[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Tieftemperaturzerlegung von Luft mit den
Merkmalen des Oberbegriffs des Patentanspruchs 1.
[0002] Die Grundlagen der Tieftemperaturzerlegung von Luft im allgemeinen sowie der Aufbau
von Rektifiziersystem zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung mit zwei oder mehr Säulen
im speziellen sind in der Monographie "Tieftemperaturtechnik" von Hausen/Linde (2.
Auflage, 1985) oder aus einem Aufsatz von Latimer in Chemical Engineering Progress
(Vol. 63, No.2, 1967, Seite 35) bekannt Die Drucksäule und Niederdrucksäule eines
Zweisäulensystems stehen im Regelfall über ein Kondensator-Verdampfer-System (Hauptkondensator)
in Wärmeaustauschbeziehung, in dem Kopfgas der Drucksäule gegen verdampfende Sumpfflüssigkeit
der Mitteldrucksäule verflüssigt wird.
[0003] Das Rektifiziersystem der Erfindung kann als klassisches Zweisäulensystem ausgebildet
sein, aber auch als Drei- oder Mehrsäulensystem. Es kann zusätzlich zu den Kolonnen
zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung weitere Vorrichtungen zur Gewinnung anderer Luftkomponenten,
insbesondere von Edelgasen aufweisen, beispielsweise eine Argongewinnung.
[0004] Ein als Kondensator-Verdampfer ausgebildeter Wärmetauscher weist Verdampfungs- und
Verflüssigungspassagen auf. In den Verdampfungspassagen wird eine Flüssigkeit verdampft.
Sie stehen in Wärmeaustauschkontakt mit den Verflüssigungspassagen, in denen eine
gasförmige Fraktion in indirektem Wärmeaustausch mit der verdampfenden Flüssigkeit
kondensiert. Einzelheiten über Verdampfungsvorgänge sind beispielsweise der Monographie
"Verdampfung und ihre technischen Anwendungen" von Billet (1981) zu entnehmen. Ein
Kondensator-Verdampfer kann aus einem oder mehreren Wärmetauscherblöcken aufgebaut
sein. Ein Kondensator-Verdampfer-System weist einen oder mehrere Kondensator-Verdampfer
auf.
[0005] Jahrzehntelang wurden in der Tieftemperaturluftzerlegung praktisch ausschließlich
Umlaufverdampfer als Kondensator-Verdampfer eingesetzt. Bei diesem Typ ist ein Wärmetauscherblock
in einem Bad der zu verdampfenden Flüssigkeit angeordnet. Die Verdampfungspassagen
sind oben und unten offen. Flüssigkeit aus dem Bad wird von dem bei der Verdampfung
entstehenden Gas nach oben mitgerissen (Thermosiphon-Effekt) und fließt in das Flüssigkeitsbad
zurück. Hierdurch ist ein natürlicher Flüssigkeitsumlauf allein durch den Verdampfungsvorgang
und ohne Zufuhr mechanischer Energie gegeben.
[0006] Seit einiger Zeit werden auch Fallfilmverdampfer als Kondensator-Verdampfer in Luftzerlegungsanlagen
eingesetzt, wie es beispielsweise in EP 681153 A oder EP 410832 A dargestellt ist.
Bei diesem Typ von Verdampfer tritt die zu verdampfende Flüssigkeit oben in die Verdampfungspassagen
ein und strömt als relativ dünner Film an den Wänden, die Verdampfungs- und Verflüssigungspassagen
trennen, nach unten. Dieser Verdampfertyp weist einen besonders niedrigen Druckverlust
in den Verdampfungspassagen auf und ist daher energetisch im allgemeinen günstiger
als ein Umlaufverdampfer.
[0007] Allerdings muß bei der Verdampfung einer sauerstoffreichen Flüssigkeit eine totale
Verdampfung verhindert werden, die ein Trockenlaufen der Verdampfungspassagen zur
Folge hätte. Dazu wird in der Regel aus den Verdampfungspassagen austretende Flüssigkeit
mittels einer Pumpe wieder an den Eintritt der Verdampfungspassagen zurückgeführt.
