Stand der Technik
Scheiben mit horizontalen prismatischen Rippen
[0001] Glasscheiben mit horizontal verlaufenden, prismatischen Rippen für vertikale, nach
Süden ausgerichtete Fenster, welche, abhängig vom jeweiligen Sonnenhöhenwinkel, die
direkte Sonnenstrahlung reflektieren oder durchlassen, sind bereits seit 1980 bekannt
(Französische Patentschrift Nr. 8017364, Publikation Nr. 2463254). Bei richtiger Auslegung
des Rippenquerschnitts (Abb. 1 ) bewirken die Brechung der Strahlen beim Eintritt
in die Oberseite der Rippen und - gegebenenfalls - die Totalreflexion im Innern der
Scheibe an der Rückseite, daß die direkte Sonnenstrahlung im Sommer reflektiert und
im Winter durchgelassen wird. Der Prismenbasiswinkel θ wird so gewählt, daß die Gleichung

mit
n : dem Brechungsindex des Scheibenmaterials, welcher bei üblichem Fensterglas und
Acrylglas etwa gleich 1,5 ist,
ηG : dem gewählten Grenzwert des Sonnenhöhenwinkels ηS um 12 Uhr mittags Ortszeit - d.h. einfallende Sonnenstrahlen mit einem Winkel ηS>ηG sollen nicht durchgelassen und mit einem Winkel ηS<ηG sollen durchgelassen werden - und
κ = arcsin(1/n), dem kritischen Winkel der Totalreflexion,
erfüllt wird. Wenn das Fenster mit der Prismenglasscheibe nach Süden ausgerichtet
ist, so liegt der Sonnenstrahlungsvektor zur Tageszeit t
v=12 Uhr mittags in der Rippenquerschnittsebene und steht vertikal zu den Längsachsen
der prismatischen Rippen und die horizontalen prismatischen Rippen sind parallel zur
Äquatorebene. Die Ausrichtung der Prismenglasscheibe nach Süden bewirkt somit, daß
der tageszeitliche Verlauf des Strahleinfallswinkels γ
2 an der Rückseite der Prismenglasscheibe, der über Reflexion oder Durchdringung entscheidet,
symmetrisch zur Tageszeit t
v=12 Uhr mittags ist. Diese Reflexionseigenschaft der prismatischen Rippen ist bei
gleicher Einfallsrichtung für Strahlung, welche vom klaren oder bedeckten Himmel einfällt,
natürlich dieselbe wie für direkt von der Sonne einfallende Strahlung. Im Sommer bleibt
dadurch die Temperatur in den Räumen im allgemeinen in akzeptablen Grenzen, während
die Sonnenenergie im Winter zur Reduktion der aufzuwendenden Heizenergie beiträgt.
Diese Prismenglasscheibe ist aber undurchsichtig und nur für vertikale und im wesentlichen
nach Süden ausgerichtete Fenster anwendbar. Im Vergleich zu üblichen Isolierglasscheiben
bietet diese Prismenglasscheibe einen besseren Blendschutz gegen direkte Sonnenstrahlung
auf der Arbeitsplatzebene in Fensternähe, führt aber zu keiner verbesserten Ausleuchtung
der Raumtiefe.
Scheiben mit nicht-horizontalen prismatischen Rippen
[0002] Eine neuere Entwicklung (Europäische Patentanmeldung Nr. 97113294.9-2205) beschreibt,
wie Glasscheiben mit prismatischen Rippen diese Wirkung auch für alle vertikalen Fenster
mit einer Ausrichtung zwischen Ostsüdost und Westsüdwest erreichen können. Dieses
gelingt dadurch, daß die prismatischen Rippen - abhängig von der Abweichung Δβ der
Fensterausrichtung von der Südrichtung - mit einem bestimmten Winkel a zur Horizontalen
geneigt werden. Der Winkel α wird nach der Gleichung

mit λ: der geographischen Breite des Anwendungsortes
bestimmt. Für Fenster mit verschiedenen Fensterausrichtungen ist die Neigung der prismatischen
Rippen zur Horizontalen in Abb. 2 dargestellt. Der Winkel η wird allgemein als Winkel
zwischen der Richtungskomponente eines Strahls in der Rippenquerschnittsebene und
der Schnittgeraden von Horizontebene und Rippenquerschnittsebene definiert. Die Bestimmung
des Grenzwinkels η
G zwischen dem Sonnenstrahlungsvektor und der Schnittgeraden von Horizontebene und
Rippenquerschnittsebene für den Tageszeitwinkel β
v erfolgt mit Hilfe der Gleichungen

dem Grenzwinkel der Sonnendeklination zur Äquatorebene zu den Jahreszeitpunkten,
an denen gerade keine Sonnenstrahlung mehr bzw. gerade wieder Sonnenstrahlung die
Prismenscheibe durchdringen soll, mit
δ : der Sonnendeklination zur Äquatorebene,
δ0 = 23,45°, der maximalen Sonnendeklination zur Äquatorebene zum Jahreszeitpunkt der
Sommersonnenwende,
dG: der als Sonnensperrzeit bezeichneten Zeit in Tagen jeweils vor und nach der Sommersonnenwende,
in der keine Sonnenstrahlung die Prismenscheibe durchdringen soll,
dJ = 365,25 Tage, der Zeit eines Jahres,

dem Tageszeitwinkel, für den der Sonnenstrahlungsvektor in der Rippenquerschnittsebene
liegt und vertikal zu den Längsachsen der prismatischen Rippen steht, mit
t: der mittleren Tageszeit des Ortes,
β=π/12h·t : dem Tageszeitwinkel,

dem Winkel zwischen dem Sonnenstrahlungsvektor und der Schnittgeraden von Horizontebene
und Rippenquerschnittsebene für den Tageszeitwinkel βv und die Sonnendeklination δ=0° und

[0003] Der Prismenbasiswinkel θ wird nach der Gleichung

bestimmt. GI. 7 ist eine explizite Form von Gl. 1. Der maximal mögliche Winkel η
zwischen dem Sonnenstrahlungsvektor und der Schnittgeraden von Horizontebene und Rippenquerschnittsebene
für den Tageszeitwinkel β
v zur Jahreszeit der Sommersonnenwende ist

