[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines aus wenigstens zwei Teilen
zusammengesetzten Gegenstandes, wobei zumindest ein Teil aus einem plastisch verformbaren
Werkstoff besteht.
[0002] Bei einem bekannten Herstellungsverfahren für Tafelbestecke aus Silber werden die
einzelnen Besteckteile wie Löffel, Gabeln, Vorlegebestecke u. a. durch Stanzen und
Formschmieden bzw. Prägen aus Blech hergestellt und sind demzufolge vollmassiv. Im
Gegensatz dazu bestehen die Messer aus einer aus nichtrostendem Stahl gefertigten
Klinge, die über einen integral angeformten Schaft mit einem Heft aus Silber verbunden
ist. Das Heft besteht aus zwei unter Bildung eines Hohlraumes zusammengelöteten Halbschalen.
Die Verbindung von Klinge und zusammengelötetem Heft erfolgt mittels eines in den
Hefthohlraum eingefüllten aushärtbaren Kittes, in welchem der Schaft der Klinge positioniert
wird. Nach dem Aushärten des Kittes ist der Schaft der Klinge unlösbar im Heft verankert.
[0003] Die Herstellung des vorstehend beschriebenen Tafelmessers mit Silberheft ist äusserst
arbeitsintensiv und führt infolge eines grossen Lohnkostenanteils zu hohen Gestehungskosten.
Die durch Schmieden und/oder Prägen aus Silberblech herausgeformten Hefthalbschalen
werden innenseitig entlang den Schalenkanten mit Löt-Flussmittel und Silberlotpulver
beschichtet, zusammengefügt, mit Drähten oder Klammern positioniert und bei erhöhter
Temperatur miteinander verlötet. Da die Lötnaht gegenüber dem angrenzenden Silberblech
deutlich sichtbar ist, muss das Heft nach dem Besäumen in einen weiteren Arbeitsgang
noch galvanisch versilbert werden.
[0004] Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs genannten
Art zu schaffen, welches das Verbinden von wenigstens zwei Teilen auf einfache Weise
ermöglicht. Insbesondere soll das Verfahren gestatten, Messer, Brieföffner, Behältnisse
wie Schalen und Becher mit Fussteil, Kerzenständer und dergleichen zwei- oder mehrteilige
Gegenstände aus unterschiedlichen Werkstoffen, insbesondere Gegenstände mit einem
Edelmetallteil, in einfachen Fertigungsschritten herzustellen.
[0005] Zur erfindungsgemässen Lösung der Aufgabe führt, dass der aus dem plastisch verformbaren
Werkstoff bestehende Teil als Rohling mit einer Ausnehmung vorliegt und von dem mit
dem Rohling zu verbindenden Teil ein in die Ausnehmung einsetzbares Verankerungsteil
abragt, wobei das Verankerungsteil in die Ausnehmung eingesetzt, der Rohling in eine
Form eingelegt, durch Massivumformen in die Form eingedrückt und mit dem Verankerungsteil
kraft- und/oder formschlüssig verbunden wird.
[0006] Das erfindungsgemässe Verfahren ermöglicht die Formgebung eines Teils des herzustellenden
Gegenstandes und dessen Verbindung mit einem weiteren Teil in einem einzigen Arbeitsgang.
Die Kosten für die Herstellung eines Messers mit Silberheft können gegenüber den Kosten
eines nach dem Stand der Technik hergestellten Messers trotz vollmassiver Heftausführung
sogar ohne Berücksichtigung des Wertzuwachses des Messers durch den erhöhten Edelmetallanteil
wesentlich niedriger gehalten werden.
[0007] Die Vorzüge des erfindungsgemässen Verfahrens zeigen sich insbesondere bei der Herstellung
von Gegenständen, bei welchen der aus dem plastisch verformbaren Werkstoff bestehende
Teil bzw. der Rohling und der mit diesem zu verbindende Teil aus unterschiedlichen
Metallen bestehen. Der Begriff "unterschiedliche Metalle" umfasst auch Legierungen
auf derselben oder einer unterschiedlichen Basis sowie identische Metalle bzw. Legierungen
in unterschiedlichen Wärmebehandlungszuständen.
[0008] Besonders bevorzugt wird das Verfahren zur Herstellung von Gegenständen aus Edelmetall,
insbesondere Silber, Gold oder Platin, in Kombination mit einem unedlen Metall, insbesondere
nichtrostendem Stahl, wobei der Teil aus dem plastisch verformbaren Werkstoff bzw.
der Rohling aus Edelmetall und der mit dem Rohling zu verbindende Teil aus unedlem
Metall besteht.
