[0001] Die Erfindung betrifft eine Stelleinrichtung für Ruder eines Flugkörpers, wobei die
Ruder von Stellmotoren über Schubspindeln verstellbar und die Stellmotoren in einem
im Flugkörperheck angeordneten Trägergehäuse angeordnet sind.
[0002] Eine derartige Stelleinrichtung ist in der DE 43 35 785 A1 beschrieben. Dort sind
die Stellmotoren mit eigenen Gehäusen versehen und am Trägergehäuse pendelnd gelagert.
Dieser Aufbau beansprucht einen vergleichsweise großen Bauraum.
[0003] Eine weitere Stelleinrichtung für Steuerruder eines lenkbaren Geschosses ist in der
DE 34 41 533 C2 beschrieben. Dort ist eine vorteilhafte Kopplungseinrichtung zwischen
dem Steuerruder und einem Linear-Stellglied angegeben. Diese läßt sich mittels einer
Justiereinrichtung voreinstellen.
[0004] Eine Lageranordnung für das verschwenkbare Ruderblatt eines lenkbaren Flugkörpers,
insbesondere eines mittels Treibladungs-Gasdruckes verschießbaren Geschosses, ist
aus der DE 34 41 534 A1 bekannt.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Stelleinrichtung der eingangs genannten Art mit
besonders kompaktem Aufbau vorzuschlagen.
[0006] Erfindungsgemäß ist obige Aufgabe dadurch gelöst, daß die Statoren der Motoren unmittelbar
im Trägergehäuse angeordnet sind und daß die Schubspindel in ein Innengewinde der
Motorwelle eingreift.
[0007] Da die Statoren der Stellmotoren in das Trägergehäuse selbst eingebaut sind, erübrigen
sich eigene Motorengehäuse, was eine Platzersparnis und eine Gewichtsreduzierung bedeutet.
Auch in ein beengtes Flugkörperheck können zwei Stellmotoren mit parallelen Achsen
nebeneinander eingebaut werden. Es ist also nicht nötig, die Stellmotoren in Längsrichtung
gestaffelt im Heck anzuordnen, was die Baulänge vergrößern würde. Der eine Stellmotor
dient zur Verstellung eines Ruderpaares. Der andere Stellmotor dient der Verstellung
des anderen Ruderpaares.
[0008] Eine kleine Baulänge ist auch ermöglicht, weil die Schubspindeln in Innengewinde
der Motorwellen eingreifen. Die kompakte Bauweise ist mit einer Gewichtsreduzierung
verbunden. Die extrem klein bauende und leichte Stelleinrichtung eignet sich insbesondere
für ein mit einer Treibladung verschießbares Geschoß (Mörsergeschoß), das Steuerruder
aufweist.
[0009] Eine kurze Baulänge der Stelleinrichtung wird dadurch unterstützt, dag das Innengewinde,
in das die Schubspindel eingreift, innerhalb eines die Motorwelle lagernden Wälzlagers
liegt.
[0010] In Ausgestaltung der Erfindung ist das Trägergehäuse so gestaltet, dag es im Heckbereich
angeordnet, den Heckbereich des Geschosses gegen radiale Kräfte, insbesondere Gadruckkräfte,
abstützt. Dadurch genügt eine verringerte Wandstärke des Heckbereichs, wodurch eine
Gewichtsersparnis und ein Einbauraum mit vergrößertem Innendurchmesser ermöglicht
ist.
[0011] Um die Stelleinrichtung besonders beschleunigungsfest zu machen, stützt sich der
Innenring und der Außenring eines die Motorwelle lagernden Wälzlagers bei einer Abschußbeschleunigung
des Flugkörpers im Trägergehäuse ab. Vorzugsweise ist hierfür im Trägergehäuse eine
Scheibe vorgesehen.
[0012] Unempfindlich gegen Beschleunigungen ist die Stelleinrichtung auch dadurch, dag der
Motor ein bürstenloser Motor ist.
[0013] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen
und der folgenden Beschreibung eines Ausführungsbeispiels. In der Zeichnung zeigen:
Figur 1 eine Stelleinrichtung im Heck eines Geschosses im Längsschnitt,
Figur 2 eine schematische Darstellung des Getriebezugs der Stelleinrichtung,
Figur 3 einen Querschnitt der Stelleinrichtung und
Figur 4 einen weiteren Längsschnitt.
