[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Aufwickeln eines Fadens mit einer Fadenreserve
auf eine Spulenhülse mittels einer Aufwickelvorrichtung einer Zwirnmaschine oder dergleichen,
bei dem zu Beginn des Aufwickelns der von einer ortsfesten Führung kommende Faden
mittels einer Fadenleiteinrichtung außerhalb der eigentlichen Aufwickelzone der Spulenhülse
geführt wird, um zunächst ein ungenügend verzwirntes Abfallfadenstück direkt auf das
eine Ende der Spulenhülse oder gegebenenfalls eine neben der Spulenhülse angeordnete
Abfallrolle aufzuwickeln, bei dem anschließend der Faden mittels der Fadenleiteinrichtung
in einen neben der Aufwickelzone liegenden Bereich der Spulenhülse geleitet wird,
um seitlich der Aufwickelzone ein ordnungsgemäß gezwirntes Fadenstück zur Bildung
einer Fadenreserve auf die Spulenhülse aufzuwickeln, und bei dem schließlich der Faden
von der Fadenleiteinrichtung freigegeben wird, damit er von einem Changierfadenführer
erfaßt und im Bereich der Aufwickelzone aufgewickelt werden kann.
[0002] Die Erfindung betrifft ferner eine Aufwickelvorrichtung zum Aufwickeln eines Fadens
mit einer Fadenreserve auf eine Spulenhülse, insbesondere für eine Zwirnmaschine,
mit einem die Spulenhülse drehbar aufnehmenden Spulenrahmen, mit einer Spulenantriebswalze,
mit einem parallel zu dieser hin- und herbeweglichen Changierfadenführer, welcher
den von einer zentralen Führung kommenden Faden im Bereich einer Aufwickelzone der
Spulenhülse hin- und herbewegt, und mit einer Fadenleiteinrichtung zur Bildung der
Fadenreserve, welche im Bereich des einen Spulenhülsenendes außerhalb der Aufwickelzone
um eine parallel zur Drehachse der Spulenantriebswalze verlaufende Achse drehbar ist
und zwei in ihrer Drehrichtung und axial zueinander versetzte Fadenleitorgan aufweist,
wobei das erste Fadenleitorgan weiter von der Aufwickelzone entfernt angeordnet ist
und den Faden zu Beginn des Aufwickelns zwecks Bildung einer Abfallwicklung direkt
auf dem einen Spulenhülsenende oder gegebenenfalls einer neben diesem angeordneten
Abfallrolle führt und nach Teildrehung der Fadenleiteinrichtung um ihre Achse freigibt,
und wobei das zweite Fadenleitorgan benachbart der Aufwickelzone angeordnet ist, den
vom ersten Fadenleitorgan freigegebenen Faden fängt, ihn während des Aufwickelns der
Fadenreserve führt und nach einer weiteren Teildrehung der Fadenleiteinrichtung freigibt.
[0003] Beim Aufwickeln eines Fadens auf eine Spulenhülse wird am Beginn des Aufwickelvorganges
am einen Ende der Spulenhülse seitlich der eigentlichen Aufwickelzone, m welcher später
der Faden kreuzweise auf die Spulenhülse aufgewickelt wird, eine sogenannte Fadenreserve
gebildet. Diese Fadenreserve dient später dazu, den Anfang eines Zwirnes von einer
Spule mit dem Ende des Zwirnes einer anderen Spule zu verbinden, noch bevor die eine
Spule vollständig abgewickelt ist. Zu Beginn des Aufwickelvorganges ist der Zwirn
noch ungedreht beziehungsweise ungenügend gedreht, weil es einige Zeit dauert bis
die Zwirnspindeln ihre Betriebsdrehzahl erreicht haben. Die Fadenreserve darf keinen
unverzwirnten oder ungenügend verzwirnten Faden enthalten, da sonst eine Qualitätsminderung
des aus dem Faden hergestellten Produkts eintritt. Aus diesem Grund ist es erforderlich,
zu Beginn des Aufwickelvorganges das unverzwirnte oder ungenügend verzwirnte Fadenstück
zunächst gesondert auf das äußerste Spulenhülsenende oder eine neben diesem angeordnete
Abfallrolle (vergleiche DE 3 009 714 A1) als Abfallwicklung aufzuwickeln. Dies erfolgt
so lange, bis die Zwirnmaschine hochgefahren ist und einwandfrei gezwirnter Faden
die Aufwindung erreicht. Erst dann kann mit der Aufwicklung der Fadenreserve begonnen
werden. Die Abfallwicklung wird später von der Fadenreserve getrennt.
