[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Emaillierung der Oberfläche
eines Stahlkörpers, insbesondere einer Rohraußenoberfläche, gemäß den Oberbegriffen
der Patentansprüche 1 und 6.
[0002] Die Emaillierung der Oberfläche eines Stahlkörpers stellt einen wirksamen Korrosionsschutz
dar. Wie der Artikel "Korrosionsgeschützte Wärmetauscher" (Zeitschrift CIT, 11/1998)
wiedergibt, eignet sich bei Wärmetauschern eine Emaillierung als Schutz vor korrosiven
Medien. Korrosive Medien treten bei Wärmetauschern in Rauchgasentschwefelungsanlagen
in Form von hochkorrosiven Rauchgasen und deren Kondensate auf. Besonders die Außenoberfläche
der als Haarnadeln bezeichneten U-Rohre im Inneren des Wärmetauschers ist hierbei
einer erhöhten Korrosionsgefahr ausgesetzt.
[0003] Es ist zwar allgemein bekannt, in derartig korrosiven Umgebungen die Gradrohre und
U-Rohre aus Kunststoff zu fertigen oder Stahlrohre mit Kunststoff zu ummanteln; eine
solche Lösung verschlechtert aber die Wärmedurchgangszahl erheblich. Eine bessere
Wärmedurchgangszahl ergibt sich, wenn die Rohre emailliert sind. Daraus resultiert
eine um ca. 30 % geringere Wärmetauscherfläche.
[0004] Es ist bereits versucht worden, hierfür eine aus Grund- und Deckemail bestehende
konventionelle Emaillierung in Verbindung mit herkömmlichen preisgünstigen Rohren
aus emaillierfähigen C-Stählen - wie St 34-2 E - zu verwenden. Die Praxis zeigte jedoch,
daß eine konventionelle Emaillierung von Rohren bei Wärmetauschern einen hinreichenden
Korrosionsschutz in einer hochkorrosiven Umgebung nicht zufriedenstellend bieten kann.
Bei der konventionellen Emaillierung wird ein Rohr aus preisgünstigem emaillierfähigen
C-Stahl zunächst mit einer ersten Schicht aus Grundemail versehen. Das Grundemail
fungiert als Haftvermittler zum Rohr sowie zu einer zweiten Schicht aus Deckemail.
Allein die Deckemailschicht ist gegen den Angriff von hochkorrosiven Medien resistent.
Während des Betriebes des Wärmetauschers kommt es zu einem kontinuierlichen Abtrag
der Emaillierung. Ist ein Abtrag der resistenten Deckemailschicht erfolgt, insbesondere
an Kontaktstellen zu Halte-und Verbindungselementen, so durchdringt das korrosive
Medium alsbald die Grundemailschicht und die Rohrwandung. Die konventionelle Emaillierung
von Stahlrohren in Wärmetauschern führt in einer hochkorrosiven Umgebung damit zu
einer verminderten Lebensdauer des Wärmetauschers.
[0005] Eine höhere Lebensdauer wird erzielt, wenn hier eine Direktemaillierung der Stahlrohre
mit einem Emailwerkstoff vorgenommen wird, der bereits in der ersten Schicht resistent
ist. Für eine Direktemaillierung - beispielsweise mit dem Pulver-Elektrostatik-Verfahren
(PUESTA-Verfahren) - wird ein vollentkohlter Stahlrohrwerkstoff mit einer Schicht
aus korrosionsresistentem Direktemail versehen. Dieser ersten Schicht folgt meist
eine zweite Schicht aus noch höherresistentem Spezialemail. Es entsteht somit ein
im Vergleich zur herkömmlichen Emaillierung hochwertigerer Verbundwerkstoff zwischen
Stahl und Email mit dem Vorteil einer verbesserten Lebensdauer beim Einsatz in einer
korrosiven Umgebung. Ein Nachteil der Direktemaillierung besteht jedoch darin, daß
hierfür ein entkohlter Stahlwerkstoff erforderlich ist, der im Gegensatz zu emaillierfähigen
C-Stählen teurer ist und zudem nur eine geringe Festigkeit aufweist. Dieser Stahlwerkstoff
wird durch eine aufwendige Vakuumbehandlung vollständig in der füssigen Phase entkohlt,
wobei vorhandener Restkohlenstoff an Titan gebunden wird oder durch ein sogenanntes
Open-Coil-Glühen unter einer Schutzgasatmosphäre in der festen Phase. Diese Verfahren
sind recht aufwendig in der Durchführung.
