[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung eines paramagnetischen,
insbesondere in Medien mit hoher Chloridkonzentration korrosionsbeständigen Werkstoffes
mit hoher Dehngrenze, Festigkeit und Zähigkeit bestehend aus in Gew.-%
max. 0,1 Kohlenstoff
0,21 bis 0,6 Silizium
17,0 bis 24,0 Chrom sowie Mangan und Stickstoff
bis 2,5 Nickel
bis 1,9 Molybdän
max. 0,3 Kupfer
bis 0,002 Bor
bis 0,8 Elemente der Gruppe 4 und 5 des Periodensystems
Rest Eisen, erschmelzungsbedingte Begleitelemente und Verunreinigungen.
[0002] Weiters betrifft die Erfindung einen austenitischen, paramagnetischen Werkstoff mit
guter Korrosionsbeständigkeit, insbesondere in Medien mit hoher Chloridkonzentration,
und hoher Dehngrenze, Festigkeit und Zähigkeit bestehend aus Kohlenstoff, Mangan,
Silizium, Chrom und Stickstoff sowie gegebenenfalls Nickel, Molybdän, Kupfer, Bor,
karbidbildende Elemente, Rest Eisen, erschmelzungsbedingte Begleitelemente und Verunreinigungen.
[0003] Schließlich umfaßt die Erfindung die Verwendung eines nach dem eingangs genannten
Verfahren hergestellten Werkstoffes.
[0004] Hochfeste Werkstoffe, die paramagnetisch und korrosionsbeständig sind und aus wirtschaftlichen
Gründen im wesentlichen aus Chrom- Mangan- Eisen- Legierungen bestehen, werden für
den chemischen Apparatebau, bei Einrichtungen für die elektrische Energieerzeugung
und insbesondere für Komponenten in der Ölfeldtechnik verwendet. Sowohl an die korrosionschemischen
also auch an die mechanischen Eigenschaften derartig einzusetzender Materialien werden
in zunehmendem Maße höhere Forderungen gestellt.
[0005] Bei im wesentlichen allen oben angeführten Verwendungsarten ist es unabdingbar, daß
sich der Werkstoff vollkommen homogen,höchst amagnetisch bzw. paramagnetisch verhält.
Bei Kappenringen von Generatoren mit hoher Dehngrenze und Zähigkeit beispielsweise,
muß ein gegebenenfalls geringfügiges ferromagnetisches Verhalten auch in Teilen des
Werkstoffes mit höchster Sicherheit ausgeschlossen sein. Für Messungen bei der Durchführung
von Bohrungen, insbesondere Explorationsbohrungen in Erdöl- oder Erdgasfeldern, sind
Schwerstangen aus Werkstoffen mit magnetischen Permeabilitätswerten von unter 1,02
bzw. von weniger als 1,018 erforderlich, um eine genaue Verfolgung des Ortes der Bohrung
und Abweichungen von dem vorgesehenen Kurs derselben feststellen und berichtigen zu
können.
[0006] Weiters ist es auch notwendig, daß Einrichtungen der Ölfeldtechnik und Bohrstrangkomponenten
eine hohe mechanische Festigkeit, insbesondere eine hohe 0,2%- Dehngrenze aufweisen,
um dadurch maschinen- und anlagentechnische Vorteile und eine hohe Betriebssicherheit
zu erhalten. Ebenso wichtig ist in vielen Fällen eine hohe Dauerwechselfestigkeit,
weil bei einer Rotation des Teiles bzw. der Schwerstangen schwellende oder wechselnde
Beanspruchungen vorliegen können.
[0007] Schließlich ist von entscheidender Bedeutung das Korrosionsverhalten des Werkstoffes
in wässrigen oder ölhaltigen Medien, insbesondere mit hoher Chloridkonzentration.
[0008] Den Anforderungen der neueren Entwicklungen in der Anlagen- und Tierfbohrtechnik
zufolge werden immer strengere Maßstäbe an die Werkstoffe hinsichtlich der Kombination
von paramagnetischem Verhalten, hoher Dehngrenze sowie dergleichen Festigkeit und
Beständigkeit gegen chloridinduzierte Spannungsrißkorrosion sowie Lochfraßkorrosion
(Lochkorrosion) und Spaltkorosion gestellt.
