[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Starten, Bremsen und Umsteuern eines Zweitakt-Dieselmotors
gemäss dem Oberbegriff von Anspruch 1. Die Erfindung betrifft weiter eine Vorrichtung
zur Durchführung des Verfahrens gemäss dem Oberbegriff von Anspruch 11.
[0002] Es ist bekannt selbstzündende Hubkolben-Brennkraftmaschinen, im weiteren auch als
Dieselmotoren bezeichnet, pneumatisch zu starten, abzubremsen oder umzusteuern. So
werden beispielsweise grosse, zum Antrieb von Schiffen verwendete Zweitakt-Dieselmotoren
derart gestartet, dass in einer ersten Betriebsphase ein komprimiertes Fluid, insbesondere
Druckluft, derart in die Zylinder eingeblasen wird, dass die sich darin befindlichen
Kolben in Bewegung versetzt werden und den Dieselmotor antreiben, wobei nach dem Erreichen
einer Mindestdrehzahl den Zylindern in einer zweiten Betriebsphase Brennstoff zugeführt
wird und die Zylinder im Sinne eines weiterführenden Verbrennungsmotor-Betriebes gezündet
werden. Derartige Dieselmotoren lassen sich unter Verwendung des komprimierten Fluides
wie Druckluft auch abbremsen, gegebenenfalls bis zum Stillstand. Falls erforderlich
kann der Dieselmotor auch umgesteuert werden, indem der drehende Dieselmotor zum Stillstand
gebracht wird und in der entgegengesetzten Richtung drehend wieder gestartet wird.
Als komprimiertes Fluid ist insbesondere Druckluft geeignet, wobei auch andere, nicht
brennbare Fluide eingesetzt werden können.
[0003] Nachteilig an bekannten Verfahren zum pneumatischen Starten, Bremsen und Umsteuern
von Zweitakt-Dieselmotoren, insbesondere von grossen Schiffsdieselmotoren bzw. von
Zweitakt-Grossdieselmotoren, ist die Tatsache, dass eine grosse Menge an unter hohem
Druck stehender Druckluft erforderlich ist. So bestehen internationale Vorschriften,
dass der Vorrat an Druckluft zur Durchführung von 12 Starts ausreichen sollte, wobei
für einen grösseren Schiffsdieselmotor beispielsweise eine Menge von 30 m
3 Druckluft erforderlich ist, welche unter einem Druck von 30 Bar steht. Derartige
Druckluftspeicher sind sehr gross, sperrig und teuer, wobei zum Nachladen zudem teure
Kompressoren erforderlich sind.
[0004] Das Starten, Bremsen oder Umsteuern eines Zweitakt-Schiffdieselmotors wird zusätzlich
dadurch erschwert, dass der Zweitakt-Dieselmotor oft direkt über eine durchgehende
Welle mit einem nicht verstellbaren Schiffspropeller verbunden ist. Die am Propellor
angreifenden Kräfte werden somit unmittelbar auf den Zweitakt-Dieselmotor übertragen,
Beim Starten, Bremsen oder Umsteuern müssen daher nicht nur die Massenträgheitskräfte
des Zweitakt-Dieselmotors überwunden werden, sondern zudem noch die erheblichen, am
Propellor angreifenden Kräfte und zusätzliche Massen.
[0005] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung ein wirtschaftlich vorteilhafteres Verfahren
sowie eine entsprechende Vorrichtung zum Starten, Bremsen und Umsteuern eines Zweitakt-Dieselmotors
vorzuschlagen.
[0006] Diese Aufgabe wird gelöst mit einem Verfahren aufweisend die Merkmale von Anspruch
1. Die Unteransprüche 2 bis 10 beziehen sich auf weitere, vorteilhafte Verfahrensschritte.
Die Aufgabe wird zudem gelöst mit einer Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens
aufweisend die Merkmale von Anspruch 11.
