[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung einer Nietverbindung
gemäß Oberbegriff des Patentanspruches 1.
[0002] Verfahren zur Herstellung von Nietverbindungen der genannten Art sind im Stand der
Technik hinlänglich bekannt. In diesem Zusammenhang kann auf die EP 0675774 B1 sowie
die DE 197 01 150 A1 verwiesen werden. Insbesondere im zweitgenannten Dokument ist
in der Beschreibungseinleitung nochmals eingehend die Vorgehensweise zur Herstellung
einer solchen Nietverbindung beschrieben, so daß in soweit darauf Bezug genommen werden
kann und auf eine nochmalige dahingehende Beschreibung in dieser Stelle verzichtet
wird. Für die Verbindung mindestens zweier Blechplatinen ist jedenfalls werkzeugseitig
ein Stempel vorhanden, der auf den Nietkopf einwirkt und das Niet in die zu verbindenden
Bleche eintreibt. An der gegenüberliegenden Seite ist als Gegenhalterwerkzeug eine
Matrize vorgesehen, deren Gravur eine zentrische Erhebung aufweist, um dadurch u.
a. das Spreizen des Nietschaftes beim Setzvorgang zu begünstigen.
[0003] Eine anderweitige Verfahrensweise zur Herstellung einer Nietverbindung ist in der
EP 0 614 405 B1 beschrieben. Dort erfüllt das Niet nicht die Funktion, zunächst eines
der zu verbindenden Bauteile zu durchstanzen. Vielmehr werden mittels des Nietes an
der Verbindungsstelle die zu verbindenden Blechplatinen in eine Auswölbung einer Matrize
hineinverformt und so deformiert, dass zwischen Niet bzw. den beiden zu verbindenden
Blechplatinen eine Formschlußverbindung entsteht.
[0004] Die genannte DE 197 01 150 A1 befaßt sich mit dem Problem, daß es bisweilen zur Schädigung
der Unterseite des unmittelbar auf der Matrize liegenden Fügeteiles (Blechplatine)
kommt. Weisen die zu verbindenden Bauteile Beschichtungen auf, so sind die Schädigungen
gekennzeichnet durch Risse und Furchen der Beschichtungen im Schließkopfbereich sowie
durch Abplatzen und Verschieben von Beschichtungspartikeln, so daß im Einzelfall der
blanke Grundwerkstoff sichtbar wird. Die signifikante Schädigung der Beschichtung
des matrizenseitigen Bleches ist meist schon makroskopisch zu erkennen. Ursachen hierfür
sind die partiell enormen Oberflächenvergrößerungen des matrizenseitigen Bleches in
Verbindung mit hoher Flächenpressung und Reibung zwischen Matrizengravur und Blechoberfläche
während der Ausbildung des Schließkopfes in der Matrizengravur. Die Folgen sind negative
Auswirkungen auf Fügeteileigenschaften, optischen Eindruck, Korrosionsresistenz, Dichtheit
und damit verbunden auch auf die statische und dynamische Verbindungsfestigkeit der
Bauelemente.
[0005] Als Lösungsansatz wird in der genanten Vorveröffentlichung vorgeschlagen, daß vor
dem Fügevorgang ein Opferblech auf die Matrize aufgelegt wird, welches als Unterlage
für die darauf zu liegenden Fügeteile dient. Das Opferblech wird beim Stanznietvorgang
in die Gravur der Matrize eingeformt und nach dem Stanznietvorgang liegen die verbundenen
Fügeteile und das Opferblech wieder getrennt voneinander vor.
[0006] Ungeachtet dessen, ob die zu verbindenden Bauteile mit Beschichtungen ausgestattet
sind oder nicht, ist die Herstellbarkeit bzw. Qualität einer solchen Nietverbindung
naturgemäß auch in starkem Maße davon abhängig, aus welchem Werkstoff die Bauteile
bestehen. Zu diesen insofern kritischen, weil schwierig umformbaren Werkstoffen zählen
u. a. einige für den Leichtbau sehr bedeutende Aluminiumlegierungen und Magnesiumwerkstoffe.
Magnesium gilt als besonders schwierig umformbar. Der Versuch Magnesiumwerkstoffe
durch Stanznieten ohne Erwärmung (rißfrei) zu verbinden, ist bislang stets gescheitert.
Ergebnis beim Versuch, Stanznietverbindungen aus solchen Werkstoffen zu erzielen,
ist stets eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Rißbildung 1, wie aus Fig. 1 zu
erkennen.
[0007] Der Erfindung liegt von daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung
einer Nietverbindung gemäß Oberbegriff des Patentanspruches 1 in der Weise zu gestalten,
daß weder Schädigungen am Grundwerkstoff der zu verbindenden Bauteile entstehen noch,
falls vorhanden, daß Bauteilbeschichtungen angegriffen werden.
