[0001] Die Erfindung betrifft ein Hörhilfsgerät mit einem Oszillationsdetektor sowie ein
Verfahren zur Detektion von Oszillation in einem Hörhilfsgerät.
[0002] Als Stand der Technik sind grundsätzlich Verfahren zur Detektion von Oszillationen
und damit von akustischen Rückkopplungserscheinungen bekannt. In der Regel stützen
sich diese Verfahren auf relativ komplexe Algorithmen oder aufwendige Frequenzanalysen
(z.B. mittels Fouriertransformation). Ein derartiges Verfahren zur Oszillationsdetektion,
wie es beispielsweise aus der EP 0 656 737 A1 bekannt ist, ist schaltungstechnisch
relativ aufwendig zu realisieren und eignet sich daher nur bedingt für die Anwendung
in einem Hörhilfsgerät.
[0003] Aus der WO 96/35314 A1 ist eine Rückkopplungsunterdrückung bei einer Hörhilfe bekannt,
bei der das Auftreten von Rückkopplungen ermittelt wird. Wenn Rückkopplungen festgestellt
werden, wird die Verstärkung in mindestens einem Frequenzband vermindert und in allen
anderen Frequenzbändern unverändert gelassen. Um die Hörhilfe endgültig einzustellen,
wird schließlich ein Satz entsprechender Parameter generiert und gespeichert. Nachteilig
bei dieser Rückkopplungsunterdrückung ist, daß dabei das Auftreten von Rückkopplungen
nur während der Anpassung der Hörhilfe erkannt wird und Rückkopplungen während des
normalen Betriebs der Hörhilfe nicht erkannt und beseitigt werden.
[0004] Aus der DE 37 33 983 A1 ist ein Verfahren zum Dämpfen von Störschall gegenüber Sprache
in Hörgeräten bekannt, welches auch die Neigung zu Rückkopplungen vermindert. Bei
diesem Verfahren wird die Spektralverteilung von erfaßten Schallsignalen mittels Fourieranalyse
in einer Mehrzahl von Frequenzfenstern ermittelt und mit vorgegebenen Grenzwerten
verglichen. Die Rückkopplungsunterdrückung basiert auf einer Frequenztransposition
des Mikrofonsignals, so daß Rückkopplungen erst gar nicht entstehen. Dieses Verfahren
führt jedoch zu einer Verfälschung des Eingangssignals und beeinträchtigt damit den
Klang des Hörgeräts.
[0005] Aus der DE 39 27 765 C2 ist ein Hörgerät mit einer Signalverarbeitungseinheit zur
verbesserten Abtrennung von Sprachsignalen gegenüber Rauschsignalen bekannt. Dabei
werden niederfrequente Rauschsignale erkannt und gedämpft. Akustische Rückkopplungen
werden dabei nicht erkannt und unterdrückt.
[0006] In Maxwell/Zurek

Reducing Acoustic Feedback in Hearing Aids" (IEEE TRANSACTION ON SPEECH AND AUDIO
PROCESSING, VOL. 3, NO 4, July 1995) wird ein adaptives Filter verwendet, dessen Frequenzgang
immer dem invertierten Signalfrequenzgang entspricht. Weist das Eingangssignal stark
tonale Komponenten auf, so bildet sich deshalb eine Art Sperrfilter aus, dessen Sperrband
auf der größten Frequenzkomponente des Mikrofonsignals liegt. Wenn die Energie des
Mikrofonsignals im Sperrbereich einen Schwellenwert überschreitet, ist das Ausgangssignal
das Ausgangssignal des Sperrfilters. Andernfalls bleibt das Mikrofonsignal unverändert.
Es findet damit keine zuverlässige Feedbackdetektion statt. Diese Signalverarbeitung
reduziert nicht nur etwaige Rückkoppelungen sondern generell alle dominanten spektralen
Komponenten des Eingangssignals. Daher werden auch Sprachsignale, die eine ausgeprägte
Frequenzstruktur besitzen, angegriffen. Dies führt wie in Maxwell/Zurek berichtet
zu einer deutlichen Verschlechterung der Klangqualität.
[0007] Schließlich ist aus der DE 38 02 903 C2 ein Hörgerät mit einer Parallelschaltung
aus mehreren Frequenzselektierkanälen bekannt. Zur Unterdrückung von Störsignalen
in solchen Bereichen, in denen diese Störsignale nicht durch Spektralanteile der Sprache
verdeckt werden, befinden sich in jedem dieser Kanäle Schwellwertschalter mit einem
Steuersignalerzeuger. Dabei wird dem akustischen Ausgangswandler die Summe der Ausgangssignale
der einzelnen Schwellwertschalter zugeführt. Auch diese Schaltungsanordnung ist nicht
zur Unterdrückung von Rückkopplungen geeignet.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Hörhilfsgerät mit einem Oszillationsdetektor
sowie ein Verfahren zur Detektion von Oszillationen anzubieten, welches mit geringem
schaltungstechnischen Aufwand in einem Hörhilfsgerät verwirklicht werden kann.