[0007] Die Aufgabe wird insbesondere gelöst mit einem Verfahren zum Starten, Bremsen oder
Umsteuern eines Zweitakt-Dieselmotors indem ein komprimiertes Fluid, insbesondere
Druckluft, derart zumindest einem Zylinder zugeführt wird, dass ein sich im Zylinder
befindender Kolben durch die daraus resultierende Druckveränderung in Bewegung gesetzt
oder abgebremst wird, wobei der Zylinder mindestens ein Auslassventil aufweist, welches
bezüglich dem Drehwinkel der Kurbelwelle variierbar geöffnet und geschlossen wird,
um den Zylinder im wesentlichen kompressionslos zu halten, oder um einen vorzeitigen
Druckabfall im Zylinder zu bewirken, und wobei das Zuführen des komprimierten Fluides
und das Auslassen aus dem Zylinder in Abhängigkeit vom Drehwinkel der Kurbelwelle
derart gegenseitig abgestimmt wird, dass durch das Zusammenwirken eine erhöhte Druckveränderung
im Zylinder erzeugt wird.
[0008] Voraussetzung zur Durchführung des Verfahrens ist, dass der Dieselmotor Ventile aufweist,
welche mechanisch getrennt von der Kurbelwelle ansteuerbar sind. Beim Starten des
Dieselmotors werden die Ventile derart angesteuert beziehungsweise offen gehalten,
dass der Dieselmotor im wesentlichen ohne Kompression gestartet werden kann. Ein Zweitakt-Dieselmotor
wird beispielsweise derart gestartet, dass bei demjenigen Zylinder, dessen Kolben
sich unmittelbar nach dem oberen Totpunkt befindet, das Auslassventil geschlossen
wird und Druckluft eingeblasen wird, um den Kolben gegen den unteren Totpunkt hin
zu bewegen. Die Auslassventile der übrigen Zylinder bleiben geöffnet, damit darin
keine wesentliche Kompression erzeugt wird. Sobald sich ein weiterer Kolben unmittelbar
nach dem oberen Totpunkt befindet, wird dessen Auslassventil geschlossen und Druckluft
eingeblasen, um auch diesen Kolben gegen den unteren Totpunkt hin zu bewegen. Bevor
der Kolben des unter Druck stehenden Zylinders den unteren Totpunkt erreicht wird
das Auslassventil wieder geöffnet, damit der Kolben sich im wesentlichen wieder kompressionslos
zum oberen Totpunkt hin bewegt. Es können beispielsweise zwei Zylinder wie beschrieben
mit Druckluft beaufschlagt werden, um den Dieselmotor zu starten, während die anderen
Zylinder im wesentlichen kompressionslos gehalten werden. Es können jedoch auch alle
Zylinder nacheinander wie beschrieben mit Druckluft beaufschlagt werden. Da der Zylinder
zum Zeitpunkt, in dem sich der Kolben beim oberen Totpunkt befindet, im wesentlichen
kompressionslos ist, ergibt sich als ein wesentlicher Vorteil des erfindungsgemässen
Verfahrens die Tatsache, dass ein relativ geringer Luftdruck genügt, um den Dieselmotor
zu starten. Bisher musste die zum Starten verwendete Luft einen Druck aufweisen, welcher
wesentlich höher war als derjenige Kompressionsdruck, welcher beim Starten im Zylinder
anliegt, wenn sich der Kolben im oberen Totpunkt befindet. Das erfindungsgemässe Verfahren
weist somit den Vorteil auf, dass der Druck im Druckluftspeicher kleiner gehalten
werden kann, oder dass das Volumen des Druckluftspeichers kleiner gehalten werden
kann. Der Druckluftspeicher, vorteilhafterweise mit Druckflaschen ausgestaltet, kann
somit billiger oder kleiner ausgestaltet sein, oder es lassen sich mit dem Inhalt
bestehender Druckluftspeicher eine erhöhte Anzahl von Starts durchführen. Zudem sind
kostengünstigere Kompressoren zum Aufladen der Druckluftspeicher verwendbar.
