(19)
(11) EP 1 085 122 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
21.03.2001  Patentblatt  2001/12

(21) Anmeldenummer: 00116921.8

(22) Anmeldetag:  05.08.2000
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7D21F 5/02
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 15.09.1999 DE 19944267

(71) Anmelder: Voith Paper Patent GmbH
89522 Heidenheim (DE)

(72) Erfinder:
  • Wolf, Robert
    89542 Herbrechtingen (DE)
  • Oechsle, Markus
    73566 Bartholomae (DE)
  • Mayer, Wolfgang
    89522 Heidenheim (DE)
  • Mack, Thomas
    89567 Sontheim (DE)
  • Mayer, Roland
    89522 Heidenheim (DE)

   


(54) Verfahren und Vorrichtung zum Trocknen einer Materialbahn


(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Trocknen einer Materialbahn, insbesondere einer Papier- oder Kartonbahn, bei dem die Materialbahn zumindest einer beheizten Fläche zugeführt und ununterbrochen in Kontakt mit der beheizten Fläche zumindest solange belassen wird, bis eine zum Abnehmen der Materialbahn von der beheizten Fläche ausreichende Festigkeit der Materialbahn erreicht ist.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Trocknen einer Materialbahn, insbesondere einer Papier- oder Kartonbahn. Die Erfindung betrifft außerdem eine Vorrichtung zum Trocknen einer Materialbahn sowie eine Trockenpartie einer Maschine zur Herstellung einer Materialbahn.

[0002] Bei üblichen Mehrzylinder-Trockenpartien wird die zu trocknende Materialbahn über dampfbeheizte Zylinder oder über eine Anordnung aus dampfbeheizten Zylindern und Siebsaugwalzen geführt. Insbesondere zu Beginn der Trocknung treten häufig Probleme bei der Bahnführung auf, die insbesondere darauf zurückzuführen sind, daß die noch feuchte Materialbahn, die noch keine ausreichende Festigkeit besitzt, an den glatten Kontaktflächen kleben bleibt, die für eine hinreichende Wärmeübertragung erforderlich sind. Dies führt häufig zu Bahnabrissen und einer Überdehnung der Bahnränder. Durch Beschichten der Zylinder können diese Probleme nur unzureichend gemildert werden. Die Folge ist, daß dafür gesorgt werden muß, daß die Trocknung langsamer erfolgt, wodurch die erforderliche Trockenpartie länger wird. Verstärkt treten die genannten Probleme bei höheren Bahngeschwindigkeiten auf.

[0003] Es ist das der Erfindung zugrundeliegende Problem (Aufgabe), eine Möglichkeit zu schaffen, Materialbahnen bei sicherer Bahnführung und möglichst hoher Bahngeschwindigkeit so schnell wie möglich zu trocknen.

[0004] Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt durch die Merkmale des Verfahrensanspruchs 1 und insbesondere dadurch, daß die Materialbahn zumindest einer beheizten Fläche zugeführt und ununterbrochen in Kontakt mit der beheizten Fläche zumindest so lange belassen wird, bis eine zum Abnehmen der Materialbahn von der beheizten Fläche ausreichende Festigkeit der Materialbahn erreicht ist.

[0005] Erfindungsgemäß wird das Abnehmen der Materialbahn von der beheizten Fläche vermieden, solange die Materialbahn noch nicht ausreichend fest ist, um problemlos - und insbesondere ohne an der beheizten Fläche kleben zu bleiben - abgenommen werden zu können. Im Gegensatz zu ein- oder mehrreihigen Mehrzylinder-Trockengruppen, in denen die Materialbahn jeweils nur kurz mit den einzelnen Trockenzylindern in Kontakt ist und in kurzer Folge abwechselnd auf eine Fläche aufgesetzt und von einer Fläche abgenommen wird, wird erfindungsgemäß die Materialbahn länger in Kontakt mit der beheizten Fläche belassen, so daß sich die Materialbahn ohne Störungen durch Aufsetzen und Abheben von einer Fläche verfestigen kann.

[0006] Erfindungsgemäß wird die zu trocknende Materialbahn bewußt entlang eines Umweges geführt, d.h. die von der Materialbahn innerhalb der jeweiligen Gesamtanordnung zurückzulegende Strecke wird gezielt um die beheizte Fläche verlängert, um auf diese Weise eine die erforderliche Länge aufweisende Heizstrecke in die Maschine einzufügen.