[0009] Es sind Werkstoffe aus Cr-Mn-Fe- Legierungen bekannt, die hinsichtlich der mechanischen
Eigenschaften und des Korrosionsverhaltens durchaus den an diese gestellten diesbezüglichen
Anforderungen genügen, allein deren magnetische Permeabilitätswerte verhindern den
Einsatz für Teile, die im Zusammenhang mit magnetischen Messungen eingesetzt werden
und schließen beispielsweise eine Verwendung für Schwerstangen aus. Andererseits können
erforderliche amagnetische Werkstoffe mit guten Festigkeitseigenschaften den Korrosionsangriffen
nicht standhalten und weitgehend paramagnetische Teile mit hohem Korrosionswiderstand
besitzen oft nicht die notwendigen hohen mechanischen Werte.
[0010] Es ist bekannt, durch Stickstoffgehalte die mechanischen und korrosionschemischen
Eigenschaften von im wesentlichen Cr -Mn-Fe- Legierungen zu verbessern, wobei jedoch
teure metallurgische Verfahren, die mit erhöhten Drücken arbeiten, erforderlich sind.
[0011] Aus wirtschaftlichen Gründen wurden auch Eisen-Mangan-Chrom- Legierungen entwickelt,
die ohne Druckschmelz- und dergleichen Gießverfahren,also bei Atmosphärendruck, herstellbar
sind ( WO 98/48070), wobei durch legierungstechnische Maßnahmen ein gewünschtes Eigenschaftsprofil
des Werkstoffes erreicht werden soll. Derartige Legierungen weisen durchwegs zur Verbesserung
der Korrosionsbeständigkeit einen Molybdängehalt von über 2% auf, was Vorteile insbesondere
beim Loch- und Spaltkorrosionsverhalten erbringt . Molybdän ist jedoch wie Chrom ein
Ferritbildner und kann in Seigerungsbereichen zu ungünstigen magnetischen Eigenschaften
des Materials führen. Erhöhte Nickelgehalte stabilisieren zwar den Austenit, wirken
aber gegebenenfalls mit höheren Kupferkonzentrationen verschlechternd auf die mechanischen
Eigenschaften und intensivieren die Rißinitiation.
[0012] Durch eine ausgewogene Konzentration der Legierungselemente wird gemäß PCT/US91/02490
versucht, eine austenitische antimagnetische rostfreie Stahllegierung zu schaffen,
die bei Warmbearbeitung jedoch ohne anschließende Vergütung eine hervorragende Kombination
von Eigenschaften besitzt.
[0013] Um insbesondere die mechanischen Eigenschaften von amagnetischen Bohrsstrangteilen
zu verbessern, wurde bereits ein Verfahren vorgeschlagen (EP-0207068 B1), bei welchem
der Werkstoff einer Warm-und Kaltumformung unterworfen wird, wobei die Kaltumformung
bei einer Temperatur zwischen 100°C und 700°C mit einem zumindest 5%-igen Verformungsgrad
erfolgt.
[0014] Die Erfindung setzt sich zum Ziel, ein Verfahren zu schaffen, welches bei Ausschöpfung
von legierungstechnischen Maßnahmen eine Verformung einschließt und synergetisch eine
Herstellung eines mit hoher Sicherheit paramagnetischen, in Medien mit hoher Chloridkonzentration
korrosionsbeständigen ferritfreien Werkstoffes mit hoher Dehngrenze, Festigkeit und
Zähigkeit angibt.
[0015] Weiters ist es Aufgabe der Erfindung, einen vollaustenitischen paramagnetischen Werkstoff
mit guter Korrosionsbeständigkeit und hohen mechanischen Werten zu erstellen.
