[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bewickeln eines rotatorisch angetriebenen
Spulenkörpers, der auf einem rotierenden Stützkörper abgestützt und in einem verschwenkbaren
Spulenrahmen gelagert ist, auf den eine den Spulenkörper gegen den Stützkörper zur
Anlage bringbaren Zugfeder einwirkt und auf den eine pneumatische Kolben-Zylinder-Einheit
mit einer zur Federkraft der Zugfeder entgegengesetzten Hubkraft zur Einwirkung bringbar
ist. Der Begriff

Spulenkörper" steht stellvertretend auch für die Begriffe

Spulenhülse",

Zwirnkreuzspule" und

Aufwickelspule".
[0002] Bei den auf den Spulenkörper aufzuwickelnden Materialien handelt es sich um Stapelfasergarne
oder Filamente in Form von fadenförmigen Gebilden, z.B. auch Spinn- oder Zwirnfäden.
[0003] Die im Rahmen der vorliegenden Erfindung verwendeten Spulenrahmen der beispielsweise
in der DE-PS 25 41 366 beschriebenen Art, weisen zwei sich gegenüberliegende Tragarme
auf, zwischen denen der zu bewickelnde Spulenkörper drehbar eingespannt ist. Der rotatorische
Antrieb des Spulenkörpers kann mittels den Spulenkörper abstützenden einer Friktionsantriebswalze
erfolgen, auf der der Spulenkörper aufliegt. Eine andere Möglichkeit besteht darin,
an dem Spulenrahmen einen Einzelmotor anzubringen, der den Spulenkörper unmittelbar
antreibt, der dann auf einer frei rotierenden Stützwalze abgestützt ist
[0004] Bei den in üblicher Weise federbelasteten Spulenrahmen resultiert der Anpressdruck,
mit dem der Spulenkörper auf der Stützwalze aufliegt, aus der Federkraft der verwendeten
Zugfeder einerseits, dem Eigengewicht des Spulenrahmens und dem während des Bewickelns
des Spulenkörpers anwachsenden Gewicht des Spulenkörpers. Die pneumatische Kolben-Zylinder-Einheit
dientzur Abhebung des Spulenkörpers von der Stützwalze durch Hochschwenken des Spulenrahmens
entgegen der Federkraft der Zugfeder, um z.B. im Bereich des Spulenkörpers bestimmte
Bedienungsvorgänge durchführen zu können.
[0005] Um an ein und derselben Spulstelle unterschiedliche Bewicklungszustände zu erzielen,
die als Hartbespulung oder Weichbespulung bezeichnet werden, ist es üblich, die vorhandene
Zugfeder mit einem dafür vorgesehenen Verstellwerkzeug in unterschiedlichen Rastpositionen
einzuhängen, was relativ arbeitsaufwendig ist, insbesondere wenn bei einer Mehrstellen-Spuleinrichtung
mehrere Spulstellen von einer Hartbespulung bzw. -bewicklung auf eine Weichbespulung
bzw. -bewicklung umgestellt werden sollen oder umgekehrt.
[0006] Der Erfindung liegt zur Behebung dieses Nachteiles die Aufgabe zugrunde, ein Bewicklungs-
bzw. Spulverfahren so zu gestalten, daß das Umstellen einer oder mehrerer Spulstellen
von Hart- auf Weichbewicklung oder umgekehrt ohne größeren manuellen und arbeitsintensiven
Aufwand zentral durchgeführt werden kann
[0007] Zur Lösung dieser Aufgabe ist das erfindungsgemäße Verfahren dadurch gekennzeichnet,
daß man die Kolben-Zylinder-Einheit während des gesamten Bewicklungsvorganges derart
mit Druckluft beaufschlagt, daß durch die der Federkraft der Zugfeder entgegenwirkende
Hubkraft der Kolben-Zylinder-Einheit unabhängig von dem während des Bewicklungsvorganges
anwachsenden Gewichtes des auf der Stützwalze abgestützten Spulenkörpers ein vorgegebener
Anpreßdruck des Spulenkörpers auf der Stützwalze gewährleistet ist.
[0008] Der Kolben der Kolben-Zylinder-Einheit erzeugt bei Druckbeaufschlagung eine Kraftkomponente,
die der für eine harte Bewicklung voreingestellten Zugfeder im Spulenrahmen entgegenwirkt.
Bei einer Mehrstellen-Spuleinrichtung wird es damit mittels einer zentralen Druckluftversorgungseinheit
mit entsprechender Druckregelung möglich, den Anpreßdruck des einzelnen Spulenkörpers
auf der Stützwalze stufenlos zu reduzieren, um bei Bedarf eine weiche Bewicklung,
die z.B. für Färbespulen erwünscht ist, zu ermöglichen. In Anhängigkeit von der eingestellten
und gegebenenfalls auch wahrend eines Bewicklungszyklus veränderbaren Hubkraft der
einzelnen KolbenZylinder-Einheiten ist es möglich, unterschiedliche Bewicklungszustände,
die zwischen einer Hartbewicklung und einer niedrigen, tolerierbaren Weichbewicklung
liegen, zu erzielen.