[0004] Der Winkel Ω des Rippenquerschnitts wird so bestimmt, daß

erfüllt ist. Wenn

ist, was für große Abweichungen der Fensterausrichtung von der Südrichtung und/oder
große Sonnensperrzeiten der Fall ist, wird ein Sägezahnprofil mit bestimmten Winkeln
an den Unterseiten der prismatischen Rippen vorgesehen (Abb. 3). Bei einer derartigen
Auslegung der Prismenscheibe ist der tageszeitliche Verlauf des Sonnenstrahleinfallwinkels
γ
2 an der Rückseite der Prismenglasscheibe, der über Reflexion oder Durchdringung entscheidet,
symmetrisch zum Tageszeitpunkt t
v, weist für diesen Tageszeitpunkt ein Minimum auf und liegt in Abhängigkeit von dem
Jahreszeitpunkt um so höher, je näher der Jahreszeitpunkt der Sommersonnenwende ist.
Dieser tageszeitliche Verlauf des Sonnenstrahleinfallswinkels γ
2 ist für ein Beispiel (Δβ=45°, δ
G=11,725°, α=-30,68°, θ=47,87°, β
v=127,45° bzw. t
v =8:30) in Abb. 4 dargestellt. Man erkennt, daß während der Tage zu den beiden Jahreszeitpunkten
der Grenzsonnendeklination δ
G gerade noch kein Sonnenstrahl die Prismenscheibe durchdringen kann und daß die Sonnensperrwirkung
der Prismenscheibe mit abnehmender Sonnendeklination δ mehr und mehr aufgehoben wird.
Da die Sperrwirkung der Prismenglasscheibe für vom Himmel ausgehende Strahlung natürlich
genauso wie für Sonnenstrahlung vorhanden ist, kann auch der Teil der Himmelsstrahlung,
für den γ
2>κ gilt, nicht durchdringen. Diese Prismenscheibe bietet somit den Sonnenschutz und
die energetischen Vorteile der in der französischen Patentschrift Nr. 8017364 beschriebenen
Prismenscheibe für einen breiten Bereich von Fensterausrichtungen und ermöglicht außerdem
die individuelle Wahl der jährlichen Sonnensperrzeit durch die Dimensionierung des
Prismenprofils. Aber auch diese Prismenscheibe ist undurchsichtig und nur für vertikale
Fenster anwendbar. Auch diese Prismenglasscheibe bietet im Vergleich zu üblichen Isolierglasscheiben
einen besseren Blendschutz gegen direkte Sonnenstrahlung auf der Arbeitsplatzebene
in Fensternähe, führt aber zu keiner verbesserten Ausleuchtung der Raumtiefe. Der
Aufwand für die Fertigumg dieser Scheibe steigt erheblich, wenn ein Sägezahnprofil
erforderlich ist.
Scheiben mit horizontalen Einschnitten oder Hohlräumen
[0005] Ein Fensterglas für vertikale Fenster, dessen optisch wirksamer Teil aus vertikal
übereinander angeordneten, horizontalen Rippen besteht, ist ebenfalls bekannt (Edmonds
l.R., 1993. Performance of laser cut light deflecting panels in daylighting applications.
Solar Energy Materials and Solar Cells 29, 1-26). Dieses System kann z.B. mit Hilfe von Acrylglasplatten, in welche - etwa
mit LaserStrahlen - schmale, parallele Einschnitte eingebracht werden, realisiert
werden (Abb. 5). Die Querschnitte dieser Rippen können die Form eines Rechtecks oder
eines nicht wesentlich von der Rechteckform abweichenden Parallelogramms mit dem Seitenverhältnis
h/b haben.
[0006] Ein in die Rippe eindringender Strahl tritt, abhängig vom Auftreffpunkt, dem Winkel
η des Strahls sowie dem Seitenverhältnis h/b und der Form des Glasrippenquerschnitts,
nach keiner, einer oder mehreren Reflexionen an der Rückseite der Glasrippe wieder
aus. Abb. 6 zeigt als Beispiel drei mögliche Strahlenverläufe in der Rippenquerschnittsebene
für drei verschiedene Winkel η. Man erkennt, daß ein Teil der Strahlen - abhängig
vom Winkel η - nach oben umgelenkt wird, während die übrigen Strahlen die ursprüngliche
Richtung beibehalten. Tatsächlich schwankt der Anteil der nach oben umgelenkten Strahlung
in Abhängigkeit von der Richtung der einfallenden Strahlung von 0 bis 1; dieses gilt
auch, wenn der Glasrippenquerschnitt ein Parallelogramm ist. Strahlung, welche vom
klaren oder bedeckten Himmel einfällt, wird von diesem System trotz der Richtungsabhängigkeit
der Umlenkfunktion zum erheblichen Anteil nach oben gegen die üblicherweise weiße
Raumdecke umgelenkt und verbessert somit die Ausleuchtung tiefer Räume mit Tageslicht.
Direkte Sonnenstrahlung, welche ja zu einem Zeitpunkt jeweils nur aus einer Richtung
einfällt, wird jedoch je nach Tageszeit und Jahreszeit sehr unterschiedliche und schnell
wechselnde Beleuchtungsverhältnisse und Strahlrichtungen in mit diesem System ausgerüsteten
Räumen erzeugen und es wird zu erheblichen Blendwirkungen kommen. Dieses System kommt
also auch mit geeigneter Beschichtung nicht als Sonnenschutzglas in Frage und es hat
- im Vergleich zu üblichem Isolierglas - keinen regelnden Einfluß auf die Strahlungswärmeaufnahme
im Sommer und Winter. Für vertikale Fenster jedoch, welche im wesentlichen nach Norden
- auf der südlichen Hemisphäre: nach Süden - ausgerichtet sind, ist dieses System,
welches auch eine gute Durchsichtigkeit aufweist, gut zur Verbesserung der Ausleuchtung
tiefer Räume mit Tageslicht geeignet. An äquatornahen Anwendungsorten ist dieses System
als Deckenlicht in der Form einer Pyramide im Vergleich zu einem entsprechenden Deckenlicht
aus üblichem Isolierglas in der Lage, sowohl den Strahlungswärmeeinfall in einen Raum
deutlich zu reduzieren als auch für eine verbesserte Ausleuchtung des Raumes mit Tageslicht
zu sorgen.
Scheiben mit horizontalen, verspiegelten Profilstäben
[0007] Die Deutsche Patentanmeldung DE A1 E04D003-35 beschreibt ein Fensterglas, welches
horizontale, verspiegelte Profilstäbe im Zwischenraum eines aus zwei Scheiben bestehenden
Isolierglases (Abb. 7) nutzt, um direkte Sonnenstrahlung während des Sommers zu reflektieren
und während des Winters - nach oben umgelenkt - in den Raum eintreten zu lassen. Entsprechend
kann die mit flachen bis mittleren Winkeln einfallende Strahlung des bedeckten bzw.
klaren Himmels in den Raum eindringen, während die mit mittleren bis steilen Winkeln
einfallende Strahlung des bedeckten bzw. klaren Himmels reflektiert wird. Dieses Fensterglas
hat also das Ziel, die Strahlungswärmeaufnahme so zu steuern, daß im Sommer möglichst
wenig und im Winter möglichst viel Energie in den Raum eindringen kann, und durch
Umlenkung des einfallenden Lichtes gegen die üblicherweise weißen Raumdecken - im
Vergleich zu üblichem Isolierglas - eine bessere Ausleuchtung tiefer Räume mit Tageslicht
zu erreichen. Dieses System wurde mit Hilfe des Rechenprogrammes RADIANCE für einen
Testraum mit einem nach Süden ausgerichteten Fenster simuliert (Moeck M., 1998. On
daylight quality and quantity and its application to advanced daylight systems.
Journal of the Illuminating Engineering Society Winter 1998, 3-21) und auch meßtechnisch untersucht (Aizlewood M.E. ,1993. Innovative
Daylighting Systems: An experimental evaluation.
Lighting Research and Technology 25,141-152) und mit anderen Systemen verglichen. Hierbei ergab sich, daß dieses System,
von potentiellen Blendwirkungen einmal abgesehen, den angestrebten Sonnenschutz bieten
kann und auch zur Vergleichmäßigung der Helligkeit in tiefen Räumen beiträgt. Es reduziert
den Licht- und Energieeinfall in Räume jedoch nicht nur im Sommer sondern auch im
Winter erheblich, so daß im jeweiligen Anwendungsfall beurteilt werden muß, ob das
System die angestrebte energiesparende Wirkung erbringt. Das System ist in gewissem
Maße durchsichtig. Da die Profilstäbe jedoch einen größeren Anteil der freien Fläche
eines Fensters als die Lamellen eines üblichen Jalousiesystems beanspruchen, ist die
Durchsichtigkeit dieses Fensterglases geringer als bei einem Fenster mit einem Jalousiesystem.
Wegen der ausschließlich horizontal ausgerichteten Profilstäbe ist dieses System ebenso
wie das bereits beschriebene Prismenglas nach der französischen Patentschrift Nr.
8017364 nur für im wesentlichen nach Süden ausgerichtete Fenster geeignet. Bei klarem
Himmel und direkter Sonnenstrahlung ist wegen der spiegelnd reflektierenden Profile
mit tageszeitlich wechselnder Blendwirkung zu rechnen.
Sonnenschutz- und Lichtlenksysteme für vertikale Fenster
[0008] Es ist ferner ein feststehendes Prismensystem (Abb. 8) bekannt (Bartenbach, C., 1986.
Neue Tageslichtkonzepte.
Technik am Bau 4, BR Deutschland), welches aus zwei Prismenscheiben und einem Innenspiegel besteht.
Die beiden Prismenscheiben und der Innenpiegel sind so angeordnet, daß sie einen Hohlraum
mit gleichschenkligem Querschnitt bilden. Die nach außen vorspringende Prismenscheibe
hat die Aufgabe, die direkte Sonnenstrahlung, welche bis zu einem maximalen Sonnenhöhenwinkel
einfallen kann, zu reflektieren sowie die intensive Strahlung des Himmels aus dem
Zenitbereich durchzulassen und auf den Innenspiegel zu lenken. Die durchgelassene
Strahlung wird von dem Innenspiegel auf die zweite Prismenscheibe gelenkt, welche
die Aufgabe hat, die Strahlung nach oben gegen die weiße Decke des Innenraumes zu
lenken und so eine möglichst gleichmäßige, blendfreie Beleuchtung von tiefen Räumen
mit Tageslicht zu erzeugen. Um diese Aufgabe erfüllen zu können, ist jeweils eine
Fläche der Prismen dieser Scheiben mit einer spiegelnd refllektierenden Aluminiumschicht
bedampft. Dieses System wurde ebenfalls mit Hilfe des Rechenprogrammes RADIANCE für
einen Testraum mit einem nach Süden ausgerichteten Fenster untersucht (Moeck M., 1998.
On daylight quality and quantity and its application to advanced daylight systems.
Journal of the Illuminating Engineering Society Winter 1998, 3-21). Dabei fand man heraus, daß dieses System den angestrebten, nahezu
vollkommenen Sonnenschutz bieten kann und daß es Blendwirkungen durch direktes Sonnenlicht
verhindert. Es trägt aber offenbar kaum zur Vergleichmäßigung der Helligkeit in tiefen
Räumen bei. Es reduziert den Licht- und Energieeinfall in Räume sowohl im Sommer als
auch im Winter ganz erheblich, so daß dieses System im Sommer und im Winter ziemlich
gleichmäßig - d.h. ohne deutliche, von der Jahreszeit abhängige Steuerwirkung - als
Licht- und Energieabblendeinrichtung wirkt. Dieses System ist nicht durchsichtig.
Deswegen und wegen der nach außen vorspringenden Prismenscheibe ist es im wesentlichen
für Oberlichter in Kombination mit darunter angeordneten üblichen, durchsichtigen
Sonnenschutzfenstern geeignet. Wegen der ausschließlich horizontal ausgerichteten
prismatischen Rippen ist dieses System ebenso wie bereits oben beschriebene Systeme
nur für im wesentlichen nach Süden ausgerichtete Fenster geeignet.
[0009] Es wurden noch weitere Systeme (Ruck N.G.,1985. Beaming daylight into deep rooms.
Building Res. Pract. 6, 144-147 bzw. Belträn L.O., Lee E.S., Selkowitz S.E., 1997. Advanced optical daylighting
systems: Light shelves and light pipes.
Journal of the Illuminating Engineering Society Winter 1997, 91-106) entworfen, welche - ähnlich dem hier beschriebenen System von
Bartenbach - die Aufgabe haben, Tageslicht durch ein oberes, senkrechtes Teilfenster
- ein sogenanntes Oberlicht - in die tiefer gelegenen Raumbereiche - insbesondere
gegen die Raumdecke - zu lenken. Diese Systeme zielen jedoch - im Gegensatz zu dem
System von Bartenbach - auf die Nutzung des direkten Sonnenlichtes zur Raumausleuchtung;
sie sind ziemlich komplex und aufwendig und weisen, um das direkte Sonnenlicht aufnehmen
zu können, Bestandteile auf, welche aus der senkrechten Fassade eines Gebäudes herausragen.
Derartige Systeme haben also einen bestimmenden Einfluß auf die Fassade eines Gebäudes
und schränken somit die Gestaltungsfreiheit des Architekten ein.
Zwei vertikale Scheiben mit ineiander verzahnten, horizontalen prismatischen Rippen
[0010] Es ist ferner ein System bekannt (Europäische Patentanmeldung 833 01687.6, Publikation
0092322 A1), welches aus zwei Scheiben mit horizontalen prismatischen Rippen besteht
(Abb. 9). Die prismatischen Rippen der beiden Scheiben, welche alle identische Querschnitte
in der Form eines rechtwinkligen Dreiecks haben, sind einander zugewendet und so ineinander
verzahnt, daß nur ein kleiner Luftspalt zwischen den beiden Scheiben vorhanden ist.
Der als "charakteristisch" bezeichnete Querschnitt der prismatischen Rippen ist durch
den Prismenbasiswinkel θ und die Flächen C
A, f
A und s
A bestimmt (Abb. 10). Der charakteristische Querschnitt der prismatischen Rippen kann
als Ersatz der tatsächlichen Konfiguration für die Untersuchung des Strahlenganges
herangezogen werden, da die Parallelverschiebung der frontseitigen Grenzfläche a
A nur eine unerhebliche Parallelverschiebung des Strahlenganges bewirkt. Die Sperrwirkung
des Systems ist für Strahlen in der Querschnittsebene zwischen den Grenzwinkeln

und

gegeben, sofern die Strahlen in einem bestimmten Bereich, welcher in Abb. 10 durch
die Teilfläche c
R gekennzeichnet ist, in den charakteristischen Querschnitt eindringen. Ein erheblicher
Teil der Strahlung dringt jedoch außerhalb dieses Bereiches in den charakteristischen
Querschnitt ein, wird an der rückseitigen Grenzfläche f
A reflektiert, trifft erneut auf die frontseitige Grenzfläche a
A - in Abb. 10 ersatzweise auf die Fläche c
A - und wird daran reflektiert und trifft unter einem so steilen Einfallswinkel auf
die rückseitige Grenzfläche s
A, daß diese von der Strahlung durchdrungen wird. Wenn man von geringen Reflexionsverlusten
an den Grenzflächen absieht, so ist das Verhältnis der reflektierten zur gesamten,
auf die Fläche c
A unter dem Winkel η in dem Winkelbereich η
Go>η>η
Gu einfallenden Strahlung