[0016] Das erfindungsgemäße Ziel wird bei einem Verfahren der eingangs genannten Art dadurch
erreicht, daß eine Legierung bestehend in Gew.-%
max. 0,1 Kohlenstoff
0,21 bis 0,6 Silizium
17,0 bis 24,0 Chrom sowie
Mangan und
Stickstoff
bis 2,5 Nickel
bis 1,9 Molybdän
max. 0,3 Kupfer
bis 0,002 Bor
bis 0,8 Elemente der Gruppe 4 und 5 des Periodensystems
Rest Eisen, erschmelzungsbedingte Begleitelemente und Verunreinigungen mit
mehr als 20 Gew.-%, jedoch weniger als 30 Gew.-% Mangan
und mit
mehr als 0,6 Gew.-, jedoch weniger als 1,4 Gew.-% Stickstoff erschmolzen, unter Atmosphärendruck
zu einem Block oder Gußstück erstarren gelassen und der gebildete Block bzw. das Gußstück
in einem ersten Schritt einer Warmumformung bei einer Umformtemperatur von höher als
850°C unterworfen und darauffolgend mit erhöhter Geschwindigkeit abgekühlt wird, wonach
in einem zweiten Schritt eine weitere Umformung des Schmiedestückes bei einer Temperatur
von unter 600°C erfolgt und danach der Umformteil auf Raumtemperatur erkalten gelassen
wird.
[0017] Die durch die Erfindung erreichten Vorteile sind im wesentlichen darin zu sehen,
daß bei hoher Wirtschaftlichkeit betreffend die Werkstoffkosten und das Herstellverfahren
durch eine legierungstechnische Optimierung größte Korrosionsbeständigkeit und ein
gewünscht paramagnetisches Verhalten des Materials erreicht werden, wobei dessen hohe
mechanischen Kennwerte, insbesondere die Dehngrenze, ohne nachteilige Auswirkungen
auf die oben angeführten Eigenschaften durch eine gezielt ausgerichtete Kaltumformung
bei erhöhter Temperatur eine weitere wesentliche Verbesserung erfahren.
[0018] Der Kohlenstoffgehalt der Legierung ist mit max. 0,1 Gew.-% nach oben begrenzt, weil
höhere Gehalte sowohl zu einer Loch- und Spannungsrißkorrosion in chloridhaltigen
Medien als auch zu einer interkristallinen Korrosion von daraus gefertigten Teilen
führen. Die Einhaltung dieser Obergrenze, wobei Gehalte von max. 0,06 und 0,05 Gew.-%
bevorzugt sind, ist, wie oben erwähnt, aus korrosionschemischen Gründen wichtig, obwohl
Kohlenstoff die Dehngrenze erhöht und stark austenitbildend wirkt.
[0019] Silizium soll als Desoxidationsmetall mit einer Konzentration von mindestens 0,21
Gew.-% im Metall vorliegen, wobei eine Obergrenze mit 0,6 Gew.-% vorgesehen ist. Höhere
Gehalte an Silizium führen zu Nitridbildungen und zur Verschlechterung der Beständigkeit
gegen Spannungsrißkorrosion des Materials. Weil Silizium auch stark ferritbildend
wirkt, kann durch höhere Gehalte auch die magnetische Permeabilität nachteilig beeinflußt
werden. In vorteilhafter Weise ist ein Höchstgehalt von 0,48 Gew.-% wirksam.
[0020] Das Korrosionsverhalten, insbesondere eine Beständigkeit gegen Spannungsrißkorrosion
und Lochkorrosion wird durch den Chromgehalt der Legierung bestimmt. Dabei ist wichtig,
daß eine weitgehend homogene Chromverteilung im Werkstoff vorliegt; mit anderen Worten,
daß sogenannte Schwachstellen der Passivschicht durch Seigerungen und Einschlüsse
vermieden sind. Um weitgehend gesichert, eine gewünschte Korrosionsbeständigkeit zu
erreichen, sind Chromgehalte von größer als 17 Gew.-%, vorzugweise von mehr als 19
Gew.-% erforderlich. Chrom erhöht zwar die Löslichkeit der Legierung für Stickstoff,
wirkt jedoch ferritbildend und somit ungünstig bezüglich des gewünschten amagnetischen
bzw. paramagnetischen Verhaltens des Materials, so daß die höchste Chromkonzentration
24,0 Gew.-%, bevorzugt 22,0 Gew.-% beträgt.