[0009] Die Aufgabe wird für das Hörhilfsgerät durch die Merkmale des kennzeichnenden Teils
des Patentanspruchs 1 in Verbindung mit den Merkmalen des Oberbegriffs gelöst. Vorteilhafte
Ausführungsformen des Hörhilfsgeräts werden in den weiteren Ansprüchen 2 - 13 beschrieben.
Für das Verfahren wird die Aufgabe durch die Merkmale des kennzeichnenden Teils des
Patentanspruchs 14 in Verbindung mit den Merkmalen des Oberbegriffs gelöst. Vorteilhafte
Verfahrensvarianten finden sich in den weiteren Patentansprüchen 15 - 23.
[0010] Unter Hörhilfsgerät wird im folgenden sowohl ein separates Hörhilfsgerät, z.B. HdO-
oder IdO-Gerät, oder ein implantierbares Hörgerät verstanden.
[0011] Das erfindungsgemäße Hörhilfsgerät zeichnet sich durch einen besonders einfach aufgebauten
Oszillationsdetektor aus, der nur geringen Bauraum benötigt und mit einem geringen
Schaltungsaufwand realisiert werden kann.
[0012] Der Oszillationsdetektor des erfindungsgemäßen Hörhilfsgeräts umfaßt ein Periodenmeßelement
zur Ermittlung der jeweiligen Anzahl digitalisierter Abtastwerte aufeinanderfolgender
Perioden eines Eingangssignals des Mikrofons des Hörhilfsgeräts.
[0013] Dabei wird das Eingangssignal durch einen A/D-Wandler digitalisiert, welcher dem
Oszillationsdetektor vorgeschaltet oder in diesen integriert sein kann.
[0014] Die Ausgangswerte des Periodenmeßelements durchlaufen nachgeordnete Mittelungselemente,
um einen Langzeitmittelwert und einen Kurzzeitmittelwert, die jeweils auf einen längeren
und einen kürzeren Zeitraum bezogen sind, zu ermitteln.
[0015] Wenn nun in einem Vergleichselement festgestellt wird, daß die korrespondierenden
Langzeit- und Kurzzeitmittelwerte im wesentlichen identisch sind, wird das Vorhandensein
einer Oszillation und damit einer akustischen Rückkopplung detektiert.
[0016] Beim erfindungsgemäßen Hörhilfsgerät wird somit berücksichtigt, daß zu detektierende
Oszillationen meistens in Form von sinusförmigen Eingangssignalen auftreten und daß
bei derartigen sinusförmigen Eingangssignalen der Langzeit- und Kurzzeitmittelwert
der Anzahl digitalisierter Abtastwerte in aufeinanderfolgenden Signalperioden im wesentlichen
identisch ist. Hierdurch können sinusförmige Signale von nicht-sinusförmigen Eingangssignalen
unterschieden werden.
[0017] Konkret können die Mittelungselemente des erfindungsgemäßen Hörhilfsgeräts als Tiefpässe
ausgebildet werden. Zur Verringerung des Schaltungsaufwandes werden Tiefpässe erster
Ordnung verwendet, wobei ein Tiefpaß mit einer längeren Zeitkonstante zur Ermittlung
des Langzeitmittelwertes und ein weiterer Tiefpaß mit einer kürzeren Zeitkonstante
zur Ermittlung des Kurzzeitmittelwertes betrieben werden.
[0018] Der Oszillationsdetektor weist ein Betragselement auf, um eine Vorzeichenkorrektur
der Differenz zwischen Langzeit- und Kurzzeitmittelwert herbeizuführen, so daß sämtliche
Beurteilungswerte mit positiven Vorzeichen vorliegen. Hierdurch kann ein Vergleich
mit einem ebenfalls positiven Schwellwert erfolgen, ohne daß ein Schwellwertbereich
mit sowohl negativen als auch positiven Werten überwacht werden muß.
[0019] Schließlich besitzt der Oszillationsdetektor ein weiteres Mittelungselement, z.B.
einen weiteren Tiefpaß, um die im Vergleichselement festgestellte Differenz zwischen
Langzeit- und Kurzzeitmittelwert nochmals auszumitteln und zu glätten.
[0020] Beim Vergleich des Langzeitmittelwerts mit dem Kurzzeitmittelwert besitzt das hierzu
verwendete Vergleichselement des Oszillationsdetektors vorteilhafterweise einen einstellbaren
Schwellwert um die Empfindlichkeit des Oszillationsdetektors regulieren zu können.
