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EP 1 050 358 A1 |
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EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG |
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Veröffentlichungstag: |
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08.11.2000 Patentblatt 2000/45 |
(22) |
Anmeldetag: 15.03.2000 |
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(84) |
Benannte Vertragsstaaten: |
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AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE |
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Benannte Erstreckungsstaaten: |
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AL LT LV MK RO SI |
(30) |
Priorität: |
06.05.1999 DE 19920802
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(71) |
Anmelder: KS Aluminium-Technolgie Aktiengesellschaft |
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74172 Neckarsulm (DE) |
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Erfinder: |
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- Stenzel, Otto, Dr.-Ing.
71543 Wüstenrot (DE)
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Vertreter: Dreiss, Fuhlendorf, Steimle & Becker |
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Gerokstrasse 6 70188 Stuttgart 70188 Stuttgart (DE) |
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Giessverfahren unter Verwendung eines Precursorkörpers |
(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen eines Gußstücks aus Leichtmetalllegierung
in einem druckbeaufschlagten Giessverfahren, wie z.B. Druckguss- oder Mitteldruckgussverfahren
oder Squeeze-Casting-Verfahren, unter Einsatz eines oder mehrerer reaktionsinfiltrierbarer
Precursorkörper. Um eine hinreichende Reaktion der Precursormaterialien mit der Leichtmetallschmelze
zu erreichen, wird vor einem jeweiligen Giessvorgang zwischen dem Precursorkörper
und einer Giessformoberfläche ein Wärmedämmmittel vorgesehen.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen eines Gußstücks aus Leichtmetalllegierung
in einem druckgussbeaufschlagten Giessverfahren, wie z.B. ein Druckguss- oder Mitteldruckgussverfahren
oder ein Squeeze-Casting-Verfahren, unter Einsatz eines oder mehrerer reaktionsinfiltrierbarer
Precursorkörper. In jedem Fall handelt es sich um ein Giessverfahren, bei dem die
Schmelze während der Erstarrung unter einem Druck von mehr als 10 bar steht.
[0002] Es ist bekannt, auf diese Weise Metallkeramik-Verbundwerkstoffe herzustellen, bei
denen eine Leichtmetalllegierung, beispielsweise eine Aluminiumschmelze, in einen
porösen Precursorköper während des Giessvorgangs hineingedrückt wird. Die Schmelze
reagiert mit den Stoffen des Precursorkörpers, bei denen es sich zumeist um Metalloxide
handelt. Die Metalloxide werden durch das Metall der Schmelze reduziert. Es bildet
sich beispielsweise Aluminiumoxid (Al
2O
3), und das Metall bildet mit dem Leichtmetall der restlichen infiltrierten Schmelze
eine Legierung oder eine intermetallische Phase, also beispielsweise ein Aluminid.
Es findet also eine chemische Reaktion zwischen den Bestandteilen des porösen infiltrierbaren
Precursorkörpers und der Leichtmetallschmelze statt, und es wird auf diese Weise ein
metallkeramischer Verbundwerkstoff hergestellt.
[0003] Für die vorstehend erwähnte chemische Reaktion wird eine hinreichende Temperatur,
und zwar über eine hinreichend lange Zeit, benötigt. Die für druckbeaufschlagte Giessverfahren
verwendeten metallischen Dauergiessformen, z.B. aus Stahl oder Kupfer, stellen im
Hinblick auf die zur Reaktion des infiltrierbaren Precursorkörpers benötigte Zeit
eine unerwünschte Wärmesenke dar. Insbesondere im Bereich dünnwandiger Gußstücke und
in Bereichen, wo der infiltrierbare Precursor recht nahe an eine Giessformoberfläche
angrenzt, wird die Temperatur der Schmelze infolge des Wärmeabflusses zu der Giessformoberfläche
sehr rasch erniedrigt, so dass keine hinreichende Zeit für die vollständige chemische
Reaktion der Precursorstoffe mit der Leichtmetallschmelze zur Verfügung steht.
[0004] Hiervon ausgehend liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, das Giessverfahren
der eingangs genannten Art dahingehend zu verbessern, dass eine im Hinblick auf die
Precursorreaktion zu rasche Abkühlung der Leichtmetallschmelze nicht stattfindet,
d.h. dass einer zu raschen Abkühlung entgegengewirkt wird.
[0005] Diese Aufgabe wird bei einem Verfahren der genannten Art erfindungsgemäss dadurch
gelöst, dass vor einem jeweiligen Giessvorgang zwischen dem Precursorkörper und einer
Giessformoberfläche ein Wärmedämmmittel vorgesehen wird.
[0006] Das Wärmedämmmittel kann nach einer ersten Ausführungsform der Erfindung in Form
einer bereichsweisen Beschichtung der Giessformoberfläche eingebracht werden. Die
bereichsweise Beschichtung muss solchenfalls eine gegenüber dem Material der Giessform
vorzugsweise sehr viel schlechtere Wärmeleitfähigkeit aufweisen. In Frage kommen in
vorteilhafter Weiterbildung dieses Erfindungsgedankens kunstharz- oder wasserglasgebundene
Sandmaterialien, wie sie beispielsweise beim Einsatz von Sandkernen verwendet werden.
