[0001] Die Erfindung betrifft ein spurgeführtes Fahrzeug, insbesondere ein Schienenfahrzeug
für den Nahverkehr, bestehend aus mindestens drei gelenkig miteinander verbundenen
Wagenkästen, die jeweils auf einem zugehörigen Fahrwerk in horizontaler Richtung drehbar
abgestützt sind.
[0002] Solche spurgeführten Fahrzeugsysteme sind, wenn keine weiteren Maßnahmen getroffen
werden, statisch einfach unterbestimmt, da sich die miteinander verbundenen Wagenkästen
auf den spurgeführten Fahrwerken drehen können. Diese Fahrzeugsysteme können beispielsweise
dadurch statisch bestimmt werden, daß zumindest einer der Wagenkästen drehfest mit
seinem zugehörigen Fahrwerk verbunden wird. Fehlt eine solche Maßnahme, dann nimmt
das System bei von außen auf das System einwirkenden Kräften eine nicht definierte
Stellung ein. Dies leuchtet unmittelbar ein für Fälle, in denen das spurgeführte Fahrzeug
geschoben oder abgebremst wird. In diesen Fällen würden sich die Wagenkästen in unkontrollierter
Weise ziehharmonikaartig zusammenschieben. Aber auch bei Kurvenfahrten und Beschleunigungen
tritt das selbe Problem auf. Denn wenn das führende Fahrwerk in eine Kurve einfährt,
so wirkt sich das zunächst nicht auf die Stellung des drehbar abgestützten Wagenkastens
aus, und bei weiterer Kurveneinfahrt wird sich eine unbestimmte und dynamisch veränderliche
Stellung des ersten und auch der folgenden Wagenkästen zu ihren jeweils zugehörigen
Fahrwerken einstellen.
[0003] Durch die Fixierung nur eines, beispielsweise des ersten Fahrwerks zu dem zugehörigen
Wagenkasten wird das einfach unterbestimmte System zu einem bestimmten System. Denn
durch diese Fixierung ist die Stellung des ersten Wagenkastens relativ zum Spurkanal
immer definiert, und dadurch ist gleichzeitig die Stellung des folgenden Wagenkastens
ebenfalls definiert, weil dieser gelenkig mit dem ersten Wagenkasten verbunden ist
und weil dessen zugehöriges Fahrgestell in dem Spurkanal zwangsgeführt ist. Es ergibt
sich dann immer eine definierte Position eines Wagenkastens aufgrund der definierten
Position des vorangehenden Wagenkastens. Dies gilt unabhängig von irgendwelchen äußeren
Kräften.
[0004] Die drehfeste Fixierung eines Wagenkastens mit seinem zugehörigen Fahrgestell ist
aber nicht optimal, weil die Ausdrehwinkel der damit verbundenen Wagenkästen relativ
zu ihren zugehörigen Fahrwerken sehr groß werden können. Dies führt insbesondere bei
Kurvenfahrten zu Problemen und unter Umständen zur Kollision mit einem entgegenkommenden
Fahrzeug auf einem benachbarten Spurkanal. Da benachbarte Spurkanäle aus Platzersparnisgründen
möglichst eng beieinander liegend sollen, ist es ein Bestreben, die Ausdrehwinkel
der Wagenkästen in Grenzen zu halten und eine optimale Hüllkurve zu erzeugen. Mit
"Hüllkurve" ist hier die äußere Grenzlinie der Fläche links und rechts des Spurkanals
gemeint, die von den Wagenkästen bei Kurvenfahrt überstrichen wird.
[0005] In DE-C-195 26 865 ist zu diesem Zweck eine Fahrwerksteuerung vorgeschlagen worden,
bei der abhängig von dem Ausdrehwinkel eines Wagenkastens relativ zu seinem zugehörigen
Fahrwerk alle weiteren Wagenkästen relativ zu ihrem jeweils zugehörigen Fahrwerk entsprechend
einer vorgegebenen Formel aktiv ausgelenkt werden. Die Ausdrehwinkel der weiteren
Wagenkästen wirken auf den Ausdrehwinkel des ersten Wagenkastens zurück, so daß sich
ein selbstregelndes System ergibt. Nach der in DE-C-195 26 865 angegebenen Formel
erfolgt die Auslenkung aneinandergrenzender Wagenkästen in entgegengesetzter Richtung,
wobei die Summe aller Ausdrehwinkel 0 ergibt. D. h., wenn sich bei Einfahrt in eine
Linkskurve eine Auslenkung des ersten Wagenkastens relativ zum Fahrwerk nach rechts
bzw. in positiver Richtung einstellt, so sorgt das Steuerungssystem für eine Auslenkung
des nächstfolgenden Wagenkastens gegenüber dem zugehörigen Fahrwerk nach links bzw.
in negativer Richtung und des übernächsten Wagenkastens wieder nach rechts bzw. in
positiver Richtung usw. Durch dieses Steuerungssystem sind nicht nur akzeptable Hüllkurven
erzielbar, sondern oftmals verbessert sich auch der Fahrkomfort, da die Fahrwerksteuerung
die Aus- und Eindrehgeschwindigkeit des Wagenkastens verringert bzw. kontrolliert
und ein Überschwingen des Wagenkastens bei Kurvenfahrt verhindert.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein spurgeführtes Fahrzeug der eingangs
genannten Art mit einem wenig aufwendigen Steuerungssystem zur Erzielung einer akzeptablen
Hüllkurve vorzuschlagen.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Fahrzeug mit einem Steuerungssystem,
mit welchem der Ausdrehwinkel α
n des in Fahrtrichtung letzten Wagenkastens relativ zu seinem zugehörigen Fahrwerk
in Abhängigkeit von dem Ausdrehwinkel α
1 des ersten Wagenkastens relativ zu dessen zugehörigen Fahrwerk gesteuert wird. Vorzugsweise
sind die Auslenkungswinkel α
1 und α
n absolut betrachtet gleich. Insbesondere ist bei geradzahliger Anzahl n von Wagenkästen
der Ausdrehwinkel α
1 des ersten Wagenkastens gleichsinnig zum Ausdrehwinkel α
n des letzten Wagenkastens ist, d. h.

. Bei ungerader Anzahl n von Wagenkästen wird eine gegensinnige Auslenkung der ersten
und letzten Wagenkästen zu ihrem jeweiligen Fahrwerk bevorzugt, d. h.