mit sinη
1=1/n·sinη, falls die Strahlung parallel zur Querschnittsebene einfällt.
[0011] Das Verhältnis der durchdringenden Strahlung zur gesamten einfallenden Strahlung
1-C
R/C
A ist für θ=76° in Abhängigkeit von dem Winkel η
1 in Abb. 11 dargestellt. Man erkennt, daß Strahlung mit Winkeln von η
1=0° bis η
1Gu=27,8° vollständig durchdringen kann; das System ist in diesem Winkelbereich durchsichtig.
Strahlung mit Winkeln von η
1Go=34,17° bis η
1=41,81° kann - abgesehen von Reflexionsverlusten - ebenfalls vollständig durchdringen,
aber das System ist in diesem Winkelbereich nicht durchsichtig. In dem Winkelbereich
27,8°<η
1<34,17° dringt aber immer noch mehr als die Hälfte der Strahlung durch. Dieses System
hat also - im Gegensatz zu den bisher beschriebenen Systemen - den Vorteil, daß es
in den unteren Winkelbereichen durchsichtig ist, aber den Nachteil, daß es die Strahlung
in den mittleren und oberen Winkelbereichen nur ungenügend oder gar nicht reflektiert.
Die Sonnenschutzwirkung dieses Systems ist somit ungenügend. In der Internationalen
Patentanmeldung PCT/GB94/00949, Publikation WO 94/25792, wird ein ähnliches System
beschrieben.
Aufgabe, Berechnungsgrundlagen und Wirkungen der neuen Fensterscheibe
Aufgabe der Fensterscheibe im Sinne der Erfindung
[0012] Die Erfindung betrifft eine Fensterscheibe, die vollkommenen Sonnenschutz und Blendschutz
während des gesamten Tages im Sommer, energiesparende Eigenschaften im Sommer und
Winter, gute Ausleuchtung der Raumtiefe und ein kaum beinträchtigtes Blickfeld für
die Sicht von innen nach außen für einen breiten Bereich von Fensterausrichtungen
mit bis zu 75° Abweichung von der Südrichtung auf der Nordhemisphäre bzw. von der
Nordrichtung auf der Südhemisphäre, für Fensterneigungswinkel von 45° bis 90° zur
Horizontebene und für die gemäßigten Klimazonen der Erde jeweils zwischen λ=30° und
λ=60° nördlicher und südlicher Breite realisieren soll.
Berechnungsgrundlagen der neuen Fensterscheibe
[0013] Der Gegenstand dieser Patentanmeldung ist ein aus zwei Scheiben mit ineinander verzahnten,
prismatischen Rippen von rechtwinkligem Querschnitt bestehendes Scheibensystem. Es
ist eine Verbesserung und Weiterentwicklung des in der Europäischen Patentanmeldung
833 01687.6 beschriebenen Systems aus zwei vertikalen Scheiben mit ineiander verzahnten,
horizontalen prismatischen Rippen. Zur Vermeidung der wesentlichen Mängel des in der
Europäischen Patentanmeldung 833 01687.6 beschriebenen Systems werden jeweils die
Prismenflächen s
A der äußeren Prismenscheibe A mit einer möglichst vollkommen spiegelnd reflektierenden
und jeweils die Prismenflächen sB der inneren Prismenscheibe B mit einer möglichst
vollkommen diffus reflektierenden Beschichtung versehen (Abb. 12).
Berechnung der Parameter des Systems
[0014] Für den allgemeinen Fall eines Fensters mit beliebigem Neigungswinkel v zur Horizontebene
und unter einem Winkel a zur Horizontalen in der Fensterebene geneigten prismatischen
Rippen wird ein Koordinatensystem P - genannt P-System -, dessen z
P-Achse in der Schnittgeraden zwischen Fensterebene und Rippenquerschnittsebene liegt
und dessen x
p-Achse mit der Fensterflächennormalen identisch ist, definiert. Die Richtung eines
Strahls im Raum in Bezug auf das P-System soll durch die beiden Winkel
ζ : Winkel zwischen der Fensterflächennormalen und der Strahlrichtungskomponente in
der Rippenquerschnittsebene, genannt Rippenhöhenwinkel, und
ξ : Winkel zwischen der Fensterflächennormalen und der Strahlrichtungskomponente in
der Ebene, welche senkrecht zur Rippenquerschnittsebene ist und die Fensterflächennormale
enthält, genannt Rippenlängenwinkel,
definiert werden (Abb. 13). Diese Winkel ξ und ζ sowie der Einfallswinkel γ eines
Strahls werden im Verlaufe eines Strahlenganges mit der Ordnungszahl des Grenzflächenkontaktes,
sei es Reflexion oder Brechung, als Index gekennzeichnet.
[0015] Der Neigungswinkel α der prismatischen Rippen zur Horizontalen in der Fensterebene
wird durch

bestimmt. Als Beispiel ist α in Abb. 14 für ν=90° und in Abb. 15 für v=60° jeweils
für die λ-Werte 40°, 50° und 60° in Abhängigkeit von dem Fensterausrichtungswinkel
Δβ dargestellt.
[0016] Definitionsgemäß muß der Sonnenstrahlungsvektor senkrecht zur Längsachse der prismatischen
Rippen sein, wenn der Tageszeitwinkel β=β
v ist. Aus dieser Bedingung erhält man die allgemeine Bestimmungsgleichung für β
v:

mit E = tanΔβ/(cosΔβ+tanλ·tanν).
[0017] Zwischen dem Rippenhöhenwinkel ζ und dem Wickel η besteht die Beziehung

d.h. für α=0° gilt η=ζ+π/2-ν und für vertikale Fenster (ν =90°) gilt η=ζ. Mit dieser
Beziehung werden ζ
S, ζ
O, ζ
G und ζ
M analog zu η
S, η
O, η
G und η
M definiert. Der Sonnenstrahlungsvektor S in der Äquatorebene zur Jahreszeit der Tagundnachtgleiche
und in der Rippenquerschnittsebene zur Tageszeit t
v, also für den Sonnendeklinationswinkel δ=0° und den Tageszeitwinkel β
v, ist im P-System durch



mit C = (cosβ
v·sinλ·cosΔβ-sinβV
v·sinΔβ)
und D = (cosβ
v·sinλ·sinΔβ+sinβ
v·cosΔβ) gegeben und der Rippenhöhenwinkel dieses Sonnenstrahlungsvektors ist durch

bestimmt. Für eine gegebene Sonnensperrzeit d
G wird der Prismenbasiswinkel θ durch

bzw. für einen gegebenen Prismenbasiswinkel θ die Sonnensperrzeit d
G durch

bestimmt. Als Beispiel ist die Sonnensperrzeit d
G in Abb. 16 für ν=90° und in Abb. 17 für ν=60° jeweils für die λ-Werte 40°, 50° und
60° und eine Auswahl der θ-Werte 45°, 48°, 51°, 54°, 57°, 70,5° und 76° in Abhängigkeit
von dem Fensterausrichtungswinkel Δβ dargestellt. Für alle Berechnungen wurde der
Brechungsindex n des Scheibenmaterials gleich 1,5 gesetzt, welcher dem Brechungsindex
von üblichem Fensterglas und Acrylglas entspricht.
Durchsichtigkeit des Systems
[0018] Strahlen, welche nicht auf die Prismenfläche s
A fallen, die Prismenflächen f
A und f
B durchdringen und nicht auf die Prismenfläche s
B fallen, durchdringen das System, ohne die Richtung zu verändern. Das gilt sowohl
für von außen nach innen als auch für von innen nach außen gerichtete Strahlen. Das
System ist somit in Richtung dieser Strahlen nicht nur strahlungsdurchlässig sondern
auch durchsichtig.
[0019] c
f ist eine Teilfläche der Fläche c
A einer prismatischen Rippe (Abb. 18), durch welche der Anteil der Strahlung hindurchtritt,
welcher nach dem Eindringen über die Grenzfläche a
A direkt auf die Prismenfläche f
A fällt und, falls γ
2<κ, das System durchdringt. Dieser Anteil ist von dem jeweiligen Winkel ζ
1 der einfallenden Strahlung abhängig, ist gleich dem Verhältnis der beiden Flächen
c
f/c
A und soll als Sichtflächenverhältnis SV bezeichnet werden. Das Sichtflächenverhältnis
kann bei Vernachlässigung der Größe des Abstandes zwischen den Prismenflächen s
A und sB mit Hilfe der Gleichung

für ζ
1≥θ-π/2 und

für ζ
i<θ-π/2
bestimmt werden.
[0020] Das Sichtflächenverhältnis SV ist in den Abbildungen 19, 20 und 21 für die Prismenbasiswinkel
θ=76°, θ=70,5° und θ=51° jeweils in einem ζ,ξ-Sichtfelddiagramm aufgetragen. Man erkennt,
daß das Sichtfeld für θ=76°und θ=70,5° und vertikale Fenster in den interessanten
Ausblickrichtungen, nämlich 30°>ζ>-90° und 60°>ξ>-60°, nur sehr wenig eingeschränkt
wird. Das gilt auch für das System mit θ=51°, wenn man berücksichtigt, daß dieses
System für Dachfenster mit einem Neigungswinkel von z.B. ν=45° angewendet werden soll.
Eine befriedigende Durchsichtigkeit des Systems ist allerdings nur dann zu erwarten,
wenn die Prismenscheiben A und B mit ausreichender Präzision gefertigt werden und
die einzelnen Prismenflächen eine glatte und ebene Oberfläche haben.
Systematik der Strahlengänge
[0021] Zusätzlich zu den bereits definierten Winkeln sollen die folgenden Funktionen definiert
werden (Abb. 18):
ζ=ζK(ξ) die Winkelpaare ξ, ξK der Strahlen, welche die Prismenscheibe A durchdringen und gerade mit dem Einfallswinkel
γ2=κ an der Prismenfläche fA reflektiert werden, erfüllen die Funktion ζ=ζK(ξ). Inbesondere ist ζG=ζK(0).
ζ=ζU(ξ) : die Winkelpaare ξ, ζU der Strahlen, welche nach Reflexion an der spiegelnd reflektierenden Prismenfläche
sA und Durchdringung der beiden Prismenflächen fA und fB auf die rückseitige Grenzfläche aB der Prismenscheibe B treffen und hier gerade mit dem kritischen Winkel der Totalreflexion
κ reflektiert werden, erfüllen die Funktion ζ=ζU(ξ).
ζ=ζc(ξ) : die Winkelpaare ξ, ζc der Strahlen, welche die Prismenscheibe A parallel zur spiegelnd reflektierenden
Prismenfläche sA durchdringen, erfüllen die Funktion ζ=ζC(ξ).
[0022] Abhängig von dem Winkelpaar ξ, ζ und dem Auftreffort eines Strahls können die folgenden
typischen Strahlengänge unterschieden werden:
Strahlengang 1: Der Strahl mit ζ<ζK(ξ) durchdringt aA und cA,
Fall 1a: dringt über die Teilfläche cf in die charakteristische prismatische Rippe ein, trifft auf fA, der Rippenhöhenwinkel ist