[0009] Die Druckluftversorgung der einzelnen Kolben-Zylinder-Einheiten kann erfindungsgemäß
bei Bedarf über ein Wechselventil mit der pneumatischen Steuerung der Maschine verknüpft
werden, so daß die Kolben-Zylinder-Einheiten über die Einstellung bzw. Reduzierung
des Anpreßdruckes des einzelnen Spulenkörpers auf der Stützwalze hinaus auch konventionell,
z.B. nach einem Fadenbruch, zum Abheben der Spulen durch Hochschwenken des Spulenrahmens
genutzt werden können.
[0010] Bei Maschinen ohne pneumatische Spulenrahmenabhebung dient die Kolben-Zylinder-Einheit
nur als der Federkraft der Zugfeder entgegenwirkende Druckentlastungseinrichtung für
eine vorgesehene Weichbespulung.
[0011] Die erfindungsgemäße Spuleinrichtung, die einen verschwenkbaren Spulenrahmen zur
Halterung eines rotatorisch antreibbaren Spulenkörpers aufweist, der auf einer rotierenden
Stützwalze abgestützt ist, wobei an dem Spulenrahmen einerseits eine dem Spulenkörper
gegen die Stützwalze zur Anlage bringende Zugfeder und andererseits eine pneumatischen
Kolben-Zylinder-Einheit angreift, deren Hubkraft entgegengesetzt zur Federkraft der
Zugfeder wirksam ist, wobei die Kolben-Zylinder-Einheit an eine insbesondere für mehrere
Spuleinrichtungen vorgesehene Druckluftversorgungseinheit angeschlossen ist, ist dadurch
gekennzeichnet, daß die Druckluftversorgungseinheit derart steuerbar ist, daß jede
Kolben-Zylinder-Einheit während des gesamten Bewicklungsvorganges des Spulenkörpers
mit einem einen vorgegebenen Anpreßdruck des Spulenkörpers auf der Stützwalze gewährleistenden
Druckkraft beaufschlagbar ist.
[0012] Die Erfindung wird im folgenden anhand der Zeichnung näher beschrieben.
Figur 1 zeigt in schematischer Seitenansicht ausschnittsweise zwei Spuleinrichtungen
einer doppelseitigen Spulmaschine;
Figur 2 zeigt in schematischer Darstellung die Druckluftversorgungseinheit für zwei
nebeneinanderliegende Kolben-Zylinder-Einheiten.
[0013] In Figur 1 ist repräsentativ für das Maschinengestell einer für eine Vielzahl von
Spuleinrichtungen aufweisenden Textilmaschine eine Konsole 1 dargestellt, an der zwei
sich gegenüberliegende Spuleinrichtungen gelagert sind, die jeweils einen um eine
Schwenkachse 2 verschwenkbaren Spulenrahmen 3, 3' sowie eine zentral oder einzeln
angetriebene Friktionsantriebswalze 4, 4' umfaßt. Der einzelne Spulenrahmen 3 weist
zwei sich gegenüberliegende Tragarme auf, von denen in Figur 1 nur der eine Tragarm
4 dargestellt ist, dem ein Handgriff 5 zum manuellen Hochschwenken des Spulenrahmens
3 zugeordnet sein kann, um den zwischen den beiden Tragarmen 4 drehbar gelagerten
Spulenkörper A von der ihn antreibenden Friktionsantriebswalze 4 abheben zu können.
Figur 1 zeigt weiterhin für jede Spuleinrichtung in schematischer Darstellung einen
üblichen Changierfadenführer 6, 6', zum Verlegen eines Filamentes, z.B. Spinn- oder
Zwirnfaden F bzw. F', auf einem Spulenkörper A.
[0014] Für den Fall eines unmittelbaren einzelmotorischen Antriebes des Spulenkörpers ist
an einem der beiden Tragarme 4 ein nicht dargestellter Einzelmotor gelagert, wobei
dann die Friktionsantriebswalze 8 als frei rotierende Stützwalze ausgebildet ist.
[0015] Figur 1 zeigt auf der rechten Seite im übrigen den nach unten geschwenkten Spulenrahmen
3', in den beispielsweise eine nicht dargestellte Leerhülse eingespannt sein kann.
[0016] An dem Spulenrahmen 3 greift mit Abstand von seiner Schwenkachse 2 eine Zugfeder
9 an, derart, daß der in den Spulenrahmen 3 eingespannte Spulenkörper A mit einer
bestimmten Anpreßkraft gegen die Friktionsantriebswalze 8 gedrückt wird. Die Zugfeder
9 hat eine solche Federkraft und ist derart an den Spulenrahmen 3 angehangt, daß der
Zustand einer Hartbewicklung für den Spulenkörper A vorliegt.
