[0001] Die Erfindung betrifft eine Korkverbundplatte mit einer aus beleimten Lignocellulosepartikeln
wie insbesondere Holzspänen oder -fasern gepreßten Trägerschicht und mindestens einer
mit der Trägerschicht verbundenen Deckschicht aus Kork. Ferner betrifft die Erfindung
ein Verfahren zur Herstellung einer mehrschichtigen Verbundspan- oder -faserplatte,
bei der mindestens eine Schicht aus Korkteilchen besteht.
[0002] Korkplatten werden für viele Verwendungszwecke benötigt, z.B. als Isolierplatten
in Kühlschränken. Ferner ist es bekannt, Fußböden, Wände und Decken zur Geräusch-
oder Trittschalldämmung oder auch zur thermischen Isolierung mit Korkplatten zu belegen
oder zu verkleiden, die aus einer Trägerschicht aus Holz oder Fasermaterial und einer
dünnen Deckschicht aus Kork besteht. Zur Herstellung derartiger Verbundplatten ist
es üblich, eine vorgefertigte Korkplatte in einem separaten Vorgang auf die Oberfläche
der ebenfalls schon fertigen Trägerplatte aufzuleimen. Die Herstellung von Verbundplatten
mit Holzspänen in der Mittelschicht und Korkpartikeln in der Deckschicht in einem
einstufigen Preßvorgang ist - soweit bekannt - nicht Stand der Technik.
[0003] Für die Herstellung von Spanplatten werden Holzspäne mit einem Bindemittel beleimt
und anschließend zu Spanmatten gestreut und heiß gepreßt. Als Bindemittel für die
Herstellung von Spanplatten können säurehärtende modifizierte und unmodifizierte Harnstofformaldehydharze
(UF-Harze), Phenolformaldehydharze (PF-Harze) und Klebstoffe auf der Basis von Diisocyanaten
(PMDI) eingesetzt werden. Nach einem anderen Verfahren können auch Tanninformaldehydharze
(TF-Harze) als Bindemittel für die Herstellung von Holzspanplatten eingesetzt werden
(EP-PS 0 788 866). Bei der Herstellung von Tanninformaldehydharzen kommen pflanzliche
Extrakte zum Einsatz. Weitere Bindemittel wie Stärke und Proteine haben bislang keine
industrielle Bedeutung als Bindemittel erlangt, sie können im Prinzip jedoch für sich
allein oder in Kömbination mit anderen Bindemitteln eingesetzt werden.
[0004] Span- und Faserplatten können ein- oder mehrschichtig hergestellt werden. In den
verschiedenen Schichten können verschiedene Bindemittel eingesetzt werden. So sind
Spanplatten mit Aminoplast-Harzen in den Außenschichten bekannt, während für die Mittelschicht
ein Bindemittel auf der Basis von Diisocyanat (PMDI) verwendet wird (EP-PS-0 012 169).
Zur Reduzierung der Formaldehydabgabe wird die Zugabe von formaldehydaktiven Stoffen
in den mit PMDI verleimten Schichten empfohlen (EP-PS 0 012 169).
[0005] Nicht nur Holzspäne und Holzfasern lassen sich mit Harnstoffformaldehydharzen zu
Platten verleimen, sondern auch Korkteilchen. So werden Korkplatten mit Harnstofformaldehydharzen
und mit Melamin modifizierten Harnstofformaldehydharzen hergestellt. Die Herstellung
von Korkplatten kann auf üblichen Preßanlagen der Spanplattenherstellung erfolgen.
[0006] Eine Schwierigkeit bei der Herstellung von Korkplatten liegt darin, daß Kork eine
inhärente Tendenz zur Rückfederung hat, weshalb man mit hohen Abschliffverlusten nach
dem Pressen durch Schleifen rechnen muß. Das relativ hohe Rückfederungsvermögen ist
darauf zurückzuführen, daß die Rohdichte des Korks relativ niedrig ist und Werte von
ca. 0,1 g/cm
3 erreicht, insofern weist der Kork nach einer Verdichtung hohe Rohdichten von 0,6-0,7
g/cm
3 auf, wie dies bei Spanplatten üblich ist, und eine hohe Tendenz zur Rückfederung.
