(19)
(11) EP 1 057 766 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
06.12.2000  Patentblatt  2000/49

(21) Anmeldenummer: 99110261.7

(22) Anmeldetag:  27.05.1999
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7B65H 54/52
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(71) Anmelder: Volkmann GmbH & Co.
47804 Krefeld (DE)

(72) Erfinder:
  • Leupers, Wolfgang
    41063 Mönchengladbach (DE)
  • Broich, Wilfried
    41068 Mönchengladbach (DE)

(74) Vertreter: Sroka, Peter-Christian, Dipl.-Ing. 
Patentanwalt, Dominikanerstrasse 37
D-40545 Düsseldorf
D-40545 Düsseldorf (DE)

   


(54) Verfahren und Spuleinrichtung zum Bewickeln eines rotatorisch angetriebenen Spulenkörpers


(57) Ein Verfahren zum Bewicklen eines rotatorisch angetriebenen Spulenkörpers, der auf einer rotierenden Stützwalze abgestützt und in einem verschwenkbaren Spulenrahmen gelagert ist, auf den eine den Spulenkörper gegen die Stützwalze zur Anlage bringbare Zugfeder einwirkt, und auf den eine pneumatische Kolben-Zylinder-Einheit mit einer zur Federkraft der Zugfeder entgegengesetzten Hubkraft zur Einwirkung bringbar ist, ist dadurch gekennzeichnet, daß man die Kolben-Zylinder-Einheit (11) während des gesamten Bewicklungsvorganges derart mit Druckluft beaufschlagt, daß durch die der Federkraft der Zugfeder (9) entgegenwirkende Hubkraft der Kolben-Zylinder-Einheit (11) unabhängig von dem während des Bewicklungsvorganges anwachsenden Gewichtes des auf der Stützwalze abgestützten Spulenkörpers (A) ein vorgegebener Anpreßdruck des Spulenkörpers (A) auf der Stützwalze gewährleistet ist.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bewickeln eines rotatorisch angetriebenen Spulenkörpers, der auf einem rotierenden Stützkörper abgestützt und in einem verschwenkbaren Spulenrahmen gelagert ist, auf den eine den Spulenkörper gegen den Stützkörper zur Anlage bringbaren Zugfeder einwirkt und auf den eine pneumatische Kolben-Zylinder-Einheit mit einer zur Federkraft der Zugfeder entgegengesetzten Hubkraft zur Einwirkung bringbar ist. Der Begriff

Spulenkörper" steht stellvertretend auch für die Begriffe

Spulenhülse",

Zwirnkreuzspule" und

Aufwickelspule".

[0002] Bei den auf den Spulenkörper aufzuwickelnden Materialien handelt es sich um Stapelfasergarne oder Filamente in Form von fadenförmigen Gebilden, z.B. auch Spinn- oder Zwirnfäden.

[0003] Die im Rahmen der vorliegenden Erfindung verwendeten Spulenrahmen der beispielsweise in der DE-PS 25 41 366 beschriebenen Art, weisen zwei sich gegenüberliegende Tragarme auf, zwischen denen der zu bewickelnde Spulenkörper drehbar eingespannt ist. Der rotatorische Antrieb des Spulenkörpers kann mittels den Spulenkörper abstützenden einer Friktionsantriebswalze erfolgen, auf der der Spulenkörper aufliegt. Eine andere Möglichkeit besteht darin, an dem Spulenrahmen einen Einzelmotor anzubringen, der den Spulenkörper unmittelbar antreibt, der dann auf einer frei rotierenden Stützwalze abgestützt ist

[0004] Bei den in üblicher Weise federbelasteten Spulenrahmen resultiert der Anpressdruck, mit dem der Spulenkörper auf der Stützwalze aufliegt, aus der Federkraft der verwendeten Zugfeder einerseits, dem Eigengewicht des Spulenrahmens und dem während des Bewickelns des Spulenkörpers anwachsenden Gewicht des Spulenkörpers. Die pneumatische Kolben-Zylinder-Einheit dientzur Abhebung des Spulenkörpers von der Stützwalze durch Hochschwenken des Spulenrahmens entgegen der Federkraft der Zugfeder, um z.B. im Bereich des Spulenkörpers bestimmte Bedienungsvorgänge durchführen zu können.