durchdringt fA, fB und aB und durchdringt somit das System, wobei Eintritts- und Austrittsrichtung des Strahls
identisch sind, bzw.
Fall 1b: dringt über die Teilfläche c-cf in die charakteristische prismatische Rippe ein, wird an sA reflektiert, trifft auf fA, der Rippenhöhenwinkel ist

durchdringt fA und fB .
Fall 1b1, ζc(ξ)<ζ<ζK(ξ):
Fall 1b11, (ζU(ξ)<ζ<ζK(ξ): wird an aB reflektiert und trifft entweder direkt oder nach einer weiteren Reflexion an fB bzw. weiteren Reflexionen an fB und aB auf sB, wo er zum geringen Teil absorbiert und überwiegend diffus reflektiert wird - ein
Teil der von sB reflektierten Energie des Strahls durchdringt fB, fA und aA und wird somit von dem System letztlich reflektiert, während ein Teil der Energie
des Strahls aB und somit das System durchdringt - bzw.
Fall 1b12, ζC(ξ)<ζ<ζU(ξ): durchdringt aB und somit das System, wobei Eintritts- und Austrittsrichtung des Strahls verschieden
sind, bzw.
Fall 1b2, ζ<ζc(ξ): trifft entweder direkt oder nach einer weiteren Reflexion an fB bzw. weiteren Reflexionen an fB und aB auf sB, wo er zum geringen Teil absorbiert und überwiegend diffus reflektiert wird - ein
Teil der von sB reflektierten Energie des Strahls durchdringt fB, fA und aA und wird somit von dem System letztlich reflektiert, während ein Teil der Energie
des Strahls aB und somit das System durchdringt -.
Strahlengang 2: Der Strahl mit ζ>ζK(ξ) durchdringt aA und cA,
Fall 2a: dringt über die Teilfläche cR in die charakteristische prismatische Rippe ein, wird entweder
Fall 2a1: zuerst an fA und dann an sA reflektiert oder
Fall 2a2: zuerst an sA und dann an fA reflektiert,
durchdringt a
A in umgekehrter Richtung wie beim Eintritt und wird somit von dem System reflektiert,
bzw.
Fall 2b: dringt über die Teilfläche cA-cR in die charakteristische prismatische Rippe ein, wird zuerst an fA und dann an aA reflektiert,
Fall 2b1: wird an der Teilfläche sR von sA (Strahlengang S in Abb. 22)
- die Teilfläche sR wird von der Fläche sA durch die Fläche, welche die obere Kante der charakteristischen prismatischen Rippe
enthält und parallel zum Strahl vom 4. zum 5. Grenzflächenkontakt ist, abgetrennt,
so daß

ist -
reflektiert, wird an fA reflektiert und - bei geeignetem Winkel θ und nach weiteren Reflexionen an aA und fA - durchdringt aA in umgekehrter Richtung wie beim Eintritt und wird somit von dem System reflektiert,
bzw.
Fall 2b2: wird an der Teilfläche sA-sR (Strahlengang R in Abb. 22) reflektiert,
Fall 2b21: durchdringt aA und wird somit von dem System reflektiert, bzw.
Fall 2b22: wird an aA reflektiert und - bei geeignetem Winkel θ und nach einer weiteren Reflexion an aA bzw. nach weiteren Reflexionen an aA und fA- durchdringt fA und durchdringt somit das System bzw. durchdringt aA und wird somit von dem System reflektiert, wobei Eintritts- und Austrittsrichtung
des Strahls verschieden sind.
[0023] Man erkennt aus Gl. 21 und 22, daß in dem Fall 1a beim Auftreffen eines Strahls mit
der ursprünglichen Einfallsrichtung ξ, ζ auf die Fläche f
A der Betrag des Rippenhöhenwinkels ζ
2 gleich dem Betrag des Rippenhöhenwinkels ζ
3 beim Auftreffen eines Strahls mit derselben ursprünglichen Einfallsrichtung ξ, ζ
auf die Fläche f
A in dem Fall 1b ist. Entsprechendes gilt in den Fällen 2a1 und 2a2. Ob ein Strahl
das System durchdringt oder von dem System reflektiert wird, hängt in diesen Fällen
also nur von der Richtung und nicht vom Auftreffort eines Strahls ab. Diese Eigenschaft
des Systems ist eine Folge des rechtwinkligen Rippenspitzenwinkels, der daher auch
für alle Varianten beibehalten wird.
[0024] Ein Anteil der in den Fällen 1b11 und 1b2 von der Prismenfläche s
B diffus reflektierten Energie durchdringt letztlich a
A und wird somit von dem System reflektiert, während ein Anteil letztlich a
B durchdringt und somit das System durchdringt. Die Anteile werden vereinfacht, aber
ausreichend genau, durch die angenähert berechneten Strahlungsaustauschfaktoren zwischen
den Flächen s
B und a
B
bzw. zwischen den Flächen s
B und a
A
ermittelt. Im Fall 1b12 ist der Rippenhöhenwinkel ζ
5 des auf a
B einfallenden Strahls aus dem Rippenhöhenwinkel ζ
1 des an a
A gebrochenen Strahls durch

zu berechnen.
[0025] Wie aus den Gleichungen von Fresnel hervorgeht, ist der Übergang eines Strahls von
einem transparenten Medium in ein anderes bei verschiedenem Brechungsindex mit Reflexionsverlusten
verbunden. Die interne Totalreflexion innerhalb eines Mediums erfolgt jedoch praktisch
verlustlos, so daß ein Strahl auch bei einem Strahlengang mit mehrfachen internen
Totalreflexionen nur Energie durch Absorption in dem Medium verliert. Die durch Absorption
verlorene Energie eines Strahls in üblichem Fensterglas und insbesondere in Acrylglas
ist wegen der auch bei mehrfachen internen Totalreflexionen noch relativ kurzen Wegstrecke
des Strahls im Medium jedoch sehr gering, wennauch nicht vernachlässigbar.
Ableitung eines Auswahlkriteriums für den Prismenbasiswinkel θ
[0026] Der Fall 2b2 bedarf einer näheren Untersuchung, da - abhängig von dem Winkelpaar
ξ, ζ des Strahls und dem Prismenbasiswinkel θ - der Strahl das System sowohl durchdringen
als auch von dem System reflektiert werden kann. Um eine Vorauswahl für die Prismenbasiswinkel
θ treffen zu können, die dem System auch im Fall 2b2 die erwünschten Reflexionseigenschaften
geben, werden im folgenden - vereinfachend - Strahlengänge für ξ=0° betrachtet.
[0027] Für θ=Ω=45° ist c
R/c
A ≥1, d.h. es existiert keine Teilfläche c
A-c
R und somit werden Strahlen mit ζ>ζ
K(ξ) von dem System nach genau 4 Grenzflächenkontakten reflektiert.
[0028] Für θ>45° ist c
R/c
A <1 möglich, d.h. es kann eine Teilfläche c
A-c
R existieren. Strahlen mit ζ>ζ
K(ξ), welche über die Teilfläche c
A-c
R in die charakteristische prismatische Rippe eindringen, werden an f
A, a
A und s
A reflektiert, treffen dann erneut auf a
A und erfahren somit mindestens 5 Grenzflächenkontakte. Für den Rippenhöhenwinkel beim
5. Grenzflächenkontakt gilt

[0029] Damit alle Strahlen mit ξ=0° und ζ>ζ
G nach 5 Grenzflächenkontakten die Prismenfläche a
A durchdringen und somit von dem System reflektiert werden (Strahlengang 2b21), ist
ζ
2≥κ und ζ
5≤κ erforderlich. Aus Gl. 27 ergibt sich somit der maximale Prismenbasiswinkel θ, für
den gerade noch die Reflexion aller Strahlen mit ξ=0° und ζ>ζ
G nach 5 Grenzflächenkontakten möglich ist, zu

[0030] Wie aus den Abb. 16 und 17 erkennbar ist, sind Systeme mit θ<θ
5Kmax nur für Fenster geeignet, welche zur Horizontebene geneigt sind (ν<90°) und/oder
Fensterausrichtungen Δβ≠0° haben, da nur dann sich erwünschte Sonnensperrzeiten im
Bereich von 30 bis 120 Tagen ergeben. Auf der Grundlage der vorstehenden Berechnungen
wird der Prismenbasiswinkel in dem Bereich
45°≤θ
5K≤58° für Systeme, welche Strahlung mit 4 bzw. 5 Grenzflächenkontakten reflektieren,
- kurz 5K-Systeme -
ausgewählt. Die Strahlung, welche über die Teilfläche c
A-c
R in die charakteristische prismatische Rippe eindringt, hat den Anteil P=1-c
R/c
A an der gesamten aus der Richtung ζ
1 eindringenden Strahlung. Für 5K-Systeme ist der Anteil P in Abb. 23 für θ=45°, θ=48°,
θ=51°, θ=54° und θ=57° in Abhängigkeit von ζ
1 dargestellt.
[0031] Strahlen mit ζ>ζ
K(ξ), welche über die Teilfläche c
A-c
R in die charakteristische prismatische Rippe eindringen, an f
A, a
A und der Teilfläche s
A-s
R reflektiert werden, danach wieder an a
A und f
A reflektiert werden, treffen erneut auf a
A und erfahren somit mindestens 7 Grenzflächenkontakte. Für den Rippenhöhenwinkel beim
6. bzw. 7. Grenzflächenkontakt gilt

bzw.