[0006] Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren sowie eine Vorrichtung
zur Emaillierung der Oberfläche eines Stahlkörpers zu schaffen, das bzw. die eine
hohe Lebensdauer des Stahlkörpers in einer hochkorrosiven Umgebung sowie eine einfache
Herstellung der Emaillierung gewährleistet.
[0007] Die Aufgabe wird verfahrensgemäß durch den Patentanspruch 1 und vorrichtungsgemäß
durch den Patentanspruch 6 gelöst. Die jeweils rückbezogenen Unteransprüche geben
vorteilhafte Ausgestaltungsformen der Erfindung wieder.
[0008] Die Erfindung schließt verfahrensgemäß die technische Lehre ein, daß die zu emaillierenden
Oberflächenbereiche eines Stahlkörpers lediglich einer Randentkohlung unterzogen werden,
worauf unmittelbar mindestens eine Schicht aus Direktemail aufgebracht wird.
[0009] Die Randentkohlung eines Stahlkörpers entsteht vorzugsweise bereits am Ende des Herstellungsprozesses
des Stahlkörpers selbst, beispielsweise während des Schlußglühens unter einer Schutzgasatmosphäre.
Das so durchgeführte Schlußglühen verhindert die Verzunderung der Außenoberfläche
des Stahlkörpes. Der äußeren Schicht des Stahlkörpers wird der Kohlenstoff entzogen.
Bisher bestand in der Fachwelt das Vorurteil, daß ein nur randentkohlter Bereich eines
Stahlkörpers nicht ausreichend wäre, um hierauf unmittelbar eine Direktemaillierung
vorzunehmen, da durch die dünne Schicht der Randentkohlung Kohlenstoff aus tieferen
Schichten des Stahlkörpers in den Randbereich diffundieren würde. Versuche haben dieses
Vorurteil jedoch nicht bestätigt, so daß auf einen randentkohlten Stahlkörper mindestens
eine Schicht aus Direktemailaufbringbar ist. Damit ist es nicht mehr erforderlich,
zur Direktemaillierung einen vollentkohlten Stahlkörper zu verwenden. Die Herstellung
von direktemaillierten Stahlkörpern läßt sich dadurch günstiger gestalten.
[0010] Eine die Erfindung verbessernde Maßnahme besteht darin, daß auf die erste Schicht
aus korrosionsresistentem Spezialemail eine zweite Schicht aus hochkorrosionsresistentem
Direktemail aufgebracht wird. Der Grad der Korrosionsresistenz der Emaillierung erhöht
sich damit insgesamt. In Ergebnis dessen wird die Emaillierung dadurch widerstandsfähiger.
[0011] Für die Direktemaillierung des randentkohlten Stahlkörpers eignen sich vorzugsweise
die an sich bekannten Emaillierverfahren. Zum einen kommt hierfür das Pulver-Elektrostatik-Verfahren
(PUESTA-Verfahren) zum zweiten das Naß-Elektrostatik-Verfahren (ESTA-Verfahren), zum
dritten das Elektro-Tauchemaillier-Verfahren (ETE-Verfahren) oder das konventionelle
Naßspritzverfahren zur Anwendung.
