Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung betrifft einen Büstenhalter aus zwei die Büstenkörbchen enthaltenden
Seitenteilen, bei dem entlang der unteren Ränder der Körbchen jeweils eine Tasche
zur Aufnahme eines U-förmigen Versteifungsbügels angeordnet ist.
Stand der Technik
[0002] Büstenhalter sind Unterbekleidungsstücke, die im Hinblick auf ihre Bestimmung zur
Bedeckung, Stützung und Formung der weiblichen Brust in vielen verschiedenen Größen
und Formen hergestellt und vorrätig gehalten werden müssen. Durch ihre, dieser Bestimmung
angepasste räumliche Form bedingt, bestehen sie herkömmlich aus einer Mehrzahl unterschiedlicher
Teile, meist aus textilem Material, wie Seitenteile, Büstenkörbchen, Trägerbänder,
Besatz- oder Einfassbänder, Rückenverschluss usw., die zu ihrer Zusammensetzung einer
Vielzahl von Arbeitsschritten bedürfen, die zeit- und lohnaufwendig sind und sich
einer rationellen industriellen Arbeitsweise weitgehend entziehen.
[0003] Üblicherweise werden die verschiedenen Teile eines Büstenhalters durch Nähen miteinander
verbunden. Dies erfordert nicht nur einen sich an den Verbindungsstellen entlangziehenden
Nähvorgang, sondern auch den Einsatz eines Nähfadens als Verbindungsmedium.
[0004] Besonders aufwendig herzustellen sind Büstenhalter mit Versteifungsbügeln, bei denen
Taschen zum Einlegen der Versteifungsbügel passgenau entlang des unteren Büstenansatzes,
also dem unteren Rand der Büstenkörbchen folgend, eingearbeitet werden müssen (EP
0 604 812 B1).
[0005] Es hat im Stand der Technik nicht an Versuchen gefehlt, diesen aufwendigen Herstellungsvorgang
zu vereinfachen.
[0006] Um den Tragekomfort solcher Büstenhalter zu steigern, in die zur Erhöhung der Formungskraft
sonst Verstärkungsteile, wie z.B. Stäbchen, Bügel oder dergleichen eingearbeitet sind,
ist es bekannt geworden, Zuschnittteile in Form der zu verstärkenden Bereiche aus
einem entsprechend festeren Material mit einem verschweißbaren Polyestermaterial zu
kaschieren und diese Teile dann mit einem zweiten durchgehenden Werkstück aus dehnfähigem
Material zusammenzubringen und durch Erwärmen zu einem dreilagigen Werkstück zu verbinden
(US 5 154 659). Nach dem Abkühlen sollen dann aus dem elastischen Grundmaterial im
Brustbereich durch Molden die Büstenkörbchen herausgearbeitet werden.
[0007] Während bei diesem bekannten Büstenhalter immer noch Näharbeiten erforderlich sind,
zumindest zur Verbindung der Seitenteile in der vorderen Mittelachse und zur Anbringung
der Teile des Rückenverschlusses und der Trägerbänder, ist auch ein Büstenhalter bekannt,
der ohne jegliche Fäden oder ähnliche Verbindungsmittel hergestellt werden kann, bei
dem also nur punktuell, also durch Pressen, Schweißen oder dergleichen erfolgende
Arbeitsgänge zur Verbindung der einzelnen Teile bzw. zur Konfektionierung erforderlich
sind (EP 0 809 945 A2). Bei diesem Büstenhalter sind Versteifungsbügel nicht vorgesehen.
Aufgabe der Erfindung
[0008] Vor diesem Hintergrund liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine Möglichkeit
zu schaffen, um bei einem Büstenhalter mit Versteifungsbügeln insbesondere die Aufwendungen
für die Einarbeitung der die Versteifungsbügel aufnehmenden Taschen zu verringern.
Darstellung der Erfindung
[0009] Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe durch einen Büstenhalter mit den im Anspruch
1 angegebenen Merkmalen gelöst.