[0007] Ein wesentlicher Vorteil der Erfindung besteht darin, daß als beheizte Fläche eine glatte Fläche und insbesondere eine glatte Metallfläche vorgesehen werden kann, mit der eine optimale Übertragung von Wärme auf die Materialbahn und somit eine effiziente Bahntrocknung möglich ist. Ein weiterer Vorteil der Erfindung besteht darin, daß durch das Vorsehen einer beheizten Fläche, mit der die zu trocknende Materialbahn in Kontakt gebracht wird, zusätzliche Heizeinrichtungen zum Beaufschlagen der Materialbahn mit Wärme nicht erforderlich sind.

[0008] Durch den ununterbrochenen Kontakt der Materialbahn mit der beheizten Fläche ist es des weiteren nicht erforderlich, spezielle Maßnahmen wie z. B. das Vorsehen von Siebbändern zwischen beheizter Fläche und Materialbahn zu ergreifen, um ein Ankleben der Materialbahn an der beheizten Fläche zu vermeiden. Nach der Erfindung wird die Materialbahn erst dann abgenommen, wenn aufgrund der bereits vergleichsweise hohen Festigkeit der Materialbahn die Gefahr eines Abrisses nicht mehr besteht oder zumindest wesentlich reduziert ist. Da erfindungsgemäß die Materialbahn zum Zeitpunkt des Abnehmens bereits ausreichend fest bzw. trocken ist, kann das Abnehmen der Materialbahn bei vergleichsweise hohen Bahngeschwindigkeiten erfolgen. Die Erfindung ermöglicht also nicht nur durch den Kontakt zwischen Materialbahn und beheizter Fläche eine schnelle Trocknung, sondern erlaubt es außerdem, die Bahntrocknung bei hohen Maschinengeschwindigkeiten durchzuführen.

[0009] Besonders vorteilhaft wird die Erfindung bei der Herstellung von Papier- oder Kartonbahnen eingesetzt. Dabei kann die beheizte Fläche unmittelbar hinter einer Pressenanordnung vorgesehen werden, aus der die noch feuchte Materialbahn beispielsweise mit einem Trockengehalt von etwa 45 bis 55 % austritt. Erfindungsgemäß kann die Materialbahn auf der beheizten Fläche so weit getrocknet werden, daß die Abnahme der Materialbahn bei einem Trockengehalt von beispielsweise etwa 55 bis 65 % erfolgt. Allgemein gilt jedoch, daß die beheizte Fläche zu einer Trockengehaltssteigerung von mindestens 1%, vorzugsweise mindestens 2, insbesondere mindestens 4% führen sollte. Die somit bereits eine ausreichende Festigkeit besitzende Materialbahn kann dann einer herkömmlichen, der beheizten Fläche nachgeordneten ein- oder mehrreihigen Mehrzylinder-Trockengruppe zugeführt werden. Die Gefahr des Anklebens an den einzelnen Zylindern dieser Trockengruppe besteht nicht mehr, da die Materialbahn bereits ausreichend trocken ist. Die Mehrzylinder-Trockengruppe kann somit vergleichsweise einfach aufgebaut sein, da spezielle Maßnahmen zur Führung einer noch nicht ausreichend festen Materialbahn nicht erforderlich sind.

[0010] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird als beheizte Fläche die Mantelfläche eines Zylinders vorgesehen. Die maximale Länge der beheizten Fläche ist hierbei durch den Durchmesser des Zylinders bestimmt, der bevorzugt wesentlich größer als der Durchmesser von Trockenzylindern gewählt wird, die üblicherweise in ein- oder mehrreihigen Mehrzylinder-Trockengruppen von Maschinen zur Herstellung von Papier- bzw. Kartonbahnen eingesetzt werden. Der Durchmesser des Zylinders kann beispielsweise doppelt so groß sein wie derjenige eines herkömmlichen Trockenzylinders. Grundsätzlich kann der große Zylinder auch um ein Vielfaches größer sein als jeweils die herkömmlichen Trockenzylinder.

