(19)
(11) EP 1 085 289 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
21.03.2001  Patentblatt  2001/12

(21) Anmeldenummer: 00112455.1

(22) Anmeldetag:  10.06.2000
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7F42B 5/18
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 16.09.1999 DE 19944375

(71) Anmelder: Rheinmetall W & M GmbH
29345 Unterlüss (DE)

(72) Erfinder:
  • Heitmann, Thomas
    29345 Unterlüss (DE)
  • Niemeyer, Torsten
    29229 Celle (DE)

   


(54) Hülsenboden für grosskalibrige Munition


(57) Die Erfindung betrifft einen Hülsenboden (1;1') für großkalibrige Munition mit einem Hülsenmantel (2) aus einem verbrennbaren Material, wobei der Hülsenboden (1;1') aus einer metallischen Bodenplatte (3) und einem randseitig axial über der Bodenplatte (3) hinausragenden Stützring (4;4') sowie einem geschoßseitig an dem Stützring (4;4') angeordneten Liderungsring (5;5') aus einem Elastomer oder Thermoplast besteht.
Um zu erreichen, daß der Liderungsring (5;5') auf einfache Weise an dem Stützring (4;4') befestigt und nach dem Verschießen der Munition auch wieder entfernt werden kann, schlägt die Erfindung vor, daß der Stützring (4;4') auf seiner dem Liderungsring (5;5') zugewandten Innenseite (6) eine nutenförmige Hinterschneidung (7) aufweist, in die der Liderungsring (5;5') mit seinem dem Stützring (4;4') zugewandten Ende form- und/oder kraftschlüssig eingreift.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft einen Hülsenboden für großkalibrige Munition mit einem Hülsenmantel aus einem verbrennbaren Material.

[0002] Ein derartiger Hülsenboden ist beispielsweise aus der DE 23 03 790 C3 bekannt. Er besteht aus einer metallischen Bodenplatte und einem randseitig axial über der Bodenplatte hinausragenden und mit einem Auszieherrand versehenen Stützring (Hülsenstummel). Der Stützring dient zur bodenseitigen Abstützung des Hülsenmantels und gewährleistet Gasdichtheit bei Abgabe eines Schusses (Hülsenliderung), da er sich aufgrund der sehr hohen Gasdrücke im Rohr aufweitet und radial an das Waffenrohr anlegt. Außerdem ist bei dem bekannten Hülsenboden geschoßseitig an dem Stützring ein Liderungsring aus Gummi angeordnet.

[0003] Nachteilig ist bei dem bekannten Hülsenboden u.a., daß seine Herstellung mit relativ hohen Herstellkosten verbunden ist, weil aufgrund der hohen Belastungen beim Schuß ein geschmiedeter Stahlrohling verwendet werden muß, der anschließend durch eine spezielle Wärmebearbeitung nachvergütet und schließlich spanend endbearbeitet wird. Außerdem ist der bekannte Hülsenboden nur einmal wiederverwendbar, da er zur Wiederverwendung spanend bearbeitet werden muß und bei mehrmaliger Wiederverwendung die Liderung durch den Stütz- und Dichtring nicht gewährleistet wäre.

[0004] Aus der DE 42 29 559 A1 ist es bekannt, den Hülsenboden großkalibriger Munition zweiteilig, nämlich aus einer metallischen Bodenplatte und einem separaten metallischen Stütz- und Dichtring, aufzubauen. Die Bodenplatte und der Stütz- und Dichtring sind dabei derart formschlüssig miteinander verbunden, daß eine radiale Entkopplung der beiden Teile erfolgt, d.h., bei einei radialen Aufweitung des Stütz- und Dichtringes werden keine wesentlichen Zugkräfte von dem Dichtring auf die Bodenplatte ausgeübt. Dadurch kann die Bodenplatte aus geringerfestem Material hergestellt werden als der Stütz- und Dichtring. Die Anfangsliderung erfolgt wiederum mittels eines zusätzlichen, relativ schmalen Elastomerringes.

