[0001] Die Erfindung betrifft einen Kolben aus Aluminiumlegierung für Verbrennungskraftmaschinen,
bei dem zumindest ein Ringnutbereich mit einer Eloxalbeschichtung versehen ist. Des
Weiteren betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Herstellen einer Oberflächenarmierung
eines Kolbens aus Aluminiumlegierung für Verbrennungskraftmaschinen, wobei zumindest
ein Ringnutbereich des Kolbens mit einer Eloxalbeschichtung versehen wird.
[0002] Bei Kolben aus Aluminiumlegierung werden Eloxaloberflächen eingesetzt, die als Schutz
gegen Verschleiß und gegen Reibschweißerscheinungen insbesondere zwischen einem Kolbenring
und der Oberfläche des zugeordneten Ringnutbereichs des Kolbens dienen sollen. Man
versteht hierunter die infolge Relativbewegung zwischen Kolbenring und Ringnut hervorgerufenen
Verschleißerscheinungen. Derartige Kolben sind beipielsweise in der DE 26 26 131 C2
beschrieben. Mit dem stetigen Bestreben, die Schadstoffemission des Verbrennungsmotors
zu reduzieren, wird außerdem das im Bereich der ersten Ringnut zur Verfügung stehende
Schmiermittelangebot zunehmend verringert.
[0003] Bei den abgeschiedenen Eloxalschichten handelt es sich um eine durch anodische Oxidation
des Aluminiumwerkstoffs aufgebaute oder auf gewachsene Aluminumoxidschicht (z. B.
in der Korundstruktur). Aluminiumoxidschichten besitzen gegenüber Stahl und anderen
Werkstoffen relativ höhere Reibungskoeffizienten und sind daher für gleitenden bzw.
reibenden Kontakt unter Mangelschmierung nicht geeignet. Es kann daher im Besonderen
unter Mangelschmierung zu abrasiver Schädigung der Kolbenringe infolge der vorstehend
erwähnten Kolbensekundärbewegung (zwischen Ring und Kolben) aber auch zu lokalen Ausbrechungen
der Eloxalschicht kommen. Es kann ferner zur Schädigung der unter der Eloxalschicht
befindlichen Kolbenlegierung infolge hoher reibungsbedingter Scherkräfte kommen.
[0004] Hiervon ausgehend liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, einen Kolben
der vorausgehend beschriebenen Art dahingehend zu verbessern, dass die vorstehend
beschriebenen Nachteile nicht oder zumindest in geringerem Maße auftreten.
[0005] Diese Aufgabe wird bei einem Kolben der genannten Art erfindungsgemäß dadurch gelöst,
dass in oberflächenoffene Poren und Spalte der Eloxalbeschichtung ein Festschmierstoff
eingelagert ist.
[0006] Hierbei handelt es sich vorteilhafterweise um Graphit, Molybdändisulfid (MoS
2) oder PTFE, wobei den beiden zuerst genannten Festschmierstoffen der Vorzug zu geben
ist, da sie eine bessere Ölanhaftung zeigen als PTFE.
[0007] DE 692 17 321 T2 beschreibt zwar ein Verfahren zum elektrolytischen Aufbringen einer
gleichmäßig monomolekularen PTFE-Schicht auf die Oberfläche einer Harteloxalschicht
eines Aluminiumbauteils. Eine Einbringung in Spalte ist aber ebensowenig erwähnt wie
die Anwendung des Verfahrens auf Kolben für Verbrennungskraftmaschinen.
[0008] Mit der Erfindung wurde erkannt, dass solche Spalte, Risse bzw. Poren einer Eloxalbeschichtung,
die oberflächenoffen sind und sich im Wesentlichen in Wachstumsrichtung der Eloxalschicht
erstrecken, hervorragend zur Aufnahme von Festschmierstoffen geeignet sind. Die mit
Festschmierstoffen gefüllten Spalte der Eloxalbeschichtung stellen Festschmierstoffdepots
dar, die im Wesentlichen über die gesamte Betriebsdauer, d. h. bis zu einem vollständigen
Abtrag der Eloxalschicht infolge Verschleißes zur Verfügung stehen, da sie sich quasi
bis zu der Aluminiumlegierung des Kolbens erstrecken. Der Grund für die Ausbildung
dieser oberflächenoffenen Spalte, Risse bzw. Poren ist, wie rasterelektronenmikroskopische
Schliffbildaufnahmen zeigen, das Aufwachsen der Eloxalschicht ausgehend von der Oberfläche
der Aluminiumlegierung des Kolbens. Es handelt sich dabei um "Wachstumsstörungen"
der Eloxalschicht, die sich, ausgehend und oberhalb von in der Oberfläche befindlichen
Siliziumausscheidungen oder intermetallischen Phasen, wie z. B. Nickel-Aluminiden,
befinden. Diese Spalte, Risse bzw. Poren werden nun nach der Erfindung gezielt zur
Aufnahme, Bereithaltung und zur gleichmäßigen Freigabe von Festschmierstoffen während
der Lebensdauer des Kolbens genutzt.