[0021] Durch Nickel können zwar die mechanischen Werte der Legierung und die Stabilität
der austenitischen Struktur verbessert werden, für ausreichend gute Korrosionseigenschaften
des Werkstoffes, insbesondere die Spannungsrißkorrosion betreffend, sind Nickelgehalte
geringer als 2,5 Gew.-% besser, jedoch kleiner als 0,96 Gew.-% gefordert. Durch niedrige
Nickelgehalte ab 0,21 Gew.-% aufwärts bis zu obigen Maximalwerten ist es möglich,
ohne Nachteile im Korrosionsverhalten der gewünschten Legierung, eine Erhöhung der
Dehngrenze zu erreichen.
[0022] Das Legierungselement Molybdän verbessert die Beständigkeit des Werkstoffes gegen
Korrosion, insbesondere gegen chloridinduzierte Spalt- und Lochkorrosion. Weil jedoch
dieses Element ein starken Ferritbildner und ein dergleichen Karbidbildner sowie Bildner
von vergesellschafteten Phasen ist, liegen die Molybdänobergrenzen bei 1,9 Gew.-%,
besser jedoch bei 1,5 Gew.-%. Geringe Gehalte ab 0,28 Gew.-% Molybdän aufwärts bis
zu obigen Grenzwerten können ausscheidungsfreier Austenitstruktur des Gefüges korrosionschemisch
Vorteile bringen.
[0023] Das oft gegen Korrosionsangriff effektive Element Kupfer hat sich bei der erfindungsgemäßen
Legierung jeoch als nachteilig wirkend herausgestellt, wobei die Kupfergehalte kleiner
als 0,3 Gew.-%, besser jedoch kleiner als 0,25 Gew.-% sind, um Resistenz gegen Korrosion
zu erreichen.
[0024] Bor kann zur Verbesserung des Warmumformverhaltens des Materials diesem in einer
Menge bis zu 0,002 Gew.-%, vorzugsweise bis 0,0012 Gew.-% zulegiert sein. Höhere Mengen
an Bor führen zu Korngrenzenausscheidungen, Versprödungserscheinungen und unerwünschten
Gefügestrukturen.
[0025] Besonders wichtig für eine Verhinderung der Spannungsriß-und Lochkorrosion sind niedrige
Gehalte der Elemente der Gruppe 4 und Gruppe 5 des Periodensystems. Diese Elemente
( Ti, Zr, Hg, V, Nb, Ta) sind äußerst starke Karbid- und Nitrid- bzw. Karbonitridbildner
und weisen in der Gesamtheit Werte von geringer als 0,8 Gew.-%, besser von geringer
als 0,48 Gew.-% auf. Höhere Konzentrationen bewirken Ausscheidungen und dadurch Schwachstellen
in der Passivschicht an der Werkstückoberfläche, wodurch die Korrosionsbeständigkeit
beeinträchtigt ist.
[0026] Legierungstechnisch stellt das Element Stickstoff einen starken Austenitbildner dar.
Außerdem werden die Dehngrenze und die Resistenz des Werkstoffes gegen Loch- und Spaltkorrosion
durch Stickstoff erhöht. Stickstoff ist in Eisenbasislegierungen jedoch nur begrenzt
löslich, wobei durch steigende Chrom- und Mangangehalte die Löslichkeitsgrenze erhöht
wird. Im wesentlichen sind daher die Chrom-Mangan- und Stickstoffkonzentrationen der
Legierung synergetisch für den erfindungsgemäßen Werkstoff bzw. für dessen Eigenschaften
zu sehen. Einen Chromgehalt von 17,0 bis 24,0 Gew.-%, vorzugsweise von 19,0 bis 22,0
Gew.-%, besitzt, wie vorher dargelegt, der Werkstoff hauptsächlich aus Gründen der
Korrosionsbeständigkeit und des paramagnetischen Verhaltens wegen. Der Mangangehalt
von mehr als 20 Gew.-%, jedoch weniger als 30 Gew.-%, wobei die bevorzugten Konzentrationsbereiche
zwischen 20,5 bzw. 21,5 und 29,5 bzw. 25,0 Gew.-% liegen, ist einerseits zur Erhöhung
der Stickstofflöslichkeit und andererseits zur Stabilisierung der austenitischen bzw.
ferritfreien Gefügestruktur vorgesehen. Schließlich dient der Stickstoffgehalt von
mehr als 0,6 Gew.-%, jedoch niedriger als 1,4 Gew.-%, im wesentlichen der Erreichbarkeit
von hohen Dehngrenzenwerten.
