(19)
(11) EP 1 048 911 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
02.11.2000  Patentblatt  2000/44

(21) Anmeldenummer: 00107590.2

(22) Anmeldetag:  07.04.2000
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7F25D 3/10, F25D 21/06
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 30.04.1999 DE 19919935

(71) Anmelder: Linde Technische Gase GmbH
82049 Höllriegelskreuth (DE)

(72) Erfinder:
  • Kamm, Volker, Dipl.-Ing.
    82024 Taufkirchen (DE)

(74) Vertreter: Zahn, Christoph et al
LINDE AKTIENGESELLSCHAFT, Zentrale Patentabteilung
82049 Höllriegelskreuth
82049 Höllriegelskreuth (DE)

   


(54) Verfahren zum Auftauen und Trocknen von Kälteanlagen


(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Auftauen und Trocknen einer Kälteanlage, wie beispielsweise eines Frosters. Erfindungsgemäß werden zumindest der- oder diejenigen Bereiche der Kälteanlage, die Vereisungen, Verschneiungen und/oder Verreifungen aufweisen, mittels eines warmen Gases und/oder Gasgemisches gespült.
Hierzu eignen sich insbesondere Stickstoff und/oder ein Stickstoff-reicher Strom.
Die Temperatur des der Kälteanlage zugeführten warmen Gases und/oder Gasgemisches beträgt vorzugsweise wenigstens 100 °C.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Auftauen und Trocknen einer Kälteanlage, wie beispielsweise eines Frosters, insbesondere eines Spiralfrosters.

[0002] Bei einer Vielzahl von Kälteanlagen, wie beispielsweise Frostern jeder Art, die z. B. dem Frosten von Lebensmitteln dienen, kommt es - zumindest in einigen Bereichen der Kälteanlagen ― zu Vereisungen, Verschneiungen und/oder Verreifungen. Es ist deshalb erforderlich, daß derartige Anlagen in regelmäßigen Abständen aufgetaut, gereinigt und getrocknet werden.

[0003] Die bekannten Abtauverfahren, wie sie beispielsweise mittels geöffneter Türen oder dem Einlassen von kaltem Wasser realisiert werden, weisen jedoch ― zumindest teilweise ― nicht unerhebliche Nachteile auf. Werden Froster beispielsweise mit warmem Wasser aufgetaut, so kann dies mittelfristig zu einer Zerstörung der Isolation sowie diverser Teile, wie beispielsweise die Verbindung zweier Materialien mit unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten, führen.

[0004] Das Trocknen von Frostern, die eine Fördereinrichtung aufweisen, wie dies beispielsweise bei den sog. Spiralfrostern der Fall ist, vor dem (Wieder-)Anfahren ist sinnvoll bzw. notwendig, da sich ansonsten beim Kaltfahren Eis auf dem Transportsystem bilden könnte, woraus wiederum große Probleme an dem Fördermechanismus resultieren können.

[0005] Es ist auch bereits vorgeschlagen worden, Umgebungsluft mittels eines Gebläses durch einen aufzutauenden Froster zu führen. Diese Verfahrensweise hat jedoch aus hygienischer Sicht eine Vielzahl von Nachteilen, welche dazu führen, daß der Froster hygienisch nicht sauber ist. Ferner ist eine Verfahrensweise bekannt, bei der die Atmosphäre in dem abzutauenden und zu trocknenden Froster mittels geeigneter Heizvorrichtungen erwärmt wird; die hierbei auftretenden hygienischen Probleme sind offensichtlich.

[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zum Auftauen und Trocknen einer Kälteanlage, wie beispielsweise eines Frosters, anzugeben, mittels dessen die genannten Nachteile vermieden werden können. Insbesondere sollen die Abtaudauer sowie die Trockenzeit verringert werden; daneben sollen sämtliche hygienischen Anforderungen erfüllt werden.