[0007] Korkteilchen für die Herstellung von Korkplatten können entweder aus der ersten Schälung
der Korkeichen nach etwa 25 Wachstumsjahren gewonnen werden oder aus Resten bei der
Flaschenkorkherstellung. Wenn die Bäume der Korkeiche ein Alter von etwa 25 Jahren
erreicht haben, werden sie zum ersten Mal geschält, danach werden die Bäume einmal
in 9 bis 10 Jahren abgeschält. Die Korkeichen können ein Alter von 150 bis 160 Jahre
erreichen. Die erste Schälung "Jungfrauenkork" ist relativ hart und für die Herstellung
von Flaschenkork ungeeignet. Flaschenkork wird erst nach der zweiten Schälung aus
der Rinde der Eichenkorkbäume gewonnen. Sowohl der sogenannte "Virginkork" als auch
die Reste aus der Flaschenkorkherstellung können für die Produktion von Korkplatten
eingesetzt werden. Hierfür werden die Korkteilchen zerkleinert und in üblichen Trommeltrocknern
bis zu einem Feuchtigkeitsgehalt von 1 % oder darunter getrocknet. Nach dem Trocknen
werden die Granulate bzw. Teilchen mit dem Bindemittel beleimt, zu Korkmatten gestreut
und anschließend heiß gepreßt. Die Rohdichte der hergestellten Korkplatten beträgt
in der Regel 0,5-0,55 g/cm
3.
[0008] Neben dem bereits erwähnten Rückfederungsvermögen der Korkplatten weisen die Platten
ein relativ hohes Formaldehydabgabevermögen auf, wenn die Platten mit Aminoplastharzen
als Bindemittel hergestellt werden. Dies hängt u.a. damit zusammen, daß die Platten
wegen ihrer niedrigen Rohdichte offenporig sind, sie weisen deshalb einen niedrigen
Diffusionswiderstand auf (Roffael 1982 Fornaldehydabgabe von Spanplatten und anderen
Werkstofen, DRW-Verlag, ISBN 387181301x).
[0009] Korkplatten für den Bodenbereich werden in der Regel mit einer feuchtigkeitsbeständigen
Verleimung versehen. Hierfür können alkalisch härtende Phenolformaldehydharze eingesetzt
werden. Diese enthalten jedoch freie Phenole, die abgegeben werden können. Korkplatten
für den Wandbereich werden in der Regel mit Harnstofformaldehydharzen hergestellt.
Wegen der bereits erwähnten offenen Struktur der Korkplatten können diese Formaldehyd
in unzulässigen Mengen abgeben. Korkplatten für den Bodenbereich müssen eine bestimmte
Härte nach ISO 3810 aufweisen. Diese Anforderungen sind schwer erreichbar.
[0010] Korkplatten, die in unittelbare Berührung mit Lebensmittel kommen, können mit Proteinleim
versehen werden.
[0011] Hiervon ausgehend liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine Korkverbundplatte
zu schaffen, die einfacher und mit geringerem Verfahrens- und Kostenaufwand herstellbar
ist als bisher und gute physikalische Eigenschaften hat. Vorzugsweise wird möglichst
geringe Formaldehydabgabe angestrebt.
[0012] Diese Aufgabe wird durch die in den Patentansprüchen angegebenen Merkmale gelöst.
[0013] Es wurde überraschend gefunden, daß die Nachteile bei der bekannten Herstellung von
Korkplatten vermieden werden können, wenn die Korkgranulate bzw. Teilchen und Holzspäne
in einem Vorgang zu Kork-Spanplatten verleimt werden. Es handelt sich bei den Spänen
für die Mittellage vorzugsweise um solche, die üblicherweise bei der Herstellung von
Spanplatten eingesetzt werden. Ferner wurde überraschend gefunden, daß Tannine ohne
Zugabe von Formaldehyd für die Bindung der Deckschichten von Korkteilchen eingesetzt
werden können.