Hierbei können infiltrierbare Sandkernmaterialien oder nicht infiltrierbare, druckgussfeste
Sandkernmaterialien verwendet werden. Letztere haben den Vorteil, dass sie durch Rütteln
einfach entfernt werden können.
[0007] Nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung kann das Wärmedämmmittel von einem
zusätzlichen Precursorkörper gebildet werden, dessen exotherme Reduktionsreaktion
bei niedrigerer Temperatur exotherm abläuft, und wobei die dabei entstehende in die
Schmelze abgegebene Reaktionswärme den Wärmeabfluss zu der Giessformoberfläche teilweise
kompensiert. Ein solcher zusätzlicher Precursorkörper könnte beispielsweise von einem
infiltrierbaren QuarzSandkern gebildet sein, der partiell mit der Leichtmetallschmelze
reagiert und dabei zusätzliche Wärme erzeugt. Der hierbei entstehende Verbundwerkstoff
ist sehr hart und daher schwer zu entfernen. Insofern würde sich eine nur oberflächliche
Infiltration als vorteilhaft erweisen, zumal solchenfalls der restliche nicht infiltrierte
Kernbereich die Wärmeableitung wirksamer verzögern könnte.
[0008] In vorteilhafter Weise umfasst der zusätzliche Precursorkörper Metalloxide, wie Kupferoxid,
Bleioxid oder Eisenoxid. Das sich in diesem zusätzlichen Precursorbereich bildende
Gefüge kann (und sollte) niedriege Festigkeitseigenschaftne aufweisen. Durch die bei
Infiltration mit der Leichtmetallschmelze entstehenden exothermen Reaktionen wird
Wärme erzeugt, die der Wärmeableitung des an kritischer Stelle zur Verstärkung eingesetzten
Precursorkörpers entgegenwirkt. Die exotherme Reaktion kann durch zusätzliche andere
sauerstoffspendende Mittel (z.B. Nitrate) wie sie in der Sprengstoffindustrie eingesetzt
werden, unterstützt bzw. initiiert werden. Der verstärkende Precursorkörper kann beispielsweise
in Form eines Verstärkungsteil im Bereich des Lagerstuhls für eine Kurbelwelle oder
dienen.
[0009] Wenn der zusätzliche Precursorkörper an der erforderlichen Stelle des Gußstücks stört,
wird vorgeschlagen, den Precursorkörper so in oder an der Giessform anzuordnen, dass
er nachträglich vom Gußstück entfernt werden kann. Dies bedeutet, dass er ausserhalb
der Zielkontur des herzustellenden Gußstücks, also quasi in die Wand der zu diesem
Zweck zurückzusetzenden Giessform, eingesetzt wird.
[0010] Um den Einlegevorgang der Eingussstücke in die Gießform vor der Infiltration zu vereinfachen,
wird vorgeschlagen, den eigentlichen verstärkenden Precursor und die wärmedämmende
Isolation oder den wärmeabgebenden Reaktionskörper vorher zu verbinden, z.B. durch
Kleben oder Verklammern. Eine integrierte Herstellung von beiden Vorkörpern in einem
Arbeitsgang könnte unter Kostengesichtspunkten sinnvoll erscheinen.
1. Verfahren zum Herstellen eines Gußstücks aus Leichtmetalllegierung in einem druckbeaufschlagten
Giessverfahren, wie z.B. Druckguss- oder Mitteldruckgussverfahren oder Squeeze-Casting-Verfahren,
unter Einsatz eines oder mehrerer reaktionsinfiltrierbarer Precursorkörper,
dadurch gekennzeichnet,
dass vor einem jeweiligen Giessvorgang zwischen dem Precursorkärper und einer Giessformoberfläche
ein Wärmedämmmittel vorgesehen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Wärmedämmmittel in Form einer bereichsweisen Beschichtung der Giessformoberfläche
eingebracht wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Wärmedämmmittel, insbesondere als bereichsweise Beschichtung der Giessformoberfläche,
aus gebundenem Sand gebildet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Wärmdämmmittel von einem zusätzlichen Precursorkörper gebildet
wird, dessen Reduktionsreaktion exotherm abläuft, und die dabei entstehende in die
Schmelze abgegebene Reaktionswärme den Wärmeabfluss zu der Giessformoberfläche teilweise
kompensiert.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der zusätzliche Precursorkörper Kupferoxid, Bleioxid oder Eisenoxid umfasst.
6. Verfahren nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass der zusätzliche Precursorkörper so in oder an der Giessform angeordnet wird,
dass er nachträglich vom Gußstück entfernt werden kann.
7. Verfahren nach Anspruch 4, 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass der zusätzliche Precursorkörper sauerstoffabspaltende Stoffe enthält