[0008] Erfindungsgemäß gelingt dies mit einer Vorgehensweise gemäß Kennzeichen des Patentanspruches
1. Die Unteransprüche beanspruchen vorteilhafte Weiterbildungen.
[0009] So wurden beispielsweise bei der Anmelderin Untersuchungen an der Al-Legierung 6005
- 6007 durchgeführt, die überraschend erkennen ließen, daß mit dem neuartigen Herstellverfahren
gleichwertige Festigkeitseigenschaften gegenüber dem bekannten Stand der Technik erzielbar
sind. Gleichzeitig verringerte sich aber die Gefahr der Rißbildung des umgeformten
Bauteilwerkstoffes im Bereich des Nietschaftes, so daß die Prozeßsicherheit des Verfahrens
erhöht werden kann. Auch läßt sich eine wesentliche Verbesserung der Optik erzielen,
so daß sich diese Verbindungstechnik ggf. auch bei Bauteilen einsetzen läßt, deren
Fügestellen im Sichtbereich liegen (Fügetechnik als Designelement). Ungeachtet des
fehlenden zentrischen Dornes in der Matrize ergab sich beim Herstellen der Verbindung
eine ausreichende Spreizung des Nietschaftes mit damit sich einstellendem Hinterschnitt
zur Optimierung der Formschlußverbindung.
[0010] Nietverbindungen mit kugelabschnittförmigen Schließköpfen sind im Stand der Technik
an sich bekannt (DE 196 32 238 A1). Dabei handelt es sich aber nicht um Nietverbindungen
der anmeldungsgemäßen Art, sondern um Verbindungen, deren Herstellungsprozeß und deren
Zusammenwirken der einzelnen Verbindungsbestandteile gänzlich anders gelagert sind.
Eine Nietverbindung der anmeldungsgemäßen Art, bei der die Matrize in einer Ausführungsform
(Fig. 13 ― 15) keinen zentrischen Dom aufweist, ist beispielsweise durch die südafrikanische
Patentanmeldung 918340 bekannt geworden.
[0011] Aus den Fig. 9 und 12 dieser letztgenannten Patentanmeldung ist darüber hinaus ersichtlich,
dass sich beim Nietsetzvorgang das sich werkzeugseitig abstützende untere Bauteil
im wesentlichen kugelabschnittförmig auswölbt. Eine Matrize im eigentlichen Sinne
wird dabei nicht verwendet, vielmehr handelt es sich um eine freie, an sich unkontrollierte
Ausformung. Dies hat auch unmittelbar negative Auswirkungen auf den Niet-Setzvorgang
dahingehend, dass ein zentrisches Eindringen des Nietes nicht gewährleistet ist. Weitere
Probleme bei dieser Art und Weise des Setzen eines Nietes ergeben sich mit zunehmender
Materialstärke (Dicke) der zu verbindenden Platinen bzw. bei Verwendung von Materialien
mit höheren Festigkeiten. Bei der Freiverformung nach diesem Stand der Technik entsteht
aufgrund der fehlenden Abstützung beim Setzen des Nietes keine an sich günstige Kaltverfestigung
des Platinenmaterials.
[0012] Die europäische Patentanmeldung 0129358 A2 verzichtet gänzlich auf eine Gravur im
Gegenhalterwerkzeug.
[0013] Das erfindungsgemäße Nietverfahren ist nachstehend beschrieben und in der zugehörigen
Zeichnung gezeigt. Fig. 2 veranschaulicht die verfahrensgemäß hergestellte Nietverbindung.
Die zur Herstellung verwendete Matrize 7 zeigt Fig. 3a. Die Figuren 3b und 3c zeigen
alternative Matrizengeometrien 8, 9, die der Herstellung leicht modifizierter Nietverbindungen
dienen.
[0014] Gemäß Figur 2 sind in an sich bekannter Weise eine obere und eine untere Blechplatine
2, 3 mittels eines Halbhohlnietes 4 (Geometrie im nicht montierten Ausgangszustand
z. B. entsprechend EP 0675774 B1 oder DE 197 01 150 A1) über dessen Nietschaft 5 miteinander
verbunden. Der Nietschaft 5 durchdringt die obere Blechplatine 2, dringt in die untere
Blechplatine 3 ein, wird dabei deformiert und verdrängt den Bauteilwerkstoff der unteren
Blechplatine 3 in eine hier nicht gezeigte kugelkalottenförmige Matrize hinein, so
daß eine entsprechende kugelabschnittförmige Auswölbung 6 mit dem Radius R entsteht.
