[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung für fließende Gewässer mit wechselnden
Salzgehalten oder Schwebstoffkonzentrationen in tidebedingten Brackwasserzonen, mit
einer seitlichen Abzweigung bzw. Erweiterung in der Art einer Schleusenzufahrt oder
eines Hafenbeckens, zur Vermeidung von Schlick/Sandablagerungen, wobei im Bereich
des Beginns der Abzweigung bzw. Erweiterung bezogen auf einen Flutstrom über eine
im Abstand von der Uferbegrenzung angeordnete Umlenk-Trennwand einen Kanal ausbildet,
dessen Querschnittsfläche einen kleinen Teil der Eintrittsquerschnittsfläche der Abzweigung
bzw. Erweiterung beträgt und dessen Eintrittsöffnung im Flußbereich im Bereich des
Beginns und dessen Austrittsöffnung im Bereich der Abzweigung bzw. Erweiterung liegen.
[0002] Es besteht bei seitlichen Abzweigungen bzw. Erweiterungen dieser Art das Problem,
daß über die größte Zeitspanne im Verlauf einer Tide der Salzgehalt oder die Schwebstoffkonzentration
im Fließgewässer höher als im Wasserkörper der seitlichen Abzweigung bzw. Erweiterung
sind und damit ein Dichteausgleichsstrom vom Fließgewässer auf die Abzweigung bzw.
Erweiterung entsteht, der überwiegend in Sohlnähe wirkt und dabei große Mengen an
Schlick oder Sand mit sich führt, die in bekannter Weise zu hohen Sedimentablagerungen
führen. Durch die gebildeten Sedimentablagerungen ergeben sich hohe Unterhaltskosten
für das Baggern und die Unterbringung des Baggergutes.
[0003] Die Dichte eines tidebedingten Fließgewässers kann sowohl durch Veränderungen des
Salzgehaltes als auch durch Veränderungen des Schwebstoffgehaltes variieren. Salzgehalte
verändern sich dadurch, daß bei Flut das stark salzhaltige Meerwasser weiter in einen
Tidefluß eindringen kann und bei Ebbe wieder Richtung Meer zurückgehalten wird. Schwebstoffgehalte
verändern sich bei Flut und Ebbe durch unterschiedlich weites Vordringen der sogenannten
Trübungszone oder durch Zu- und Abnahme der turbulente Tideströmungen. Alle diese
Effekte werden durch die Tide verursacht.
[0004] Da Erhöhungen des Salzgehaltes und auch der Schwebstoffgehalte im Fluß sehr viel
schneller erreicht werden als in seitlichen Abzweigungen bzw. Erweiterungen, kommt
es über die größte Zeitspanne im Verlauf einer Tide zu den beschriebenen Dichteunterschieden,
mit der Folge, daß sich Dichteausgleichsströmungen ausbilden, durch die große Mengen
an Sand oder Schlick in die seitlichen Abzweigungen eingetragen werden.
[0005] Gemäß der DE 37 07 074 C1 ist es bereits bekannt, bei fließenden Gewässern Walzenströmungen
durch Umlenk-Trennwände an Hafeneinfahrten zu vermeiden und damit die dadurch sonst
verursachten linsenförmigen Sedimentablagerung zu vermindern. Diese Ausbildungen sind
aber nicht geeignet, die vorgenannten Probleme zu lösen, da es sich bei dieser Anordnung
allein um den Abbau strömungsbedingter Walzenbildungen handelt.
[0006] Weiterhin sind Versuche durchgeführt worden, Dichteausgleichsströmungen durch Luftblasenschleier
oder an Auftriebskörpern angehängte Unterwasserschürzen zu verhindern um damit einen
Schlick- bzw. Sandeintrieb zu verhindern. Beide Verfahren haben sich als ungeeignet
herausgestellt.