[0005] Um an ein und derselben Spulstelle unterschiedliche Bewicklungszustände zu erzielen, die als Hartbespulung oder Weichbespulung bezeichnet werden, ist es üblich, die vorhandene Zugfeder mit einem dafür vorgesehenen Verstellwerkzeug in unterschiedlichen Rastpositionen einzuhängen, was relativ arbeitsaufwendig ist, insbesondere wenn bei einer Mehrstellen-Spuleinrichtung mehrere Spulstellen von einer Hartbespulung bzw. -bewicklung auf eine Weichbespulung bzw. -bewicklung umgestellt werden sollen oder umgekehrt.

[0006] Der Erfindung liegt zur Behebung dieses Nachteiles die Aufgabe zugrunde, ein Bewicklungs- bzw. Spulverfahren so zu gestalten, daß das Umstellen einer oder mehrerer Spulstellen von Hart- auf Weichbewicklung oder umgekehrt ohne größeren manuellen und arbeitsintensiven Aufwand zentral durchgeführt werden kann

[0007] Zur Lösung dieser Aufgabe ist das erfindungsgemäße Verfahren dadurch gekennzeichnet, daß man die Kolben-Zylinder-Einheit während des gesamten Bewicklungsvorganges derart mit Druckluft beaufschlagt, daß durch die der Federkraft der Zugfeder entgegenwirkende Hubkraft der Kolben-Zylinder-Einheit unabhängig von dem während des Bewicklungsvorganges anwachsenden Gewichtes des auf der Stützwalze abgestützten Spulenkörpers ein vorgegebener Anpreßdruck des Spulenkörpers auf der Stützwalze gewährleistet ist.

[0008] Der Kolben der Kolben-Zylinder-Einheit erzeugt bei Druckbeaufschlagung eine Kraftkomponente, die der für eine harte Bewicklung voreingestellten Zugfeder im Spulenrahmen entgegenwirkt. Bei einer Mehrstellen-Spuleinrichtung wird es damit mittels einer zentralen Druckluftversorgungseinheit mit entsprechender Druckregelung möglich, den Anpreßdruck des einzelnen Spulenkörpers auf der Stützwalze stufenlos zu reduzieren, um bei Bedarf eine weiche Bewicklung, die z.B. für Färbespulen erwünscht ist, zu ermöglichen. In Anhängigkeit von der eingestellten und gegebenenfalls auch wahrend eines Bewicklungszyklus veränderbaren Hubkraft der einzelnen KolbenZylinder-Einheiten ist es möglich, unterschiedliche Bewicklungszustände, die zwischen einer Hartbewicklung und einer niedrigen, tolerierbaren Weichbewicklung liegen, zu erzielen.

[0009] Die Druckluftversorgung der einzelnen Kolben-Zylinder-Einheiten kann erfindungsgemäß bei Bedarf über ein Wechselventil mit der pneumatischen Steuerung der Maschine verknüpft werden, so daß die Kolben-Zylinder-Einheiten über die Einstellung bzw. Reduzierung des Anpreßdruckes des einzelnen Spulenkörpers auf der Stützwalze hinaus auch konventionell, z.B. nach einem Fadenbruch, zum Abheben der Spulen durch Hochschwenken des Spulenrahmens genutzt werden können.

[0010] Bei Maschinen ohne pneumatische Spulenrahmenabhebung dient die Kolben-Zylinder-Einheit nur als der Federkraft der Zugfeder entgegenwirkende Druckentlastungseinrichtung für eine vorgesehene Weichbespulung.