[0009] Zum Bremsen des Dieselmotors wird während der komprimierenden Hubbewegung des Kolbens
Druckluft in den Zylinder eingeblasen und danach das Auslassventil des Zylinders derart
angesteuert, dass dieses bald nachdem der Kolben den oberen Totpunkt überschritten
hat geöffnet wird, um die sich im Zylinder befindliche Druckluft abzublasen und um
dadurch ein Antreiben des Kolbens durch das Expandieren der Druckluft zu verringern.
[0010] Das erfindungsgemässe Verfahren ist ebenfalls geeignet um den Dieselmotor umzusteuern,
in dem dieser in einem ersten Teilschritt wie bereits beschrieben zum Stillstand abgebremst
wird, wobei in einem zweiten Teilschritt die Druckluft derart in Abhängigkeit der
Kolbenstellung eingeblasen und die Auslassventile derart angesteuert werden, dass
der Dieselmotor in Gegenrichtung drehend bewegt wird, sodass in einem dritten Teilschritt
der in Gegenrichtung drehende Dieselmotor mit dem bereits beschriebenen Verfahren
gestartet wird.
[0011] Das erfindungsgemässe Verfahren ist für Zweitakt- Dieselmotoren geeignet.
[0012] Im weiteren wird das erfindungsgemässe Verfahren beziehungsweise die entsprechende
Vorrichtung an Hand von Ausführungsbeispielen beschrieben. Es zeigen:
- Fig. 1
- schematisch einen Zweitakt-Dieselmotor aufweisend eine Vorrichtung zur Durchführung
des Verfahrens;
- Fig. 2a
- ein Diagramm darstellend den Zylinderdruck in Funktion des Kurbelwinkels beim Starten
eines bekannten Zweitakt-Dieselmotors;
- Fig. 2b
- ein Diagramm darstellend den Zylinderdruck in Funktion des Kurbelwinkels beim Starten
eines Zweitakt-Dieselmotors nach dem erfindungsgemässen Verfahren;
- Fig. 2c
- ein Diagramm darstellend den Zylinderdruck in Funktion des Kurbelwinkels beim Bremsen
eines Zweitakt-Dieselmotors nach dem erfindungsgemässen Verfahren;
- Fig. 2d
- ein Diagramm darstellend den Zylinderdruck in Funktion des Kurbelwinkels beim Umsteuern
eines Zweitakt-Dieselmotors nach dem erfindungsgemässen Verfahren.
[0013] Der in Fig. 1 schematisch dargestellte Zweitakt-Dieselmotor umfasst ein Zylindergehäuse
6 mit einer Mehrzahl von Zylindern mit je einer Einspritzpumpe 3 mit Zuführleitungen
3a, 3b, sowie ein Kurbelwellengehäuse 7 mit einer Kurbelwelle 2. Eine Ansteuer- und
Regelvorrichtung 8 ist mittels elektrischer Leitungen 8a,8d,8e,8f, 8h
- mit einem Drehwinkelsensor 9 verbunden, welcher den Drehwinkel der Kurbelwelle 2 erfasst;
- mit einem Auslassventil 4a verbunden,
- mit einem Druckluftventil 4b verbunden,
- mit der Einspritzpumpe 3 verbunden,
- sowie mit einem Sensor 12 zum Messen des Druckes im Druckluftbehälter 11 verbunden.
[0014] Die Druckluft wird über die Leitung 11b vom Druckluftbehälter 11 dem Druckluftventil
4b zugeführt. Dem Auslassventil 4a ist eine Abgasleitung 13 nachgeordnet.
[0015] Dem Zweitakt-Dieselmotor wird die Verbrennungsluft über sich im Zylinder befindliche,
in der Darstellung nicht sichtbare Einlassschlitze zugeführt.