In eine allgemeingültige Formel gebracht gilt dann:

[0008] Der k-Faktor gibt dabei das Verhältnis der Drehgestellauslenkungen an. k ist im einfachsten
Fall 1. Bei k-Faktoren ungleich 1 ergibt sich eine fahrtrichtungsabhängige Hüllkurve.
[0009] Alternativ zu der zuvor beschriebenen Lösung können auch die Gelenkwinkel β
1 und β
n-1 zwischen den ersten beiden und den letzten beiden Wagenkästen in Abhängigkeit von
dem Ausdrehwinkel α
1 des ersten Wagenkastens relativ zu dessen zugehörigen Fahrwerk gesteuert werden.
Es hat sich gezeigt, daß eine akzeptable Hüllkurve insbesondere dann erzielt werden
kann, wenn die Steuerung nach folgender Gleichung erfolgt:

wobei k
1 und k
2 frei wählbare Proportionalitätsfaktoren darstellen, n die Anzahl der Wagenkästen
angibt, und die Gelenkwinkel β positiv sind, wenn der in Fahrtrichtung nachfolgende
Wagenkasten relativ zum vorauseilenden Wagenkasten im Uhrzeiger ausgelenkt ist.
[0010] Der Proportionalitätsfaktor k
1 wird vorzugsweise aus dem Verhältnis des maximal möglichen Gelenkwinkels β
max zum maximal möglichen Ausdrehwinkel α
max gebildet. Beträgt beispielsweise der maximale Ausdrehwinkel des Fahrwerks 5° und
der maximale Gelenkwinkel 40°, kann der k-Faktor mit 8 angenommen werden. Durch Variation
des k-Faktors kann die Stellung des Fahrzeugs im Spurkanal bei Kurvenfahrt verändert
werden.
[0011] Über den Proportionalitätsfaktor k
2 kann das Verhältnis der Gelenkwinkel β
1 und β
2 beeinflußt werden. k
2 ist im einfachsten Fall 1.
[0012] Den beiden alternativen Lösungsvorschlägen liegt der gemeinsame Gedanke zugrunde,
daß lediglich die Wagenkastenposition (1. Alternative) bzw. -positionen (2. Alternative)
am Fahrzeuganfang und Fahrzeugende miteinander in Beziehung gesetzt werden. Dazwischenliegende
Wagenkästen werden von der Steuerung weder erfaßt noch beeinflußt. Dies führt zu einer
Reduzierung des konstruktiven Aufwands des Steuerungssystems, die mit steigender Wagenkastenanzahl
umso stärker ins Gewicht fällt, und es ergibt sich dennoch eine annehmbare Hüllkurve.
[0013] Der Ausdrehwinkel α
1 des ersten Wagenkastens relativ zum Fahrwerk kann mittels mechanischer, hydraulischer
oder elektrischer Positionsaufnehmer erfaßt werden. Die Steuerung des letzten Wagenkasten
relativ zum Fahrwerk (1. Alternative) bzw. die Steuerung der Gelenkwinkel zwischen
den ersten beiden und den letzten beiden Wagenkästen (2. Alternative) erfolgt mittels
Stellgliedern, die wiederum mechanisch, hydraulisch, pneumatisch oder elektrisch realisiert
sein können. Der Meßwertaufnehmer und die Stellglieder sind zu einem geschlossenen
Regelkreis verknüpft.
[0014] Die Auslenkung kann bei beiden alternativen Lösungsvorschlägen vollständig mechanisch
mittels Seilzügen oder mittels Koppelstangen realisiert werden, indem beispielsweise
bei der ersten Alternative die Auslenkung am ersten Fahrzeugteil mit der Auslenkung
am dritten Fahrzeugteil direkt mittels Seilzügen oder Koppelstangen gekoppelt wird.
[0015] Bei der zweiten Alternative ist jedoch für die mechanische Realisierung zu beachten,
daß sich je nach Fahrtrichtung eine andere Hüllkurve für das Fahrzeug ergibt, weil
ein Positionsaufnehmer zum Erfassen des Ausdrehwinkels α
1 nur am ersten und nicht auch am letzten Fahrzeugteil vorgesehen ist.
[0016] Bei der elektrischen Realisierung der Fahrwerksteuerung für die erste Alternative
werden die Ausdrehwinkel des ersten und letzten Wagenkasten zum Fahrwerk mittels geeigneter
elektrischer Meßwertaufnehmer erfaßt und ein aktives Stellglied, beispielsweise ein
elektrohydraulischer, pneumatischer oder elektromechanischer Aktuator, sorgt dann
für einen permanenten Abgleich der Auslenkungswinkel α
1 und α
n. Bei der elektrischen Realisierung dient eine übergeordnete Rechnereinheit zur Ansteuerung
und Überwachung des aktiven Stellglieds. Es ist daher in diesem Fall auch nicht von
Bedeutung, an welcher Stelle das aktive Stellglied wirksam ist. Das aktive Stellglied
kann beispielsweise den Ausdrehwinkel eines beliebigen Wagenkastens (außer dem ersten
Wagenkasten) steuern oder den Gelenkwinkel zwischen zwei beliebigen Wagenkästen steuern.
Das aktive Stellglied kann z.B. auch im Meßwertaufnehmer am letzten Fahrzeugteil integriert
sein. Dadurch wird in jedem Falle eine definierte Position aller Wagenkästen des spurgeführten
Fahrzeugs in eindeutiger Weise definiert, und diese kann permanent so verändert werden,
daß die Auslenkungswinkel α
1 und α
n die vorgegebene Beziehung

bzw.