[0011] Die erfindungsgemäße Spuleinrichtung, die einen verschwenkbaren Spulenrahmen zur Halterung eines rotatorisch antreibbaren Spulenkörpers aufweist, der auf einer rotierenden Stützwalze abgestützt ist, wobei an dem Spulenrahmen einerseits eine dem Spulenkörper gegen die Stützwalze zur Anlage bringende Zugfeder und andererseits eine pneumatischen Kolben-Zylinder-Einheit angreift, deren Hubkraft entgegengesetzt zur Federkraft der Zugfeder wirksam ist, wobei die Kolben-Zylinder-Einheit an eine insbesondere für mehrere Spuleinrichtungen vorgesehene Druckluftversorgungseinheit angeschlossen ist, ist dadurch gekennzeichnet, daß die Druckluftversorgungseinheit derart steuerbar ist, daß jede Kolben-Zylinder-Einheit während des gesamten Bewicklungsvorganges des Spulenkörpers mit einem einen vorgegebenen Anpreßdruck des Spulenkörpers auf der Stützwalze gewährleistenden Druckkraft beaufschlagbar ist.

[0012] Die Erfindung wird im folgenden anhand der Zeichnung näher beschrieben.

Figur 1 zeigt in schematischer Seitenansicht ausschnittsweise zwei Spuleinrichtungen einer doppelseitigen Spulmaschine;

Figur 2 zeigt in schematischer Darstellung die Druckluftversorgungseinheit für zwei nebeneinanderliegende Kolben-Zylinder-Einheiten.



[0013] In Figur 1 ist repräsentativ für das Maschinengestell einer für eine Vielzahl von Spuleinrichtungen aufweisenden Textilmaschine eine Konsole 1 dargestellt, an der zwei sich gegenüberliegende Spuleinrichtungen gelagert sind, die jeweils einen um eine Schwenkachse 2 verschwenkbaren Spulenrahmen 3, 3' sowie eine zentral oder einzeln angetriebene Friktionsantriebswalze 4, 4' umfaßt. Der einzelne Spulenrahmen 3 weist zwei sich gegenüberliegende Tragarme auf, von denen in Figur 1 nur der eine Tragarm 4 dargestellt ist, dem ein Handgriff 5 zum manuellen Hochschwenken des Spulenrahmens 3 zugeordnet sein kann, um den zwischen den beiden Tragarmen 4 drehbar gelagerten Spulenkörper A von der ihn antreibenden Friktionsantriebswalze 4 abheben zu können. Figur 1 zeigt weiterhin für jede Spuleinrichtung in schematischer Darstellung einen üblichen Changierfadenführer 6, 6', zum Verlegen eines Filamentes, z.B. Spinn- oder Zwirnfaden F bzw. F', auf einem Spulenkörper A.

[0014] Für den Fall eines unmittelbaren einzelmotorischen Antriebes des Spulenkörpers ist an einem der beiden Tragarme 4 ein nicht dargestellter Einzelmotor gelagert, wobei dann die Friktionsantriebswalze 8 als frei rotierende Stützwalze ausgebildet ist.

[0015] Figur 1 zeigt auf der rechten Seite im übrigen den nach unten geschwenkten Spulenrahmen 3', in den beispielsweise eine nicht dargestellte Leerhülse eingespannt sein kann.

[0016] An dem Spulenrahmen 3 greift mit Abstand von seiner Schwenkachse 2 eine Zugfeder 9 an, derart, daß der in den Spulenrahmen 3 eingespannte Spulenkörper A mit einer bestimmten Anpreßkraft gegen die Friktionsantriebswalze 8 gedrückt wird. Die Zugfeder 9 hat eine solche Federkraft und ist derart an den Spulenrahmen 3 angehangt, daß der Zustand einer Hartbewicklung für den Spulenkörper A vorliegt.

[0017] An dem Spulenrahmen 3 greift weiterhin eine außerhalb der Zugfeder 9 liegende und um die Achse 10 verschwenkbare Kolben-Zylinder-Einheit 11 mit ihrer Kolbenstange 12 an. Die Kolbenstange 12 der an eine Druckluftversorgungseinheit angeschlossenen Kolben-Zylinder-Einheit 11 kann beispielsweise mit einem Langloch 12.1 versehen sein, in dem ein an dem Spulenrahmen 3 angebrachter Mitnehmerzapfen 13 geführt ist.