Diese Maßnahme wirkt einerseits der energiesparenden Wirkung des Fallfilmverdampfers
entgegen; zum anderen werden unerwünschte schwererflüchtige Bestandteile in der Flüssigkeit
angereichert.
[0008] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs genannten
Art und eine entsprechende Vorrichtung anzugeben, die wirtschaftlich und betriebstechnisch
besonders günstig zu betreiben sind und insbesondere einen besonders niedrigen Energieverbrauch
aufweisen.
[0009] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des kennzeichnenden Teils des Patentanspruchs
1 gelöst. Die in dem Fallfilmverdampfer (erster Abschnitt des Kondensator-Verdampfer-Systems)
nicht verdampfte Flüssigkeit (zweite sauerstoffreiche Flüssigkeit) wird zwar wie bei
der üblichen Fallfilmverdampfung einer Fördereinrichtung zugeführt, beispielsweise
einer Pumpe; diese transportiert die Flüssigkeit jedoch nicht zurück zum Eintritt
der Verdampfungspassagen desselben Fallfilmverdampfers, sondern auf einen zweiten
Abschnitt des Kondensator-Verdampfer-Systems. Dadurch braucht der erste Abschnitt
nur einen relativ geringen Teil, beispielsweise 30 bis 50 %, vorzugsweise 38 bis 42
%, der gesamten Verdampfungsleistung des Kondensator-Verdampfer-Systems zu übernehmen.
Entsprechend groß ist der natürliche Flüssiganteil am Austritt der Verdampfungspassagen
des Fallfilmverdampfers. Auf einen künstlichen Flüssigkeitsumlauf kann somit ganz
oder weitgehend verzichtet werden. Die Fördereinrichtung läßt die zunächst nicht verdampfte
Flüssigkeit weiter zu einem zweiten Abschnitt des Kondensator-Verdampfer-Systems strömen.
Dieser ist ganz oder teilweise als Umlaufverdampfer ausgebildet. Dort stellt sich
das Problem der Notwendigkeit eines künstlichen Flüssigkeitsumlaufs daher nicht oder
nur in geringerem Umfang.
[0010] Im Rahmen der Erfindung hat sich herausgestellt, daß sich mit Hilfe der erfindungsgemäßen
Maßnahmen die Pumpenmenge auf etwa 30 % reduzieren läßt. Der energetische Effekt der
verringerten Pumpenleistung ist dabei nicht auf die Einsparung an Antriebsenergie
beschränkt; der Vorteil beruht vielmehr zu einem größeren Teil aus dem verminderten
Wärmeeintrag, der sich durch die geringere Fördermenge an zweiter sauerstoffreicher
Flüssigkeit ergibt.
[0011] Das Sauerstoffprodukt wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren vorzugsweise aus dem
zweiten Abschnitt des Kondensator-Verdampfer-Systems abgezogen, entweder als Gas oder
als Flüssigkeit. Im letzteren Fall kann gegebenenfalls neben einem Flüssigsauerstoffprodukt
ein gasförmiges Drucksauerstoffprodukt gewonnen werden, indem sauerstoffreiche Flüssigkeit
in flüssigem Zustand auf einen erhöhten Druck gebracht und anschließend gegen Luft
oder Stickstoff verdampft wird (sogenannte Innenverdichtung).
[0012] Der erste Abschnitt des Kondensator-Verdampfer-Systems der Erfindung kann innerhalb
der Niederdrucksäule oder in einem separaten Behälter angeordnet sein.
[0013] Das erfindungsgemäße Verfahren und die entsprechende Vorrichtung können zu jeder
Art von Stickstoff-Sauerstoff-Trennung eingesetzt werden, insbesondere unabhängig
von den Produktreinheiten in den Köpfen und Sümpfen der Säulen.
