wärmeübertragern ergeben sich in Mikrostrukturkörpern zur Wärmeübertragung Werte in der Größenordnung 20000 W/K m, bei Fluidpassagen mit di = 80 µm, ai = 70µm. Die spezifische Wärmeübertragungsfläche kann dabei Werte größer 100 cm2/cm3 erreichen. Daraus resultiert insgesamt eine Steigerung der volumenspezifischen Wärmeübertragungsleistung um mindestens einen Faktor 100 gegenüber konventionellen Wärmeübertragern.

[0009] Aus gewonnenen experimentellen Daten von Mikrostrukturkörpern zur Wärmeübertragung ergeben sich bei Verweilzeiten herunter bis zu wenigen Millisekunden Aufheizraten von bis zu 10000 K pro Sekunde. Daher kann ein Flüssigkeitsstrom von 400 kg/h in einem Mikrostrukturkörper von 1 cm3 aktivem Volumen bei 6 bar Eintritts- und 1 bar Austrittsdruck in 3 Millisekunden um 30°K erhitzt werden. Für größere Mikrostrukturkörper mit 27 cm3 aktivem Volumen ergeben sich ein Durchsätze von ca. 4000 kg/h. Unter dem aktiven Volumen eines Mikrostrukturkörpers ist das Volumen im Inneren zu verstehen, in welchem die Mikrokanäle verlaufen, wobei das Volumen von Deck- und Seitenplatten sowie das der Anschlüsse nicht mitgerechnet ist.

[0010] Nach dem neuen Verfahren wird das zu erhitzende Fluid durch mindestens eine Ebene bzw. Schicht eines Mikrostrukturkörpers mit einer Vielzahl von nebeneinanderliegenden Mikrokanälen bzw. Mikrodurchbrüchen geleitet, deren Querabmessungen wie bereits erwähnt kleiner 1000 µm sind, bevorzugt kleiner 500 µm, wobei unmittelbar angrenzend an diese fluidführende Ebene mindestens eine Schicht mit mindestens einem elektrisch beheizten Heizelement angeordnet ist, welches gegenüber dem Material der Fluidebene elektrisch isoliert ist. Für größere Durchsätze sind viele Ebenen bzw. Schichten mit Mikrodurchbrüchen für die Fluide abwechselnd mit Schichten mit elektrisch beheizten Heizelementen zu einer kompakten Einheit angeordnet, wie in den später beschriebenen Figuren 1 und 2 prinzipiell gezeigt.

[0011] Die Heizelemente können je nach Anwendung bezüglich des Stromflusses in Reihe oder parallel oder in einer Kombination davon geschaltet werden. Zur Erzeugung eines aufgeprägten Temperaturprofiles in Strömungsrichtung des zu erwärmenden Fluides können in den Heizschichten mehrere Heizelemente, -in Strömungsrichtung gesehen-, hintereinander angeordnet werden, die unterschiedliche elektrische Leistungen abgeben. Damit können die fluidführenden Mikrostrukturen, - wieder in Strömungsrichtung gesehen -, auf unterschiedliche Temperaturen aufgeheizt werden. Dadurch kann ein Temperaturprofil in dem Mikrostrukturkörper zur Ausübung eines Verfahrens in dem strömenden Fluid erzeugt werden. Dies kann dann von Bedeutung sein, wenn z. B. in dem Mikrostrukturkörper ein chemischer, endothermer Prozeß geführt wird, bei dem die Temperatur in Strömungsrichtung erst konstant gehalten und danach gezielt erhöht werden muß.

[0012] In der Figur 1 ist nun ein solcher Mikrostrukturkörper 1 schematisch dargestellt, in den elf Foliendoppelstücke eingebaut sind, die jeweils zusammengeschweißt und übereinander gestapelt elf Reihen von Mikrokanälen 2 ergeben. Jedes der Foliendoppelstücke enthält eine Vielzahl von Mikrokanälen mit 150 µm Breite und Höhe sowie einer Länge von 22 mm. Ihr hydraulischer Durchmesser liegt bei 133 µm. Die elf zusammengeschweißten Foliendoppelstücke sind jeweils an ihren Rändern übereinander mit zehn Abstandsstücken 3 zu einem Block verschweißt, so daß durch die Abstandstücke 3 flache Hohlräume 4 zwischen den Foliendoppelstücken gebildet werden, in welche plattenförmige, keramische elektrische Heizelemente 5 eingesetzt werden. Auf die Stirnseiten des Mikrostrukturkörpers 1 mit den Öffnungen der Mikrokanäle 2 sind hohle Adapterstücke 6 gesetzt, durch welche das zu erwärmende Fluid 7 in die Mikrokanäle 2 geleitet wird. Der Mikrostrukturkörper 1 ist oben und unten mit zwei Endplatten 7 komplettiert, die mit den Strukturen der Foliendoppelstücke sowie der Abstandsstücke 3 zu einem geschlossenen Block diffusionsverschweißt sind.

