[0001] Die Erfindung betrifft eine Nadel, insbesondere zum maschinellen Einstechen eines
Fadens in Nähgut.
[0002] Beim Nähen von Nähgut wird ein Faden, der sogenannte Oberfaden, mittels einer Nadel,
die in der Nähe ihrer Spitze mit einem Öhr versehen ist, fortlaufend durch das Nähgut
gestochen. Beim jeweiligen Zurückziehen der Nadel ergibt sich eine Schlinge, die von
einem Schlingengreifer erfasst und durch die ein weiterer Faden, der sogenannte Unterfaden,
gezogen wird. Es entsteht eine aus Ober- und Unterfaden bestehende Naht. Um den Unterfaden
durch die Schlinge ziehen zu können, wird die Schlinge mit dem Schlingengreifer erfasst
und vergrößert, um sie um eine Spulenkapsel herumzuziehen, in der sich der Unterfaden
befindet. Dazu wird vorn Schlingegreifer zunächst Oberfaden nachgezogen, der dann
durch das Öhr wieder zurückgezogen wird. Der Oberfaden durchläuft deshalb das Öhr
der Nadel vielmals und wird dadurch stark beansprucht.
[0003] Darüber hinaus existieren Nähvorgänge, bei denen der Oberfaden in oder durch das
Nähgut gestochen wird, ohne dass ein Greifer den Faden und die sich bildende Schlinge
beim Zurückziehen der Nadel festhält. Soll sich hier zuverlässig eine Schlinge bilden,
muss der Faden durch Reibung zwischen ihm und dem Nähgut gehalten werden.
[0004] Aus der US-PS 3.523.510 ist eine Tufting-Nadel für die Teppichherstellung bekannt,
die dazu dient, ein Stapelfasergarn durch ein Grundgewebe zu stechen und mit dem Stapelfasergarn
Schlingen auszubilden. Die Tuftingnadel weist dazu einen etwa zylindrischen Schaft
auf, der an einem Ende zugespitzt ist. In der Nähe der Spitze ist schräg zur Nadelmittelachse
ein trichterförmiges Öhr ausgebildet. In der Tuftingnadel ist ein Luftkanal vorgesehen
mit dem das Öhr mit Druckluft beaufschlagbar ist. Im Anschluss an das Öhr sind an
beiden einander gegenüberliegenden Seiten der Tuftingnadel flache Rinnen ausgebildet,
deren Tiefe geringer ist als der kleinste Durchmesser des Öhrs. Im Anschluss an das
Öhr ist der Schaft zur Einspannseite hin zylindrisch und zur Spitze hin kegelförmig
ausgebildet. Die Neigung des Öhrs zur Längsachse beträgt etwa 30°.
[0005] Die Schlingenbildung wird bei dieser Nadel durch die Wirkung der in das Öhr eingeführten
Druckluft unterstützt. Andere Mittel zum Festhalten der Fadenschlinge sind nicht ersichtlich.
[0006] Eine weitere Tuftingnadel ist aus der EP 0187925 bekannt. Diese geht von einem rohrförmigen
Grundkörper aus, der zur Ausbildung einer Spitze schräg abgeschnitten ist. An der
der Schräge gegenüberliegenden Seite ist der rohrförmige Grundkörper ebenfalls geöffnet,
so dass ein durch den geöffneten Innenraum laufender Faden an der schräg angeordneten
Mündungsfläche des rohrförmigen Grundkörpers austreten kann. Das so gebildete Öhr
weist einen ovalen Querschnitt auf, der infolge einer dem rohrförmigen Grundkörper
erteilten Deformation entlang des Öhrs wechselt. Auf der der offenen Seite des rohrförmigen
Grundkörpers gegenüberliegenden Seite ist der rohrförmige Grundkörper abgeflacht,
so dass eine Einbuchtung oder Hohlkehle ausgebildet ist.
[0007] Eine weitere Tuftingnadel ist aus der DE 2834738 C2 bekannt. Diese Nadel weist einen
Nadelgrundkörper mit flachem Querschnitt auf, der sich in einer Ausführungsform nahezu
unverändert bis zu einem Öhr erstreckt, das quer zur Längsachse der Nadel gerichtet
und länglich oval ausgebildet ist. Zu dem Öhr führt eine Rinne, die erheblich flacher
ist als der Faden. Die Länge des Öhrs ist bei dieser Ausführungsform etwa so groß
wie die Mündung des Öhrs an den beiden entsprechenden einander gegenüberliegenden
Nadelseiten.