[0016] Fig. 2a zeigt den Druck 20 innerhalb eines Zylinders des Zweitakt-Dieselmotors in
Funktion des Kurbelwinkels ω der Kurbelwelle 2. Auf der linken Seite beginnend bewegt
sich der Kolben zum unteren Totpunkt UTP hin, wobei der Zylinderdruck 20 abnimmt und
zuerst, wie mit der Kurve 22 dargestellt, das Auslassventil 4a öffnet, und danach,
wie mit der Kurve 21 dargestellt, der Einlassschlitz des Zweitakt-Dieselmotors geöffnet
ist. Während der Bewegung des Kolbens vom unteren Totpunkt UTP hin zum oberen Totpunkt
OTP wird zuerst der Einlassschlitz geschlossen, danach das Auslassventil 4a geschlossen,
vorauf der Zylinderdruck 20 durch die erfolgende Kompression ansteigt. In denjenigen
Zylinder, dessen Kolben sich unmittelbar nach dem oberen Totpunkt OTP befindet, wird
durch ein Betätigen des Druckluftventils 4b Druckluft 23 zugeführt, sodass der Innendruck
im Zylinder einen erhöhten Druckverlauf 20 aufweist. Der Kurvenabschnitt 20a zeigt
den Druckverlauf ohne das Einblasen von Druckluft. Die Fläche 24a zeigt die Druckerhöhung
im Zylinder, auf Grund welcher der Kolben nach unten gedrückt wird, wobei der Druck
20 sich kontinuierlich entspannt, bis das Auslassventil 4a sowie die Einlassschlitze,
wie durch die Kurven 21, 22 dargestellt, geöffnet sind. Der Dieselmotor wird derart
gestartet, dass zumindest bei zwei Zylindern, vorzugsweise jedoch allen Zylindern,
wie in Fig. 2a dargestellt, Druckluft zugeführt wird, bis der Dieselmotor eine vorbestimmbare
Nenndrehzahl aufweist, bei deren Überschreiten dem Zylinder Brennstoff zugeführt wird,
welches sich entzündet, sodass der Dieselmotor in den Betriebszustand eines Verbrennungsmotors
übergeht.
[0017] Fig. 2b zeigt den Zylinderdruck 20 in Funktion des Kurbelwinkels ω beim erfindungsgemässen
Startverfahren. Das Auslassventil 4a ist während der Kurve 22 geöffnet, wobei die
Kurve 22 eine das Auslassventil 4a öffnende Flanke 22a sowie eine das Auslassventil
4a schliessende Flanke 22b aufweist. Im normalen Betriebszustand, d.h. während dem
Betrieb des Zweitakt-Dieselmotors mit konstanter Drehzahl, wird das Auslassventil
4a im wesentlichen entsprechend dem in Fig. 2a dargestellten Kurvenverlauf 22 geöffnet
und geschlossen. Die erfindungsgemässe Vorrichtung weist die Eigenschaft auf, dass
das Auslassventil 4a, wie durch die Flanken 22a, 22b dargestellt, an frei wählbaren
Kurbelwinkeln ω geöffnet und geschlossen werden kann. Der Einlassschlitz wird in den
Verläufen gemäss den Fig. 2a bis 2d, durch den Zweitakt-Dieselmotor konstruktionsbedingt,
zu denselben Zeitpunkten geöffnet und geschlossen, wogegen das Auslassventil 4a im
Verlauf gemäss Fig. 2b später, bzw. bezüglich dem Normalbetrieb zum oberen Totpunkt
OTP hin verschoben,geschlossen wird, was, wie in Druckverlauf 20 dargestellt, bewirkt,
dass der sich gegen den oberen Totpunkt OTP bewegende Kolben kaum eine Kompression
im Zylinderraum bewirkt, da die Luft über das Auslassventil 4a entweicht, sodass der
Zylinder im wesentlichen kompressionslos gehalten wird. Das Auslassventil 4a wird
kurz vor dem oberen Totpunkt OTP geschlossen. Nachdem der Kolben den oberen Totpunkt
OTP überschritten hat, wird das Druckluftventil 4b geöffnet, und wie durch die Kurve
23 dargestellt, Druckluft in den Zylinder geleitet, was einen Druckverlauf 20 erzeugt.