[0014] Ein mittels einer Treibladung verschießbares Geschoß (Mörsergeschoß) trägt im Heckbereich
1 ein Ruderpaar mit Rudern 2 und ein Ruderpaar mit Rudern 3. Die Ruder 2,3 sind um
Achsen A ausklappbar (vgl. Fig.4 mit Fig.1) und mittels einer Stelleinrichtung um
Ruderachsen B schwenkbar.
[0015] Die Stelleinrichtung weist ein Trägergehäuse 4 auf, welches in den Heckbereich 1
eingesetzt ist. Das formstabile Trägergehäuse 4 stützt den Heckbereich 1 radial zur
Geschoßlängsachse F ab und nimmt dabei beim Abschuß entstehende radiale Druckkräfte
auf, so daß die Wandstärke des Heckbereichs 1 dort, wo er vom Trägergehäuse 4 gestützt
ist, kleiner als sonst sein kann. Dies vergrößert den nutzbaren Bauraum im Innern
des Heckbereichs 1. In dem Trägergehäuse 4 sind ein Stellmotor 5 zur Verstellung des
einen Ruderpaars und ein Stellmotor 6 zur Verstellung des anderen Ruderpaars vorgesehen.
Die Motoren 5,6 liegen nebeneinander (vgl. Fig.3,4). Ihre Motorwellen verlaufen parallel
zueinander. Beide Motoren 5,6 sind gleich aufgebaut und in gleicher Weise mit dem
zugeordneten Ruderpaar verbunden. Im folgenden ist zur Vereinfachung nur der eine
Motor und dessen Ankopplung an sein Ruderpaar beschrieben. Für den anderen Motor gilt
entsprechendes.
[0016] Der Motor ist bürstenlos und gehäuselos. Sein Stator 7 ist unmittelbar in das Trägergehäuse
4 eingesetzt, beispielsweise eingeklebt. Sein Rotor 8 sitzt auf der Motorwelle 9.
[0017] Die Motorwelle 9 ist beidendig mittels in das Trägergehäuse 4 eingesetzten Wälzlagern
10, beispielsweise Schrägkugellagern, gelagert. Um zu verhindern, daß durch die bei
der Abschußbeschleunigung auftretenden Axialkräfte das tragende Wälzlager zerstört
wird, ist beim heckseitigen Wälzlager 10 eine Scheibe 11 vorgesehen. An dieser liegt
der Außenring 12 des Wälzlagers 10 an. Im Bereich des Innenrings 13 weist die Scheibe
11 eine Stufe 40 mit im Hinblick auf das Wälzlager 10 genau definiertem Spiel zwischen
Innenring 13 und Außenring 12 auf. Bei der Abschußbeschleunigung, vor Überschreiten
der für das Wälzlager 10 zulässigen Axialkraft, setzt sich der Innenring 13 des Wälzlagers
10 auf die Scheibe 11, auf der der Außenring 12 aufsteht. Dadurch wird die auf das
Wälzlager 10 wirkende Axialkraft derart begrenzt, daß das Wälzlager 10 nicht zerstört
wird. Nach dem Abschuß löst sich der Innenring 13 des durch die Abschußbeschleunigung
elastisch verformten Lagers wieder von der Scheibe 11, so daß der Innenring 13 frei
ist.
[0018] Innerhalb des heckseitigen Wälzlagers 10 weist die Motorwelle 9 ein Innengewinde
14 auf, in das eine axial bewegliche, gegen Verdrehen gesicherte Schubspindel 15 mit
einem Außengewinde 16 greift. Durch den innerhalb des Wälzlagers 10 liegenden Gewindeeingriff
ergibt sich eine kurze Baulänge. Am anderen Ende der Schubspindel 15 sitzt an einem
Außengewinde 17 eine Eingriffsmutter 18, die mit einem an der Achse B des einen Ruderpaars
befestigten Mitnahmehebel 19 gekoppelt ist. Durch Verdrehen der Eingriffsmutter 18
läßt sich die Stellung der Ruderachse B bezogen auf die Schubspindel 15 justieren.