[0013] Als Material für direkt einsetzbare Heizelemente 5 werden neben der bereits erwähnten elektrisch leitfähigen Keramik Materialien mit einem relativ hohen spezifischen Widerstand verwendet. In Frage kommen neben anderem z. B. Tantal, Titan, Wolfram, Konstantan und Fecralloy, wobei letzteres auf seiner Oberfläche eine Chromoxyd-Aluminiumoxyd-Schutzschicht ausbildet, die eine natürliche Isolierung bildet. Letztlich können die beheizten Schichten oder Heizelemente aber auch aus einem anderen Metall bzw. einer Metalllegierung mit einer Oxydschicht auf der Oberfläche zur Isolierung bestehen.

[0014] Ein weiteres Ausführungsbeispiel eines Mikrostrukturkörpers ist in der Figur 2 dargestellt. Bei diesem Mikrostrukturkörper 13 werden Widerstandsheizpatronen 9 zum Heizen verwendet. Zwischen zwei Stahlplatten 10 als Deckel und Boden des Mikrostrukturkörpers sind jeweils mehrere mit Mikrokanälen 14 strukturierte Stahlfolien 11 und Abstandsstücke 12 als beheizte Schichten in alternierender Ordnung übereinandergeschichtet und miteinander diffusionsverschweißt. In die mikrostrukturierten Folien 11 sind jeweils eine Vielzahl von Mikrokanälen 14 für das Fluid 7 mit etwa den bereits angeführten Abmessungen eingebracht. Die Heizpatronen 9 sind in Bohrungen der Abstandsstücke 12 eingeschoben. Der Fluidanschluß an die Mikrokanäle 14 erfolgt mittels nicht dargestellter Standardfittings die als Verbindungsstücke dienen. Abhängig von der Zahl und der Leistung der Heizpatronen 9 kann die Gesamtleistung eines solchen Mikrostrukturkörpers 13 im Bereich von einigen 100W bis zu mehreren kW liegen.

Bezugszeichenliste:



[0015] 
1
Mikrostrukturkörper
2
Mikrokanäle
3
Abstandsstücke
4
Hohlräume
5
Heizelemente
6
Adapterstücke
7
Fluid
8
Endplatten
9
Heizpatronen
10
Stahlplatten
11
Folien
12
Abstandsstücke als beheizte Schichten
13
Mikrostrukturkörper
14
Mikrokanäle



Ansprüche

1. Verfahren zur Wärmeübertragung auf ein Fluid in einem Mikrostrukturkörper mit einer Vielzahl von Mikrokanälen für die Ab- und Zufuhr des Fluids, sowie einem die Wärmeenergie auf das Fluid übertragenden Energieträger, dadurch gekennzeichnet,
daß ein Teil des Mikrostrukturkörpers durch direkte oder indirekte ohmsche elektrisch Erwärmung aufgeheizt und die entstandene Wärme durch Wärmeleitung innerhalb des Mikrostrukturkörpers auf das zu erwärmende Fluid übertragen wird.
 
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Erzeugung eines aufgeprägten Temperaturprofiles in Strömungsrichtung des zu erwärmenden Fluides mit unterschiedlicher elektrischer Leistung geheizt wird und damit unterschiedliche Wärmemengen übertragen werden.
 
3. Mikrostrukturkörper zur Ausübung eines Verfahrens nach Anspruch 1 mit einem primären Energieträger und einem sekundären Fluid als Medium zur Abfuhr der im Mikrowärmetauscher freigesetzten Wärme, dadurch gekennzeichnet, daß der Energieträger elektrischer Strom ist, der innerhalb des Mikrostrukturkörpers (1, 13) direkt in Wärme umgewandelt und dann durch Wärmeleitung auf das zu erwärmende Fluid (7) übertragen wird.
 
4. Mikrostrukturkörper nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß er schichtweise aufgebaut ist und zwischen mindestens jeweils einer, Mikrokanäle für das Fluid aufweisenden Schicht (11) mindestens eine elektrisch direkt oder indirekt beheizte Schicht (12 und 4, 5) angeordnet ist.
 
5. Mikrostrukturkörper nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß in Strömungsrichtung des zu erwärmenden Fluides gesehen, beheizte Schichten (12) oder Heizelemente (5, 9) mit unterschiedlichen elektrischen Leistungen angeordnet sind.
 
6. Mikrostrukturkörper nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß die beheizten Schichten (12) oder Heizelemente (5, 9)aus Fecralloy oder einem anderen Metall bzw. einer Metalllegierung mit einer Oxydschicht auf der Oberfläche zur Isolierung bestehen.
 




Zeichnung