(19)
(11) EP 1 090 751 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
11.04.2001  Patentblatt  2001/15

(21) Anmeldenummer: 99119762.5

(22) Anmeldetag:  06.10.1999
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7B41F 5/20, B41F 5/24
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(71) Anmelder: FISCHER & KRECKE GMBH & CO.
33609 Bielefeld (DE)

(72) Erfinder:
  • Terstegen, Manfred
    33613 Bielefeld (DE)
  • Kolbe, Wilfried, Dr.
    21483 Gülzow (DE)
  • Schirrich, Klaus
    33729 Bielefeld (DE)
  • Grüter, Lars
    33808 Steinhagen (DE)

(74) Vertreter: TER MEER STEINMEISTER & PARTNER GbR 
Artur-Ladebeck-Strasse 51
33617 Bielefeld
33617 Bielefeld (DE)

   


(54) Andruckverfahren mit Sprühfeuchtwerk


(57) Verfahren zum Andrucken mit schnelltrocknender Farbe auf einer Druckmaschine mit einem Druckzylinder (10) und einem am Umfang des Druckzylinders angeordneten Farbauftragsystem (14, 16), dadurch gekennzeichnet, daß am Umfang des Druckzylinders (10) in mindestens einer gegenüber dem Farbauftragsystem winkelversetzten Zone ein Flüssigkeitsnebel (22) oder -dampf erzeugt wird.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Andrucken mit schnelltrockender Farbe auf einer Druckmaschine mit einem Druckzylinder und einem am Umfang des Druckzylinders angeordneten Farbauftragsystem sowie eine Druckmaschine, insbesondere eine Flexodruckmaschine, zur Durchführung des Verfahrens.

[0002] Wenn eine Druckmaschine mit einer hohen Druckgeschwindigkeit, beispielsweise einer Druckgeschwindigkeit in der Größenordnung von 500 m/min betrieben wird, so wird zum Drucken eine schnelltrocknende Farbe benötigt, damit die auf den Bedruckstoff übertragene Farbe rasch genug antrocknet und nicht in nachgeordneten Bearbeitungsstationen verschmiert wird. Das Farbauftragsystem wird beispielsweise bei einer Flexodruckmachine durch eine am Druckzylinder abrollende Rasterwalze gebildet, die auf ihre Oberfläche ein feines Näpfchenraster aufweist und an deren Umfang auf der dem Druckzylinder entgegengesetzten Seite eine Kamerrakel angeordnet ist. In der Kamerrakel werden die Näpfchen der Rasterwalze mit Druckfarbe gefüllt. Diese Druckfarbe wird dann auf die druckenden Teile der Klischees auf dem Druckzylinder übertragen, der in einer der Rasterwalze annährend diametral gegenüberliegenden Position an einem Gegendruckzylinder abrollt, so daß die Druckfarbe auf den über den Gegendruckzylinder geführten Bedruckstoff übertragen wird. Aufgrund der hohen Druckgeschwindigkeit ist die Zeitspanne zwischen dem Einfärben des Druckzylinders mit Hilfe der Rasterwalze und der Übertragung der Farbe auf den Bedruckstoff so kurz, daß die Farbe keine Zeit hat, auf dem Druckzylinder anzutrocknen.

[0003] Während des Andruckens und während der Einstellung und Überprüfung der Passergenauigkeit vor Beginn des eigentlichen Druckbetriebs ist jedoch die Druckgeschwindigkeit erheblich herabgesetzt, so daß sie beispielsweise nur 25 m/min beträgt. Dementsprechend ist die Verweildauer der Farbe auf dem Druckzylinder auf ein Vielfaches verlängert, mit der Folge, daß die Farbe zu einem gewissen Grad bereits auf dem Druckzylinder antrocknet. Hierdurch werden die Klischees mit angetrockneter Farbe verunreinigt, so daß sich insbesondere kleine Vertiefungen zwischen den druckenden Teilen der Klischees leicht mit angetrockneter Farbe zusetzen. Dadurch wird die Qualität des Druckbildes nicht nur während des Andruckens, sondern auch während des nachfolgenden eigentlichen Druckbetriebs beeinträchtigt, sofern keine zeitraubende Zwischenreinigung des Druckzylinders erfolgt.

