[0001] Die Erfindung betrifft einen Kunststoff-Skibelag mit einem die Gleiteigenschaften
verbessernden, teilchenförmigen Füllstoffzusatz.
[0002] Für Kunststoff-Skibeläge werden bevorzugt Polymere mit hydrophobem Charakter eingesetzt,
wie zum Beispiel Polyethylen.
[0003] Der Gleitmechanismus auf Schnee und Eis mit Skiern, zu denen hier auch "Snowboards"
gerechnet werden, ist ein komplexer Vorgang und nicht in allen Einzelheiten bekannt.
Man geht heute immerhin davon aus, dass Rauhigkeitsspitzen der Lauffläche mit den
Schneekristallen in Kontakt treten und die dabei erzeugte Reibungswärme zu deren Schmelzen
führt. Das dabei lokal zwischen Lauffläche und Schnee erzeugte Wasser führt zu hydrodynamischen
Schmierverhältnissen, wodurch sich die beim Skilaufen gemessenen niedrigen kinetischen
Reibungskoeffizienten von etwa 0,02 bis 0,05 erklären lassen. Die bei Festkörperreibung
ohne hydrodynamische Schmierung gemessenen kinetischen Reibungskoeffizienten liegen
etwa 10 mal höher.
[0004] Weiterhin hat sich gezeigt, dass bei höheren Geschwindigkeiten das lokal gebildete
Schmelzwasser die Tendenz hat, sich über die ganze Lauffläche auszubreiten, was zu
einem unerwünschten, die Gleitgeschwindigkeit negativ beeinflussenden "Saugeffekt"
führt. Durch Beimischungen von Materialien, wie zum Beispiel Kohlenstoff in den Modifikationen
Russ und/oder Graphit, die gegenüber der nicht modifizierten Polyethylenmatrix höhere
Wärmeleitfähigkeiten aufweisen, kann dieser negative "Saugeffekt" verhindert oder
reduziert werden (vgl. z.B. CH-A-657993 oder CH-A-660018).
[0005] Die Ueberlegenheit von Laufflächenmaterialien aus C-modifiziertem PE bezüglich Gleitgeschwindigkeit
hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass sie den grössten Teil der im Skibau eingesetzten
Skibeläge ausmachen. Diese Skibeläge enthalten den Füllstoffzusatz Kohlenstoff in
einer relativ grossen Menge. Bedingt durch die Eigenfarbe von Kohlenstoff in den Modifikationen
Russ und Graphit weisen diese gleitschnellen Skibeläge eine schwarze Farbe auf.
[0006] Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, einen Füllstoffzusatz anzugeben, der zu
dem Skibelag für die gewünschten Gleiteigenschaften in deutlich geringerer Menge zugegeben
werden kann als der übliche Kohlenstoff und mit dem die Schwarzfärbung vermieden werden
kann, so dass der Skibelag gewünschtenfalls durch Zugabe von geeigneten Farbmitteln
farblich gestaltet werden kann.
[0007] Der erfindungsgemässe Kunststoff-Skibelag, mit dem die Aufgabe gelöst wird, ist dadurch
gekennzeichnet, dass der Füllstoffzusatz wenigstens einen der folgenden Stoffe enthält:
Bor, wenigstens eine Borverbindung, wenigstens ein Nitrid.
[0008] Als Nitrid kann der Füllstoffzusatz zweckmässig Aluminiumnitrid enthalten.
[0009] Als Borverbindung kann der Füllstoffzusatz Bornitrid enthalten.
[0010] In der bevorzugten Ausführungsform enthält der Füllstoffzusatz somit wenigstens einen
der folgenden Stoffe: Bor, Bornitrid, Aluminiumnitrid.
[0011] Der Füllstoffzusatz kann zusätzlich auch noch Kohlenstoff in der Form von Russ und/oder
Graphit enthalten.
[0012] Die Menge des Füllstoffzusatzes beträgt in der Regel 0,2 bis 20, vorzugsweise 0,5
bis 3, Gewichtsteile auf 100 Gewichtsteile Kunststoff.
[0013] Der verwendete Kunststoff kann zweckmässig ultrahochmolekulares Niederdruckpolyethylen
mit einer Molmasse von 4 bis 12 x 10
6 g/mol sein, welches im Press-Sinterverfahren verarbeitet wird, oder Niederdruckpolyethylen
mit einer Molmasse von 200 000 bis 600 000 g/mol, welches im Extrusionsverfahren verarbeitet
wird.
Beispiel 1
[0014] 95 Gewichtsteile ultrahochmolekulares Niederdruckpolyethylen "Hostalen GUR" 4120
mit einer Molmasse 5 x 10
6 werden mit 5 Gewichtsteilen Bor mit einer Korngrösse von ca. 10 µm in einem Mischer
15 Minuten lang innig gemischt und danach in einer zylindrischen Pressform unter bekannten
Wärme- und Druckverhältnissen (wie z.B. in der Broschüre von Hoechst zu deren Niederdruckpolyethylen
"Hostalen GUR" [Broschüre HRK112-7089C12299/14] angegeben) zu einem homogenen zylindrischen
Sinterkörper pressgesintert. Nach dem Abkühlen wird vom zylindrischen Sinterkörper
ein zusammenhängendes Band in der gewünschten Dicke des Skibelages von z.B 1,3 mm
abgeschält. Der Skibelag ist homogen braun gefärbt. Er wird danach in bekannter Art
und Weise auf einer Seite mit einem Schleifband aufgerauht und durch eine oxidierende
Gas/Luft-Flamme für die Verklebung auf den Skikörper vorbereitet.