[0004] Bei einer bekannten Vorrichtung der eingangs erwähnten Art (vergleiche GB 978 187)
besteht die Fadenleiteinrichtung aus einem drehbaren, im wesentlichen kegelstumpfförmigen
Körper. Dieser wird mittels eines Riementriebes und eines zwischengeschalteten Getriebes
von der Aufwickelwalze angetrieben, so daß er eine sehr langsame Drehung ausführt.
Der kegelstumpfförmige Körper weist an seinem von der Aufwickelzone entfernten Ende
eine sich etwa über den halben Umfang erstreckende, schraubenlinienförmige schmale
Nut auf, in welcher der Faden zu Beginn des Aufwickelvorganges eingehängt wird. Von
dieser schmalen Nut läuft der Faden zum äußersten Spulenende, wo zunächst die Abfallwicklung
aufgewickelt wird. Während dies geschieht, dreht sich die kegelstumpfförmige Fadenleiteinrichtung
weiter und nach etwa einer halben Umdrehung springt der Faden in eine breitere Nut,
welche sich an die schmale Nut anschließt. Der Faden kommt an einer Nutflanke der
breiteren Nut, die näher zur Aufwickelzone liegt, zur Anlage, wodurch nunmehr im Abstand
von der Abfallwicklung eine Fadenreserve auf die Spulenhülse aufgewickelt wird. Die
erwähnte Nutflanke der breiteren Nut verläuft schraubenlinienförmig. Dies hat zur
Folge, daß zu Beginn des Aufwickelns der Fadenreserve der Faden in einem größeren
Abstand von der eigentlichen Aufwickelzone aufgewickelt wird und sich dann in Folge
der Weiterdrehung der Fadenleiteinrichtung immer mehr der Aufwickelzone nähen. Die
erwähnte Nutflanke ist an ihrem einen Ende unterbrochen. Dies hat zur Folge, daß nach
etwa einer vollen Umdrehung der Fadenleiteinrichtung der Faden auch nicht mehr von
der Nutflanke gehalten wird und von der Fadenleiteinrichtung freigegeben wird. Der
Changierfadenführer fängt den freigegebenen Faden und beginnt nunmehr mit der kreuzweisen
Aufwicklung des Fadens im Bereich der Aufwickelzone der Spulenhülse. Nachdem der Aufwickelvorgang
beendet ist, muß der Faden zwischen der Fadenreserve und der Abfallwicklung durchtrennt
und letztere von der Spulenhülse entfernt werden. Das von der Fadenreserve kommende
Fadenende liegt nun frei und kann sich von der Spulenhülse lösen, da die weiteren
Wicklungen der Fadenreserve das Fadenende nicht überdecken. Die Fadenreserve ist somit
nicht abgebunden und kann sich von selbst lösen. Dies ist besonders von Nachteil,
wenn der produzierte Faden, wie zum Beispiel Reifen-Cord eine hohe Festigkeit aufweist.
Eine gelöste und nachgeschleppte Fadenreserve ist beim Transport, beim Zwischenlagern
und bei der Weiterverarbeitung der Spule nicht tragbar.
