[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Beschichtung eines Werkstückes mit einem
Schmierstoff auf Molybdänsulfid-Basis.
[0002] Molybdändisulfid (MoS
2) ist ein graphitähnlicher Stoff, der durch seine hervorragenden Gleiteigenschaften
als Trockenschmierstoff und in zusammengesetzten Schmierstoffen Anwendung findet.
Meist wird das Molybdäridisulfid in einem Lösungsmittelgemisch in flüssiger Form aufgebracht.
Die sich nach dem Trocken einstellende Schichtdicke liegt bei tribologischer Beanspruchung
zwischen etwa 5µ bis 15µ. Es ist für hohe Druck- und Temperaturbeanspruchungen geeignet
und wird vor allem zur Einlaufverbesserung verwendet.
[0003] Es ist auch bekannt, die Molybdändisulfid-Baschichtung zu einem kombinierten Schichtsystem
zu modifizieren. Solche Schichtsysteme sind für TiN und Al
2O
3 realisiert worden, vergleiche Bae, Y.W. u. a.

Synthesis and frictions behaviour of chemically vapor deposited composite coatings
containing discrete TiN and MoS
2 phases", J. of the American Ceramic Society, 79 (1996) Vol4, 819 bis 824 bzw. Srivatav,
A. u. a.

The role of MoS
2 in hard overlay coatings of Al
2O
3 in dry sliding", Wear, 1955 (1992) 229 - 236.
[0004] Mit der vorliegenden Erfindung wird ein längerfristiger Einsatz von Schmierstoffen
auf Molybdändisulfidbasis angestrebt. Insbesondere soll die Haftung des Schmierstoffes
auf dem Werkstück entscheidend verbessert werden, damit die durch das Molybdändisulfid
gebildete Gleitfläche eine wesentlich höhere Lebensdauer aufweist als bisher. Dabei
sollen die bereits bekannten positiven Eigenschaften dieses Schmierstoffes in vollem
Umfang gewahrt bleiben.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß das Werkstück vor der Beschichtung
mit Molybdändisulfid in an sich bekannter Weise gereinigt und aktiviert wird und daß
es sodann einem galvanischen Verchromungsbad ausgesetzt wird zur Bildung eines Überzuges
aus Hartchrom einer Härte von zumindest 600 HV mit perl- oder säulenstrukturartiger
Oberfläche und daß diese perl- oder säulenstrukturartige Oberfläche durch den anschließend
aufgebrachten Schmierstoff auf Molybdändisulfid-Basis ausgefüllt und geglättet wird.
[0006] Es hat sich überraschend gezeigt, daß die perl- oder säulenstrukturartige Oberfläche
der Hartchromunterschicht eine außerordentlich hohe Haftwirkung auf das Molybdändisulfid
ausübt. Hinzu kommt, daß das Molybdändisulfid, soweit es die untere Hartchromschicht
überragt, im praktischen Betrieb in einer Art Einlaufvorgang innerhalb kurzer Zeit
je nach Einsatz und Belastung verdichtet wird, derart, daß die oberen Enden der Perl-
oder Säulenstruktur mehr oder weniger freigelegt werden und als hochbelastbare Tragflächen
für das zu lagernde Gegenstück fungieren. Demgegenüber sind die Zwischenräume, die
mindestens 80 % der Reibfläche ausmachen, mit Molybdändisulfid gefüllt, woraus eine
dauerhafte Reduzierung des Reibungswiderstandes resultiert.
[0007] Derartig beschichtete Werkstücke haben bei Versuchen ohne zusätzliche Schmierstoffe
eine bis zu siebzigfache Standzeit gegenüber Werkstücken mit MoS
2 auf glatter gehärteter Oberfläche erbracht.
[0008] Die Herstellung des Hartchromüberzuges mit perl- oder säulenstrukturartiger Oberfläche
erfolgt zweckmäßig gemäß dem deutschen Patent 25 02 284. Dort wird ein Verchromungsbad
beschrieben, mit dem sich glänzende bis metallgraue Chromüberzüge mit perlsturkturartiger
Oberfläche einer Härte bis etwa 1500 HV erzielen lassen. Diese Chromüberzüge mit dem
Handelsname

Duralloy" zeichnen sich durch hohe Verschleißfestigkeit aus.
