Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein wannenförmiges, mit einer Kunststoffdichtungsbahn
gedichtetes Becken für die Rückhaltung von Oberflächenwasser in einem Gebiet mit hohem
Grundwasserstand, bei dem die Abdichtungssohle unterhalb des Grundwasserspiegels liegt
sowie auf ein Verfahren zum Herstellen eines solchen Beckens.
Stand der Technik
[0002] Das von Straßen oder sonstigen befestigten Verkehrsflächen ablaufende Wasser gilt
rechtlich als Abwasser, das als solches zu behandeln ist. Um den stoßweisen Ablauf
von nach einem Regenereignis ablaufendem Oberflächenwasser zu vergleichmäßigen, werden
Rückhalte- und/oder Abscheidebecken benützt, die entweder als Becken aus Stahlbeton
oder auch als mit Kunststoffdichtungsbahnen abgedichtete, wannenartige Erdbecken ausgeführt
werden. Solche Becken dienen zur Speicherung der zulaufenden Wassermengen und zu deren
gedrosselter Ableitung in eine Kläranlage oder in einen Vorfluter, als Abscheidebecken
auch zur Reinigung des Wassers von Schwebstoffen und abscheidbaren Flüssigkeiten.
[0003] Bei der Anlage von Erdbecken in Gebieten mit hohem Grundwasserstand, wie in Flussauen,
an Seeufern oder in der Nähe von Moorgebieten, müssen zur Herstellung besondere Maßnahmen
ergriffen werden, um die als Beckendichtung verwendeten Kunststoffdichtungsbahnen
im Trockenen verlegen und verschweißen zu können. Dazu muss durch Brunnenanlagen mit
Pumpen, gegebenenfalls nach Umschließung der Baustelle mit Spundwänden, der Grundwasserspiegel
bis unter die Beckensohle abgesenkt werden.
[0004] Wird ein solches Becken für Wartungsarbeiten entleert, dann muss die Beckendichtung
gegen Auftrieb gesichert werden. Dies geschieht meist durch den Einbau dicker Bodenschichten,
deren Kubatur noch vergrößert werden muss, weil das Material sich im Wasser befindet,
dadurch unter Auftrieb steht und deshalb erheblich leichter ist als in trockenem Zustand.
Dies bedingt den teuren Aushub einer großen Menge nassen Bodens, der meist beseitigt
werden muss. Als Ersatzboden müssen Kiese geliefert werden. Bei Unfällen mit Chemikalien
oder mit kontaminiertem Löschwasser nach Fahrzeugbränden werden solche lediglich als
Ballast dienenden Bodenschichten verunreinigt; sie müssen dann mit hohen Kosten als
Sondermüll beseitigt werden. Auch bei der Entleerung des Beckens für Wartungsarbeiten
muss der Grundwasserspiegel immer bis auf die Höhe der Abdichtungssohle abgesenkt
werden.
Aufgabe der Erfindung
[0005] Vor diesem Hintergrund liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine Möglichkeit
zu schaffen, um den arbeits- und kostenmäßigen Aufwand sowohl für die Errichtung,
als auch für die Wartung eines solchen Erdbeckens zu verringern.
Darstellung der Erfindung
[0006] Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe durch ein wannenförmiges Rückthaltebecken
gemäß Anspruch 1 gelöst.
[0007] Ein Verfahren zur Herstellung eines solchen Beckens ist in Anspruch 7 angegeben.
[0008] Vorteilhafte Weiterbildungen ergeben sich aus den jeweiligen Unteransprüchen.
[0009] Der Grundgedanke der Erfindung besteht darin, die Ballastierung der Beckenabdichtung
zur Verhinderung gegen die Wirkungen des Auftriebs durch das Grundwasser bei leerem
Becken nicht innerhalb, sondern unterhalb des eigentlichen Beckens in einer ebenfalls
gegenüber dem Grundwasser gedichteten Wanne anzuordnen. Das zur Füllung dieser Wanne
verwendete Ballastmaterial ist so einerseits durch die Abdichtung gegenüber dem Grundwasser
und andererseits durch die eigentliche Beckendichtung wie in einem Kissen eingeschlossen,
so dass es trocken bleibt und seine Funktion als Ballast nicht verliert. Dadurch braucht
keine Abminderung für Auftrieb angesetzt zu werden, wodurch sich für diesen Bereich
die erforderliche Aushubtiefe deutlich verringert. Schließlich kann die Ballastschüttung
nicht durch etwa kontaminiertes Oberflächenwasser verunreinigt werden.
