[0001] Die Erfindung betrifft eine Presse zum Verpressen pulverförmiger Massen, insbesondere
von Metallpulver, mit einem mindestens ein Pleuel sowie eine Kurbelwelle aufweisenden
Exzenterkurbeltrieb für den Antrieb einer Oberstempeleinheit gemäß dem Gattungsbegriff
des Patentanspruchs 1 sowie ein Verfahren zum Betrieb dieser Presse.
[0002] In der Pulvermetall- und Metallkeramikpulverpresstechnik werden seit vielen Jahren
mechanische Pulverpressen zur Herstellung von Pulverpresslingen eingesetzt. Diese
üblicherweise als Exzenterpressen oder Kniehebelpressen ausgebildeten mechanischen
Pressen zeichnen sich durch eine hohe Arbeitsgeschwindigkeit bei sinusförmigem Verlauf
der Stempelbewegung bei stark progressivem Presskraftverlauf während des Arbeitszyklus
aus. Zur Herstellung besonders komplizierter Formteile werden bevorzugt Pulverpressen
eingesetzt, deren Presswerkzeuge durch hydraulische Kolben/Zylinder- Systeme bewegt
werden. In Verbindung mit entsprechenden elektronischen Steuerungen lassen sich die
einzelnen Presswerkzeuge hinsichtlich Presskraft und Pressweg in optimaler Weise so
steuern, daß Presslinge entstehen, die sich trotz ihrer komplizierten Form durch eine
weitestgehend konstante Dichte innerhalb des Formkörpervolumens auszeichnen. Im Vergleich
zu mechanischen Pressen haben hydraulische Pressen jedoch im allgemeinen eine geringere
Arbeitsgeschwindigkeit, also längere Zykluszeiten, und weisen einen deutliche höheren
Energieverbrauch auf.
[0003] Aus der gattungsbildenden DE 41 14 880 A1 ist eine Presse zum Verpressen pulverförmiger
Massen bekannt, die als mechanische Exzenterpresse mit einem elektrischen Antriebsmotor
für die Bewegung des Oberstempels der Presse ausgebildet ist. Die Kurbelwelle des
Exzenterantriebs für den Oberstempel ist mit einem Zahnrad drehfest verbunden, das
von einem Schneckentrieb bewegt wird, der seinerseits von einem Elektromotor gedreht
wird. Die Drehrichtung des Elektromotors und der Kurbelwelle ändern sich während des
Betriebs nicht. Für die Bewegung der Matrize ist ein hydraulisches Kolben/Zylinder-
System vorgesehen. Die Besonderheit dieser bekannten Presse liegt darin, daß sie einen
Codierschalter aufweist, der die Arbeitsstellung des Oberstempels abtastet und ein
entsprechendes Signal an die elektronische Steuerung dieser Presse liefert. Ferner
ist ein Frequenzumrichter vorhanden, der auf den elektrischen Antriebsmotor wirkt
und von der elektronischen Steuerung Stellsignale erhält, so daß die Antriebsbewegung
steuerbar ist. Der Oberstempel ist in einem Druckmeßzylinder gelagert und in Pressrichtung
verschiebbar, wobei diese hydraulische Verschiebung des Oberstempels von der elektronischen
Pressensteuerung geführt wird. Durch diese Kombination einer mechanisch angetriebenen
Exzenterpresse mit zusätzlichen hydraulischen Antrieben von Presswerkzeugen soll erreicht
werden, daß auch in ihrer Formgestaltung sehr anspruchsvolle Pulverpresslinge bei
hoher Stückzahl herstellbar sind, wobei gleichbleibende Abmessungen und gleiche Dichte
der Presslinge gewährleistet sein sollen.
[0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine Presse der gattungsgemäßen Art dahingehend
weiterzubilden, daß der von den mechanischen Pressen bekannte und für das Verdichten
des Presspulvers vorteilhafte sinusförmige Bewegungs- und progressive Kraftverlauf
verbunden wird mit dem durch eine vergleichsweise einfache hydraulische Antriebstechnik
bewirkten Vorteilen hinsichtlich hoher Flexibilität der Presse und eines dem idealen
Verlauf nahekommenden Pressverlaufs bei hoher Reproduzierbarkeit von Geschwindigkeit
und Position der Presswerkzeuge. Der Energieverbrauch dieser Presse soll in Relation
zu den von ihr erzeugbaren Antriebskräften klein sein. Die Pressparameter sollen zur
Optimierung des Bewegungsablaufs und des Leistungsbedarfs auf einfache Weise einstellbar
sein. Darüber hinaus soll ein Verfahren zum Betrieb dieser Presse angegeben werden.
