[0001] Die Erfindung betrifft eine Gießform mit einer von Formsand umgebenen, zur Beaufschlagung
mit Druckgas vorgesehenen Speiserkammer.
[0002] Bekanntermaßen unterliegt das in eine Gießform eingegossene Gußmaterial während der
Abkühlung und Erstarrung einer Volumenverringerung. Um zu verhindern, daß ein Gußstück
infolge Schrumpfung von den durch die Gießform vorgegebenen Abmessungen abweicht,
muß in der Abkühl- und Erstarrungsphase daher Gußmaterial nachgefüllt werden. Als
Reservoir für nachzufüllendes Gußmaterial werden eine oder mehrere beim Eingießen
des Gußmaterials neben dem Formhohlraum zu füllende Speiserkammern vorgesehen, die
gegenüber dem Formhohlraum derart wärmeisoliert sind, daß das Gußmaterial in ihnen
erst dann vollständig erstarrt, wenn bereits sämtliches Gußmaterial im Formhohlraum
oder einem der Speiserkammer zugeordneten Teil des Formhohlraums erstarrt ist. Bei
Anordnung einer Speiserkammer oberhalb des Formhohlraums kann zum Nachfüllen von Gußmaterial
in den Formhohlraum die Schwerkraft des Gußmaterials genutzt werden. Aus der WO 95/18689
ist es ferner bekannt, Speiserkammern mit Druckgas zu beaufschlagen, um Gußmaterial
während der Abkühlungs- und Erstarrungsphase aus der Speiserkammer in den Formhohlraum
zu drücken. Dabei kann das Druckgas der Speiserkammer über eine Leitung zugeführt
oder in der Kammer selbst erzeugt werden.
[0003] Um zur Vermeidung von Schrumpfung stets den erforderlichen Zustrom von Gußmaterial
in den Formhohlraum sicherzustellen, müssen während der gesamten Abkühl- und Erstarrungsphase
definierte Druckverhältnisse aufrechterhalten werden.
[0004] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine neue Gießform der eingangs
erwähnten Art zu schaffen, welche die Herstellung von Gußstücken mit gegenüber dem
Stand der Technik erhöhter Qualität und Fertigungssicherheit ermöglicht.
[0005] Die diese Aufgabe lösende Gießform nach der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet,
daß wenigstens ein mit dem Druckgas in Kontakt kommender Wandteil der Speiserkammer
gegen Entweichen von Druckgas in den Formsand abgedichtet ist.
[0006] Durch diese Erfindungslösung können Druckschwankungen. welche in der Speiserkammer
die Nachführung von Gußmaterial in den Formhohlraum beeinträchtigen, wirksam vermieden
und dadurch Qualität und Fertigungssicherheit gesteigert werden. Insbesondere bei
Aluminiumlegierungen mit niedrig schmelzenden eutektischen Restschmelzen, wie z.B.
AlSi9 Cu3 (226), kann so vermieden werden, daß durch die breiartige oder schwammartige
Erstarrung der Druck nicht aufgebaut werden kann. Die Luft würde sich vielmehr durch
die Restschmelze drücken und zu einer perforierten Schale führen.
[0007] In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist die Speiserkammer in der Art
verbundener Gefäße an den Formhohlraum der Gießform angeschlossen und ein die Speiserkammer
nach oben hutartig begrenzendes Dichtelement vorgesehen. Der Speiserkammer zugeführtes
oder in der Speiserkammer erzeugtes Druckgas nimmt dann innerhalb der Speiserkammer
ein ausschließlich durch den Gußmaterialspiegel und das Dichtelement begrenztes Volumen
ein, von wo aus Druckgas nicht in den Formsand entweichen kann. Die Tiefe des Dichtelements
richtet sich letztlich danach, wie weit der Gußmaterialspiegel in der Speiserkammer
bei vollständigem Ausgleich der Schrumpfung absinken muß, wobei die Tiefe des Dichtelements
geringer als dieser Niveauunterschied sein kann, weil sich während des Abkühlvorgangs
unterhalb des Dichtelements bereits ein die Innenwand der Speiserkammer abdichtender
Belag aus erstarrtem Gußmaterial bildet.
[0008] Bei dem Dichtelement kann es sich um ein vorzugsweise durch Tiefziehen herstellbares
Formteil aus einer Metallfolie, z.B. einer Aluminiumfolie handeln, wobei die Folie
aus Gründen der Materialersparnis möglichst dünn sein sollte. Jedoch sollte das Formteil
wenigstens eine solche Stabilität aufweisen, daß es automatisch mit Hilfe der zum
Einsetzen von Gießformkernen verwendenden Einrichtungen (Coresetter) in der Gießform
plaziert werden kann. In der bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weist das Dichtelement
daher geeignete Sicken auf, durch die bei geringem Materialeinsatz ein hohes Maß an
Stabilität erreichbar ist.