[0011] Insbesondere in Abhängigkeit von der Bahngeschwindigkeit und der Trocknungsrate, die mit der beheizten Fläche erzielbar ist, wird die Größe des Zylinders derart bestimmt, daß zwischen einem Zuführbereich, an dem die Materialbahn der beheizten Fläche zugeführt und auf die Mantelfläche des Zylinders aufgesetzt wird, und einem Abnahmebereich, an dem die Materialbahn von der beheizten Fläche abgenommen wird, eine ausreichend lange Heizstrecke in Bahnlaufrichtung vorhanden ist, um im Abnahmebereich einen genügend hohen Festigkeitsgrad der Materialbahn zu gewährleisten.

[0012] Gemäß einer alternativen Ausführungsform der Erfindung wird als beheizte Fläche die Außenfläche eines um zumindest zwei Umlenkrollen geführten Endlosbandes vorgesehen. Bevorzugt sind lediglich zwei Umlenkrollen vorgesehen, so daß das Endlosband nach Art eines Transportbandes geführt wird. Durch Verändern des Abstands zwischen den beiden Umlenkrollen kann die Länge der beheizten Fläche variiert werden. Auf diese Weise kann eine Anpassung an die gewünschte Bahn- oder Maschinengeschwindigkeit oder an andere Eigenschaften der Materialbahn und/oder der Herstellungsmaschine erfolgen. Prinzipiell ist es erfindungsgemäß auch möglich, das Endlosband um mehr als zwei Umlenkrollen zu führen.

[0013] Gemäß einer weiteren Ausführungsform der Erfindung wird die Materialbahn mittels eines luftdurchlässigen Bandes, vorzugsweise eines Siebbandes, in Kontakt mit der beheizten Fläche gehalten und insbesondere an die beheizte Fläche angepreßt. Bevorzugt wird hierfür ein Trockensieb verwendet, das markierungsfrei ist und eine ausreichende Offenheit aufweist, um ein Verdampfen der in der Materialbahn enthaltenen Feuchtigkeit zu ermöglichen. Bei Verwendung eines großen Zylinders kann dieser auch einzeln bespannt sein, so daß die Abnahme der Materialbahn durch eine mögliche Differenzgeschwindigkeit einer zum Abnehmen der Materialbahn vorgesehenen Saugwalze begünstigt wird.

[0014] Gemäß einer alternativen Ausführungsform der Erfindung wird die Materialbahn an die beheizte Fläche angeklebt. Hierbei wird die Materialbahn also nicht durch spezielle Maßnahmen wie z.B. Siebbänder in Kontakt mit der beheizten Fläche gehalten. Das Ankleben der Materialbahn erfolgt bevorzugt durch eine Anpreßwalze, wobei dies direkt von einem unteren oder oberen Preßfilz einer der beheizten Fläche vorgeordneten Pressenanordnung aus erfolgen kann. Es kann aber zum Zuführen der Materialbahn von der Pressenanordnung zur beheizten Fläche auch eine zusätzliche Zuführeinrichtung, beispielsweise ein Transferfilz, Transfersieb oder Transferband, vorgesehen werden.

[0015] Durch die Erfindung ist auch eine Vorrichtung zum Trocknen einer Materialbahn sowie eine Trockenpartie einer Maschine zur Herstellung einer Materialbahn geschützt.

[0016] Vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung sind auch in den Unteransprüchen, der Beschreibung sowie der Zeichnung angegeben.

[0017] Die Erfindung wird im folgenden beispielhaft unter Bezugnahme auf die Zeichnung beschrieben. Es zeigen:
Fig. 1 bis 3
verschiedene Ausführungsformen einer erfindungsgemässen Trockenvorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens jeweils in einer schematischen Darstellung.


[0018] Fig. 1 zeigt einen Teil einer Maschine zur Herstellung einer im folgenden als Materialbahn bezeichneten Papier- oder Kartonbahn, bei der zwischen einer Pressenanordnung 20 und einer Mehrzylinder-Trockengruppe 30 eine Trockenvorrichtung gemäß der Erfindung angeordnet ist.