[0008] Bei einer abgewandelten, aus der genannten DE 2834738 C2 vorbekannten, Ausführungsform
(Figur 5 der Patentschrift) ist eine Tuftingnadel mit ungefähr löffelförmigem Kopf
bekannt. Entlang des Schafts erstreckt sich eine Fadenrinne, deren Tiefe geringer
als die Fadendicke und wesentlich geringer als die Öhrbreite ist. Das Öhr ist oval
ausgebildet und erstreckt sich quer durch die Tuftingnadel. An der der Fadenrinne
gegenüberliegenden Seite ist im Bereich des Öhrs und eines sich anschließenden Schaftbereichs
eine Ausbiegung vorgesehen.
[0009] Ähnliche Tuftingnadeln gehen aus der DE 3002345 C2, der US-PS 4.502.403 und der US-PS
4.233.917 hervor.
[0010] Aus der DE-OS 2412062 ist darüber hinaus eine Nähnadel bekannt, die zum Zusammenwirken
mit einem Fadengreifer eingerichtet ist. Die Nähnadel dient dazu, den Oberfaden durch
das Nähgut zu stechen, wobei die sich bildende Schlinge dann von einem Fadengreifer
gehalten und vergrößert wird. Die Nähnadel weist einen Schaft mit einer Fadenrinne
auf, deren Tiefe geringfügig größer ist als der kleinste Öhrdurchmesser, so dass der
Faden vollständig in der Fadenrinne läuft. Das Öhr erstreckt sich auf einem bogenförmigen
Weg quer durch die Nadel und erweitert sich dabei trichterförmig. Der Öhrquerschnitt
ist oval festgelegt. Unmittelbar anschließend an das Öhr ist an der von der Spitze
abgewandten und der Fadenrinne gegenüberliegenden Seite eine Mulde für den Haken oder
Greifer vorgesehen, der mit der Nadel zusammenarbeitet.
[0011] Hiervon ausgehend ist es Aufgabe der Erfindung, eine Nadel mit verbesserter Schlingenbildung
zu schaffen.
[0012] Diese Aufgabe wird mit einer Nadel gelöst, die die Merkmale der Patentansprüche 1
oder 2 aufweist.
[0013] Die erfindungsgemäße Nadel weist ein langes, den Faden gut führendes Öhr sowie einen
dem Öhrausgang benachbarten Höcker zum Festklemmen des Fadens im Nähgut auf. Das Öhr
wird durch einen vorzugsweise geraden Durchgang gebildet, der im spitzen Winkel gegen
die Nadellängsrichtung geneigt ist. Dies ergibt eine geringe Reibung des durch das
Öhr laufenden Fadens an dem Öhr und eine gute Führung des Fadens.
[0014] In Verbindung mit dem an dem Nadelrücken angeordneten Höcker wird ein Zurückziehen
des Fadens durch das Nadelöhr und somit ein Zusammenziehen der von der Nadel beim
Einstichvorgang erzeugten Fadenschlinge vermieden. Mit der erfindungsgemäßen Nadel
kann deshalb eine Schlinge erzeugt werden, welche beim Zurückziehen der Nadel in ihrer
idealerweise vollen Ausbildung erhalten bleibt. Der Einsatz eines Greifers, der die
Schlinge festhält, ist nicht erforderlich. Dadurch wird es möglich, auch Fäden in
dickere Textilien lediglich einzustechen. Bspw. können mehrere Lagen Material, z.B.
Kohlefasermatten, fixiert werden. Es wird dann nur mit einem Oberfaden ohne Unterfaden
gearbeitet. Die Höhe der Matten kann bis zu 40mm oder mehr betragen und muss nicht
konstant sein. Dies ist bspw. bei Flugzeugtragflächen aus Laminatmaterial der Fall.