[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Andruckverfahren anzugeben, mit dem sich auch bei Verwendung schnelltrocknender Farbe ein vorzeitiges Antrocknen der Farbe auf den Druckzylinder verhindern läßt.

[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß am Umfang des Druckzylinders in mindestens einer gegenüber dem Farbauftragsystem winkelversetzten Zone ein Flüssigkeitsnebel oder -dampf erzeugt wird.

[0006] Es hat sich gezeigt, daß durch einen solchen Flüssigkeitsnebel oder-dampf das vorzeitige Antrocknen der Farbe auf dem Druckzylinder wirksam verhindert werden kann. Somit bleibt der Druckzylinder während des Andruckbetriebs sauber, so daß man im Anschluß an den Andruckbetrieb ohne Betriebsunterbrechung und ohne Zwischenreinigung zum eigentlichen Druckbetrieb übergehen kann, ohne daß die Druckqualität beeinträchtigt wird.

[0007] Die Zone oder Zonen am Umfang des Druckzylinders, in denen der Flüssigkeitsnebel erzeugt wird, können in Rotationsrichtung des Druckzylinders gesehen sowohl zwischen dem Farbauftragsystem und dem Gegendruckzylinder als auch zwischen dem Gegendruckzylinder und dem Farbauftragsystem liegen. Im ersteren Fall verzögert der Flüssigkeitsnebel die Verdunstung des Lösungsmittels und damit das Antrocknen der Farbe, die auf die Klischees übertragen wurde. Im letzteren Fall wird der Druckzylinder feucht gehalten, nachdem er die Farbe an den Gegendruckzylinder abgegeben hat und bevor er wieder mit der Rasterwalze in Berührung kommt. Die Flüssigkeit, die sich dabei auf dem Gegendruckzylinder niederschlägt, sammelt sich aufgrund von Kapillarkräften bevorzugt in kleinräumigen Vertiefungen zwischen den druckenden Teilen der Klischees, also gerade in den Bereichen, in denen die Gefahr einer Verschmutzung mit angetrockneter Druckfarbe am größten ist. Auch in diesem Fall wird somit wirksam verhindert, daß sich die Vertiefungen der Klischees mit angetrockneter Farbe zusetzten.

[0008] Die von dem Flüssigkeitsnebel oder eingenommene Zone braucht nicht scharf begrenzt zu sein und braucht insbesondere nicht gegenüber der Rasterwalze abgeschirmt zu sein, denn es ist unschädlich und gegebenenfalls sogar erwünscht, wenn auch Teile der Rasterwalze in einen gegebenenfalls etwas dünneren Flüssigkeitsnebel eingefüllt sind. Zur Erzeugung des Flüssigkeitsnebels mit einem geeigneten Flüssigkeitsdichteprofil und geeigneten Tröpfchengrößen können herkömmliche Sprühdüsen und Sprühanlagen verwendet werden, wie sie als solche im Stand der Techik bekannt sind. Wahlweise kann anstelle eines Flüssigkeitsnebels auch ein Flüssigkeitsdampf versprüht werden, der in der Umgebung des Druckzylinders oder an dessen Oberfläche kondensiert oder einfach durch Erhöhung des Dampf-Partialdruckes die Trocknung der Farbe verzögert. Andererseits hat das Versprühen eines Flüssigkeitsnebels den Vorteil, daß durch Verdunstungskälte auch ein Kühleffekt erzielt wird.

[0009] Bei dem Flüssigkeitsnebel oder -dampf handelt es sich bevorzugt um Wasser beziehungsweise Wasserdampf. Da das Wasser weder gesundheits- noch umweltschädlich ist, sind in diesem Fall keine besonderen Emissionsschutz- oder Gesundheitsschutzmaßnahmen für das Bedienungspersonal erforderlich. Die Verwendung von Wasser bietet sich naturgemäß insbesondere in Verbindung mit wässrigen Druckfarben an, ist jedoch nicht auf wasserlösliche Farben beschränkt, da auch Druckfarben, die organische Lösungsmittel wie beispielsweise Alkohol enthalten, mit Wasser verdünnbar sind.