[0032] Damit ein Strahl nach 7 Grenzflächenkontakten von dem System reflektiert werden kann,
darf er nicht f
A beim 6. Grenzflächenkontakt durchdringen, d.h. es muß ζ
6≥κ sein. Aus Gl. 29 ergibt sich somit der minimale Prismenbasiswinkel θ, für den gerade
noch die Reflexion aller Sonnenstrahlen mit ζ≤ζ
M nach 6 Grenzflächenkontakten möglich ist, zu

[0033] Für Δβ=0°, ν=90° und λ=60° ist ζ
M=53,45° und θ
7Kmin=68,838° bzw. für Δβ=0°, ν=90° und λ=30° ist ζ
M=83,45° und θ
7Kmin=70,657°. Aus Gl. 9, 13 und 15 erkennt man, daß ζ
M(Δβ≠0°,ν,λ)<ζ
M(Δβ=0°,ν,λ) und daher
θ
7Kmin(Δβ≠0°,ν,λ)<θ
7Kmin(Δβ=0°,ν,λ) ist.
[0034] Aus Gl. 30 und den entsprechenden Argumenten wie für 5 Grenzflächenkontakte ergibt
sich der maximale Prismenbasiswinkel θ, für den gerade noch die Reflexion aller Strahlen
mit ζ>ζ
G nach 7 Grenzflächenkontakten möglich ist, zu

