(57) Zum Erzeugen einer Spitze an einem Ankerstab wird ein Stahlstab an einer vorbestimmten
Steile seiner Länge erwärmt und in erwärmtem Zustand einer axialen Zugkraft bis zum
Bruch infolge Einschnürung ausgesetzt, wobei an beiden Stababschnitten Spitzen gebildet
werden. Die Form der Spitzen kann durch die Intensität der Wärmebehandlung beeinflusst
werden. Eine auf diese Weise an einem Ankerstab erzeugte Spitze stellt aufgrund ihrer
gleichmäßigen rotationssymmetrischen Form eine Zentrierhilfe, insbesondere beim Einführen
von Ankerstäben in Bohrlöcher dar.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Erzeugen einer Spitze an einem Ankerstab
aus Stahl für den Berg- und Tunnelbau gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Im Berg- und Tunnelbau werden zur Sicherung der Ausbruchquerschnitte vielfach Anker
eingesetzt. Als Ankerzugglieder dienen meist Ankerstäbe aus Stahl, die in ein Bohrloch
eingeführt und darin durch Spreizvorrichtungen, erhärtende Materialien oder dergleichen
fixiert werden. Bekannt sind vor allem sogenannte Kunstharz-Klebeanker, das sind Anker,
deren Ankerstäbe im Bohrloch durch rasch erhärtende Kunstharzkleber verankert und
nach dem Wirksamwerden des Klebers gespannt werden. Zur Herstellung eines solchen
Kunstharz-Klebeankers wird in das Bohrloch eine Patrone eingeführt, die in geschlossenen
Behältern zwei Komponenten eines Kunstharzklebers enthält. In diese Kleberpatrone
wird sodann der Ankerstab unter drehender Bewegung eingeschoben. Dabei werden die
Kammern der Patrone geöffnet, die Komponenten des Klebers vermischt und dadurch aktiviert.
Um einen solchen Ankerstab leichter in ein Bohrloch einführen zu können, ist er am
bohrlochseitigen Ende meist mit einer Spitze versehen, die nachträglich angebracht
werden muss.
[0003] Um bei einem derartigen Kunstharz-Klebeanker die für die Funktion notwendige Zerstörung
der Kunststoffpatrone sowie Durchmischung der Komponenten sicherstellen zu können,
ist es bekannt, solche Ankerstäbe am bohrlochseitigen Ende mit einer Mischspitze zu
versehen (DE 34 17 252 C1). Eine solche Spitze besteht im einfachsten Fall aus einer
Schrägfläche, die durch spanlose oder spanabhebende Bearbeitung, zum Beispiel Schneiden,
Scheren oder Fräsen, erzeugt wird. Eine solche einseitige Schrägfläche hat allerdings
den Nachteil, dass die Spitze des Ankerstabes beim Einführen in das Bohrloch seitlich
zur Bohrlochwand hin ausgelenkt werden kann, der Stab somit nicht zentrisch im Bohrloch
liegt, also möglicherweise nicht allseitig satt von dem erhärtenden Material umhüllt
wird. Eine satte Umhüllung ist aber nicht nur aus Gründen der Kraftübertragung, sondern
auch aus Gründen des Korrosionsschutzes unerlässlich.
[0004] Eine solche Spitze kann auch zweiseitig symmetrisch, also keilförmig nach Art eines
Flachmeißels oder kegelförmig ausgebildet werden. Dadurch kann zwar der Gefahr des
einseitig seitlichen Ausweichens der Stabspitze beim Eintreiben des Ankerstabes begegnet
werden, es bleibt aber der Zeit- und Kostenaufwand für die Erzeugung der Spitze.
[0005] Vor diesem Hintergrund liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum
Herstellen einer Spitze an einem Ankerstab für den Berg- und Tunnelbau der gattungsgemäßen
Art anzugeben, gemäß dem eine zentrische Spitze auf einfachere, vor allem wirtschaftlichere
Weise herstellbar ist.
[0006] Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe durch die im Patentanspruch 1 angegebenen
Verfahrensmerkmale gelöst.