[0009] Zwar ist es durch die DE 195 29 843 desselben Anmelders bekannt, diesen Hartchromüberzug
durch galvanisch aufgebrachtes Schwarzchrom zu beschichten, wodurch sich ebenfalls
sehr gute Gleiteigenschaften ergeben. Man konnte aus dieser Schwarzchrom-Beschichtung
allerdings keine Anregung ableiten, statt dessen eine nicht galvanische Beschichtung
aus Molybdändisulfid vorzusehen.
[0010] Hinsichtlich der erfindungsgemäßen Beschichtung mit Molybdändisulfid ist eine galvanische
Abscheidung ungeeignet. Statt dessen empfiehlt es sich, den Schmierstoff mit einer
Trägerflüssigkeit zu vermischen und flüssig aufzubringen, etwa aufzupinseln oder aufzusprühen.
Das Molybdändisulfid kann dabei in einem lufttrocknenden Lösungsmittel vorliegen,
wobei dieses Lösungsmittel insbesondere Esther, Buthylacetat und gegebenenfalls ein
anorganisches Bindemittel enthält.
[0011] Der Schmierstoff sollte dabei in einer solchen Dicke aufgetragen werden, daß das
nach der Trocknung verbleibende Molybdändisulfid eine Schichtdicke von 5µ bis 15µ
erreicht.
[0012] Zur Erzielung einer guten Haftung empfiehlt es sich, daß der Schmierstoff gasförmig
im Vakuum aufgedampft oder mittels Sputtertechnik oder Gasentladungstechnik aufgebracht
wird. Neben den sogenannten physical waper deposition-Verfahren (PVD-Verfahren) kommt
auch eine chemische Gasphasenabscheidung (CVD-Verfahren) in Betracht. Bei diesen Verfahren
wird entweder reines Molibdändisulfid beschichtet oder - was noch zweckmäßiger ist
- die Molibdändisulfidbeschichtung erfolgt gemeinsam mit Titan, wobei der Titananteil
maximal etwa 10 % beträgt. Ebenso kann das Molibdändisulfid auch gemeinsam mit Chrom,
Nickel und oder Gold aufgebracht werden.
[0013] Es liegt auch im Rahmen der Erfindung, die Beschichtung durch die sogenannte Arctechnik
vorzunehmen: Dabei werden durch einen elektrischen Lichtbogen Molibdändisulfid- und
andere Ionen aus einer Quelle herausgeschleudert, so daß sie sich auf dem zu beschichtetenden
Werkstück abscheiden.
[0014] Die Erfindung wird nachstehend anhand eines Ausführungsbeispiels mit Zeichnungen
näher erläutert; dabei zeigt
- Figur 1
- einen Querschnitt durch das Werkstück nach dem Aufbringen der Hartchrom- und der Schwarzchromschicht
und
- Figur 2
- den gleichen Querschnitt nach dem Einlaufen des Werkstückes.
[0015] Ausgegangen wird von einem metallischem Werkstück, das zunächst thermisch mit maximal
70° C und elektrolytisch entfettet und sodann durch eine 5 %ige Schwefelsäurebeize
vom basischen in den sauren Zustand überführt wird, um es für die anschließende galvanische
Behandlung zu aktivieren. Sodann wird das Werkstück in ein Verchromungsbad getaucht,
das 400 bis 500 g/l Chromtrioxid, 2 bis 4 g/l Strontiumsulfat, 4 bis 26 g/l Kaliumsilikofluorid,
2 bis 8 g/l Kaliumdichromat und 4 bis 50 g/l technische 2.2-Dichlormalonsäure enthält.
Hinsichtlich der übrigen Behandlungsparameter sei auf das bereits genannte deutsche
Patent 25 02 284 verwiesen.
[0016] Das Werkstück 1 (vergl. Figur 1 und 2) enthält dadurch einen Hartchrom-Überzug 2
mit einer Schichtdicke von zumindest 2 µ, vorzugsweise etwa 4 - 6 µ oder mehr. Die
Badparameter werden so eingestellt, daß sich an der Oberfläche der Hartchromschicht
eine mehr oder weniger regelmäßige Perlstruktur 2a mit einer Rauhtiefe von zumindest
etwa 1 µ, vorzugsweise etwa 1,5 µ bis etwa 5 µ einstellt.