Der Schwellwert kann zum einen manuell eingestellt werden oder aber sich automatisch
in Abhängigkeit von erfaßten Umgebungs- oder Störschallsituationen von selbst einstellen.
[0021] Ein Ziel des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Oszillationserkennung besteht darin,
im wesentlichen sinusförmige Eingangssignale des Mikrofons zu detektieren, da beim
Vorliegen derartiger Signale üblicherweise von Oszillation und damit vorliegender
Rückkopplung auszugehen ist.
[0022] Zunächst wird dabei die Anzahl digitalisierter Abtastwerte in aufeinanderfolgenden
Perioden des Eingangssignals des Mikrofons festgestellt. Nun geht es darum, festzustellen,
ob die Anzahl der ermittelten Abtastwerte in aufeinanderfolgenden Perioden sich verändert
oder im wesentlichen identisch ist. Dazu werden ein Langzeitmittelwert N
L und ein Kurzzeitmittelwert N
K der Anzahl der ermittelten Abtastwerte gebildet.
[0023] Im folgenden wird eine Differenz von N
L und N
K gebildet, das Vorzeichen der Differenz durch Betragsbildung gegebenenfalls korrigiert
und schließlich der Differenzwert von N
L und N
K noch geglättet.
[0024] Bei einem darauffolgenden Vergleich des Langzeitmittelwerts mit dem Kurzzeitmittelwert
durch Differenzbildung kann festgestellt werden, ob beide Mittelwerte im wesentlichen
identisch sind. Wenn dies der Fall ist, ist davon auszugehen, daß die Periodendauern
aufeinanderfolgender Signalperioden des Eingangssignals im wesentlichen identisch
sind und somit ein im wesentlichen sinusförmiges Signal vorliegt und damit das Vorhandensein
von Oszillation festzustellen ist.
[0025] Insgesamt ermöglicht es das erfindungsgemäße Verfahren, mit einer geringen Anzahl
schaltungstechnisch einfach zu realisierender Verfahrensschritte das Vorhandensein
von im wesentlichen sinusförmigen Signalen und damit von Oszillation zu detektieren.
[0026] Bei festgestellter Oszillation wird ein Filterelement auf die entsprechende Sperrfrequenz
eingestellt und aktiviert, um frequenzspezifisch (schmalbandig) die Verstärkung zu
reduzieren und den Rückkopplungseffekt zu unterdrücken. Hierdurch wird erreicht, daß
eine Verstärkungsreduktion erst dann eingestellt wird, wenn tatsächlich ein zu unterdrückender
Rückkopplungseffekt auftritt. Ferner konzentriert sich die Störungsunterdrückung durch
das aktivierte Filterelement nur auf diejenige Frequenz oder denjenigen Frequenzbereich,
in dem die Rückkopplung auch tatsächlich auftritt. Die verbleibenden Frequenzbereiche
des zu verarbeitenden Signals werden in ihrer Verstärkung nicht reduziert.
[0027] Durch den Oszillationsdetektor werden Rückkopplungseffekte detektiert, die durch
sinusförmige Signale gekennzeichnet sind.
[0028] Mit dem Oszillationsdetektor wird es dem erfindungsgemäßen Hörhilfsgerät auch ermöglicht,
zeitlich fluktuierende Rückkopplungseffekte zu erkennen und die jeweilige zur Unterdrückung
geeignete Frequenz zu ermitteln und über Aktivierung des Filterelements einzustellen.
Damit können auch wechselnde Rückkopplungssituationen erfaßt und behoben werden.
[0029] In einer vorteilhaften Ausführungsform kann das Hörhilfsgerät mehrere Filterelemente
(Sperrfilter, z.B. Notchfilter) aufweisen. Falls bei Aktivierung eines ersten Filterelements
festgestellt wird, daß die Rückkopplungseffekte weiterbestehen, können somit weitere
Filterelemente aktiviert werden, um an den jeweiligen weiteren Frequenzen eine Verstärkungsreduktion
zu erreichen.
[0030] Eine allgemeine Einstellbarkeit der Filtercharakteristik der Filterelemente (z.B.
Lage und Breite des Sperrfrequenzbereichs, Grad der Verstärkungsreduktion) ermöglicht
es, nach einer Feststellung des jeweiligen Rückkopplungseffektes durch den Oszillationsdetektor
nicht nur den Frequenzbereich der Verstärkungsreduktion, sondern auch weitere geeignete
Gegenmaßnahmen (z.B.