[0007] Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt erfindungsgemäß dadurch, daß die Umlenk-Trennwand
im oberen Bereich bezogen auf die Wassertiefe angeordnet ist und im unteren Bereich
bezogen auf die Wassertiefe sich im Flußbereich eine zusätzliche Ablenkwand befindet,
die zur Ablenkung eines sohlnahen Dichtestroms in Richtung zur Flußmitte hin ausgehend
von der Uferbegrenzung im Bereich der Umlenk-Trennwand verläuft und in den Flußbereich
hineinragt.
[0008] Hierdurch wird ein einfaches Ablenk- und Füllstromleitsystem geschaffen, wobei die
im unteren Teil des Gewässerbereiches am Beginn der Abzweigung bzw. Erweiterung durch
die Ablenkwand ein sohlnaher Dichtestrom zum Fließgewässer hin abgeleitet wird. Im
oberen Teil des Gewässerbereiches wird als Füllstromleitsystem mit der Uferbegrenzung
ein Kanal gebildet, über den bei Flut Wassermengen zur Füllung der Abzweigung bzw.
Erweiterung einströmen und einen Gegenstrom für eine eindringende Dichteausgleichsströmung
bildet und somit den Eintrag von nahe der Sohle mitgeführte Schlick- bzw. Sandeintreibungen
in die seitliche Abzweigung bzw. Erweiterung verhindert.
[0009] Eine günstige Ausbildung, insbesondere zur Ebbstrombeeinflussung wird dadurch geschaffen,
daß im Bereich des der Umlenk-Trennwand gegenüberliegenden Endes der Abzweigung bzw.
Erweiterung ausgehend von der Uferbegrenzung im Flußbereich eine in Richtung zur Flußmitte
weisende Ablenkwand mindestens im unteren Bereich bezogen auf die Wassertiefe angeordnet
ist.
[0010] Um Wirbelbildungen hinter den Ablenkwänden zu verhindern, wird vorgeschlagen, daß
ein Bereich zwischen Ablenkwand und Uferbegrenzung mit Material verfüllt ist.
[0011] Hierzu wird zur Verbesserung einer strömungsgünstigen Ausbildung vorgesehen, daß
eine Begrenzungskante des mit Material verfüllten Bereiches der Ablenkwand abgerundet
ist.
[0012] Weiterhin wird vorgeschlagen, daß die Umlenk-Trennwand mindestens im Bereich außerhalb
des mit Material verfüllten Bereiches über Ständer angeordnet ist.
[0013] Eine günstige Ausbildung wird dadurch geschaffen, daß jede Ablenkwand zur wirbelfreien
Ablenkung s-förmig ausgebildet ist.
[0014] Ferner wird vorgeschlagen, daß die Bereiche der Umlenk-Trennwand und die Ablenkwand
sich teilweise überdecken.
[0015] Weiterhin ist vorgesehen, daß die im Bereich des der Umlenk-Trennwand gegenüberliegenden
Endes der Abzweigung bzw. Erweiterung liegende Uferspitze strömungsabweisend abgeschnitten
ist.
[0016] In den Zeichnungen sind Ausführungsbeispiele der Erfindung schematisch dargestellt.
Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Prinzipdarstellung einer Vorrichtung mit Wirkung bei Flutstrom,
- Fig. 2
- eine Prinzipdarstellung einer Vorrichtung mit Wirkung bei Ebbstrom mit Ablenkwänden
beidseitig einer Abzweigung,
- Fig. 3
- eine Ausbildung gemäß Fig. 1 als Ausschnitt mit Verfüllung und ausgerundeter Uferkante
und abgerundeter Begrenzungskante des Verfüllbereiches,
- Fig. 4
- eine Schnittdarstellung gemäß Linie IV-IV der Fig. 3 in vergrößerter Darstellung,
- Fig. 5
- eine Schnittdarstellung gemäß Linie V-V der Fig. 3 in vergrößerter Darstellung mit
teilweise aufgeständertem Füllstromleitsystem und abgerunderter Kante am Ende des
Füllbereiches hinter dem Ablenksystem und
- Fig. 6
- eine Ausbildung einer seitlichen Erweiterung mit strömungsgünstiger Form von Uferspitze
und verfüllbereich an dem ebbseitigen Ende der Abzweigung.