Vorteilhafte Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0010] Der wesentliche Vorteil der Erfindung besteht darin, dass die die Versteifungsbügel
aufnehmenden Taschen nach entsprechender Vorbereitung allein durch rechtwinklig zur
Werkstückebene wirkende Arbeitsvorgänge, nämlich Druckvorgänge, gegebenenfalls mit
gleichzeitiger Erwärmung, eingearbeitet werden können. Abgesehen davon, dass durch
die erfindungsgemäß vorgesehene flächige Verbindung eines Tunnelbandes mit dem Material
des Büstenhalters eine besonders innige Verbindung entsteht, die auch zu einer verbesserten
Übertragung der Formungskräfte führt, besteht der besondere Vorteil der Erfindung
dann, dass zeit- und deshalb lohnaufwendige Arbeitsvorgänge zum Einnähen des Tunnelbandes
vermieden werden. Durch das Aufbringen des Tunnelbandes in der vorgesehenen Form allein
durch rechtwinklig zur Ebene des Werkstücks ausgeübten Druck kann der Versteifungsbügel
auch korrekter eingebracht werden als von Hand durch einen Nähvorgang.
[0011] Besonders vorteilhaft ist es, wenn die Erfindung auf einen Büstenhalter der aus der
eingangs angegebenen EP 0 809 945 A2 bekannt gewordenen Art angewendet wird, bei dem
ohnehin schon jegliche Nähvorgänge zur Konfektionierung vermieden werden.
[0012] Mit Hilfe geeigneter Werkzeuge kann das Tunnelband entweder ohne oder mit eingelegtem
Versteifungsbügel in einem einzigen Arbeitsgang an dem Büstenhalter angebracht werden.
Die Verbindung mit dem Büstenhalter kann dabei entweder durch einen durch Wärme aktivierbaren
Kleber oder durch Schmelzfäden bewirkt werden, die in das Tunnelband, insbesondere
dessen Unterseite eingearbeitet sein können. Sowohl die Aktivierung eines Klebers
als auch das Verschmelzen thermoplastischer Fasern kann durch Anwendung von Wärme
von der Vorderseite des Büstenhalters her erfolgen. Dies ist insbesondere dann zweckmäßig,
wenn das Tunnelband auf der dem Körper zugewandten Oberseite eine Polsterauflage trägt.
[0013] Nach der Erfindung ist es möglich, die Herstellung eines in üblicher Weise zum Beispiel
durch Nähen herzustellenden Büstenhalters hinsichtlich der Einarbeitung der Versteifungsbügel
wesentlich zu vereinfachen, aber auch einen generell unter Verzicht auf Nähvorgänge
herzustellenden Büstenhalter mit Versteifungsbügeln ausstatten und ihm so eine verbesserte
Passform geben zu können.
Beschreibung der Zeichnung
[0014] Die Erfindung wird nachstehend anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels
näher erläutert. Es zeigt
- Fig. 1
- eine Innenansicht eines erfindungsgemäßen Büstenhalters und
- Fig. 2
- einen Querschnitt entlang der Linie II-II in Fig. 1.
[0015] In der Zeichnung ist die Erfindung am Beispiel eines Büstenhalters dargestellt. Die
Erfindung ist aber auch auf andere Bekleidungsstücke anwendbar, die ein ausgearbeitetes
Oberteil aufweisen, wie zum Beispiel Badeanzüge oder dergleichen.
[0016] In Fig. 1 ist ein erfindungsgemäßer Büstenhalter von der dem Körper zugewandten Innenseite
her dargestellt. Der Büstenhalter 1 besteht aus zwei Seitenteilen 2 und 3, die spiegelbildlich
zu einer vorderen Mittelachse M ausgebildet und angeordnet sind. Die Seitenteile 2
und 3 umfassen jeweils durch Molden ausgeformte Büstenkörbchen 4 und 5. Die Seitenteile
2 und 3 sind im Bereich der vorderen Mittelachse M in einem Bereich 6 miteinander
verbunden. Diese Verbindung ist nur sinnvoll, wenn die Seitenteile 2 und 3 aus fertigungstechnischen
Gründen getrennt voneinander hergestellt werden. Die Erfindung ist selbstverständlich
aber auch auf Büstenhalter anwendbar, die aus einem einteiligen Zuschnitt bestehen.