[0009] Bei einer besonders bevorzugten Variante des erfindungsgemässen Verfahrens erfolgt
das Massivumformen - im Gegensatz zum "schlagartigen" Umformen - unter einem sich
zeitlich verändernden Pressdruck.
[0010] Das Umformen des Rohlings kann mit den allgemein bekannten Massivumformverfahren
wie Schmieden oder Pressen in Gesenken in warmem und/oder kaltem Zustand erfolgen.
Bevorzugt wird jedoch der Rohling durch Fliesspressen, insbesondere durch Kaltfliesspressen,
oder durch Taumelpressen umgeformt.
[0011] Zur Herstellung von Luxusgegenständen mit einem Edelmetallteil mit fein ausgestalteter
Oberfläche ist insbesondere das Taumel-Kaltumformen ein besonders geeignetes Verfahren.
[0012] Unter Taumel-Kaltumformen bzw. Taumelpressen versteht man das Formen eines kalten
Metallrohlings zwischen zwei Gesenkhälften, wobei das obere Gesenk mit einem taumelnden
Druckbolzen bewegt wird und -- im Gegensatz zum herkömmlichen Kaltfliesspressen --
die Umformkraft nur auf eine Teilfläche des Werkstückes wirkt. Der Werkstoff wird
in das Gesenk "fliessend eingewalzt". Die Reibleistung und der Kraftbedarf sind gering,
wodurch erstaunlich hohe Umformgrade erzielt werden können, was zu einer hohen Festigkeit
durch Kaltverfestigung führt. Ein weiteres Merkmal des Taumelpressens ist die gute
Ausformung komplexer Partien, was die Herstellung fein ausgestalteter Oberflächen
ermöglicht. Gegenüber den herkömmlichen Verfahren kann der Edelmetalleinsatz sehr
wesentlich reduziert werden.
[0013] Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele sowie anhand der Zeichnung; diese zeigt
schematisch in
- Fig. 1
- die Seitenansicht eines Tafelmessers;
- Fig. 2
- die Rückenansicht des Tafelmessers von Fig. 1;
- Fig. 3
- die Seitenansicht der Klinge des Tafelmessers von Fig. 1;
- Fig. 4
- die Rückenansicht der Klinge von Fig. 3;
- Fig. 5
- die Seitenansicht des Heftes des Tafelmessers von Fig. 1;
- Fig. 6
- die Rückenansicht des Heftes von Fig. 5;
- Fig. 7
- den Längsschnitt durch eine Halbschale zur Herstellung des Heftes von Fig. 5 nach
deren Linie I-I nach dem Stand der Technik;
- Fig. 8
- einen Rohling zur Herstellung des Heftes von Fig. 5;
- Fig. 9
- die Seitenansicht des Heftes entsprechend Fig. 5 mit angedeutetem Umriss des Rohlings
von Fig. 8;
- Fig. 10
- die Rückenansicht des Heftes entsprechend Fig. 6 mit angedeutetem Umriss des Rohlings
von Fig. 8.
[0014] Ein in den Figuren 1 und 2 dargestelltes Tafelmesser 10 umfasst eine Klinge und ein
Heft 14. Der einer Schneidkante 16 gegenüberliegende Rücken 18 der Klinge 12 sowie
die Oberfläche des Heftes 14 sind mit Zierelementen 20 in der Form linienförmiger
Erhebungen und/oder Vertiefungen versehen.
[0015] Die Klinge 12 des Tafelmessers 10 besteht beispielsweise aus nichtrostendem Stahl,
das Heft 14 aus Silber oder anderem Edelmetall. Der Aufbau aus zwei unterschiedlichen
Werkstoffen erfordert zwangsläufig einen zumindest zweiteiligen Aufbau des Tafelmessers
10 mit einer entsprechenden Verbindung von Klinge 12 und Heft 14. Als Verankerungsteil
für die Klinge 12 im Heft 14 dient gemäss den Fig. 3 und 4 ein an die Klinge 12 angeformter
Schaft 22, der in der Messerlängsachse x unterschiedliche Querschnittsdimensionen
aufweist, sodass sich die Klinge 12 auch im Falle einer Lockerung der Verbindung nicht
ohne weiteres vom Heft 14 lösen kann.