[0012] Das vorstehend beschriebene erfindungsgemäße Verfahren wird vorzugsweise mit einer
Vorrichtung durchgeführt, bei der der Stahlkörper zur Randentkohlung eine Glühstation
durchläuft, die mit Mitteln zur Einstellung einer die Randentkohlung herbeiführenden
Schutzgasatmosphäre ausgestattet ist, und daß der Stahlkörper zur Aufbringung mindestens
einer Schicht von Direktemail eine nachfolgende Emaillierstation durchläuft.
[0013] Vorzugsweise sind in der Emaillierstation zwei Emailleschichten unterschiedlicher
Zusammensetzung übereinander aufbringbar. Es ist jedoch auch denkbar, in der Emaillierstation
nur eine Schicht aus Direktemail oder auch mehr als zwei Schichten aufzubringen. Zur
Direktemaillierung eines langgestreckten Körpers kann ein kontinuierlicher Durchlauf
durch die Glühstation und/oder die nachfolgende Emaillierstation erfolgen. Zur Direktemaillierung
eines kompakt ausgebildeten Stahlkörpers eignet sich insbesondere ein getakteter Durchlauf
durch die Glühstation und/oder die Emaillierstation.
[0014] Die auf den Stahlkörper, insbesondere einem U-Stahlrohr bei einem Wärmetauscher,
aufgebrachte Emailleschicht weist vorzugsweise eine Dicke zwischen 200 und 600 Mikrometern
auf.
[0015] Weitere die Erfindung verbessernde Maßnahmen sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet
bzw. werden nachstehend mit der Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispieles
der Erfindung anhand der Figuren näher dargestellt. Es zeigt:
- Fig. 1
- eine prinzipielle Darstellung eines Verfahrens zur Direktemaillierung eines Stahlkörpers
anhand eines Flußplanes und
- Fig. 2
- eine Querschnittsdarstellung eines direktemaillierten randentkohlten Rohres als Stahlkörper.
[0016] Zur Direktemaillierung wird zunächst gemäß Figur 1 an einem Stahlkörper 1 eine Randentkohlung
2 vorgenommen. Zu diesem Zweck wird der Stahlkörper 1 einer Glühstation 3 zugeführt.
Innerhalb der Glühstation 3 wird der Stahlkörper 1 unter einer oxidationsverhindernden
Atmosphäre aus Schutzgas 4 erwärmt. Das Schutzgas 4 besteht aus einer Mischung von
Wasserstoff und Stickstoff und verhindert eine Verzunderung der Außenoberfläche des
Stahlkörpers 1 beim Glühen. Das Glühen unter dem Schutzgas 4 bewirkt weiterhin den
Effekt der Randentkohlung, d.h., daß von der Oberfläche aus bis zu einer gewissen
Tiefe dem Stahlkörper 1 der Kohlenstoffanteil entzogen wird. Der somit randentkohlte
Stahlkörper 1 wird anschließend einer der Randentkohlung 2 nachgeschalteten Emaillierstation
5 zugeführt. Innerhalb der Emaillierstation 5 wird unter Nutzung das Pulver-Elektrostatik-Verfahren
(PUESTA-Verfahren) auf den Stahlkörper 1 eine erste Schicht 6 aus Direktemail aufgebracht
und anschließend eingebrannt. Diese erste Schicht 6 besteht aus korrosionsresistentem
Direktemail und kann direkt, also ohne eine herkömmliche Grundemailschicht, auf einen
Stahlkörper 1 aus preisgünstigem C-Stahl, der jedoch randentkohlt ist, aufgebracht
werden. Eine zweite Schicht 7 an Spezialemail wird nachfolgend aufgebracht. Die zweite
Schicht 7 besteht aus höher gegen Korrosion resistentem Email. Diese Emaillierung
in zwei Schichten 6, 7 schafft einen Stahlkörper 1, der aus preisgünstigem C-Stahl
besteht und einen hochresistenten Schutz aus Email besitzt, so daß dieser Verbund
sich durch eine hohe Wärmeleitzahl auszeichnet.