[0014] Der Dampf, der in den Verdampfungspassagen des zweiten Abschnitts des Kondensator-Verdampfer-Systems
erzeugt wird, wird vorzugsweise nicht ausschließlich oder hauptsächlich als gasförmiges
Sauerstoffprodukt abgezogen, sondern mindestens zur Hälfte in die Niederdrucksäule
eingeleitet und dort als aufsteigender Dampf eingesetzt. Falls das gesamte Sauerstoffprodukt
flüssig gewonnen und/oder innenverdichtet wird, kann auch das gesamte im zweiten Abschnitt
des Kondensator-Verdampfer-Systems erzeugte Gas in die Niederdrucksäule zurückgeführt
werden.
[0015] Eine dritte sauerstoffreiche Flüssigkeit verbleibt im zweiten Abschnitt des Kondensator-Verdampfer-Systems
als nicht verdampfter Teil der zweiten sauerstoffreichen Flüssigkeit. Sie sammelt
sich vorzugsweise im Flüssigkeitsbad des oder eines Umlaufverdampfers. Sie wird bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren vorzugsweise mindestens teilweise in die Niederdrucksäule
und/oder zu den Verdampfungspassagen des ersten Abschnitts des Kondensator-Verdampfer-Systems
Flüssigkeit zurückgeleitet. Diese Rückleitung kann auf günstige Weise gemeinsam mit
der oben erwähnten Rückführung von Dampf in die Niederdrucksäule durchgeführt werden,
indem eine entsprechende Leitung auf Höhe des Flüssigkeitsspiegels des Bads angeordnet
ist. Hiermit wird gleichzeitig der Flüssigkeitsstand im Umlaufverdampfer geregelt,
ohne daß zusätzliche Stell- oder Regeleinrichtungen erforderlich wären.
[0016] Wenn der zweite Abschnitt teilweise als zweiter Fallfilmverdampfer ausgebildet ist,
kann außerdem die ohnehin vorhandene Fördereinrichtung zwischen erstem und zweitem
Abschnitt zusätzlich für die Erzeugung eines Flüssigkeitsumlaufs an dem zweiten Fallfilmverdampfer
genutzt werden.
[0017] Die Verflüssigungspassagen des Kondensator-Verdampfer-Systems sind vorzugsweise so
mit den beiden Säulen verbunden, wie es in Patentanspruch 4 beschrieben ist. Dadurch
kann an diesen Stellen auf Pumpen verzichtet werden, und zwar auch dann, wenn Drucksäule
und Niederdrucksäule nebeneinander angeordnet sind. (In diesem Fall ist es günstig,
wenn der erste Abschnitt des Kondensator-Verdampfer-Systems unterhalb des untersten
Bodens der Niederdrucksäule und der zweite Abschnitt des Kondensator-Verdampfer-Systems
oberhalb des obersten Bodens der Drucksäule angeordnet sind.)
[0018] Der als Fallfilmverdampfer ausgebildete erste Abschnitt wird dabei vorzugsweise so
dimensioniert, daß in ihm diejenige Menge an stickstoffreicher Flüssigkeit durch Kondensation
einer stickstoffreichen Gasfraktion aus der Drucksäule erzeugt wird, die als Rücklauf
in der Niederdrucksäule benötigt wird (plus gegebenenfalls die als druckloses Flüssigprodukt
abgezogenen Menge). Dies stellt beispielsweise einen Anteil 30 bis 50 %, vorzugsweise
38 bis 42 % an der gesamten Wärmeübertragungsleistung des Kondensator-Verdampfer-Systems
dar. Der Rest der Wärmeübertragung (50 bis 70 %, vorzugsweise 58 bis 62 %) wird im
zweiten Abschnitt des Kondensator-Verdampfer-Systems durchgeführt, und zwar so, daß
dort mindestens die als Rücklauf in der Drucksäule benötigte Flüssigkeitsmenge erzeugt
wird.
