[0001] In digitalen Übertragungsystemen, wie beispielsweise in Mobilfunksystemen nach dem
GSM-Standard, hängt die Qualität der übertragenen Sprachsignale wesentlich von der
Korrekturfähigkeit des Kanaldecodierverfahrens ab. Dennoch ist es nicht zu vermeiden,
daß bei der Kanaldecodierung Restbitfehler auftreten, die eine merklich verschlechterte
Sprachqualität zur Folge haben. Um diese mangelnde Sprachqualität zu verbessern, werden
üblicherweise vor oder nach der Sprachdecodierung Fehlerverdeckungsmaßnahmen getroffen.
Welcher Art diese Fehlerverdeckungsmaßnahmen sind, hängt wesentlich von der Genauigkeit
einer Qualitätsinformation ab, die ein Maß für Übertragungsqualität des Kanals und
letztlich für die Sprachqualität ist.
[0002] So ist ein sogenannter Soft-Output Viterbi Algorithmus, kurz SOVA, bekannt, mit dem
zu jedem decodierten Bit ein Qualitätswert geliefert wird, vgl. Hagenauer J., Hoeher
P.: A Viterbi Algorithm with Soft-Decision Outputs and its Applications, Proc. of
GLOBECOM '89, Seiten 1680-1686, Dallas, Texas, November 1989. Zwar ist dieser Algorithmus
relativ einfach realisierbar, doch liefert er Qualitätsinformationen, die die Sprachqualität
noch nicht zufriedenstellend verbessern.
[0003] Es ist weiterhin ein Fehlerverdeckungsverfahren in einem TDMA-Funksystem bekannt,
mit dem Qualitätsinformationen aus dem Kanaldecodierverfahren gewonnen werden, vgl.
US 5,502,713. In einem sogenannten SoftValue Calculator werden aus Qualitätsinformationen
Wichtungsfaktoren berechnet, mit denen aktuell und früher empfangene Parameter des
Sprachcodierverfahrens bewertet und interpoliert werden.
[0004] Mit der Erfindung wird nun die Aufgabe gelöst, ein Verfahren und eine Schaltungsanordnung
anzugeben, mit denen bekannte Qualitätsinformationen so verbessert werden, daß für
Fehlerverdeckungsmaßnahmen geeignetere Eingangsparameter zur Verfügung stehen.
[0005] Diese Aufgabe wird mit dem im ersten Anspruch beschriebenen Verfahren und mit der
im siebten Anspruch beschriebenen Schaltungsanordnung gelöst.
[0006] Das Wesen der Erfindung besteht darin, daß Qualitätsinformationen vor der Kanaldecodierung
mit solchen nach der Kanaldecodierung kombiniert werden und anschließend durch eine
Transformationseinheit nach unterschiedlichen, an die Übertragungsbedingungen angepaßten
Transformationsvorschriften bearbeitet werden, so daß eine verbesserte Qualtitätsinformation
für eine nachfolgende Fehlerverdeckungseinheit gebildet wird.
[0007] Die Erfindung wird nunmehr an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert. In der dazugehörigen
Zeichnung zeigen
- Fig. 1
- ein Blockschaltbild der erfindungsgemäßen Schaltungsanordnung und
- Fig. 2
- eine schematische Darstellung von Datenblöcken am Eingang einer Fehlerverdeckungseinheit.