[0005] Nachteilig bei diesem Hülsenboden ist unter anderem, daß der Hülsenboden aufgrund der Mehrteiligkeit von Bodenplatte und Hülsenstummel und den erforderlichen Verbindungen dieser Teile miteinander ebenfalls mit relativ hohen Herstellkosten verbunden ist.

[0006] Schließlich ist aus der unveröffentlichten deutschen Patentanmeldung 19729291.7 ein Hülsenboden bekannt, bei dem auf eine Hülsenliderung verzichtet wird. Diese wird vielmehr von einem entsprechend breit ausgestalteten und mit geringen Herstellkosten verbundenen Elastomerring übernommen, welcher von Schuß zu Schuß ausgetauscht wird und gleichzeitig die Anfangsliderung übernimmt.

[0007] Ähnlich wie im Falle der eingangs erwähnten DE 23 03 790 C3 sind bei diesem Hülsenboden die Bodenplatte und der Stützring einteilig ausgebildet, doch ist die Höhe des über die Bodenplatte ragenden Stützringes im Falle der Patentanmeldung 19729291.7 so gering, daß lediglich noch eine gewisse Führung und Abstützung des Hülsenmantels im bodenseitigen Bereich, aber keine nennenswerte Aufweitung der Bodenplatte mehr erfolgt. Aus diesem Grund braucht für die Bodenplatte kein geschmiedetes Material mehr verwendet zu werden.

[0008] Der Elastomerring ist bei dem vorstehend beschriebenen Hülsenboden breitflächig auf die Bodenplatte aufvulkanisiert bzw. aufgeklebt, um beim Entfernen des Hülsenbodens aus dem Waffenrohr die erforderlichen axialen Kräfte übertragen zu können. Eine derartige Herstellung der Verbindung zwischen Bodenplatte bzw. Stützring und Liderungsring ist relativ zeitaufwendig. Außerdem muß der Elastomerring zur Wiederverwendung der Bodenplatte aufwendig mechanisch entfernt werden.

[0009] Ausgehend von der Patentanmeldung 19729291.7 liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, einen Hülsenboden anzugeben, bei dem der Liderungsring auf einfache Weise an dem Stützring befestigt und nach Verschießen der Munition auch wieder entfernt werden kann.

[0010] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung offenbaren die Unteransprüche.

[0011] Im wesentlichen liegt der Erfindung der Gedanke zugrunde, daß der Stützring auf seiner dem Liderungsring zugewandten Innenseite eine nutenförmige Hinterschneidung aufweist, in die der Liderungsring mit seinem dem Stützring zugewandten Ende form- und/oder kraftschlüssig eingreift.

[0012] Im einfachsten Fall können Stützring und Liderungsring über eine Schnappverbindung miteinander verbunden sein. Dabei kann der aus einem Elastomer oder Thermoplast bestehende Liderungsring extern hergestellt und dann auf den Stützring aufgedrückt werden. Zur Vereinfachung dieses Fügevorganges können liderungsseitige Schlitze im Schnappbereich vorgesehen sein.

[0013] Bei einer weiteren Ausführungsform der Erfindung hat es sich als vorteilhaft erwiesen, den Liderungsring mit seinem dem Stützring zugewandten Ende auf Letzterem aufzuvulkanisieren oder aufzuspritzen.

[0014] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den folgenden anhand von Figuren erläuterten Ausführungsbeispielen. Es zeigen:
Fig.1 und 2
die Längsschnitte zweier erfindungsgemäßer Hülsenböden.


[0015] In Fig.1 sind mit 1 ein Hülsenboden für eine großkalibrige Patrone und mit 2 ein Hülsenmantel aus einem verbrennbaren Material bezeichnet. Der Hülsenboden 1 besteht aus einer metallischen Bodenplatte 3 aus Stahl der Wandstärke D und einem geringfügig über die Bodenplatte hinausragenden Stützring 4. Die entsprechende Höhe des Stützringes 4, bezogen auf die innenseitige Oberfläche der Bodenplatte 3, ist mit H1 bezeichnet, wobei für H1 die Beziehung gilt: 0 < H1 < 2D.