[0019] Aus Gründen der räumlichen Aufteilung der Heizfläche kann es in manchen Fällen günstiger
sein, in dem ersten Abschnitt einen größeren Anteil der stickstoffreichen Fraktion
zu kondensieren als oben beschrieben, um entsprechend Heizfläche vom zweiten Abschnitt
(in der Regel am Kopf der Drucksäule) zum ersten Abschnitt (in der Regel im Sumpf
der Niederdrucksäule zu verlagern. In diesem Fall wird ein Teil der ersten stickstoffreichen
Flüssigkeit, die im ersten Abschnitt gebildet wird, als Rücklauf auf die Drucksäule
aufgegeben wird. Hierfür ist gegebenenfalls der Einsatz einer Flüssigpumpe erforderlich.
[0020] Die stickstoffreiche Gasfraktion wird im allgemeinen durch Kopfstickstoff der Drucksäule
gebildet.
[0021] Der erste Abschnitt des Kondensator-Verdampfer-Systems ist vorzugsweise ausschließlich
als Fallfilmverdampfer ausgebildet. Mit Hilfe der oben geschilderten Dimensionierung
kann er besonders günstig als einzelner, relativ kompakter Block realisiert werden,
oder in Form von mehreren (zum Beispiel vier) besonders niedrigen Blöcken, die nebeneinander
angeordnet werden. Eine Anordnung unmittelbar im Sumpf der Niederdrucksäule ist ebenfalls
günstig für eine niedrige Bauhöhe der Anlage und ihrer Isolierung (Coldbox).
[0022] Der zweite Abschnitt des Kondensator-Verdampfer-Systems kann durch mindestens zwei
verdampfungsseitig seriell verbundene Teilabschnitte gebildet wird, deren erster als
Fallfilmverdampfer und deren zweiter als Umlaufverdampfer ausgebildet ist. Die Flüssigkeit,
die den Verdampfungspassagen des als Fallfilmverdampfer realisierten Teilabschnitts
entströmt, wird dabei zum Beispiel in das Flüssigkeitsbad des oder eines als Umlaufverdampfer
verwirklichten Teilabschnitts eingeleitet. Die Fallfilmverdampfer-Umlaufverdampfer-Kombination
kann beispielsweise mit durchgehenden Verflüssigungspassagen ausgestattet sein, wie
es in EP 795349 A im einzelnen beschrieben ist. In diesem Fall kann die Flüssigkeit
aus dem Bad des Umlaufverdampfers in die Niederdrucksäule oder zum Austritt der Verdampfungspassagen
des ersten Abschnitts des Kondensator-Verdampfer-Systems zurückgeführt und zur Erhöhung
der Flüssigkeitsmenge in dem als Fallfilmverdampfer ausgebildeten Teilabschnitt des
zweiten Abschnitts genutzt werden.
[0023] Die Erfindung betrifft außerdem eine Vorrichtung zur Tieftemperaturzerlegung von
Luft gemäß Patentanspruch 9. Besonders vorteilhafte Ausgestaltungen der Vorrichtung
sind in den Patentansprüchen 10bis 13 beschrieben.
[0024] Die Erfindung sowie weitere Einzelheiten der Erfindung werden im folgenden anhand
zweier in den Zeichnungen schematisch dargestellten Ausführungsbeispiele zur Gewinnung
gasförmigen Drucksauerstoffs näher erläutert.
[0025] Gemäß
Figur 1 wird gasförmige Einsatzluft 1 die zuvor verdichtet, gereinigt und auf etwa Taupunkt
abgekühlt wurde (nicht dargestellt), der Drucksäule 2 unmittelbar oberhalb des Sumpfs
zugeleitet. Die Drucksäule 2 ist Teil eines Rektifiziersystems, das außerdem eine
Niederdrucksäule 3 und einen Hauptkondensator in Form eines Kondensator-Verdampfer-Systems
101, 102, 103 aufweist. Die Luft wird in der Drucksäule 2 in Kopfstickstoff und in
eine sauerstoffangereicherte Flüssigkeit zerlegt. Letztere wird bei dem speziellen
Ausführungsbeispiel nicht wie sonst üblich am Sumpf, sondern einige theoretische beziehungsweise
praktische Böden höher über Leitung 5 abgezogen. (Einzelheiten über diese Verfahrensweise,
die zum Zurückhalten von schwererflüchtigen Bestandteilen dient, sind der älteren
deutschen Patentanmeldung 19835474 beziehungsweise den zu dieser Anmeldung korrespondierenden
Anmeldungen in weiteren Ländern zu entnehmen.) Die sauerstoffangereicherte Flüssigkeit
5 wird über eine nicht dargestellte Leitung an einer Zwischenstelle in die Niederdrucksäule
3 eingedrosselt.
