[0001] Die Erfindung betrifft ein flächiges Textilmaterial gemäß dem Oberbegriff des Anspruches
1.
[0002] Bezüglich der Durchlässigkeit lassen sich Textilmaterialien in drei Gruppen einteilen,
nämlich in durchlässige, undurchlässige und selektiv durchlässige Materialien. Als
Beispiel für ein Medium, dessen Durchgang durch ein Textilmaterial betrachtet werden
soll, sei hier ein Fluid gewählt. Sowohl fluiddurchlässige (normale Gewebe) als auch
fluidundurchlässige (Gewebe mit verschlossenen Poren) Textilmaterialien sind seit
langem bekannt. Ein Beispiel für ein Textilmaterial, das selektiv fluiddurchlässig
ist, ist eine Beschichtung von Baumwoll- oder entsprechenden Mischgeweben mit PTFE,
das unter dem Markennamen Gore-Tex bekannt ist.
[0003] Die Durchlässigkeit bekannter Textilmaterialien ist unabhängig von Umweltparametern
wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Dies verhindert eine Anpassung der Durchlässigkeit
als Folge einer Änderung eines derartigen Umweltparameters. Die von Umweltparametern
unabhängige Porengröße eines Gore-Tex-Gewebes führt beispielsweise zu einem Kompromiß
zwischen der Winddichtheit und der Wasserdampf-Durchlässigkeit dieses Materials. Bei
niedriger Außentemperatur ist es aber wünschenswert, ein eher winddichtes Textilmaterial,
d.h. mit eher verschlossenen Poren, zu haben, während bei höherer Außentemperatur
ein eher atmungsaktives, wasserdampfdurchlässiges Textilmaterial mit eher größeren
offenen Poren wünschenswert ist.
[0004] Durch die vorliegende Erfindung soll ein Textilmaterial gemäß dem Oberbegriff des
Anspruches 1 so weitergebildet werden, daß seine Durchlässigkeit in Abhängigkeit von
Umweltparametern veränderlich ist.
[0005] Diese Aufgabe ist erfindungsgemäß gelöst durch ein Textilmaterial mit den im Anspruch
1 angegebenen Merkmalen.
[0006] Durch die die Durchlässigkeit des Textilmaterials steuernden Elemente werden im erfindungsgemäßen
Textilmaterial Öffnungen bzw. Poren vorgegeben, deren lichte Weite sich in Abhängigkeit
von Umweltparametern ändert. Ist der Umweltparameter beispielsweise die Temperatur,
so lassen sich so z.B. Textilmaterialien realisieren, deren Durchlässigkeit sich entweder
mit steigender oder mit fallender Temperatur erhöht. Eine Erhöhung der Durchlässigkeit
mit steigender Temperatur ist z.B. bei Kleidung, insbesondere bei Sport- und Freizeitkleidung
erwünscht. Wenn sich die Körpertemperatur eines Benutzers entweder durch eigene Anstrengung
oder durch steigende Außentemperatur erhöht, kann durch die sich vergrößernden Öffnungen
die Atmungsaktivität der aus derartigem Textilmaterial aufgebauten Kleidung gesteigert
werden. Eine sinkende Durchlässigkeit eines Kleidungsstücks bei erhöhter Temperatur
kann beispielsweise zu Therapiezwecken eingesetzt werden.
[0007] Wird als weiteres Beispiel die Durchlässigkeit des Textilmaterials für Licht betrachtet,
so findet ein Textilmaterial mit sinkender Lichtdurchlässigkeit bei erhöhter Temperatur
(bzw. verstärkter Sonneneinstrahlung) Verwendung bei Strandbekleidung, Sonnenschirmen
oder auch bei Textilmaterial, das als Abdeckung von Gewächshäusern verwendet werden
kann.
[0008] Für bestimmte Anwendungen kann es auch vorteilhaft sein, daß sich die Durchlässigkeit
des Textilmaterials, ausgehend von einer vorgegebenen Temperatur, sowohl bei einer
Erhöhung als auch bei einer Erniedrigung der Temperatur relativ zur vorgegebenen Temperatur
vergrößert oder verkleinert. Derartige Textilmaterialien können z.B. als Abdeckungen
für industrielle Anlagen Verwendung finden. Ein Textilmaterial, dessen Durchlässigkeit
sich ausgehend von einer vorgegebenen Temperatur sowohl bei Temperaturerhöhung als
auch bei -erniedrigung verringert, kann dabei z.B. den Austritt von Dämpfen oder sonstigen
Fluiden verhindern, die sich bei einer Temperaturabweichung von einer vorgegebenen
Prozeßtemperatur entwickeln. Der umgekehrte Effekt, bei dem sich die Durchlässigkeit
des Textilmaterials sowohl bei Temperaturerhöhung als auch bei -erniedrigung relativ
zu einer vorgegebenen Temperatur erhöht, kann z.B als steuerbarer Filter bei der chemischen
Fraktionierung Verwendung finden.
[0009] Durch den Einsatz von Steuerelement-Paaren gemäß Anspruch 2 werden definierte Größen
von Durchgangs-Öffnungen erzielt, die zu einer definierten Durchlässigkeitscharakteristik
führen. Ein derartiges Textilmaterial kommt z.B. dann zum Einsatz, wenn bei Vorliegen
bestimmter Umweltparameter eine vollständige Undurchlässigkeit, z.B. eine Wasserdichtheit,
gefordert ist, so daß sich alle Poren bzw. Öffnungen definiert bis Durchgangs-Weite
Null verschließen lassen.
[0010] Bei einem Textilmaterial gemäß Anspruch 3 wird das unterschiedliche Ansprechen der
materialverschiedenen Steuerelemente auf einen oder mehrere Umweltparameter ausgenutzt.
Ein Beispiel hierfür ist der Einsatz von Steuerelementen aus Materialien mit unterschiedlichem
Temperaturausdehnungskoeffizienten. Auch können Materialien mit unterschiedlichem
Quellverhalten, d.h. unterschiedlicher Volumenausdehnung z.B. in Abhängigkeit von
der Luftfeuchtigkeit, zum Einsatz kommen.
[0011] Durch die Ausbildung der Steuerelemente gemäß Anspruch 4 wirkt sich ebenfalls eine
Änderung von Umweltparametern auf die verschiedenen Arten der Steuerelemente unterschiedlich
aus, was wiederum die Durchlässigkeit des Materials beeinflußt. Bei geometrisch unterschiedlichen
Steuerelementen kann man auch das Textilmaterial aus nur einem einzigen Material aufbauen,
was die Herstellung vereinfacht.