[0005] Gelöst wird diese Aufgabe durch eine Presse mit den im Patentanspruch 1 angegebenen
Merkmalen. In den abhängigen Ansprüchen sind vorteilhafte Weiterbildungen dieser Presse
angegeben. Ein erfindungsgemäßes Betriebsverfahren für diese Presse ist durch die
Merkmale der unabhängigen Ansprüche 14 bzw. 15 gekennzeichnet.
[0006] Die erfindungsgemäße Presse weist für den Antrieb ihrer Oberstempeleinheit einen
Exzenterkurbeltrieb auf, der mindestens ein Pleuel (üblicherweise paarweise angeordnet)
beinhaltet, das an seinem einen Ende mit der Oberstempeleinheit und an seinem anderen
Ende exzentrisch mit einer Kurbelwelle verbunden ist. Die Verbindung mit der Kurbelwelle
kann beispielsweise über eine Exzenterscheibe realisiert sein. Mit der Kurbelwelle
ist ein Zahnrad drehfest verbunden. Dieses Zahnrad ist von mindestens einem, vorzugsweise
von zwei Antriebsschnecken drehbar, die sich zweckmäßig diametral bezüglich der Kurbelwelle
gegenüberliegen und ihrerseits von mindestens einem Motor, vorzugsweise jeweils von
einem separaten Motor angetrieben werden. Die Bewegungsabläufe dieser Presse werden
von einer elektronischen Steuerung geführt. Wesentliches Kennzeichen der Erfindung
ist es, daß diese elektronische Steuerung auf einen Reversierbetrieb der Kurbelwelle
eingerichtet ist. Vorzugsweise wird die Kurbelwelle dabei über einen Winkelbereich
von weniger als 180° gedreht Entsprechend der reversierenden Drehung des Zahnrads
bewegt sich die Oberstempeleinheit infolge der Kraftübertragung durch das Pleuel auf
und ab, also zwischen Pressstellung und Einfüll/Auswurf-Stellung hin und her. Im Unterschied
zu üblichen mechanischen Pressen mit Exzenterkurbeltrieb führt die Kurbelwelle im
Fall der erfindungsgemäßen Presse also keine vollständigen Umdrehungen aus.
[0007] Wegen der auf das Bauvolumen bezogen besonders hohen Drehmomentdichte und des vergleichsweise
kleinen Schwungmoments GD
2 von Hydraulikmotoren, die einen hochdynamischen Antrieb ermöglichen, werden diese
gegenüber dem Einsatz elektrischer Antriebsmotoren bevorzugt. Durch die Anordnung
von zwei Schneckentrieben mit jeweils separatem Antriebsmotor lassen sich bei vergleichsweise
kleinem Bauvolumen wegen der Kraftübersetzung durch die Schneckentriebe doppelt so
hohe Drehmomente an der Kurbelwelle erzeugen, ohne daß die Zahnbelastungen am Zahnrad
bzw. den Schneckentrieben sich erhöhen.
[0008] Besonders zweckmäßig ist es, wenn die Steuerung so eingerichtet ist, daß die vorzugsweise
zwei Hydraulikmotoren der Presse bezüglich ihrer Einschaltung in den Kreislauf des
Hydraulikmittels wahlweise parallel und hintereinander schaltbar sind. Im Falle der
Parallelschaltung geht bei zwei Hydraulikmotoren jeweils die halbe Durchflußmenge
durch den Motor, während bei einer Hintereinanderschaltung durch beide Motoren jeweils
der volle Mengenstrom hindurchläuft. Das bedeutet bei unverändertem Hydraulikaggregat
die Einstellmöglichkeit einer normalen bzw. einer doppelt so hohen Arbeitsgeschwindigkeit.
Letzteres ist insbesondere bei der Verpressung kleinerer Teile mit niedriger Bauhöhe
von ganz besonderem Vorteil.
[0009] Weiterhin ist es von Vorteil, wenn die Presse eine Matrize beinhaltet, die durch
Hydraulikzylinder in Bahnsteuerung kontrolliert verfahrbar ist, wie dies bei Hydraulikpressen
grundsätzlich bekannt ist. Ferner kann die Presse einen hydraulisch betätigbaren Werkzeugadapter
umfassen. Für diese Fälle ist es zweckmäßig, einen zentralen elektrischen Motor vorzusehen,
der eine Hydraulikpumpe für die Oberstempeleinheit und eine weitere Hydraulikpumpe
für die Hydraulikzylinder der Matrize und/oder den hydraulisch betätigbaren Werkzeugadapter
antreibt.