Hierbei ist von Bedeutung, dass durch diese Art der Stabilisierung ohne Unterfaden
die Kohlefasermatten nicht beschädigt werden und dass die Höhe des Nähguts nicht durch
eine Verknotung mit einem Unterfaden beeinflusst wird. Dies kann bei einer herkömmlichen
Steppstichnaht mit Oberfaden und mit diesem verknoteten Unterfaden nicht sichergestellt
werden. Die Verfestigung des durch den Einstichvorgang stabilisierten Schichtmaterials
kann, wenn die Matten vorimprägniert sind, durch einen Wärmeprozess erfolgen. Somit
können Schlingen gebildet werden, ohne dass das Öhr der Nadel komplett durch das Nähgut
sticht.
[0015] Ein weiterer Vorteil liegt dem Wegfall des Verknotungsprozess. Der Greifer ist überflüssig.
Dadurch wird der Faden geschont. Es läuft lediglich der benötigte Fadenanteil durch
das Öhr. Demgegenüber sind bei einem Steppstichvorgang bei jeder Schlingenbildung
größere Fadenlängen durch das Öhr zu ziehen, um mittels eines Greifers die gebildete
Schlinge um eine Spulenkapsel herumführen zu können. Der Greifer zieht deshalb eine
Fadenlänge durch das Öhr, die dann beim Festziehen (Verknoten) des Oberfadens wieder
zurückgezogen wird. Auf diese Weise laufen beim herkömmlichen Nähvorgang Fadenabschnitte
vielfach durch das Öhr, bis sie letztendlich als Teil der Naht zur Ruhe kommen. Die
erfindungsgemäße Nadel gestattet die Vermeidung einer solchen Fadenbelastung.
[0016] Darüber hinaus kann die erfindungsgemäße Nadel stabil ausgebildet werden. Es ist
keine Hohlkehle für einen Greifer erforderlich. Entsprechend entfällt die sonst vorhandene
Querschnittsschwächung.
[0017] Die Nadel nach Anspruch 2 erbringt die gleichen Vorteile. Die Öffnung des Öhrs erstreckt
sich mit einem spitzen Winkel durch den Nadelkörper und wird dadurch relativ lang.
Der kreisförmige Querschnitt ergibt dabei eine gute Fadenführung und der Faden wird
stabilisiert.
[0018] Eine besonders gute Eignung der erfindungsgemäßen Nadel zum Einstechen von Faden
in Nähgut und Schlingenbildung, welche beim Rückhub in idealerweise voller Ausbildung
erhalten bleibt, ergibt sich, wenn das Öhr in einem sehr spitzen Winkel zu der Nadellängsrichtung
ausgerichtet ist. Wenn dabei der Eingang und der Ausgang des Öhrs axial gegeneinander
versetzt sind, so dass sich aus Seitenrichtung gesehen der Eingang und der Ausgang
der Nadel nicht überschneiden (d.h. es verbleibt ein positiver Axialabstand zwischen
Eingang und Ausgang des Öhrs), erhält der Faden eine gute Führung und läuft mit geringer
Reibung durch das Öhr. Somit wird eine Fadenmitnahme beim Nadelrückhub vermieden.
[0019] Das Öhr ist vorzugsweise zylindrisch ausgebildet, was ebenfalls dem genannten Zweck
dient. Der Fadenführung dienlich ist auch eine möglichst große Öhrlänge, wobei die
Länge L des Öhrs vorzugsweise größer ist als die Dicke der Nadel.
[0020] Eine zu dem Öhr führende Rinne an dem Schaft ermöglicht die Fadenführung und das
nahezu reibungsfrei Einziehen des Fadens in das Nähgut, wenn die Tiefe der Rinne etwa
mit dem Öhrdurchmesser übereinstimmt oder größer ist als dieser. Die Fadenrinne kann
dabei einen rechteckigen, quadratischen oder auch anderweitigen Querschnitt aufweisen.
[0021] Das Öhr ist an seinem Eingang an der von der Fadenrinne abliegenden Seite vorzugsweise
durch eine Kante begrenzt, die (etwas verrundet und) an der Nadelaußenseite angeordnet
ist. Die Kante dient der Fadenführung beim Nadelrückhub und bewirkt eine Vermeidung
von Reibung zwischen dem Faden und dem Nähgut. Dadurch wird eine Mitnahme des Fadens
durch die Nadel beim Rückhub vermieden.
[0022] Der spitze Winkel, mit dem das Öhr gegen die Nadellängsrichtung geneigt ist, ist
vorzugsweise kleiner als 30°. Besser noch liegt er unter 20°, vorzugsweise unter 15°.