[0012] Bei der Ausführung des Textilmaterials gemäß Anspruch 5 wird ein einem Bimetall-Verhalten
ähnlicher Effekt ausgenutzt. Durch die Wahl des Wertes des Umweltparameters, bei dem
die umweltparameterabhängigen Materiallagen miteinander verbunden wurden, kann der
UmweltparameterArbeitsbereich des Textilmaterials vorgegeben werden.
[0013] Bei einer Ausbildung des Textilmaterials gemäß Anspruch 6 kann die Volumenänderung
der Kapseln/Mikrokapseln zum Verschließen von Durchtrittskanälen bzw. -öffnungen im
Textilmaterial genutzt werden. Als Füllung wird dabei bevorzugt eine Flüssigkeit mit
hohem Dampfdruck und als elastische Hülle ein gut elastisches Material eingesetzt.
Als gut elastisches Material wird hierbei ein Material bezeichnet, das, wenn es als
Hülle für eine Kapsel/Mikrokapsel verwendet wird, bei einer Temperaturerhöhung von
10° C eine Durchmesservergrößerung einer derartigen Kapsel/Mikrokapsel um z.B. einen
Faktor 2 ermöglicht. Abhängig von den gewählten Stoffen für Hülle und Füllung läßt
sich dann die Durchlässigkeitscharakteristik des Textilmaterials vorgebenen Anforderungen
anpassen.
[0014] Bevorzugt wird ein Textilmaterial gemäß Anspruch 7 eingesetzt, da dann in dem Temperaturbereich,
der für Bekleidung relevant ist, eine starke Abhängigkeit des Dampfdrucks von der
Temperatur und damit eine starke Änderung des Kapsel/Mikrokapsel-Durchmessers von
der Temperatur erzielt wird.
[0015] Eine ausreichend sichere und kostengünstige Verbindung zwischen den Kapseln/Mikrokapseln
und den Fasern wird durch die Ausbildung des Textilmaterials gemäß Anspruch 8 erzielt.
[0016] Mit einem Textilmaterial gemäß Anspruch 9 läßt sich eine starke Änderung der Durchlässigkeit
in Abhängigkeit von einem Umweltparameter erzielen, da die Größe und die Dichte der
Öffnungen in weiten Grenzen variiert werden können.
[0017] Dabei führt die Ausbildung gemäß Anspruch 10 zu einer Schließkraft, welche die Materiallagen
aneinander anzulegen versucht, die durch die sich umweltparamaterabhängig ausdehnenden
Kapseln/Mikrokapseln überwunden werden muß. Eine derartige Schließkraft gewährleistet
eine reversible Durchlässigkeitssteuerung des Textilmaterials. Zusätzlich werden die
Materiallagen sicher miteinander verbunden.
[0018] Bevorzugt ist dabei das Textilmaterial gemäß Anspruch 11 ausgeführt. Die für die
Kapseln/Mikrokapseln vorgesehenen Vertiefungen ermöglichen ein dichtendes Aneinanderanliegen
der Materiallagen, wenn die Kapseln/Mikrokapseln sich umweltparameterabhängig so verkleinert
haben, daß sie vollständig in den Vertiefungen liegen.
[0019] Die Ausbildung des Textilmateriales nach Anspruch 12 führt zur Möglichkeit, ein Grundgewebe
mit einem herkömmlichen Herstellungsverfahren zu fertigen und anschließend die Kapseln/Mikrokapseln
einzubringen, die dann für die umweltparameterabhängige Durchlässigkeit des Textilmaterials
sorgen. Je nach Dicke des verwendeten Textilmaterials wird im Mittel ab einer gewissen
Kapsel/Mikrokapseldichte und -größe auch hier eine praktisch vollständige Undurchlässigkeit
erzielt, falls gewünscht.
[0020] Auch die Ausbildung gemäß Anspruch 13 kann zu einer starken Abhängigkeit der Durchlässigkeit
von einem bzw. mehreren Umweltparametern führen. In Verbindung mit den Stoffzungen
kann hierbei auch der oben schon erwähnte Bimetall-Effekt ausgenutzt werden.
[0021] Durch die Ausbildung gemäß Anspruch 14 läßt sich ein steuerbar fluiddurchlässiges
Textilmaterial relativ preiswert herstellen. Dabei ist die Material-Hauptlage bis
auf die Öffnungen in dieser im wesentlichen fluidundurchlässig. Der Steuerfaden kann
sich dann z.B. temperaturabhängig ausdehnen bzw. kann luftfeuchtigkeitsabhängig quellen,
um die Öffnungen zu verschließen.
[0022] Die Ausgestaltung von Steuerelementen gemäß Anspruch 15 führt dazu, daß sich der
Durchmesser der Steuerfäden umweltparameterabhängig stark ändert. Mann kann auch ein
Gewebe ausschließlich aus derartigen Steuerfäden aufbauen. Dann werden die Zwischenräume
zwischen den Steuerfäden durch deren Durchmesseränderung verschlossen bzw. geöffnet,
wodurch sich die Durchlässigkeit des Textilmaterials ändert. Alternativ ist es z.B.
möglich einen derartigen Steuerfaden durch Öffnungen einer Material-Hauptlage hindurchzustecken
(vgl. Anspruch 14), so daß diese Öffnungen dann umweltparameterabhängig geöffnet bzw.
verschlossen werden.
[0023] Bei einer Ausbildung der Fasern gemäß Anspruch 16 wird wieder der Bimetall-Effekt
ausgenutzt, um Fasern zu verformen.
[0024] Dies kann auch durch die Ausbildung der Faser gemäß Anspruch 17 geschehen.
[0025] Bei der Ausbildung gemäß Anspruch 18 wird keine spezielle umweltparameterabhängige
Eigenschaft der Lackschicht ausgenutzt, sondern ihre abschirmende Wirkung in Verbindung
mit einem umweltparameterabhängigen Verhalten der Fasern. Damit steht eine Reihe anderer
Materialien zur Verfügung, die einer Faser eine umweltparameterabhängige Verformung
verleihen.
[0026] Die Ausführungsform gemäß Anspruch 19 läßt sich mit herkömmlicher Webtechnik, die
Ausführungsform gemäß Anspruch 20 mit herkömmlicher Stricktechnik herstellen. Dabei
können bei bekannten Strickmaschinen einige, z.B. die Hälfte der zugeführten Fäden
aus umweltparamaterabhängigen und der Rest der Fäden aus im wesentlichen umweltparameterunabhängigem
Material bestehen.
[0027] Ein Steuerelement gemäß Anspruch 21 hat bei gleicher Dimension eine von multifilen
Fäden verschiedene temperatur- und feuchtigkeitsabhängige Ausdehnung.
[0028] Ein Textilmaterial gemäß Anspruch 22 zeichnet sich durch einen guten Tragekomfort
aus. Wird nur ein Material verwendet, ist zudem sowohl die Herstellung des Textilmaterials
vereinfacht, als auch das Problem auftretender elektrostatischer Aufladung reduziert.