[0017] Zur regelmäßigen Ausstattung eines Büstenhalters gehören an den rückwärtigen Enden
der Seitenteile 2 und 3 angeordnete aktive und passive Teile eines Rückenverschlusses
7 sowie im vorderen oberen Bereich 9 der Seitenteile 2 und 3, oberhalb der Büstenkörbchen
4 und 5, fest angebrachte Trägerbänder 8, die im rückwärtigen Bereich bei 10 in einer
durch ein Verstellelement 11 gebildeten Schlaufe 12 verstellbar befestigt sind.
[0018] Bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel bestehen die Seitenteile 2 und 3 jeweils
aus einer ihre gesamte Fläche überdeckenden Lage 13 bzw. 14 aus einem textilen, in
gewissem Maß dehnbaren Material, das teilweise thermoplastisch verschmelzbare Fasern
enthalten kann, aber nicht muss. Auf diese Grundteile 13 und 14 sind von der Innenseite
her Verstärkungsteile aufkaschiert, die in ihrer Gesamtheit mit 15 und 16 bezeichnet
sind. Diese Verstärkungsteile 15, 16 bestehen ebenfalls aus einem textilen, vorzugsweise
einem weniger dehnbaren Material, das ebenfalls zumindest teilweise thermoplastisch
verschmelzbare Fasern enthält.
[0019] Wie Fig. 1 zeigt, bestehen die Verstärkungsteile 15, 16 aus rahmenartigen Zuschnitten,
die etwa gleichmäßig breit, bandartig entlang der Außenränder der Seitenteile 2 bzw.
3 verlaufen, um hier eine Verstärkung und Stabilisierung der Kanten zu bewirken. Es
sind dies untere, parallel zum unteren Rand 17 verlaufende Teile 18, sich im Rückenbereich
daran anschließende, zu den Trägerbändern 8 verlaufende Teile 19, entlang der oberen
Ränder 20 verlaufende Teile 21 und schließlich oberhalb der Büstenkörbchen 4, 5 verlaufende
Teile 22.
[0020] Wenn auch das erfindungsgemäße Unterbekleidungsstück hier am Beispiel eines Büstenhalters
mit Rückenverschluss und Trägerbändern dargestellt ist, so ist die Erfindung doch
nicht hierauf beschränkt. Der Büstenhalter kann anstelle eines Rückenverschlusses
auch einen Vorderverschluss besitzen bzw. ganz ohne Verschluss als sogenannter "Step-in-Bra"
ausgebildet sein; ebenso kann er auch ohne Schulterträger ausgebildet sein. Schließlich
ist die Erfindung auch auf Badeanzüge anwendbar, und zwar sowohl auf einteilige Badeanzüge
als auch auf Bikinis.
[0021] Wie Fig. 1 weiterhin zeigt, verlaufen entlang der Büstenansatznähte der Körbchen
4, 5 Taschen 23, in die jeweils Versteifungsbügel 24 eingesetzt sind.
[0022] Wie insbesondere Fig. 2 erkennen lässt, die einen Querschnitt entlang der Linie II-II
durch ein Seitenteil im Bereich des Körbchenansatzes zeigt, bestehen die Taschen 23
aus einem Abschnitt eines sogenannten Tunnelbandes 25, d.h. einem schlauchförmigen,
einen inneren Hohlraum 26 bildenden Band; in dem Hohlraum 26 ist der Versteifungsbügel
24 angeordnet. Das Tunnelband 25 wird in einem Arbeitsgang hergestellt und erfindungsgemäß
ohne Nähvorgänge allein durch Verkleben oder Verschmelzen, d.h. durch Anwendung von
Druck und/oder Wärme in einer zur Ebene des Grundmaterials rechtwinkligen Ebene mit
dem Seitenteil 3 verbunden. Um eine derartige Verklebung oder Verschweißung zu bewerkstelligen,
gibt es verschiedene Möglichkeiten.
