[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung gemäss dem Oberbegriff
des Anspruchs 1.
[0002] Bei mechanischen Geräten stellt sich immer wieder die Aufgabe gewisse Vorgänge zeitverzögert
ablaufen zu lassen. Hierfür sind zahlreiche Konstruktionen bekannt, welche vom eigentlichen
Uhrwerk über in einem Kugelkranz geführte Kugeln mit zylindrischer Unruh (EP -A2-
104 138, Fig. 4 ff.) bis zu fluidmechanischen Vorrichtungen reichen.
[0003] Derartige Vorrichtungen sind vorwiegend für die Auslösung einmaliger Vorgänge bestimmt
und nicht für einen Intervall- oder Dauerbetrieb geeignet und zudem relativ teuer
aufgrund der erforderlichen Genauigkeit ihrer Bauelemente.
[0004] In den seit Jahrzehnten im Einsatz befindlichen Stoffhandtuchspendern sind zeitabhängige
Vorgänge, insbesondere Transportsperren für das bandförmige Stoffhandtuch mittels
zusammengepresster Saugnäpfen realisiert (u.a. DE-OS 24 47 139), welche über Ventilschrauben
in engen Grenzen in ihrem Zeitverhalten einstellbar sind.
[0005] Besonders nachteilig bei diesen Saugnäpfen ist die nur rudimentäre Einstellbarkeit
der nachströmenden Luft, wodurch sich nur in weiten Grenzen reproduzierende und auf
einige Sekunden begrenzte Zeitglieder ergeben. Die richtige Justierung der Ventilschraube
erfordert daher grosses Fingerspitzengefühl, was die zahlreichen Betreiber derartiger
Spender überfordert. Besondere Schwierigkeiten bereiten dabei oft gewünschte längere
Zeitintervalle von über 10 Sekunden bis zu einigen Minuten, da zu den thermisch bedingten
Änderungen der Materialeigenschaften der Saugnäpfe auch noch variierende atmosphärische
Bedingungen die Reproduzierbarkeit der gesamten Vorrichtung beeinträchtigen. Negativ
wirkt sich auch die nicht lineare und oft ungenügende Rückstellkraft der Saugnäpfe
während des Trennvorgangs auf die zu schaltenden Glieder und Abläufe aus.
[0006] Es ist daher Aufgabe der Erfindung eine gegenüber dem Vorerwähnten verbesserte, kostengünstige
und einfach zu unterhaltende Vorrichtung zu schaffen. Diese soll für reproduzierbare
Zeitintervalle von wenigen Sekunden bis mehreren Minuten geeignet sein und bei der
Auslösung mechanische Momente generieren können, welche ohne weitere Hilfsenergie
direkt nutzbar sind.
[0007] Neben dem allgemeinen Einsatz soll auch die spezifische Verwendungen für die Vorrichtung
angegeben werden.
[0008] Die vorerwähnte Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
[0009] Durch den Einsatz von handelsüblichen porösen Körpern, wie sie an sich in zahlreichen
technischen Geräten zur Anwendung kommen, lässt sich die in den Hohlkörper einströmende
Luft dosieren, d.h. je nach gewählter Porosität ergibt sich ein definiertes und reproduzierendes
Zeitverhalten der Vorrichtung.
[0010] In abhängigen Ansprüchen sind vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung angegeben.
[0011] Besonders geeignet sind Sinterwerkstoffe, auf keramischer oder auf Polymer-Basis,
Anspruch 2.
[0012] Die Ausführung nach Anspruch 3 ergibt eine formschlüssige und Dichte Einbringung
des meist spröden Sinterkörpers und erlaubt diesen leicht auszuwechseln, insbesondere
an Orten mit hoher Luftbelastung.
[0013] Durch eine zusätzliche Bohrung mit Dichtelement gemäss Anspruch 4, kann eine einfache
und sehr wirkungsvolle Schnellabschaltung der Vorrichtung realisiert werden.
[0014] Die Ausführungsform nach Anspruch 5 ist besonders vorteilhaft und lässt sich direkt
durch eine Bewegung, beispielsweise eine Öffnung eines Apparategehäuses auslösen.
[0015] Ein nach Anspruch 6 gewählter Hohlkörper besitzt ein relativ grosses Luftvolumen
und ist vor allem für die Erzielung langer Zeitintervalle geeignet.
