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EP 1 092 942 A2 |
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EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG |
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Veröffentlichungstag: |
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18.04.2001 Patentblatt 2001/16 |
(22) |
Anmeldetag: 10.10.2000 |
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(84) |
Benannte Vertragsstaaten: |
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AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE |
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Benannte Erstreckungsstaaten: |
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AL LT LV MK RO SI |
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Priorität: |
15.10.1999 DE 19950002
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Anmelder: Diehl Munitionssysteme GmbH & Co. KG |
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90552 Röthenbach (DE) |
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Erfinder: |
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- Bleickert, Sönke
90607 Rückersdorf (DE)
- Hopf, Heike
91242 Ottensoos (DE)
- Schedlbauer, Fritz
76327 Pfinztal (DE)
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Vertreter: Hofmann, Gerhard, Dipl.-Ing.
Patentassessor et al |
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Stephanstrasse 49 90478 Nürnberg 90478 Nürnberg (DE) |
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Einrichtung zur Beschleunigung eines Projektils |
(57) Mit der Erfindung wird eine Einrichtung zur Beschleunigung eines Projektils (4) unter
Einsatz eines Plasmagenerators (1) und der Verteilung eines Plasmabogens in einer
Brennstoffmasse vorgeschlagen, bei dem der Plasmagenerator (1) stabförmig ausgebildet
ist und zentral in das rückwärtige Ende einer ersten Brennstoffmasse (2) eingeführt
ist, an die im vorderen Bereich eine zweite Brennstoffmasse (3) angeschlossen ist.
Die beiden Brennstoffmassen (2,3) besitzen unterschiedliche chemische Zusammensetzungen
und verschiedenartige geometrische Formgebungen.
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[0001] Die Erfindung betrifft eine Einrichtung zur Beschleunigung eines Projektils unter
Einsatz eines Plasmagenerators und mit Verteilung eines Plasmabogens in einer Brennstoffmasse.
[0002] Die DE 44 40 829 A1 offenbart eine ringförmige Plasmainjektionsvorrichtung mit einer
Brennstoffmasse, die einen Versorgungsanschluß zum Zuführen einer ausreichenden Energie
besitzt, um ein Plasma zu erzeugen und dadurch ein Projektil in einem Waffenrohr zu
beschleunigen. Diese Vorrichtung besitzt Mittel zum Richten der Energie an einer ersten
und an einer zweiten Anschlußklemme und ist eingerichtet zur Verteilung eines Plasmabogens
in der Brennstoffmasse. Die Energiezufuhr erfolgt bei dieser Vorrichtung über einen
sog. Leistungszuführstab, der zentral in die einzige Brennstoffmasse eingeführt ist.
Dabei ist der vordere Teil des Stabes als Anode und der an der Leistungsversorgung
angeordnete rückwärtige Teil des Stabes als Kathode ausgebildet. Um den Leistungszuführstab
befindet sich ringförmig ein membranhaftes Element. Wenn nun der Strompfad genügend
ausgebildet ist, verdampft dieses membranhafte Element und eine ausreichende Gasleitfähigkeit
ermöglicht dann die Ausbildung eines Plasmas zwischen der vorderen Anode und der rückwärtigen
Kathode ringförmig um den Energiezuführstab. Der ringförmige Plasmabogen entwickelt
sich demzufolge entlang dem Energiezuführstab. Das entstehende Plasma ist im wesentlichen
stabil und liefert ein höheres Leistungsprofil als das eines typischen festen Zünddrahtes.
[0003] Eine weitere, ähnlich der vorstehend beschriebenen Einrichtung aufgebaute Vorrichtung
zur Beschleunigung eines Projektils ist in der US 4,974,487 beschrieben. Das Projektil
wird in diesem Fall in einem Waffenrohr durch einen Plasmastrahl, der eine Flüssigtreibladung
zündet, beschleunigt. Der Plasmastrahl wird von einer Struktur abgeleitet, die eine
Kapillare formt. Das Plasma wird hier erzeugt durch Anlage einer Spannung von einer
Energieeinheit zu den Elektroden an den beiden sich gegenüberliegenden Enden der Kapillare.
[0004] Ausgehend von dem vorgenannten Stand der Technik ist es Aufgabe der Erfindung, eine
Einrichtung zur Beschleunigung eines Projektils unter Einsatz eines Plasmagenerators
zu schaffen, die weiter verbessert ist und eine Steigerung der Mündungsenergie des
Projektils erzeugt.
[0005] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst.
Vorteilhafte Weiterbildungen und Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen
beschrieben.
[0006] Bei einem gegebenen Ladungsraum wird unter Verwendung der beiden unterschiedlichen
Brennstoffmassen bzw. Treibmittelkomponenten ein geometrisch vorbestimmter Ladungsaufbau
realisiert. Dabei haben die Treibmittelkomponenten verschiedene Geometrien und unterschiedlich
chemische Zusammensetzungen, um das gewünschte innenballistische Verhalten zu erreichen.
Bei den verwendeten Treibladungskomponenten kann es sich sowohl um konventionelle
als auch im LOVA-Treibmittel handeln.
[0007] Die Anzündung der Brennstoffmassen im Ladungsraum, beispielsweise eines Waffenrohres,
erfolgt über einen Plasmagenerator mit sehr hoher Wirksamkeit. Ein wesentlicher Faktor
für eine gezielte Anzündung der Brennstoffmasse bzw. der Treibladung und damit für
die Steuerung des innenballistischen Verhaltens bildet die Anordnung und die Auslegung
der gesamten Zündeinheit.