[0035] Auf der Grundlage der vorstehenden Berechnungen wird der Prismenbasiswinkel in dem
Bereich
68°≤θ
7K≤71° für Systeme, welche Strahlung mit 4 bzw. 7 Grenzflächenkontakten reflektieren,
- kurz 7K-Systeme -
ausgewählt. Die Strahlung, welche über die Teilfläche c
A-c
R in die charakteristische prismatische Rippe eindringt und an der Teilfläche s
A-s
R reflektiert wird, hat den Anteil P=(1-c
R/c
A)·(1-s
R/s
A) an der gesamten aus der Richtung ζ
1 eindringenden Strahlung. Für 7K-Systeme ist der Anteil P in Abb. 24 für θ=70,5° in
Abhängigkeit von ζ
1 dargestellt.
[0037] Für Δβ=0°, ν=90° und λ=60° ist ζ
M=53,45° und θ
9Kmin=74,885° bzw. für Δβ=0°, ν=90° und λ=30° ist ζ
M=83,45° und θ
9Kmin=76,184° und entsprechend gilt θ
9Kmin(Δβ≠0°,ν,λ)<θ
9Kmin(Δβ=0°,ν,λ).
[0038] Auf der Grundlage der vorstehenden Berechnungen wird der Prismenbasiswinkel in dem
Bereich
74°≤θ
9K≤77° für Systeme, welche Strahlung mit 4 bzw. 9 Grenzflächenkontakten reflektieren,
- kurz 9K-Systeme -
ausgewählt. Die Strahlung, welche über die Teilfläche c
A-c
R in die charakteristische prismatische Rippe eindringt und an der Teilfläche s
A-s
R reflektiert wird, hat den Anteil P=(1-c
R/c
A)·(1-s
R/s
A) an der gesamten aus der Richtung ζ
1 eindringenden Strahlung. Für 9K-Systeme ist der Anteil P in Abb. 25 für θ=76° in
Abhängigkeit von ζ
1 dargestellt.
[0039] Prismen, welche auf 11 und mehr Grenzflächenkontakten basieren, brauchen nicht untersucht
zu werden, da die hierfür sich ergebenden Sonnensperrzeiten zu klein für eine Anwendung
in einem Sonnenschutzsystem sind.
[0040] Eine detaillierte Untersuchung über die Sonnenschutzwirkung dieser ausgewählten Systeme
für Strahlen mit ξ≠0° anhand von ξ,ζ-Diagrammen führt zu dem folgenden Ergebnis:
- 5K-Systeme mit 45°≤θ≤58°: Die Strahlung, welche über cA-cR in die charakteristische prismatische Rippe eintritt und beim 4. Grenzflächenkontakt
an sA-sR reflektiert wird, hat nur einen geringen Anteil P an der gesamten einfallenden Strahlung
und ist nur aus einem engen ζ1-Bereich (Abb. 23) möglich. Die Energie der Sonnenstrahlung mit |ξ|>60° aus dem engen
ζ1-Bereich, welche auf die Prismenfläche sB treffen und zum Teil das System in unerwünschter Weise durchdringen kann, ist geringfügig.
- 7K-Systeme mit 68°≤θ≤71°: Die Strahlung, welche über cA-cR in die charakteristische prismatische Rippe eintritt und beim 4. Grenzflächenkontakt
an sA-sR reflektiert wird, hat einen Anteil P im Bereich 0,2≤P≤0,4 an der gesamten einfallenden
Strahlung und ist aus einem Bereich ζ1≥22° (Abb. 24) möglich. Die Energie der Sonnenstrahlung mit |ξ|>60° zur Zeit der Sommersonnenwende
bzw. der Sonnenstrahlung mit |ξ|>30° zur Zeit dJ/6 vor oder nach der Sommersonnenwende aus dem ζ1-Bereich, welche auf die Prismenfläche sB treffen und zum Teil das System in unerwünschter Weise durchdringen kann, ist noch
als gering im Verhältnis zur reflektierten Sonnenstrahlungsenergie einzustufen.
- 9K-Systeme mit 74°≤θ≤77°: Die Strahlung, welche über cA-cR in die charakteristische prismatische Rippe eintritt und beim 4. Grenzflächenkontakt
an sA-sR reflektiert wird, hat einen Anteil P im Bereich 0≤P≤0,26 an der gesamten einfallenden
Strahlung und ist aus einem Bereich ζ1≥34° (Abb. 25) möglich. Für dieses System gibt es aber keine Strahlen mit dem Strahlengang
2b22, welche beim 9. Grenzflächenkontakt an aA reflektiert werden, fA und fB durchdringen, an sB diffus reflektiert werden und schließlich teilweise aB und somit das System durchdringen. Dieses System hat also als Sonnenschutzsystem
besonders perfekte Eigenschaften.
[0041] Bei diesen Systemen tritt Blendwirkung durch an den Spiegelflächen s
A reflektierte Sonnenstrahlen nicht auf. Es würde aber Blendwirkung durch an den Prismenflächen
S
B der inneren Prismenscheibe B reflektierte Sonnenstrahlen auftreten, wenn die Prismenflächen
s
B mit einer spiegelnd reflektierenden Beschichtung versehen wären. Aus diesem Grunde
sind die Prismenflächen s
B mit einer diffus reflektierenden Beschichtung versehen.
Wirkungen der neuen Fensterscheibe im Vergleich zu anderen Fensterscheiben
Der Testraum
[0042] Für einen Testraum, wie er Abb. 26 dargestellt ist, wurden die Beleuchtungsstärken
sämtlicher Teilflächen und Sensorflächen sowie die durch Fensterflächen eindringende
Strahlungswärme und der von der Temperaturdifferenz zwischen innen und außen bewirkte
Wärmedurchgang an Fensterflächen mit dem Rechenprogramm BELEUSYS berechnet. Der Raum
hat die Form eines Quaders von 6 m Breite, 10 m Länge und 3 m Höhe. Dem Raum ist ein
rechtwinkliges x,y,z-Koordinatensystem zugeordnet. Die Breite des Raumes erstreckt
sich von der yz-Ebene in Richtung der x-Achse, die Länge des Raumes von der zx-Ebene
in Richtung der y-Achse und die Höhe des Raumes von der xy-Ebene in Richtung der z-Achse.
Die Oberflächen sind in der Breite 6-fach, in der Länge 10-fach und in der Höhe 3-fach
unterteilt, so daß es insgesamt 216 1m x 1m große Teilflächen gibt, welche den Raum
umschließen. Die gesamte Breitseite des Raumes in +y-Richtung ist eine transparente
Fensterfläche, während die übrigen Seitenflächen, die Boden- und die Deckenfläche
strahlungsundurchlässige Wandflächen sind. Die Bodenfläche hat einen Reflexionsgrad
von 0,2 (etwa einem dunklen Teppichbodenbelag entsprechend), die Seitenwände haben
bis 1 m Höhe einen Reflexionsgrad von 0,5, während die Seitenwände über 1 m Höhe und
die Deckenfläche einen Reflexionsgrad von 0,8 (etwa einem weißen Farbanstrich entsprechend)
haben. In der Symmetrieebene des Raumes sind jeweils in 1 m Höhe über dem gemeinsamen
Eckpunkt von jeweils 4 Teilflächen 9 Sensorflächen mit Flächennormalen in +z-Richtung
angeordnet. Leuchten sind in diesem Rechenmodell nicht vorhanden. Auch Bauten oder
Bäume außerhalb des Testraumes, welche die Strahlung von der Sonne, dem Himmel und/oder
der Erde durch die Fensterfläche in den Testraum eventuell abschatten könnten, sind
nicht vorhanden.
[0043] Um den Einfluß der Verglasung der Fensterfläche auf die Höhe und Verteilung der Beleuchtungsstärke
im Raum bzw. auf die eingestrahlten und abgegebenen Wärmemengen besonders deutlich
werden zu lassen, wird jede Berechnung bei ansonsten identischen Bedingungen für drei
verschiedene Verglasungen der Fensterfläche durchgeführt:
- Isolierglas: 2 Scheiben Fensterglas von jeweils 4 mm Dicke mit einem Scheibenzwischenraum von
12 mm, Brechungsindex: 1,50, Lichttransmissionsgrad bei senkrechtem Lichteinfall:
0,790, Streugrad: 0, Lichtreflexionsgrad bei senkrechtem Lichteinfall: 0,150, Gesamtenergiedurchlaßfaktor:
0,770, Glasflächenreduktion: 0,90, Transmissionsreduktion: 0,90, Wärmedurchgangskoeffizient
[W/Km2]: 3,000.
- Sonnenschutzglas: 2 Scheiben Fensterglas von jeweils 6 mm Dicke mit einem Scheibenzwischenraum von
12 mm, Infrarotreflexionsschicht und Argonfüllung, Brechungsindex: 1,50, Lichttransmissionsgrad
bei senkrechtem Lichteinfall: 0,660, Streugrad: 0, Lichtreflexionsgrad bei senkrechtem
Lichteinfall: 0,150, Gesamtenergiedurchlaßfaktor: 0,470, Glasflächenreduktion: 0,90,
Transmissionsreduktion: 0,90, Wärmedurchgangskoeffizient [W/Km2]: 1,700.
- Prismenglas: 2 Scheiben Prismenglas mit hA=5 mm und einer Gesamtdicke von 14,5 mm und eine Scheibe Fensterglas von 6 mm Dicke
mit einem Scheibenzwischenraum von 12 mm, Brechungsindex: 1,50, Lichttransmissionsgrad
bei senkrechtem Lichteinfall: 0,743, Streugrad: 0, Glasflächenreduktion: 0,90, Transmissionsreduktion:
0,90, Wärmedurchgangskoeffizient [W/Km2]: 1,900, Sollwert der geographischen Breite: 50°, Sollwert des Winkels zwischen Fensterrichtung
und Südrichtung Δβ: 45°, Sonnensperrzeit: 71,925 Tage, Fensterneigung zur Horizontebene:
90°, Prismenbasiswinkel: 70,5°, Winkel zwischen der Längsrichtung der prismatischen
Rippe und der Horizontalen in der Fensterebene: -30,682°, Reflexionsgrad (spiegelnd)
der Prismenfläche sA: 0,90, Reflexionsgrad (diffus) der Prismenfläche sB: 0,86.
Berechnungsergebnisse
[0044] Die Berechnungen werden jeweils für eine geographische Breite von 50° durchgeführt.
Der Reflexionsgrad der Erdoberfläche außerhalb des Testraumes wird stets gleich 0,2
gesetzt. Die Innentemperatur des Testraumes wird unabhängig von der Tageszeit und
der Jahreszeit jeweils gleich 20 °C gesetzt.
Vergleich der Beleuchtungstärken im Raum für verschiedene Fenstergläser
[0045] Es wird jeweils eine Berechnung der Beleuchtungsstärke für einen dunklen Jahrestag,
dem 20. Dezember bei bedecktem Himmel, und einer mittleren Außentemperatur von -0,7
°C sowie eine Berechnung der Beleuchtungsstärke für einen hellen Jahrestag, dem 20.
Juni bei klarem Himmel, einem Trübungsgrad der Atmosphäre von 4,39 und einer mittleren
Außentemperatur von 18,0 °C durchgeführt, um jeweils die Beleuchtung des Testraumes
für diese Extremsituationen beurteilen zu können.
[0046] In Abb. 27 ist die Beleuchtungsstärke der Sensorflächen für vertikale, nach Südosten
ausgerichtete Fensterflächen mit Isolierglas, Sonnenschutzglas oder Prismenglas am
20. Dezember um 12 Uhr bei bedecktem Himmel in Abhängigkeit von der Raumtiefe dargestellt.
Die Beleuchtungsstärke hat für Isolierglas und Sonnenschutzglas den typischen stark
abfallenden Verlauf mit wachsender Raumtiefe. Für das Prismenglas ist die Beleuchtungsstärke
in Fensternähe deutlich geringer als für Isolierglas und Sonnenschutzglas, während
sie aber ab etwa 3 m Raumtiefe etwas höher als die Beleuchtungsstärke für Sonnenschutzglas
ist. Für das Prismenglas ist die Tendenz zu einer ausgeglicheneren Raumausleuchtung
erkennbar, wennauch die Beleuchtungsstärken für alle drei Verglasungen sich in großer
Raumtiefe nur wenig unterscheiden und für die meisten Anforderungen zu niedrig sind.
[0047] In Abb. 28 ist die Beleuchtungsstärke der Sensorflächen für vertikale, nach Südosten
ausgerichtete Fensterflächen mit Isolierglas, Sonnenschutzglas oder Prismenglas am
20. Juni um 12 Uhr bei klarem Himmel in Abhängigkeit von der Raumtiefe dargestellt.
Die Beleuchtungsstärke hat für Isolierglas und Sonnenschutzglas ebenfalls den typischen
stark abfallenden Verlauf mit wachsender Raumtiefe, allerdings auf sehr hohem Niveau.
Die Beleuchtungsstärke für das Prismenglas ist in Fensternähe deutlich geringer als
die sehr hohen Beleuchtungsstärken für Isolierglas und Sonnenschutzglas, obgleich
auch die der Fensterfläche am nächsten liegende Sensorfläche nicht direkt von der
sehr hoch stehenden Sonne beschienen wird. In diesem Fall bietet das Prismenglas deutlich
verbesserten Komfort in Fensternähe. Die Tendenz zu einer ausgeglicheneren Raumausleuchtung
für das Prismenglas ist ebenfalls erkennbar. Die Beleuchtungsstärke in der Nähe der
Rückwand des Testraumes ist für das Prismenglas größer als für das Sonnenschutzglas
und nähert sich der Beleuchtungsstärke für das Isolierglas an. Allerdings genügen
in diesem Fall die Beleuchtungsstärken in großer Raumtiefe für alle drei Verglasungen
allen Anforderungen.
[0048] In Abb. 29 ist die Beleuchtungsstärke der Sensorfläche, welche der Rückwand des Testraumes
am nächsten ist, für vertikale, nach Südosten ausgerichtete Fensterflächen mit Isolierglas,
Sonnenschutzglas oder Prismenglas am 20. Dezember bei bedecktem Himmel in Abhängigkeit
von der Tageszeit dargestellt. Man erkennt, daß der zeitliche Verlauf der Beleuchtungsstärke