[0009] Alternativ wäre es denkbar, das Dichtelement besonders stabil als wiederverwendbares
Teil auszubilden.
[0010] In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung ist das hutartige Dichtelement
mit einem zur Verankerung im Formsand in den Formsand hinein vorstehenden Teil verbunden,
das bei dem hutartigen Dichtelement vorzugsweise durch einen umlaufenden Kragen am
Öffnungsrand gebildet ist, welcher insbesondere bei konischer Ausbildung des hutartigen
Dichtelements verhindert, daß sich das Dichtelement von der Wand ablöst.
[0011] In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung ist zur Druckbeaufschlagung
der Speiserkammer eine in die Gießform unter Vordringen bis zur Speiserkammer einstechbare
Druckleitung vorgesehen. Vorzugsweise ist diese Druckleitung als Druckleitungslanze
mit einem schneidenförmig oder spitz zulaufenden Ende und vorzugsweise seitlichen
Druckgasaustrittsöffnungen ausgebildet. Mit einer solchen Lanze läßt sich die Gießform
und insbesondere das Dichtelement leicht durchstoßen, wobei das Dichtelement vorteilhaft
eine dieses Einstechen noch weiter erleichternde Schwachstelle aufweisen kann. Durch
die Anordnung der Druckgasaustrittsöffnungen am Umfang der Druckleitung kommt es beim
Einstechen in den Formsand, währenddessen die Leitung schon unter Druck stehen kann,
kaum zum Eindringen von Formsand in die Druckleitung.
[0012] Die Erfindung soll nun anhand eines Ausführungsbeispiels und der beiliegenden, sich
auf dieses Ausführungsbeispiel beziehenden Zeichnungen näher erläutert werden. Es
zeigen:
Fig. 1 eine erfindungsgemäße Gießform in schematischer Darstellung.
Fig. 2 ein in der Gießform von Fig. 1 verwendetes Dichtelement, und
Fig. 3 eine bei der Gießform von Fig. 1 verwendete Druckleitungslanze in einer Teilansicht.
[0013] Mit dem Bezugszeichen 1 ist in Fig. 1 allgemein eine Sandgießform mit einem Formhohlraum
2 und einem in dem Formhohlraum 2 angeordneten Formkern 3 bezeichnet. Der Formhohlraum
2 steht mit einem Entlüftungskanal 4 in Verbindung.
[0014] Das Bezugszeichen 5 bezeichnet eine ein Reservoir für Gußmaterial bildende Speiserkammer,
die bei 6 mit dem Formhohlraum 2 in Verbindung steht.
[0015] In die Speiserkammer 5 mündet ein Füllkanal 7 ein, über welchen die Speiserkammer
5 und der Formhohlraum 2 unter Druckanwendung von unten mit Gußmaterial befüllbar
sind.
[0016] Mit dem Bezugszeichen 8 ist ein in dem gezeigten Ausführungsbeispiel becherförmiges,
konisches Dichtelement bezeichnet, welches einen oberen Teil der von Formsand umgebenden
Speiserkammer 5 abdichtet. Das anhand von Fig. 2 näher beschriebene Dichtelement besteht
in dem gezeigten Ausführungsbeispiel aus einer Aluminiumfolie und ist im Tiefziehverfahren
hergestellt.
[0017] In die Gießform ist eine Rohrleitungslanze 9 eingestochen, deren Spitze das Dichtelement
8 durchstoßen hat und in die Speiserkammer 5 vorgedrungen ist.
[0018] Wie aus Fig. 3 hervorgeht, weist die Rohrleitungslanze 9 an ihrer Spitze eine Schneide
10 auf, zu deren Herstellung durch axiale Endeinschnitte gebildete Rohrwandschenkel
unter Bildung seitlicher Öffnungen 11 zusammengedrückt worden sind.
[0019] Es wird nun auf Fig. 2 Bezug genommen, wo mit dem Bezugszeichen 12 eine Schwachstelle
in der Bodenwand des becherförmigen Dichtelements 8 bezeichnet ist, welche das Vordringen
der Rohrleitungslanze 9 in die Speiserkammer 5 erleichtert. Um den Umfang des Dichtelements
8 herum sind Sicken 13 vorgesehen. An seinem Öffnungsrand weist das Dichtelement einen
umlaufenden Kragen 14 auf. Das Dichtelement kann ferner Luftlöcher, z.B. in Form einer
Perforierung, aufweisen.
[0020] Zur Herstellung eines Gußstücks mit Hilfe der Gießform 1 werden die Speiserkammer
5 und der Formhohlraum 2 über die Fülleitung 7 mit Gußmaterial befüllt, wobei das
Gußmaterial jeweils unter einem Druck zugeführt wird, der den durch das schon eingefüllte
Material erzeugten Schweredruck wenigstens ausgleicht. Gegebenenfalls vorhandene Entlüftungslöcher
im Dichtelement setzen sich durch die Schmelze zu.