[0026] In der Niederdrucksäule 3 werden im oberen Bereich ein oder mehrere Stickstoffprodukte
abgezogen (nicht dargestellt). Unterhalb des untersten Rektifizierabschnitts wird
Sauerstoff in der für das Produkt benötigten Reinheit gewonnen. Dieser fließt als
erste sauerstoffreiche Flüssigkeit vom untersten Boden beziehungsweise Packungsabschnitt
der Niederdrucksäule 3 ab und wird in einer Sammeleinrichtung 7 gesammelt. Die erste
sauerstoffreiche Flüssigkeit strömt weiter zum oberen Ende des ersten Abschnitts 101
des Kondensator-Verdampfer-Systems und wird in dessen Verdampfungspassagen eingeleitet.
Der erste Abschnitt 101 ist als Fallfilmverdampfer ausgebildet. Dort verdampfen etwa
28 bis 30 % der ersten sauerstoffreichen Flüssigkeit 7 in indirektem Wärmeaustausch
mit einem ersten Teil 8 der stickstoffreichen Gasfraktion 4 vom Kopf der Drucksäule
2. Dabei kondensiert das stickstoffreiche Gas 8 zu einer ersten stickstoffreichen
Flüssigkeit 9. Diese wird in einem Drosselventil 10 entspannt und vollständig als
Rücklauf auf den Kopf der Niederdrucksäule 3 aufgegeben. Da bei dem Beispiel kein
flüssiges Stickstoffprodukt erzeugt wird, ist der Fallfilmverdampfer 101 so dimensioniert,
daß in ihm genau diejenige Menge an stickstoffreichem Gas 8 kondensiert, die als Rücklaufflüssigkeit
für die Niederdrucksäule benötigt wird.
[0027] Der Dampf 11, der im ersten Abschnitt 101 des Kondensator-Verdampfer-Systems erzeugt
wird, strömt zum untersten Rektifizierabschnitt der Niederdrucksäule zurück und nimmt
an dem Gegenstrom-Stoffaustausch innerhalb dieser Säule teil. Der flüssig verbleibende
Anteil 12 bildet eine zweite sauerstoffreiche Flüssigkeit. Diese wird über Leitung
13 abgezogen und mittels einer Pumpe 14 zu dem zweiten Abschnitt des Kondensator-Verdampfers
geführt, der durch eine Kombination aus einem weiteren Fallfilmverdampfer 102 und
einem Umlaufverdampfer 103 gebildet wird, wie sie in EP 795349 A im einzelnen beschrieben
ist.