[0019] Die Trockenvorrichtung umfaßt einen Zylinder 14, der bereichsweise von einem Siebband 16 umschlungen ist. Eine nicht dargestellte Materialbahn tritt durch einen von zwei Preßwalzen 21 gebildeten Spalt, in welchem die Materialbahn zwischen einem oberen Preßfilz 29a und einem unteren Preßfilz 29b angeordnet ist. Von dem unteren Preßfilz 29b wird die Materialbahn durch eine das Siebband 16 umlenkende Saugwalze 31 abgenommen. Mittels des Siebbandes 16 wird die Materialbahn über eine weitere Saugwalze 31 dem Zylinder 14 zugeführt. Die Materialbahn befindet sich nunmehr zwischen der Mantelfläche des Zylinders 14 und dem Siebband 16 und wird durch das Siebband 16 auf die Mantelfläche des Zylinders 14 gepreßt. Nach dem Abheben des Siebbandes 16 vom Zylinder 14 läuft die Materialbahn 12 alleine weiter bis zu einer Saugwalze 18, durch die ein Trockensieb 33 der Mehrzylinder-Trockengruppe 30 umgelenkt wird und mit der die Materialbahn vom Zylinder 14 abgenommen wird. Mittels der Saugwalze 18 und des Trockensiebes 33 wird die Materialbahn anschließend der Mehrzylinder-Trockengruppe 30 zugeführt, von der in Fig. 1 zwei Trockenzylinder 32 und eine Sieb-Saugwalze 36 dargestellt sind.

[0020] Die Mantelfläche des Zylinders 14 ist beheizbar, so daß die Materialbahn durch das Siebband 16 auf eine beheizte Fläche 11 gepreßt und durch Verdampfen der in der Materialbahn enthaltenen Feuchtigkeit getrocknet wird. Das Siebband 16 ist markierungsfrei und ausreichend offen, um eine optimale Verdampfung zu ermöglichen.

[0021] Die Beheizung des Zylindermantels kann auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen. So ist es beispielsweise möglich, den Zylindermantel von innen mit einem heißen Fluid, beispielsweise mit Dampf oder Gas, zu beaufschlagen und somit die Mantelfläche von innen zu beheizen. Alternativ oder zusätzlich kann der Zylindermantel auch von außen und beispielsweise induktiv oder mittels IR-Strahlung beheizt werden. Insbesondere dann, wenn der Zylindermantel ausschließlich von außen beheizt wird, ist es bevorzugt, wenn der Zylindermantel mehrschalig aufgebaut ist. Auf diese Weise kann die Wärme auf die Außenseite konzentriert und dort gespeichert werden. Außerdem ist bei einem mehrschaligen Aufbau von Vorteil, daß durch die Erwärmung auftretende Materialspannungen keine Probleme bereiten.

[0022] Des weiteren ist es möglich, den Zylinder 14 als eine Stützwalze mit vergleichsweise geringem Gewicht auszubilden und ein umlaufendes Endlosband vorzusehen, dessen Außenseite die beheizte Fläche bildet. Ein derartiges Endlosband besteht bevorzugt aus Metall und weist eine glatte Oberfläche für die Materialbahn auf. Das Metallband kann ausschließlich außerhalb desjenigen Bereiches, an dem es von der Materialbahn umschlungen wird, beheizt werden. Dies ist in Fig. 1 durch eine gestrichelt dargestellte Heizeinrichtung 34 angedeutet. Insbesondere dann, wenn die Materialbahn nicht durch das in Fig. 1 gezeigte Siebband 16 an die beheizte Fläche 11 angepreßt wird, sondern an die beheizte Fläche 11 beispielsweise mittels einer Anpreßwalze angeklebt wird, können zur Erhöhung der Trockenleistung ein oder mehrere Trocknungs- oder Düsenhauben auf dem Zylinder 14 angeordnet werden. Mit derartigen Hauben, die auch als Impingement-Hauben oder Impingement-Kästen bezeichnet werden, kann die Materialbahn mit einem heißen Fluid, beispielsweise mit Heißluft oder Heißdampf, beaufschlagt werden.

[0023] Fig. 2 zeigt eine Ausführungsform der Erfindung, bei der die beheizte Fläche 11 durch die Außenseite eines Endlosbandes 24 gebildet wird, das auf zwei Umlenkrollen oder Leitwalzen 22 umläuft. Der Abstand zwischen den beiden Umlenkrollen 22 ist derart gewählt, daß die Länge der von der beheizten Fläche 11 gebildeten Heizstrecke für die Materialbahn wesentlich länger ist als jeweils der Umschlingungsbereich an den Trockenzylindern 32 der Mehrzylinder-Trockengruppe 30. Vorzugsweise handelt es sich bei dem Endlosband 24 um ein Metallband mit einer glatten Oberfläche für die Materialbahn.