[0010] Bei der erfindungsgemäßen Druckmaschine ist am Umfang des Druckzylinders in mindestens einer gegenüber dem Farbauftragsystem winkelversetzten Zone eine Sprüheinrichtung zum Versprühen eines Flüssigkeitsnebels oder -dampfes angeordnet. Die Sprüheinrichtung kann beispielsweise durch ein parallel zum Druckzylinder verlaufendes Sprührohr gebildet werden, das auf der Länge verteilte Sprühdüsen aufweist, so daß ein Wassernebel mit einer über die gesamte Länge des Druckzylinders im wesentlichen gleichmäßigen Dichte erzeugt wird. Wahlweise kann die Sprüheinrichtung jedoch auch durch an den stirnseitigen Enden des Druckzylinders angeordnete und axial auf die Mitte des Druckzylinders gerichtete Sprühdüsen gebildet werden.

[0011] Im folgenden werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand der Zeichnung näher erläutert.

[0012] Die einzige Zeichnungsfigur zeigt eine schematische Skizze eines Farbwerkes einer Flexodruckmaschine.

[0013] Ein Druckzylinder 10 rollt am Umfang eines Gegendruckzylinders 12 ab und kommt dort mit dem über den Gegendruckzylinder laufenden Bedruckstoff in Berührung. Auf der dem Gegendruckzylinder 12 entgegengesetzten Seite rollt der Druckzylinder 10 an einer Rasterwalze 14 ab. Am Umfang der Rasterwalze 14 ist in einer dem Druckzylinder 10 entgegengesetzten Position eine Kamerrakel 16 angeordnet. Die Rasterwalze 14 weist auf ihrer Oberfläche in bekannter Weise ein feines Raster aus Näpfchen auf, die beim Durchlauf durch die Kamerrakel 16 mit Druckfarbe gefüllt werden. Überschüssige Druckfarbe wird durch ein stromabwärtiges Rakelmesser 18 abgerakelt.

[0014] Am Spalt zwischen der Rasterwalze 14 und dem Druckzylinder 10 wird die Druckfarbe auf die druckenden Teile der auf den Druckzylinder 10 aufgespannten Klischees übertragen. Diese druckenden Teile geben die Druckfarbe nach einer halben Umdrehung des Druckzylinders 10 auf den Bedruckstoff am Gegendruckzylinder 12 ab und werden nach einer weiteren halben Umdrehung des Druckzylinders erneut durch die Rasterwalze 14 eingefärbt.

[0015] Während des Andruckens läuft die Druckmaschine mit einer wesentlich niedrigeren Geschwindigkeit als während des eigentlichen Druckbetriebs. Wenn eine schnelltrocknende Farbe verwendet wird und keine besonderen Gegenmaßnahmen getroffen würden, könnte daher die Farbe leicht am Gegendruckzylinder 10 antrocknen und die Klischees verunreinigen. Dies wird bei der beschriebenen Ausführungsform dadurch verhindert, daß oberhalb des Druckzylinders 10, also in einer Zone, die in Rotationsrichtung des Druckzylinders zwischen dem Gegenddruckzylinder 12 und der Rasterwalze 14 liegt, eine Sprüheinrichtung 20 angeordnet ist, mit der in dieser Umfangszone des Druckzylinders ein fein verteilter Wassernebel 22 erzeugt wird. Durch teilweise Verdampfung der Wassertröpfchen, die den Wassernebel 22 bilden, wird der Wasserdampf-Partialdruck in der betreffenden Umfangszonde des Druckzylinders erhöht. Sofern auf den Klischees teilweise angetrocknete Farbreste verblieben sind, wird daher das weitere Trocknen und verfestigen dieser Farbreste verzögert. Außerdem kommt es zu einer geringfügigen Benetzung der Oberfläche des Druckzylinders mit dem Wasser aus dem Wassernebel 22, so daß die Farbreste verdünnt werden, eine ähnliche Konsistenz wie die frisch zugeführte Druckfarbe in den Näpfchen der Rasterwalze 14 behalten und sich mit der in diesem Näpfchen enthaltenen Druckfarbe mischen können. Auf diese Weise wird eine Verunreinigung des Druckzylinders 10 während des Andruckbetriebs verhindert. Beim anschließenden eigentlichen Druckbetrieb kann die Sprüheinrichtung 20 abgeschaltet werden, da die Druckmaschine dann wesentlich schneller läuft und kein vorzeitiges Antrocknen der Farbe auf dem Druckzylinder zu befürchten ist.