Der Kurvenabschnitt 20a zeigt den Druckverlauf, wenn keine Druckluft zugeführt worden
wäre. Die Fläche 24a zeigt die Druckerhöhung im Zylinder, auf Grund welcher der Kolben
eine expandierende Bewegung ausführt. Das Auslassventil 4a wird über die Ansteuerkurve
22 und das Druckluftventil 4b über die Ansteuerkurve 23 derart gegenseitig abgestimmt
angesteuert, dass der Zylinder in etwa beim oberen Totpunkt OTP im wesentlichen kompressionslos
ist oder einen geringen Innendruck aufweist, und dass das nachfolgende Einblasen von
Druckluft eine erhöhte Druckveränderung im Zylinder beziehungsweise eine relativ hohe
Druckveränderung im Zylinder bewirkt. Im Gegensatz zum bekannten Verfahren gemäss
Fig. 2a ist im Verfahren gemäss Fig. 2b Druckluft mit einem wesentlich kleineren Druck
erforderlich, wobei diese Druckluft zudem eine erhöhte Druckveränderung im Zylinder
bewirkt, welche das Expandieren des Kolbens unterstützt. Ansonst verläuft das Starten
wie in der Beschreibung von Fig. 2a bereits beschrieben, indem nach dem Überschreiten
einer vorgebbaren Nenndrehzahl der Dieselmotor in den Betriebszustand eines Verbrennungsmotors
übergeführt wird.
[0018] Das Auslassventil 4a wird in einem Bereich zwischen -180 Grad und 0 Grad vor dem
oberen Totpunkt OTP, insbesondere in einem Bereich zwischen -90 Grad und 0 Grad vor
dem oberen Totpunkt OTP geschlossen.
[0019] Das Bremsen nach dem erfindungsgemässen Verfahren wird mit Hilfe von Fig. 2c erläutert,
welche den Zylinderdruck 20 in Funktion des Kurbelwinkels ω darstellt. Vorerst wird
die Zufuhr von Brennstoff unterbunden. Während dem Kompressionshub wird dem Zylinder,
wie durch die Kurve 23 dargestellt, Druckluft zugeführt, sodass der Druck über den
ansonst vorhanden Druck 20a ansteigt auf den Zylinderdruck 20, woraus ein um die Fläche
24a erhöhter Zylinderdruck resultiert. Nach dem Überschreiten des oberen Totpunktes
OTP wird das Auslassventil, wie aus der Kurve 22, insbesondere aus der öffnenden Flanke
22a ersichtlich, vorzeitig, bzw. bezüglich dem Normalbetrieb zum oberen Totpunkt OTP
hin vorverschoben, geöffnet, worauf der Zylinderdruck 20 einen gegenüber dem ansonst
vorhandenen Druck 20b wesentlich tieferen Druck aufweist, dessen Differenz durch die
Fläche 24b dargestellt ist. Durch dieses vorzeitige Öffnen des Auslassventils 4a wird
das sich im Zylinder befindliche Fluid im wesentlichen nicht durch den Kolben expandiert,
sondern an die Umgebung abgeblasen. Somit wird die Kolbenbewegung durch das Einleiten
der Druckluft vor dem oberen Totpunkt OTP abgebremst, und nach dem Überschreiten des
oberen Totpunktes die antreibende Wirkung des komprimierten Fluides gemindert. Zumindest
einer der Zylinder wird gemäss diesem erfindungsgemässen Bremsverfahren angesteuert,
wobei, um ein schnelles Bremsen bzw. ein schneller Stillstand des Dieselmotors zu
bewirken, vorzugsweise alle Zylinder derart angesteuert werden.
[0020] Das Auslassventil wird beim Bremsen in einem Bereich zwischen 0 Grad und 90 Grad
nach dem oberen Totpunkt OTP, beispielsweise bei etwa 45 Grad geöffnet, nämlich dann,
wenn die Öffnungskraft des Ventils 4a die Schliesskraft verursacht durch den Druck
im Zylinder überwindet.