[0007] Dies wird erfindungsgemäß dadurch erreicht, daß zumindest der- oder diejenigen Bereiche der Kälteanlage, die Vereisungen, Verschneiungen und/oder Verreifungen aufweisen, mittels eines warmen Gases und/oder Gasgemisches gespült werden.

[0008] Hierbei werden als warmes Gas und/oder Gasgemisch vorzugsweise Stickstoff und/oder ein Stickstoff-reicher Strom eingesetzt. Die Temperatur des verwendeten Gases und/oder Gasgemisches beträgt wenigstens 100°C.

[0009] Durch die über das warme Gas und/oder Gasgemisch in die abzutauende Kälteanlage eingebrachte Wärmemenge kann ein schonendes, kontrolliertes und hygienisches Abtauen und Trocknen der Kälteanlage realisiert werden. Abhängig von der Reinheit des verwendeten Gases und/oder Gasgemisches kann der Anteil an in den Froster eingebrachten Fremdbestandteile, wie Mikroorganismen, minimiert werden. Wird beispielsweise gasförmiger Stickstoff mit einer Reinheit von mindestens 5.0 als Abtau- und Trockengas verwendet, so kann bei einer Temperatur von über 100°C das Einblasen einer absolut sauberen Atmosphäre gewährleistet werden.

[0010] Warmer Stickstoff vermag darüber hinaus sehr viel Feuchtigkeit aufzunehmen. Dies ist insbesondere beim Trocknen von Fördersystemen, wie beispielsweise dem Band eines Spiralfrosters, von Vorteil. Nach Durchspülen der Kälteanlage bzw. derjenigen Bereiche der Kälteanlage, die getrocknet werden müssen, verläßt der Stickstoff die Kälteanlage wieder und nimmt dabei die Feuchtigkeit mit. Die Vorteile gegenüber dem bisherigen Trocknungsverfahren "Türen offen lassen" sind offensichtlich, da weder neuer Schmutz noch neue Mikroorganismen in die Kälteanlage gelangen können.

[0011] Selbstverständlich eignet sich auch erwärmte bzw. erhitzte Umgebungsluft als Abtau- und Trockengas. Unter Umständen kann es sinnvoll sein, daß die Umgebungsluft vor der Zuführung in die abzutauende Kälteanlage einer Reinigung ― beispielsweise einem Adsorptions- und/oder Filterprozeß ― unterworfen wird.

[0012] Das erfindungsgemäße Verfahren zum Auftauen und Trocknen einer Kälteanlage ermöglicht eine Verkürzung der Abtau- sowie der Trocknungsdauer und damit eine längere Betriebsdauer der jeweiligen Kälteanlage; darüber hinaus bringt es Verbesserungen in hygienischer Hinsicht mit sich.

[0013] Das erfindungsgemäße Verfahren zum Auftauen und Trocknen einer Kälteanlage sowie weitere Ausgestaltungen desselben seien anhand des in der Figur dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert.

[0014] Aus einem Flüssigstickstoff-Tank 1 wird über Leitung 2 flüssiger Stickstoff entnommen und einem Verdampfer 3 zugeführt. Der verdampfte und damit gasförmige Stickstoff wird aus dem Verdampfer 3 über Leitung 4 einem Ventil 5 zugeführt. Anschließend gelangt der gasförmige Stickstoff über eine Leitung 6 in eine Düse 7, über die er in den Froster 10 ― in der Figur ist ein Spiralfroster dargestellt ― eingebracht wird.

[0015] Der Übersichtlichkeit halber ist in der Figur lediglich eine Düse 7 dargestellt; es ist jedoch selbstverständlich, daß in der Praxis eine Vielzahl von Düsen vorgesehen sein können. Diese sind vorzugsweise als sog. Flachdüsen für die Förderbandtrocknung ausgebildet. Sofern innerhalb des Frosters 10 ein Transportsystem vorgesehen ist, ist es zweckmäßig, wenn die Düsen auf dieses gerichtet sind. Es ist darauf zu achten, daß die innerhalb des Frosters verwendeten Materialien im unmittelbaren Strömungsbereich des warmen Gases den eingestellten Gastemperaturen widerstehen können.