[0021] Nach dem Füllvorgang wird die Rohrleitungslanze 9 mit einer Druckquelle verbunden,
über welche der Speiserkammer 5 aus den seitlichen Öffnungen 11 in die Speiserkammer
austretende Druckluft zugeführt wird. Der Luftdruck ist dabei wenigstens gleich dem
Schweredruck des noch flüssigen Gußmaterials an der sich in der Speiserkammer 5 bildenden
Grenze zwischen Druckluft und Gußmaterial.
[0022] Mit der Abkühlung des Gußmaterials in der Gießform kommt es zu einer Volumenverringerung
des Gußmaterials. Um im Formhohlraum 2 diese Volumenverringerung auszugleichen, wird
über die Verbindung 6, die einen verhältnismäßig großen Strömungsquerschnitt aufweist,
aus der Speiserkammer Gußmaterial nachgeliefert, wobei durch den Luftdruck gesichert
ist, daß sich dieser Schrumpfungsausgleich auch auf das oberhalb der Speiserkammer
gelegene Volumen des Formhohlraums erstreckt. Mit absinkendem Gußmaterialspiegel in
der Speiserkammer 5 wächst der hierfür erforderliche Druck an.
[0023] Durch das Dichtelement 8 wird dafür gesorgt, daß der in der Speiserkammer 5 jeweils
erforderliche Druck aufrechterhalten wird, und es nicht zu einem Druckabfall durch
Entweichen von Druckluft in den umliegenden, nicht gasdichten Formsand kommt.
[0024] Wenn der Gußmaterialspiegel unter das Dichtelement abgesunken ist, hat sich an dem
nur durch Formsand gebildeten unteren Teil der Kammerwand durch Erstarren des Gußmaterials
bereits eine Haut gebildet, welche die Kammerwand abdichtet.
[0025] Durch den umlaufenden Kragen 14, der in den Formsand vorsteht, findet das Dichtelement
8 in der Gießform einen ausreichenden Halt, so daß sich das Dichtelement 8 beim Einstechen
der Rohrleitungslanze 9 nicht aus der in Fig. 1 gezeigten Position lösen kann. Ferner
verleihen die Sicken 13 dem Dichtelement 8 eine trotz geringer Materialdicke (0,2
mm) ausreichende Stabilität durch die eine unerwünschte Verformung des Dicht-elements
beim Einstechen der Rohrleitungslanze ausgeschlossen ist. Der der Rohrleitungslanze
durch das Dichtelement entgegengebrachte, für eine eventuelle Verformung maßgebende
Widerstand ist durch die Schwachstelle 12 vorteilhaft weiter abgeschwächt.
[0026] Das Dichtelement 8 ist im übrigen so stabil, daß es mit Hilfe der für das Einsetzen
von Kernen üblicherweise verwendeten Vorrichtungen in die Gießform eingesetzt werden
kann.
1. Gießform (1) mit einer von Formsand umgebenen, zur Beaufschlagung mit Druckgas vorgesehenen
Speiserkammer (5),
dadurch gekennzeichnet,
daß wenigstens ein mit dem Druckgas in Kontakt kommender Wandteil der Speiserkammer
(5) gegen Entweichen von Druckgas in den Formsand abgedichtet ist.
2. Gießform nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Speiserkammer (5) in der Art verbundener Gefäße an den Formhohlraum (2) der
Gießform (1) angeschlossen und ein die Speiserkammer (5) nach oben hutartig begrenzendes
Dichtelement (8) vorgesehen ist.
3. Gießform nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Dichtelement (8) ein vorzugsweise durch Tiefziehen herstellbares Formteil
aus einer Metallfolie ist.
4. Gießform nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Dichtelement (8) durch Sicken (13) stabilisiert ist.
5. Gießform nach einem der Ansprüche 2 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Dichtelement mit einem zur Verankerung im Formsand vorstehenden Teil (14)
verbunden ist.
6. Gießform nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß das vorstehende Teil durch einen Kragen (14) am Öffnungsrand des hutartigen Dichtelements
(8) gebildet ist.
7. Gießform nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Druckbeaufschlagung der Speiserkammer (5) in die Gießform (1) eine in die
Speiserkammer (5) vordringende Druckleitung (9) einsteckbar ist.
8. Gießform noch Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Druckleitung als Druckleitungslanze (9) mit einem schneidenförmig (10) oder
spitz zulaufenden Ende und vorzugsweise am Leitungsumfang angeordneten Druckgasaustrittsöffnungen
(11) ausgebildet ist.
9. Gießform nach Anspruch 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Dichtelement (8) eine das Einstecken der Druckleitung in die Speiserkammer
(5) erleichternde Schwachstelle (12) aufweist.