Die Justierstellung ist mittels einer Konterschraube 20 festlegbar.
[0019] Die Umsetzung der Drehbewegung des Rotors 8 in die Schwenkbewegung der Ruderachse
B geschieht folgendermaßen:
[0020] Durch rotatorische Bewegung r1 (vgl. Fig.2) der Motorwelle 9 wird über die Gewindepaarung
14,16 die Schubspindel 15 in Richtung t translatorisch bewegt. Dadurch wird über den
Mitnahmehebel 19 die Ruderachse B rotatorisch r2 (vgl. Fig.2) bewegt. Die bei der
Bewegungsumsetzung entstehenden radialen Reaktionskräfte werden von den Wälzlagern
10 aufgenommen. Es tritt dabei nur eine geringe Reibung auf, was den Wirkungsgrad
des Getriebezugs erhöht. Das geringe Gewicht und das geringe Trägheitsmoment der beweglichen
Teile ermöglicht eine hohe Dynamik (Bandbreite) der Bewegung. Der Getriebezug erlaubt
eine hohe Übersetzung auf kleinstem Raum. Ein Kugelgewindetrieb zwischen der Motorwelle
9 und der Schubspindel 15 ist nicht erforderlich. Es genügt ein metrisches Gewinde.
[0021] Die angegebene Stelleinrichtung ist kleinbauend und vergleichsweise leicht. Wenige
bewegliche Teile genügen für einen leichtgängigen Getriebezug.
[0022] An der Schubspindel 15 ist ein Arm 21 befestigt, der an einem Stellglied 22 eines
Linearpotentiometers 23 angreift. Das Linearpotentiometer 23 ist an eine im Raum 24
angeordnete Regelelektronik angeschlossen. Das Linearpotentiometer 23 ist in einer
Ausnehmung 25 (vgl. Fig.3) des Trägergehäuses 4 angeordnet. Über das Linearpotentiometer
23 wird der Regelelektronik die Ist-Lage des jeweiligen Ruderpaars gemeldet. Anstelle
des Linearpotentiometers können auch andere Maßnahmen zur Erfassung der Ist-Stellung
der Ruder vorgesehen sein.
1. Stelleinrichtung für Ruder eines Flugkörpers, wobei die Ruder von Stellmotoren über
Schubspindeln verstellbar sind und die Stellmotoren in einem im Flugkörper angeordneten
Trägergehäuse vorgesehen sind,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Statoren(7) der Stellmotoren(5,6) unmittelbar im Trägergehäuse(4) angeordnet
sind und daß die Schubspindel (15) in ein Innengewinde(14) der Motorwelle(9) eingreift.
2. Stelleinrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Innengewinde(14), in das die Schubspindel(15) eingreift, innerhalb eines die
Motorwelle(9) lagernden Wälzlagers(10) liegt.
3. Stelleinrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein die Motorwelle(9) lagerndes Wälzlager(10) einen Innenring(13) und einen Außenring(12)
aufweist und daß der Innenring(13) und der Außenring(12) bei einer Abschußbeschleunigung
des Flugkörpers sich im Trägergehäuse(4) abstützt.
4. Stelleinrichtung nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine Scheibe(11) im Trägergehäuse(4) angeordnet ist, an dem sich der Außenring(12)
und bei einer Abschußbeschleunigung auch der Innenring(13) abstützt.
5. Stelleinrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Wälzlager(10) ein Schrägkugellager ist.
6. Stelleinrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Motorwellen(9) im Trägergehäuse(4) parallel zueinander und nebeneinander liegen.
7. Stelleinrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Stellmotoren bürstenlose Motoren sind.
8. Stelleinrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Trägergehäuse(4) den Heckbereich(1) des Flugkörpers gegen radiale Kräfte abstützt.
9. Stelleinrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Lage der Ruder bezogen auf die Schubspindel(15) justierbar ist.
10. Stelleinrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein Potentiometer(23) zur Rückmeldung der Ruderlage an eine Steuerelektronik vorgesehen
ist und daß ein Stellglied(22) des Potentiometers(23) mit der Schubspindel(15) verbunden
ist.