[0010] Die Erfindung eröffnet eine weitere, sehr vorteilhafte Möglichkeit zur Herstellung
eines solchen Beckens, nämlich unter Verzicht auf eine Absenkung des Grundwasserspiegels.
So ist es ohne weiteres möglich, den Aushub für das Becken und die unterhalb des Beckens
befindliche Wanne für die Ballastschüttung unter Wasser vorzunehmen, die Kunststoffdichtungsbahn
für die Abdichtung der Wanne gegenüber dem Grundwasser über der wassergefüllten Baugrube
auszulegen und sie durch fortlaufende Schüttung des Ballastmaterials unter Verdrängung
des die Baugrube füllenden Wassers abzusenken. Das Profil des herzustellenden Beckens
wird dann in der Ballastschüttung ausgeformt, so dass die eigentliche Beckendichtung
im Trockenen verlegt und eingebaut werden kann.
[0011] Die Erfindung eröffnet aber noch einen weiteren Vorteil, nämlich dann, wenn als Füllmaterial
für die Ballastschüttung zur Auftriebssicherung Schlacke aus Elektrostahlwerken, sogenannte
Elektroofenschlacke mit einer Wichte größer 30 kN/m
3 verwendet wird. Elektroofenschlacke enthält etwa 30 bis 35 % Eisen und ist deshalb
sehr schwer. Infolge dieser Zusammensetzung hat dieses Material eine um 50 % höhere
Einbaudichte als mineralisches Material. Daraus resultiert als Vorteil, dass die erforderlichen
Aushubmengen gegenüber einer herkömmlichen Ballastierung aus mineralischem Material
beträchtlich reduziert werden können; es wird hierdurch etwa ein Drittel der sonst
notwendigen Aushubtiefe eingespart.
Beschreibung der Zeichnung
[0012] Die Erfindung wird nachstehend anhand der Zeichnung näher erläutert. Es zeigt
- Fig. 1
- einen Schnitt durch ein Rückhaltebecken nach der Erfindung und
- Fig. 2
- einen Ausschnitt aus Fig. 1 in größerem Maßstab.
[0013] Zur Errichtung des in Fig. 1 in einem Querschnitt dargestellten Rückhaltebeckens
1 wird zunächst eine über die spätere Beckengröße hinausgehende Fläche mit geometrisch
einfacher Form etwa 1 bis 2 m über die planmäßige Beckensohle 2 hinaus ausgehoben,
so dass eine Wanne 3 mit einer Sohle 4 und Böschungen 5 entsteht, deren Oberflächen
geglättet werden. Der hierdurch entstandene Aushubraum 6 füllt sich bis zum natürlichen
Grundwasserspiegel 7 mit Wasser auf. Auf die Böschungen 5 werden vorsorglich Sickerrohre
ausgelegt und Saugschläuche für Pumpen vorgesehen.
[0014] Im nächsten Schritt wird eine werkseitig oder neben dem zu erstellenden Becken 1
hergestellte Abdichtungsplane 8 aus flexiblen, miteinander verschweißten Kunststoffdichtungsbahnen
über den Aushubraum 6 gezogen und provisorisch gesichert. Anschließend wird eine Schutzschicht
9, z.B. eine Faservliesmatte aus miteinander vernähten Einzelbahnen, über die bereits
verlegte Dichtungsplane 8 gezogen. Im Bereich der Wannensohle 4 können noch Stabilisierungselemente
10 ausgelegt werden, die beim nachfolgenden Aufbringen der Ballastschüttung 11 ein
Abrutschen der ersten Ballastschicht verhindern (Fig. 2).