[0005] Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde ein Verfahren und eine Aufwickelvorrichtung
zum Aufwickeln eines Fadens mit einer Fadenreserve auf eine Spulenhülse der eingangs
erwähnten Art aufzuzeigen, die das Aufwickeln einer einwandfrei abgebundenen Fadenreserve,
die sich nicht von selbst löst, in einfacher Weise ermöglichen.
[0006] Diese Aufgabe wird durch die in den Ansprüchen 1 beziehungsweise 3 angegebenen Merkmale
gelöst.
[0007] Die Erfindung geht also von dem Gedanken aus, das Verfahren beziehungsweise die Vorrichtung
so zu gestalten, daß nach der Bildung der Abfallwicklung der Faden mittels der Fadenleiteinrichtung
zunächst in die Nähe der Aufwickelzone der Spulenhülse gebracht wird. Während des
Aufwickelns der Fadenreserve wird dann der Faden mittels der Fadenleiteinrichtung
allmählich von der Aufwickelzone weg zum Spulenhülsenende hin bewegt. Hierdurch werden
die Fadenwicklungen der Fadenreserve über das von der Abfallwicklung kommende und
in die Nähe der Aufwickelzone verlaufende Fadenstück gewickelt. Wenn später dieses
Fadenstück zwischen Fadenreserve und Abfallwicklung durchtrennt wird, ist sein Ende
durch die darüber gewickelten Windungen der Fadenreserve so abgebunden, daß es sich
nicht von selbst löst. Da der Faden während der Bildung der Fadenreserve in Richtung
zum Spulenende hin wandert, legt er sich, wenn er nach Fertigstellung der Fadenreserve
von der Fadenleiteinrichtung freigegeben wird, kreuzend über die Fadenreserve, wodurch
eine zusätzliche Sicherung derselben erreicht wird.
[0008] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet.
[0009] Die Erfindung ist in folgendem, anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispieles
einer Aufwickelvorrichtung näher erläutert. Es zeigen:
- Figur 1
- eine schematische Darstellung der Aufwickelvorrichtung teilweise im Schnitt nach der
Linie I-1 der Figur 2,
- Figur 2
- eine Draufsicht in Richtung II der Figur 1,
- Figur 3
- einen Längsschnitt der Fadenleiteinrichtung nach der Linie III-III der Figur 4,
- Figur 4
- eine Draufsicht in Richtung IV der Figur 5, teilweise im Schnitt,
- Figur 5
- eine Ansicht in Richtung V der Figur 3,
- Figur 6
- einen Teillängsschnitt der Spulenhülse mit Spulenteller,
- Figur 7
- eine Ansicht des Spulentellers in Richtung VII der Figur 6,
- Figur 8 bis 11
- verschiedene Arbeitsstellungen des Fadenleitorganes gegenüber Spulenhülse und Spulenteller
zu Beginn des Aufwickelvorganges.
[0010] Figur 1 und 2 sind die wichtigsten Teile der Aufwickelvorrichtung einer Zwirnmaschine,
zum Beispiel einer Kabliermaschine, schematisch dargestellt. In dem strichpunktiert
dargestellten Spulenrahmen 1 sind zwei Spulenteller 2, 3 drehbar gelagert. Diese Spulenteller
greifen, wie es in Figur 6 näher dargestellt ist, in jeweils eines der Enden der Spulenhülse
4 ein. Ferner ist eine Spulenantriebswalze 5 vorgesehen, die um die Drehachse A drehend
antreibbar ist. Auf dieser Spulenantriebswalze 5 liest zunächst die leere Spulenhülse
4 auf und wird von der Spulenantriebswalze in Pfeilrichtung angetrieben. Wenn während
des Aufwickelvorganges der Faden F auf die Spulenhülse aufgewickelt wird, dann liegt
der Spulenwickel auf der Spulenantriebswalze 5 auf. Ferner umfaßt die Aufwickelvorrichtung
in bekannter Weise einen Changierfadenführer 6, der parallel zur Spulenantriebswalze
5 in Pfeilrichtung C hin- und herbeweglich ist. Durch diesen Changierfadenführer 6
wird der von einer Führungsrolle 7 oder dergleichen kommende Faden F im Bereich einer
Aufwickelzone Z auf die Spulenhülse 4 aufgewickelt. Mit Aufwickelzone ist derjenige
Bereich der Spulenhülse bezeichnet, auf den der eigentliche Spulenwickel oder Spulenkörper
aufgewickelt wird. Die axiale Länge und Lage der Aufwickelzone wird durch den Hub
des Changierfadenführers 6 bestimmt. Die axiale Länge der Aufwickelzone Z ist kürzer
als die Länge der Spulenhülse, wobei an einem Ende 4a der Spulenhülse so viel Platz
gelassen wird, daß dort mindestens neben der Aufwickelzone Z eine Fadenreserve R Platz
findet, wie es in Figur 11 dargestellt ist.