Breite" und

Tiefe" der Kerbwirkung der Sperrfilter) einzustellen. Bei einer besonders detaillierten
Typisierung der Rückkopplungseffekte können genau darauf angepaßte Gegenmaßnahmen
durch entsprechende Generierung der Filterelemente ergriffen werden, wodurch eine
besonders gezielte und angepaßte Rückkopplungsunterdrückung erreicht wird, ohne daß
dies vom Benutzer des Hörhilfsgeräts wahrgenommen wird, da nur einzelne Frequenzbereiche
des zu verarbeitenden Mikrofonsignals betroffen sind.
[0031] Die Zuverlässigkeit des Oszillationsdetektors wird erhöht, wenn über eine Pegelmeßeinheit
der Pegel des Ausgangssignals festgestellt wird und eine Rückkopplung nur dann detektiert
wird, wenn auch ein einstellbarer Pegelschwellwert überschritten wird.
[0032] Über eine Steuereinheit kann der Oszillationsdetektor, die Filterelemente und/oder
Pegelmeßeinheit verbunden, angesteuert und aktiviert werden. So kann durch die Steuereinheit
erreicht werden, daß bei Detektion von Rückkopplungsbedingungen durch den Oszillationsdetektor
eine Aktivierung des Filterelements erst dann erfolgt, wenn ein über die Pegelmeßeinheit
erfaßter und über einem einstellbaren Schwellwert liegender Signalpegel vorliegt.
[0033] Die Steuereinheit kann auch programmierbar ausgebildet sein und weitere Funktionen
der Signalanalyse des zu verarbeitenden Signals übernehmen, so daß z.B. aufgrund der
Signalanalyse ein geeigneter Schwellwert in der Pegelmeßeinheit eingestellt wird und
dieser gegebenenfalls verändert wird.
[0034] Im Falle einer detektierten Rückkopplung und einer darauffolgenden geeigneten Aktivierung
der Filterelemente wird die angestrebte frequenzspezifische Verstärkungsreduktion
im Signalverarbeitungspfad realisiert. Wenn dann das Ziel einer Rückkopplungsunterdrückung
erreicht wird, kann auch kein Rückkopplungseffekt mehr festgestellt werden.
[0035] Es kann damit auch nicht mehr festgestellt werden, wenn der z.B. aufgrund bestimmter
Umgebungsbedingungen nur vorübergehend aufgetretene Rückkopplungseffekt nun nicht
mehr vorliegt. Vorteilhafterweise werden deshalb die Filterelemente nur für eine einstellbare
Zeitdauer aktiviert und danach wieder abgeschaltet. Daraufhin kann durch den Osziallationsdetektor
festgestellt werden, ob die anfangs festgestellte Rückkopplung noch vorliegt und gegebenenfalls
eine erneute Filteraktivierung stattfinden. Durch eine zeitbegrenzte Filteraktivierung
wird vermieden, daß die Filter angeschaltet bleiben, obwohl aufgrund veränderter Umweltbedingungen
die Ursachen für den Rückkopplungseffekt entfallen sind.
[0036] Eine zeitgesteuerte Aktivierung der Filterelemente kann über ein Zeitschaltelement
erfolgen, welches auch in das Steuerelement integriert sein kann.
[0037] Bei einem erfindungsgemäßen Verfahren zum Betrieb eines Hörhilfsgeräts wird zunächst
zur Rückkopplungsdetektion festgestellt, ob ein oszillierendes Mikrofonsignal vorliegt
und daraufhin - falls dies der Fall ist - eine entsprechende frequenzspezifische Verstärkungsreduktion
des zu verarbeitenden Mikrofonsignals eingestellt. Auftretende Rückkopplungseffekte
werden frequenzspezifisch und schmalbandig unterdrückt, ohne daß sonstige Frequenzbereiche
des zu verarbeitenden Mikrofonsignals berührt werden. Das erfindungsgemäße Verfahren
ermöglicht eine gezielte und für den Benutzer besonders komfortable Rückkopplungsunterdrückung,
da in sämtlichen nicht betroffenen Frequenzbereichen das übliche Verstärkungspotential
erhalten bleibt.
[0038] Gemäß einer vorteilhaften Verfahrensvariante wird kontinuierlich festgestellt, ob
eine Rückkopplung auftritt und werden daraufhin jeweils geeignete Maßnahmen zur frequenzspezifischen
Verstärkungsreduktion ergriffen, die sich zeitlich fortlaufend auch an Änderungen
der festgestellten Rückkopplungseffekte anpassen. Über die ständige Beobachtung der
Schallsituation werden auch Änderungen von Rückkopplungseffekten festgestellt und
es kann entsprechend durch geeignete dynamische Verstärkungsreduktionsmaßnahmen reagiert
werden, so daß immer genau die jeweilige festgestellte Rückkopplung unterdrückt wird
und Änderungen sowie ein Wegfall der Rückkopplungseffekte Beachtung finden.