[0029] Nachstehend wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme
auf die Zeichnung näher erläutert.
[0030] In dieser zeigen:
- Figur 1
- eine stark vergrößerte Aufsicht auf einen Ausschnitt einer textilen Stoffbahn mit
darin eingeschnittenen Stoffzungen;
- Figur 2
- einen Schnitt längs Linie II-II von Figur 1;
- Figur 3
- eine Aufsicht auf die Stoffbahn der Figur 1, nachdem diese einer erhöhten Temperatur
ausgesetzt wurde;
- Figur 4
- einen Schnitt längs Linie IV-IV von Figur 3;
- Figur 5
- eine zu den Figuren 2 bzw. 4 ähnliche Darstellung einer zur Stoffbahn der Figuren
1 bis 4 ähnlichen Stoffbahn;
- Figur 6
- eine stark vergrößerte Aufsicht eines Ausschnitts einer textilen Stoffbahn nach einer
weiteren Ausführungsform der Erfindung;
- Figur 7
- einen Schnitt durch die Stoffbahn der Figur 6 in einer Mittenebene, die parallel zur
Oberfläche der Stoffbahn verläuft;
- Figur 8
- einen Schnitt gemäß Figur 7, bei dem die Stoffbahn der Figuren 6 und 7 auf eine erhöhte
Temperatur gebracht wurde;
- Figur 9
- eine schematische und stark vergrößerte Schnittansicht senkrecht zur Oberfläche einer
textilen Stoffbahn nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung;
- Figur 10
- eine stark vergrößerte und teilweise aufgebrochene Aufsicht eines Ausschnitts einer
textilen Stoffbahn nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung;
- Figur 11
- einen Schnitt längs Linie XI-XI von Figur 10;
- Figur 12
- einen Schnitt gemäß Figur 11, bei dem die Stoffbahn der Figuren 10 und 11 auf eine
erhöhte Temperatur gebracht wurde;
- Figur 13
- eine stark vergrößerte Ansicht eines Fadens für die Herstellung eines Gewebes;
- Figur 14
- eine Ansicht des Fadens nach Figur 13 bei einer niedrigeren Temperatur;
- Figur 15
- eine nochmals vergrößerte Ansicht eines Abschnitts einer einzelnen Faser, die Teil
des Faserbüschels der Figuren 13 und 14 ist;
- Figur 16
- einen Abschnitt einer Faser nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung;
- Figur 17:
- eine stark vergrößerte Aufsicht eines Gewebe-Ausschnitts einer textilen Stoffbahn
nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung;
- Figur 18:
- eine Aufsicht auf die Stoffbahn der Figur 17, nachdem diese einer erhöhten Temperatur
ausgesetzt wurde; und
- Figur 19:
- einen Schnitt durch Figur 18 gemäß Linie XIX-XIX von Figur 18.
[0031] Die in der Zeichnung insgesamt mit dem Bezugszeichen 10 versehene textile Stoffbahn
ist ein flächiges Gebilde aus einem Textilmaterial, das für Fluids, insbesondere Wasser
und Wasserdampf schlecht durchlässig ist. Derartige im wesentlichen fluiddichte Textilmaterialien
sind z.B. Textilgewebe, deren Poren mit einem entsprechenden Füllmaterial, z.B. Leinölfirniß,
Acrylpolymere, Kupferoxidammoniak, Kautschuk oder Harze, verschlossen sind.
[0032] Die Stoffbahn sowohl dieses als auch der folgenden Ausführungsbeispiele kann, falls
das Herstellungsverfahren nicht explizit erwähnt wird, sowohl durch ein Strick- als
auch durch ein Webverfahren hergestellt sein. Alternativ kann die Stoffbahn auch ein
non-woven-fabric-Material sein, d.h. z.B. ein Filz, Vlies, Textilverbundstoff oder
auch eine Folie.
[0033] Das in den Figuren 1 bis 4 gezeigte Textilmaterial ist so beschaffen, daß es sich
bei Temperaturerhöhung unter der Wirkung einer hierdurch induzierten mechanischen
Spannung biegt. Eine derartige mechanische Spannung wird z.B., in Analogie zu einem
Bimetall, durch einen Verbund-Aufbau der Stoffbahn 10 aus zwei Schichten flächig miteinander
verbundener Materialien 11a, 11b (vgl. die Ausschnittsvergrößerung der Fig. 4) mit
unterschiedlichem Temperaturausdehnungskoeffizienten erzielt.
[0034] Der in Figur 1 gezeigte Ausschnitt der Stoffbahn 10 weist vier Stoffzungen 12, 14,
16, 18 auf. Die Stoffzunge 16, die hier stellvertretend für die anderen, gleich aufgebauten
Stoffzungen 12, 14 und 18 beschreiben wird, ist ein rechteckiger Stoffabschnitt, der
an seinem in Figur 1 oberen Ende mit einer Stoff-Hauptlage 20 der Stoffbahn 10 zusammenhängt.
Die drei verbleibenden Seiten der Stoffzunge 16 sind durch Schnittflächen 22, 24 und
26 begrenzt. Die Stoffzunge 16 ist durch einen im wesentlichen rechteckig-U-förmigen
Schnitt bzw. Stanzvorgang, der in der Stoff-Hauptlage 20 ausgeführt wurde, hergestellt
worden, bei dem in der Stoffzunge 16 die Schnittflächen 22 bis 26 und in der Stoff-Hauptlage
20 eine insgesamt mit 27 bezeichnete rechteckig-U-förmige Schnittfläche entstanden
ist.
[0035] Wie in Kombination mit der Figur 2 ersichtlich, steht die Schnittfläche 24 über die
durch die Stoff-Hauptlage 20 definierte Oberfläche der Stoffbahn 10 hinaus.
[0036] Ein solcher Überstand hat seine Ursache darin, daß bei Stoffzungen ab einem gewissen
Größenverhältnis zwischen Dicke und typischer Ausdehnung der Stoffzunge bei relativ
steifem Textilmaterial die aus der Stoff-Hauptlage 20 einmal herausgehobene Stoffzunge
12 aus sterischen Gründen nicht mehr in die Stoff-Hauptlage zurückgleiten kann. Auch
kann sich die Stoffzunge 12 bei dem oben erwähnten Schnitt bzw. Stanzvorgang durch
vorübergehendes Ankleben am Schneide- oder Stanzwerkzeug etwas längen, wodurch das
Zurückgleiten der Stoffzunge 12 in die Hauptlage 20 ebenfalls erschwert bzw. verhindert
wird.