[0024] Zur Beheizung des Endlosbandes 24 sind mehrere Heizeinheiten 26 vorgesehen, die innerhalb der vom Endlosband 24 gebildeten Schleife angeordnet sind und die Innenfläche des Endlosbandes 24 mit Wärme beaufschlagen. Bevorzugt wird ein Metallband mit einem niedrigen Wärmedurchgangswiderstand vorgesehen, um die die beheizte Fläche 11 bildende Außenfläche des Endlosbandes 24 mit einem möglichst geringen Energieeinsatz auf die jeweils erforderliche Temperatur bringen zu können. Die Heizelemente 26 können derart steuer- und/oder regelbar ausgeführt sein, daß die dem Endlosband 24 zugeführte Wärme in Laufrichtung der Materialbahn und/oder quer zur Bahnlaufrichtung variiert werden kann.

[0025] In der Ausführungsform von Fig. 2 dient zum Transportieren der Materialbahn von der Pressenanordnung 20 zur beheizten Fläche 11 ein Transferfilz 27. Mittels einer den Transferfilz 27 umlenkenden Saugwalze 31 wird die Materialbahn vom unteren Preßfilz 29b der Pressenanordnung 20 abgenommen. Eine Anpreßwalze 28 dient dazu, die Materialbahn an die beheizte Fläche 11 anzukleben. In diesem Ausführungsbeispiel wird die Materialbahn somit nicht durch ein Siebband an die beheizte Fläche 11 angepreßt, sondern allein durch das Ankleben an der beheizten Fläche 11 auf dem großen Zylinder 14 gehalten. Die Abnahme der Materialbahn von der beheizten Fläche 11 erfolgt durch eine Saugwalze 18 und ein Trockensieb 33 der Mehrzylinder-Trockengruppe 30. Die Heizeinheiten 26 können derart betrieben werden, daß sich die Materialbahn im Bereich der Saugwalze 18, d.h. im Abnahmebereich, von selbst vom Endlosband 24 löst, wodurch das Abnehmen erleichtert wird.

[0026] Hinsichtlich der Vorteile sowie der möglichen Varianten und Ausgestaltungen entspricht die Ausführungsform von Fig. 3 derjenigen von Fig. 2, soweit im folgenden nichts anderes ausgeführt wird.

[0027] Während in der Ausführungsform von Fig. 2 die mit einer der Umlenkrollen 22 zwischen der Pressenanordnung 20 und der Mehrzylinder-Trockengruppe 30 angeordnete Trockenvorrichtung schräg nach oben aus dem Zwischenraum zwischen Pressenanordnung 20 und Mehrzylinder-Trockengruppe 30 herausragt, erstreckt sich in dem Ausführungsbeispiel von Fig. 3 die Trockenvorrichtung schräg nach unten. Um zu verhindern, daß von der Mehrzylinder-Trockengruppe 30 stammende Gegenstände - wie z. B. Ausschuß oder von Schabern erzeugte Verschmutzungen - auf das Endlosband 24 und die Materialbahn fallen, ist ein Siebband oder Transfersieb 42 vorgesehen. Zum einen wird mit dem Transfersieb 42 die mittels einer Saugwalze 18 von der beheizten Fläche 11 abgenommene Materialbahn der Mehrzylinder-Trockengruppe 30 zugeführt. Hierzu taucht die Saugwalze 18 in das Endlosband 24 ein. Das in einer entsprechenden Länge vorgesehene Transfersieb 42 wird zum anderen derart geführt, daß es als Abschirmung für die Trockenvorrichtung gegen von der Mehrzylinder-Trockengruppe 30 stammende Gegenstände bzw. Verschmutzungen dient.

[0028] In der Ausführungsform gemäß Fig. 3 wird die aus dem Spalt zwischen den Preßwalzen 21 kommende Materialbahn direkt vom unteren Preßfilz 29b abgenommen. Hierzu wird die Materialbahn mittels einer Anpreßwalze 28 im Bereich einer der Umlenkrollen 22 an die von der Außenseite des Endlosbandes 24 gebildete beheizte Fläche 11 angeklebt. Auch in dieser Variante wird somit ohne ein die Materialbahn durchgehend an die beheizte Fläche 11 anpressendes Siebband gearbeitet.