[0008] In Versuchen wurde eine Leistungssteigerung mit der erfindungsgemäßen Einrichtung
von 7 bis 10 % nachgewiesen. Unter Berücksichtigung dieser in Versuchen erzielten
Ergebnisse erscheint das Erreichen einer Mündungsenergie von etwa 16 MJ bei weiterer
Optimierung durchaus realisierbar. Die für eine solche hohe Mündungsenergie notwendige
elektrische Energie für die Anzündung liegt dann bei ca. 300 kJ, wobei die Ladedichte
der Brennstoffmasse etwa Eins beträgt.
[0009] Der zentral in die erste Ladungsmasse eingesetzte Plasmagenerator hat entscheidende
Vorteile gegenüber einer konventionellen Pulveranzündung. Durch den Plasmagenerator
wird eine Strahlung in einem relativ großen Umkreis frei, wodurch die Brennstoffmasse
angezündet wird und insgesamt eine glatte Abbrandkurve zu erkennen ist. Durch diesen
Einsatz des Plasmagenerators in die erste bzw. hintere Brennstoffmasse erfolgt eine
sehr gleichmäßige Verbrennung der Brennstoffmassen und dadurch eine bessere und gleichmäßigere
Geschoßbeschleunigung.
[0010] Durch die beiden hintereinander angeordneten Brennstoffmassen bzw. Treibmittelkomponenten
erfolgt bei Zündung durch den Plasmagenerator zunächst ein erster Abbrand der hinteren
Brennstoffmasse. Dadurch wird der freie Ladungsraum insgesamt vergrößert, so daß auch
bei Zündung der vorderen Brennstoffmasse deren freiwerdende Energie gegen das Projektil
wirkt.
[0011] In der Figur ist ein Beispiel der Erfindung dargestellt.
[0012] In der schematisch dargestellten Einrichtung zur Beschleunigung eines Projektils
4, das in dem Beispielsfall als ein flügelstabilisiertes Geschoß ausgebildet ist,
ist mit 5 das Patronenlager bzw. der Ladungsraum und mit 6 das Waffenrohr bezeichnet.
Vom Boden 7 des Patronenlagers 5 erstreckt sich der Plasmagenerator 1 als stabförmiges
Element zentral in die rückwärtige Brennstoffmasse 2. Der Plasmagenerator ist dabei
in üblicher Weise mit einem Leistungsversorgungsanschluß 8 versehen. Die rückwärtige
Brennstoffmasse 2 ist in Topfform ausgebildet und als Schüttladung in den Innenraum
des Patronenlagers 5 eingefüllt. Entsprechend der Darstellung weist die topfförmige
Brennstoffmasse 2 einen relativ dicken Bodenbereich 9 und einen dazu im Verhältnis
dünnwandigen Zylinderbereich 10 auf.
[0013] Die vordere Brennstoffmasse 3 bzw. die Treibmittelkomponente 3 ist stangenartig ausgebildet
und radial um das Projektil 4 angeordnet. Diese vordere Brennstoffmasse 3 ist höher
verdichtet als die rückwärtige Brennstoffmasse 2.
[0014] Die Initiierung der Brennstoffmassen 2 und 3 erfolgt über den Plasmagenerator 1 mit
sehr hoher Wirksamkeit. Durch die besondere Anordnung des Plasmagenerators im zentralen
rückwärtigen Bereich des Patronenlagers 5 werden die beiden Brennstoffmassen 2 und
3 gezielt angezündet, wodurch das vorbestimmte Abbrandverhalten und dadurch das innenballistische
Verhalten von Brennstoffmasse und Projektil erreicht wird. Dies bedeutet, daß ein
wesentlicher Faktor für die gezielte Anzündung der Treibmittelkomponenten 2 und 3
und damit für die Steuerung des innenballistischen Verhaltens die Anordnung und die
Auslegung der gesamten Zündeinheit aus Plasmagenerator 1 und Brennstoffmassen 2 und
3 bildet. Bei Zündung der hinteren Brennstoffmasse 2 durch den Plasmagenerator verbrennt
zunächst die Brennstoffmasse 2 in Teilen. Dadurch vergrößert sich der innere Ladungsraum,
in dem sich die Brennstoffmassen 2 und 3 befinden. Wenn sich dieser Ladungsraum 2
vergrößert durch den beginnenden Abbrand der rückwärtigen Brennstoffmasse 2, dann
wird die vordere Brennstoffmasse 3 gezündet, deren freiwerdende Energie die Energie
der Brennstoffmasse 2 zur Beschleunigung des Projektils wirkungsvoll unterstützt.
1. Einrichtung zur Beschleunigung eines Projektils mit Einsatz eines Plasmagenerators
und Verteilung eines Plasmabogens in einer Brennstoffmasse,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Plasmagenerator (1) stabförmig ausgebildet und zentral in das rückwärtige
Ende einer ersten Brennstoffmasse (2) eingeführt ist, an die im vorderen Bereich eine
zweite Brennstoffmasse (3) angeschlossen ist.
2. Einrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Brennstoffmassen (2, 3) unterschiedliche chemische Zusammensetzungen und verschiedene
geometrische Formgebungen aufweisen.
3. Einrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die hintere Brennstoffmasse (2) topfförmig mit einem relativ dicken Boden (9)
gestaltet ist, in deren Innenraum die vordere Brennstoffmasse (3) eingesetzt ist,
die das Projektil (4) radial vollständig umhüllt.
4. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die hintere Brennstoffmasse (2) als Schüttladung ausgebildet ist.
5. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die vordere Brennstoffmasse (3) stangenartig ausgebildet und höher verdichtet
ist als die hintere Brennstoffmasse (2).
6. Einrichtung nach einem der vorgenannten Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Brennstoffmassen aus konventionellen oder LOVA-Treibmitteln gebildet sind.
7. Einrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Ladedichte der Brennstoffmassen (2, 3) etwa Eins beträgt.