[0017] Nach dieser Behandlung wird das Werkstück gespült, um die Reste des Chrombades zu
entfernen.
[0018] Sodann wird Molybdändisulfid, das in einem Lösungsmittelgemisch mit anorganischem
Bindemittel in flüssiger Form vorliegt, durch Pinseln oder durch Sprühen auf die Perlstruktur
2a aufgebracht. Der Auftrag sollte in solcher Menge erfolgen, daß die Perlstruktur
2a der Hartchromschicht zumindest ausgefüllt und geebnet wird, zweckmäßig auch eine
gewisse Überdeckung erhält, wie dies bei der in Figur 1 dargestellten Molybdändisulfidschicht
3 der Fall ist.
[0019] Die Aushärtung der Schicht 3 erfolgt in etwa 30 Minuten bei Raumtemperatur.
[0020] Alternativ kann das Molibdändisulfid auch durch Zerstäubung im Vakuum auf die Perlstruktur
aufgebracht werden.
[0021] Figur 2 zeigt den Endzustand des erfindungsgemäßen Zweischichtsystems, wie es sich
nach einer kurzen Einlaufphase einstellt. Dabei ist die erwähnte Überdeckung der Molybdändisulfidschicht
soweit abgetragen und in die Perlstruktur hinein verdichtet worden, daß sie etwa bündig
mit den oberen Enden der Perlstruktur 2a verläuft. Man erhält somit eine zusammenhängende
Molybdändisulfidphase, die von einer Vielzahl von Hartchrominseln durchsetzt ist.
Sie weist keinerlei Poren oder Risse auf und ist dadurch auch hochgradig korrosionsbeständig.
[0022] Erfindungsgemäß beschichtete Werkstücke sind für alle Gleit- und Rollagerungen, auch
Spindeln oder dergleichen geeignet, bei denen es auf niedrige Reibung bei hoher Lebensdauer
ankommt.
1. Verfahren zur Beschichtung eines Werkstückes (1) mit einem Schmierstoff (3) auf Molybdändisulfid-Basis,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Werkstück (1) vor der Beschichtung zunächst gereinigt und aktiviert wird und
sodann einem galvanischen Verchromungsbad ausgesetzt wird zur Bildung eines Überzuges
(2) aus Hartchrom mit einer Härte von zumindest 600 HV und mit perl- oder säulenstrukturartiger
Oberfläche (2a) und daß diese perl- oder säulenstrukturartige Oberfläche durch den
anschließend aufgebrachten Schmierstoff (3) auf Molybdändisulfid-Basis ausgefüllt
und geglättet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß spätestens nach dem Einlaufen des Werkstückes (1) die oberen Enden der Perl- oder
Säulenstruktur (2a) freigelegt werden und als Tragstruktur für das zu lagernde Gegenstück
fungieren.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die oberen Enden der Perl- oder Säulenstruktur (2a) maximal 20 %, vorzugsweise
weniger als 12 % der fiktiven planen Werkstückoberfläche ausmachen.
4. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Schmierstoff (3) beim Aufbringen oder danach in die Vertiefungen der Perl-
oder Säulenstruktur (2a) hinein verdichtet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Schmierstoff (3) mit einer Trägerflüssigkeit vermischt und flüssig aufgebracht,
insbesondere aufgepinselt oder aufgesprüht wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Molybdändisulfid in einer lufttrocknenden Trägerflüssigkeit bereitgestellt
wird.
7. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Trägerflüssigkeit Esther, Buthylacetat und gegebenenfalls ein anorganisches
Bindemittel enthält.
8. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Schmierstoff (3) in einer Schichtdicke von etwa 5 µ bis etwa 15 µ aufgetragen
wird.
9. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Schmierstoff (3) gasförmig im Vakuum aufgedampft oder mittels Sputtertechnik
oder Gasentladungstechnik aufgebracht wird.
10. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Schmierstoff (3) in nahezu reinem Molybdändisulfid vorliegt.
11. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Schmierstoff (3) aus einer Mischung von Molibdändisulfid mit anderen Metallen,
insbesondere Titan, Chrom, Nickel und/oder Gold besteht.
12. Werkstück beschichtet nach dem Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche.