[0001] Die Erfindung betrifft ein Schiebedrehflügelsystem für insbesondere Balkonverglasungen
aber auch verschiebbare Fensterelemente, Türelemente, Torelemente, Raumteiler sowie
Dach- oder Beschattungselemente nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Derartige Systeme kommen dann zum Einsatz, wenn eine Abtrennung aus mindestens zwei
Flächenelementen besteht, von denen zumindest ein Flächenelement nicht nur verschwenkbar,
sondern auch verschiebbar ausgebildet sein soll, damit die so ausgestattete Fläche
weitestgehend vollständig und vorzugsweise zu einer Seite geöffnet werden kann. Diese
Systeme haben daher eine Mehrzahl von Flächenelemente aufnehmenden Flügeln, von den
die beiden äußeren in der Regel als um eine feststehende, nicht verschiebliche Drehachse
verschwenkbare reine Drehflügel ausgebildet sind, während es sich bei den Inneren
um Schiebedrehflügel handelt, die zumindest einseitig in einer Führungsschiene nicht
nur verschwenkbar, sondern auch verschieblich gelagert sind. Damit die Schiebedrehflügel
beim Verschwenken nicht unbeabsichtigt aus der Führungsschiene gleiten können, ist
es wichtig, die Schiebedrehflügel während des Schwenkens und im verschwenkten Zustand
gegen ein Verschieben zu arretieren.
[0003] Es sind bereits verschiedene Systeme bekannt, bei denen die Schiebedrehflügel und
die Führungsschiene einander zugeordnete Kupplungsteile enthalten um die Arretierung
während des Verschwenkens sicherzustellen. Die Kupplungsteile dienen dabei ebenfalls
der Aufnahme der auf die Schiebedrehflügel wirkenden Kippmomente. In der EP 0 610
263 B1 wird ein System offenbart, bei dem das Kupplungsteil der Schiebedrehflügel
durch eine meißelförmige Einschnürung der Drehachse und das Kupplungsteil der Führungsschiene
durch eine runde Ausnehmung gebildet wird. Dadurch wird zwar die Arretierungsfunktion
gewährleistet, jedoch kann ein Schiebedrehflügel teilweise bis über das im zugedachte
Kupplungsteil der Führungsschiene hinausverschoben werden in eine Position, in der
dann keine Verschwenkung mehr erfolgen kann. Wenn ein Schiebedrehflügel daher bis
zum Anschlag zur Seite geschoben wurde, ist es notwendig, diesen stets wieder ein
Stück zurückzuziehen, bis ein paßgenauer Eingriff der Kupplungsteile erreicht ist.
Dieses Justieren erschwert und verlangsamt die Handhabung des vorbekannten Systems.
[0004] Die Erfindung befaßt sich daher mit dem Problem, ein gattungsgemäßes Schiebedrehflügelsystem
anzugeben, das sich bei guter Stabilität durch eine einfache, Möglichkeiten für fehlerhafte
Betätigungen minimierende Handhabbarkeit auszeichnet.
[0005] Erfindungsgemäß wird dieses Problem durch ein Schiebedrehflügelsystem mit den Merkmalen
des Anspruchs 1 gelöst.
[0006] Durch die Ausbildung des dem Schiebedrehflügel zugeordneten Kupplungsstücks in einer
im Querschnitt einseitig mit einer Ausnehmung versehenen Kreisform, kann die der Ausnehmung
gegenüberliegende Seite des Kupplungsstücks als Anschlag für ein Kupplungsstück eines
nachfolgenden Schiebedrehflügels dienen, wenn der vorhergehende Schiebedrehflügel
bereits in seinem Kupplungselement verschwenkt ist. Ein nachfolgender Schiebedrehflügel
kann dann nur soweit an den vorhergehenden herangeschoben werden, bis er genau das
nachfolgende Kupplungselement erreicht hat. Ein aufwendiges Einjustieren der Schiebedrehflügel
entfällt, da diese immer genau seitlich bis zum Anschlag geschoben und in der erreichten
Stellung verschwenkt werden können. Beim maximalen Öffnen des Schiebedrehflügelsystems
erreichen die Schiebedrehflügel daher automatisch die richtigen Verschwenkpositionen.
Ein Verkanten oder Verklemmen wird vermieden.
[0007] Weitere Vorteile und Einzelheiten ergeben sich aus einem in den Zeichnungen dargestellten
Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Systems, das im folgenden beschrieben wird;
es zeigen:
- Fig. 1
- eine dreidimensionale Darstellung eines erfindungsgemäßen Schiebedrehflügelsystems
(teilweise),
- Fig. 2
- einen Schnitt entlang der Ebene II ― II in Fig. 1 in einer anderen Position der Schiebedrehflügel
und
- Fig. 3
- den Gegenstand nach Fig. 2 in der Position der Schiebedrehflügel aus Fig. 1.
[0008] Das als Ausführungsbeispiel dargestellte Schiebedrehflügelsystem verfügt über acht
Flügel 1,1', von denen die inneren sechs als Schiebedrehflügel 1' und die beiden äußeren
als reine Drehflügel 1 ausgeführt sind. Da das System symmetrisch ausgebildet ist,
sind zur Vereinfachung in den Figuren nur die zur rechten Seite verschiebbaren Schiebedrehflügel
1' und der rechte Drehflügel 1 dargestellt. Jeder Flügel 1,1' weist ein Flächenelement
2 auf, das in Rahmenprofilen 3 gehalten und über diese mit Drehachsen 4 und Laufrollen
5 verbunden ist. Während der äußere Drehflügel 1 an seiner Oberseite nur eine Laufrolle
5 und einen Führungsstift 6 aufweist, haben die verschieblichen Schiebedrehflügel
1' je zwei Laufrollen 5,5' an dem oberseitigen Rahmenprofil 3. Die am Ende des Rahmenprofils
3 angeordnete Laufrolle 5 verbleibt in jeder Position des Schiebedrehflügels 1' innerhalb
einer in Fig. 1 nur strichpunktiert angedeuteten Führungsschiene 7, während die anderen
Laufrollen 5' beim Verschwenken der Schiebedrehflügel 1' aus einer nicht dargestellten
Öffnung der Führungsschiene 7 heraustreten. Zur Verriegelung der Schiebedrehflügel
1' gegen ein Verschieben während der Verschwenkbewegung sind an den Drehachsen 4 der
Schiebedrehflügel 1' Kupplungsstücke 8 angeordnet, die beim Verschwenken in die in
der Führungsschiene 7 befestigten komplementären Kupplungselemente 9 eingreifen. Die
Kupplungsstücke 8 sind bevorzugt wie dargestellt scheibenförmig ausgebildet, da so
eine kompakte Bauweise erreicht wird. Sie können mit der Drehachse 4 vorzugsweise
einstückig ausgebildet sein.
[0009] Die genaue Form und Funktion der Kupplungsstücke 8 und Kupplungselemente 9 ist in
den Fig. 2 und 3 detaillierter dargestellt. Dort ist erkennbar, daß der Drehflügel
1 eine kreisrunde Drehlagerscheibe 10 aufweist und mit dieser in zwei gegenüberliegend
angeordneten Kupplungselementen 9 der Führungsschiene 7 verdrehbar aber unverschieblich
gelagert ist. Der Drehflügel 1 ist bereits aufgeschwenkt wie auch der benachbarte
Schiebedrehflügel 1', der mit seinem Kupplungsstück 8 in das nächste Kupplungselement
9 eingreift. In Fig. 2. befindet sich der darauffolgende Schiebdrehflügel 1' noch
unverschwenkt in der zwischen den beiden Führungsschienen 7 aufgespannten Ebene und
wird in Richtung des Pfeiles 11 seitlich verschoben, bis die Seite 12 seines Kupplungsstücks
8 gegen die Rückseite 13 des vorhergehenden Kupplungsstücks 8 stößt. Dieses dient
dem nachfolgenden Kupplungsstück 8 insoweit als Anschlag. Um diese Funktion erfüllen
zu können, haben die Kupplungsstücke 8 im Schnitt quer zur Drehachse 4 eine um eine
Ausnehmung 14 reduzierte Kreisform. Diese Ausnehmung 14 ermöglicht ein Verschieben
der Schiebedrehflügel 1' an den Kupplungselementen 9 vorbei, solange der Schiebedrehflügel
1' noch nicht verschwenkt ist. Bevorzugt reduziert die Ausnehmung 14 das Kupplungsstück
8 wie dargestellt um ein kreiskappenförmiges Segment, da so eine Verschiebung des
Kupplungsstücks 8 innerhalb der Führungsschiene 7 möglich ist, ohne das Kupplungsstück
8 unnötig zu schwächen.
[0010] Eine ausgewogene Lagerung und gute Abstützung der Schiebedrehflügel 1' wird besonders
dann erreicht, wenn die Drehachse 4 wie abgebildet konzentrisch mit dem Kreismittelpunkt
des Querschnitts des Kupplungsstücks 8 ist. Bei einer solchen Ausgestaltung ist es
ausreichend, wenn die Kupplungselemente 9 für die Schiebedrehflügel 1' nur entlang
einer Seite der Führungsschiene angeordnet sind. Wenn die Kupplungselemente 9 insofern
nicht einstückig beide Seiten der Führungsschiene 7 umspannen müssen, können diese
in jeder beliebigen Höhe innerhalb der Führungsschiene 7 angeordnet sein. Entsprechend
müssen auch die Kupplungsstücke 8 nicht wie bei vorbekannten Systemen oberhalb der
Laufrollen 5 angeordnet sein, sondern können sich wie bei der dargestellten Ausführungsform
zwischen den Laufrollen 5 und den Flächenelementen 2 befinden, wodurch das System
sehr platzsparend ausführbar ist.
[0011] Bevorzugt sind die Kupplungsstücke 8 und die Kupplungselemente 9 so aufeinander abgestimmt,
daß der Kreisdurchmesser D des Kupplungsquerschnitts dem Abstand M der jeweiliger
Mitte zweier benachbarter Elemente 9 entlang der Führungsschiene 7 entspricht. So
befinden sich die Schiebedrehflügel 1' genau dann in einer eine Verschwenkbewegung
zulassenden Position in Höhe eines Kupplungselementes 9, wenn ihr Kupplungsstück 8
an das vorhergehende Kupplungsstück 8 anschlägt.
[0012] Die Kupplungselemente 9 sind vorzugsweise so geformt, daß sie den Ausnehmungen 14
der Kupplungsstücke 8 entsprechende ebenfalls kreiskappenförmige Aussparungen 15 aufweisen.
Dadurch liegen die Kupplungsstücke 8 beim Verschwenken der Schiebedrehflügel 1' vollflächig
im Bereich der Kupplungselemente 9 an der durch die Aussparung 15 gebildeten Oberfläche
an, so daß die aufzunehmenden Kräfte gleichmäßig verteilt werden.
[0013] Wenn die Flächenelemente 2 wie bei der dargestellten Ausführungsform senkrecht angeordnet
sind, ist es je nach Ausgestaltung der Führungsschiene 7 und der Laufrollen 5 auch
möglich, die Flügel 1,1' nur obenseitig in einer Führungsschiene 7 zu führen. Für
eine verbesserte Stabilität und zur besseren Aufnahme und Verteilung von Kippmomenten
bei ausgeschwenkten Flügeln 1,1' ist es jedoch von Vorteil, die Flügel 1,1' an beiden
Enden, d.h. bei der dargestellten Ausführungsform oben und unten in Führungsschienen
7 zu führen. Dieses ist in der Regel auch bei nicht senkrecht, sondern waagerecht
oder schräg angeordneten Flächenelementen erforderlich. Besonders stabil und gegen
ein Verkanten oder Verklemmen sicher ist eine solche Ausführung dann, wenn beide Führungsschienen
7 wie dargestellt erfindungsgemäß geformte Kupplungselemente 9 aufweisen, in die entsprechende
Kupplungsstücke 8 an beiden Enden der Flügel 1,1' eingreifen.
[0014] Zwar weist die dargestellte Ausführungsform auf jeder Seite der Führungsschiene 7
genau drei Kupplungselemente 9 für die drei Schiebedrehflügel 1' auf, jedoch ist es
ebensogut möglich, mehr Kupplungselemente 9 in der Führungsschiene anzuordnen, als
Schiebedrehflügel 1' vorhanden sind. Dies ermöglicht es, die Schiebedrehflügel 1'
nicht nur am äußersten Ende der Führungsschiene 7, sondern auch an anderen Positionen,
an denen sich die übrigen Kupplungselemente 9 befinden, zu verschwenken. Für eine
größtmögliche Flexibilität kann die Führungsschiene 7 daher durchgängig mit Kupplungselementen
9 bestückt sein.
[0015] Das Aneinanderfügen und paßgenaue Ausrichten der Kupplungselemente 9 und auch deren
Montage wird erleichtert, wenn diese gegenseitige Verbindungsmöglichkeiten aufweisen,
die insbesondere form- und/oder kraftschlüssig ausgestaltet sind. Die Kupplungselemente
des Ausführungsbeispiels greifen dazu mit einer schwalbenschwanzförmigen Feder-Nut-Verbindung
16 ineinander.
[0016] Das erfindungsgemäße Flügelsystem ist in seinem Aufbau einfach und leicht zu montieren
und dabei außerordentlich stabil und bedienerfreundlich handhabbar.
1. Schiebedrehflügelsystem für insbesondere Balkonverglasungen mit mehreren jeweils um
eine Drehachse (4) verschwenkbaren, ein Flächenelement (2) aufweisenden Flügeln (1,1'),
von denen zumindest einer zusätzlich verschiebbar als Schiebedrehflügel (1') ausgebildet
ist, mit zumindest einer Führungsschiene (7), in der die Schiebedrehflügel (1') an
Laufrollen (5,5') verschieblich gelagert sind und in der von den Schiebedrehflügeln
(1') passierbare schienenseitige Kupplungselemente (9) mit der Führungsschiene (7)
verbunden sind, die mit je Schiebedrehflügel (1') zumindest einem an dessen Drehachse
(4) angeordneten flügelseitgen Kupplungsstück (8) in Eingriff bringbar sind und den
Schiebedrehflügel (1') gegen ein Verschieben arretieren, wenn dieser verschwenkt wird,
dadurch gekennzeichnet, daß das Kupplungsstück (8) im Schnitt quer zur Drehachse (4) die Form eines einseitig
des Flächenelements (2) eine Ausnehmung (14) aufweisenden Kreises hat, wodurch die
Ausdehnung des Kupplungsstücks (8) von der Drehachse (4) quer zum Flächenelement (2)
in Richtung der Ausnehmung (14) geringer ist, als auf der entgegengesetzten Seite
der Drehachse (4) und als beiderseits längs des Flächenelements (2).
2. Schiebedrehflügelsystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Drehachse
(4) konzentrisch mit dem Kreismittelpunkt des Kupplungsstückquerschnitts ist.
3. Schiebedrehflügelsystem nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Ausnehmung
(14) des Kupplungsstücks (8) im Schnitt kreiskappenförmig ist.
4. Schiebedrehflügelsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß der Kreisdurchmesser (D) des Kupplungsstückquerschnitts dem Abstand (M) der jeweiligen
Mitte zweier benachbarter Kupplungselemente (9) entlang der Führungsschiene (7) entspricht.
5. Schiebedrehflügelsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß das Kupplungsstück (8) scheibenförmig ausgebildet ist.
6. Schiebedrehflügelsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß das Kupplungsstück (8) zwischen der Laufrolle (5') und dem Flächenelement (2)
angeordnet ist.
7. Schiebedrehflügelsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß die Kupplungselemente (9) im Schnitt längs der Führungsschiene (7) kreiskappenförmige
Aussparungen (15) aufweisen, deren Kreisdurchmesser dem der Kupplungsstücke (8) entspricht.
8. Schiebedrehflügelsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß die Kupplungselemente (9) form- und/oder kraftschlüssig entlang der Führungsschiene
(7) miteinander verbindbar sind.
9. Schiebedrehflügelsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
daß die Kupplungselemente (9) für die Schiebedrehflügel (1') nur entlang einer Seite
der Führungsschiene (7) angeordnet sind.
10. Schiebedrehflügelsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 9 mit einer Lagerung der Flügel
(1,1') in zwei Führungsschienen (7) an beiden Enden der Flügel (1,1'), dadurch gekennzeichnet,
daß beide Führungsschienen (7) mit Kupplungselementen (9) und beide Enden der Schiebedrehflügel
(1') mit Kupplungsstücken (8) versehen sind.
11. Schiebedrehflügelsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet,
daß die Anzahl der Kupplungselemente (9) für die Schiebdrehflügel (1') in einer Führungsschine
(7) größer ist als die Anzahl der Schiebedrehflügel (1').