[0010] Zur Erfassung der jeweiligen Ortsposition der Oberstempeleinheit empfiehlt sich der
Einsatz elektronischer Meßsysteme für eine indirekte oder vorzugsweise direkte Ermittlung.
Beispielsweise kann ein elektronisches Wegmeßsystem zur Erfassung der aktuellen Position
des Oberbären der Presse, der die Oberstempeleinheit aufnimmt, oder auch ein elektronischer
Drehwinkelgeber zur Erfassung der aktuellen Winkelstellung der Kurbelwelle vorgesehen
sein.
[0011] Der besondere Vorteil der erfindungsgemäßen Presse, deren Bewegungen ihrer Presswerkzeugteile
von der elektronischen Steuerung geführt werden, besteht darin, daß vorzugsweise über
den hydraulisch mit einfachen Mitteln hinsichtlich Volumenstrom und Druck sehr leicht
zu beeinflussenden Strom des Hydraulikmittels ein unmittelbarer Einfluß auf den Antrieb
des Exzenterkurbeltriebs genommen werden kann. Sowohl die Geschwindigkeit als auch
das Drehmoment am Exzenterkurbeltrieb lassen sich also hydraulisch sehr leicht und
genau beeinflussen. Darüber hinaus ist es von Vorteil, daß durch den Exzenterkurbeltrieb
eine erhebliche Übersetzung hinsichtlich der von der Presse erzeugbaren Presskraft
erreicht wird. Die benötigte Presskraft ist naturgemäß im Bereich des unteren Totpunkts
der Oberstempeleinheit am größten. Gerade in dieser Stellung der Presse ist aber das
Übersetzungsverhältnis zwischen Antriebskraft und Presskraft auch am größten. Das
führt dazu, daß die für den Pressantriebs benötigte Antriebsleistung im Vergleich
zu einer mit gleicher maximaler Presskraft ausgestatteten hydraulischen Presse wesentlich
geringer gewählt werden kann. Dadurch ist auch der gesamte Energieverbrauch während
eines Presszyklusses wesentlich geringer.
[0012] Die erfindungsgemäße Presse erlaubt Zykluszeiten, die noch unter derjenigen einer
in üblicher Weise elektromotorisch angetriebenen durchlaufenden mechanischen Exzenterkurbelpresse
liegen. Dies ist dann möglich, wenn die Pressensteuerung so eingestellt wird, daß
der Hub jeweils deutlich vor Erreichen des oberen Totpunkts des Exzenterkurbeltriebs
beendet und anschließend umgekehrt wird. Bei einer üblichen mechanischen Presse muß
dieser Weg immer voll durchfahren werden.
[0013] Die Zykluszeit einer herkömmlichen mechanischen Presse wird wesentlich mitbestimmt
durch die notwendigen Abläufe beim Freilegen des Preßlings. Hierzu gehört insbesondere
die notwendige Aufrechterhaltung einer Auflastekraft während des Abziehens der Matrize,
die durch ein in die Oberstempelantriebseinheit untergebrachtes hydraulisches Zylinder/Kolben-System
aufgebracht wird. Im Durchlaufbetrieb muß dieses Zylinder/Kolben-System entsprechend
der Rückbewegung der Oberstempelantriebseinheit eine Ausfahrbewegung zur Aufrechterhaltung
der Auflastekraft durchführen und nach Abziehen der Matrize möglichst schnell wieder
in die Ausgangsposition zurückfahren. Dies erfordert entweder eine besonders leistungsfähige
(teure) Hydraulik oder aber eine Anpassung der Grundgeschwindigkeit (Drehzahl) der
Presse an den Zeitbedarf für die Bewegung des Zylinder/Kolben-Systems. Bei der erfindungsgemäßen
Presse kann problemlos die Geschwindigkeit der Oberstempelantriebseinheit im Bereich
des unteren Totpunktes stark reduziert oder sogar zeitweilig auf Null gehalten werden,
bis der Preßling freigelegt ist. Hierdurch kann der hydraulische Aufwand für die Zylinderbewegungen
für die Auflastekraft sehr klein gehalten werden. Nach dem Ausformen kann die Oberstempelantriebseinheit
mit der maximal möglichen Geschwindigkeit in ihre Ausgangsstellung zurückgefahren
werden.