[0027] Bevorzugte Stickstoffkonzentrationsbereiche sind:
0,64 bis 1,3 Gew.-%, insbesondere 0,72 bis 1,2 Gew.-% N. Niedrige Mangangehalte von
20 Gew.-% und geringer sowie hohe Stickstoffkonzentrationen von 1,4 Gew.-% und größer
führen auf Grund einer sprunghaften Abnahme der Stickstofflöslichkeit der Legierung
bei der Erstarrung zu porösen bzw. undichten Gußstücken. Bei Mangangehalten von 30
Gew.-% und mehr sowie bei Stickstoffanteilen von 0,6 Gew.-% und weniger sind erforderlich
hohe Dehngrenzen nicht erreichbar und eine Versprödung des Materials kann auftreten.
[0028] Wenn, wie aus Gründen der Werkstoffgüte und der Wirtschaftlichkeit vorgesehen ist,
der Gußblock oder das Gußstück unter Atmosphärendruck erstarrt ist, kann dieser bzw.
dieses einer Diffusionsglühung, die einer Homogenisierung der Mikrostuktur bzw. einem
Ausgleich der Mikroseigerungen dient, unterworfen werden. Diese Glühung kann beispielsweise
bei einer Temperatur um 1200 °C mit einer Dauer bis 60 Stunden durchgeführt werden.
[0029] Die Warmumformung des Gußstückes, die den ersten Verformungsschritt darstellt, erfolgt
meist durch Schmieden, wobei die Umformtemperatur höher als 850°C liegt, um eine entsprechend
günstige Rekristallisation des Mischgefüges sicherzustellen. Das derart geformte Schmiedestück
wird, in der Regel aus der Schmiedehitze, mit erhöhter Geschwindigkeit abgekühlt.
Diese Abkühlung, die der Vermeidung von Ausscheidungen, insbesondere an den Korngrenzen
dient, kann in einem Wasserbecken oder mit einer Durchlaufkühlstrecke vorgenommen
werden. Dabei kann auch von Vorteil sein, wenn nach dem ersten Schritt der umgeformte
Block einer Zwischenglühung bei einer Glühtemperatur von über 850°C und darauffolgend
einer Abkühlung mit erhöhter Geschwindigkeit unterworfen wird, weil dadurch gegebenenfalls
gebildete Ausscheidungen wieder in Lösung gebracht werden.
[0030] Im zweiten Schritt wird das Schmiedestück bei einer Temperatur von unter 600°C umgeformt,
wobei eine Verfestigung des Werkstoffes, insbesondere eine gewünschte Erhöhung der
Dehngrenze eintritt. Trotz des hohen Chrom- und insbesondere Mangangehaltes bleibt
in überraschender Weise der Werkstoff vollaustenitisch bzw. ferritfrei; es erfolgt
also kein erwartetes teilweises Umklappen unter Ausbildung eines Gefüges mit Verformungsmartensit.
Es hat sich dabei als günstig erwiesen, wenn die Verformung des geschmiedeten Gußstückes
im zweiten Schritt bei erhöhter Temperatur, jedoch sicher unter 600°C erfolgt und
anschließend der verformte Umformteil auf Raumtemperatur erkalten gelassen wird. Fertigungstechnisch,
jedoch auch hinsichtlich einer verbesserten Homogenität und Werkstoffgüte kann es
günstig sein, wenn der Block nach einem ESU-Verfahren hergestellt wird.
[0031] Die Werkstoffgüte kann weiter gesteigert werden, wenn der Block im ersten Schritt
mit einem Umformgrad, welcher definiert ist: Ausgangsquerschnitt durch Endquerschnitt
von mindestens 4-fach warmverformt wird. Dadurch wird ein feines, rekristallisiertes,
gleichmäßiges ferritfreies Austenitgefüge erreicht.