[0016] Bewährt haben sich Faltenbalge nach Anspruch 7, da sie eine dauerhafte Stirnfläche
mit gutem Dichtverhalten und eine hohe Eigenelastizität besitzen, die bei der Auslösung
der Vorrichtung als kinetische Energie nutzbar ist.
[0017] Besonders platzsparend sind Anordnungen nach Anspruch 8.
[0018] Durch eine zusätzliche Feder nach Anspruch 9, lässt sich die kinetische Energie bei
der Auslösung steigern.
[0019] Die Verwendung der Vorrichtung gemäss Anspruch 10 ist sehr vorteilhaft, da sie gegenüber
anderen Vorrichtungen eine beträchtliche Verbesserung der Betriebssicherheit ergibt
und sich insbesondere Nachjustierungen von Ventilen etc. erübrigen.
[0020] Nachfolgend wird anhand von Zeichnungen der Erfindungsgegenstand näher erläutert
und im Zusammenhang beschrieben.
[0021] Es zeigen:
- Fig. 1
- die Vorrichtung eingebaut in einen weitverbreiteten Handtuchspender,
- Fig. 2a
- eine Schnittdarstellung durch den Ventilkörper der Vorrichtung Fig. 1,
- Fig. 2b
- das Drosselstück aus Fig. 1 mit seinem herausgenommenen Sinterzapfen,
- Fig. 3
- das Drosselstück aus Fig. 1 in zusammengebautem Zustand,
- Fig. 4
- das Drosselstück beim Einbau in einen Faltenbalg und
- Fig. 5
- die Vorrichtung mit Faltenbalg eingebaut in eine bevorzugte Variante eines Handtuchspenders.
[0022] In den meisten Handtuchspendern befinden sich Zeitglieder analog zur Anordnung in
Fig. 1, welche die Sperrzeit bei der Handtuchausgabe festlegen. Dabei ist ein federnder
Hohlkörper 1 - eine handelsübliche Gummikalotte - mit randförmigen Stirnfläche 2 und
einem zylindrischen Teil 3 auf einen Hohlzapfen 4 aufgesetzt, welcher an einer Auslöse-
und Schaltwippe 30 angeordnet ist. Diese Wippe 30 ist um einen Drehpunkt p in Pfeilrichtung,
mit c bezeichnet, nach unten, oder in die Gegenrichtung, mit o bezeichnet, in der
Vertikalen schwenkbar.
[0023] Das Gegenstück ist ein weiterer Hohlkörper 1, welcher mit seinem zylindrischen Teil
3 auf einem Ventilkörper 5 aufliegt. Stirnseitig befindet sich am Ventilkörper 5,
auf der linken Seite, ein Drosselstück 6 und auf der rechten Seite, auf einem Joch
5' befestigt eine Feder 16, welche eine Wippe 17, um ihre Drehachse 18, über einen
Federsupport 19 in die dargestellte Lage zieht.
[0024] An der Wippe 17 ist ein Ventilträger 20 vorhanden, durch welchen eine zapfenförmige
Ventildichtung 22 hindurch ragt und die eine kegelförmige Ausbuchtung 23 abdichtet.
[0025] Die Funktionsweise der Vorrichtung nach Fig. 1 ist folgende:
[0026] Wird die Auslöse- und Schaltwippe 30 durch eine Kraft in Pfeilrichtung c nach unten
bewegt, so wird zwischen den Stirnflächen 2, die eingeschlossene Luft verdrängt, so
dass bei einer Entlastung der Wippe 30 der Atmosphärendruck die federnden Hohlkörper
1 zusammenhält.
[0027] Strömt nun über das Drosselstück 6 langsam Luft A nach, so gelangt diese zwischen
die Hohlkörper 1, bis ein Druckausgleich zwischen deren Innern und der Atmosphäre
entsteht und sich die Auslöse- und Schaltwippe 30 in Pfeilrichtung o (gestrichelt)
nach oben bewegt und den wegabhängigen Vorgang auslöst.
[0028] Der Aufbau des Ventilkörpers 5 ist der Fig. 2a zu entnehmen; hier sieht man in einer
Schnittdarstellung die entsprechenden Verbindungskanäle. Die Bohrung des unteren Hohlkörpers
1, Fig. 1, ist auf einem Mundstück 11 mit Flansch aufgesetzt und somit über den vertikalen
Luftraum 12, eine vertikale Ventilöffnung 13, eine Verbindungsöffnung 14 und einen
horizontalen Luftraum 15 mit einer Drosselbohrung 10 in Verbindung.