[0023] Weiter wird es als zweckmäßig angesehen, den Abstand zwischen der Spitze und dem
Öhr auf einen Wert festzulegen, der geringer ist als die Länge des Öhrs. Die vergleichsweise
große Öhrlänge ergibt eine gute Fadenführung und der vergleichsweise geringe Abstand
zwischen Spitze und Öhrausgang ergibt eine große Einstichtiefe des Fadens. Dies gilt
insbesondere, wenn der Abstand zwischen der Spitze und dem Öhrausgang geringer ist
als die halbe Öhrlänge.
[0024] Der in Nachbarschaft des Ausgangs des Öhrs vorgesehene Höcker, der zum Festklemmen
des Fadens in oder an dem Nähgut dient, weist vorzugsweise eine Höhe auf, die bei
etwa 80% des Durchmessers des Öhrs liegt. Auf diese Weise ergibt sich ein gutes Festhalten
des Fadens in dem Stichloch, ohne eine zu große Erhöhung der Reibung. Es ergibt sich
außerdem im Vergleich zu einer Hohlnadel ein kleines Stichloch. Dies ist bspw. für
das Heften bzw. Stabilisieren von Kohlefasermatten von Vorteil.
[0025] Außerdem wird es als vorteilhaft angesehen, den Höcker in Nadellängsrichtung relativ
kurz zu halten, wobei er vorzugsweise kürzer als 80% der Länge des Öhrs ist.
[0026] Zwischen dem Höcker und dem Öhr ist vorzugsweise ein verrundeter Übergang ausgebildet.
Damit können auch empfindliche Fäden schonend verarbeitet werden. Insbesondere können
Kevlarfäden beschädigungsfrei eingestochen werden.
[0027] Ein langer gerader, einen im Wesentlichen konstanten Querschnitt aufweisender Schaft
ermöglicht das Einstechen von Fäden auch in dicke Nähgutschichten. Bspw. können mit
der erfindungsgemäßen Nadel mehrere Lagen Material durch Einstechen fixiert werden,
wobei die Lagen nicht durchstochen werden müssen.
[0028] Weitere Einzelheiten von vorteilhaften Ausführungsformen der Erfindung sind Gegenstand
der Zeichnung, der Beschreibung oder von Unteransprüchen.
[0029] In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung veranschaulicht. Es zeigen:
Fig. 1 die erfindungsgemäße Nadel in einer Draufsicht,
Fig. 2 die erfindungsgemäße Nadel in einer Seitenansicht,
Fig. 3 die Nadel nach den Figuren 1 und 2, in einer ausschnittsweisen Längsschnittdarstellung,
in einem anderen Maßstab,
Fig. 4 die Nadel nach Figur 3, geschnitten entlang der Linie IV-IV in Figur 3,
Fig. 5 die Nadel nach den Figuren 1 und 2, in einer Vorderansicht mit Blickrichtung
auf die Nadelspitze,
Fig. 6 die Nadel nach Figur 2, geschnitten entlang der Linie VI-VI in einem anderen
Maßstab,
Fig. 7 eine erfindungsgemäße Nadel nach Beendigung eines Durchstechvorgangs vor Beginn
des nächstfolgenden, in schematisierter, längs geschnittener Darstellung,
Fig. 8 die Nadel beim Ein- und Durchstechen eines Fadens durch Nähgut, vor ihrem unteren
Totpunkt in längs geschnittener, schematisierter Darstellung,
Fig. 9 die Nadel beim Rückhub, in schematisierter, längs geschnittener Darstellung,
Fig. 10 die erfindungsgemäße Nadel nach dem Einstechen eines Fadens in Nähgut, unmittelbar
vor dem nächsten Einstechvorgang, in längs geschnittener, schematisierter Darstellung,
Fig. 11 die Nadel beim Einstechen eines Fadens in Nähgut, vor ihrem unteren Totpunkt,
in längs geschnittener, schematisierter Darstellung, und
Fig. 12 die Nadel beim Einstechen eines Fadens in Nähgut beim Rückhub, in schematisierter,
längs geschnittener Darstellung.