Dabei hat sich als vorteilhaft erwiesen, im Übergangsbereich zwischen kugelabschnittförmiger
Auswölbung 6 und dem nicht verformten Flächenabschnitt der unteren Blechplatine 3
eine gegengerichtete Krümmung mit dem Radius r vorzusehen. Die Tiefe der Auswölbung
6 ist mit ― t ― bezeichnet. Bei Einhaltung der Beziehung

(vgl. Fig. 3a) werden fließende bzw. tangentiale Übergänge der Radien R,r untereinander
bzw. in die matrizenseitige Blechplatinenoberfläche erzielt.
[0015] Bei Versuchen mit bekannten Stahlstanznieten zum Verbinden eines Stahlwerkstoffes
DP 500 mit einem Aluminium-Strangpreßprofil haben sich folgende Abmessungen der kugelabschnittförmigen
Auswölbung 6 (und damit auch Abmessungen der Matrizen-Auswölbung 6) bewährt: R: 10
bis 13 mm und t: 1,5 bis 1,75 mm.
[0016] Die Matrizengeometie gemäß Fig. 3a zur Herstellung einer entsprechend konturierten
kugelabschnittförmigen Auswölbung 6 an der matrizenseitigen Bauteiloberfläche eignet
sich insbesondere für wenig duktile Werkstoffe mit ε < 10 % (z. B. Magnesium). Die
Matrizengeometrie gemäß Fig. 3b, bei der der sehr klein bemessene Radius r = 0,5 mm
mehr oder weniger nur dazu dient, die Kante zu brechen, ist insbesondere geeignet
für duktilere Werkstoffe mit ε > 10 % (z. B. Aluminium, Blechdicke > 1,5 mm). Bei
der Matrizengeometrie gemäß Fig. 3c geht der Radius R zunächst in einen weiteren Radius
r
1 über, der wiederum in den Radius r (z. B. 0,5 mm) mündet. Diese Matrizengeometrie,
die eine stärker in die Tiefe gehende Auswölbung 6 entstehen läßt, eignet sich insbesondere
für duktilere Werkstoffe (z. B. Aluminium, Blechdicke < 1,5 mm).
[0017] Mit ― Werkstoff ― in der vorstehenden Bezugnahme auf die Figuren 3a bis 3c ist der
matrizenseitige Platinenwerkstoff gemeint. Es versteht sich, daß der darauf aufliegende,
stempelseitige Platinenwerkstoff gleicher oder anderer Art sein kann. Ggf. käme hierfür
auch Kunststoff in Frage. Die Art des stempelseitigen Platinenwerkstoffes ist für
die Auswahl der Matrizengeometrie und damit für die Konturierung der entstehenden
Auswölbung 6 von nicht so entscheidender Bedeutung.
[0018] Die Erfindung ist nicht auf die Verwendung von Halbhohlnieten beschränkt. In gleicher
Weise können z. B. auch Stanznieten eingesetzt werden, dessen jeweiliger Nietschaft
im wesentlichen als durchgehend zylindrisches Rohr, mit oder ohne Radialwand, ausgebildet
ist, wie z. B. in der DE 197 01 780 A1 beschrieben. Des weiteren kann neben der Stanznietverbindung
noch eine Klebeverbindung der Bauteile vorgesehen sein.
1. Verfahren zur Herstellung einer Nietverbindung, bei dem ein Niet (4) an einer Verbindungsstelle
auf zu verbindende Bauteile (2, 3) einwirkt, diese in eine Auswölbung (6) einer Matrize
(7, 8, 9) drückt und dabei in der Weise deformiert, dass zwischen Niet (4) und den
zu verbindenden Bauteilen (2, 3) eine Formschlußverbindung entsteht, gekennzeichnet
durch die Verwendung einer Matrize (7, 8, 9) mit einer im Wesentlichen kugelabschnittförmigen
Auswölbung (6).
2. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch die Verwendung einer Matrize (7, 8,
9), bei der sich an die kugelabschnittförmige Auswölbung (6) eine gegengerichtete
Krümmung (Radius = r) anschließt.
3. Verfahren nach Anspruch 2, gekennzeichnet durch die Beziehung

wobei ― t ― die Tiefe der Auswölbung (6) bezeichnet.
4. Verfahren nach Anspruch 2, gekennzeichnet durch die Verwendung einer Matrize (9),
bei der sich an den die kugelabschnittförmige Auswölbung (6) im Wesentlichen bestimmenden
Radius R ein kleinerer Radius r1 mit gleichgerichteter Krümmung anschließt, der dann in den Radius r übergeht.
5. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch die Verwendung eines Halbhohlnietes
(4) zur Herstellung der Nietverbindung.
6. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch die Verwendung eines Hohlnietes, mit
oder ohne Radialwand, zur Herstellung der Nietverbindung.