[0037] Die Schnittfläche 24 der Stoffzunge 12 liegt in der Stellung der Fig. 1 und 2 mit
den Schnittflächen 22, 26 und der Unterseite 28 der Stoffzunge 16 an den diesen benachbarten
Bereichen der Stoff-Hauptlage 20 im wesentlichen dicht an. Dadurch ist in dieser gezeigten
Stellung der Stoffzungen 12 bis 18 die Stoffbahn 10 weitgehend fluiddicht. Hierbei
werden Öffnungen 30 bis 36 verschlossen. Die Öffnung 34 wird hier stellvertretend
für die gleich aufgebauten Öffnungen 30, 32 und 36 beschrieben. Sie ist begrenzt durch
die Schnittfläche 27 der Stoff-Hauptlage 20 sowie durch die Unterseite 28 der Stoffzunge
16.
[0038] In den Figuren 3 und 4 ist die Stoffbahn 10 der Figuren 1 und 2 bei erhöhter Temperatur
dargestellt.
[0039] Bei Erhöhung der Temperatur des Textilmaterials der Stoffbahn 10 dehnt sich die Materialschicht
11a des Verbundaufbaus der Stoffbahn 10 (vgl. Fig. 5) stärker aus als die Materialschicht
11b. Dadurch biegen sich die Stoffzungen 12 bis 18, die eine erste Art von Steuerelementen
zur Steuerung der Fluiddurchlässigkeit in der Stoffbahn 10 vorgeben. Die Öffnungen
30 bis 36 der StoffHauptlage 20, die sich aufgrund einer nicht dargestellten Einfassung
des Randes der Stoffbahn 10 und aufgrund zusätzlicher auf die Stoff-Hauptlage 20 stabilisierend
einwirkender Kräfte auch bei Temperaturerhöhung kaum verbiegt, bilden eine zweite
Art Steuerelement in der Stoffbahn 10.
[0040] Als Resultat der Temperaturerhöhung verbiegen sich die Stoffzungen 12 bis 18 insgesamt,
und die Schnittfläche 24 hebt sich von der Stoff-Hauptlage 20 ab, wie aus Figur 4
ersichtlich. Die Stoffzungen 12 bis 18 geben dabei die Öffnungen 30 bis 36 je nach
größe der Temperaturerhöhung mehr oder weniger frei.
[0041] Die Freigabe der Öffnungen 30 bis 36 bewirkt, daß Fluid die Stoffbahn 10 durchqueren
kann.
[0042] Ein weiteres Ausführungsbeispiel, das zu dem der Figuren 1 bis 4 ähnlich ist, wird
nun anhand von Figur 5 beschrieben. Die Materialbeschaffenheit des Textilmaterials
und die Dimensionierung der Stoffzungen sind so gewählt, daß sich die Stoffzungen
12 bis 18 in die Stoff-Hauptlage 20 hineinbewegen können.
[0043] Elementen, die denen der Figuren 1 und 2 entsprechen, tragen in der Figur 5 die gleichen
Bezugszeichen und brauchen nicht nochmals detailliert beschrieben zu werden.
[0044] Die Stoffzungen 16, 18 der Stoffbahn 10 der Figur 5 sind, wie diejenigen der Figuren
1 bis 4 durch im wesentlichen rechteckig-U-förmige Schnitte in der Stoff-Hauptlage
20 entstanden. Anders als bei der Stoffbahn 10 der Figuren 1 und 2 liegen die Stoffzungen
16, 18 in einem Temperaturbereich, bei dem keine mechanischen Spannungen bzw. sonstigen
thermisch induzierten Kräfte wirken, so in der Stoff-Hauptlage 20, daß die Ober- bzw.
Unterseiten der Stoffzungen 16, 18 mit denjenigen der Stoff-Hauptlage 20 fluchten.
Dabei liegen die Schnittflächen 22 bis 26 der Stoffzungen 16, 18 der Schnittfläche
27 der Stoff-Hauptlage 20 im wesentlichen dicht gegenüber.
[0045] Bei einer Temperaturerhöhung biegen sich die Stoffzungen 16, 18 der Figur 5, von
der Oberfläche der Stoff-Hauptlage 20 ab. Die Stoffbahn 10 ist dann durchlässiger.
[0046] Durch die Wahl der Temperatur, bei der die Materialschichten 11a, 11b miteinander
verbunden werden (Verbindungstemperatur), kann eine Fluid-Durchlässigkeitscharakteristik
der Stoffbahn 10 realisiert werden, bei der sich die Fluiddurchlässigkeit der Stoffbahn
10 sowohl hin zu größeren als auch hin zu niedrigeren Temperaturen vergrößert. Bei
einer Abkühlung unter die Verbindungstemperatur erfolgt ein Abheben der Stoffzungen
12 bis 18 in die entgegengesetzte Richtung als in den Figuren 2 und 4 bei der Temperaturerhöhung
gezeigt. Auch in diesem Falle werden die Öffnungen 30 bis 36 geöffnet, so daß Fluid
die Stoffbahn 10 durchdringen kann.
[0047] Ist eine derartige Durchlässigkeitscharakteristik mit Erhöhung der Durchlässigkeit
unterhalb der Verbindungstemperatur nicht erwünscht, wird letztere so tief gewählt,
daß sie von der Materialtemperatur beim Tragen der Textilie nicht so weit unterschritten
wird, daß es zur Erhöhung der Durchlässigkeit auch bei tieferen Temperaturen als der
Verbindungstemperatur kommt.
[0048] Alternativ kann durch Anschläge, die in der Stoff-Hauptlage 20 für jede Stoffzunge
vorgesehen sind, ein Durchbiegen der Stoffzunge nach der zweiten Seite (in Fig. 5
nach links) verhindert werden. Ein derartiger Anschlag kann z.B. schon durch die Schnittfläche
27 gegeben sein, wie in den Figuren 1 bis 4 gezeigt.
[0049] Weitere Ausführungsbeispiele sind in den Figuren 6 bis 18 beschrieben. Auch hier
sind Elemente, die denjenigen der bereits beschriebenen Ausführungsformen entsprechen,
wieder mit denselben Bezugszeichen bezeichnet.
[0050] Der in Figur 6 gezeigte Ausschnitt einer Stoffbahn 10 hat eine Stoff-Hauptlage 20
aus einem fluiddichten Material mit relativ geringem thermischen Ausdehnungskoeffizienten.
Der gezeigte Ausschnitt weist vier Löcher 38 bis 44 auf. Ein Steuerfaden 46 ist durch
die Löcher 38 bis 44 einer Zick-Zack-Naht vergleichbar so hindurchgezogen, daß er
durch jedes Loch 38 bis 44 einmal hindurchtritt.