[0014] Die hier beschriebene Korkverbundplatte wird also nicht wie bisher in mehreren aufeinanderfolgenden
Schritten durch Verleimen getrennt vorgefertigter Span- und Korkplatten hergestellt,
sondern als Ganzes in einem und demselben Arbeitsgang. Die Vereinfachung aufgrund
der Bildung der Verbundplatte in einem einzigen Verfahrensschritt bedeutet eine wesentliche
Reduzierung der Herstellungskosten. Außerdem hat die Verbundplatte den Vorteil einer
besonders guten und engen Verbindung zwischen den durch das gemeinsame Verpressen
gebildeten Schichten. Auch der Vorgang des Schleifens von Spanplatten nach ihrer Herstellung
entfällt bei dem einstufigen Arbeitsgang, wenn die Trägerschicht aus den beiden Seiten
mit Korkplatten in der Deckschicht versehen ist.
[0015] Eine Korkdeckschicht aus beleimten Korkpartikeln kann sich auf einer oder auch auf
beiden Seiten der Trägerschicht befinden.
[0016] Die Herstellung kann in der Weise erfolgen, wie sie prinzipiell an sich bei mehrschichtigen
Spanplatten bekannt ist. Demgemäß können für eine Träger- oder Mittelschicht herkömmliche
Holzspäne beleimt werden, während für die bzw. jede Deckschicht Korkpartikel beleimt
werden. In einer Streustation können die Korkpartikel von Deckschichtmaschinen in
die Außenzonen der Verbundplatten gestreut werden, während die Mittelschicht aus gestreuten
Holzspänen gebildet wird. Anschließend wird der gestreute Span/Kork-Kuchen in einer
Presse gepreßt und der die Partikel verbindende Leim ausgehärtet. Der Preßdruck kann
hierbei beispielsweise 15 bis 35 kg/cm
2 betragen, die Preßtemperatur beispielsweise 150 bis 250°C.
[0017] Zur Verleimung der Kork- und Mittelschichten eignen sich u.a. Isocyanat, Phenolharz,
Melaminharnstoffphenolharz, Harnstoffharz und PVAC-Leim, insbesondere aber Naturleim
wie vorzugsweise Tannin. Zweckmäßig kann für die verschiedenen Schichten derselbe
Leim verwendet werden.
[0018] Die Dicke und die Dichte der Verbundplatten kann je nach dem Verwendungszweck variiert
werden. Für die Dämmzwecke wird in der Regel eine niedrige Dichte angestrebt. Dies
kann über die Erhöhung des Anteils der Korkdeckschichten erfolgen. So kann die Korkschicht
zwischen 15 % und 75 % des gesamten Plattengewichtes ausmachen.
[0019] Für die eingangs genannten Dämmzwecke kann die Gesamtplattendicke beispielsweise
4 mm bis 70 mm betragen, während die Deckschichtdicke je nach Gesamtplattendicke und
Anforderung 1 bis 10 mm betragen kann.
[0020] Die Erfindung soll durch das folgende, nicht einschränkende Beispiel verdeutlicht
werden.
[0021] Dreischichtige, 12 mm dicke Span-Kork-Platten wurden mit einer Rohdichte von 0,6
g/cm
2 hergestellt. Hierfür wurden Kiefernholzspäne, die vorher auf eine Feuchte von ca.
5 % getrocknet wurden, mit einem Tanninformaldehydharz beleimt. Der Bindemittelaufwand
betrug 10 %, bezogen auf das Gewicht der Holzspäne. Des weiteren wurde Korkschrot
mit einem formaldehydfreien Tannin-Bindemittel beleimt. Der Bindemittelaufwand betrug
12 %, bezogen auf das Korkgemisch. Die mit dem formaldehydfreien Tanninbindemittel
beleimten Korkteilchen wurden für die Deckschichten der herzustellenden Span-Kork-Platten
eingesetzt. Für die Mittelschichten wurden die mit Tanninformaldehydharzen beleimten
Späne verwendet. Nach der Beleimung der Späne und der Korkteilchen wurden in an sich
üblicher Weise dreischichtige Span-Kork-Matten gestreut, bei denen die Späne die Mittelschichten
und der beleimte Korkschrot die Deckschichten bildeten. Die dreischichtigen Matten
wurden in einer beheizten Presse bei 190° C für 12 Minuten gepreßt. Die hergestellten
dreischichtigen Span-Kork-Platten wurden auf ihre physikalischen Eigenschaften nach
ISO 3810 sowie auf ihre Formaldehydabgabe in einer Prüfkammer untersucht. Die Querzugfestigkeit
lag bei 1,5 N/mm
2, die Formaldehydabgabe gemäß EN 717.1 bei 0,01 ppm in der Prüfkammer. Folgende Prüfbedingungen
herrschten in der Kammer.