[0011] Zur Bildung dieser Fadenreserve ist eine Fadenleiteinrichtung 8 vorgesehen, die in
bezug auf die axiale Erstreckung der Aufwickelzone Z außerhalb derselben angeordnet
ist. Die Fadenleiteinrichtung ist dabei so positioniert, daß sie den Faden F zu Beginn
des Aufwickelvorganges gegenüber der normalen, die Spulenantriebswalze 5 und die Führungsrolle
7 tangierenden Fadenlaufebene E-E abhebt. Dadurch kann der Faden zu Beginn des Aufwickelvorganges
von dem Changierfadenführer 6 nicht erfaßt werden.
[0012] Einzelheiten der Fadenleiteinrichtung 8 sind in den Figuren 3 bis 5 dargestellt.
Die Fadenleiteinrichtung 8 umfaßt eine im wesentlichen zylindrische Hülse 9, die auf
einer stationären Achse 10 um die Drehachse A1 drehbar und axial verschiebbar angeordnet
ist. Die Drehachse A1 verläuft parallel zu der Drehachse A der Spulenantriebswalze
5. Die Fadenleiteinrichtung 8 weist ferner zwei Fadenleitorgane 11, 12 auf, die vorteilhaft
als zylindrische Stifte ausgebildet sind. Dabei ist das erste Fadenleitorgan 11 in
einem größeren axialen Abstand a von der Aufwickelzone Z angeordnet, wie aus Figur
2, 8 und 11 ersichtlich ist, während das zweite Fadenleitorgan 12 im geringeren axialen
Abstand b von der Aufwickelzone Z an und damit benachbart zu dieser angeordnet ist.
Die Anordnung der Fadenleitorgane 11, 12 ist derart, daß der Faden F, wenn er gemäß
Figur 1 und 8 an dem ersten Fadenleitorgan 11 anliegt, von diesem zu dem Spulenteller
2 geleitet wird, der in besonders vorteilhafter Ausgestaltung als Abfallrolle ausgebildet
ist, wie nachstehend noch näher erläutert wird. Das zweite Fadenleitorgan 12 dient
zur Führung des Fadens bei der Bildung der Fadenreserve, wie es aus Figur 9 und 10
erkennbar ist.
[0013] Zwischen der Hülse 9 und ihrer Achse 10 ist eine Zwangasteuerung vorgesehen, die
bei Drehung der Hülse 9 eine in Abhängigkeit von der Drehrichtung gerichtete Axialverschiebung
der Hülse 9 bewirkt. Diese Zwangssteuerung wird vorteilhaft durch eine in der Achse
10 vorgesehene wendelförmige Nut 13 gebildet, in welcher ein mit der Hülse 9 verbundener
Führungsstift oder dergleichen eingreift. Vorteilhafterweise dient als Führungsstift
11a das innere Ende des als Stift ausgebildeten Fadenleitorganes 11. Der Stift 11
durchdringt die Wandung der Hülse 9 vollständig und greift mit seinem inneren Ende
11a in die Nut 13 ein. Der maximale Drehwinkel der Hülse 9 wird durch die beiden Enden
13a der Nut 13 begrenzt und beträgt etwa 90°. Die beiden Fadenleitorgane beziehungsweise
Stifte 11, 12 sind um 90° versetzt zueinander angeordnet.