[0017] Bei den dargestellten Anordnungen ist ein Fluß 1 als Fließgewässer dargestellt von
dem ein Hafenbecken 2 abzweigt. Der Fluß 1 weist bei Flut die Tideströmung 4 und zusätzlich
durch vordringendes Meereswasser die Dichteströmung 3 im sohlnahen Bereich auf. Bei
Ebbe zeigen die Pfeile die zurückströmende Tide- 19 und Dichteströmung 18. Weiterhin
werden mit Pfeilen die Dichteausgleichströmungen bei Flut gemäß Pfeile 17 und bei
Ebbe gemäß Pfeile 22 dargestellt, die immer dann wirken, wenn der Salzgehalt oder
Schwebstoffgehalt im Wasser im Fluß 1 größer ist als im Hafenbecken 2.
[0018] Im Bereich des Beginns 20 der Abzweigung 2 ist ein Füllstromleitsystem mit einer
Umlenk-Trennwand 6 im oberen Bereich und einer Ablenkwand 5 im unteren Bereich dargestellt.
Mit der Uferbegrenzung 23 wird mit der Umlenk-Trennwand 6 ein Kanal 24 im oberen Bereich
der Wassertiefe bildet. Durch diesen Kanal 24 mit der Eintrittsöffnung 8 im Flußbereich
1 und der Austrittsöffnung 9 im Übergangsbereich Fluß 1 und Hafenbecken 2 wird bei
Flut eine Wassermenge mit Strömungsrichtung 7 geführt. Diese Wassermenge teilt sich
in das Tidefüllvolumen 11 für das Hafenbecken 2 und einen Rückstromanteil 10 der in
den Flußbereich 1 zurückfließt und eine Dichteausgleichsströmung 17 zurück in das
Fließgewässer 1 abdrängt.
[0019] Im Bereich 20 ist zusätzlich im unteren Teil der Wassertiefe eine Ablenkwand 5 angeordnet
hinter der bis zur Uferbegrenzung 23 ein Zwischenraum 13 bis hin zu einer etwa senkrechten
Abschlußwand 26 mit Material, wie z.B. Sand mit Steinabdeckung, aufgefüllt ist. Die
an der Uferbegrenzung 23 beginnende und im Flußbereich 1 im Bereich des Beginns 20
der Abzweigung 2 geschwungenen geformte Ablenkwand 5 drängt bei Flut den sohlnahen
Dichtstrom 4 gemäß der Pfeile 12 von der Hafeneinfahrt 2 ab.
[0020] Die derart abgewiesene Dichteströmung 12 in Verbindung mit dem Teilausstrom 10 bewirken,
daß eine Dichteausgleichsströmung 17 bei Flut soweit von der Hafeneinfahrt 2 abgedrängt
wird, daß sie im Flußbereich 1 verbleibt. Durch diese Verdrängung wird der sonst von
der Dichteausgleichsströmung im Bereich der Gewässersohle mitgeführte Eintrag von
Sand und Schlick und die daraus resultierende hohe Sedimentation im Hafenbecken 2
verhindert.
[0021] Am Ende der Abzweigung 2 ist beginnend an der Uferbegrenzung 25 eine Ablenkwand 14
dargestellt, die im unteren Bereich der Wassertiefe angeordnet und im geschwungenen
Verlauf in den Flußbereich 1 hineingeführt ist. Der Bereich 15 zwischen Ablenkwand
14 und Uferbegrenzung 25 ist wie der Bereich 13 mit Material bis zum senkrechten Abschluß
16 verfüllt.
[0022] Die Ablenkwand 14 soll während der Ebbphase mit der Tideströmung 19 und Dichteströmung
18 diese Dichteströmung 18 entsprechend der Pfeile 27 ablenken, daß in Kombination
mit einem Ausstrom 28 aus dem Hafenbecken 2 ein Eindringen einer Dichteausgleichsströmung
22 verhindert wird und auf diese Weise ein auch bei Ebbe sonst wirkender Eintrag von
Schlick oder Sand in das Hafenbecken 2 unterbunden wird.