[0030] In Figur 1 ist eine Nadel 1 zum Einstechen eines Fadens 2 in Nähgut 3 (Figuren 7
bis 12) veranschaulicht. Die Nadel 1 weist einen Schaft 4 auf, der an einem Ende in
ein Einspannteil 5 und an seinem anderen, freien Ende in einen Kopf 6 übergeht. Der
Kopf 6 enthält ein Öhr 7 mit der Länge L, dessen Einzelheiten insbesondere aus den
Figuren 2 und 3 hervorgehen.
[0031] Das Öhr 7 wird durch eine zylindrische Bohrung 8 gebildet, deren Bohrungsmittelachse
9 in einem spitzen Winkel von etwa 13° zu einer die Schaftlängsrichtung bestimmenden
Längsmittelachse 11 der Nadel 1 steht. Das Öhr 7 bzw. die Bohrung 8 weist einen Eingang
12 und einen Ausgang 14 auf. Der Eingang 12 wird bezüglich der Längsrichtung der Nadel
1 durch eine spitzennahe Begrenzung oder Kante 15 und eine spitzenferne Begrenzung
oder Kante 16 begrenzt. Zwischen der Bohrung 8 und der Nadelseite 36, die der Fadenrinne
27 zugeordnet ist, ergibt sich ein Materialbereich 15a, dessen Querschnitt ausgehend
von der Kante 15 zu der Spitze 21 hin zunimmt. Eine Verlängerung der Bohrung 8, die
die Kante 15 berührt, ergibt mit der Nadelseite 36 einen gedachten Schnittpunkt 35.
Der Abstand zwischen diesem Schnittpunkt 35 und dem Boden 28 der Nadelrinne 27 ist
größer als der Bohrungsdurchmesser.
[0032] Der Ausgang 14 wird durch eine spitzennahe Kante 17 und eine spitzenferne Kante 18
begrenzt. Der Eingang 12 und der Ausgang 14 sind bezüglich der Axialrichtung der Nadel
1 voneinander beabstandet, d.h. zwischen der Kante 15 und der Kante 18 ist ein positiver
Abstand vorhanden. Der Eingang 12 und der Ausgang 14 überschneiden einander nicht,
d.h. sie sind an axial unterschiedlichen Stellen angeordnet.
[0033] Ungefähr im Bereich der Öffnung 14 beginnt sich der Kopf 6 der Nadel 1 zu einer Spitze
21 hin zu verjüngen. In der Nähe der Spitze 21 weist die Nadel 1, wie Figur 4 veranschaulicht,
einen kreisförmigen Querschnitt auf. Die Spitze 21 legt dabei die Lage der Längsmittelachse
11 fest. Bezüglich dieser liegt die spitzenseitige Kante 17 des Ausgangs 14 auf einer
anderen Seite als die spitzenferne Kante 16 des Eingangs 12. Trotz geringer Neigung
gegen die Längsmittelachse 11 erstreckt sich die Bohrung 8 vollständig von einer Seite
der Längsmittelachse 11 auf die andere.
[0034] Die Bohrung 8 weist einen kreisförmigen Querschnitt auf und ist zylinderförmig. Der
Abstand zwischen der spitzennahen Kante 17 des Ausgangs 14 und der Spitze 21 ist vorzugsweise
höchstens so groß wie die Nadelstärke und somit deutlich kürzer als die Länge der
Bohrung 8.
[0035] Die Bohrung 8 geht an ihrer spitzenfernen Kante 18 mit einer Rundung in einen Höcker
22 über, der sich von einem von dem Schaft 4 definierten Rücken 23 weg erstreckt.
Die Höhe des Höckers 22 ist dabei vorzugsweise zu etwa 80% des Durchmessers der Bohrung
8 festgelegt.
[0036] Der Höcker 22 weist vorzugsweise einen kurzen geraden Abschnitt 24 auf, der mit einer
Rundung in einen gegen die Längsmittelachse 11 geneigten Bereich 25 übergeht, der
an das Öhr 7 anschließt. An der von dem Öhr 7 abliegenden Seite geht der Abschnitt
24 in einen Bereich 26 über, der gegen die Längsmittelachse 11 geneigt ist. Die Übergänge
sind jeweils verrundet.