[0016] An den Stützring 4 schließt sich geschoßseitig ein Liderungsring 5 aus einem Elastomer, z.B. Gummi, oder Thermoplast an, wobei der Stützring 4 auf seiner dem Liderungsring 5 zugewandten Innenseite 6 eine nutenförmige Hinterschneidung 7 aufweist, in die der Liderungsring 5 mit seinem dem Stützring 4 zugewandten Ende 8 form- und/oder kraftschlüssig eingreift. Hierzu ist der Liderungsring 5 mit seinem dem Stützring 4 zugewandten Ende auf Letzterem aufvulkanisiert oder aufgespritzt.

[0017] Sofern sich der Liderungsring 5 nach dem Schuß nicht auf einfache Weise von dem Stützring 4 abziehen lassen sollte, kann der Liderungsring 5 mit einem einfachen Messerschnitt, z.B. im Bereich der sich im Liderungsring 5 ergebenden Hinterschneidung 9, getrennt und die beiden sich ergebenden Einzelteile dann von dem Stützring 4 entfernt werden. Die entsprechende Trennlinie ist in Fig.1 gestrichelt dargestellt und mit dem Bezugszeichen 10 bezeichnet.

[0018] In Fig.2 ist ein Fig.1 im wesentlich entsprechender mit 1' bezeichneter Hülsenboden dargestellt, bei dem allerdings der Liderungsring 5' nicht auf den Stützring 4' aufvulkanisiert oder aufgespritzt wurde, sondern zunächst als separates Teil hergestellt und dann mit dem Stützring 4' über eine Schnappverbindung 11 verbunden wurde. Zur Vereinfachung des Fügens im Schnappbereich ist der Liderungsring 5' mit Schlitzen 12 versehen. Vorzugsweise sollten für eine gute Anfangsliderung die Fertigungstoleranzen für den Stützring 4' und den Liderungsring 5' so ausgeformt sein, daß sich 2 Preßsitze 13, 14 ergeben.

Bezugszeichenliste



[0019] 
1,1'
Hülsenboden
2
Hülsenmantel
3
Bodenplatte
4,4'
Stützring
5,5'
Liderungsring
6
Innenseite (Stützring)
7
Hinterschneidung
8
Ende (Liderungsring)
9
Hinterschneidung
10
Trennlinie
11
Schnappverbindung
12
Schlitz
13,14
Preßsitze
H1
Höhe des Stützringes
D
Wandstärke der Bodenplatte



Ansprüche

1. Hülsenboden für großkalibrige Munition mit einem Hülsenmantel (2) aus einem verbrennbaren Material mit den Merkmalen:

a) der Hülsenboden (1;1') besteht aus einer metallischen Bodenplatte (3) und einem randseitig axial über der Bodenplatte (3) hinausragenden Stützring (4;4') sowie einem geschoßseitig an dem Stützring (4;4') angeordneten Liderungsring (5;5') aus einem Elastomer oder Thermoplast;

b) die Bodenplatte (3) und der Stützring (4;4') sind einteilig ausgebildet;

c) für die Höhe H1 des über der Bodenplatte (3) ragenden Stützringes (4;4') gilt: 0 < H1 < 2D, wobei D die Wandstärke der Bodenplatte (3) bedeutet, und

d) der Stützring (4;4') weist auf seiner dem Liderungsring (5;5') zugewandten Innenseite (6) eine nutenförmige Hinterschneidung (7) auf, in die der Liderungsring (5;5') mit seinem dem Stützring (4;4') zugewandten Ende form- und/oder kraftschlüssig eingreift.


 
2. Hülsenboden nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Liderungsring (5') auf seinem dem Stützring (4') zugewandten Ende geschlitzt ausgebildet ist.
 
3. Hülsenboden nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Liderungsring (5) mit seinem dem Stützring (4) zugewandten Ende auf Letzterem aufvulkanisiert oder aufgespritzt ist.
 




Zeichnung