[0014] Ein ebenfalls vorteilhafter Betrieb der erfindungsgemäßen Presse ergibt sich dann,
wenn der Hub im Bereich des unteren Totpunktes der Oberstempeleinheit so eingestellt
wird, daß der untere Totpunkt um ein kleines Stück überfahren wird. Die Presse wird
also im Bereich eines Kurbelwinkels betrieben, der geringfügig über 180° (absoluter
Winkel) liegt. Nach Erreichen des Endpunktes wird wegen des grundsätzlich reversierenden
Betriebes der Presse der Totpunkt bei 180° zwangsläufig erneut überfahren. Das bedeutet,
daß auf eine äußerst einfache Art und Weise ein doppeltes Pressen mit maximaler Presskraft
am unteren Totpunkt bei jeden Arbeitszyklus stattfindet. Dies hat bei bestimmten Pressteilen
einen besonderen Vorteil.
[0015] Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert.
Es zeigen:
- Fig. 1
- einen schematischen Querschnitt durch eine erfindungsgemäße Presse und
- Fig. 2
- den Verlauf charakteristischer Größen der Presse in Abhängigkeit vom Kurbelwinkel.
[0016] Bei der Darstellung in Figur 1 handelt es sich um eine schematische Darstellung einer
erfindungsgemäßen Presse im Schnittbild, wobei lediglich der Antrieb einer Oberstempeleinheit
2 (d.h. des Oberbären der Presse, in dem die Oberstempeleinheit gelagert ist) wiedergegeben
ist. Diese Oberstempeleinheit 2, in der je nach der Form des herzustellenden Presskörpers
ein oder mehrere Oberstempel gehalten werden, ist in einem Maschinengestell 1 der
Presse gleitend gelagert. Der Preßkörper wird in dem von einer Matrize 9 und einer
im Maschinengestell 1 der Presse z.B. fest abgestützen Unterstempeleinheit 8 eingeschlossenen
Formhohlraum erzeugt, in den der oder die Oberstempel beim Pressen eintauchen. Zweckmäßigerweise
ist eine mechanische Verstelleinrichtung 10 vorgesehen, über die die Ausgangs- und
Endposition der Oberstempeleinheit 2 einstellbar sind. Über ein Pleuel 3 wird die
Oberstempeleinheit 2 mittels einer im Maschinengestell 1 drehbar gelagerten Kurbelwelle
4 bewegt. Beim Drehen der Kurbelwelle 4 ergibt sich für die Oberstempeleinheit 2 ein
annähernd sinusförmiger Geschwindigkeitsverlauf. Ein als Schneckenrad ausgebildetes
Zahnrad 5 ist mit der Kurbelwelle 4 drehfest verbunden. Das Pleuel 3 ist mit der Kurbelwelle
4 über eine Exzenterscheibe verbunden, die einstückig mit dem Zahnrad 5 ausgeführt
sein kann. Links und rechts des Zahnrads 5 sind zwei sich bezüglich der Mittelachse
der Kurbelwelle diametral gegenüberliegende Schnecken zweier Schneckentriebe 6.1,
6.2 angeordnet. Die beiden Schnecken werden jeweils von einem Hydraulikmotor 7.1,
7.2 angetrieben. An der Kurbelwelle 4 ist ein nicht dargestellter elektronischer Drehwinkelgeber
untergebracht, mit dessen Hilfe indirekt die aktuelle Position der Oberstempeleinheit
2 detektierbar ist. Zur Bewegung der Oberstempeleinheit 2 ist ein hydraulisches Drucksystem
vorgesehen, das ebenfalls nicht näher dargestellt ist und auch die Versorgung weiterer
hydraulisch angetriebener Preßwerkzeugteile (z.B. Matrize, Unterstempeleinheit oder
Werkzeugadapter) sicherstellt. Sämtliche Bewegungen der Pressenteile werden von einer
nicht in Fig. 1 wiedergegebenen elektronischen Steuerung geführt, die die Ventile
und Pumpen des Hydrauliksystems auf der Grundlage der Meßwerte des Drehwinkelgebers
oder der verwendeten direkten Meßsysteme steuert.
[0017] Während die schematische Darstellung der Fig. 1 den Exzenterkurbeltrieb im unteren
Teil des Maschinengestells 1 vorsieht, dürfte es bei der praktischen Ausführung einer
erfindungsgemäßen Presse vielfach vorteilhafter sein, den Exzenterkurbeltrieb oberhalb
der Oberstempeleinheit 2, also in der Spitze der Presse anzuordnen. Dies ändert an
der grundsätzlichen Funktionsweise nichts.