[0039] In einem weiteren Verfahrensschritt kann festgestellt werden, ob das Ausgangssignal
einen bestimmten Pegelschwellwert überschreitet. Damit wird die bei einer Rückkopplungssituation
auftretende starke Zunahme der Signalpegel berücksichtigt.
[0040] Vorteilhafterweise wird in einer Verfahrensvariante zusätzlich abgefragt, ob der
Signalpegel des sinusförmigen Signals über einem bestimmten Schwellwert liegt. Erst
dann, wenn ein oszillierendes Signal und ein erhöhter Pegel kumulativ vorliegen, wird
auch tatsächlich eine Rückkopplung detektiert.
[0041] Falls der jeweilige Pegelschwellwert nicht überschritten wird, kann auch ein sinusförmiges
weitgehend monofrequentes Eingangssignal vorliegen, ohne daß eine Rückkopplungssituation
besteht.
[0042] Durch die Berücksichtigung des Pegelkriteriums können somit zuverlässig Fehldetektionen
unterbunden werden.
[0043] Bei der frequenzspezifischen Verstärkungsreduktion kann die jeweilige Maßnahme zur
Unterdrückung der Rückkopplung optimiert angepaßt werden und durch Aktivierung einer
geeigneten Filtercharakteristik eine Anpassung von z.B. der Lage und der Größe des
Sperrfrequenzbereichs und dem Grad der Verstärkungsreduktion eine nochmals verbesserte
Rückkopplungsunterdrückung erreicht werden.
[0044] Nach einem weiteren vorteilhaften Verfahrensschritt erfolgt die Verstärkungsreduktion
nur für eine bestimmte Zeitdauer und hebt sich dann von selbst auf, um bei Änderungen
der Schallsituation und einem Wegfall des ursprünglich detektierten Rückkopplungseffekts
auch die ursprünglich zutreffend eingestellten Verstärkungsreduktionen wieder zurückzunehmen
und abzuschalten. Bei erneuter Detektion von Rückkopplungseffekten kann wieder eine
erneute Aktivierung von Filtermaßnahmen zur Verstärkungsreduktion eingestellt werden.
[0045] Weitere Einzelheiten und Varianten des erfindungsgemäßen Verfahrens werden im Zusammenhang
mit der Beschreibung des in den Zeichnungsfiguren dargestellten Ausführungsbeispiels
erläutert. Es zeigen:
- FIG 1
- eine Ausführungsform des Oszillationsdetektors sowie
- FIG 2
- eine schematische Darstellung des Hörhilfsgeräts mit dem Oszillationsdetektor.
[0046] Die Arbeitsweise des Oszillationsdetektors 4 geht aus dem Prinzipschaltbild nach
FIG 1 hervor. Ein Eingangssignal 11 vom Mikrofon 1 (vgl. FIG 2) wird zunächst im A/D-Wandler
10 mit einer Abtastrate f
S digitalisiert. Der A/D-Wandler 10 kann in den Oszillationsdetektor 4 integriert oder
diesem vorgeschaltet sein. Die digitalisierten Abtastwerte des A/D-Wandlers 10 werden
dem Periodenmeßelement 5 zugeführt, um dort die Anzahl der Abtastwerte in den jeweiligen
aufeinanderfolgenden Perioden des Eingangssignals 11 festzustellen. Bei einer angenommenen
Abtastrate f
S = 20 kHz des A/D-Wandlers 10 könnte somit durch das Periodenmeßelement 5 festgestellt
werden, daß die aufeinanderfolgenden Perioden z.B. 4 - 6 Abtastwerte enthalten.
[0047] Eine derartige Periodenmessung im Periodenmeßelement 5 kann z.B. durch eine Feststellung
und Analyse der Nulldurchgänge der digitalisierten Abtastwerte erfolgen. Somit kann
ein Vorzeichenwechsel und auch die Richtung des Vorzeichenwechsels (von + nach - oder
umgekehrt) erfaßt werden. Insgesamt kann somit der Beginn und das Ende einer Periode
des Eingangssignals 11 (Periodendauer) festgestellt werden und kann die Anzahl der
digitalen Abtastwerte zwischen Periodenanfang und - ende ermittelt werden.
[0048] Über dem Periodenmeßelement 5 nachgeschaltete Mittelungselemente, nämlich die Tiefpässe
6, 7, werden der Langzeitmittelwert N
L und der Kurzzeitmittelwert N
K der vom Periodenmeßelement ermittelten Anzahl von Abtastwerten in den jeweiligen
Signalperioden des Eingangssignals 11 ermittelt.