[0037] An der dem Höcker 22 gegenüberliegenden Schaftseite ist, wie aus Figur 2 und 3 ersichtlich
ist, eine Fadenrinne 27 ausgebildet, die sich von dem Einspannteil 5 bis zu dem Eingang
12 des Öhrs 7 erstreckt. Die Fadenrinne 27 weist, wie aus Figur 6 hervorgeht, einen
etwa quadratischen Querschnitt auf. Die Fadenrinne 27 reicht dabei fast bis zu der
Längsmittelachse 11 des Schafts 4, der im Übrigen ebenfalls einen vorzugsweise im
Wesentlichen quadratischen Querschnitt aufweist. Lediglich im Bereich des Höckers
22 ist der Querschnitt ungefähr rechteckig, wobei die Ecken, d.h. die Längskanten
des Schafts 4 durchgehend verrundet sind.
[0038] Mit der insoweit beschriebenen Nadel 1 wird ein Einstech- oder Nähvorgang folgendermaßen
durchgeführt:
[0039] In Figur 7 bis 9 ist das Durchstechen des Fadens 2 durch das Nähgut 3 in verschiedenen
Arbeitsstadien veranschaulicht. Figur 7 zeigt dabei das Nähgut 3, das bspw. durch
mehrere Schichten übereinanderliegender Matten, bspw. Kohlefasermatten, gebildet sein
kann, mit einer fertig ausgebildeten Schlinge 31. Die Nadel 1 hat sich längs des Nähguts
3 einen Schritt weiterbewegt und wird nun in der durch einen Pfeil 32 bezeichneten
Richtung auf das Nähgut 3 zu bewegt. Mit der Spitze 21 öffnet die Nadel 1 ein Stichloch
und durchsticht das Nähgut 3. Wie Figur 8 veranschaulicht, kann der auf dem Nähgut
3 liegende Faden 2a dabei durch einen Halter 33 fixiert werden. Die Nadel 1 zieht
beim Abwärtshub mit ihrem Öhr 7 mittels der verrundeten Kante 18 den Faden 2 durch
das geöffnete Stichloch, wobei der Faden 2 reibungsarm in der Fadenrinne 27 läuft.
Auch der Höcker 22 fixiert den Faden 2 an dem Nähgut und verhindert, dass bereits
auf dem Nähgut 3 liegender, eingestochender Faden 2a nachgezogen wird.
[0040] Beim Rückhub der Nadel 1 in der in Figur 9 durch einen Pfeil 34 bezeichneten Richtung,
drückt der Höcker 22 den Faden 2 an die Wandung des Stichlochs, d.h. an das Nähgut
3 an. Die gebildete Schlinge 31 bleibt dabei frei unterhalb des Nähguts 3 stehen.
Der Faden liegt spielfrei in dem Öhr 7 und in der Fadenrinne 27. Er läuft im Wesentlichen
gestreckt durch das Öhr 7, wobei die runde, in Fadenlaufrichtung geneigte Bohrung
8 dem Faden eine gewisse Stabilität verleiht. Die Kante 15 bewegt den Faden 2 in Richtung
des Öhrs 7 und verhindert eine Berührung zwischen dem Faden 2 und dem Nähgut 3 ab.
Dies fördert die Schlingenbildung der erfindungsgemäßen Nadel 1. Die geringe Reibung
zwischen dem Faden und dem runden, in Fadenlaufrichtung geneigten Öhr 7, unterstützt
die Schlingenbildung zusätzlich. Es wird kein Greifer benötigt, der die Schlinge 31
festhält und um eine Spulenkapsel wickelt. Somit wird beim Einstich der benötigte
Faden 2 komplett von einer Spule abgezogen. Der die Schlinge 31 bildende Faden 2 durchläuft
das Öhr 7 nur einmal. Ist die Schlinge 31 fertig ausgebildet, werden damit mehrere
Nähgutschichten stabilisiert. Dabei ermöglicht die erfindungsgemäße Nadel eine kontrollierte
Schlaufenbildung.