[0018] Die Arbeitsweise der erfindungsgemäßen Presse läßt sich wie folgt beschreiben:
[0019] Die beiden Schnecken der Schneckentriebe 6.1 und 6.2 werden über die Hydraulikmotoren
7.1, 7.2 mit dem von einer Hydraulikpumpe geförderten Hydraulikmittel beaufschlagt
und bewirken entsprechend der Getriebeübersetzung der Schneckentriebe 6.1, 6.2 ein
Drehmoment am Zahnrad 5 und eine entsprechende Drehbewegung der Kurbelwelle 4. Die
elektronische Steuerung ist so ausgelegt, daß sich durch Schaltung der Drehrichtung
der Hydraulikmotoren 7.1, 7.2 eine reversierende Drehbewegung an der Kurbelwelle 4
über einen Winkelbereich von z. B. 120° ergibt. Bei entsprechender Wahl der Anzahl
an Umdrehungen der Hydraulikmotoren 7.1, 7.2 fährt der Kurbeitrieb bis in den Bereich
des unteren Totpunktes. Die Steuerung der Presse kann so eingerichtet werden, daß
je nach Bedarf eine Preßendstellung jenseits des unteren Totpunktes des Pleuels 3
erreicht wird. In diesem Fall wird dann der absolute Totpunkt der Pressstellung einmal
im eigentlichen Arbeitstakt und dann noch einmal zu Beginn des "Leertaktes" überfahren,
so daß eine Doppelpressung bewirkt wird. Durch Verkürzung der Drehung der Kurbelwelle
auf einen Bereich von deutlich unter 180° wird die Notwendigkeit vermieden, das relativ
zeitraubende Tal und/oder die Bergspitze der sinusförmigen Bewegungskurve komplett
durchfahren zu müssen. Damit läßt sich ohne weiteres etwa 30-50% der Zykluszeit einsparen.
Eine solche Möglichkeit besteht nur bei einem Reversierbetrieb im Sinne der vorliegenden
Erfindung, nicht aber bei Pressen mit dem üblichen Exzenterantrieb, der regelmäßig
vollständige Umdrehungen ausführt. Je nach Bedarf läßt sich durch Veränderung des
Volumenstroms des Hydraulikmittels durch die starke Drehmomentübersetzung der Schneckentriebe
6.1, 6.2 und die Kurbelwirkung des Pleuels 3 eine hohe Presskraft bei vergleichsweise
mäßiger Geschwindigkeit der Oberstempeleinheit 2 erzeugen, was für die Verdichtung
des Pulvers günstig ist. Die Bewegung der Oberstempeleinheit 2 zum Öffnen der Pressform
und zum Freilegen des Presskörpers wird durch Umschaltung der Drehrichtung der Hydraulikmotoren
7.1, 7.2 bewirkt. Die Hydraulikmotoren 7.1, 7.2 können durch entsprechende Ventilschaltungen
wahlweise in Parallel- oder Hintereinanderschaltung in den Hydraulikmittelkreislauf
eingeschaltet werden. Ersteres empfiehlt sich insbesondere für den Arbeitstakt (Verdichtung),
letzteres besonders für den Leertakt (Ausformen des Preßteils). Bei gleichbleibendem
Förderstrom der Hydraulikpumpe bedeutet dies, daß der Leertakt mit halber Kraft, aber
doppelt so schnell abläuft wie der eigentliche Arbeitstakt. Die erfindungsgemäße Presse
kombiniert also in vorteilhafter Weise eine langsame Arbeitsfahrt mit großer Presskraft
und eine schnelle Rückfahrt mit geringerer Kraft. Die Antriebsleistung der Presse
kann auf diese Weise über die Dauer des Preßzyklus deutlich gleichmäßiger genutzt
werden, als dies bei einer üblichen hydraulischen Presse der Fall ist. Selbstverständlich
kann bei Bedarf die Parallel- oder die Hintereinanderschaltung auch während des gesamten
Preßzyklus unverändert beibehalten werden, letzteres empfiehlt sich besonders zur
Erzielung einer hohen Produktionsleistung bei Preßteilen mit vergleichsweise geringer
Höhe, für die geringere Preßkräfte ausreichend sind. Grundsätzlich läßt sich die erfindungsgemäße
Presse auch wie eine übliche mechanische Presse im Durchlaufbetrieb, also ohne das
Reversieren der Antriebsmotoren betreiben. Dabei ergibt sich noch immer der Vorteil
einer leichten Anpassbarkeit der Arbeitsgeschwindigkeit. Zweckmäßigerweise wird für
die Presse eine elektronische Steuerung vorgesehen, die eine Bahnsteuerung mit frei
programmierbaren geregelten Positionen und Geschwindigkeiten erlaubt.