[0014] Die Hülse 9 ist vorteilhaft von Hand drehbar. Zu diesem Zweck ist ein Teil der äußeren
Mantelfläche der Hälse als Drehgriff 14 ausgebildet.
[0015] Figur 6 und 7 zeigen eine vorteilhafte Ausgestaltung des Spulentellers 2. Dieser
ist an seinem Umfang mit einer Ringrille 15 zum Aufwickeln der Abfallwicklung versehen.
Der Bund 16, der die Ringrille an ihrer der Spulenhülse 4 zugekehrten Seite begrenzt
weist mindestens eine Ausnehmung 17 auf. Ferner ist der Spulenteller 2 im Bereich
der Ringrille 15 mit einer Querausnehmung 18 versehen, die radial nach außen offen
ist und sich in einen radial innerhalb des Nutgrundes 15a liegenden Bereich des Spulentellers
2 erstreckt. Die Querausnehmung 18 dient dazu einen in der Ringrille 15 gebildeten
Abfallwickel aufzuschneiden, damit dieser leicht von dem Spulenteller entfernt werden
kann.
[0016] Vor Beginn des Aufwickelvorganges wird der Faden F, der am Anfang noch ungezwirnt
ist, in die Maschine eingefädelt und das Fadenende zwischen dem Spulenteller 2 und
der Spulenhülse eingeklemmt. Er wird dann in die Ringrille 15 gelegt und an dem ersten
Fadenleitorgan 11 eingehängt. Der zunächst angehobene Spulenrahmen 1 wird abgesenkt,
so daß die Spulenhülse 4 auf der Spulenantriebswalze 5 aufliegt. Es wird dann die
Produktion gestartet. Hierbei wird die Fadenleiteinrichtung 8 zunächst in ihrer in
Figur 2 und 8 dargestellten Position festgehalten, was durch den rechten Zeigefinger,
der auf den Drehgriff 14 gedrückt wird, geschehen kann. In der in Figur 2 und 8 dargestellten
Stellung wird der zunächst ungezwirnte und später ungenügend gezwirnte Faden F als
Abfallwicklung AW in der Ringrille 15 des Spulentellers 2 aufgewickelt. Dabei lenkt
das erste Fadenleitorgan 11 den von der Führungsrolle 7 kommenden Faden so ab, daß
er in der Ringrille 15 des Spulentellers aufgewickelt wird. Während des Hochlaufens
der Spindel wird der Faden so lange in der Ringrille 15 aufgewickelt, bis einwandfrei
verzwirntes Material zum Spulenteller gelangt.