[0032] Nach einem Abkühlen mit erhöhter Geschwindigkeit von einer Temperatur von über 850°C,
was zur Verhinderung einer Ausscheidungsbildung dient, wird das Schmiedestück im zweiten
Schritt mit einer Umformung in %, definiert als Ausgangsquerschnitt minus Endquerschnitt
gebrochen durch Ausgangsquerschnitt mal 100 von kleiner 35 % verformt, wodurch die
Dehngrenze und die Festigkeit des Materials erhöht werden. Im Sinne gleichmäßiger
Erhöhung der mechanischen Werte hat sich ein rekristallisationsfreier Verformungsbereich
von 5 % bis 20 % herausgestellt.
[0033] Sowohl für eine Durchführung der Kaltumformung als auch für eine wirkungsvolle tiefgreifende
und versprödungsfreie Verbesserung der Werkstoffeigenschaften und eine sichere Vermeidung
des Auftretens von Verformungsmartensit hat es sich als besonders vorteilhaft herausgestellt,
das Schmiedestück im zweiten Schritt bei einer Temperatur im Bereich von 400 bis 500°C
umzuformen.
[0034] Ein gemäß dem vorstehenden Verfahren hergestellter austenitischer, paramagnetischer
Werkstoff mit der genannten Zusammensetzung mit guten Korrosionseigenschaften, der
mindestens 3,5-fach warmverformt und unterhalb der Ausscheidungstemperatur von Nitriden
sowie vergesellschafteten Phasen, jedoch über einer Temperatur von 350°C kaltverformt
ist, weist geringste Spuren von Ferrit, in den bevorzugten Bereichen der Zusammensetzung
praktisch keinen Ferritgehalt auf und verhält sich im wesentlichen paramagnetisch
mit einer relativen Permeabilität ur von unter 1,05, insbesondere von unter 1,016.
[0035] Die Dehngrenze R
P0,2 des Werkstoffes bei Raumtemperatur liegt höher als 700 N/mm
2. Die Werte für die Kerbschlagzähigkeit bei Raumtemperatur sind größer als 52J und
die FATT (Fracture Appearance Transition Temperature) ist tiefer als -25°C. Der erfindungsgemäße
Werkstoff weist weiters eine Dauerwechselfestigkeit von größer als + 400 N/mm
2 bei N = 10
7 Lastwechsel auf und besitzt ein Lochpotential in neutralen Lösungen (entsprechend
ASTM G5/87) bei Raumtemperatur von größer als 700 mV
H/1000ppm Chloride und/oder 200mV
H /80000ppm Chloride.
[0036] Anhand von Beispielen wird die Erfindung näher erläutert.
In Tabelle 1 sind chemische Zusammensetzung sämtlicher Vergleichswerkstoffe und von
den Proben 1 bis 3 sowie A bis E zusätzlich die Verformungsdaten angegeben. Die Proben
4 bis 6 stammen aus Vergleichsmaterial, das am Markt verfügbar war.
In Tabelle 2 sind die Ergebnisse betreffend die magnetische Eigenschaft, die mechanischen
Werte und das Korrosionsverhalten zusammengestellt.
[0037] Die Proben 2 und A wurden aus einem Stahl, der im Induktionsofen erschmolzen wurde
und unter Schutzgas zu Blöcken gegossen wurde, hergestellt.
Die Proben 1,3, B bis E stammen aus ESU-Material.
[0038] Die Werkstoffe der Proben 1 und 3 weisen bei guten magnetischen Daten niedrige Dehngrenzen
und Festigkeitswerte auf. Guter Zähigkeit und ausreichender FATT sowie entsprechendem
Oxalsäuretestbild stehen niedrige Lochpotentiale gegenüber, wodurch die Werkstoffe
auf Grund eines unzureichenden Eigenschaftsprofiles für hohe Beanspruchungen ausscheiden.
Die Ursachen dafür liegen in den niedrigen Chrom- und Mangangehalten sowie den in
der Folge niedrigen Stickstoffkonzentrationen.
[0039] Das Material der Probe 2 weist zwar einen ausreichend hohen Chromgehalt auf, niedrige
Mangan- und dergleichen Stickstoffwerte bewirken jedoch insbesondere schlechte Korrosionsbeständigkeit.