[0020] Rechts oben ist in Figur 1 der sinusartige Verlauf des von der Oberstempeleinheit
2 zurückgelegten Weges in Abhängigkeit von der Zeit dargestellt. Im gewählten Beispiel
beträgt die Kurbelwellendrehung 180°, wobei sich die Oberstempeleinheit 2 vom oberen
Totpunkt OT zum unteren Totpunkt UT bewegt. Die hierfür (Verdichtungshub) benötigte
Zeit ist mit t
v bezeichnet. Da die anschließende Rückbewegung vom unteren Totpunkt UT in den oberen
Totpunkt OT nicht in hydraulischer Parallel-, sondern Hintereinanderschaltung der
Hydraulikmotoren 7.1, 7.2 vorgenommen wird, liegt zwar eine gleich große Drehung der
Kurbelwelle 4 vor, aber der Zeitbedarf ist aufgrund des konstanten Förderstroms der
Hydraulikpumpe kleiner geworden und beträgt nur noch t
r. Der zweite Teil der Sinuskurve ist daher in Richtung der Zeitachse entsprechend
gestaucht. Durch strichpunktierte Linien sowie die Zeichen +/- ist in der Grafik angedeutet,
daß die Endlage der Oberstempeleinheit im Bereich der Totpunkte in positive oder negative
Richtung variiert werden kann. Der Teil des Arbeitstaktes, in dem das Pulver in der
Pressform verdichtet wird, ist mit A bezeichnet.
[0021] In Figur 2 sind im Sinne eines Ausführungsbeispiels in Abhängigkeit vom Kurbelwinkel
α des Exzenterkurbeltriebs die Verläufe einiger Kennwerte einer erfindungsgemäßen
Presse wiedergegeben. Dabei ist nur jeweils der Ausschnitt im Bereich des Kurbelwinkels
α von 130° bis etwa 180° (unterer Totpunkt) wiedergegeben. Das ausgewählte Beispiel
bezieht sich auf eine Presse, bei der der Kurbelwinkelbereich von 130° bis 180° einem
Verfahrweg der Oberstempeleinheit um 40 mm entspricht. Die Kurve s des Verfahrwegs
in Figur 2 gibt somit den Abstand der Oberstempeleinheit von dem unteren Totpunkt
an. Dieser Verfahrweg entspricht etwa dem tatsächlichen Pressvorgang in der Presse,
also der Phase der Pulververdichtung.
[0022] Die mit F bezeichnete Kurve gibt den Verlauf der tatsächlichen Presskraft bei einem
repräsentativen Presskörper wieder, der die von der Presse verarbeitbare maximale
Höhe aufweist. Mit zunehmender Pulververdichtung steigt diese Presskraft F ab etwa
einem Kurbelwinkel α von 140° stark an bis auf einen Wert von 2340 kN im unteren Totpunkt.
[0023] Das zur jeweiligen Presskraft gehörende Drehmoment M
d an der Kurbelwelle hat unter den gegebenen Abmessungsverhältnissen der Presse bei
einem Kurbelwinkel von 140° eine Größe von 7125 Nm. Das Drehmoment steigt dann steil
an und erreicht bei etwa 160° sein Maximum mit einem Wert 45500 Nm. Die Presskraft
beträgt im Drehmomentmaximum 1225 kN. Nach Erreichen des Maximums fällt das Drehmoment
bei weiter zunehmendem Kurbelkwinkel α stark ab und beträgt im unteren Totpunkt Null,
während die Presskraft ihren Höchstwert erreicht. Das Drehmoment an der Kurbelwelle
ist direkt proportional zum Drehmoment der Hydraulikmotoren und somit zum Hydraulikdruck.