[0017] Durch Drehung der Fadenleiteinrichtung 8 beziehungsweise der Hülse 9 mittels des
auf dem Drehgriff 14 aufliegenden Zeigefingers in Drehrichtung D1 wird die Fadenleiteinrichtung
8 in die Figur 9 dargestellte Lage gebracht. Hierbei schwenkt das erste Fadenleitorgan
11 nach unten und gibt den Faden F frei. Das zweite Fadenleitorgan 12 wird aber gleichzeitig
nach oben geschwenkt, so daß es den freigegebenen Faden fängt. Außerdem wird durch
das Eingreifen des inneren Endes 11a in die Nut 13 das gesamte Fadenleitorgan 8 nach
links in Richtung zur Aufwickelzone Z hin verschoben. Durch den Schrägzug, den der
Faden durch die mittig angeordnete Führungsrolle 7 erfährt, läuft der Faden aus der
Ringrille 15, was durch die Ausnehmung 17 im Spulenteller 2 unterstützt wird. Das
zweite Fadenleitorgan 12 befindet sich gemäß Figur 9 in einer Stellung, in welcher
der Faden benachbart der Aufwickelzone Z auf die Spulenhülse 4 aufläuft. In dieser
Stellung wird mit dem Aufwickeln der Fadenreserve R begonnen. Das Fadenleitorgan 8
wird nun mittels des Drehgriffes 14 mit dem Zeigefinger in entgegengesetzter Drehrichtung
D2 aus seiner in Figur 9 dargestellten Lage langsam zurückgedreht. Durch das in die
Nut 13 eingreifende Stiftende 11a bewegt sich nunmehr die Fadenleiteinrichtung 8 und
damit auch das zweite Fadenleitorgan 12 allmählich von der Aufwickelzone Z weg in
Richtung B zum Hülsenende 4a hin. Hierdurch wird das von der auf dem Spulenteller
2 befindlichen Abfallwicklung AW kommende und in die Nähe der Aufwickelzone Z verlaufende
Fadenstück F1 gemäß Figur 10 und 11 von den Fadenwindungen der Fadenreserve R überwickelt.
Die Geschwindigkeit der Drehbewegung in Richtung D2 ist ausschlaggebend für den Verlegeabstand
der Fadenwindungen in der Fadenreserve R. Die erste Umwindung der Spulenhülse, die
durch das Fadenstück F1 gebildet wird, wird also durch die Windungen der Fadenreserve
R überwickelt und damit abgebunden.
[0018] Beim Zurückdrehen der Fadenleiteinrichtung 8 in Richtung D2 schwenkt schließlich
auch das zweite Fadenleitorgan nach unten und gibt den Faden frei. Durch den Schrägzug,
der auf den Faden wirkt, bewegt sich der Faden zur Aufwickelzone Z hin und wird nunmehr,
da er nicht mehr von der Fadenleiteinrichtung 8 in Abstand von der Fadenlaufebene
E-E gehalten wird, vom Changierfadenführer 6 erfaßt. Durch dessen Hin- und Herbewegung
wird bei weiterer Drehung auf der Spulenantriebswalze 5 aufliegenden Spulenhülse der
Faden nunmehr im Bereich der Aufwickelzone Z aufgewickelt. Wenn die Spule voll ist,
muß zunächst das zwischen dem Abfallwickel AW und der Fadenreserve R verlaufende Fadenstück
gemäß Figur 11 an der Stelle T geschnitten werden, damit der Abfallwickel AW von der
Fadenreserve R getrennt wird. Die volle Spule kann dann aus dem Spulenrahmen entnommen
werden. Bevor die nächste leere Spulenhülse in den Spulenrahmen eingesetzt wird, muß
noch der Abfallwickel AW vom Spulenteller 2 entfernt werden. Dies kann in einfacher
Weise dadurch geschehen, daß man den Fadenwickel im Bereich der Querausnehmung 18
durchtrennt. Die Querausnehmung 18 erleichtert das Durchtrennen wesentlich, da sie
sich bis in einen Bereich radial innerhalb des Rillengrundes 15a erstreckt.
[0019] Es ist auch möglich, den Abfallwickel nicht auf den Spulenteller 2 sondern auf das
äußerste Ende der Spulenhülse direkt aufzuwickeln. Dies setzt jedoch entweder etwas
längere Spulenhülsen voraus oder eine axiale Verkürzung der Aufwickelzone. Außerdem
läßt sich der Abfallwickel vom Spulenteller in der beschriebenen Weise leichter entfernen.