[0008] Gemäß Fig. 1 besteht eine Schaltungsanordnung für die Sprachübertragung in Richtung
eines Teilnehmerendgerätes (engl. upstream) in einem digitalen Mobilfunksystem aus
einem Kanaldecodierer 1, einer Fehlerverdeckungseinheit 2 und einem Sprachdecodierer
3 sowie erfindungsgemäß aus einer Transformationseinheit 4. Dem Kanaldecodierer 1
wird ein Eingangssignal y' zugeführt, aus dem der Kanaldecodierer 1 den aus Gründen
des Fehlerschutzes im Sender erzeugten Fehlerschutzcode decodiert und als Ausgangssignal
x' zur Verfügung stellt. Ein Teil der übertragenen Daten kann auch ohne Fehlerschutzcode
übertragen werden und ist in Fig. 1 als Datensignal z' dargestellt. Der Fehlerschutzcode
kann entweder kontinuierlich oder jeweils für einen Datenblock der Länge bl erzeugt
werden. Bei blockorientierter Verarbeitung setzt sich gemäß Fig. 2 die Anzahl bl der
Eingangsbits der Fehlerverdeckungseinheit 2 aus einer Anzahl M Eingangsbits des Datensignals
z' ohne Fehlerschutzcode und aus einer Anzahl L Eingangsbits des Ausgangssignals x'
des Kanaldecodierers 1 zusammen. Von dem Kanaldecodierer 1 wird eine Bitfehlerrate
BER(x') des Ausgangssignals x' des Kanaldecodierers 1 geschätzt. Die Bitfehlerrate
wird auch als Soft-Output oder allgemein als Qualitätsinformation bezeichnet. Eine
Bitfehlerrate BER(z') des Datensignals z' ohne Fehlerschutzcode kann beispielsweise
von einem Empfänger oder einem Equalizer geschätzt werden. Die so zur Verfügung stehenden
geschätzten Qualitätsinformationen BER(x') und BER(z') werden nunmehr als Eingangsgrößen
der Transformationseinheit 4 zugeführt und werden gemäß der nachfolgenden Vorschriften
so weiterverarbeitet, daß der Fehlerverdeckungseinheit 2 verbesserte Qualitätsinformationen
zugeführt werden, um die Qualität des Ausgangssignals s des Sprachdecodierers 3 zu
erhöhen.
Transformationsvorschriften:
[0010] Die in den unter c) und d) in den Transformationsvorschriften genannten Parameter
a, b, c und d werden in Abhängigkeit von den jeweiligen Übertragungsmodi, wie GSM
Full Rate oder GSM Enhanced Full Rate, gewählt.
[0011] Besonders vorteilhaft ist es, die Ausführung der einzelnen Verfahrensschritte von
einem sog. Bad Frame Indicator BFI abhängig zu machen. Je nach Qualität der Übertragungsbedingungen
wird das Signal BFI auf "1" bei schlechten Übertragungsbedingungen und auf "0" bei
guten Übertragungsbedingungen gesetzt. Gemäß Fig. 1 wird das Signal BFI bedarfsweise
der Fehlerverdeckungseinheit 2, dem Sprachdecodierer 3 und der Transformationseinheit
4 zugeführt, so daß damit die Baugruppen aktiviert oder deaktiviert werden können.
Außer zur Aktivierung/Deaktivierung der genannten Baugruppen kann das Signal BFI mit
den Transformationsvorschriften verknüpft werden. Damit wird erreicht, daß die Zuverlässigkeit
der Qualitätsinformationen an die Übertragungsbedingungen besser angepaßt wird. So
kann beispielsweise mit der unter c) beschriebenen Transformationsvorschrift die geschätzte
Bitfehlerrate BERn(x') erhöht werden, so daß damit bei schlechten Übertragungsbedingungen,
also bei BFI=1, eine Unterschätzung der Bitfehlerrate durch den Soft-Output Viterbi
Algorithmus kompensiert werden kann. Bei guten Übertragungsbedingungen, also bei BFI=0,
ist der Einsatz der unter d) genannten Transformationsvorschrift geeigneter, um die
Bitfehlerrate zu reduzieren und um somit Auswirkungen von Modellfehlern des Übertragungssystem
zu vermeiden.
[0012] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren werden im Vergleich zum bekannten Stand der Technik
zuverlässigere Qualitätsinformationen erhalten, so daß eine verbesserte Parameterschätzung
für Fehlerverdeckungsmaßnahmen möglich wird. Damit wird eine bessere Sprachqualität
nach dem Sprachdecodierer 3 erreicht. Das Verfahren ist im Vergleich zu bekannten
komplexeren Algorithmen mit geringerem Aufwand realisierbar, da lediglich eine Transformationseinheit
4 zwischen Kanaldecodierer 1 und Fehlerverdeckungseinheit 2 eingefügt werden muß.