erfüllen.
[0017] Bei der elektrischen Realisierung des Steuerungssystems für die zweite Alternative
werden jeweils am ersten Fahrzeugteil und an den Fahrzeuggelenken zwischen den ersten
und den letzten beiden Wagenkästen Meßwertaufnehmer zur Erfassung des Ausdrehwinkels
α
1 bzw. der Gelenkwinkel β
1 und β
n-1 angebracht. Wie auch bei der zuvor im Zusammenhang mit der ersten Alternative beschriebenen
Lösung wird ein aktives Stellglied mit übergeordneter Rechnereinheit zur Ansteuerung
und Überwachung am Fahrzeug angebracht. Im Gegensatz zur zuvor beschriebenen mechanischen
Realisierung dieser zweiten Alternative besteht bei der elektrischen Realisierung
die Möglichkeit, eine identische Hüllkurve unabhängig von der Fahrtrichtung des Fahrzeugs
zu realisieren. Dazu wird lediglich am letzten Fahrwerk ein weiterer Meßwertaufnehmer
zur Erfassung des Ausdrehwinkels des letzten Wagenkastens zum Fahrwerk, das bei geänderter
Fahrtrichtung zum ersten Fahrwerk wird, angebracht, und die übergeordnete Rechnereinheit
erhält vom Fahrzeugrechner ein entsprechendes Fahrtrichtungssignal. Ein weiterer Vorteil
der elektrischen Realisierung besteht darin, daß die Radkräfte reduziert werden, da
sich die Massenkräfte der Wagenkästen nicht als Drehmomente, die auf das Fahrwerk
wirken, bemerkbar machen, sondern als Querkraft auf das komplette Fahrwerk wirken.
Hierdurch ergibt sich ein größerer wirksamer Hebelarm für die Abstützung der Massenkräfte
des Fahrzeugs.
[0018] Die beiden alternativen Lösungen werden nachfolgend beispielhaft anhand einer hydraulischen
Realisierung des Steuerungssystems unter Bezugnahme auf die anhängenden Figuren beschrieben.
Darin bedeuten:
- Figur 1
- zeigt ein Hydraulikschema für ein dreigliedriges Fahrzeug gemäß einer Ausbildungsform
für die erste Alternativlösung;
- Figur 2a-d
- zeigen das Verhalten eines dreigliedrigen Fahrzeugs gemäß Figur 1 bei unterschiedlicher
Schienenführung;
- Figur 3
- zeigt ein Hydraulikschema für ein dreigliedriges Fahrzeug gemäß einer Ausführungsform
für die zweite Alternativlösung; und
- Figur 4a-d
- zeigen das Verhalten des dreigliedrigen Fahrzeugs aus Fig. 3 bei unterschiedlicher
Schienenführung.
In Figur 1 ist ein Hydraulikschema eines hydraulischen Steuerungssystems für ein
dreigliedriges Fahrzeug 10 dargestellt. Das Fahrzeug 10 besitzt drei Wagenkästen 11,
12, 13, die auf zugehörigen, spurgeführten Fahrwerken 16, 17, 18 abgestützt sind.
Die Fahrwerke 16, 17, 18 sind jeweils als Drehgestell ausgebildet, so daß eine Winkelauslenkung
der Wagenkästen 11, 12, 13 zu ihrem jeweiligen Fahrwerk möglich ist. Die Begriffe
Fahrwerk und Drehgestell werden daher im folgenden synonym verwendet. Die Wagenkästen
11 und 12 bzw. 12 und 13 sind durch Gelenkverbindungen 14 bzw. 15 gelenkig miteinander
verbunden. Der mittlere Wagenkasten 12 stellt eine Art "Wippe" zwischen dem ersten
und dritten Wagenkasten 11 bzw. 13 dar, wobei sein Fahrwerk bzw. sein Drehgestell
17 den Drehpunkt bildet. Dies führt dazu, daß jede Bewegung des ersten Wagenkastens
11 eine entsprechende Gegenbewegung am dritten Wagenkasten 13 bewirkt und umgekehrt,
weswegen das hydraulische Steuerungssystem bei Fahrzeugen mit ungerader Anzahl n von
Wagenkästen so geschaltet ist, daß erster und letzter Wagenkasten 11 bzw. 13 gegensinnig
zueinander ausgelenkt werden.
[0019] Um diese Auslenkungen zu steuern, sind am ersten und am letzten Fahrzeugglied hydraulische
Stellglieder 40, 50 bzw. 60, 70 vorgesehen, die über ein Hydrauliksystem 20 miteinander
verbunden sind. Die hydraulischen Stellglieder 40, 50 des ersten Fahrzeugglieds sind
über Hydraulikleitungen 21, 22 mit den hydraulischen Stellgliedern 60, 70 verbunden,
so daß sich die hydraulischen Stellglieder 40, 50 und 60, 70 gegenseitig beeinflussen.
Das Hydrauliksystem 20 wird durch einen Ventilblock 24 und Hydraulikspeicher 23 vervollständigt.
[0020] Die hydraulischen Stellglieder 40, 50, 60, 70 sind prinzipiell identisch aufgebaut.
Am Beispiel des hydraulischen Stellglieds 40 weisen sie eine Kolbenstange 41 mit einem
Kolben 43 in einem Hydraulikzylinder 46 auf, in dem die Kolbenstange 41 mit dem Kolben
43 axial geführt wird. Die Kolbenstange 41 ist einseitig an dem Drehgestell 16 über
ein Drehgestellgelenk 47 angelenkt. Der Hydraulikzylinder 46 ist seinerseits über
ein Wagenkastengelenk 45 an dem Wagenkasten 11 angelenkt. Diese Konstruktion erlaubt
eine Winkelauslenkung des Drehgestells 16 gegenüber dem Wagenkasten 11, wobei sich
die am Drehgestell 16 fixierte Kolbenstange 41 mit dem Kolben 43 axial in dem am Wagenkasten
11 fixierten Hydraulikzylinder 46 verschieben kann. Der Kolben 43 teilt den Hydraulikzylinder
46 in zwei Zylinderkammern 42, 44, die sich dementsprechend bei einer Winkelauslenkung
des Wagenkasten 11 zum Drehgestell 16 einerseits vergrößern und andererseits verkleinern.
[0021] Die hydraulischen Stellglieder 40, 50 am ersten Fahrzeugglied bzw. 60, 70 am letzten
Fahrzeugglied sind parallel zueinander beidseitig zum Drehgestell 16 bzw. 18 angeordnet.
D. h., eine Drehung des Wagenkastens 11 relativ zum Drehgestell 16 um den Ausdrehwinkel
α
1 in Pfeilrichtung (Fig. 1) bewirkt eine Verschiebung des Kolbens 43 im Hydraulikzylinder
46 nach rechts und eine Verschiebung des Kolbens 53 im Hydraulikzylinder des gegenüberliegenden
hydraulischen Stellglieds 50 nach links.
[0022] Beim Einfahren des Fahrzeugs in eine Rechtskurve ergibt sich dann folgendes Verhalten.
Das Drehgestell 16 des ersten Fahrzeugteils dreht sich unter dem Wagenkasten 11 nach
rechts weg. Das heißt, der Wagenkasten 11 dreht relativ zum Drehgestell 16 nach links,
d.h. im Gegenuhrzeigersinn bzw. in negativer Drehrichtung, um den Ausdrehwinkel α
1 (Pfeilrichtung in Fig. 1). Dadurch verkleinern sich die Zylinderkammern 42, 52 und
vergrößern sich die Zylinderkammern 44, 54. Die sich verkleinernden Zylinderkammern
42, 52 sind an die Hydraulikleitung 22 angeschlossen, so daß das verdrängte Hydrauliköl
aus den Zylinderkammern 42, 52 in die Hydraulikleitung 22 fließt. In entsprechender
Weise fließt Hydrauliköl aus der Hydraulikleitung 21 in die sich vergrößernden Zylinderkammern
44, 54. Dieser Hydraulikölfluß wird zur Auslenkung des letzten Wagenkastens 13 relativ
zu dessen Fahrwerk bzw. Drehgestell 18 genutzt. D. h., daß aus den Zylinderkammern
42, 52 verdrängte Hydrauliköl fließt in die Zylinderkammern 62, 72 der hydraulischen
Stellglieder 60, 70 des letzten Fahrzeugglieds, wodurch gleichzeitig Hydrauliköl in
entsprechender Menge aus den Zylinderkammern 64, 74 der hydraulischen Stellglieder
60, 70 durch die Hydraulikleitung 21 in die sich vergrößernden Zylinderkammern 44,
54 der hydraulischen Stellglieder 40, 50 des ersten Fahrzeugglieds verdrängt wird.
Dadurch ergibt sich ein Ausdrehwinkel α
n des letzten Wagenkastens 13 zum Drehgestell 18 im Uhrzeigersinn bzw. in positiver
Drehrichtung (Pfeilrichtung Fig. 1), denn das Drehgestell 18 ist aufgrund der Schienenführung
am Ausdrehen gehindert. Das zuvor beschriebene Steuerungssystem regelt sich somit
selbsttätig zu jedem Zeitpunkt in eine definierte Position ein.
[0023] Die Ausdrehwinkel α
1 und α
n des ersten Wagenkastens 11 und des letzten Wagenkastens 13 sind gegensinnig, weil
die Anzahl n an Wagenkästen ungerade ist. Das zuvor beschriebene Steuerungssystem
ist auch für Fahrzeuge mit mehr als drei Gliedern anwendbar, wobei bei Fahrzeugen
mit gerader Anzahl n an Wagenkästen durch Vertauschung der Anschlüsse der Hydraulikleitungen
21, 22 an den hydraulischen Stellgliedern 60, 70 erreicht wird, daß in diesen Fällen
die Drehrichtungen des ersten Wagenkastens 11 und des letzten Wagenkastens 13 gegenüber
ihrem jeweiligen Drehgestell 16, 18 nicht gegensinnig sondern gleichsinnig sind.
[0024] Aufgrund des identischen Aufbaus aller hydraulischen Stellglieder 40, 50, 60, 70
ist das absolute Maß des Ausdrehwinkels α
1 am ersten Fahrzeugglied identisch zum Maß des Ausdrehwinkels α
n am letzten Fahrzeugglied:

Bei ungerader Anzahl an Wagenkästen gilt:

und bei gerader Anzahl an Wagenkästen gilt:

Dies läßt sich auch allgemein angeben durch:

Das zuvor beschriebene hydraulische Steuerungssystem stellt gleichzeitig eine Knickschutzreinrichtung
dar, wie nachfolgend erläutert wird. Auf einem geradlinigen Spurkanal nimmt das Fahrzeug
die in Figur 1 gezeigte Stellung ein. D. h., alle Wagenkästen 11, 12, 13 und Fahrwerke
16, 17, 18 sind linear zueinander angeordnet. Der Versuch, beispielsweise den ersten
Wagenkasten 11 aufgrund von böigen Winden oder ähnlichen äußeren Einflüssen auszulenken,
würde dazu führen, daß der letzte Wagenkasten 13 aufgrund des verdrängten Hydraulikölvolumens
in Gegenrichtung ausgelenkt wird. Die Auslenkung des letzten Wagenkastens 13 würde
jedoch wieder eine Verdrängung eines identischen Ölvolumens bewirken, aufgrund dessen
der erste Wagenkasten in seine Ausgangsposition zurückgedreht wird. Da die hydraulischen
Stellglieder 40, 50 bzw. 60, 70 der ersten und letzten Fahrzeugglieder über das Hydrauliksystem
ständig in Verbindung stehen, kann Somit im geraden Spurkanal aufgrund der vorbeschriebenen
Vorgänge eine Auslenkung des ersten Wagenkastens 11 nicht auftreten. Dies gilt für
alle äußeren Kräfte und alle Wagenkästen, auch den mittleren Wagenkasten 12, da dessen
Position durch die Positionen der ersten und letzten Wagenkästen 11, 13 definiert
wird.
[0025] Durch die Kopplung des ersten mit dem letzten Fahrzeugteil ergibt sich bei einem
k-Faktor von 1 für beide Fahrtrichtungen ein symmetrisches Verhalten. Das bedeutet,
die Hüllkurve des Fahrzeugs ist unabhängig von der Fahrtrichtung des Fahrzeugs. Auf
die hydraulischen Stellglieder 50 und 70 kann auch verzichtet werden, ohne daß sich
an dem Prinzip und dem erreichten Ergebnis etwas ändert. Allerdings ist die paarweise
Anordnung von jeweils zwei Stellgliedern pro Fahrwerk zu bevorzugen, da dadurch automatisch
eine Entkopplung der Längs- und Querbewegung des Fahrzeugs erreicht wird.
[0026] In den Figuren 2a bis 2d ist das Verhalten eines dreigliedrigen Fahrzeugs bei unterschiedlicher
Schienenführung dargestellt. Das Verhältnis des Drehgestellabstands zum Radius R des
Spurkanals beträgt 7/17 m/m, d. h., ca. 0,4. In den Zeichnungen sind die Ausdrehwinkel
α
i der Wagenkästen zu ihrem jeweils zugehörigen Fahrwerk angegeben, wobei ein positiver
Ausdrehwinkel α eine Auslenkung des Wagenkastens gegenüber dem Fahrwerk bzw. Spurkanal
im Uhrzeigersinn angibt.
[0027] In Figur 2a ist das Verhalten des Fahrzeugs bei Kurveneinfahrt (Pfeilrichtung) dargestellt.
Eine identische Konstellation ergibt sich auch bei umgekehrter Fahrtrichtung. Der
Ausdrehwinkel des führenden Wagenkastens 11 relativ zum Fahrwerk 16 beträgt α
1 = -3° und der des letzten Wagenkastens 13 relativ zum Fahrwerk 18 einen Ausdrehwinkel
α
3 = 3°. Dadurch ergibt sich bei dem mittleren Fahrzeugteil ein Ausdrehwinkel des Wagenkastens
12 relativ zum Fahrwerk 17 zu α
2 ≈ -2°.
[0028] Figur 2b zeigt dasselbe dreigliedrige Fahrzeug während der Kurvenfahrt. Es stellt
sich ein Ausdrehwinkel von α
1 = +3° am führenden Fahrzeugteil und α
3 = -3° am letzten Fahrzeugteil ein. Der Ausdrehwinkel α
2 am mittleren Fahrzeugteil beträgt α
2 ≈ -2°.
[0029] In Figur 2c ist dasselbe dreigliedrige Fahrzeug beim Durchfahren einer Kurve mit
Zwischengerade dargestellt. Die sich einstellenden Ausdrehwinkel betragen bei dem
führenden Fahrzeugteil α
1 = -5°, bei dem letzten Fahrzeugteil dementsprechend α
3 = + 5° und bei dem mittleren Fahrzeugteil α
2 ≈ 1,5°.
[0030] In Figur 2d ist das Verhalten desselben dreigliedrigen Fahrzeugs beim Befahren eines
S-Bogens mit Zwischengerade dargestellt. Die Ausdrehwinkel am ersten und letzten Fahrzeugteil
ergeben sich zu