[0017] An dem Spulenrahmen 3 greift weiterhin eine außerhalb der Zugfeder 9 liegende und
um die Achse 10 verschwenkbare Kolben-Zylinder-Einheit 11 mit ihrer Kolbenstange 12
an. Die Kolbenstange 12 der an eine Druckluftversorgungseinheit angeschlossenen Kolben-Zylinder-Einheit
11 kann beispielsweise mit einem Langloch 12.1 versehen sein, in dem ein an dem Spulenrahmen
3 angebrachter Mitnehmerzapfen 13 geführt ist.
[0018] Um von einer durch die Federkraft und Anordnung der Zugfeder 9 bedingten Hartbewicklung
eines Spulenkörpers auf eine Weichbewicklung überzugehen, reicht es ohne Verstellung
der Zugfeder 9 aus, die Kolben-Zylinder-Einheit 11 während des gesamten Bewicklungsvorganges
derart mit Druckluft zu beaufschlagen, daß durch die der Federkraft der Zugfeder 9
entgegenwirkende Hubkraft der Kolben-Zylinder-Einheit 11 auch unabhängig von dem während
des Bewicklungsvorganges anwachsenden Gewichtes des auf der Friktionsantriebswalze
8 abgestützten Spulenkörpers A ein für eine Weichbewicklung geeignete Anpreßdruck
des Spulenkörpers A auf der Friktionsantriebswalze 8 gewährleistet ist.
[0019] Figur 2 zeigt stellvertretend für eine Mehrstellen-Spuleinrichtung zwei nebeneinanderliegende
Kolben-Zylinder-Einheiten 11 sowie eine zentrale Druckluft-Versorgungseinheit 14,
die über eine Anschlußleitung 15 an eine nicht dargestellte Durckluftquelle angeschlossen
ist. Die Einheit 14 enthält die üblichen und im Rahmen der vorliegenden Erfindung
nicht interessierenden Meß-, Regel- und Stellorgane, um über eine zentrale Versorgungsleitung
16 und Einzel-Anschlußleitungen 17, 17' die einzelnen Kolben-Zylinder-Einheiten 11
derart mit Druckluft zu versorgen, daß diese Kolben-Zylinder-Einheiten 11 entweder
eine Reduzierung des Anpreßdrucks der einzelnen Spulenkörper auf den Friktionsantriebswalzen/Stützwalzen
oder eine Spulenkörperabhebung durch Hochschwenken der einzelnen Spulenrahmen bewirken
können. Der mit einer fest installierten Zugfeder für eine Hartbewicklung einer Spule
normalerweise eingestellte Anpreßdruck von z.B. etwa 20 N kann durch die Gegenkraft
der KolbenZylinder-Einheit für eine Weichbespulung beliebig reduziert werden, beispielsweise
auf einen Anpreßdruck von z.B. etwa 17 N.
1. Verfahren zum Bewicklen eines rotatorisch angetriebenen Spulenkörpers, der auf einer
rotierenden Stützwalze abgestützt und in einem verschwenkbaren Spulenrahmen gelagert
ist, auf den eine den Spulenkörper gegen die Stützwalze zur Anlage bringbare Zugfeder
einwirkt, und auf den eine pneumatische Kolben-Zylinder-Einheit mit einer zur Federkraft
der Zugfeder entgegengesetzten Hubkraft zur Einwirkung bringbar ist, dadurch gekennzeichnet,
daß man die Kolben-Zylinder-Einheit (11) während des gesamten Bewicklungsvorganges
derart mit Druckluft beaufschlagt, daß durch die der Federkraft der Zugfeder (9) entgegenwirkende
Hubkraft der Kolben-Zylinder-Einheit (11) unabhängig von dem während des Bewicklungsvorganges
anwachsenden Gewichtes des auf der Stützwalze abgestützten Spulenkörpers (A) ein vorgegebener
Anpreßdruck des Spulenkörpers (A) auf der Stützwalze gewährleistet ist.
2. Mehrstellen-Spuleinrichtung, bei der jede Spulstelle einen verschwenkbaren Spulenrahmen
zur Halterung eines rotatorisch antreibbaren Spulenkörpers aufweist, der auf einer
rotierenden Stützwalze abgestützt ist, wobei an dem einzelnen Spulerahmen einerseits
eine den Spulenkörper gegen den Stützkörper zur Anlage bringende Zugfeder und andererseits
eine pneumatische Kolben-Zylinder-Einheit angreift, deren Hubkraft entgegengesetzt
zur Federkraft der Zugfeder wirksam ist, wobei die Kolben-Zylinder-Einheiten mehrerer
Spulstellen an eine gemeinsame Druckluftversorgungseinheit angeschlossen sind, dadurch
gekennzeichnet, daß die Druckluftversorgungseinheit (14) derart steuerbar ist, daß
die Kolben-Zylinder-Einleiten (11) während des gesamten Bewicklungsvorganges der Spulenkörper
(A) mit einer einen vorgegebenen Anpreßdruck der Spulenkörper auf den Stützwalzen
gewährleistenden Hubkraft beaufschlagt sind.