[0041] In Figur 10 bis 12 ist das Einstechen des Fadens 2 in ein dickeres Nähgut 3 veranschaulicht,
das von der Nadel 1 nicht durchstochen wird. Der Einstichvorgang stimmt ansonsten
weitgehend mit dem vorbeschriebenen Vorgang überein. Allerdings werden keine Schleifen
bzw. Schlingen unter dem Nähgut 3 ausgebildet, sondern der eingestochene Faden 2 bleibt
in dem Stichloch stecken. Dieser Zustand ist in Figur 10 für einen vorangegangenen
Einstichvorgang veranschaulicht. Die Nadel 1 beginnt in Figur 10 mit einer Einstichrichtung
gemäß Pfeil 32 einen neuen Stichvorgang. Dieser ist im Weiteren in Figur 11 veranschaulicht.
Wie ersichtlich, zieht das Öhr 7 mittels der abgerundeten Kante 18 den Faden 2 in
das Nähgut 3 ein. Bei dem Rückhub gemäß Figur 12 in Richtung des Pfeils 34, bleibt
der Faden 2 in dem Stichloch stecken, indem er reibschlüssig gehalten ist. Die vergleichsweise
geringere Reibung zwischen dem Faden 2 und der Nadel 1 gestattet, dass diese aus dem
Stichloch in Richtung des Pfeils 34 herausgezogen wird, ohne den Faden 2 mitzunehmen.
[0042] Eine Nadel für das Ein- oder Durchstechen eines Fadens 2 in oder durch Nähgut 3 weist
ein vorzugsweise zylindrisches, flach gegen die Nadellängsrichtung geneigtes langes
Öhr auf, dem an der Fadenaustrittsseite ein Höcker benachbart ist. Dieser dient dem
Festklemmen eines in Nähgut eingestochenen Fadens in dem Stichloch. Eine Nadel 1 mit
einem solchen Aufbau gestattet eine gute reibungsarme Führung des Fadens 2, so dass
Schlingenbildung ohne zusätzliche Greifer möglich ist.
Liste der Bezugszeichen:
[0043]
- 1
- Nadel
- 2,2a
- Faden
- 3
- Nähgut
- 4
- Schaft
- 5
- Einspannteil
- 6
- Kopf
- 7
- Öhr
- 8
- Bohrung
- 9
- Bohrungsmittelachse
- 11
- Längsmittelachse
- 12
- Eingang
- 14
- Ausgang
- 15
- spitzennahe Kante d. Eingangs
- 16
- spitzenferne Kante d. Eingangs
- 17
- spitzennahe Kante des Ausgangs
- 18
- spitzenferne Kante des Ausgangs
- 21
- Spitze
- 22
- Höcker
- 23
- Rücken
- 24
- Abschnitt
- 25
- Bereich
- 26
- Bereich
- 27
- Fadenrinne
- 28
- Boden
- 31
- Schlinge
- 32
- Pfeil
- 33
- Halter
- 34
- Pfeil
- 35
- Schnittpunkt
- 36
- Nadelseite
- L
- Länge
1. Nadel (1), insbesondere zum maschinellen Einstechen eines Fadens (2) in Nähgut (3),
mit einem Nadelkörper, zu dem ein länglicher Schaft (4) mit einer Spitze (21) gehört,
der ein Öhr (7) aufweist, das sich mit einem spitzen Winkel zur Schaftlängsrichtung
(11) geneigt durch diesen erstreckt, wobei das Öhr (7) einen Eingang (12) und einen
Ausgang (14) aufweist, die jeweils eine spitzennahe Begrenzung (15, 17) und eine spitzenferne
Begrenzung (16, 18) aufweisen und die auf einander gegenüberliegenden Seiten des Schafts
(4) derart angeordnet sind, dass zwischen der spitzennahen Begrenzung (15) des Eingangs
(12) und der spitzenfernen Begrenzung (18) des Ausgangs (14) ein positiver Abstand
verbleibt, und
mit einem an dem Nadelkörper in Nachbarschaft des Ausgangs (14) des Öhrs (7) ausgebildeten
Höcker (22), der sich seitlich von dem Schaft (4) weg erstreckt.
2. Nadel (1), insbesondere zum maschinellen Einstechen eines Fadens (2) in Nähgut (3),
mit einem Nadelkörper, zu dem ein länglicher Schaft (4) mit einer Spitze (21) gehört,
der ein Öhr (7) aufweist, das sich zur Schaftlängsrichtung (11) mit einem spitzen
Winkel geneigt durch diesen erstreckt, wobei das Öhr (7) einen kreisförmigen Querschnitt
aufweist, und
mit einem an dem Nadelkörper in Nachbarschaft des Ausgangs (14) des Öhrs (7) ausgebildeten
Höcker (22), der sich seitlich von dem Schaft (4) weg erstreckt.