- relative Luftfeuchte
- 45 %
- Temperatur
- 23° C
- Raumbeladung
- 1 m2/1 m3
[0022] Die Rückfederung nach ISO 3810 lag bei < 2 %, somit erfüllt die Platte die Anforderung
von ISO 3810.
[0023] Zum Vergleich wurden 12 mm dicke Korkplatten mit einem Melaminformaldehydharz hergestellt,
die Platten enthielten keine Holzspäne in der Mittelschicht, sondern sowohl in der
Deck- als auch in der Mittelschicht Korkschrot. Der Bindemittelaufwand lag bei 12
% sowohl in der Deck- als auch in der Mittelschicht. Die so hergestellten Platten
wiesen eine Formaldehydemission in der Prüfkammer von 0,12 ppm und eine Rückfederung
nach ISO 3810 von 3 % auf.
1. Korkverbundplatte mit einer aus beleimten Lignocellulosepartikeln wie insbesondere
Holzspänen oder -fasern gepreßten Trägerschicht und mindestens einer mit der Trägerschicht
verbundenen Deckschicht aus Kork, wobei die Korkschicht aus beleimten Korkpartikeln
besteht und mit der Trägerschicht durch gleichzeitiges und gemeinsames Verpressen
der beleimten Lignocellulose- und Korkpartikel verbunden ist.
2. Korkverbundplatte nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Korkpartikel auf
die Lignocellulosepartikel und/oder die Lignocellulosepartikel auf die Korkpartikel
gestreut sind.
3. Korkverbundplatte nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß Korkdeckschichten
aus beleimten, gemeinsam mit den Lignocellulosepartikeln verpreßten Korkpartikeln
sich auf beiden Seiten der Trägerschicht befinden.
4. Korkverbundplatte nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Partikel der Deckschicht und/oder der Trägerschicht mit Tannin oder einem
anderem Naturleim verleimt sind.
5. Korkverbundplatte nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Partikel der Trägerschicht und der Deckschicht bzw. Deckschichten mit demselben
Kleber verleimt sind.
6. Korkverbundplatte nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Gesamtplattendicke 4 bis 70 mm und die Dicke der Deckschicht 1 bis 10 mm beträgt.
7. Verfahren zur Herstellung von mehrschichtigen Verbundplatten aus Korkteilchen und
Lignocellulosepartikeln, insbesondere Holzspänen, wobei die Korkteilchen mindestens
die eine der beiden äußersten Schichten der Platten und die Lignocellulosepartikel,
die Mittelschichten bilden, und wobei die Plattendichte bei 0,4...0,8 g/cm3 liegt.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Korkschichten mit Tanninformaldehydharzen
als Bindemittel und die Mittelschichten mit Harnstofformaldehydharzen verleimt sind.
9. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Mittelschichten mit Tanninformaldehydharzen
als Bindemittel und die korkhaltigen Deckschichten mit formaldehydfreien Tanninharzen
verleimt sind.
10. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß für die Deckschichten ein formaldehydfreies
Tannin als Bindemittel und für die Mittelschichten ein Harnstoffmelaminformaldehydharz
verwendet werden.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 - 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Deckschichten
gewichtsmäßig zwischen 20 und 40 % der Platten ausmachen.
12. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der
eingesetzte Kork Recyclingkork ist.
13. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Korkdeckschicht einen Gewichtsanteil an Bindemittel von nur 6 % enthält.
14. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Feuchte der mit dem Bindemittel versehenen Korkschichten unterhalb von 8 % liegt.
15. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
holzspänehaltige Trägerschicht mehr Bindemittel enthält als die aus Korkpartikeln
bestehenden Schichten.
16. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Korkpartikel vor dem Beleimen bis auf eine Feuchte unterhalb von 2 % getrocknet werden.
17. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, da die Trägermittelschicht
neben Holzspänen auch Korkpartikel enthält.
18. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Mittelschicht neben Holzspänen auch Recyclingkork aus dem Abschleifen der Korkdeckschichten
enthält.