[0017] Diese Eigenschaft ist insbesondere bei einem Rohr gemäß Figur 2 als Stahlkörper 1,
der als Geradrohr oder U-Rohr bei einem Wärmetauscher eingesetzt wird, vorteilhaft.
Hierbei ist die Außenoberfläche 8 - wie die Einzelheit "A" zeigt - bis zu einer Tiefe
9 durch Glühen unter Schutzgas randentkohlt. Die Außenoberfläche 8 ist mit einer Direktemaillierung
und Spezialemaillierung 10 versehen, die eine Gesamtstärke von 200 bis 600 Mikrometern
aufweist.
[0018] Ein derartig einfach herstellbares direktemailliertes U-Rohr gewährleistet bei Wärmetauschern
- beispielsweise in Rauchgasentschwefelungsanlagen - einen wirksamen Schutz vor dem
Angriff von hochkorrosiven Gasen und deren Kondensate, so daß daraus eine erhöhte
Lebensdauer resultiert.
[0019] Die Erfindung beschränkt sich in ihrer Ausführung nicht auf das vorstehend angegebene
bevorzugte Ausführungsbeispiel. Vielmehr ist eine Anzahl von Varianten denkbar, die
von der dargestellten Lösung auch bei grundätzlich anders gearteten Ausführungen Gebrauch
macht.
1. Verfahren zur Emaillierung der Oberfläche eines Stahlkörpers, insbesondere einer Rohraußenoberfläche,
durch Direktemaillierung,
dadurch gekennzeichnet,
daß zu emaillierende Oberflächenbereiche des Stahlkörpers einer Randentkohlung unterzogen
werden, worauf unmittelbar mindestens eine Schicht aus Direktemail aufgebracht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß auf eine erste Schicht aus korrosionsresistentem Direktemail eine zweite Schicht
aus hochkorrosionsresistentem Spezialemail aufgebracht wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Randentkohlung der Stahlkörper beim Glühen durch eine diese bewirkende Einstellung
einer Atmosphäre aus Schutzgas durchgeführt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Glühen im Zusammenhang mit dem den Herstellungsprozeß abschließenden Schlußglühen
des Stahlkörpers durchgeführt wird.
5. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Direktemaillierung des Stahlkörpers im Pulver-Elektrostatik-Verfahren (PUESTA-Verfahren)
oder im Naß-Elektrostatik-Verfahren (ESTA-Verfahren) oder im Elektro-Tauchemail-Verfahren
(ETE-Verfahren) oder im Naßspritzverfahren durchgeführt wird.
6. Vorrichtung zur Emaillierung der Oberfläche eines Stahlkörpers, insbesondere einer
Rohraußenoberfläche, durch Direktemaillierung,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Stahlkörper (1) zur Randentkohlung eine Glühstation (3) durchläuft, die mit
Mitteln zur Einstellung einer die Randentkohlung herbeiführenden Atmosphäre aus Schutzgas
(4) ausgestattet ist, und daß der Stahlkörper (1) zur Aufbringung mindestens einer
Schicht (6, 7) von Direktemail eine nachfolgende Emaillierstation (5) durchläuft.
7. Vorrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß mit der Emaillierstation (5) zwei Schichten (6 und 7) aus Direktemail und Spezialemail
unterschiedlicher Zusammensetzung übereinander aufbringbar sind.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Direktemaillierung eines langgestreckten Stahlkörpers (1) ein kontinuierlicher
Durchlauf durch die Glühstation (3) und/oder die Emaillierstation (5) erfolgt.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Direktemaillierung eines kompakt ausgebildeten Stahlkörpers (1) ein getakteter
Durchlauf durch die Glühstation (3) und/oder die Emaillierstation (5) erfolgt.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß die auf den Stahlkörper (1) aufgebrachte Emaillierung (10) eine Dicke zwischen
200 und 600 Mikrometern aufweist.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Glühstation (3) eine Schlußglühstation am Ende des Herstellungsprozeßes des
Stahlkörpers (1) vorgesehen ist.