[0051] Der Steuerfaden 46 ist aus einem für Fluid schlecht oder nicht durchlässigen Material
hergestellt und weist verglichen mit der Stoff-Hauptlage 20 einen hohen thermischen
Ausdehungskoeffizienten auf. Der Steuerfaden 46 und die Öffnungen 38 bis 44 bilden
in diesem Ausführungsbeispiel die zwei Arten von Steuerelementen, welche die Fluiddurchlässigkeit
der Stoffbahn 10 vorgeben.
[0052] Die Schnittdarstellung der Figur 7 zeigt einen Schnitt durch die Mittenebene der
Stoffbahn 10 der Figur 6. Der Durchmesser des Steuerfadens 46 ist bei der Stoffbahn
10 in der Darstellung der Figuren 6 und 7 kleiner als der Durchmesser der Löcher 38
bis 44. Daher verbleibt zwischen den Rändern der Löcher 38 bis 44 und der Außenfläche
des Steuerfadens 46 jeweils ein im wesentlichen ringförmiger Zwischenraum. Der Abstand
des Steuerfadens 46 von den Rändern der Löcher 38 bis 44 ist dabei so groß, daß Fluid,
z.B. Wasser oder Wasserdampf, durch den Zwischenraum hindurchtreten kann.
[0053] In der Figur 8 ist die Stoffbahn 10 der Figuren 6 und 7 bei erhöhter Temperatur dargestellt.
Der Steuerfaden 46 hat sich unter dem Einfluß der erhöhten Temperatur ausgedehnt,
so daß sich insbesondere sein Durchmesser vergrößert hat. Dadurch liegt die äußere
Mantelfläche 48 des Steuerfadens 46 nun eng an den Rändern der Öffnungen 38 bis 44
an, so daß diese im wesentlichen fluiddicht verschlossen sind.
[0054] Eine weitere Ausführungsform zeigt die Figur 9. Dort ist schematisch und stark vergrößert
ein Schnitt senkrecht zur Ebene einer Gewebe-Stoffbahn 10 mit Gewebefasern 50 aus
einem fluiddichten Textilmaterial mit geringem thermischen Ausdehnungskoeffizienten
gezeigt. Die Schnittdarstellung zeigt im oberen Abschnitt die Stoffbahn 10 bei ca.
25° C.
[0055] An der Außenfläche 52 der Gewebefasern 50 haftet, wie insbesondere der Ausschnittsvergrößerung
der Fig. 9 zu entnehmen ist, über ein Bindemittel 53, das die Außenfläche 52 der Gewebefasern
50 überzieht, eine Vielzahl von Mikrokapseln 54. Diese werden im feuchten Zustand
des Bindemittels 53 auf die mit ihm beschichteten Gewebefasern 50 aufgeblasen.
[0056] Die Mikrokapseln 54 umfassen jeweils eine Hülle 56 aus elastischem Material sowie
eine Füllung 58 aus Flüssigkeit und Dampf einer Alkohol/Wassermischung. Die Hülle
ist für den Kapselinhalt undurchlässig.
[0057] Bei Temperaturerhöhung des Textilmaterials, z.B. durch Erhöhung der Umgebungstemperatur
auf 35° C, steigt der Dampfdruck der Füllung 58, so daß die elastische Hülle 56, ähnlich
wie bei einem Luftballon, ausgeweitet wird, sich also der Durchmesser der Mikrokapsel
54 vergrößert. Aufgrund der Elastizität der Hülle 56 ist die vom Dampfdruck der Füllung
58 abhängige Vergrößerung bzw. Verkleinerung der Mikrokapseln 54 reversibel.
[0058] Der Durchmesser der Mikrokapseln 54 ist in der oberen Darstellung der Figur 9 klein
gegenüber dem typischen Abstand der Gewebefasern 50. Fluid kann daher durch die zwischen
den Gewebefasern 50 verbleibenden Zwischenräume hindurchtreten und dadurch die Stoffbahn
10 passieren.
[0059] Im unteren Abschnitt der Figur 9 ist ein Ausschnitt der Stoffbahn 10 bei erhöhter
Temperatur gezeigt. Während sich die Ausdehnung der Gewebefasern 50 und auch die Ausdehnung
der zwischen ihnen ausgebildeten Zwischenräume nicht wesentlich verändert haben, hat
der Durchmesser der Mikrokapseln 54 unter Einfluß der Temperatur deutlich (in der
Darstellung um einen Faktor 3) zugenommen. Dadurch ist der Durchmesser der Mikrokapseln
54 jetzt in der Größenordnung der Zwischenräume zwischen den Gewebefasern 50. Die
durch diese Zwischenräume verlaufenden Verbindungskanäle zwischen den Oberflächen
der Stoffbahn 10 werden daher von den Mikrokapseln 54 reduziert. Es ergibt sich eine
bei steigender Temperatur immer weniger fluiddurchlässige Stoffbahn 10.
[0060] Eine weitere Ausführungsform der Erfindung ist in den Figuren 10 bis 12 gezeigt.
Hier ist die Stoffbahn 10 aus zwei flächig aufeinanderliegenden Stoffbahn-Schichten
10a, 10b mit Stoff-Hauptlagen 20a, 20b aufgebaut, wobei die obenliegende Stoffbahn
10a bereichsweise weggebrochen ist, so daß dort die darunter liegende Stoffbahn 10b
freigelegt ist.
[0061] Die Stoff-Hauptlagen 20a, 20b bestehen aus fluidundurchlässigem Material mit vorzugsweise
geringem thermischen Ausdehnungskoeffizienten und sind über in der Zeichnung nicht
dargestellte Schweißnähte an den Rändern miteinander verschweißt. Dadurch und durch
Schwerkraft wird auf die Stoffbahnen 10a, 10b eine senkrecht zu ihren Oberflächen
wirkende Kraft so ausgeübt, daß sie bei Fehlen weiterer Einwirkungen flächig aneinander
anliegen, wie in Figur 11 gezeigt.
[0062] Die Stoffbahn-Schicht 10b weist in quadratischem Raster angeordnete halbkugelförmige
Vertiefungen 60 auf, die z.B. durch Prägen mit einem entsprechend gestalteten Prägezylinder
erzeugt sein können. In diesen Vertiefungen haften Mikrokapseln 54 mittels eines Bindemittels
61, mit dem die Oberfläche der Vertiefungen 60 überzogen wurde und auf das die Mikrokapseln
54 in feuchtem Zustand des Bindemittels aufgeblasen wurden. Die Verhältnisse an der
Grenzschicht zwischen einer Mikrokapsel 54 und der Oberfläche einer Vertiefung 60
sind dabei mit denen vergleichbar, die in der Ausschnittsvergrößerung des Ausführungsbeispiels
von Fig. 9 dargestellt sind.