[0021] Das Auslassventil 4a wird über die Ansteuerkurve 22 und das Druckluftventil 4b über
die Ansteuerkurve 23 derart gegenseitig abgestimmt angesteuert, dass der Innenraum
des Zylinders während dem Komprimieren einen erhöhten Innendruck aufweist, und während
dem Expandieren eine vorzeitige Druckreduktion aufweist, was eine erhöhte Druckreduzierung
im Innenraum des Zylinders zur Folge hat, und weniger Druckenergie für die Kolbenbewegung
zur Verfügung steht.
[0022] Fig. 2d zeigt den Zylinderdruck 20 in Funktion des Kurbelwinkels ω beim Umsteuern
des Dieselmotors 1. Dazu wird demjenigen Zylinder, dessen Kolben sich vor dem oberen
Totpunkt OTP befindet, wie durch die Kurve 23 dargestellt, Druckluft zugeführt, was
einen Druckverlauf 20 bewirkt, welcher gegenüber dem Druckverlauf 20a ohne die Verwendung
von Druckluft erhöht ist. Dies bewirkt, dass der Kolben die Kurbelwelle 2 in entgegengesetzter
Richtung dreht, sodass der Dieselmotor 1 umgesteuert wird. Sobald die Kurbelwelle
2 in entgegengesetzter Richtung dreht, kann der Dieselmotor 1 entsprechend dem im
Fig. 2b dargestellten Startverfahren beschleunigt werden, um beim Erreichen der Mindestdrehzahl
den Dieselmotor in den Verbrennungsmotor-Betrieb überzuführen. Beim Umsteuern gemäss
Fig. 2d könnte der Innenraum des Zylinders durch ein Betätigen des Auslassventils
4a vorerst im wesentlichen kompressionslos gemacht werden, und nach dem Schliessen
des Auslassventils 4a die Druckluft zugeführt werden.
[0023] Das Umsteuern eines laufenden Dieselmotors erfolgt in mehreren Teilschritten, indem
in einem ersten Schritt der Motor mit dem in Fig. 2c dargestellten Bremsverfahren
bis zum Stillstand abgebremst wird, danach in einem zweiten Schritt mit dem in Fig.
2d dargestellten Umsteuerverfahren dessen Drehrichtung geändert wird, um in einem
dritten Schritt mit dem in Fig. 2b dargestellten Startverfahren den Dieselmotor in
umgekehrter Richtung wieder zu beschleunigen und beim Überschreiten einer Mindestdrehzahl
Brennstoff zuzuführen und den Motor nach dem Zünden des Brennstoffes im Verbrennungsmotor-Betrieb
weiter zu betreiben. Das erfindungsgemässe Verfahren weist den Vorteil auf, dass das
Umsteuern rascher erfolgen kann, sodass der Dieselmotor mit weniger Umdrehungen abgebremst,
umgesteuert und in Gegenrichtung drehend angetrieben ist, und im Falle eines Schiffsantriebes
das Schiff innerhalb einer kürzeren Distanz angehalten werden kann.