[0040] Die mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens hergestellten Proben A bis E sind in
der Gesamtheit der Gebrauchseigenschaften deutlich sprunghaft verbessert. Synergetisch
erbringen die jeweiligen, aufeinander abgestimmten Konzentrationen der Legierungselemente
und die verfestigende Kaltumformung des ausscheidungsfrei erstellten Werkstoffes eine
überlegene Korrosionsbeständigkeit bei einer geringen relativen magnetischen Permeabilität
und eine wesentliche Erhöhung der Festigkeitswerte desselben. Dies wird auch durch
die Untersuchungsergebnisse bzw. Meßwerte der frei erhaltenen Legierungsproben 4 bis
6 gezeigt.

1. Verfahren zur Herstellung eines paramagnetischen, insbesondere in Medien mit hoher
Chloridkonzentration korrosionsbeständigen Werkstoffes mit hoher Dehngrenze, Festigkeit
und Zähigkeit, bestehend aus in Gew.-%
max. 0,1 Kohlenstoff
0,21 bis 0,6 Silizium
17,0 bis 24,0 Chrom sowie
Mangan und
Stickstoff
bis 2,5 Nickel
bis 1,9 Molybdän
max 0,3 Kupfer
bis 0,002 Bor
bis 0,8 Elemente der Gruppe 4 und 5 des Periodensystems
Rest Eisen, erschmelzungsbedingte Begleitelemente und Verunreinigungen,
dadurch gekennzeichnet, daß eine Legierung mit vorstehender Konzentration der Elemente und mit
mehr als 20 Gew.-%, jedoch weniger als 30 Gew.-% Mangan
und mit
mehr als 0,6 Gew.-%, jedoch weniger als 1,4 Gew.-% Stickstoff
erschmolzen, unter Atmosphärendruck zu einem Block oder Gußstück erstarren gelassen
und der gebildete Block bzw. das Gußstück in einem ersten Schritt einer Warmumformung
bei einer Umformtemperatur von höher als 850°C unterworfen und darauffolgend mit erhöhter
Geschwindigkeit abgekühlt wird, wonach in einem zweiten Schritt eine weitere Umformung
des Schmiedestückes bei einer Temperatur von unter 600°C erfolgt und danach der Umformteil
auf Raumtemperatur erkalten gelassen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine Legierung bestehend aus in Gew.-%
max.0,06, vorzugsweise max. 0,05 Kohlenstoff
0,21 bis 0,48 Silizium
19,0 bis 22,0 Chrom sowie
20,5 bis 29,5 Mangan
0,64 bis 1,3 Stickstoff
0,21 bis 0,96 Nickel
0,28 bis 1,5 Molybdän
max. 0,25 Kupfer
bis 0,0012 Bor
bis 0,48 karbidbildende Elemente
Rest Eisen, erschmelzungsbedingte Begleitelemente und Verunreinigungen erschmolzen
und verarbeitet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß in der Legierung ein Gehalt in Gew.-% von
21,5 bis 25,0 Mangan
0,72 bis 1,2 Stickstoff
eingestellt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Block nach einem ESU-Verfahren hergestellt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß nach dem ersten Schritt der umgeformte Block einer Zwischenglühung bei einer
Glühtemperatur von über 850°C und darauffolgend einer Abkühlung mit erhöhter Geschwindigkeit
unterworfen wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Block im ersten Schritt mit einem Umformgrad von mindestens 3,5-fach warmverformt
wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Schmiedestück im zweiten Schritt mit einer Umformung von kleiner als 35 %,
vorzugsweise mit einem im Bereich von 5 % bis 20 %, verformt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß das Schmiedestück im zweiten Schritt bei einer Temperatur im Bereich von 400
bis 500°C umgeformt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Schmiedestück nach der Warmumformung im ersten Schritt verstärkt unter eine
Temperatur von 600°C abgekühlt und gehalten und nach einem Temperaturausgleich über
den Querschnitt der Umformung im zweiten Schritt zugeführt wird.