[0028] Die zweite sauerstoffreiche Flüssigkeit strömt in den Verdampfungspassagen des weiteren
Fallfilmverdampfers 102 nach unten und verdampft dort zu etwa 40 %. Der entstandene
Dampf 15 wird vollständig über Leitung 16 in die Niederdrucksäule 3 zurückgeleitet,
da in dem Beispiel kein Sauerstoff als gasförmiges Produkt direkt aus dem Rektifiziersystem
abgeführt wird. Die Leitung 16 dient gleichzeitig zum Konstanthalten des Flüssigkeitsspiegels
im Flüssigkeitsbad 18, indem überschüssige Flüssigkeit gemeinsam mit dem im zweiten
Abschnitt 102, 103 erzeugten Dampf zur Niederdrucksäule 3 geführt wird. (Diese Funktion
wird anhand der Detailzeichnung von Figur 2 unten näher erläutert.) Die verbleibende
Flüssigkeit 17 aus dem Teilabschnitt 102 fließt in das Flüssigkeitsbad 18 des Umlaufverdampfers
103 und bildet zusammen mit der im Umlaufverdampfer umgeworfenen Flüssigkeit 19 eine
dritte sauerstoffreiche Flüssigkeit. Diese wird als Sauerstoffprodukt gewonnen, indem
sie zum Teil über Leitung 20 abgezogen, mittels einer Pumpe 21 innenverdichtet, auf
die bekannte Weise unter erhöhtem Druck verdampft und schließlich als gasförmiges
Druckprodukt herausgeführt wird. Falls als Wärmeträger für die Verdampfung des Produktsauerstoffs
ein Teil der Einsatzluft eingesetzt wird, kann der dabei verflüssigte Luftstrom 24
an einer Zwischenstelle in die Drucksäule 2 eingeführt werden. Alternativ oder zusätzlich
ist es möglich, einen auf über Drucksäulendruck gebrachten Stickstoffstrom gegen den
verdampfenden Produktsauerstoff zu kondensieren (Stickstoffkreislauf, nicht dargestellt).
[0029] Die Verflüssigungspassagen des weiteren Fallfilmverdampfers 102 und des Umlaufverdampfers
103 sind durchgehend ausgeführt. Sie werden von einem zweiten Teil 22 der stickstoffreichen
Gasfraktion 4 aus der Drucksäule 2 beaufschlagt. Der Stickstoff strömt zunächst durch
den Fallfilmverdampfer 102 und anschließend durch den Umlaufverdampfer 103 und kondensiert
mindestens teilweise, vorzugsweise praktisch vollständig. Die dabei entstandene zweite
stickstoffreiche Flüssigkeit 23 wird vollständig als Rücklauf auf die Drucksäule 2
aufgegeben.
[0030] Figur 2 zeigt im Detail die Verbindung zwischen der Leitung 16 und dem Außenraum um die beiden
Kondensator-Verdampfer 102, 103, die den zweiten Abschnitt des Kondensator-Verdampfer-Systems
bilden. Die Dimensionen der Leitung werden im wesentlichen nach der zu transportierenden
Gasmenge ausgelegt. Sie wird so angeordnet, daß Flüssigkeit aus dem Flüssigkeitsbad
des Umlaufverdampfers 103 überlaufen und als Film 26 an der Unterseite der Leitung
16 in die Niederdrucksäule 3 beziehungsweise in den Flüssigkeitssumpf unterhalb des
ersten Fallfilmverdampfers 101 zurückfließen kann. Hierdurch wird der Flüssigkeitsspiegel
des Flüssigkeitsbads des Umlaufverdampfers 103 ohne spezielle Regelmaßnahmen auf konstanter
Höhe gehalten.
[0031] Figur 3 unterscheidet sich von Figur 1 durch eine zusätzliche Leitung 301, über die ein Teil
der ersten stickstoffreichen Flüssigkeit 9 als Rücklauf auf die Drucksäule 2 aufgegeben
werden kann. Bei der dargestellten Anordnung von Säulen und Kondensatoren ist eine
Flüssigpumpe 302 zur Überwindung der statischen Höhe zwischen erstem Abschnitt 101
des Kondensator-Verdampfer-Systems und oberem Bereich der Drucksäule 2 notwendig.
Mit Hilfe dieser Überleitung von Flüssigkeit in die Drucksäule kann bei der Variante
von Figur 3 gegenüber Figur 1 mehr Heizfläche in den ersten Abschnitt 101 verlegt
werden, der hier als Sumpfverdampfer der Niederdrucksäule 3 ausgebildet ist. Entsprechend
weniger Heizfläche (und damit weniger Volumen) wird für den zweiten Abschnitt 102,
103 benötigt, in dem Beispiel am Kopf der Drucksäule 2. Hierdurch kann die räumliche
Aufteilung des Kondensator-Verdampfer-Systems optimiert werden. Der Vorteil dieser
Optimierung ist in vielen Fällen höher als der Aufwand für die zusätzliche Leitung
301 und die Flüssigpumpe 302.