[0009] Der Erfindung liegt die weitere Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Herstellen einer
Oberflächenarmierung eines erfindungsgemäßen Kolbens anzugeben.
[0010] Diese Aufgabe wird nach der Erfindung dadurch gelöst, dass der Festschmierstoff in
Suspension gebracht wird und unter Ausnutzung kapillarer Kräfte in Suspension befindlich
in oberflächenoffene Spalte der Eloxalbeschichtung eingebracht wird, indem ein Oberflächenbereich
der Eloxalbeschichtung mit der Suspension benetzt wird. Zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens ist an sich jede Flüssigkeit geeignet, in der die zu verwendenden Festschmierstoffe
als feine Partikel mit einem Durchmesser von < 15 bzw. < 10 µm und in besonders vorteilhafter
Weise mit einer Partikelgröße von 2 - 10 µm suspendierbar sind. Es kann sich hierbei
um wasserverdünnbare Lacke oder um Leichtöl handeln. Die Flüssigkeit muss selbstverständlich
die Eloxaloberfläche benetzen.
[0011] Es wurde ferner festgestellt, dass ein kurzzeitiges Eintauchen des Kolbens in eine
Suspension oder ein Aufsprühen der Suspension auf den erfindungsgemäß zu behandelnden
Oberflächenbereich des Kolbens hinreichend ist, um unter Ausnutzung der Kapillarkraft
die Suspension und damit die Festschmierstoffe in die Spalte, Risse oder Poren der
Eloxalschicht hineinzuziehen.
[0012] Unabhängig von dem vorstehend beschriebenen Verfahren besteht ein weiterer Erfindungsgedanke
darin, dem Elektrolytbad zur Herstellung der Eloxalbeschichtung Festschmierstoffpartikel
zuzugeben, die in dem Elektrolytbad in Schwebe gehalten werden und infolgedessen beim
Abscheiden bzw. Aufwachsen der Eloxalbeschichtung in dieser gekammert werden und so
alternative oder zusätzliche Festschmierstoffdepots bilden. Diese Festschmierstoffdepots
werden dann beim kontinuierlichen Abtragen der Eloxalschicht freigesetzt und können
den Reibwert und damit den Verschleiß reduzieren.
[0013] Weitere Merkmale, Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den beigefügten
Ansprüchen sowie aus der zeichnerischen Darstellung und nachfolgenden Beschreibung.
In der Zeichnung zeigt:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung eines eloxierten und erfindungsgemäß behandelten Oberflächenbereichs
aus Aluminiumlegierung;
- Fig. 2
- ein Sekundärelektronenbild eines Schliffs durch die Oberfläche einer eloxierten ersten
Ringnut eines erfindungsgemäßen Kolbens;
- Fig. 3
- ein EDX-Spektrum, welches an der mit "X" gekennzeichneten Stelle der Fig. 2 genommen
wurde.
[0014] Fig. 1 zeigt eine schematische Darstellung eines eloxierten Oberflächenbereichs einer
Aluminiumlegierung 2. Auf eine Oberfläche 4 der Aluminiumlegierung 2 wurde durch anodische
Oxidation des Aluminiums eine Eloxalschicht 6 aufgewachsen. Infolge von Oberflächenbestandteilen
8 aus bspw. primär ausgeschiedenem Silizium oder intermetallischen Phasen, wie z.