[0015] Anschließend wird mit einem Bagger, der einen Ausleger mit entsprechender Reichweite
besitzt, die Ballastschicht 11 zunächst auf der Aushubsohle 4 und sodann entlang der
Böschungen 5 eingebaut. Das durch die fortschreitende Ballastierung verdrängte Grundwasser
drückt sich bei einem Untergrund aus rolligem Material nach außen; bei einem Untergrund
aus bindigem Material wird es von Pumpen durch die vorher unterhalb der Abdichtungsplane
8 verlegten Sickerrohre abgesaugt und in einen Vorfluter geleitet. Liegt die Abdichtungsplane
8 unter dem Gewicht der Ballastschüttung 11 vollflächig auf dem Untergrund 4, 5 auf,
können die Pumpen abgeschaltet und entfernt werden.
[0016] Zwischen dem Tiefpunkt der Abdichtungsplane 8 und dem Beckenrand wird im Bereich
eines Wartungs- und Kontrollschachtes 12 entlang der Böschung ein geschlossenes Rohr
13 verlegt und außerhalb der Abdichtungsplane 8 zunächst provisorisch befestigt; es
dient gegebenenfalls zur Absaugung von etwa in die Ballastschüttung 11 eingedrungenem
Wasser. Ein zweites kurzes Rohrstück 14 dient der Belüftung der Ballastschüttung 11,
vor allem dann, wenn Wasser abgesaugt wird.
[0017] Das Zulaufrohr 15 zum Becken sowie das Auslaufrohr 16 werden oberhalb des Grundwasserspiegels
7 durch die Abdichtungsplane 8 geführt und in an sich bekannter Weise gedichtet. In
den Böschungsflächen 5 können hierzu um die Rohrleitungen herum Betonkragen hergestellt
und die Oberflächen geglättet werden. Auf diesen Oberflächen wird die Abdichtungsplane
8 in an sich bekannter Weise mit Klemmschienen und Dichtungsband befestigt.
[0018] Etwa 2 m außerhalb des Beckenrandes wird der Außenrand der Abdichtungsplane 8 in
einem Ankergraben 17 verlegt, der anschließend verfüllt und das Füllmaterial verdichtet
wird. Zwischen dem Ankergraben 17 und dem Rand der Aushubwanne 4 ist ein umlaufender
Wall 18 angeordnet, der etwa 15 cm höher sein soll als der rückwärtige Rand der Abdichtungsplane
8 im Ankergraben 17. Damit wird vermieden, dass aufgestautes Wasser etwa aus dem Gelände
unter die Beckendichtung 20 sickern kann.
[0019] Anschließend wird mit zusätzlichem Schüttmaterial die gewünschte Form des Rückhaltebeckens
1 hergestellt und zur Egalisierung der Flächen mit gleichartigem Sandmaterial abgedeckt.
Auf die Sandschicht wird dann als untere Schutzschicht 19 für die Beckendichtung eine
Faservliesmatte mit 500 g/m
2 Flächengewicht verlegt.
[0020] Anschließend erfolgt der Einbau der Beckendichtung 20. Sie besteht zweckmäßig ebenfalls
aus miteinander verschweißten Kunststoffdichtungsbahnen aus modifiziertem Polyethylen
oder thermoplastischen Olefinen, die eine ausreichende Beständigkeit gegen die im
Straßenabwasser nach Unfällen vorkommenden Chemikalien besitzen. Die Beckendichtung
20 wird an die Rohrleitungen des Zu- und Ablaufs 15 bzw. 16 dicht angeschlossen. Anschließend
wird außerhalb des Beckens 1 ein Kontroll- und Wartungsschacht 12 für den Ablauf erstellt.
An diesen werden das Entwässerungsrohr 13 sowie das Belüftungsrohr 14 der Ballastschicht
11 angeschlossen.
[0021] Die Kunststoffdichtungsbahn der Beckendichtung 20 wird mit der Abdichtungsplane 8
hinter dem umlaufenden Erdwall 18 am Beckenrand durch Handschweißung verschweißt (21),
um den Zutritt von Sickerwasser zu verhindern.
[0022] Die Beckendichtung 20 des Rückhaltebeckens 1 wird zur Beckenseite hin in an sich
bekannter Weise durch Faservliesmatten 22 gegen Beschädigung durch Abrieb oder scharfkantige
Steine geschützt. Darüber kann eine Krallmatte 23 zur Stabilisierung der Bodenandeckung
24 zumindest im Bereich der Böschungen verlegt werden. Auf der Beckensohle 2 wird
als Schutz gegen die mechanische Beanspruchung bei Wartungsarbeiten eine etwa 10 cm
dicke Betonschicht 25 in eine wabenartige, als Schalung dienende Matte eingebaut.