. Der sich am mittleren Fahrzeugteil einstellende Ausdrehwinkel beträgt α
2 ≈ 5°.
[0031] In den Figuren 2a bis 2d sind die hydraulischen Stellglieder 40 und 60 schematisch
dargestellt, deren Stellzylinder jeweils mit den Wagenkästen und deren Kolbenstangen
jeweils mit dem Drehgestell bzw. Fahrwerk verbunden sind, wie in Bezug auf Fig. 1
erläutert. Die Lage des Kolbens in dem Hydraulikzylinder des hydraulischen Stellglieds
ist jeweils angedeutet.
[0032] In Figur 2d ist eine mögliche Position für ein aktives Stellglied 90 dargestellt,
wie es bei elektrischer Realisierung des Steuerungssystems vorgesehen werden kann.
D. h., statt der hydraulischen Stellglieder 40, 60 wird beispielsweise ein hydraulisches
Stellglied 100 zwischen zwei Wagenkästen zur Steuerung eines Gelenkwinkels β vorgesehen.
Der Gelenkwinkel β wird so eingestellt, daß die Ausdrehwinkel α
1 und α
3 absolut betrachtet gleich groß und gegensinnig sind. Die Auslenkungswinkel α
1 und α
3 werden mit geeigneten Meßaufnehmern ermittelt, und das aktive Stellglied 100 mittels
einer übergeordneten Rechnereinheit gesteuert.
[0033] In Figur 3 ist ein Hydraulikschema für ein dreigliedriges Fahrzeug entsprechend der
zweiten Lösungsalternative dargestellt. Abgesehen von Einzelheiten des Hydraulikschemas
entspricht das in Fig. 3 dargestellte Fahrzeug dem in Figur 1 dargestellten Fahrzeug.
Gleiche Teile sind daher mit gleichen Bezugsziffern bezeichnet. Zwischen dem Wagenkasten
11 und dem Drehgestell 16 des führenden Fahrzeugteils sind hydraulische Stellglieder
40, 50 in identischer Weise vorgesehen, wie zuvor im Zusammenhang mit Figur 1 erläutert,
um den Ausdrehwinkel α
1 am führenden Fahrzeugteil zwischen dem Wagenkasten 11 und dem Fahrwerk bzw. Drehgestell
16 zu erfassen und zu beeinflussen. Dementsprechend würde auch ein einzelnes hydraulisches
Stellglied 40 bzw. 50 für die beabsichtigten Zwecke grundsätzlich ausreichen.
[0034] Im Gegensatz zu der ersten Alternative der Erfindung sind bei dieser zweiten Alternative
anstelle der hydraulischen Stellglieder 60, 70 am letzten Fahrzeugteil hydraulische
Stellglieder 80 und 90 zwischen den ersten beiden Wagenkästen 11, 12 und den letzten
beiden Wagenkästen 12, 13 vorgesehen. Mit den hydraulischen Stellgliedern 80, 90 wird
an den Gelenkverbindungen 14, 15 der Gelenkwinkel β zwischen angrenzenden Wagenkästen
gesteuert.
[0035] Dazu sind die hydraulischen Stellglieder 80, 90 über Wagenkastengelenke 85 bzw. 95
mit den jeweiligen Wagenkästen 11, 12 bzw. 12, 13 gelenkig verbunden. Eine Auslenkung
des führenden Wagenkastens 11 gegenüber seinem zugehörigen Fahrwerk bzw. Drehgestell
16 um den Ausdrehwinkel α
1 wird mittels der Hydraulikleitungen 21, 22 auf die hydraulischen Stellglieder 80,
90 aufgeschaltet, die dadurch auf die Gelenkwinkel β
1 bzw. β
n-1 zwischen den ersten beiden und letzten beiden Wagenkästen 11, 13 einwirken. Ein positiver
Ausdrehwinkel α
1 bedeutet ein Ausdrehen des Wagenkastens 11 relativ zum Fahrwerk 16 im Uhrzeigersinn.
Ein positiver Winkel β bedeutet ein Auslenken des in Fahrtrichtung nachfolgenden Wagenkastens
relativ zum vorauseilenden Wagenkasten im Uhrzeigersinn.
[0036] Bei dem in Figur 3 dargestellten Hydraulikschema sind die hydraulischen Stellglieder
80, 90 identisch ausgebildet, insbesondere also mit identischen Zylinderkammervolumen.
Die Zylinderkammervolumen 42, 44 bzw. 52, 54 der hydraulischen Stellglieder 40, 50
am führenden Fahrzeugteil sind demgegenüber größer ausgebildet. Die Volumengröße der
Zylinderkammern 42, 44 und 52, 54 bestimmt deshalb den Proportionalitätsfaktor k in
der folgenden Gleichung:

die von dem in Figur 3 dargestellten Hydraulikschema erfüllt wird. Dabei gibt α
1 den Ausdrehwinkel des führenden Wagenkasten relativ zum Fahrwerk und β
1, β
2 die Gelenkwinkel zwischen dem ersten und zweiten bzw. zweiten und dritten Wagenkasten
an.
[0037] Der Proportionalitätsfaktor k sollte in etwa dem Verhältnis aus dem maximal möglichen
Gelenkwinkel β
max und maximal möglichen Ausdrehwinkel α
max entsprechen. Bei einem maximalen Gelenkwinkel von β
max = 40° und einem maximalen Ausdrehwinkel α
max = 5° ergibt sich k = 8.
[0038] Bei einem Ausdrehwinkel α
1 des führenden Wagenkastens 11 im Gegenuhrzeigersinn (Pfeilrichtung in Figur 3) zu
dem Fahrwerk bzw. Drehgestell 16 des führenden Fahrzeugteils bewegt sich der Kolben
43 aus dem Hydraulikzylinder 46 heraus und der Kolben 53 in den Hydraulikzylinder
56 hinein. Das aus den Zylinderkammern 42 und 52 verdrängte Hydraulikölvolumen wird
über die Hyraulikleitung 22 so in die Zylinderkammern der hydraulischen Stellglieder
80, 90 geleitet, daß deren Kolben 83, 93 innerhalb der Hydraulikzylinder 86, 96 in
Pfeilrichtung verschoben werden. Der zuvor beschriebene Vorgang tritt beispielsweise
bei Einfahrt in eine Rechtskurve auf (siehe auch Figur 4a), so daß sich die Wagenkästen
11, 12, 13 während der Kurveneinfahrt zick-zack-förmig anordnen.
[0039] Das Verhalten des Fahrzeugs beim Einfahren in eine Kurve ist in Figur 4a dargestellt.
Bei umgekehrter Fahrtrichtung, d. h. bei Kurvenausfahrt, nimmt das Fahrzeug dieselbe
Stellung ein. Allerdings nehmen die einzelnen Fahrzeugteile bei Einfahrt in eine Kurve
in umgekehrter Fahrtrichtung eine andere Stellung ein, als die in Figur 4a dargestellte
Fahrzeugstellung, da der Fahrzeugteil mit den hydraulischen Stellgliedern 40, 50 in
einem solchen Fall erst als letztes Fahrzeugteil in die Kurve einfährt.
[0040] Bei der in Figur 4a dargestellten Fahrzeugstellung wurde der Proportionalitätsfaktor
k = 8 gewählt, so daß sich ein Ausdrehwinkel α
1 zwischen dem Wagenkasten 11 und dem zugehörigen Fahrwerk bzw. Drehgestell 16 des
führenden Fahrzeugteils zu α
1 = -2,375° einstellt, während die Gelenkwinkel β
1 und β
2 zwischen den führenden beiden Wagenkästen 11, 12 und den letzten beiden Wagenkästen
12, 13 dann β
1 = -17° bzw. β
2 = +5° betragen. Ein positiver Winkel β
1 bzw. β
2 bedeutet, daß der in Fahrtrichtung nachfolgende Wagenkasten relativ zum vorauseilenden
Wagenkasten im Uhrzeigersinn ausgelenkt ist.
[0041] Im Laufe der Kurvenfahrt ändern sich die Gelenkwinkel β
1 und β
2. In Figur 4b ist das dreigliedrige Fahrzeug während der Kurvenfahrt gezeigt. Bei
den gegebenen Verhältnissen zwischen Kurvenradius R und Länge der Wagenkästen stellen
sich die Gelenkwinkel

zwischen den ersten beiden und letzten beiden Wagenkästen ein, während der Ausdrehwinkel
des Wagenkastens 11 des führenden Fahrzeugteils gegenüber dem zugehörigen Fahrwerk
bzw. Drehgestell 16 α
1 = 0 beträgt. Das heißt, bei konstanter Kurvenfahrt ist der Ausdrehwinkel α
1 = 0 und die Gelenkwinkel β sind gleich. Nur bei Kurvenaus- und -einfahrt ergibt sich
eine gegensinnige Auslenkung der Gelenkwinkel β.
[0042] In Figur 4c ist das Verhalten des Fahrzeugs beim Durchfahren einer Kurve mit Zwischengerade
dargestellt. In der dargestellten Position stellen sich der Ausdrehwinkel α
1 = -1,5° und die Gelenkwinkel zu β
1 = -17° und β
2 = -5° ein.
[0043] In Figur 4d ist das Verhalten des dreigliedrigen Fahrzeugs beim Durchfahren eines
S-Bogens mit Zwischengerade dargestellt. Der sich einstellende Ausdrehwinkel α
1 am führenden Fahrzeugteil beträgt α
1 ≈ 4° und die Gelenkwinkel zwischen den ersten beiden und den letzten beiden Wagenkästen
stellen sich zu β
1 = 13° und β
2 = -19° ein.
[0044] In Figur 4d ist desweiteren ein aktives Stellglied 100 als elektrohydraulisches Stellglied
dargestellt, das die hydraulischen Stellglieder 40, 50, 80, 90 zwischen den ersten
beiden und den letzten beiden Wagenkästen und zwischen dem Fahrwerk 16 und dem Wagenkasten
11 des führenden Fahrzeugteils ersetzt. Zusätzlich zu dem aktiven Stellglied 100 müssen
jedoch Meßwertaufnehmer vorgesehen sein, die die Gelenkwinkel β
1 und β
2 sowie den Ausdrehwinkel α
1 ermitteln, damit durch geeignete Einstellung des Gelenkwinkels β
2 mittels dem aktiven Stellglied 100 die vorgegebene Gleichung

erfüllt werden kann.
[0045] Die elektrische Realisierung des Steuerungssystems hat gegenüber der mechanischen
und hydraulischen Realisierung den Vorteil, daß durch Vorsehen eines weiteren Positionsaufnehmers
identische Hüllkurven für das Fahrzeug unabhängig von der Fahrtrichtung des Fahrzeugs
erhalten werden können. Es ist lediglich notwendig, einen weiteren Meßwertaufnehmer
am letzten Fahrzeugteil zur Bestimmung des Ausdrehwinkels α
3 zwischen dem Wagenkasten 13 und dem zugehörigen Fahrwerk 18 bzw. Drehgestell des
letzten Fahrzeugteils vorzusehen. Je nach Fahrtrichtung würde dann der Auslenkungswinkel
α am entsprechenden führenden Fahrzeugteil ermittelt, um die vorgegebene Gleichung
zu erfüllen.
[0046] Die Gleichung

gilt für dreigliedrige Fahrzeuge. Um die zick-zack-förmige Auslenkung der einzelnen
Fahrzeugteile bei Fahrzeugen mit ungerader Anzahl n an Wagenkästen sicherzustellen,
gilt allgemein