[0032] In einem extremen Beispiel (in der Zeichnung nicht dargestellt), kann die gesamte
Heizfläche des Teilabschnitts 102 in den ersten Abschnitt 101 integriert werden, so
daß der zweite Abschnitt des Kondensator-Verdampfer-Systems nur noch aus einem Umlaufverdampfer
103 besteht.
1. Verfahren zur Tieftemperaturzerlegung von Luft, bei dem verdichtete und vorgereinigte
Einsatzluft (1) in ein Rektifiziersystem zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung eingeleitet
wird, das
• eine Drucksäule (2),
• eine Niederdrucksäule (3) und
• ein Kondensator-Verdampfer-System (101, 102, 103) zur Beheizung der Niederdrucksäule
(3)
aufweist, wobei
• das Kondensator-Verdampfer-System einen ersten Abschnitt (101) aufweist, der als
Fallfilmverdampfer ausgebildet ist,
• eine erste sauerstoffreiche Flüssigkeit (6) aus der Niederdrucksäule (3) in die
Verdampfungspassagen des Fallfilmverdampfers (101) eingeleitet und dort teilweise
verdampft wird, wobei ein sauerstoffreicher Dampf (11) und eine zweite sauerstoffreiche
Flüssigkeit (12) gebildet werden, und wobei
• der sauerstoffreiche Dampf (11) mindestens zum Teil in die Niederdrucksäule (3)
zurückgeleitet wird,
dadurch gekennzeichnet, daß das Kondensator-Verdampfer-System einen zweiten Abschnitt (102, 103) aufweist,
der mindestens teilweise als Umlaufverdampfer (103) ausgebildet ist und daß die zweite
sauerstoffreiche Flüssigkeit (12, 13) mindestens teilweise mittels einer Fördereinrichtung
(14) zu den Verdampfungspassagen des zweiten Abschnitts (102, 103) des Kondensator-Verdampfer-Systems
geleitet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der in den Verdampfungspassagen des zweiten Abschnitts des Kondensator-Verdampfer-Systems
erzeugte Dampf mindestens zur Hälfte in die Niederdrucksäule (3) eingeleitet (16)
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß eine dritte sauerstoffreiche Flüssigkeit (18), die aus dem im zweiten Abschnitt
(102, 103) des Kondensator-Verdampfer-Systems nicht verdampften Teil der zweiten sauerstoffreichen
Flüssigkeit (12, 13) gebildet wird, mindestens teilweise in die Niederdrucksäule (3)
und/oder zu den Verdampfungspassagen des ersten Abschnitts (101) des Kondensator-Verdampfer-Systems
zurückgeleitet (16) wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß
• im oberen Bereich der Drucksäule (2) eine stickstoffreiche Gasfraktion (4) erzeugt
wird,
• ein erster Teil (8) der stickstoffreichen Gasfraktion (4) in die Verflüssigungspassagen
des ersten Abschnitts (101) des Kondensator-Verdampfer-Systems eingeleitet und dort
mindestens teilweise kondensiert wird, wobei eine erste stickstoffreiche Flüssigkeit
(9) gebildet wird,
• ein zweiter Teil (22) der stickstoffreichen Gasfraktion (4) in die Verflüssigungspassagen
des zweiten Abschnitts (102, 103) des Kondensator-Verdampfer-Systems eingeleitet und
dort mindestens teilweise kondensiert wird, wobei eine zweite stickstoffreiche Flüssigkeit
(23) gebildet wird,
• die erste stickstoffreiche Flüssigkeit (9) mindestens teilweise entspannt (10) und
als Rücklauf auf die Niederdrucksäule (3) aufgegeben wird und
• die zweite stickstoffreiche Flüssigkeit (23) mindestens teilweise als Rücklauf auf
die Drucksäule (2) aufgegeben wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß ein Teil der ersten stickstoffreichen Flüssigkeit (9) als Rücklauf auf die Drucksäule
(2) aufgegeben (301, 302) wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß Drucksäule (2) und Niederdrucksäule (3) nebeneinander angeordnet sind, wobei
der erste Abschnitt (101) des Kondensator-Verdampfer-Systems unterhalb des untersten
Bodens beziehungsweise des untersten Packungsabschnitts der Niederdrucksäule (3) und/oder
der zweite Abschnitt des Kondensator-Verdampfer-Systems oberhalb des obersten Bodens
beziehungsweise des obersten Packungsabschnitts der Drucksäule (2) angeordnet sind.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der erste Abschnitt (101) des Kondensator-Verdampfer-Systems ausschließlich als
Fallfilmverdampfer ausgebildet ist.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der zweite Abschnitt des Kondensator-Verdampfer-Systems durch mindestens zwei
verdampfungsseitig seriell verbundene Teilabschnitte gebildet wird, von denen mindestens
einer als Fallfilmverdampfer (102) und mindestens einer als Umlaufverdampfer (103)
ausgebildet ist.