[0029] Grundsätzlich könnte erfindungsgemäß die Materialbahn auch - entweder mit einem Transfersieb oder Transferfilz entsprechend der Ausführungsform von Fig. 2 oder direkt mit dem Endlosband 24 entsprechend der Variante von Fig. 3 - vom oberen Preßfilz 29a der Pressenanordnung 20 abgenommen werden.

[0030] Auch bei den mit Endlosbändern 24 arbeitenden Anordnungen gemäß Fig. 2 und Fig. 3 können zur Erhöhung der Trockenleistung ein oder mehrere Impingement-Hauben oder Impingement-Kästen vorgesehen sein, um die Materialbahn zusätzlich mit z. B. Heißluft oder Heißdampf zu beaufschlagen.

[0031] Die Endlosbänder 24 können auch jeweils leicht gekrümmt derart über die Heizeinheiten 26 geführt werden, daß eine Anpressung der Materialbahn an das Endlosband 24 und eine gute Abdichtung der Heizeinheiten 26 gewährleistet ist. Eine derartige Krümmung der Endlosbänder 24 ist insbesondere dann von Vorteil, wenn zum Beheizen der Heizeinheiten 26 diese mit Dampf beaufschlagt werden.

[0032] Die Beheizung des Zylinders 14 bzw. des Zylindermantels sowie der Endlosbänder 24 kann jeweils derart ungleichmäßig erfolgen, daß die Trocknung in Bahnlaufrichtung intensiviert wird, indem z.B. für eine in Bahnlaufrichtung zunehmende Temperatur der beheizten Fläche 11 bzw. für eine sich in Bahnlaufrichtung steigernde Zufuhr von Trocknungsenergie für die beheizte Fläche 11 gesorgt wird.

[0033] Die Erfindung ist besonders vorteilhaft einsetzbar bei der Herstellung von Materialbahnen, deren Flächengewicht etwa 25 g/cm2 nicht unterschreitet, bevorzugt von Schreibpapier-, Druckpapier- und Kartonbahnen.

Bezugszeichenliste



[0034] 
11
beheizte Fläche
14
Zylinder
16
Siebband
18
Saugwalze
20
Pressenanordnung
21
Preßwalze
22
Umlenkrolle
24
Endlosband
26
Heizeinheit
27
Transferfilz
28
Anpreßwalze
29a
oberer Preßfilz
29b
unterer Preßfilz
30
Mehrzylinder-Trockengruppe
31
Saugwalze
32
Trockenzylinder
33
Trockensieb
34
Heizeinrichtung
36
Sieb-Saugwalze
42
Transfersieb



Ansprüche

1. Verfahren zum Trocknen einer Materialbahn, insbesondere einer Papier- oder Kartonbahn, bei dem die Materialbahn zumindest einer beheizten Fläche (11) zugeführt und ununterbrochen in Kontakt mit der beheizten Fläche (11) zumindest solange belassen wird, bis eine zum Abnehmen der Materialbahn von der beheizten Fläche (11) ausreichende Festigkeit der Materialbahn erreicht ist.
 
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Materialbahn direkt und insbesondere ohne Zwischenlage eines oder mehrerer Siebbänder auf die beheizte Fläche (11) aufgesetzt wird.
 
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß als beheizte Fläche (11) eine glatte Fläche, insbesondere eine glatte Metallfläche, vorgesehen wird.
 
4. Verfahren nach zumindest einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß als beheizte Fläche (11) eine endlose Fläche vorgesehen wird.
 
5. Verfahren nach zumindest einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Länge, über welche die Materialbahn in Kontakt mit der beheizten Fläche (11) belassen wird, größer, insbesondere wesentlich größer, als der Umfang von in einer nachfolgenden Mehrzylinder-Trockengruppe (30) verwendeten Trockenzylindern (32) gewählt wird.
 
6. Verfahren nach zumindest einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß als beheizte Fläche (11) die Mantelfläche eines Zylinders (14) vorgesehen wird, wobei bevorzugt der Durchmesser des Zylinders (14) mehrere Meter, vorzugsweise etwa 4 bis 10 m beträgt.
 
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein zumindest im Bereich des Zylindermantels mehrschalig aufgebauter Zylinder (14) verwendet wird.
 
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Zylindermantel von einem insbesondere umlaufenden Endlosband gebildet wird.
 