1. Verfahren zum Starten, Bremsen oder Umsteuern eines Zweitakt-Dieselmotors indem ein
komprimiertes Fluid, insbesondere Druckluft, derart in Abhängigkeit vom Drehwinkel
der Kurbelwelle zumindest einem Zylinder zugeführt wird, dass ein sich im Zylinder
befindlicher Kolben durch die daraus resultierende Druckveränderung beschleunigt oder
abgebremst wird, dadurch gekennzeichnet, dass das Auslassventil (4a) des Zylinders
bezüglich dem Drehwinkel der Kurbelwelle variierbar geöffnet und geschlossen wird,
wobei zum Starten die schliessende Flanke (22b) für das Auslassventil (4a) zum oberen
Totpunkt (OTP) hin verschoben wird, sodass der Zylinder im wesentlichen kompressionslos
gehalten wird, und wobei zum Bremsen die öffnende Flanke (22b) für das Auslassventil
(4a) zum oberen Totpunkt (OTP) hin verschoben wird, sodass ein vorzeitiger Druckabfall
im Zylinder resultiert.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zum Starten die Auslassventile
aller Zylinder geöffnet werden, dass das Auslassventil desjenigen Zylinder, dessen
Kolben sich unmittelbar nach einem oberen Totpunkt (OTP) befindet, geschlossen wird,
dass in diesen Zylinder das komprimierte Fluid zugeführt wird wodurch der Kolben zum
unteren Totpunkt (UTP) hin bewegt wird, dass das Auslassventil geöffnet wird und spätestens
nachdem sich der Kolben beim oberen Totpunkt (OTP) befindet wieder geschlossen wird,
dass dem Zylinder, sobald sich der Kolben nach dem oberen Totpunkt (OTP) befindet,
wieder komprimiertes Fluid zugeführt wird, und dass derart abwechslungsweise das Auslassventil
geöffnet und geschlossen wird und danach das komprimierte Fluid zugeführt wird, bis
der Dieselmotor eine Mindestdrehzahl aufweist, nach deren Erreichen die Auslassventile
des Dieselmotors im Sinne eines weiterführenden Verbrennungsmotor-Betriebes gesteuert
werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Auslassventil in
einem Bereich zwischen -150 Grad und 0 Grad, insbesondere zwischen -90 Grad und 0
Grad, vor dem oberen Totpunkt (OTP) geschlossen wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass dem Zylinder in einem Teil
des Bereichs zwischen 0 Grad und 90 Grad nach dem oberen Totpunkt (OTP) das komprimierte
Fluid zugeführt wird, um den Zweitakt-Dieselmotor anzutreiben.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass bei
mehreren oder allen Zylindern abwechslungsweise das Auslassventil geöffnet und geschlossen
wird und danach das komprimierte Fluid zugeführt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zum Bremsen einem Zylinder,
dessen Kolben sich in einem Kompressionshub befindet, das komprimierte Fluid zugeführt
wird, und dass während einem nachfolgenden Expansionshub das Auslassventil geöffnet
und während dem nachfolgenden Kompressionshub wieder geschlossen wird, und dass derart
abwechslungsweise komprimiertes Fluid zugeführt und das Auslassventil geöffnet und
geschlossen wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Auslassventil in einem
Bereich zwischen 0 Grad und 90 Grad nach dem oberen Totpunkt (OTP), insbesondere zwischen
0 Grad und 45 Grad, geöffnet wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass dem Zylinder in einem Teil
des Bereichs zwischen -180 Grad und 0 Grad vor dem oberen Totpunkt (OTP) das komprimierte
Fluid zugeführt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zum Umsteuern bei im wesentlichen
abgebremstem oder stillstehendem Dieselmotor das Auslassventil desjenigen Zylinders,
dessen Kolben sich unmittelbar vor einem oberen Totpunkt (OTP) befindet, geschlossen
wird und diesem Zylinder das komprimierte Fluid zugeführt wird.
10. Verfahren zum Umsteuern eines Dieselmotors umfassend ein Bremsverfahren nach Anspruch
6, ein nachfolgendes Umsteuerverfahren nach Anspruch 9, und umfassend ein nachfolgendes
Startverfahren nach Anspruch 2.
11. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 10, umfassend
einen ein komprimiertes Fluid, insbesondere Druckluft fassenden Behälter (11), welcher
über ein Ventil (4b) fluidleitend mit dem Innenraum eines Zylindergehäuses (6) eines
Dieselmotors (1) verbindbar ist, und umfassend ein ansteuerbares Auslassventil (4a)
welches fluidleitend mit dem Innenraum des Zylindergehäuses (6) verbindbar ist, und
umfassend einen Drehwinkelsensor (9) zum Erfassen der Stellung der Kurbelwelle (2),
und umfassend eine Regelvorrichtung (8), welche mit dem Drehwinkelsensor (9), dem
Ventil (4b) sowie dem Auslassventil (4a) signalleitend verbunden ist.
12. Zweitakt-Dieselmotor betrieben mit einem Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis
10 oder umfassend eine Vorrichtung nach Anspruch 11.