[0049] Zur Verringerung des Schaltungsaufwandes sind die beiden Tiefpässe 6, 7 als rekursive
Systeme erster Ordnung aufgebaut, die nach folgender Verarbeitungsvorschrift die jeweiligen
Mittelungswerte N
L und N
K ermitteln:

[0050] Die Rekursionskonstante c liegt im Bereich von 0 bis 1 und legt die Zeitkonstante
der Tiefpässe 6, 7 fest. Wenn im Tiefpaß 6 der Langzeitmittelwert N
L ermittelt wird, geht in dessen Verarbeitungsvorschrift eine relativ hohe Rekursionskonstante
(z.B. c = 0,99) ein. Bei Ermittlung des Kurzzeitmittelwertes N
K im Tiefpaß 7 ist dessen Rekursionskonstante relativ klein (z.B. c = 0,5). x stellt
den Eingangswert (also die Anzahl der ermittelten Abtastwerte pro Periode) und y den
jeweiligen Ausgangswert (also N
L oder N
K) der Verarbeitungsvorschrift dar, und zwar jeweils versehen mit den Indices t für
das jeweilige Abtastzeitintervall.
[0051] Im Differenzelement 12 wird eine Differenz zwischen N
L und N
K gebildet, welche vorteilhafterweise im Betragselement 13 vorzeichenkorrigiert wird,
so daß nur positive Werte auftreten. Schließlich erfogt noch eine weitere Glättung
durch ein weiteres Mittelungselement, hier z.B. ebenfalls einen Tiefpaß 14 erster
Ordnung. Danach wird im Vergleichselement 8 die Größe der Differenz zwischen N
L und N
K beurteilt. Falls diese unter einem bestimmten einstellbaren Schwellwert liegt, wird
davon ausgegangen, daß ein im wesentlichen sinusförmiges Eingangssignal 11 vorliegt
und somit vom Vorhandensein von Oszillation ausgegangen werden kann.
[0052] Bei derartig festgestellter Oszillation wird nun im Frequenzermittler 15 die Oszillationsfrequenz
16 (f
OSZ) ermittelt, und zwar als Produkt der Abtastrate f
S mit dem Kehrwert des Langzeitmittelwertes N
L.
[0053] Wenn Oszillation festgestellt wurde und eine Abtastrate f
S = 20 kHz vorliegt und der Langzeitmittelwert N
L = 5 ermittelt wurde, bedeutet dies, daß eine Oszillationsfrequenz f
OSZ = 4 kHz vorliegt. Diese Oszillationfrequenz f
OSZ kann vom Oszillationsdetektor 4 an ein Steuerelement 20 weitergegeben werden, so
daß geeignete Filterelemente 17, 18, 19 aktiviert werden können, um z.B. durch Filter
mit Kerbwirkung die festgestellte Oszillation zu unterbinden (vgl. FIG 2).
[0054] Aus dem Prinzipschaltbild gemäß Figur 2 geht ein Hörhilfsgerät mit mindestens einem
Mikrofon 1, einer Signalverarbeitungsvorrichtung 2 mit Mitteln zu Signalverarbeitung
und einem Hörer 3 hervor, wobei im Signalverarbeitungspfad zwischen Mikrofon 1 und
Hörer 3 Filterelemente 17, 18, 19 zur frequenzspezifischen Verstärkungsreduktion vorgesehen
sind.
[0055] Die genannten Filterelemente 17, 18, 19 werden auf eine ermittelte Sperrfrequenz
eingestellt und aktiviert, falls durch den Oszillationsdetektor 4 oszillierende Signale
ermittelt und damit eine Rückkopplung als vorliegend analysiert wird.
[0056] Falls dies der Fall ist, wird dies von dem Oszillationsdetektor 4 an das Steuerelement
20 gemeldet und es erfolgt die Justierung (Einstellung der Sperrfrequenz) mindestens
eines der Filterelemente 17, 18 oder 19. Falls notwendig werden auch mehrere Filterelemente
17, 18, 19 aktiviert. Grundsätzlich kann eine beliebige Anzahl von Filterelementen
17, 18, 19 vorgesehen sein, um eine erforderliche umfangreiche Rückkopplungsunterdrückung
zu erreichen.
[0057] Über die Pegelmeßeinheit 21 wird dem Steuerelement 20 der Pegel des Ausgangssignals
mitgeteilt. Durch das Steuerelement 20 wird erst dann eine Rückkopplung festgestellt,
falls vom Oszillationsdetektor 4 das Vorliegen eines oszillierenden Signals registriert
wird und gleichzeitig ein den bestimmten Schwellwert des Pegelmeßelements 21 überschreitender
Pegel des Ausgangssignals, also des verarbeiteten Mikrofonsignals, durch das Pegelmeßelement
21 festgestellt wird.