[0029] In diese Drosselbohrung 10 wird das Drosselstück 6, ein Gummizapfen mit einer axialen
Bohrung 7 und einer Querbohrung 8 eingeschoben, wobei vorgängig der Sinterzapfen 9
in die Bohrung 7 eingesetzt wird. - Das zusammengebaute Drosselstück 6 ist in Fig.
3, in einer Teilschnittdarstellung, zu sehen.
[0030] Die in Fig. 1 eingezeichnete Wippe 17 dient der Schnell- und/oder Notabschaltung
über ihren Auslösehebel 21, wobei diese im geschlossenen Zustand über die Ventildichtung
22 die Ventilöffnung 13, Fig. 2a in der Ausbuchtung 23 verschliesst.
[0031] Wird nun beispielsweise das Gehäuse des Handtuchspenders geöffnet, so erfolgt - auch
bereits bei geringen Kräften - ein Auslenken der Wippe 17 in Richtung S. - Dadurch
strömt unverzüglich Luft über die Ventilöffnung 13 nach und die üblicherweise federbelastete
Auslöse- und Schaltwippe 30 bewegt sich in Richtung o; der ablaufende Vorgang ist
unterbrochen.
[0032] Im vorstehend beschriebenen Ausführungsbeispiel sind durch die beschriebenen Verbindungskanäle,
die Hohlräume 12, bis 15 in den beiden Körpern 1 vergrössert, was durch die Wahl einer
geeigneten Porosität des Sinterzapfens 9 eine relativ gute Vorbestimmung der Auslösezeit
ergibt.
[0033] Nachteilig bei dieser Lösung ist aber, aufgrund der relativ kleinen Oberfläche der
Hohlkörper 1, die geringe resultierende Haltekraft, was durch die Wahl eines grösseren
federnden Hohlkörpers 1', nämlich eines Faltenbalgs, Fig. 4, behoben ist. Zusätzlich
gewinnt man durch einen Faltenbalg einen längeren Schaltweg, was eine präzisere Einstellung
der nachfolgenden Mechanik und/oder andere mechanische Ausgestaltungen ermöglicht.
[0034] Das Drosselstück 6 ist hier direkt in das zylindrische Teil 3' des Faltenbalgs eingesetzt.
[0035] Der Sinterzapfen 9, im Drosselstück 6, kann in idealer Weise aus dem Sortiment handelsüblicher
Normteile (Fa. Strack Norma GmbH, D-5600 Wuppertal 1) bezogen werden; diese Sinterzapfen
unterschiedlicher Porosität sind üblicherweise in der Giessereitechnik und in der
Kunststoffverarbeitung eingesetzt.
[0036] In der Darstellung Fig. 5 ist ein derartiger Faltenbalg, als Hohlkörper 1' bezeichnet,
im Zeitglied und der Steuerung eines Handtuchspenders zu sehen, welche auf eine Hauptachse
43 einer Antriebswalze einwirken.
[0037] Dabei hält der Hohlkörper 1' eine Auslöse- und Schaltwippe 31 mit ihren Getriebeelementen
an einer am Apparategehäuse vorhandenen Kontaktfläche 32. Das zylindrische Teil 3'des
Hohlkörpers 1' ist an einer Winkelfläche 33 der Wippe 31 angeordnet, welche um eine
Schwenkachse 34 in Pfeilrichtung drehbar ist, sobald sich der Federbalg, d.h. der
Hohlkörper 1', von der Kontaktfläche 32 löst.
[0038] Auf der Auslöse- und Schaltwippe 31 befindet sich u.a. ein Ellipsoid-Zahnrad 35,
welches um seine Drehachse 36 um 90° schaltbar ist. Um das Ausklinken des Zahnrads
35 von seinem Gegenrad, einem Hauptzahnrad 42 zu ermöglichen, sind neben den am grössten
Durchmesser vorhandenen vollständigen Zähnen 37, Zahnlücken 39 und am kleinsten Durchmesser
abgeplattete Zähne 38 vorgesehen. An einem gerätefesten (ortsfesten) Mittelsteg 40,
der über die ebenfalls gerätefeste Drehachse 36 hinausragt, liegen Blattfedern 41
an, welche an stirnseitigen Haltern 41' am Zahnrad 35 befestigt sind.