[0016] Nach dem Stand der Technik wird das in den Fig. 5 und 6 dargestellte Heft 14 aus
zwei in Fig. 7 gezeigten, aus Blech geformten Halbschalen 24 durch Verlöten der Schalenkanten
26 als Hohlkörper gefertigt. Die Verankerung des Schaftes 22 der Klinge 12 im Heft
14 erfolgt durch Einsetzen des Schaftes 22 in den mit einem aushärtbaren Kitt 28 gefüllten
Hohlraum des Heftes 14. Diese vorbekannte Verbindungsart ist in Fig.5 angedeutet.
[0017] Das in den Fig.9 und 10 dargestellte Heft 14 ist aus einem in Fig.8 gezeigten Rohling
30 durch Massivumformen hergestellt. Der Rohling 30 weist eine in der späteren Messerlängsachse
x angeordnete Bohrung 32 auf, deren Durchmesser D im wesentlichen etwa dem grössten
Durchmesser des Schaftes 22 der Klinge 12 entspricht und deren Länge L wenigstens
die Länge des Schaftes 22 aufweist.
[0018] Wie oben erwähnt, erfolgt die äussere Formgebung und Oberflächengestaltung des Heftes
14 mittels eines Massivumformverfahrens, wobei der Schaft 22 der Klinge 12 vorgängig
in die Bohrung 32 des Heftrohlings 30 eingesetzt wird. Während der Massivumformung
in einem Gesenk erfolgt die Formfüllung durch Fliessen des Materials unter einem sich
zeitlich veränderndem Pressdruck. Gleichzeitig mit der Gestaltung der äusseren Oberfläche
des Heftes 14 an der Formwandung des Gesenkes umfliesst der Werkstoff des Rohlings
den Schaft 22 form- und kraftschlüssig, was wiederum zu einer wesentlichen Einsatzwerkstoff-Minderung
des Edelmetalles führt.
[0019] Im dargestellten Beispiel ist der Längsschnitt des Schaftes 22 zur dauerhaften Verankerung
im Heft 14 von Wellenlinien begrenzt. Weitere denkbare Verankerungselemente sind beispielsweise
quer zur Schaftlängsrichtung angeordnete umlaufende Zähne, Rillen, Vertiefungen oder
Ausnehmungen.
[0020] Das erfindungsgemässe Verfahren ist nicht auf die gezeigten Ausführungsbeispiele
beschränkt, sondern eignet sich zur Herstellung unzähliger weiterer, aus zwei oder
mehr Teilen zusammengesetzten Gegenständen.
1. Verfahren zur Herstellung eines aus wenigstens zwei Teilen (12, 14) zusammengesetzten
Gegenstandes (10), wobei zumindest ein Teil (14) aus einem plastisch verformbaren
Werkstoff besteht,
dadurch gekennzeichnet, dass
der aus dem plastisch verformbaren Werkstoff bestehende Teil (14) als Rohling (30)
mit einer Ausnehmung (32) vorliegt und von dem mit dem Rohling (30) zu verbindenden
Teil (12) ein in die Ausnehmung (32) einsetzbares Verankerungsteil (22) abragt, wobei
das Verankerungsteil (22) in die Ausnehmung (32) eingesetzt, der Rohling (30) in eine
Form eingelegt, durch Massivumformen in die Form eingedrückt und mit dem Verankerungsteil
(22) kraft- und/oder formschlüssig verbunden wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Rohling (30) und der mit
diesem zu verbindende Teil (12) aus unterschiedlichen Metallen besteht.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Rohling (30) aus Edelmetall,
insbesondere aus Silber, Gold oder Platin, besteht.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass der mit dem Rohling
(30) zu verbindende Teil (12) aus unedlem Metall, insbesondere aus nichtrostendem
Stahl, besteht.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Massivumformen
unter einem sich zeitlich verändernden Pressdruck erfolgt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Rohling
(30) durch Schmieden oder Pressen warm und/oder kalt in Gesenken umgeformt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Rohling (30) durch Fliesspressen,
insbesondere durch Kaltfliesspressen, oder durch Taumelpressen umgeformt wird.
8. Anwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 7 zur Herstellung von Messern,
Brieföffnern, Behältnissen wie Schalen und Bechern mit Fussteil, Kerzenständern und
dergleichen zwei- oder mehrteiligen Gegenständen aus unterschiedlichen Werkstoffen.