[0063] Die Mikrokapseln 54 liegen bei der relativ niedrigen Temperatur der Fig. 11 vollständig
in den Vertiefungen 60.
[0064] In Figur 12 ist die Stoffbahn 10 bei einer im Vergleich zur Figur 11 erhöhten Temperatur
dargestellt. Unter dem Einfluß der Temperaturerhöhung hat sich der Durchmesser der
Mikrokapseln 54 aufgrund des erhöhten Dampfdrucks ihrer Gasfüllung ca. verdreifacht.
Die so vergrößerten Mikrokapseln 54 ragen nun über die Oberfläche der Stoffbahn-Schicht
10b hinaus und drücken die beiden Stoffbahn-Schichten 10a, 10b um eine Strecke 62
auseinander.
[0065] Wie der Figur 10 zu entnehmen ist, weisen die StoffbahnSchichten 10a, 10b Durchgangsöffnungen
64a, 64b auf. Dabei sind die Durchgangsöffnungen 64a der Stoffbahn 10a gegenüber den
Durchgangsöffnungen 64b der Stoffbahn 10b so versetzt, daß sie, wie aus der Aufsicht
der Figur 10 ersichtlich, nicht überlappen. Die Vertiefungen 60 sind in quadratischem
Raster äquidistant um den Umfang der Durchgangsöffnungen 64b angeordnet.
[0066] Die Funktion der in der Durchlässigkeit steuerbaren Stoffbahn 10 der Figuren 10 bis
12 ist folgendermaßen:
[0067] Werden die Mikrokapseln 54 durch Temperaturerhöhung so vergrößert, daß sie die Stoffbahn-Schichten
10a, 10b auseinanderdrücken (z.B. Strecke 62 in Figur 12), entsteht eine Vielzahl
von Durchgangskanälen in der Stoffbahn 10, da nun die gegeneinander versetzten Durchgangsöffnungen
64a, 64b über die voneinander beabstandeten Stoffbahn-Schichten 10a, 10b miteinander
kommunizieren. Fluid kann dann durch die entstandenen Kanäle durch die Stoffbahn 10
hindurchdringen.
[0068] Beim Abkühlen verkleinern sich die Mikrokapseln 54 aufgrund des sich verringernden
Dampfdrucks. Die Mikrokapseln 54 werden dann kleiner, entsprechend auch der Abstand
zwischen den Stoffbahn-Schichten 10a, 10b und damit auch die Durchlässigkeit der Stoffbahn
10. Haben sich die Mikrokapseln 50 wieder in die Vertiefungen 60 zurückgezogen, liegen
die Stoffbahnen 10a, 10b wieder flächig dicht aneinander an.
[0069] Figur 14 zeigt einen Faden 66, der als Ausgangsmaterial für ein durch Temperatur
in der Durchlässigkeit steuerbares Gewebe dienen kann oder auch als Alternative zum
Steuerfaden 46 bei der Ausführungsform der Figuren 6 bis 8 eingesetzt werden kann.
Der Faden 66 ist aus einer Vielzahl von einzelnen kurzen Fasern 68 aufgebaut, welche
speziell modifizierte Verbund-Naturfasern oder aus undurchlässigem Synthetikmaterial
hergestellte Verbundfasern sein können.
[0070] Eine Detailansicht einer solchen Faser 68 zeigt Figur 15. Sie weist eine Hauptfaser
70 sowie eine hier dünner gezeigte Steuerfaser 72 auf. Die Hauptfaser 70 und die Steuerfaser
72 sind in Längsrichtung miteinander verschweißt.
[0071] Die Steuerfaser 72 weist einen größeren Temperaturausdehnungskoeffizienten auf als
die Hauptfaser 70. Bei der Temperatur, bei der die Hauptfaser 70 und die Steuerfaser
72 miteinander verschweißt wurden, üben diese keine durch thermische Längenänderung
bedingten Kräfte aufeinander aus, so daß eine insgesamt im wesentlichen gerade verlaufende
Faser 68 resultiert. Die so verlaufenden Fasern 68 bilden den im wesentlichen glatten
Faden 66 der Fig. 14.
[0072] Der lichte Durchmesser des Fadens 66 ist geringer als derjenige des in Figur 13 dargestellten
Fadens 66, dessen Temperatur gegenüber derjenigen des Fadens 66 der Figur 14 erhöht
ist. Dabei hat sich die Steuerfaser 72 insbesondere in Längsrichtung stärker ausgedehnt
als die Hauptfaser 70, so daß, ähnlich wie bei einem Bimetall, eine Krümmung der Faser
68 entstanden ist. Die Folge ist das in Fig. 13 gezeigte Auffasern des Fadens 66 mit
einer Vergrößerung des lichten Durchmessers.
[0073] Ist er derart aufgefasert, verschließt der Faden 66 in einem Gewebe stärker die zwischen
Schuß und Kette verbleibenden Zwischenräume bzw. dann, wenn er als Steuerfaden 46
nach den Figuren 6 bis 8 eingesetzt wird, die dort in der Stoffbahn 10 vorliegenden
Öffnungen 38 bis 44 so, daß eine vorher gut fluiddurchlässige Stoffbahn 10 weniger
fluiddurchlässig wird.
[0074] Im Falle einer gegenüber der Schweißtemperatur verringerten Temperatur zieht sich
die Steuerfaser 72 stärker zusammen als die Hauptfaser 70, wodurch ebenfalls eine
Biegung der Faser 68 und ein Auffasern, wie in Fig. 13 dargestellt, erfolgt.
[0075] Durch die Wahl der Temperatur, bei der Hauptfaden 70 und Steuerfaser 72 miteinander
verschweißt werden, kann also analog zur Durchlässigkeitscharakteristik der miteinander
verbundenen Materialschichten 11a, 11b der Figuren 1 bis 5 in einem vorgegebenen Temperatur-Arbeitsbereich
bei Temperaturerhöhung entweder eine Zunahme oder Abnahme der Fluid-Durchlässigkeit
einer derartige Fäden 66 aufweisenden Stoffbahn 10 nach den Figuren 6 bis 8 realisiert
werden, je nachdem, ob die Schweißtemperatur unter oder über dem Temperatur-Arbeitsbereich
liegt.
[0076] Eine weitere Ausführungsform einer Faser 68 zeigt Figur 16. Die Faser 68 weist hierbei
eine Hauptfaser 70 auf, die mit einer Lackschicht 74 versehen ist, die sich nur über
einen Teil des Faserumfangs erstreckt.