[0058] Damit kann der bei Rückkopplungseffekten oftmals auch auftretende erhöhte Pegel mitberücksichtigt
werden und es wird eine Detektion von starkmonofrequenten Eingangssignalen in rückkopplungsfreien
Situationen vermieden.
[0059] Über das Steuerelement 20 werden die Filterelemente 17, 18 und 19 nicht nur aktiviert,
sondern auch hinsichtlich ihrer Filtercharakteristik (z.B. Lage und Größe des Sperrfrequenzbereichs,
Grad der Verstärkungsreduktion) entsprechend eingestellt. Hierfür kann das Steuerelement
programmierbar sein und z.B. zunächst übliche Grundparameter von Filtercharakteristiken
einstellen, um dann - falls die Rückkopplung nicht ausreichend unterdrückt ist - eine
entsprechende Anpassung der Filtercharakteristiken nach einem festgelegten oder selbstlernenden
Programmablauf vorzunehmen.
[0060] Über das Steuerelement 20 kann auch eine Analyse oder Typisierung der vom Oszillationsdetektor
4 ermittelten Rückkopplung erfolgen und in die Generierung der Filtercharakteristik
der Filterelemente 17, 18 und 19 einfließen oder diese bestimmen.
[0061] Durch ein in das Steuerelement 20 integriertes Zeitschaltelement 22 wird erreicht,
daß bei einer ursprünglich detektierten Rückkopplung, welche zu einer Aktivierung
der Filterelemente 17, 18, 19 führte, diese Aktivierung nur für eine begrenzte Zeitdauer
anhält. Danach wird die Aktivierung der Filterelemente 17, 18, 19 automatisch zurückgenommen
und es wird erneut über den Oszillationsdetektor 4 festgestellt, ob die ursprünglich
aufgetretene Rückkopplung immer noch vorliegt oder ob sich eine veränderte Rückkopplung
(z.B. Frequenzverschiebung) ergeben hat, die eine erneute aber nun mit anders gearteter
Filtercharakteristik versehene Aktivierung der Filterelemente 17, 18, 19 als zweckmäßig
erscheinen läßt.
1. Hörhilfsgerät mit einem Mikrofon, einer Signalverarbeitungseinrichtung und einem Hörer,
dadurch gekennzeichnet, daß ein Oszillationsdetektor (4) zur Feststellung von akustischer Rückkopplung vorgesehen
ist und der Osziallationsdetektor (4)
- ein Periodenmeßelement (5) zur Ermittlung der jeweiligen Anzahl digitalisierter
Abtastwerte in aufeinanderfolgenden Perioden eines Eingangssignals (11) des Mikrofons
(1),
- Mittelungselemente (6, 7) zur Ermittlung eines Langzeitmittelwertes NL und eines Kurzzeitmittelwertes NK der vom Periodenmeßelement (5) ermittelten Anzahl von Abtastwerten,
- ein Differenzelement (12) zur Bildung der Differenz zwischen NL und NK,
- ein Betragselement (13) zur Vorzeichenkorrektur der Differenz von NL und NK,
- ein weiteres Mittelungselement (14) zur Glättung des Differenzwertes von NL und NK und
- ein Vergleichselement (8) zum Vergleich von NL und NK aufweist.
2. Hörhilfsgerät nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß der Oszillationsdetektor (4) einen A/D-Wandler (10) zur Ermittlung digitalisierter
Abtastwerte aus dem analogen Eingangssignal (11) des Mikrofons (1) aufweist.
3. Hörhilfsgerät nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß die Mittelungselemente als Tiefpässe (6, 7, 14) ausgebildet sind.
4. Hörhilfsgerät nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, daß Tiefpässe erster Ordnung vorgesehen sind.
5. Hörhilfsgerät nach einem der Ansprüche 1 - 4,
dadurch gekennzeichnet, daß das Vergleichselement (8) einen einstellbaren Schwellwert zum Vergleich mit
der Differenz von NL und NK aufweist.
6. Hörhilfsgerät nach einem der Ansprüche 1 - 5,
dadurch gekennzeichnet, daß ein Filterelement (17) mit entsprechend unterschiedlich einstellbaren Sperrfrequenzen
zur Unterdrückung der festgestellten Rückkopplung vorgesehen ist.
7. Hörhilfsgerät nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, daß mehrere Filterelemente (17, 18, 19) mit unterschiedlichen Sperrfrequenzbereichen
und/oder Filtercharakteristiken vorgesehen sind.
8. Hörhilfsgerät nach einem der Ansprüche 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet, daß bei den Filterelementen (17, 18, 19) unterschiedliche Filtercharakteristiken
(z.B. Lage und Breite des Sperrfrequenzbereichs, Grad der Verstärkungsreduktion etc.)
einstellbar sind.