[0016] Der Düse 7 vorgeschaltet ist ein Dampf- oder Gaserhitzer 8 vorgesehen, der der Erwärmung des gasförmigen Stickstoffes auf die gewünschte Abtautemperatur dient. Für die Erwärmung des über die Düse 7 in den Froster 10 eingeführten Abtau- und Trocknungsgases eignet sich beispielsweise eine regelbare elektrische Heizung. Denkbar hierfür ist jedoch auch jede andere Möglichkeit, die eine Erwärmung des Gases und/oder Gasgemisches auf die gewünschte Temperatur ermöglicht. Um Schäden an der abzutauenden Kälteanlage bzw. an der in ihr angeordneten Einrichtungen zu vermeiden, ist es ― gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens ― zweckmäßig, wenn die Temperatur des der Kälteanlage zugeführten warmen Gases und/oder Gasgemisches mittels der regelbaren elektrischen Heizung gesteuert wird.

[0017] Zum Zwecke der Regelung der Temperatur des aus der Düse 7 austretenden Gas(gemisch)stromes sollte vorzugsweise ein Temperatursensor 9 vorgesehen werden.

[0018] Über entsprechende Vorrichtungen 11 wird das Gemisch aus zugeführtem Gas und Frosteratmosphäre an die Umgebung abgegeben. Derartige Vorrichtungen in der richtigen Verschaltung verhindern zudem, daß bei begehbaren Kälteanlagen eine Gefährdung von Personen durch Sauerstoffmangel besteht.

[0019] Im Gegensatz zu der beschriebenen Darstellung kann das Abtau- und Trocknungsgas bzw. der Stickstoff selbstverständlich auf jede andere beliebige Art und Weise erzeugt werden. Im Falle des Stickstoffes sind hierbei kryogene, adsorptive und/oder Membrantrennverfahren denkbar. Auch die Bereitstellung in einem Speicherbehälter ist möglich.

[0020] Die Verwendung von Stickstoff oder eines Stickstoff-reichen Gasgemisches ― dies gilt selbstverständlich auch für andere Inertgas(gemische) ― als Abtau- und Trocknungsgas hat durch die Inertisierung auch den Vorteil, daß die Anwesenheit von Kleinstlebewesen, wie beispielsweise Mäusen, Fröschen, Ratten, etc., verhindert wird.


Ansprüche

1. Verfahren zum Auftauen und Trocknen einer Kälteanlage, wie beispielsweise eines Frosters, dadurch gekennzeichnet, daß zumindest der- oder diejenigen Bereiche der Kälteanlage, die Vereisungen, Verschneiungen und/oder Verreifungen aufweisen, mittels eines warmen Gases und/oder Gasgemisches gespült werden.
 
2. Verfahren zum Auftauen und Trocknen einer Kälteanlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das warme Gas und/oder Gasgemisch Stickstoff und/oder ein Stickstoff-reicher Strom ist.
 
3. Verfahren zum Auftauen und Trocknen einer Kälteanlage nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur des der Kälteanlage zugeführten warmen Gases und/oder Gasgemisches wenigstens 100 °C beträgt.
 
4. Verfahren zum Auftauen und Trocknen einer Kälteanlage nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Kälteanlage während und/oder nach dem Zuführen des warmen Gases und/oder Gasgemisches entlüftet bzw. das Gas und/oder Gasgemisch während und/oder nach dem Zuführen aus der Kälteanlage abgeführt wird.
 
5. Verfahren zum Auftauen und Trocknen einer Kälteanlage nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur des der Kälteanlage zugeführten Gases und/oder Gasgemisches geregelt wird.
 
6. Verfahren zum Auftauen und Trocknen einer Kälteanlage nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das der Kälteanlage zugeführte warme Gas und/oder Gasgemisch durch Verdampfen einer Flüssigkeit bzw. Flüssigkeitsmischung erzeugt wird.
 




Zeichnung







Recherchenbericht