[0016] Im gezeigten Beispiel ist die Sprüheinrichtung 20 etwas schräg angestellt, so daß der Wassernebel 22 eine vom Gegendruckzylinder 12 weggerichtete Keule bildet. Während des langsamen Andruckbetriebs ist es jedoch unschädlich, wenn eine dünnere Randzone des Wassernebels 22 auch Teile des Gegendruckzylinders einhüllt. Ebenso können Teile des Wassernebels auch die Rasterwalze 14 einhüllen und somit auch ein Antrocknen der Farbe in den Näpfchen der Rasterwalze verhindern.

[0017] Durch die Rotation des Druckzylinders 10 wird die Luft an der Oberfläche dieses Druckzylinders und damit auch der Wassernebel in Rotationsrichtung mitgerissen. Bei der hier gezeigten Anordnung führt dies zu einer Drift des Wassernebels in Richtung auf die Rasterwalze 14 und somit vom Gegendruckzylinder 12 weg.

[0018] In einer modifizierten Ausführungsform ist es jedoch auch möglich, den Druckzylinder 10 und entsprechend auch den Gegendruckzylinder 12 und die Rasterwalze 14 in der jeweils entgegengesetzten Drehrichtung anzutreiben. In diesem Fall verhindert oder verzögert der Wassernebel 22 die Verdunstung der Farbe, die von der Rasterwalze 14 auf die druckenden Teile der Klischees aufgetragen wurde, während diese druckenden Teile sich zum Gegendruckzylinder bewegen.

[0019] Da im gezeigten Beispiel die Sprüheinrichtung 20 oberhalb des Druckzylinders 10 angeordnet ist, wird die Benetzung des Druckzylinders mit dem Wassernebel 22 durch Schwerkraftwirkung unterstützt. Wahlweise ist es jedoch auch möglich, die Sprüheinrichtung 20 unterhalb des Druckzylinders 10 anzuordnen. In diesem Fall läßt sich leichter verhindern, daß sich bei länger dauerndem Andruckbetrieb zu viel Wasser auf dem Druckzylinder 10 niederschlägt. Auch bei der der Anordnung der Sprüheinrichtung 20 unterhalb des Druckzylinders 10 sind beide Antriebsrichtungen des Druckzylinders möglich. Ebenso ist es möglich, je eine Sprüheinrichtung auf der Oberseite und auf der Unterseite des Druckzylinders anzuordnen.


Ansprüche

1. Verfahren zum Andrucken mit schnelltrocknender Farbe auf einer Druckmaschine mit einem Druckzylinder (10) und einem am Umfang des Druckzylinders angeordneten Farbauftragsystem (14, 16), dadurch gekennzeichnet, daß am Umfang des Druckzylinders (10) in mindestens einer gegenüber dem Farbauftragsystem winkelversetzten Zone ein Flüssigkeitsnebel (22) oder -dampf erzeugt wird.
 
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Flüssigkeitsnebel (22) ein Wassernebel ist.
 
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Flüssigkeitsnebel (22) in einer Zone erzeugt wird, die in Rotationsrichtung des Druckzylinders (10) zwischen dem Gegendruckzylinder (12) und dem Farbauftragsystem (14, 16) liegt.
 
4. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Flüssigkeitsnebel (22) in einer Zone erzeugt wird, die in Rotationsrichtung des Druckzylinders (10) zwischen dem Farbauftragsystem (14, 16) und dem Gegendruckzylinder (12) liegt.
 
5. Druckmaschine mit einem Druckzylinder (10) und einem am Umfang des Druckzylinders angeordneten Farbauftragsystem (14, 16), dadurch gekennzeichnet, daß am Umfang des Druckzylinders (10) in mindestens einer gegenüber dem Farbauftragsystem (14, 16) winkelversetzten Zone eine Sprüheinrichtung (20) zum Versprühen von Flüssigkeit oder Dampf angeordnet ist.
 
6. Druckmaschine nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Druckmaschine eine Flexodruckmaschine ist.
 
7. Druckmaschine nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Sprüheinrichtung (20) oberhalb des Druckzylinders (10) angeordnet ist.
 
8. Druckmaschine nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Sprüheinrichtung (20) ein parallel zum Druckzylinder verlaufendes, mit auf der Länge verteilten Sprühdüsen versehenes Rohr ist, das sich über die gesamte Länge des Druckzylinders (10) erstreckt.
 




Zeichnung







Recherchenbericht