9. Verfahren nach zumindest einem der Ansprüche 6 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Mantelfläche des Zylinders (14) von innen, insbesondere mittels eines heißen Fluids, und/oder von außen, insbesondere induktiv und/oder mittels IR-Strahlung, beheizt wird.
 
10. Verfahren nach zumindest einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß als beheizte Fläche (11) die Außenfläche eines um zumindest zwei Umlenkrollen (22) geführten Endlosbandes (24) vorgesehen wird.
 
11. Verfahren nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Innenfläche des Endlosbandes (24) zumindest bereichsweise durch wenigstens eine Heizeinheit (26) beheizt wird, die bevorzugt innerhalb einer von dem Endlosband (24) gebildeten Schleife angeordnet wird.
 
12. Verfahren nach Anspruch 10 oder 11,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Abstand zwischen den beiden Umlenkrollen (22) ein Vielfaches des Durchmessers der Umlenkrollen (22) beträgt.
 
13. Verfahren nach zumindest einem der Ansprüche 10 bis 12,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine der Umlenkrollen (22) in einem Zwischenraum zwischen einer Pressenanordnung (20) und einer Mehrzylinder-Trockengruppe (30) für die Materialbahn angeordnet wird und das Endlosband insbesondere schräg nach unten oder nach oben aus dem Zwischenraum herausragt.
 
14. Verfahren nach zumindest einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß mit einer Abnahmeeinrichtung für die Materialbahn, bevorzugt mit zumindest einem Transfersieb (42) der Abnahmeeinrichtung, die mit der beheizten Fläche (11) in Kontakt befindliche Materialbahn vor herabfallenden und insbesondere von einer Mehrzylinder-Trockengruppe (30) stammenden Gegenständen geschützt wird.
 
15. Verfahren nach zumindest einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Materialbahn mittels eines luftdurchlässigen Bandes, vorzugsweise eines Siebbandes (16) in Kontakt mit der beheizten Fläche (11) gehalten und insbesondere an die beheizte Fläche (11) angepreßt wird.
 
16. Verfahren nach zumindest einem der Ansprüche 1 bis 14,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Materialbahn insbesondere mittels einer Anpreßwalze (28) an die beheizte Fläche (11) angeklebt wird.
 
17. Verfahren nach zumindest einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Materialbahn mittels einer Saugwalze (18) von der beheizten Fläche (11) abgenommen wird.
 
18. Verfahren nach zumindest einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die in Kontakt mit der beheizten Fläche (11) befindliche Materialbahn zusätzlich mit einem heißen Fluid, insbesondere mit Heißluft und/oder Heißdampf, beaufschlagt wird.
 
19. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
die Materialbahn mit einem Trockengehalt von der beheizten Fläche abgenommen wird, der um mindestens 1%, vorzugsweise mindestens 2%, insbesondere um mindestens 4% höher als am Beginn der beheizten Fläche (11) ist.
 
20. Verfahren nach zumindest einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Materialbahn mit einem Trockengehalt von etwa 45 bis 55% auf die beheizte Fläche (11) aufgesetzt und mit einem Trockengehalt von etwa auf 55 bis 65% von der beheizten Fläche (11) abgenommen wird.
 
21. Verfahren nach zumindest einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die beheizte Fläche (11) unmittelbar nach einer Pressenanordnung (20) und/oder unmittelbar vor einer Mehrzylinder-Trockengruppe (30) einer Maschine zur Herstellung der Materialbahn und/oder unmittelbar vor einer weiteren Trockeneinheit, insbesondere einem Trockenzylinder, angeordnet wird.
 
22. Vorrichtung zum Trocknen einer Materialbahn, insbesondere einer Papier- oder Kartonbahn, bevorzugt zur Durchführung des Verfahrens nach zumindest einem der vorherigen Ansprüche, mit einer beheizbaren Fläche (11), der die Materialbahn zuführbar und von der die Materialbahn an einem Abnahmebereich wieder abnehmbar ist, wobei die Länge der beheizten Fläche (11) derart bemessen ist, daß die Materialbahn am Abnahmebereich eine zum Abnehmen der Materialbahn ausreichende Festigkeit aufweist.
 
23. Trockenpartie einer Maschine zur Herstellung einer Materialbahn, insbesondere einer Papier- oder Kartonbahn, mit zumindest einer Vorrichtung nach Anspruch 22.
 




Zeichnung