Schließlich werden die Böschungen mit einer etwa 10 bis 15 cm dicken Bodenschicht
24 bedeckt und anschließend begrünt.
[0023] Der Beckenablauf 16 erfolgt in an sich bekannter Weise über gelochte Rohrleitungen
26, welche mit Filtergeweben und Vliesstoff umhüllt sind und an dichte Rohrleitungen
27 anschließen. Die Rohrleitungen 26 sind in halber Tiefe des Beckens 1 auf Kunststoffstützen
montiert; sie können so von allen Seiten angeströmt werden, wodurch sich die Fließgeschwindigkeit
im Becken verringert und damit dem Schlammrückhalt dient.
[0024] Diese Konstruktion kann ohne großen Aufwand gewartet werden; im Schadensfall sind
nur geringe Mengen kontaminierten Materials zu entsorgen.
1. Wannenförmiges, mit einer Kunststoffdichtungsbahn gedichtetes Becken für die Rückhaltung
von Oberflächenwasser in einem Gebiet mit hohem Grundwasserstand, bei dem die Abdichtungssohle
unterhalb des Grundwasserspiegels liegt, dadurch gekennzeichnet, dass unterhalb des
Beckens (1) eine gegen das Grundwasser abgedichtete Wanne (3) mit einer Schüttung
(11) aus Ballastmaterial angeordnet ist.
2. Wannenförmiges Becken nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Schüttung
(11) aus Elektroofenschlacke besteht.
3. Wannenförmiges Becken nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Abdichtung
(8) der Wanne (3) gegen das Grundwasser aus einer Kunststoffdichtungsbahn besteht.
4. Wannenförmiges Becken nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass
die Ränder der Abdichtung (8) in einem außerhalb des Beckens verlaufenden Ankergraben
(17) angeordnet sind.
5. Wannenförmiges Becken nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen dem Ankergraben
(17) und dem Rand der Wanne (3) ein umlaufender Wall (18) angeordnet ist, über den
die Abdichtung (8) verläuft.
6. Wannenförmiges Becken nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass
die Kunststoffdichtungsbahn für die Abdichtung (8) der Wanne (3) und die Kunststoffdichtungsbahn
(20) des Beckens (1) im Bereich des Walles (18) dicht miteinander verbunden, insbesondere
verschweißt (21) sind.
7. Verfahren zum Herstellen eines Rückhaltebeckens nach den Ansprüchen 1 bis 6, gekennzeichnet
durch folgende Verfahrensschritte:
- die Baugrube (6) für das zu errichtende Rückhaltebecken (1) wird ohne Umschließung
oder Absenkung des Grundwasserspiegels (7) ausgehoben,
- über die Aushubfläche (4, 5) wird eine Dichtungsbahn (8) als Bodendichtung gelegt
und mit Ballastmaterial (11) beschüttet, bis sie unter Verdrängung des in der Baugrube
befindlichen Wassers auf die Aushubsohle (4) abgesunken ist,
- in der Oberfläche des Ballastmaterials (11) wird das Profil des zu errichtenden
Rückhaltebeckens (1) ausgeformt,
- über die Oberfläche des Ballastmaterials (11) wird eine Dichtungsbahn als Beckendichtung
(20) gelegt.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Außenränder der Boden-
(8) und der Beckendichtungsbahn (20) - unter Einschluss des Ballastmaterials (11)
- dicht miteinander verbunden, insbesondere verschweißt werden.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass als Ballastmaterial
(11) Elektroofenschlacke verwendet wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass auf die Bodendichtungsbahn
(8) zumindest im Bereich der Beckensohle (4) Stabilisierungselemente (10) zur Fixierung
des Ballastmaterials (11) aufgelegt werden.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass auf die
Beckensohle (2) und/oder die geböschten Seitenwände des Beckens (1) eine Schutz- und/oder
Ballastschicht aufgebracht wird.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Schutz- und/oder Ballastschicht
im Bereich der Beckensohle (2) aus einer Betonplatte (25) besteht.
13. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Schutz- und/oder Ballastschicht
im Bereich der geböschten Wände aus Bodenmaterial (24) besteht.