10. Austenitischer, paramagnetischer Werkstoff mit guter Korrosionsbeständigkeit, insbesondere
in Medien mit hoher Chloridkonzentation und hoher Dehngrenze, Festigkeit und Zähigkeit,
bestehend aus Kohlenstoff, Mangan, Silizium, Chrom und Stickstoff sowie gegebenenfalls
Nickel, Molybdän, Kupfer, Bor, karbidbildende Elemente, Rest Eisen, erschmelzungsbedingte
Begleitelemente und Verunreinigungen, dadurch gekennzeichnet, daß die Legierung aus in Gew.-%
max. 0,10 Kohlenstoff
0,21 bis 0,6 Silizium
mehr als 20,0 bis weniger als 30,0 Mangan
mehr als 0,6 bis weniger als 1,4 Stickstoff
17,0 bis 24,0 Chrom,
bis 2,5 Nickel
bis 1,9 Molybdän
max. 0,3 Kupfer
bis 0,002 Bor
bis 0,8 karbidbildende Elemente
Rest im wesentlichen Eisen gebildet, mit einem Umformgrad von mindestens 3,5-fach
warmverformt und unterhalb der Ausscheidungstemperatur von Nitriden sowie von vergesellschafteten
Phasen, jedoch bei erhöhter Temperatur, insbesondere über einer Temperatur von 350
°C kaltverformt ist und praktisch keinen Ferritgehalt aufweist.
11. Werkstoff nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Legierung weniger als 0,06 Gew.-% Kohlenstoff enthält.
12. Werkstoff nach Anspruch 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Legierung weniger als 0,49 Gew.-% Silizium enthält.
13. Werkstoff nach einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Legierung 19,0 bis 22, 0 Gew.-% Chrom enthält.
14. Werkstoff nach einem der Ansprüche 10 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß die Legierung in Gew.-% mindestens 21,5 bis 29,5 , insbesondere etwa 25,0, Mangan
enthält.
15. Werkstoff nach einem der Ansprüche 10 bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß die Legierung in Gew.-% mindestens 0,64, vorzugsweise 0,72 bis 1,3, insbesondere
1,2, Stickstoff enthält.
16. Werkstoff nach einem der Ansprüche 10 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß die Legierung in Gew.-% 0,21 bis 0,96 Nickel enthält.
17. Werkstoff nach einem der Ansprüche 10 bis 16, dadurch gekennzeichnet, daß die Legierung in Gew.-% 0,28 bis 1,5 Molybdän enthält.
18. Werkstoff nach einem der Ansprüche 10 bis 17, der eine relative magnetische Permeabilität
von unter 1,05, insbesondere von unter 1,016, besitzt.
19. Werkstoff nach einem der Ansprüche 10 bis 18, der eine Dehngrenze RP0,2 von größer als 700 N/mm2 bei Raumtemperatur, eine Kerbschlagzähigkeit bei gleicher Temperatur von über 52
J, vorzugsweise von größer als 120 J, und eine FATT von unter -25°C aufweist.
20. Werkstoff nach einem der Ansprüche 10 bis 19, der eine Dauerwechselfestigkeit von
größer als + 400 N/mm2 bei N = 107 - Lastwechsel aufweist.
21. Werkstoff nach einem der Ansprüche 10 bis 20, der ein Lochpotential in neutralen Lösungen
bei Raumtemperatur von größer als 700 mVH/1000 ppm Chloride und/oder 200 mVH/80000ppm Chloride aufweist.
22. Werkstoff nach einem der Ansprüche 10 bis 21, der bei der Oxalsäure- Prüfung gemäß
ASTM A 262-A eine Struktur des Gefügebildes mit der Bewertung DUAL oder besser, insbesondere
mit der Bewertung STEP, aufweist.
23. Verwendung eines Werkstoffes gemäß den Ansprüchen 10 bis 22, hergestellt nach einem
Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 bis 9 für Einrichtungen in der Ölfeldtechnik, insbesondere
für Bohrgestänge und Bohrstrangkomponenten sowie formgeschmiedete Bauteile.
24. Verwendung des Werkstoffes gemäß den Ansprüchen 10 bis 22, hergestellt nach einem
Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 bis 9 für Befestigungs- und Verbindungselemente mit
hoher Festigkeit unter korrosiven Bedingungen, insbesondere in Medien mit hoher Chloridkonzentration.