Es sind auch andere Ausgestaltungen der Fadenleiteinrichtung als die beschriebene
möglich. Wichtig ist nur, daß die Fadenleiteinrichtung den Faden in zwei Stufen freigibt
und in einer dazwischen liegenden axialen Bewegung von der Aufwickelzone Z weg zum
Hülsenende hin bewegt. Die manuelle Bewegung der Fadenleiteinrichtung kann auch durch
einen Antrieb ersetzt werden, der manuell oder nach produktionsspezifischen Einstellwerten
angesteuert wird.
1. Verfahren zum Aufwickeln eines Fadens mit einer Fadenreserve auf eine Spulenhülse
mittels einer Aufwickelvorrichtung einer Zwirnmaschine oder dergleichen, bei dein
zu Beginn des Aufwickelns der von einer ortsfesten Führung kommende Faden mittels
einer Fadenleiteinrichtung außerhalb der eigentlichen Aufwickelzone der Spulenhülse
geführt wird, um zunächst ein ungenügend verzwirntes Abfallfadenstück direkt auf das
eine Ende der Spulenhülse oder gegebenenfalls eine neben der Spulenhülse angeordnete
Abfallrolle aufzuwickeln, bei dem anschließend der Faden mittels der Fadenleiteinrichtung
in einen neben der Aufwickelzone liegenden Bereich der Spulenhülse geleitet wird,
um seitlich der Aufwickelzone ein ordnungsgemäß gezwirntes Fadenstück zur Bildung
einer Fadenreserve auf die Spulenhülse aufzuwickeln, und bei dem schließlich der Faden
von der Fadenleiteinrichtung freigegeben wird, damit er von einem Changierfadenführer
erfaßt und im Bereich der Aufwickelzone aufgewickelt werden kann, dadurch gekennzeichnet, daß mit dem Aufwickeln der Fadenreserve benachbart der Aufwickelzone begonnen und
der Faden während des Aufwickelns der Fadenreserve mittels der Fadenleiteinrichtung
allmählich von der Aufwickelzone weg zum Hülsenende hin bewegt wird, und daß nach
Fertigstellung der Fadenreserve der Faden von der Fadenleiteinrichtung freigegeben
wird, so daß während der Bildung der Fadenreserve alle ihre Fadenwindungen über das
von der Abfallwicklung bis in die Nachbarschaft der Aufwickelzone verlaufende Fadenstück
gewickelt werden und sich der freigegebene Faden zur Aufwickelzone hin kreuzend über
die Fadenreserve legt, bevor er im Bereich der Aufwickelzone auf die Spulenhülse aufgewickelt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zu Beginn des Aufwickelns der Faden mittels der Fadenleiteinrichtung in den Bereich
eines die Spulenhülse tragenden und mit dieser mitdrehenden Spulentellers geleitet
wird, um das Abfallfadenstück auf den Spulenteller aufzuwickeln.
3. Aufwickelvorrichtung zum Aufwickeln eines Fadens mit einer Fadenreserve auf eine Spulenhülse,
insbesondere für eine Zwirnmaschine, mit einem die Spulenhülse drehbar aufnehmenden
Spulenrahmen, mit einer Spulenantriebswalze, mit einem parallel zu dieser hin- und
herbeweglichen Changierfadenführer, welcher den von einer zentralen Führung kommenden
Faden im Bereich einer Aufwickelzone der Spulenhülse hin- und herbewegt, mit einer
Fadenleiteinrichtung zur Bildung der Fadenreserve, welche im Bereich des einen Spulenhülsenendes
außerhalb der Aufwickelzone angeordnet ist, um eine parallel zur Drehachse der Spulenantriebswalze
verlaufende Achse drehbar ist und zwei Fadenleitorgane aufweist, wobei das erste Fadenleitorgan
weiter von der Aufwickelzone entfernt angeordnet ist und den Faden zum Beginn des
Aufwickelns zwecks Bildung einer Abfallwicklung direkt auf dem einen Spulenhülsenende
oder gegebenenfalls einer neben diesem angeordneten Abfallrolle führt und nach Teildrehung
der Fadenleiteinrichtung um ihre Achse freigibt, und wobei das zweite Fadenleitorgan
benachbart der Aufwickelzone angeordnet ist, den vom ersten Fadenleitorgan freigegebenen
Faden fängt, ihn während des Aufwickelns der Fadenreserve führt und nach einer weiteren
Teildrehung der Fadenleiteinrichtung freigibt, dadurch gekennzeichnet, daß die Fadenleiteinrichtung (8) in Richtung ihrer Drehachse (A1) axial verschiebbar
ist und daß eine Zwangasteuerung (11a, 13) vorgesehen ist, die bei Drehung der Fadenleiteinrichtung
(8) zwangsläufig eine in Abhängigkeit von der Drehrichtung (D1, D2) gerichtete Axialverschiebung
(B) der Fadenleiteinrichtung bewirkt, so daß durch Rückwärtsdrehung (D2) der Fadenleiteinrichtung
(8), während sich der Faden (F) in Anlage am zweiten Fadenleitorgan (12) befindet,
dieses von der Aufwickelzone (Z) weg bewegt wird.