[0023] Das Tunnelband 25 kann an seiner Unterseite 27 mit einem durch Wärme aktivierbaren
Kleber versehen sein. Ein solcher Kleber kann aber auch in Form einer Folie zwischen
dem Tunnelband 25 und dem Material des Seitenteils 3 angeordnet und zum Beispiel durch
Anwendung von Wärme durch das Material des Seitenteils 3 hindurch aktiviert werden.
Es ist aber auch möglich, vorzugsweise in die untere Lage des Tunnelbandes 25 thermoplastisch
verschweißbare Fasern einzuarbeiten, die in entsprechender Weise durch Wärme aktiviert
werden können. In diesem Falle ist es vorteilhaft, wenn auch das textile Material
des Seitenteils 3 thermoplastisch verschweißbare Fasern enthält, um die Schmelzverbindung
zu intensivieren. Wenn die auf diese Weise herzustellende flächige Verbindung von
der Außenseite des Seitenteils 3 her hergestellt wird, ist es möglich, die Oberseite
28 des Tunnelbandes 25 beispielsweise als Polster auszubilden bzw. mit einer Polsterauflage
zu versehen.
[0024] Die Bügel 24 können schon in das Tunnelband 25 eingelegt sein, bevor dieses mit dem
Büstenhalter 1 verbunden wird; sie wirken dann schon formhaltend. Es ist aber auch
möglich, jeweils einen entsprechenden Abschnitt des Tunnelbandes 25 aufzubringen und
den jeweiligen Bügel 24 nachträglich einzuschieben. Um die Bügel innerhalb des Tunnelbandes
25 zu fixieren, werden die zunächst offenen Enden 29 verschlossen; dies kann sinnvollerweise
wieder durch Verschweißen oder Verschmelzen, also ebenfalls durch rechtwinklig zur
Ebene des Werkstücks verlaufende Arbeitsgänge geschehen.
1. Büstenhalter (1) aus zwei die Büstenkörbchen (4, 5) enthaltenden Seitenteilen (2,
3), bei dem entlang der unteren Ränder der Körbchen (4, 5) jeweils eine Tasche (23)
zur Aufnahme eines U-förmigen Versteifungsbügels (24) angeordnet ist, dadurch gekennzeichnet,
dass die Tasche (23) aus einem Abschnitt eines Tunnelbandes (25) besteht und im Wege
eines Klebe- und/oder Verschmelzungsvorganges im wesentlichen flächig mit dem Material
des Büstenhalters (1) verbunden ist.
2. Büstenhalter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Tunnelband (25) auf
seiner dem Büstenhalter (1) zugewandten Unterseite (27) mit einem durch Anwendung
von Wärme und/oder Druck aktivierbaren Kleber versehen ist.
3. Büstenhalter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Tunnelband (25) auf
der dem Büstenhalter (1) zugewandten Unterseite (27) und/oder der Büstenhalter (1)
aus einem textilen, zumindest teilweise thermoplastisch verschmelzbare Fasern enthaltenden
Material bestehen und durch Anwendung von Wärme und/oder Druck verbindbar sind.
4. Büstenhalter nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die äußeren
und/oder inneren Enden (29) der durch das Tunnelband (25) gebildeten Taschen (23)
im Wege eines Klebe- und/oder Verschmelzungsvorganges verschlossen sind.
5. Büstenhalter nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Tunnelband
(25) auf seiner dem Büstenhalter (1) abgewandten Oberseite (28) gepolstert ausgebildet
ist.