B. Nickelaluminiden, findet an dieser Stelle kein Wachstum der Aluminiumoxid-Beschichtung
statt, sondern es bilden sich unregelmäßige Risse, Poren, Spalte 10, die wenigstens
zum großen Teil zur Oberfläche 11 der Eloxalschicht 6 hin offen sind. In diese Spalte
wird nach der Erfindung ein Festschmierstoff 12, vorteilhafter Weise in Form von Graphit
oder Molybdändisulfit (MoS
2) eingebracht.
[0015] Die Einbringung des Festschmierstoffes erfolgt vorteilhafterweise unter Ausnutzung
kapillarer Kräfte, indem der Festschmierstoff in Partikeln, die deutlich kleiner sein
sollten als der Querschnitt der Spalte 10 in eine Flüssigkeitssuspension gebracht
wird, wobei die Suspension die Eloxalschicht benetzt. Als derartige Flüssigkeit kommt
bspw. ein Lack, bspw. auf Wasserbasis mit einem Polymerbinder, oder ein Leichtöl in
Frage. Es genügt, wenn die die Festschmierstoffpartikel in einer Größe von 2 - 10
µm umfassende Suspension auf die Eloxaloberfläche 11 gesprüht wird oder der Kolben
kurzzeitig in die Suspension eingetaucht wird. Zusätzlich kann es sich als vorteilhaft
erweisen, die so behandelte Oberfläche abzuwischen oder abzurakeln, bspw. unter Verwendung
eines Kunststoffwerkzeugs, um überschüssiges Material zu entfernen.
[0016] Fig. 2 zeigt ein Sekundärelektronenbild eines Schliffs durch einen eloxierten Oberflächenbereich
der ersten Ringnut eines Kolbens aus Aluminiumlegierung. Man erkennt die Kolbenlegierung
14 und die darauf aufgebrachte Eloxalschicht 16. Über der Eloxalschicht 16 ist eine
lediglich Präparationszwecken dienende Einbettmasse 18 abgebildet. Die Kolbenoberfläche
wurde mit einem wasserverdünnbaren MoS
2-haltigen Lack benetzt. Der Lack wurde unter Ausnutzung kapillarer Kräfte in die Spalte
hineingezogen, und es wurde auf diese Weise Festschmierstoff in die Spalte eingebracht.
An der mit "X" gekennzeichneten Stelle wurde ein EDX-Spektrum angefertigt, das in
Fig. 3 dargestellt ist. Man erkennt die Schwefel-K-α-Linie 30, die etwa deckungsgleich
ist mit der Molybdän-L-Linie. Auch die Molybdän-K-α und -K-β-Linien sind ersichtlich.
Dies stellt den Nachweis dafür dar, dass Molybdändisulfit als Festschmierstoff unter
Ausnutzung kapillarer Kräfte in die oberflächenoffenen Risse, Spalte der Eloxalschicht
eingebracht wurde.
1. Kolben aus Aluminiumlegierung für Verbrennungskraftmaschinen, bei dem zumindest ein
Ringnutbereich mit einer Eloxalbeschichtung (6) versehen ist, dadurch gekennzeichnet, dass in oberflächenoffene Poren und Spalte (10) der Eloxalbeschichtung (6) ein Festschmierstoff
(12) eingelagert ist.
2. Kolben nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Festschmierstoff (12) Graphit,
MoS2 oder PTFE umfasst.
3. Kolben nach Anspruch 1 oder 2 dadurch gekennzeichnet, dass der Festschmierstoff (12)
in Form von Partikeln zwischen 2 und 10 µm Größe in den Spalten (12) vorliegt.
4. Verfahren zum Herstellen einer Oberflächenarmierung eines Kolbens nach einem der vorstehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Festschmierstoff (10) in Suspension gebracht
wird und unter Ausnutzung kapillarer Kräfte in Suspension befindlich in oberflächenoffene
Spalte (10) der Eloxalbeschichtung (6) eingebracht wird, indem ein Oberflächenbereich
(11) der Eloxalbeschichtung (6) mit der Suspension benetzt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4 dadurch gekennzeichnet, dass die Suspension auf den Oberflächenbereich
(11) aufgesprüht wird.
6. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Kolben in die Suspension
eingetaucht wird.
7. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass in dem Elektrolytbad Festschmierstoffpartikel in Schwebe gehalten werden, die
infolgedessen beim Abscheiden der Eloxalbeschichtung in dieser gekammert werden und
so Festschmierstoffdepots bilden.