[0039] Das Hauptzahnrad 42 sitzt auf einer Achse 43, welche dem Antrieb einer Rolle mit
benutztem Handtuch dient
[0040] Löst sich nun der Hohlkörper 1' von der Kontaktfläche 32, so bewirkt dessen inhärente
Federkraft die Drehung der Wippe 31 in Pfeilrichtung o, unterstützt durch die Blattfedern
41 am Zahnrad 35, welches sich um 90° dreht, wodurch die Blattfedern 41 parallel am
Mittelsteg 40 anliegen.
[0041] Zusätzlich befindet sich auf der Auslöse- und Schaltwippe 31 ein Getriebesupport
50 mit einer Verriegelung, bestehend aus einem, an einer oberen Winkelfläche 46 angeordneten
Federteil 45 und einer Zahnradverriegelung 44, welche ebenfalls um eine Schwenkachse
47 drehbar sind bzw. sich in Pfeilrichtung, im Gegenuhrzeigersinn, auslenken lassen.
[0042] Im weiteren befinden sich auf diesem Getriebesupport 50 Wellenlager 48 - 49 für nicht
dargestellte Zahnräder und Übertragungsglieder.
[0043] Im vorliegenden Fall wurde experimentell ein Sinterzapfen 9 für eine vom Anwender
gewünschte Verzögerungszeit von 14 s ausgewählt.
[0044] Figur 5 zeigt deutlich, wie der Erfindungsgegenstand durch seine Anpassungsfähigkeit
zur Schaltung und Steuerung von komplexen mechanischen Zeitabläufen einsetzbar ist.
[0045] Selbstverständlich ist der Gegenstand nicht auf Anwendungen in Handtuchspendern beschränkt,
er kann auch in Fällen, wo keine Hilfsenergie zur Verfügung steht, elektronische Zeit-
und Schaltglieder ersetzen und weist eine hohe Reproduzierbarkeit auf.
1. Vorrichtung zur Auslösung eines wegabhängigen Vorgangs innerhalb eines vorgegebenen
Zeitintervalls, bestehend aus einem federnden Hohlkörper mit einer flanschförmigen
Stirnfläche, welche auf einem Gegenstück zumindest annähernd luftdicht auflegbar ist,
wobei zu Beginn des Zeitintervalls eine kurzzeitig in axialer Richtung einwirkende
Kraft den Hohlkörper auf dem Gegenstück aufpresst und anschliessend entlastet, wonach
durch den atmosphärischen Druck beaufschlagt, der einen Unterdruck aufweisende Hohlkörper
mit seiner Stirnfläche am Gegenstück hält, wobei das Innere des Hohlkörpers durch
eine drosselartige Verbindungsleitung mit der Atmosphäre verbunden, sukzessive den
Atmosphärendruck annimmt und schliesslich den Hohlkörper zur Auslösung eines Vorganges
freigibt, dadurch gekennzeichnet, dass in diese Verbindungsleitung ein Körper (9)
mit vorgewählter Porosität eingeschaltet ist, welcher aufgrund seiner vorgegebenen
Gasdurchlässigkeit, in einer vorbestimmten Zeit den Druckausgleich zwischen der Atmosphäre
und dem Innern des Hohlkörpers (1;1') herbeiführt, wodurch sich dessen Stirnfläche(2)
vom Gegenstück (2; 32) trennt und den Vorgang auslöst.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der poröse Körper (9) ein
Sinterwerkstoff ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass in die Verbindungsleitung
ein elastischer Zapfen (6) eingesetzt ist, der in einer zentralen Bohrung (7), den
Sinterwerkstoff (9) enthält.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass in die Verbindungsleitung
eine zusätzliche Bohrung (13) führt, welche durch ein beweglich angeordnetes Dichtelement
(20, 22) abgeschlossen ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Dichtelement (20, 22)
durch eine Feder (16) belastet und auf einem Schalthebel (17) angeordnet ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Hohlkörper (1') ein
aus mehr als zwei Falten bestehender Balg ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Hohlkörper (1') ein
Faltenbalg aus Silikongummi ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Hohlkörper (1')
endseitig an einer, in ihrem Schwenkweg begrenzten Wippe (31) befestigt ist und dass
das Gegenstück eine feststehende Platte (33) ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Wippe (31) durch eine
Feder belastet ist und den Formschluss zwischen wenigstens zwei Getriebeelementen
(35, 42) schaltet.
10. Verwendung der Vorrichtung nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 9 in einem Handtuchspender
zur Begrenzung des Zeitintervalls zwischen zwei aufeinander folgenden Handtuchausgaben.