9. Hörhilfsgerät nach einem der Ansprüche 6 - 8,
dadurch gekennzeichnet, daß ein mit dem Oszillationsdetektor (4) und den Filterelementen (17, 18, 19) verbundenes
Steuerelement (20) vorgesehen ist.
10. Hörhilfsgerät nach einem der Ansprüche 6 - 9,
dadurch gekennzeichnet, daß ein Zeitschaltelement (22) zur Einstellung der Zeitdauer der Aktivierung der
Filterelemente (17, 18, 19) vorgesehen ist.
11. Hörhilfsgerät nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet, daß das Zeitschaltelement (22) in das Steuerelement (20) integriert ist.
12. Hörhilfsgerät nach einem der Ansprüche 9 - 11,
dadurch gekennzeichnet, daß eine Pegelmeßeinheit (21) zur Feststellung des Pegels des Ausgangssignals vorgesehen
ist.
13. Hörhilfsgerät nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet, daß die Pegelmeßeinheit (21) einen einstellbaren Schwellwert zur Aktivierung des
Steuerelements (20) besitzt.
14. Verfahren zur Oszillationserkennung in einem Hörhilfsgerät mit einem Mikrofon, einer
Signalverarbeitungseinrichtung und einem Hörer, insbesondere einem Hörhilfsgerät nach
einem der Ansprüche 1 - 13,
gekennzeichnet durch folgende Verfahrensschritte:
a) Ermittlung der jeweiligen Anzahl digitalisierter Abtastwerte in aufeinanderfolgenden
Perioden eines Eingangssignals des Mikrofons,
b) Ermittlung eines Langzeitmittelwertes NL und eines Kurzzeitmittelwertes NK, der nach a) ermittelten Anzahl von Abtastwerten,
c) Bildung der Differenz zwischen NL und NK,
d) Betragsbildung der Differenz von NL und NK,
e) Glättung des Differenzwertes von NL und NK,
f) Vergleich von NL und NK sowie
g) Feststellung einer Oszillation, wenn NL und NK im wesentlichen identisch sind.
15. Verfahren nach Anspruch 14,
dadurch gekennzeichnet, daß beim Verfahrensschritt a) nach Anspruch 14 eine Feststellung und Analyse der
Vorzeichen der digitalisierten Abtastwerte erfolgt.
16. Verfahren nach Anspruch 14 oder 15,
dadurch gekennzeichnet, daß bei Verfahrensschritt g) nach Anspruch 14 ein einstellbarer Schwellwert vorgesehen
ist, bei dessen Überschreitung eine Oszillation detektiert wird.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 14 - 16,
dadurch gekennzeichnet, daß bei festgestellter Oszillation nach Verfahrensschritt g) nach Anspruch 14 die
Oszillationsfrequenz fOSZ als Produkt aus der Abtastrate fS, mit der das Eingangssignal des Mikrofons digitalisiert wurde, und dem Kehrwert von
NL ermittelt wird.
18. Verfahren nach einem der Ansprüche 14 - 17,
dadurch gekennzeichnet, daß bei festgestellter Oszillation eine frequenzspezifische Verstärkungsreduktion
des zu verarbeitenden Mikrofonsignals zur Rückkopplungsunterdrückung erfolgt.
19. Verfahren nach Anspruch 18
dadurch gekennzeichnet, daß kontinuierlich festgestellt wird, ob eine Rückkopplung vorliegt und eine entsprechend
veränderte frequenzspezifische Verstärkungsreduktion erfolgt.
20. Verfahren nach einem der Ansprüche 18 - 19,
dadurch gekennzeichnet, daß zur frequenzspezifischen Verstärkungsreduktion eine Aktivierung von Filterelementen
mit entsprechend eingestellten Sperrfrequenzen erfolgt.
21. Verfahren nach Anspruch 20,
dadurch gekennzeichnet, daß die Filterelemente in ihren Filtercharakteristiken (z.B. Lage und Breite des
Sperrfrequenzbereichs, Grad der Verstärkungsreduktion etc.) zur optimierten Rückkopplungsunterdrückung
verändert werden.
22. Verfahren nach einem der Ansprüche 18 - 21,
dadurch gekennzeichnet, daß die Verstärkungsreduktion für eine einstellbare Zeitdauer eingestellt und dann
wieder aufgehoben wird.
23. Verfahren nach einem der Ansprüche 14 - 22
dadurch gekennzeichnet, daß eine Rückkopplung festgestellt wird, wenn ein oszillierendes Mikrofonsignal
vorliegt und das Ausgangssignal einen einstellbaren Mindestpegel überschreitet.