Bei gerader Anzahl n an Wagenkästen gilt entsprechend

Als generelle Formel läßt sich dies ausdrücken durch

wobei n die Anzahl der Wagenkästen, k
1 und k
2 freiwählbare Proportionalitätsfaktoren, α
1 den Ausdrehwinkel des führenden Wagenkastens relativ zum Fahrwerk und β
1 bzw. β
n-1 den Gelenkwinkel zwischen den ersten beiden und zwischen den letzten beiden Wagenkästen
angibt, und wobei die Gelenkwinkel β positiv sind, wenn der nachfolgende Wagenkasten
relativ zum vorauseilenden Wagenkasten im Uhrzeigersinn ausgelenkt ist.
1. Spurgeführtes Fahrzeug (10), insbesondere Schienenfahrzeug für den Nahverkehr, bestehend
aus mindestens drei gelenkig miteinander verbundenen Wagenkästen (11, 12, 13), die
jeweils auf einem zugehörigen Fahrwerk (16 bzw. 17 bzw. 18) in horizontaler Richtung
drehbar abgestützt sind, gekennzeichnet durch ein Steuerungssystem, mit welchem der
Ausdrehwinkel (αn) des in Fahrtrichtung letzten Wagenkastens (13) relativ zu seinem zugehörigen Fahrwerk
(18) in Abhängigkeit von dem Ausdrehwinkel (α1) des ersten Wagenkastens (11) relativ zu dessen zugehörigen Fahrwerk (16) gesteuert
wird.
2. Spurgeführtes Fahrzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Maß des Ausdrehwinkels
(α
1) des ersten Wagenkastens (11) proportional dem Maß des Ausdrehwinkels (α
n) des letzten Wagenkastens (13) ist, so daß gilt

wobei n die Anzahl der Wagenkästen angibt und k einen Proportionalitätsfaktor darstellt,
mittels dessen das Verhältnis der Ausdrehwinkel (α
1, α
n) des ersten und des letzten Fahrwerks (11, 13) variiert werden kann.
3. Spurgeführtes Fahrzeug nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Richtung der
Ausdrehwinkels (α
n) des letzten Wagenkastens (13) bei gerader Anzahl (n) von Wagenkästen gleichsinnig
zur Richtung des Ausdrehwinkels (α
1) des ersten Wagenkastens (11) ist, so daß gilt

, und bei ungerader Anzahl (n) von Wagenkästen gegensinnig ist, so daß gilt

.
4. Spurgeführtes Fahrzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
der Ausdrehwinkel (α1) des ersten Wagenkastens (11) mittels einem mechanischen, einem hydraulischen oder
einem elektrischen Meßwertaufnehmer (40, 50) erfaßt wird.
5. Spurgeführtes Fahrzeug nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß zum Auslenken
des letzten Wagenkastens (13) ein mechanisches Auslenkungsystem vorgesehen ist.
6. Spurgeführtes Fahrzeug nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß das mechanische
Auslenkungssystem und der mechanische Meßwertaufnehmer als ein geschlossenes Regelsystem
aus Koppelstangen realisiert ist.
7. Spurgeführtes Fahrzeug nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß das mechanische
Auslenkungssystem und der mechanische Meßwertaufnehmer als ein geschlossenes Regelsystem
mittels Seilzügen realisiert ist.
8. Spurgeführtes Fahrzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
zum Auslenken des letzten Wagenkastens (13) ein elektrisches Auslenkungsystem vorgesehen
ist.
9. Spurgeführtes Fahrzeug nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß das elektrische
Auslenkungssystem einen elektrohydraulischen Aktuator umfaßt.
10. Spurgeführtes Fahrzeug nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß das elektrische
Auslenkungssystem einen elektromechanischen Aktuator umfaßt.
11. Spurgeführtes Fahrzeug nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß das elektrische
Auslenkungssystem ein pneumatisches Stellglied umfaßt.
12. Spurgeführtes Fahrzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
zum Auslenken des letzten Wagenkastens (13) ein hydraulisches Auslenkungsystem (60,
70) vorgesehen ist.
13. Spurgeführtes Fahrzeug nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß der Meßwertaufnehmer
(40, 50) hydraulisch ausgebildet ist und ein hydraulisches Übertragungssystem zwischen
dem hydraulischen Meßwertaufnehmer und dem hydraulischen Auslenkungssystem (60, 70)
vorgesehen ist, und daß der Meßwertaufnehmer (40, 50) seinerseits als Auslenkungssystem
für den ersten Wagenkasten (11) wirkt, wodurch ein geschlossener hydraulischer Regelkreis
realisiert ist.
14. Spurgeführtes Fahrzeug nach Anspruch 12 oder 13, dadurch gekennzeichnet, daß das hydraulische
Auslenkungssystem (60, 70) des letzten Wagenkastens (13) und/oder der hydraulische
Meßwertaufnehmer (40, 50) am ersten Wagenkasten (11) durch zwei hydraulische Stellglieder
(60, 70 bzw. 40, 50) realisiert ist, die einander gegenüberliegend zur Fahrzeuglängsachse
am Fahrwerk (16 bzw. 18) angreifen.
15. Spurgeführtes Fahrzeug (10), insbesondere Schienenfahrzeug für den Nahverkehr, bestehend
aus mindestens drei gelenkig miteinander verbundenen Wagenkästen (11, 12, 13), die
jeweils auf einem Zugehörigen Fahrwerk (16 bzw. 17 bzw. 18) in horizontaler Richtung
drehbar abgestützt sind, gekennzeichnet durch ein Steuerungssystem, mit welchem die
Gelenkwinkel (β1, βn-1) der Gelenkverbindungen (14, 15) zwischen den in Fahrtrichtung ersten beiden Wagenkästen
(11, 12) und zwischen den in Fahrtrichtung letzten beiden Wagenkästen (12, 13) in
Abhängigkeit von dem Ausdrehwinkel (α1) des in Fahrtrichtung ersten Wagenkastens (11) relativ zu dessen zugehörigen Fahrwerk
(16) gesteuert werden.
16. Spurgeführtes Fahrzeug nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß der Ausdrehwinkel
(α
1) des ersten Wagenkastens (11) und die Gelenkwinkel (β
1 und β
n-1) zwischen den in Fahrtrichtung ersten beiden Wagenkästen (11, 12) und den in Fahrtrichtung
letzten beiden Wagenkästen (12, 13) die folgende Gleichung erfüllen:

wobei k
1 und k
2 frei wählbare Proportionalitätsfaktoren darstellen, n die Anzahl der Wagenkästen
angibt und die Gelenkwinkel (β
1, β
n-1) positiv sind, wenn der in Fahrtrichtung nachfolgende Wagenkasten relativ zum vorauseilenden
Wagenkasten im Uhrzeigersinn ausgelenkt ist.
17. Spurgeführtes Fahrzeug nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß sich der Proportionalitätsfaktor
(k
1) aus dem Verhältnis des maximal möglichen Gelenkwinkels (β
max) und dem maximal möglichen Ausdrehwinkel (α
max) ergibt zu
18. Spurgeführtes Fahrzeug nach Anspruch 16 oder 17, dadurch gekennzeichnet, daß der Proportionalitätsfaktor
k1 = 8 ist.
19. Spurgeführtes Fahrzeug nach einem der Ansprüche 16 bis 18, dadurch gekennzeichnet,
daß der Proportionalitätsfaktor k2 = 1 ist.
20. Spurgeführtes Fahrzeug nach einem der Ansprüche 15 bis 19, dadurch gekennzeichnet,
daß der Ausdrehwinkel (α1) des ersten Wagenkastens (11) mittels einem mechanischen, einem hydraulischen oder
einem elektrischen Meßwertaufnehmer (40, 50) erfaßt wird.
21. Spurgeführtes Fahrzeug nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet, daß zum Steuern der
Gelenkwinkel (β1, βn-1) ein mechanisches Auslenksystem vorgesehen ist.
22. Spurgeführtes Fahrzeug nach Anspruch 21, dadurch gekennzeichnet, daß das mechanische
Auslenkungssystem und der mechanische Meßwertaufnehmer als ein geschlossenes Regelsystem
aus Koppelstangen realisiert ist.
23. Spurgeführtes Fahrzeug nach Anspruch 21, dadurch gekennzeichnet, daß das mechanische
Auslenkungssystem und der mechanische Meßwertaufnehmer als ein geschlossenes Regelsystem
mittels Seilzügen realisiert ist.
24. Spurgeführtes Fahrzeug nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet, daß zum Steuern der
Gelenkwinkel (β1, βn-1) ein elektrisches Auslenkungssystem vorgesehen ist.
25. Spurgeführtes Fahrzeug nach Anspruch 24, dadurch gekennzeichnet, daß das elektrische
Auslenkungssystem einen elektrohydraulischen Aktuator umfaßt.
26. Spurgeführtes Fahrzeug nach Anspruch 24, dadurch gekennzeichnet, daß das elektrische
Auslenkungssystem einen elektromechanischen Aktuator umfaßt.
27. Spurgeführtes Fahrzeug nach Anspruch 24 dadurch gekennzeichnet, daß das elektrische
Auslenkungssystem ein pneumatisches Stellglied umfaßt.
28. Spurgeführtes Fahrzeug nach einem der Ansprüche 24 bis 27, dadurch gekennzeichnet,
daß jeweils ein Meßwertaufnehmer am Fahrwerk (16) des ersten Wagenkastens (11) und
an den Gelenkverbindungen (14, 15) zwischen den beiden ersten (11, 12) und zwischen
den beiden letzten Wagenkästen (12, 13) vorgesehen sind.
29. Spurgeführtes Fahrzeug nach Anspruch 24 bis 28, dadurch gekennzeichnet, daß das elektrische
Auslenkungssystem ein aktives Stellglied (100) zwischen zwei benachbarten Wagenkästen
(11, 12 oder 12, 13) zur Beeinflussung eines Gelenkwinkels (β) umfaßt.
30. Spurgeführtes Fahrzeug nach einem der Ansprüche 24 bis 28, dadurch gekennzeichnet,
daß das elektrische Auslenkungssystem ein aktives Stellglied zwischen einem Fahrwerk
(12 oder 13), das nicht das in Fahrtrichtung erste Fahrwerk (11) ist, und dem zugehörigen
Wagenkasten (17 bzw. 18) zum Auslenken des Wagenkastens gegenüber dem Fahrwerk umfaßt.
31. Spurgeführtes Fahrzeug nach einem der Ansprüche 15 bis 30, dadurch gekennzeichnet,
daß zum Steuern der Gelenkwinkel (β1, βn-1) ein hydraulisches Auslenkungssystem (80, 90) vorgesehen ist.
32. Spurgeführtes Fahrzeug nach Anspruch 31, dadurch gekennzeichnet, daß zum Erfassen
des Ausdrehwinkels (α1) am ersten Wagenkasten ein Meßwertaufnehmer (40, 50) hydraulisch ausgebildet ist,
der gleichzeitig zum Steuern des Ausdrehwinkels (α1) dient, und ein hydraulisches Übertragungssystem (20) zwischen dem hydraulischen
Meßwertaufnehmer (40, 50) und dem hydraulischen Auslenkungssystem (80, 90) vorgesehen
ist, wodurch ein geschlossener hydraulischer Regelkreis realisiert ist.
33. Spurgeführtes Fahrzeug nach Anspruch 31 oder 32, dadurch gekennzeichnet, daß der hydraulische
Meßwertaufnehmer (40, 50) am ersten Wagenkasten (11) durch zwei hydraulische Stellglieder
(40, 50) realisiert ist, die einander gegenüberliegend zur Fahrzeuglängsachse am Fahrwerk
(16) angreifen.