3. Nadel nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Öhr (7) einen Eingang (12)
und einen Ausgang (14) aufweist, die jeweils eine spitzennahe Begrenzung (15, 17)
und eine spitzenferne Begrenzung (16, 18) aufweisen und die auf einander gegenüberliegenden
Seiten des Schafts (4) derart angeordnet sind, dass zwischen der spitzennahen Begrenzung
(15) des Eingangs (12) und der spitzenfernen Begrenzung (18) des Ausgangs (14) ein
positiver Abstand verbleibt.
4. Nadel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Öhr (7) zylindrisch
ausgebildet ist.
5. Nadel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Öhr eine Länge (L)
aufweist, die größer ist als die Dicke der Nadel.
6. Nadel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Nadel (1) an ihrem
Schaft (4) eine zu dem Öhr (7) führende Fadenrinne (27) aufweist, wobei sich die Rinne
(27) parallel zu der Nadellängsrichtung (11) erstreckt.
7. Nadel nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Fadenrinne (27) eine Tiefe
aufweist, die im wesentlichen mit dem Durchmesser des Öhrs (7) übereinstimmt.
8. Nadel nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Fadenrinne (27) einen im wesentlichen
rechteckigen, vorzugsweise einen quadratischen Querschnitt aufweist.
9. Nadel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die das Öhr (7) an seinem
Eingang (12) zu der Spitze (21) hin begrenzende Kante (15) an der Nadelaußenseite
angeordnet ist.
10. Nadel nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass eine gedachte, die Kante (15)
berührende Verlängerung einer Bohrung (8), die das Öhr (7) bildet, mit einer Nadelseite
(36), in der eine Nadelrinne (27) vorgesehen ist, einen Schnittpunkt (35) ergibt,
wobei der Abstand zwischen diesem Schnittpunkt (35) und dem Boden (28) der Nadelrinne
(27) größer ist als der Durchmesser der Bohrung (8).
11. Nadel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der spitze Winkel zwischen
einer Bohrungsmittelachse (9) des Öhrs (7) und der Längsmittelachse (11) kleiner als
30° ist.
12. Nadel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der spitze Winkel zwischen
einer Bohrungsmittelachse (9) des Öhrs (7) und der Längsmittelachse (11) kleiner als
20° ist.
13. Nadel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der spitze Winkel zwischen
einer Bohrungsmittelachse (9) des Öhrs (7) und der Längsmittelachse (11) kleiner als
15° ist.
14. Nadel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen der Spitze (21)
und dem Öhr (7) ein Abstand festgelegt ist, der geringer ist als die Länge des Öhrs
(7).
15. Nadel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen der Spitze (21)
und dem Öhr (7) ein Abstand festgelegt ist, der geringer als die halbe Länge des Öhrs
(7) und/oder kleiner als die Nadelstärke ist.
16. Nadel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Öhr (7) mit seinem
Eingang (12) bezüglich einer sich in Längsrichtung der Nadel (1) erstreckenden, durch
die Spitze (21) gehenden Linie (Längsmittelachse 11) vollständig auf einer anderen
Seite angeordnet ist als mit seinem Ausgang (14).
17. Nadel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Höcker (22) eine quer
zu der Längsrichtung (Längsmittelachse 11) der Nadel (1) zu messende Höhe aufweist,
die vorzugsweise weniger als 80% des Durchmessers des Öhrs (7) beträgt.
18. Nadel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Höcker (22) eine längs
zu der Längsrichtung (Längsmittelachse 11) der Nadel (1) zu messende Länge aufweist,
die vorzugsweise weniger als 80% der Länge des Öhrs (7) beträgt.
19. Nadel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen dem Höcker (22)
und dem Öhr (7) ein verrundeter Übergang ausgebildet ist.
20. Nadel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Schaft (4) gerade ausgebildet
ist und im Anschluss an den Höcker (22) eine Länge mit konstantem Querschnitt aufweist,
die ein Mehrfaches der Öhrlänge betragt.
21. Nadel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Schaft (4) einen rechteckigen,
vorzugsweise einen quadratischen Querschnitt aufweist.