9. Vorrichtung zur Tieftemperaturzerlegung von Luft mit einem Rektifiziersystem zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung,
das
• eine Drucksäule (2),
• eine Niederdrucksäule (3) und
• ein Kondensator-Verdampfer-System (101, 102, 103) zur Beheizung der Niederdrucksäule
(3)
aufweist,
• wobei das Kondensator-Verdampfer-System einen ersten Abschnitt (101) aufweist, der
als Fallfilmverdampfer ausgebildet ist,
und mit
• einer Einsatzluftleitung (1) zur Einleitung verdichteter und vorgereinigter Einsatzluft
(1) in die Drucksäule (2),
• Mitteln zur Zuführung einer ersten sauerstoffreichen Flüssigkeit (6) aus der Niederdrucksäule
(3) in die Verdampfungspassagen des Fallfilmverdampfers (101) und
• Mitteln zur Rückführung von sauerstoffreichem Dampf (11) aus den Verdampfungspassagen
des Fallfilmverdampfers (101) in die Niederdrucksäule (3),
dadurch gekennzeichnet, daß das Kondensator-Verdampfer-System einen zweiten Abschnitt (102, 103) aufweist,
der mindestens teilweise als Umlaufverdampfer (103) ausgebildet ist und die Vorrichtung
Mittel zur Einleitung einer zweiten sauerstoffreichen Flüssigkeit (12, 13) aus den
Verdampfungspassagen des Fallfilmverdampfers (101) zu den Verdampfungspassagen des
zweiten Abschnitts (102, 103) des Kondensator-Verdampfer-Systems aufweist, die eine
Fördereinrichtung (14) umfassen.
10. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß Drucksäule (2) und Niederdrucksäule (3) nebeneinander angeordnet sind, wobei
der erste Abschnitt (101) des Kondensator-Verdampfer-Systems unterhalb des untersten
Bodens beziehungsweise des untersten Packungsabschnitts der Niederdrucksäule (3) und/oder
der zweite Abschnitt des Kondensator-Verdampfer-Systems oberhalb des obersten Bodens
beziehungsweise des obersten Packungsabschnitts der Drucksäule (2) angeordnet sind.
11. Vorrichtung nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, daß der erste Abschnitt (101) des Kondensator-Verdampfer-Systems ausschließlich als
Fallfilmverdampfer ausgebildet ist.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 9 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß der zweite Abschnitt des Kondensator-Verdampfer-Systems durch mindestens zwei
verdampfungsseitig seriell verbundene Teilabschnitte gebildet wird, deren erster als
Fallfilmverdampfer (102) und deren zweiter als Umlaufverdampfer (103) ausgebildet
ist.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 9 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß der Austritt (9) der Verflüssigungspassagen des ersten Abschnitts (101) des
Kondensator-Verdampfer-Systems über eine Flüssigkeitsleitung (301) und gegebenenfalls
über eine Flüssigpumpe (302) mit der Drucksäule (2) verbunden ist.