in der Nähe der Rückwand des Testraumes für das Prismenglas während des ganzen Tages
etwa in der Mitte zwischen den entsprechenden Beleuchtungsstärkeverläufen für Isolierglas
und Sonnenschutzglas liegt.
[0049] In Abb. 30 ist die Beleuchtungsstärke der Sensorfläche, welche der Fensterfläche
des Testraumes am nächsten ist, für vertikale, nach Südosten ausgerichtete Fensterflächen
mit Isolierglas, Sonnenschutzglas oder Prismenglas am 20. Juni bei klarem Himmel in
Abhängigkeit von der Tageszeit dargestellt. Es ist zu erkennen, daß die Sensorfläche
bei Fensterflächen mit Isolierglas oder Sonnenschutzglas bis etwa 11 Uhr direkte Sonneneinstrahlung
erhält und deshalb enorm hohe Beleuchtungsstärken aufweist. Auch für den Fall, daß
eine Klimaanlage für eine angenehme mittlere Temperatur des Raumes sorgt, ist daher
der Aufenthalt in Fensternähe bei Fensterflächen mit Isolierglas oder Sonnenschutzglas
ohne zusätzliche Sonnenschutzmaßnahmen, wie z.B. Außenjalousien, praktisch unmöglich.
Im Vergleich dazu wird die ausgezeichnete Sonnenschutzwirkung des Prismenglases besonders
deutlich. Auch der zeitliche Verlauf der Beleuchtungsstärke in der Nähe der Fensterfläche
des Testraumes während des übrigen Tages liegt für das Prismenglas deutlich unter
den entsprechenden Beleuchtungsstärkeverläufen für Isolierglas und Sonnenschutzglas.
Vergleich der in die Fensterflächen eingestrahlten und von den Fensterflächen abgegebenen
Wärmemengen für verschiedene Fenstergläser
[0050] Es werden jeweils die in die Fensterflächen eingestrahlten und von den Fensterflächen
abgegebenen Wärmemengen für den Verlauf eines Kalenderjahres berechnet. Die Berechnungen
setzen einen "mittleren" Himmel gemäß DIN 5034, Teil 2, voraus. Der Berechnung werden
die Verläufe der mittleren Außentemperatur, des mittleren Trübungsfaktors der Atmosphäre
und der Sonnenscheinwahrscheinlichkeit in Abhängigkeit von der Jahreszeit, wie sie
etwa in Frankfurt am Main vorliegen, zugrundegelegt.
[0051] In Abb. 31 sind jeweils die täglich in die Fensterflächen eingestrahlten und von
den Fensterflächen abgegebenen Wärmemengen für vertikale, nach Südosten ausgerichtete
Fensterflächen mit Isolierglas, Sonnenschutzglas oder Prismenglas in Abhängigkeit
von dem Jahrestag dargestellt. Man erkennt, daß in das Prismenglas im Winter nahezu
soviel Wärme eingestrahlt wird wie in das übliche Isolierglas und deutlich mehr Wärme
eingestrahlt wird als in das Sonnenschutzglas, während in das Prismenglas im Sommer
erheblich weniger Wärme als in das übliche Isolierglas und auch deutlich weniger Wärme
als in das Sonnenschutzglas eingestrahlt wird. Die von dem Prismenglas abgegebene
Wärmemenge ist während des ganzen Jahres geringfügig größer als die von dem Sonnenschutzglas
abgegebene Wärmemenge. Durch ähnliche Maßnahmen wie beim Sonnenschutzglas läßt sich
der Wärmedurchgangskoeffizient beim Prismenglas jedoch noch verringern.
[0052] Die energetischen Vorteile des Prismenscheibensystems im Vergleich zum üblichen Isolierglas
und zum Sonnenschutzglas sind deutlich. Sofern keine Klimaanlage eingesetzt wird,
bewirkt das Prismenscheibensystem im Vergleich zum üblichen Isolierglas und zum Sonnenschutzglas
eine erhebliche Steigerung des thermischen Komforts während des Sommers und der Übergangszeiten.
Bei manchen Gebäuden wird die Anwendung des Prismenscheibensystems den Verzicht auf
eine Klimaanlage bzw. den Ersatz der Klimaanlage durch eine Lüftungsanlage ermöglichen.
Wie Beispielrechnungen zeigen, werden bei gleichzeitiger Anwendung des Prismenscheibensystems
und einer Klimaanlage in einem Gebäude - insbesondere bei Gebäuden mit großen Fensterflächen
- die Mehrkosten einer Ausrüstung des Gebäudes mit Prismenscheiben im Vergleich zu
einer Ausrüstung mit üblichem Isolierglas oder Sonnenschutzglas schnell durch die
geringeren Kosten der kleineren Klimaanlage und durch die reduzierten Energiekosten
kompensiert.
Funktion des Scheibensystems für von den Auslegungsdaten abweichende aktuelle Daten
[0053] Eine analytische Untersuchung des Scheibensystems zeigt, daß geringe Abweichungen
der aktuellen geographischen Breite λ, des aktuellen Fensterneigungswinkel v und/oder
des aktuellen Fensterausrichtungswinkel Δβ von den Daten, für die das Scheibensystem
ausgelegt und der Neigungswinkel α der Rippenlängsachse zur Horizontalen in der Fensterebene,
der Prismenbasiswinkel θ und die Sonnensperrzeit d
G bestimmt wurde, möglich sind, ohne daß die Funktion des Systems wesentlich beeinträchtigt
wird. So sind die Sonnenschutzfunktion und die energetische Wirkung des Scheibensystems
vollkommen gegeben, wenn z.B. der tatsächliche Fensterausrichtungswinkel Δβ von dem
Sollwert dieses Winkels um bis zu ±7,5° abweicht. Diese Unempfindlichkeit des Scheibensystems
bezüglich geringer Abweichungen von den Auslegungsdaten kann dazu genutzt werden,
die Fertigung des Scheibensystems auf eine bestimmte Anzahl von Typen zu beschränken,
mit denen die gesamte Bandbreite der Anwendungen des Scheibensystems abgedeckt werden
kann.
[0054] Allerdings ist dabei zu berücksichtigen, daß eine Abweichung von den Auslegungsdaten
jeweils eine Abweichung der aktuellen Sonnensperrzeit d
G von deren Sollwert zur Folge hat. Für drei Scheibensysteme, deren Glasmaterial einen
Brechungsindex n=1,5 haben, sind in der folgenden Tabelle jeweils die partiellen Ableitungen
der Sonnensperrzeit d
G nach der geographischen Breite λ, dem Fensterneigungswinkel ν und dem Fensterausrichtungswinkel
Δβ angegeben.
| λ [°] |
50 |
50 |
50 |
| ν [°] |
45 |
90 |
90 |
| Δβ [°] |
45 |
45 |
0 |
| α [°] |
-27,773 |
-30,682 |
0 |
| θ [°] |
48 |
70,5 |
76 |
| dG [Tage] |
58,804 |
71,925 |
80,309 |
| ∂dG/∂λ [Tage/°] |
-5,5 |
-1,6 |
0 |
| ∂dG/∂ν [Tage/°] |
2,0 |
-0,1 |
2,5 |
| ∂dG/∂Δβ [Tage/°] |
1,9 |
-1,3 |
2,5 |
Erläuterung der Zeichnungen
[0055]
Abb. 1: Prismenglasscheibe
Abb. 2: Darstellung des Neigungswinkels a der prismatischen Rippen zur Horizontalen
in der Fensterebene für verschiedene Fensterausrichtungen
Abb. 3: Sägezahnprofil an der Unterseite der prismatischen Rippe
Abb. 4: Der Einfallswinkel γ2 eines Sonnenstrahls an der ebenen Rückseite der Prismenscheibe
Abb. 5: Teil einer mit horizontalen Einschnitten versehenen Glasscheibe für die Umlenkung
des einfallenden Tageslichtes gegen die Raumdecke
Abb. 6: Mögliche Strahlengänge in den Glasrippen mit rechteckigem Querschnitt
Abb. 7: Sonnenstrahlengänge im Sommer und Winter in einem Scheibensystem mit horizontalen,
spiegelnd reflektierenden Profilen im Scheibenzwischenraum
Abb. 8: Oberlichtsystem für den Empfang und die Umlenkung des steil einfallenden Zenitlichtes
sowie zur Reflexion der weniger steil einfallenden Sonnenstrahlung
Abb. 9: System aus zwei Scheiben mit ineinander verzahnten, horizontalen prismatischen
Rippen
Abb. 10: Zwei parallele Strahlen, welche - abhängig vom Auftreffort - reflektiert
werden bzw. die charakteristische prismatische Rippe durchdringen
Abb. 11: Anteil 1-cR/cA an der gesamten, unter dem Rippenhöhenwinkel ζ1 eindringenden Strahlung, welcher die charakteristische prismatische Rippe mit dem
Prismenbasiswinkel θ=76° durchdringt, in Abhängigkeit von dem Rippenhöhenwinkel ζ1
Abb. 12: System aus zwei ineinander verzahnten Prismenscheiben mit spiegelnd reflektierenden
Prismenflächen sA und diffus reflektierenden Prismenflächen sB
Abb. 13: Definition des Einfallswinkels γ, des Rippenlängenwinkels ξ und des Rippenhöhenwinkels
ζ eines Strahls sowie der entsprechenden Winkel γ1, ξ1 und ζ1 nach der Brechung und dem Eindringen des Strahls in die prismatische Rippe
Abb. 14: Neigungswinkel a der Längsachse der prismatischen Rippen zur Horizontalen
in der Fensterebene für den Fensterneigungswinkel ν=90° und die geographischen Breiten
λ=40°, λ=50° und λ=60° in Abhängigkeit von dem Fensterausrichtungswinkel Δβ
Abb. 15: Neigungswinkel α der Längsachse der prismatischen Rippen zur Horizontalen
in der Fensterebene für den Fensterneigungswinkel ν=60° und die geographischen Breiten
λ=40°, λ=50° und λ=60° in Abhängigkeit von dem Fensterausrichtungswinkel Δβ
Abb. 16: Sonnensperrzeit dG für den Fensterneigungswinkel ν=90°, die geographischen Breiten λ=40°, λ=50° und
λ=60° sowie die Prismenbasiswinkel θ=54°, θ=57°, θ=70,5° und θ=76° in Abhängigkeit
von dem Fensterausrichtungswinkel Δβ
Abb. 17: Sonnensperrzeit dG für den Fensterneigungswinkel ν=60°, die geographischen Breiten λ=40°, λ=50° und
λ=60° sowie die Prismenbasiswinkel θ=45°, θ=48°, θ=51°, θ≤54°, θ=57° und θ=70,5° in
Abhängigkeit von dem Fensterausrichtungswinkel Δβ
Abb. 18: Darstellung zur Definition der Teilfläche cf und der Strahlrichtungen ξ,ζU und ξ,ζC
Abb. 19: Das Sichtflächenverhältnis SV für den Prismenbasiswinkel θ=76° im ξ,ζ-Diagramm
Abb. 20: Das Sichtflächenverhältnis SV für den Prismenbasiswinkel θ=70,5° im ξ,ζ-Diagramm
Abb. 21: Das Sichtflächenverhältnis SV für den Prismenbasiswinkel θ=51° im ξ,ζ-Diagramm
Abb. 22: Verschiedene, vom Auftreffort abhängige Strahlengänge zweier parallel einfallender
Strahlen mit 7 bzw. 8 Grenzkontakten
Abb. 23: Anteil P der Strahlung mit dem Strahlengang 2b2 an der gesamten, unter dem
Rippenhöhenwinkel ζ1 eindringenden Strahlung für Prismenbasiswinkel θ=45°, θ=48°, θ=51°, θ=54° und θ=57°
in Abhängigkeit von dem Rippenhöhenwinkel ζ1
Abb. 24: Anteil P der Strahlung mit dem Strahlengang 2b22 an der gesamten, unter dem
Rippenhöhenwinkel ζ1 eindringenden Strahlung für den Prismenbasiswinkel θ=70,5° in Abhängigkeit von dem
Rippenhöhenwinkel ζ1
Abb. 25: Anteil P der Strahlung mit dem Strahlengang 2b22 an der gesamten, unter dem
Rippenhöhenwinkel ζ1 eindringenden Strahlung für den Prismenbasiswinkel θ=76° in Abhängigkeit von dem
Rippenhöhenwinkel ζ1
Abb. 26: Testraum für die Berechnung der Verteilung der Beleuchtungsstärke und der
durch die Fenster eingestrahlten und abgegebenen Wärmemengen
Abb. 27: Die Beleuchtungsstärke bei bedecktem Himmel am 20. Dezember um 12 Uhr in
der Symmetrieebene des Testraumes in 1 m Höhe für drei verschiedene Fenstergläser
bei einem Fensterausrichtungswinkel Δβ=45° in Abhängigkeit von der Raumtiefe
Abb. 28: Die Beleuchtungsstärke bei klarem Himmel am 20. Juni um 12 Uhr in der Symmetrieebene
des Testraumes in 1 m Höhe für drei verschiedene Fenstergläser bei einem Fensterausrichtungswinkel
Δβ=45° in Abhängigkeit von der Raumtiefe
Abb. 29: Die Beleuchtungsstärke der Sensorfläche in der Symmetrieebene des Testraumes
in 1 m Höhe, welche der Rückwand des Testraumes am nächsten liegt, bei bedecktem Himmel
am 20. Dezember für drei verschiedene Fenstergläser bei einem Fensterausrichtungswinkel
Δβ=45° in Abhängigkeit von der Tageszeit
Abb. 30: Die Beleuchtungsstärke der Sensorfläche in der Symmetrieebene des Testraumes
in 1 m Höhe, welche dem Fenster des Testraumes am nächsten liegt, bei klarem Himmel
am 20. Juni für drei verschiedene Fenstergläser bei einem Fensterausrichtungswinkel
Δβ=45° in Abhängigkeit von der Tageszeit
Abb. 31: Die im Mittel täglich in die Fensterfläche eingestrahlte bzw. von der Fensterfläche
abgegebene Wärmemenge für drei verschiedene Fenstergläser bei einem Fensterausrichtungswinkel
Δβ=45° in Abhängigkeit von dem Jahrestag
Abb. 32: Konstruktive Details der Ausführungsform a
Abb. 33: Konstruktive Details der Ausführungsform b
Abb. 34: Konstruktive Details der Ausführungsform c