Man erkennt, daß schon bei einer mittleren Presskraft das höchste Drehmoment anliegt
und für die weitere Steigerung der Presskraft nicht nur keine Erhöhung des Drehmoments
erforderlich ist, sondern dieses Drehmoment sogar bis auf Null im unteren Totpunkt
absinkt. Dieser Kraftverlauf ist allgemein typisch für Pulverpressen und um so ausgeprägter,
je größer die Höhe der herzustellenden Pressteile ist. Der Verlauf der Drehmomentenkurve
ist dagegen typisch für eine Presse mit Exzenterkurbeltrieb. Die Fläche unter der
Drehmomentkurve M
d ist repräsentativ für die bei der Verdichtung des Presskörpers geleistete Arbeit.
[0024] Unter den Verhältnissen des der Figur 2 zugrunde liegenden Ausführungsbeispiels beträgt
die Tangentialkaft am Zahnrad 5 im Drehmomentmaximum (45500 Nm) lediglich 364 KN,
während die tatsächlich auf den Pressling einwirkende Presskraft F bei 1225 kN liegt.
Das bedeutet also, daß an dieser Stelle des Arbeitstaktes unter den gegebenen Bedingungen
der Presse und des zu verpressenden Pulvers eine Kraftübersetzung im Verhältnis zur
aktuellen Preßkraft (1225 kN) von 1:3,37 und im Verhältnis zur Endpreßkraft (2340
kN) von 1:6,43 vorliegt. Die maximal mögliche Kraftübersetzung V ist in Figur 2 ebenfalls
in Abhängigkeit vom Kurbelwinkel α dargestellt. Insbesondere im Bereich der letzten
Winkelgrade vor Erreichen des unteren Totpunkts ergibt sich ein stark progressiver
Anstieg für die Kraftübersetzung V. Bei einem Kurbelwinkel α von 165° liegt der Wert
von V bei 1:3, bei 175°bereits bei 1:10 und erreicht bei 177,5° den Wert von etwa
1:20. Solche Verhältnisse lassen sich bei der Herstellung von Pressteilen mit sehr
geringem Pressweg auch praktisch nutzen und realisieren. In einem solchen Fall wäre
für das Erreichen der in vorstehendem Beispiel geschilderten maximalen Presskraft
von 2340 kN lediglich eine Tangentialkraft am Zahnrad des Kurbeltriebs von etwa 116
kN erforderlich. Das wäre etwa lediglich 1/3 der notwendigen Tangentialkraft von 364
kN bei dem Presskörper des vorstehenden Beispiels mit großer Presskörperhöhe. Dementsprechend
wäre für die Herstellung entsprechend niedriger Pressteile auch nur eine auf etwa
1/3 reduzierte Antriebsleistung erforderlich. Zwischen den beiden genannten Extremwerten
des Übersetzungsverhältnisses der Presskraft von etwa 1:6 und etwa 1:20 liegt der
übliche Arbeitsbereich einer Pulverpresse. Im Vergleich zur erfindungsgemäßen Presse
würde eine übliche hydraulische Presse mit direktem Kolbenantrieb für die Presswerkzeuge
selbst mit einer intelligenten last- und geschwindigkeitsabhängigen Regelung noch
mindestens einen 3-fach höheren Leistungsbedarf haben.
[0025] Im Hinblick auf die Flexibilität der erfindungsgemäßen Presse ist noch darauf hinzuweisen,
daß durch Fördermengenänderung an der Hydraulikpumpe eine unmittelbare Änderung der
Grundgeschwindigkeit der Presse sowie der Geschwindigkeiten innerhalb einzelner Zyklusabschnitte
problemlos möglich ist. Der Steuerungsaufwand hierfür ist minimal. Durch entsprechendes
Schalten der Hydraulikventile können bei Bedarf Stillstandszeiten in den Presszyklus
eingebaut oder aber auch Leerhübe zeitlich verkürzt werden.
[0026] Mit besonderem Vorteil wird der durch die Erfindung vorgeschlagene Antrieb für die
Oberstempeleinheit bei Pulverpressen eingesetzt, deren sonstige Bewegungsebenen (Matrize,
Werkzeugadapter) ebenfalls hydraulisch angetrieben sind und die einen gemeinsamen
Hauptantriebsmotor für die Hydraulik besitzen. Dies ist besonders deswegen zweckmäßig,
weil där Leistungsbedarf für die Oberstempeleinheit und die Matrize in der Regel nicht
gleichzeitig sondern nacheinander anstehen und das größere Schwungmoment eines zentralen
Antriebs zum Abbau der Leistungsspitze an der Oberstempeleinheit im Bereich eines
Kurbelwinkels von etwa 160° und später am unteren Totpunkt (Kurbelwinkel 180°) beim
Losreißen der Matrize förderlich ist. Die erfindungsgemäße Presse liefert einen sinusförmigen
Bewegungs- und Kraftverlauf, ermöglicht eine hohe Genauigkeit bei den zu erzeugenden
Presskörpern, hat einen hohen Wirkungsgrad, ist im Hinblick auf die herstellbaren
Teile äußerst flexibel, erhöht die Produktionsleistung deutlich und bringt einen wesentlichen
Fortschritt in der Fertigungstechnologie.