4. Vorrichtung nach Anspruch (3), dadurch gekennzeichnet, daß die Fadenleiteinrichtung (8) eine im wesentlichen zylindrische Hülse (9) umfaßt,
die auf einer stationären Achse (10) drehbar und axial verschiebbar angeordnet ist.
5. Vorrichtung nach den Ansprüchen (3 und 4), dadurch gekennzeichnet, daß die Zwangssteuerung eine in der Achse (10) vorgesehene, wendelförmige Nut (13)
umfaßt, in welcher ein mit der Hülse (9) verbundener Führungsstift (11a) oder dergleichen
eingreift.
6. Vorrichtung nach Anspruch (5), dadurch gekennzeichnet, daß der Drehwinkel der Hülse (9) gegenüber der Achse durch die Enden (13a) der Nut
(13) begrenzt ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch (6), dadurch gekennzeichnet, daß der Drehwinkel etwa 90° beträgt.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche (3 bis 7), dadurch gekennzeichnet, daß als Fadenleitorgane Stifte (11, 12) vorgesehen sind, die radial über die äußere,
zylindrische Mantelfläche (9a) der Hülse (9) vorstehen.
9. Vorrichtung nach Anspruch (8), dadurch gekennzeichnet, daß einer der Stifte (11, 12) die Wandung der Hülse (9) vollständig durchdringt und
mit seinem inneren Ende (11a) in die Nut (13) als Führungsstift eingreift.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche (3 bis 9), dadurch gekennzeichnet, daß die Fadenleiteinrichtung (8) beziehungsweise die Hülse (9) von Hand drehbar ist.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche (4 bis 10), dadurch gekennzeichnet, daß ein Teil der äußeren Mantelfläche (9a) der Hülse (9) als Drehgriff (14) ausgebildet
ist.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche (3 bis 11), dadurch gekennzeichnet, daß ein zur Aufnahme der Spulenhülse (4) am Spulenrahmen (1) drehbar angeordneter
und zusammen mit der Spulenhülse drehender Spulenteller (2) an seinem Umfang eine
Ringrille (15) zum Aufwickeln der Abfallwicklung (AW) aufweist.
13. Vorrichtung nach Anspruch (12), dadurch gekennzeichnet, daß ein die Ringrille (15) an der der Spulenhülse (4) angrenzenden Seite begrenzender
Bund (16) mindestens eine Ausnehmung (17) aufweist.
14. Vorrichtung nach den Ansprüchen (12 oder 13), dadurch gekennzeichnet, daß der Spulenteller (2) im Bereich der Ringrille (15) eine sich in Achsrichtung
des Spulentellers erstreckende Querausnehmung (18) aufweist, die radial nach außen
offen ist und die sich in einen radial innerhalb des Nutgrundes (15a) liegenden Bereich
des Spulentellers (2) erstreckt.