Abb. 35: Konstruktive Details der Ausführungsform d
Konstruktive Gestaltung und Ausführungsformen des neuen Fensterglases
[0056] Die beiden in Abb. 12 dargestellten Prismenscheiben A und B haben identische Abmessungen
des Querschnittes der charakteristischen prismatischen Rippen. Die Geometrie der Prismenscheibe
B entsteht aus der Geometrie der Prismenscheibe A durch Drehung mit dem Winkel π um
die Längsachse der prismatischen Rippe (y
P-Achse). Die Glaskörper der beiden Prismenscheiben sind somit baugleich und daher
mit demselben Werkzeug zu fertigen.
Anforderungen an die konstruktive Gestaltung
[0057] Die Funktion des Systems erfordert es, daß die beiden Prismenflächen f
A und f
B durch einen schmalen Spalt Z voneinander getrennt sind und daß die Prismenfläche
s
A mit einer möglichst vollkommen spiegelnd reflektierenden Beschichtung und die Prismenfläche
s
B mit einer möglichst vollkommen diffus reflektierenden Schicht versehen ist. Zwischen
der refllektierenden Schicht und dem Glasmaterial der jeweiligen Prismenfläche darf
kein Luftspalt vorhanden sein, um an diesen Flächen zusätzliche Reflexionsverluste
der Strahlen durch den Austritt aus dem Glaskörper und den Wiedereintritt in den Glaskörper
zu vermeiden. Die Reflexionseigenschaften der reflektierenden Schichten sollen durch
Umwelteinflüsse, insbesondere durch die Sonnenstrahlung, auch langfristig möglichst
wenig verändert werden.
[0058] Der Spalt Z soll in Relation zur Prismenflläche s
A bzw. s
B so schmal wie fertigungstechnisch möglich sein, soll aber bei allen Umgebungsbedingungen
(Außentemperatur, Innentemperatur, Luftdruck, Windlasten, Eigengewicht bei geneigten
Fenstern) zuverlässig vorhanden sein, d.h. auch ein zeitweiser Kontakt zwischen den
Prismenflächen f
A und f
B soll nicht auftreten. Zwischen s
A und s
B ist aus Funktionsgründen kein Spalt erforderlich, soll aber, sofern vorhanden, ebenfalls
so schmal wie fertigungstechnisch möglich sein, damit der nicht-transparente Anteil
der Prismenflläche an f
A bzw. f
B möglichst klein bleibt. Die Prismenflächen s
A bzw. s
B müssen somit einerseits ausreichend groß sein, damit die relative Spaltbreite von
Z angenähert vernachlässigbar klein ist und die Funktion des Systems nicht beeinträchtigt
wird. Die Höhe der prismatischen Rippen und damit die Abmessungen der Prismenflächen
werden andererseits möglichst klein gewählt, um die Dicke und damit das Gewicht und
die Kosten des Systems möglichst gering zu halten. Eine Dicke der charakteristischen
prismatischen Rippe d
A von etwa 4 mm bis 8 mm (Abb. 22) kann die gegensätzlichen Anforderungen mit einem
guten Kompromiß erfüllen.
[0059] Im übrigen muß das System alle Anforderungen erfüllen, die an eine übliche Isolierglasscheibe
gestellt werden. Das System muß eine ausreichende mechahische Stabilität aufweisen,
d.h. es muß ausreichend bruchsicher sein in Bezug auf Stöße, Windlasten sowie durch
Temperaturdifferenzen oder Luftdruckschwankungen induzierte Spannungen. Die beiden
Prismenscheiben A und B müssen fest und dauerhaft miteinander verbunden sein. Zwischen
den Prismenflächen f
A und s
A sowie f
B und s
B muß jeweils in den konkaven, rechtwinkligen Ecken ein abgerundeter Übergang vorhanden
sein, um überhöhte Kerbspannungen an diesen Stellen zu vermeiden. Die Spalte zwischen
den Prismenflächen f
A und f
B sowie ggf. zwischen den Prismenflächen s
A und S
B müssen zur Umgebungsluft sorgfältig abgedichtet sein, um das Eindringen von Staub
und Feuchtigkeit dauerhaft und sicher zu verhindern.
Herstellung geeigneter Reflexionsschichten für die Prismenflä che sA
A1: Aufdampfen von Aluminium oder Silber
[0060] Eine spiegelnd reflektierende Beschichtung aus Aluminium oder Silber, die mit einer
geeigneten Schutzschicht versiegelt ist, wird auf die Prismenfläche s
A aufgedampft. Der Reflexionsgrad für interne Reflexionen an der Prismenfläche s
A ist etwa 0,90 (Aluminium) bzw. 0,94 (Silber). Die Reflexionseigenschaften des aufgedampften
Aluminiums bzw. Silbers sind bei angemessener Versiegelung außerordentlich stabil,
d.h. die Sonnenstrahlung - insbesondere deren energiereicher UV-Anteil - verändert
den Reflexionsgrad auch langfristig nicht.
A2: Aufkleben einer Aluminiumfolie oder eines dünnen Aluminiumbleches mit polierter Oberfläche
[0061] Eine spiegelnd reflektierende Aluminiumfolie oder ein dünnes, spiegelnd reflektierendes
Aluminiumblech mit polierter Oberfläche wird auf die Prismenfläche s
A geklebt. Der Kleber muß glasklar sein und ohne Luftblasen verarbeitet werden. Die
chemische Verträglichkeit des Klebers mit dem Glas und der Folie bzw. dem Blech, die
Haftfähigkeit des Klebers auf dem Glas und der Folie bzw. dem Blech und die Langzeitstabilität
des Klebers bezüglich Sonneneinstrahlung ist zu untersuchen und sicherzustellen. Der
Reflexionsgrad für interne Reflexionen an der Prismenfläche s
A ist etwa 0,90. Die Reflexionseigenschaften der Aluminiumfolie bzw. des Aluminiumbleches
sind bei angemessener Versiegelung - wie für die Variante A1 - außerordentlich stabil.
Herstellung geeigneter Reflexionsschichten für die Prismenfläche sB
B1: Beschichten mit einer weißen Farbe
[0062] Die Prismenfläche s
B wird mit einer diffus reflektierenden weißen Farbe beschichtet. Es ist eine matte,
rein weiße Farbe zu wählen. Als Pigment der weißen Farbe sind Zinkoxid oder Zirkonsulfat
zu bevorzugen. Die chemische Verträglichkeit der Farbe mit dem Glas, die Haftfähigkeit
der Farbe auf dem Glas und die Langzeitstabilität der Reflexionseigenschaften der
Farbe bezüglich Sonneneinstrahlung ist zu untersuchen und sicherzustellen. Mit einer
derartigen Farbe muß ein Reflexionsgrad von 0,80 bis 0,86 (diffus) für die Lebensdauer
eines Fensters erreicht werden.
B2: Beschichten mit einem weißen Kleber
[0063] Diese Variante entspricht der Variante B1 mit der Ausnahme, daß die weiße Farbe durch
einen mit weißem Pigment gefüllten Kleber ersetzt ist. Mit dem Kleber, der in einer
deckenden, blasenfreien Schicht angewendet werden muß, können z.B. dünne Aluminiumbleche
auf die Prismenfläche s
B geklebt werden.
B3: Aufkleben eines dünnen Aluminiumbleches mit anodierter Oberfläche
[0064] Das Anodieren des dünnen Aluminiumbleches erfolgt in einer elektrolytischen Flüssigkeit
aus 15-prozentiger Schwefelsäure bei 21 °C und einer Gleichstromdichte von 0,027 A/cm
2 bis zu einer Schichtdicke von etwa 13 µ. Das diffus reflektierende Aluminiumblech
wird mit der anodierten Oberfläche auf die Prismenfläche s
B geklebt. Der Kleber muß glasklar sein und ohne Luftblasen verarbeitet werden. Die
chemische Verträglichkeit des Klebers mit dem Glas und dem Blech, die Haftfähigkeit
des Klebers auf dem Glas und dem Blech und die Langzeitstabilität des Klebers bezüglich
Sonneneinstrahlung ist zu untersuchen und sicherzustellen. Der Reflexionsgrad für
interne Reflexionen an der Prismenfläche S
B ist etwa 0,85. Die Reflexionseigenschaften des anodierten Aluminiumbleches sind außerordentlich
stabil.
Ausführungsform a
[0065] Abb. 32 zeigt einen Ausschnitt der Rippenquerschnittsebene des Systems in der Ausführungsform
a. Die Reflexionsschichten R
A bzw. R
B der Prismenflächen s
A bzw. s
B können alternativ durch alle aufgeführten Verfahren A1 oder A2 bzw. B1, B2 oder B3
realisiert werden. Zwischen den Prismenflächen s
A und s
B ist ein Luftspalt. Die mechanische Verbindung zwischen den beiden Prismenscheiben
A und B erfolgt nur durch einen Randverbund, wie er auch für übliche Isolierglasscheiben
angewendet wird. Die Abstände zwischen den Prismenflächen f
A und f
B und zwischen den Prismenflächen s
A und s
B werden durch Abstandshalter an den Scheibenrändern fixiert. Die gewünschten geringen,
bei allen auftretenden Umgebungsbedingungen vorhandenen Spaltbreiten und die notwendige
mechanische Festigkeit des Systems werden durch entsprechende konstruktive Gestaltung
gewährleistet. Diese Anforderungen führen zu relativ dickwandigen Scheiben für dieses
System. Die Scheiben müssen um so dickwandiger sein, je größer die Abmessungen der
Fensterfläche sind.
Ausführungsform b
[0066] Abb. 33 zeigt einen Ausschnitt der Rippenquerschnittsebene des Systems in der Ausführungsform
b. Die Reflexionsschicht R
A der Prismenfläche s
A wird durch das Verfahren A1 realisiert, während die Reflexionsschicht R
B der Prismenfläche s
B durch das Verfahren B2 hergestellt wird. Der weiße Kleber wirkt als Reflexionsschicht
R
B und stellt gleichzeitig eine feste Klebverbindung zwischen den Prismenflächen s
A und s
B her. Es ist zu überprüfen, ob die Haftkräfte der aufgedampften Aluminiumschicht R
A zur Prismenfläche s
A ausreichen, um geringe Zugspannungen aufzunehmen. Die mechanische Verbindung zwischen
den beiden Prismenscheiben A und B erfolgt zusätzlich durch einen Randverbund. Der
Abstand Z zwischen den Prismenflächen f
A und f
B und die Dicke der Kleberschicht zwischen den Prismenflächen s
A und s
B werden entweder durch Abstandshalter an den Scheibenrändern oder durch eine Fertigungsvorrichtung,
welche die beiden Prismenscheiben A und B bis zum Aushärten des Klebers genau in Position
hält, fixiert. Die gewünschten geringen Spaltbreiten und die notwendige mechanische
Festigkeit des Systems werden auf diese Weise trotz relativ dünnwandiger Scheiben
für alle auftretenden Umgebungsbedingungen und unabhängig von der Größe der Fensterfläche
gewährleistet.
Ausführungsform c
[0067] Abb. 34 zeigt einen Ausschnitt der Rippenquerschnittsebene des Systems in der Ausführungsform
c. Ein dünnes Aluminiumblech D, dessen eine polierte Oberfläche (Reflexionsschicht
R
A) spiegelnd reflektiert und dessen andere anodierte Oberfläche (Reflexionsschicht
R
B) diffus reflektiert, ist mit zwei Kleberschichten (K
A und K
B) aus glasklarem, alterungsbeständigem Kleber zwischen den Prismenflächen s
A und s
B verklebt. Somit sind die Verfahren A2 und B3 für die Herstellung der Reflexionsschichten
realisiert. Das Aluminiumblech D mit einer Dicke von z.B. d
D=0,4 mm ist um die Breite d
Z des Spaltes Z breiter ist als s
A bzw. s
B - z.B. d
Z=0,4 mm -, so daß D als Abstandshalter zwischen den Prismenflächen f
A und f
B wirkt. Auf diese Weise lassen sich besonders schmale und entlang der Länge der prismatischen
Rippen konstante Spalte Z mit relativ einfachen Fertigungsvorrichtungen realisieren
und Abstandshalter an den Scheibenrändern sind nicht erforderlich. An der schmalen
Seite des Aluminiumbleches D, wo es gegen die Prismenfläche f
A bzw. f
B stößt, verhindern 45°-Phasen die Entstehung von Kerbspannungen in den abgerundeten
Ecken zwischen der Prismenfläche f
A und der Prismenfläche s
A bzw. der Prismenfläche f
B und der Prismenfläche s
B. Die mechanische Festigkeit dieses Systems entspricht bei gleichen Scheibenabmessungen
der mechanischen Festigkeit des Systems nach Ausführungsform b.
Ausführungsform d
[0068] Abb. 35 zeigt einen Ausschnitt der Rippenquerschnittsebene des Systems in der Ausführungsform
d. Dieses System entspricht einer Kombination aus Ausführungsform b und Ausführungsform
c, d.h. die Reflexionsschichten R
A und R
B werden wie für Ausführungsform b hergestellt und das Aluminiumblech D wirkt als Abstandshalter.
Für die Einfachheit und Präzision der Herstellung und für die mechanische Festigkeit
des Systems gilt das gleiche wie für das System nach Ausführungsform c.