[0007] Vorteilhafte Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0008] Die Erfindung greift auf Phänomene zurück, die in der Werkstoffkunde und Werkstoffprüfung
im Zusammenhang mit Zugversuchen an sich bekannt sind. Wird ein Stahlstab einer axialen
Zugkraft ausgesetzt, dann kommt es zunächst zu einer Einschnürung und dann zum Bruch
unter Bildung von Spitzen an den Stahlstabenden (DE-B.: Werkstoffkunde und Werkstoffprüfung,
Wilhelm Domke, 6. Auflage, Verlag W. Girardet Essen 1975, S. 292 bis 304). Auch ist
es bekannt, Zugversuche bei höheren Temperaturen durchzuführen, wobei allerdings die
Probe über die gesamte Messlänge die gewünschte Temperatur aufweisen muss (DE-B.:
Hütte, Taschenbuch für Eisenhüttenleute, Akademischer Verein Hütte e.V. in Berlin,
Berlin 1961, S. 250 bis 254).
[0009] Gemäß der Erfindung wird diese bei Zugbelastung von Stahlstäben bis zum Bruch auftretende
Einschnürung für die Erzeugung einer Spitze an einem Ankerstab ausgenützt und durch
gleichzeitige lokale Anwendung von Wärme nicht nur räumlich definiert, sondern auch
egalisiert. Durch Zugbelastung eines an einer bestimmten Stelle seiner Länge erwärmten
Stahlstabes gerät der Stahl an dieser Stelle ins Fließen; es entsteht eine Einschnürung
bis zum Bruch, wodurch an beiden Abschnitten des Stahlstabes jeweils Spitzen gebildet
werden. Dabei ist nur erforderlich, dass der Stahlstab zum Zeitpunkt des Aufbringens
der Zugkraft warm sein muss; ob die Erwärmung vor dem Einwirken der Zugkraft aufgebracht
wurde oder der Stahlstab während der Einwirkung der Zugkraft erwärmt wird, spielt
keine Rolle.
[0010] Die Form der beim Bruch gebildeten Spitzen kann durch die Intensität der Wärmebehandlung
beeinflusst werden. Je nach Intensität der Wärmebehandlung gibt es eine kurze, kompakte
oder eine längere, schlanke Spitze; je höher die Erwärmung, desto länger wird die
Spitze. Eine lokal definierte Einschnürung wird ab etwa 100° C erkennbar sein; die
Stärke der Einschnürung nimmt bei 350 bis 400° C zu, bis sich bei etwa 500° C eine
deutliche Spitze bildet, die bei etwa 700° C die Form einer Bleistiftspitze annimmt
und bei etwa 1.100° C zum Faden wird.
[0011] Der maschinelle Aufwand zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist gering.
Dabei ist es unerheblich, ob der Stahlstab zuerst gezogen und dann erwärmt, zuerst
erwärmt und dann gezogen oder gleichzeitig gezogen und erwärmt wird. Jedenfalls wird
im ersten Fall an einer vorbestimmten Stelle der Länge des Stahlstabes punktuell eine
Wärmebehandlung eingeleitet, die im einfachsten Fall mittels einer Flamme, aber auch
auf elektrischem Wege mittels Induktion oder mittels Ohmscher Widerstandserwärmung
erfolgen kann. Nach relativ kurzer Zeit erfolgt eine Einschnürung bis zum Bruch.
[0012] Wenn der auf diese Weise zu behandelnde Stahlstab die doppelte Länge der zu erzeugenden
Ankerstäbe aufweist, dann werden durch die erfindungsgemäße Behandlung in einem Arbeitsgang
zwei jeweils mit einer Spitze versehene Ankerstäbe erzeugt die sich aufgrund der gleichmäßigen
rotationssymmetrischen Form der Spitze leicht und sicher in Bohrlöcher eintreiben
lassen. Jedenfalls stellt eine erfindungsgemäß erzeugte Spitze an einem Ankerstab
eine Zentrierhilfe bei jeder Art von Loch und Dübel dar.
1. Verfahren zum Erzeugen einer Spitze an einem Ankerstab aus Stahl für den Berg- und
Tunnelbau, wobei ein Stahlstab getrennt und die Spitze an der Trennstelle ausgebildet
wird, dadurch gekennzeichnet, dass der Stahlstab an einer vorbestimmten Stelle seiner
Länge erwärmt wird und in erwärmtem Zustand einer axialen Zugkraft bis zum Bruch infolge
Einschnürung ausgesetzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Stahlstab zuerst erwärmt
und danach einer Zugkraft ausgesetzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Stahlstab zugleich erwärmt
und einer Zugkraft ausgesetzt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Stahlstab
zum Erzeugen der Zugkraft in eine Spannvorrichtung eingespannt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Erwärmung
mittels einer Flamme erfolgt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Erwärmung
mittels Induktion erfolgt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Erwärmung
mittels Ohmscher Widerstandserwärmung erfolgt.