[0018] Um von einer durch die Federkraft und Anordnung der Zugfeder 9 bedingten Hartbewicklung eines Spulenkörpers auf eine Weichbewicklung überzugehen, reicht es ohne Verstellung der Zugfeder 9 aus, die Kolben-Zylinder-Einheit 11 während des gesamten Bewicklungsvorganges derart mit Druckluft zu beaufschlagen, daß durch die der Federkraft der Zugfeder 9 entgegenwirkende Hubkraft der Kolben-Zylinder-Einheit 11 auch unabhängig von dem während des Bewicklungsvorganges anwachsenden Gewichtes des auf der Friktionsantriebswalze 8 abgestützten Spulenkörpers A ein für eine Weichbewicklung geeignete Anpreßdruck des Spulenkörpers A auf der Friktionsantriebswalze 8 gewährleistet ist.

[0019] Figur 2 zeigt stellvertretend für eine Mehrstellen-Spuleinrichtung zwei nebeneinanderliegende Kolben-Zylinder-Einheiten 11 sowie eine zentrale Druckluft-Versorgungseinheit 14, die über eine Anschlußleitung 15 an eine nicht dargestellte Durckluftquelle angeschlossen ist. Die Einheit 14 enthält die üblichen und im Rahmen der vorliegenden Erfindung nicht interessierenden Meß-, Regel- und Stellorgane, um über eine zentrale Versorgungsleitung 16 und Einzel-Anschlußleitungen 17, 17' die einzelnen Kolben-Zylinder-Einheiten 11 derart mit Druckluft zu versorgen, daß diese Kolben-Zylinder-Einheiten 11 entweder eine Reduzierung des Anpreßdrucks der einzelnen Spulenkörper auf den Friktionsantriebswalzen/Stützwalzen oder eine Spulenkörperabhebung durch Hochschwenken der einzelnen Spulenrahmen bewirken können. Der mit einer fest installierten Zugfeder für eine Hartbewicklung einer Spule normalerweise eingestellte Anpreßdruck von z.B. etwa 20 N kann durch die Gegenkraft der KolbenZylinder-Einheit für eine Weichbespulung beliebig reduziert werden, beispielsweise auf einen Anpreßdruck von z.B. etwa 17 N.


Ansprüche

1. Verfahren zum Bewicklen eines rotatorisch angetriebenen Spulenkörpers, der auf einer rotierenden Stützwalze abgestützt und in einem verschwenkbaren Spulenrahmen gelagert ist, auf den eine den Spulenkörper gegen die Stützwalze zur Anlage bringbare Zugfeder einwirkt, und auf den eine pneumatische Kolben-Zylinder-Einheit mit einer zur Federkraft der Zugfeder entgegengesetzten Hubkraft zur Einwirkung bringbar ist, dadurch gekennzeichnet, daß man die Kolben-Zylinder-Einheit (11) während des gesamten Bewicklungsvorganges derart mit Druckluft beaufschlagt, daß durch die der Federkraft der Zugfeder (9) entgegenwirkende Hubkraft der Kolben-Zylinder-Einheit (11) unabhängig von dem während des Bewicklungsvorganges anwachsenden Gewichtes des auf der Stützwalze abgestützten Spulenkörpers (A) ein vorgegebener Anpreßdruck des Spulenkörpers (A) auf der Stützwalze gewährleistet ist.
 
2. Mehrstellen-Spuleinrichtung, bei der jede Spulstelle einen verschwenkbaren Spulenrahmen zur Halterung eines rotatorisch antreibbaren Spulenkörpers aufweist, der auf einer rotierenden Stützwalze abgestützt ist, wobei an dem einzelnen Spulerahmen einerseits eine den Spulenkörper gegen den Stützkörper zur Anlage bringende Zugfeder und andererseits eine pneumatische Kolben-Zylinder-Einheit angreift, deren Hubkraft entgegengesetzt zur Federkraft der Zugfeder wirksam ist, wobei die Kolben-Zylinder-Einheiten mehrerer Spulstellen an eine gemeinsame Druckluftversorgungseinheit angeschlossen sind, dadurch gekennzeichnet, daß die Druckluftversorgungseinheit (14) derart steuerbar ist, daß die Kolben-Zylinder-Einleiten (11) während des gesamten Bewicklungsvorganges der Spulenkörper (A) mit einer einen vorgegebenen Anpreßdruck der Spulenkörper auf den Stützwalzen gewährleistenden Hubkraft beaufschlagt sind.
 




Zeichnung










Recherchenbericht