[0023] Als Material für die Herstellung der Ablenksysteme sind beispielsweise Stahl, Stahlbeton
oder Holz vorgesehen.
[0024] Die Abschlußwandung 26 des Verfüllbereiches 13 für die Ablenkwand 5 ist in strömungsgünstig
ausgerundeter Form 29 durchgeführt.
[0025] In Figur 6 eine strömungsgünstige Variante einer Uferspitze 21 in Verbindung mit
der Ablenkwand 14 und einer strömungsgünstig angeordneten Abschlußwand 16 eines Verfüllbereichs
15 und eine ebenfalls strömungsgünstig abgeschnittene Uferspitze 21' dargestellt,
die gemeinsam bei Flutstrom das Ausfließen eines Teilstroms 10 verbessern.
[0026] Die Umlenk-Trennwand 6 ist in dem Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 5 außerhalb der
Verfüllung 13 der Ablenkwand 5 über Stelzen als Ständer 30 angeordnet.
1. Vorrichtung für fließende Gewässer mit wechselnden Salzgehalten oder Schwebstoffkonzentrationen
in tidebedingten Brackwasserzonen, mit einer seitlichen Abzweigung bzw. Erweiterung
in der Art einer Schleusenzufahrt oder eines Hafenbeckens, zur Vermeidung von Schlick-/Sandablagerungen,
wobei im Bereich des Beginns der Abzweigung bzw. Erweiterung bezogen auf einen Flutstrom
über eine im Abstand von der Uferbegrenzung angeordnete Umlenk-Trennwand einen Kanal
ausbildet, dessen Querschnittsfläche einen kleinen Teil der Eintrittsquerschnittsfläche
der Abzweigung bzw. Erweiterung beträgt und dessen Eintrittsöffnung im Flußbereich
im Bereich des Beginns und dessen Austrittsöffnung im Bereich der Abzweigung bzw.
Erweiterung liegen, dadurch gekennzeichnet, daß die Umlenk-Trennwand (6) im oberen
Bereich bezogen auf die Wassertiefe angeordnet ist und im unteren Bereich bezogen
auf die Wassertiefe sich im Flußbereich eine zusätzliche Ablenkwand (5) befindet,
die zur Ablenkung eines sohlnahen Dichtestroms in Richtung zur Flußmitte hin ausgehend
von der Uferbegrenzung (23) im Bereich der Umlenk-Trennwand (6) verläuft und in den
Flußbereich (1) hineinragt.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im Bereich (21) des der Umlenk-Trennwand
(6) gegenüberliegenden Endes der Abzweigung bzw. Erweiterung (2) ausgehend von der
Uferbegrenzung (25) im Flußbereich (1) eine in Richtung zur Flußmitte weisende Ablenkwand
(14) mindestens im unteren Bereich bezogen auf die Wassertiefe angeordnet ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein Bereich (13,15)
zwischen Ablenkwand (5,14) und Uferbegrenzung (23,25) mit Material verfüllt ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß eine Begrenzungskante (16,26)
des mit Material verfüllten Bereiches (13,15) der Ablenkwand (5,14) oben abgerundet
ist.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Umlenk-Trennwand
(6) mindestens im Bereich außerhalb des mit Material verfüllten Bereiches (13) über
Ständer (30) angeordnet ist.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß jede Ablenkwand
(5,14) zur wirbeifreien Ablenkung s-förmig ausgebildet ist.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Bereiche
der Umlenk-Trennwand (6) und die Ablenkwand (5) sich teilweise überdecken.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die im Bereich
(21) des der Umlenk-Trennwand (6) gegenüberliegenden Endes der Abzweigung bzw. Erweiterung
(2) liegende Uferspitze (21') strömungsabweisend abgeschnitten ist.