[0077] Das Material der Lackschicht 74 kann sich vom Material der Hauptfaser 70 durch seinen
Wärmeausdehungskoeffizienten unterscheiden. Man hat dann eine bimetallähnliche Struktur,
die auf Temperaturänderungen anspricht. Das Material kann sich auch vom Material der
Hauptfaser 70 durch sein Quellvermögen in feuchter Umgebung unterscheiden. Man hat
dann eine bimetallähnliche Struktur, die auf Feuchtigkeitsänderungen anspricht. Das
Material der Lackschicht 74 kann auch nur einfach Feuchtigkeit sperren, so daß Feuchtigkeitsänderungen
in der Umgebung in den abgedeckten Faserbereichen weniger zum Tragen kommen als in
nicht abgedeckten Bereichen, so daß man wieder feuchtigkeitsinduzierte Formänderungen
der Hauptfaser 70 erhält.
[0078] Die vorgenannten Effekte können auch kombiniert verwendet werden, um eine sowohl
von der Temperatur als auch von der Feuchtigkeit abhängige Durchlässigkeit einer Stoffbahn
zu erzielen.
[0079] Alternativ kann die Lackschicht 74 auch über den Umfang der Hauptfaser 70 verteilt
mit verschiedener Schichtstärke aufgetragen sein. Es resultiert dann ebenfalls ein
temperatur- bzw. luftfeuchtigkeitsabhängiger Bimetalleffekt, wie in Zusammenhang mit
der Faser 68 in den Figuren 13 bis 15 beschrieben. Die Lackschicht 74 übernimmt dabei
die Rolle der Steuerfaser 72.
[0080] Ein derartiger ungleichmäßiger Auftrag der Lackschicht 74 kann z.B. dadurch erzielt
werden, daß die Hauptfasern 70 nach dem Eintauchen in einen flüssigen Lack in horizontaler
Ausrichtung frei aufgehängt getrocknet werden, so daß sich der Lack unter Gravitationseinfluß
bevorzugt an dem Mantelabschnitt der Hauptfaser 70 sammelt, der dem Boden zugewandt
ist. Nach dem Trocknen der Lackschicht 74 resultiert dann eine Faser 68 mit einer
einseitig stärkeren Lackschicht 74. Die temperatur- bzw. feuchtigkeitsabhängigen Ausdehnungseffekte
der stärkeren Lackschicht-Seite überwiegen dann und führen zu dem oben beschriebenen
Bimetall-Effekt.
[0081] Bei einer weiteren Ausführungsform sind auch die Stoffzungen 12 bis 18 der Figuren
1 bis 5 mit einer derartigen Lackschicht versehen, so daß sie sich alternativ oder
zusätzlich zur temperaturabhängigen Biegung auch abhängig von einer Luftfeuchtigkeitsänderung
biegen und dadurch die Stoffbahn 10 fluiddurchlässig machen.
[0082] Die Stoffbahn 10 der weiteren, in den Figuren 17 und 18 dargestellten Ausführungsform
der Erfindung weist Kettfäden 80 und Schußfäden 82 auf.
[0083] Bei einer ersten Temperatur der Stoffbahn 10, die in Figur 17 dargestellt ist, bilden
die Kettfäden 80 und die Schußfäden 82 ein für Fluid im wesentlichen dichtes Gewebe,
wobei die jeweils zwischen zwei benachbarten Kettfäden 80 und zwei diese kreuzenden,
ebenfalls benachbarten Schußfäden 82 verbleibenden Zwischenräume 86, die in der gezeigten
Aufsicht im wesentlichen quadratisch sind, in der Darstellung der Figuren 17 und 18
übertrieben groß gezeichnet sind. Die Stoffbahn 10 der Figur 17 ist somit im wesentlichen
fluiddicht.
[0084] Die Gruppe der Schußfäden 82 umfaßt Steuer-Schußfäden von denen in den Figuren 17
und 18 ein Steuer-Schußfaden 84 dargestellt ist. Dieser ist, im Gegensatz zu den übrigen
dargestellten Schußfäden 82 und den Kettfäden 80 aus einem Material, das im wesentlichen
unbeeinflußt von einer Umweltparameteränderung ist.
[0085] In Figur 18 ist die Stoffbahn 10 bei einer Temperatur dargestellt, die gegenüber
derjenigen der Figur 17 erhöht ist. Durch diese Temperaturerhöhung hat sich der Steuer-Schußfaden
84 gegenüber den anderen Fäden in seiner Länge gedehnt. Dadurch bildet der Steuer-Schußfaden
84 im Gewebe der Stoffbahn 10 jeweils zwischen zwei Kettfäden 80, die zu beiden Seiten
eines dritten Kettfadens 80 angeordnet sind, Schlaufen 88 aus, die noppenartig von
der Ebene der Stoffbahn 10 abstehen. Der Schnittdarstellung von Figur 19 ist zu entnehmen,
daß sich die Schlaufen 88 des verlängerten Steuer-Schußfadens 84 abwechselnd nach
oben und nach unten erstrecken. Dadurch, daß die Schlaufen 88 nicht mehr direkt auf
den Kettfäden 80 aufliegen, sondern zwischen Kettfaden 80 und Steuerfaden 84 im Bereich
der Schlaufen 88 ein Abstand verbleibt, vergrößert sich die Fluid-Durchlässigkeit
der Stoffbahn in der Umgebung der Zwischenräume 86 in der Nachbarschaft der Schlaufen
88. Die Stoffbahn ist dann bei der in Figur 18 dargestellten Temperatur fluiddurchlässig.
[0086] Die Längung des Steuer-Schußfadens 84 kann alternativ oder zusätzlich durch Quellen
bei erhöhter Luftfeuchtigkeit geschehen.
[0087] Der Steuerfaden 46, die Faser 68 oder der Steuerfaden 84 können als monofile Kunststoffaser
ausgeführt sein. Monofile Fasern unterscheiden sich sowohl in ihrem Temperatur- als
auch in ihrem Quellverhalten von multifilen Fasern. Dieser Unterschied läßt sich natürlich
auch analog ausnutzen, indem die Steuerfäden aus multifilen und das restliche Textilmaterial
aus monofilen Fasern hergestellt sind.
[0088] Das Textilmaterial kann auch als Stretch-Stoff ausgeführt sein. Durch die Texturierung
von Synthetik-Fasern oder durch ein analoges Verfahren, z.B. für Baumwolle, können
dabei verschiedene umweltparameterabhängige Ausdehnungskoeffizienten erzielt werden.
[0089] Ist die Stoffbahn 10 ein Strickstoff, so können Steuerfäden nach Art des Steuerfadens
84 eingestrickt werden, indem bei einer Strickmaschine, die z.B. gleichzeitig 24 Fäden
zur Herstellung des Strickstoffs verstrickt, einige, z.B. fünf dieser 24 Fäden als
Steuerfäden ausgeführt sind, d.h. aus einem Material bestehen, dessen Ausdehnungskoeffizient
umweltparameterabhängig ist.