Bezugszeichenliste:
[0027]
- 1
- Maschinengestell
- 2
- Oberstempeleinheit
- 3
- Pleuel
- 4
- Kurbelwelle
- 5
- Zahnrad
- 6.1, 6.2
- Schneckentrieb
- 7.1, 7.2
- Motor
- 8
- Unterstempel
- 9
- Matrize
- 10
- Verstelleinrichtung
1. Presse zum Verpressen pulverförmiger Massen, insbesondere von Metallpulver, mit einem
mindestens ein Pleuel (3) sowie eine Kurbelwelle (4) und ein mit dieser drehfest verbundenes
Zahnrad (5) aufweisenden Exzenterkurbeltrieb für den Antrieb einer Oberstempeleinheit
(2), wobei das Zahnrad (5) über mindestens einen Schneckentrieb (6.1, 6.2) von mindestens
einem Motor (7.1, 7.2) antreibbar ist, und mit einer elektronischen Steuerung,
dadurch gekennzeichnet,
daß die elektronische Steuerung auf einen Reversierbetrieb der Kurbelwelle (4) eingerichtet
ist.
2. Presse nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Steuerung darauf eingerichtet ist, daß während des Arbeits- und Leerhubs die
Kurbelwelle (4) über einen Winkelbereich von weniger als 180° gedreht wird.
3. Presse nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß zwei Schneckentriebe (6.1, 6.2) vorgesehen sind.
4. Presse nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Schneckentriebe (6.1, 6.2) jeweils von separaten Motoren (7.1, 7.2) antreibbar
sind.
5. Presse nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß der mindestens eine Motor (7.1, 7.2) als Hydraulikmotor ausgebildet ist.
6. Presse nach einem der Ansprüche 3 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die beiden Schneckentriebe (6.1, 6.2) sich bezüglich der Drehachse des Zahnrads
(5) diametral gegenüberliegen.
7. Presse nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die elektronische Steuerung darauf eingerichtet ist, daß der untere Totpunkt des
Exzenterkurbeltriebs zum Erreichen der Preßendstellung (Ende des Arbeitshubs) um ein
kleines Stück überfahren wird.
8. Presse nach einem der Ansprüche 5 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die elektronische Steuerung darauf eingerichtet ist, daß die beiden Hydraulikmotoren
(7.1, 7.2) hinsichtlich ihrer Hydraulikmittelversorgung wahlweise parallel und hintereinander
schaltbar sind.
9. Presse nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Presse eine Matrize (12) umfaßt, die durch Hydraulikzylinder kontrolliert
verfahrbar ist.
10. Presse nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Presse einen hydraulisch betätigbaren Werkzeugadapter umfaßt.
11. Presse nach einem der Ansprüche 9 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein zentraler Elektromotor vorgesehen ist zum gemeinsamen Antrieb der Hydraulikpumpen
für die Druckversorgung der Hydraulikmotoren (7.1, 7.2) für den Antrieb der Oberstempeleinheit
(2) sowie für die Hydraulikzylinder der Matrize (8) und/oder den hydraulisch betätigbaren
Werkzeugadapter.
12. Presse nach einem der Ansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein elektronisches Wegmeßsystem zur Erfassung der aktuellen Position der Oberstempeleinheit
(2) vorgesehen ist.
13. Presse nach einem der Ansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein elektronischer Drehwinkelgeber zur Erfassung der aktuellen Stellung der Kurbelwelle
(4) vorgesehen ist.
14. Verfahren zum Betrieb einer Presse nach einem der Ansprüche 1 bis 13,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Hub der Oberstempeleinheit (2) jeweils kurz vor Erreichen des oberen und/oder
unteren Totpunktes des Exzenterkurbeltriebs umgekehrt wird.
15. Verfahren zum Betrieb einer Presse nach einem der Ansprüche 1 bis 13,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Hub der Oberstempeleinheit (2) so eingestellt wird, daß der untere Totpunkt
des Exzenterkurbeltriebs um ein kleines Stück überfahren wird.