[0013] Die in Fig. 1 dargestellte Schaltungsanordnung ist als integrierte Schaltung realisierbar,
wobei bedarfsweise folgende Integrationsmöglichkeiten wählbar sind:
- Kanaldecodierer 1 und Transformationseinheit 4
- Fehlerverdeckungseinheit 2 und Sprachdecodierer 3
- Kanaldecodierer 1, Transformationseinheit 4 und Fehlerverdeckungseinheit 2
- Transformationseinheit 4 und Fehlerverdeckungseinheit 2
1. Verfahren zur Ermittlung einer Qualitätsinformation über die Übertragungsqualität
eines Sprachsignals, das in einem digitalen Übertragungssystem über einen Kanaldecodierer
(1) und über eine Fehlerverdeckungseinheit (2) und über einen Sprachdecodierer (3)
einen Teilnehmer erreicht und bei dem von dem Kanaldecodierer (1) aus einer ersten
Anzahl (y') Eingangsbits eine erste Bitfehlerrate (BER(x')) geschätzt wird und bei
dem aus einer zweiten Anzahl (z') Eingangsbits von einem Empfänger oder Equalizer
eine zweite Bitfehlerrate (BER(z')) geschätzt wird,
dadurch gekennzeichnet, daß
mittels einer Transformationseinheit (4) die erste Bitfehlerrate (BER(x')) und die
zweite Bitfehlerrate (BER(z')) gemäß einer Transformationsvorschrift, derart verarbeitet
und kombiniert werden, daß eine Qualitätsinformation als Eingangsparameter für die
Fehlerverdeckungseinheit (2) ermittelt wird, durch die eine Verbesserung der Sprachqualität
bewirkt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß mittels der Transformationseinheit
(4) ein erster Mittelwert (BERn(x')) aus den blockweise ermittelten ersten Bitfehlerraten
(BER(x')) und ein zweiter Mittelwert (BERn(z')) aus den blockweise ermittelten zweiten
Bitfehlerraten (BER(z')) gebildet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß mittels der Transformationseinheit
(4) aus den ersten Bitfehlerraten (BER(x')) und den zweiten Bitfehlerraten (BER(z'))
ein gemeinsamer Mittelwert gebildet wird gemäß
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß mittels der Transformationseinheit
(4) nach einem ersten Auswahlkriterium aus den ersten Bitfehlerraten (BER(x')) ein
Qualitätsmaß ermittelt wird gemäß

mit
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß mittels der Transformationseinheit
(4) nach einem zweiten Auswahlkriterium aus den ersten Bitfehlerraten (BER(x')) ein
Qualitätsmaß ermittelt wird gemäß

mit
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Transformationsvorschrift
der Transformationseinheit (4) in Abhängigkeit vom Wert eines sogenannten Bad Frame
Indikators (BFI) ausgewählt wird.
7. Schaltungsanordnung zur Realisierung des Verfahrens dadurch gekennzeichnet, daß zwischen
dem Kanaldecodierer (1) und der Fehlerverdeckungseinheit (2) die Transformationseinheit
(4) derart geschaltet ist, daß der die erste Bitfehlerrate (BER(x')) liefernde Ausgang
des Kanaldecodierers (1) mit einem ersten Eingang der Transformationseinheit (4) verbunden
ist, daß an einem zweiten Eingang der Transformationseinheit (4) die von einem Empfänger
oder Equalizer gelieferte zweite Bitfehlerrate (BER(z')) liegt und daß die Ausgänge
der Transformationseinheit (4) mit der Fehlerverdeckungseinheit (2) verbunden sind.
8. Schaltungsanordnung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß ein dritter Eingang
der Transformationseinheit (4) und die Fehlerverdeckungseinheit (2) mit einer den
Bad Frame Indikator (BFI) liefernden Leitung verbunden sind.