[0015] Selbstverständlich kann der Skibelag nicht nur im Presssinterverfahren mit anschliessendem
Schälen, sondern auch zum Beispiel im Extrusionsverfahren, hergestellt werden. Wesentlich
für die Erfindung ist die Beimengung des eingangs erwähnten Füllstoffzusatzes.
Beispiel 2
[0016] 99 Teile "Hostalen GUR" 4120 werden mit 1 Gewichtsteil Bornitridpulver (spezifische
Oberfläche 6,3 m
2/g) wie im Beispiel 1 beschrieben zu einem Skibelag verarbeitet. Der Belag ist homogen
weiss.
Beispiel 3
[0017] 96 Gewichtsteile "Hostalen GUR" 4170 mit einer Molmasse von 10,5 x 10
6 werden mit 4 Gewichtsteilen Aluminiumnitridpulver (spezifische Oberfläche 1,2 m
2/g) wie im Beispiel 1 beschrieben zu einem Skibelag verarbeitet. Der Belag weist eine
gräuliche, homogene Farbe auf.
Vergleichsbeispiel A (nicht erfindungsgemäss)
[0018] In Analogie zum Beispiel 1 werden 100 Gewichtsteile "Hostalen GUR" 4120 ohne Füllstoffzusatz
zu einem Skibelag verarbeitet. Der Belag ist milchig weiss und transluzent.
Vergleichsbeispiel B (nicht erfindungsgemäss)
[0019] In Analogie zum Beispiel 1 werden 85 Gewichtsteile "Hostalen GUR" 4120 mit 15 Gewichtsteilen
Russ (Teilchengrösse 20 nm) vermischt und wie beschrieben zu einem Skibelag verarbeitet.
Messresultate:
[0020] Eine Teststrecke wurde mit konstruktiv identischen Skiern, die sich durch den verwendeten
Belag unterschieden, mit einer mittleren Geschwindigkeit von 100 km/h durchfahren
und die dafür benötigte Zeit mittels elektronischer Zeitmessung erfasst. Auf Altschnee
mit einer Temperatur von -1,3 °C, bei Lufttemperaturen von -1 bis +2 °C und Luftfeuchtigkeiten
von 58 bis 64 % wurden folgende Zeiten gemessen:
Lauffläche nach Beispiel |
Zusammensetzung der Lauffläche [Gew.-Teile] |
Gemessene Zeit |
1 |
PE [95] |
17,014 sec |
B [5] |
|
2 |
PE [99] |
16,981 sec |
BN [1] |
|
3 |
PE [96] |
16,968 sec |
AlN [4] |
|
A |
PE [100] |
17,795 sec |
B |
PE [85] |
16,963 sec |
C [15] |
|
[0021] Es zeigt sich also, dass mit den erfindungsgemässen Skibelägen gemäss Beispiel 1,
2 oder 3 gegenüber einem Skibelag ohne Füllstoffzusatz (Vergleichsbeispiel A) eine
ähnliche Verbesserung der Gleiteigenschaften erreicht wird wie mit einem Skibelag
mit Russzusatz (gemäss Vergleichsbeispiel B), wobei jedoch die Füllstoffzusatzmengen
in den erfindungsgemässen Skibelägen deutlich kleiner sind und wobei die Schwarzfärbung
vermieden wird.
1. Kunststoff-Skibelag mit einem die Gleiteigenschaften verbessernden, teilchenförmigen
Füllstoffzusatz, dadurch gekennzeichnet, dass der Füllstoffzusatz wenigstens einen
der folgenden Stoffe enthält: Bor, wenigstens eine Borverbindung, wenigstens ein Nitrid.
2. Kunststoff-Skibelag nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Füllstoffzusatz
zusätzlich Kohlenstoff enthält.
3. Kunststoff-Skibelag nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Füllstoffzusatz
als Nitrid Aluminiumnitrid enthält.
4. Kunststoff-Skibelag nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass
der Füllstoffzusatz als Borverbindung Bornitrid enthält.
5. Kunststoff-Skibelag nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Füllstoffzusatz
wenigstens einen der folgenden Stoffe enthält: Bor, Bornitrid, Aluminiumnitrid.
6. Kunststoff-Skibelag nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass
er auf 100 Gewichtsteile Kunststoff 0,2 bis 20, vorzugsweise 0,5 bis 3, Gewichtsteile
Füllstoffzusatz enthält.
7. Kunststoff-Skibelag nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass
der Kunststoff pressgesintertes Kunststoffpulver oder Kunststoffgranulat ist.
8. Kunststoff-Skibelag nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass
der Kunststoff Polyethylen ist, vorzugsweise Niederdruckpolyethylen.
9. Kunststoff-Skibelag nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Kunststoff Niederdruckpolyethylen
mit einer Molmasse von 4 bis 12 x 106 g/mol ist.
10. Kunststoff-Skibelag nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass
der Kunststoff extrudiertes Niederdruckpolyethylen mit einer Molmasse von 0,2 bis
0,6 x 106 g/mol ist.