[0090] Oben stehend wurde die steuerbare Durchlässigkeit von Stoffbahnen als Fluid-Durchlässigkeit
beschrieben. Es versteht sich daß damit zugleich auch andere Durchlässigkeiten mit
erfaßt sind, z.B. die Durchlässigkeit für Licht. Man kann so z.B. Sonnensegel oder
dergleichen herstellen, die unabhängig von der Intensität der Sonne eine vorgegebene
Helligkeit unter dem Sonnensegel gewährleisten.
1. Flächiges Textilmaterial, insbesondere zur Verwendung als Bekleidungs-, Einlage-,
oder Vliesstoff, mit einer Ober- und einer Unterseite, dadurch gekennzeichnet, daß
es die Durchlässigkeit des Textilmaterials steuernde Elemente (30 bis 36, 12 bis 18;
38 bis 44, 46; 50, 54; 64, 54; 84) aufweist, die durch mindestens einen Umweltparameter
verformbar sind.
2. Textilmaterial nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es Paare zusammenarbeitender
erster (12 bis 18; 46; 54; 84) und zweiter (30 bis 36; 38 bis 44; 50; 64; 86) Steuerelemente
umfaßt, welche gegeneinander durch den Umweltparameter verformbar sind, um einen Durchgang
mehr oder weniger freizugeben bzw. zu schließen.
3. Textilmaterial nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die ersten (46;
54) und zweiten (38 bis 44; 50; 64) Steuerelemente aus unterschiedlichem Material
bestehen.
4. Textilmaterial nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die ersten (12
bis 18; 46; 54) und zweiten (30 bis 36; 38 bis 44; 50; 64) Steuerelemente unterschiedlich
geformt sind.
5. Textilmaterial nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Steuerelemente (12 bis 18; 54; 68) zwei miteinander verbundene Lagen (11a, 11b;
56, 58; 70, 72; 70, 74) aus Materialien aufweisen, die sich in ihrer von dem Umweltparameter
abhängigen Ausdehnung unterscheiden.
6. Textilmaterial nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Steuerelemente Kapseln/Mikrokapseln (54) aufweisen mit elastischer Hülle (56)
und einer Füllung (58), deren Volumen sich bei Temperaturänderung ändert.
7. Textilmaterial nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Füllung (58) der Kapseln/Mikrokapseln
(54) eine Flüssigkeit mit einer Siedetemperatur zwischen 20 bis 50° C, vorzugsweise
etwa 30° C ist.
8. Textilmaterial nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Kapseln/Mikrokapseln
(54) über ein Bindemittel (53) mit Fasern (50) des Material verbunden sind.
9. Textilmaterial nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
unter den Steuerelementen gegeneinander versetzte Öffnungen (64) sind, die in zwei
Materiallagen (20a, 20b) ausgebildet sind, die zwischen einer flächig übereinanderliegenden
Sperrstellung und einer beabstandeten Durchlaßstellung bewegbar sind.
10. Textilmaterial nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die zwei Materiallagen
(20a, 20b) bereichsweise miteinander verbunden, z.B. verschweißt sind.
11. Textilmaterial nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Relativbewegung
der Materiallagen (20a, 20b) bewerkstelligende Kapseln/Mikrokapseln (54) in Vertiefungen
(60) angeordnet sind, die in mindestens einer der beiden Materiallagen (20a, 20b)
vorgesehen sind.
12. Textilmaterial nach einem der Ansprüche 6 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Kapseln/Mikrokapseln
(54) in einem aufgeweiteten Zustand die Zwischenräume eines Fasergewebes, welches
durch eine Vielzahl von vorzugsweise fluiddurchlässigen Gewebefasern (50) gebildet
ist, im wesentlichen ausfüllen.
13. Textilmaterial nach einem der Ansprüche 2 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß unter
den ersten Steuerelementen Materialzungen (12 bis 18) sind, welche mit die zweiten
Steuerelemente bildenden Öffnungen (30 bis 36) einer Material-Hauptlage (20) zusammenarbeiten,
wobei die Materialzungen (12 bis 18) so bemessen sind, daß durch sie die Öffnungen
(30 bis 36) dann verschlossen sind, wenn die Materialzungen (12 bis 18) im wesentlichen
gestreckt sind.
14. Textilmaterial nach einem der Ansprüche 2 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß unter
den ersten Steuerelementen Steuerfäden (46; 66) sind, die sich durch Öffnungen (38
bis 44) einer Material-Hauptlage (20) erstrecken.
15. Textilmaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß unter
den Steuerelementen Steuerfäden (66) mit einer Vielzahl von Fasern (68) sind, wobei
mindestens ein Teil der Fasern (68) eine von dem mindestens einen Umweltparameter
abhängige Verformung aufweist.
16. Textilmaterial nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß die Fasern (68), die
eine von dem mindestens einem Umweltparameter abhängige Verformung aufweisen, jeweils
mindestens zwei Faserelemente (70, 72; 70, 74) umfassen, die in Längsrichtung miteinander
verbunden sind und sich in ihrer von dem Umweltparameter abhängigen Längenausdehnung
unterscheiden.
17. Textilmaterial nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß das eine Fadenelement
eine Lackschicht (74) ist, deren Stärke in Umfangsrichtung der Faser (68) variiert.
18. Textilmaterial nach einem der Ansprüche 15 bis 17, dadurch gekennzeichnet, daß die
Fasern (68) ein auf einen Umweltparameter ansprechendes Material aufweisen und auf
ihrer Mantelfläche ein Sperrschicht (74) tragen, deren Stärke in Umfangsrichtung der
Faser (68) variiert und welche das Fasermaterial zumindest teilweise gegen den Umweltparameter
abschirmt.
19. Textilmaterial nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
es ein Gewebe aus Kettfäden (80) und Schußfäden (82) aufweist, das zumindest bereichsweise
Steuerfäden (84) umfaßt, deren Länge sich abhängig von mindestens einem Umweltparameter
ändert.
20. Textilmaterial nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
es zumindest abschnittsweise aus einem Strickstoff besteht, in den Steuerfäden eingestrickt
sind, deren Länge sich abhängig von mindestens einem Umweltparameter ändert.
21. Textilmaterial nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
mindestens ein Teil der Steuerelemente (46; 68; 84) als monofile Kunststoffäden ausgeführt
ist.
22. Textilmaterial nach Anspruch 21, dadurch gekennzeichnet, daß ein weiterer Teil der
Steuerelemente (80, 82) als multifile Kunststoffäden ausgeführt ist, wobei die multifilen
und die monofilen Kunststoffäden vorzugsweise aus dem gleichen Material bestehen.