(19)
(11) EP 1 095 892 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
02.05.2001  Patentblatt  2001/18

(21) Anmeldenummer: 00122334.6

(22) Anmeldetag:  23.10.2000
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7B65H 54/20, B65H 57/00, B65H 67/04
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 27.10.1999 DE 19951692

(71) Anmelder: B a r m a g AG
D-42897 Remscheid (DE)

(72) Erfinder:
  • Hufschmidt, Klaus
    42897 Remscheid (DE)
  • Duda, Peter
    42477 Radevormwald-Herbeck (DE)

(74) Vertreter: Kahlhöfer, Hermann, Dipl.-Phys. et al
Patentanwälte Kahlhöfer Neumann Heilein Postfach 10 33 63
40024 Düsseldorf
40024 Düsseldorf (DE)

   


(54) Vorrichtung und Verfahren zum Aufwickeln einer Schar von Bändern oder Fäden


(57) Es sind eine Vorrichtung und ein Verfahren zum Aufwickeln einer Schar von Bändchen oder Fäden zu einer Vielzahl von Spulen beschrieben. Hierbei ist an einer Maschinenlängsseite eine Vielzahl von Wickelstellen nebeneinander angeordnet, wobei in jeder Wickelstelle zumindest eine Spule gewickelt wird. Zur Verteilung der Bänder der Bändchenschar sind eine Fadenführerleiste sowie mehrere jeweils den Wickelstellen zugeordnete Fadenführer vorgesehen. Dabei wird die Bändchenschar in einer sich quer zur Maschinenlängsseite erstreckenden Ebene (Verteilerebene) oberhalb der Wickelstellen geführt. Erfindungsgemäß ist die Fadenführerleiste beweglich ausgebildet, um zum Wechsel der Spulen eine die Verteilerebene durchdringende und sich parallel zu der Maschinenlängsseite erstreckende Doffebene freizugeben, damit zum Abnehmen der Spulen ein Hilfsmittel in der Doffebene führbar ist.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Aufwickeln einer Schar von Bändern oder Fäden gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 und ein Verfahren zum Aufwickeln einer Schar von Bändern oder Fäden gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 11.

[0002] Es ist bekannt, Folienbänder aus thermoplastischen hochpolymeren Kunststoffen für verschiedene Anwendungsfälle mit den hierfür erforderlichen spezifischen Produkteigenschaften herzustellen. Solche Anwendungsfälle sind beispielsweise Webbänder für Teppichgrundgewebe oder für Verpackungsgewebe, Folienbänder für die Herstellung von Schnüren, Seilen oder Tauen sowie Folienbänder als Ausgangsmaterial für die Herstellung von Spleißfäden und ähnlichen Produkten.

[0003] Bei den bekannten Anlagen werden die Kunststoffe in einem kontinuierlichen Verfahren plastifiziert und im schmelzflüssigen Zustand durch ein Preßwerkzeug, vorzugsweise eine Breitschlitzdüse, als Folienbahn ausgepreßt. Diese wird in einem temperierten Kühlbad unter die Erweichungstemperatur des Kunststoffes abgekühlt. Nach dem Beschneiden der Folienbahnränder wird die Flachfolie in eine Schar schmaler und ebener Bänder aufgeteilt, welche zwischen Walzen- oder Galettenanordnungen, die vorzugsweise als Umschlingungsstreckwerke ausgebildet sind und zwischen denen Heißluftöfen angeordnet sind, im langen Reckspalt monoaxial verstreckt und mittels einer Vorrichtung zu einer Vielzahl von Spulen aufgewickelt. Wie beispielsweise aus der DE 34 14 636 bekannt ist, wird die Bändchenschar nach Ablauf von der letzten Galette durch eine Fadenführerleiste mit einer Vielzahl von Fadenführern geführt, bevor die einzelnen Bänder der Bändchenschar auf einzelne Wickelstellen verteilt werden. Die Wickelstellen sind an einer Maschinenlängsseite angeordnet, wobei zur Verteilung der Bänder die Bändchenschar in einer Ebene oberhalb der Wickelstellen geführt werden. In jeder Wickelstelle wird ein Band zu einer Kreuzspule gewickelt. Bis die auf einer Spulspindel sitzende Spule die vorgesehene Größe erreicht hat, wird ein Spulenwechsel notwendig. Hierzu wird das Bändchen durchtrennt und mittels einer Absaugpistole als Abfall abgeführt. Die Spule wird von der Spulspindel abgezogen und durch eine neue Leerhülse ersetzt. Anschließend wird das Bändchen an die Leerhülse angelegt, um eine neue Spule zu wickeln. Der Spulenwechsel wird dabei manuell ausgeführt. Somit ist die bekannte Vorrichtung nur geeignet, um Spulen mit relativ geringem Gewicht herzustellen.

[0004] Demgemäß ist es Aufgabe der Erfindung, eine Vorrichtung und ein Verfahren der eingangs genannten Art derart weiterzubilden, daß Spulen mit einem höheren Spulengewicht, insbesondere größer als 12 kg, gewickelt und gewechselt werden können.

[0005] Die Aufgabe wird durch eine Vorrichtung mit den Merkmalen nach Anspruch 1 sowie durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 11 gelöst.

[0006] Weitere vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen definiert.

[0007] Die Erfindung zeichnet sich dadurch aus, daß der Spulenwechsel der Spulen in den Wickelstellen durch Hilfsmittel ausführbar ist. Derartige Hilfsmittel können ungehindert in einer Doffebene verfahren werden, die sich parallel zu der Maschinenlängsseite erstreckt. Erfindungsgemäß wird die quer zur Maschinenlängsseite geführte Bändchenschar zum Wechseln der Spulen aus einer Verteilerebene geführt, so daß keines der Bänder die Doffebene durchquert. Hierzu ist die Fadenführerleiste, die vor den Wickelstellen angeordnet ist, beweglich ausgebildet. Die Fadenführerleiste wird somit nur zum Spulenwechsel aus ihrer Betriebsposition herausbewegt, um die Bändchenschar auszulenken.

[0008] Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung wird die Bewegung der Fadenführerleiste durch einen Antrieb mit einer gleichmäßigen Führungsgeschwindigkeit ausgeführt. Damit ist gewährleistet, daß keine plötzlichen Fadenspannungsschwankungen auftreten können, so daß während der Bewegung der Fadenführerleiste das Aufwickeln der Bänder ungehindert fortgeführt werden kann.

[0009] Um die Bewegung der Fadenführerleiste mit einfachen Mitteln ausführen zu können, ist gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung ein Ende der Fadenführerleiste als ein Schwenklager ausgebildet. Dabei wird die Fadenführerleiste mittels eines Schwenkantriebes quer zur Fadenlaufrichtung verschwenkt. Hierbei sind die Betriebsstellung der Fadenführerleiste und die Auslenkstellung der Fadenführerleiste vorzugsweise durch einen Anschlag definiert.

[0010] Um eine hohe Flexibilität beim Aufwickeln der Bänder der Fadenschar zu gewährleisten, wird gemäß einer bevorzugten Weiterbildung der Erfindung in jeder Wickelstelle der Spulenwechsel durch das in der Doffebene geführte Hilfsmittel nacheinander ausgeführt. Das Hilfsmittel wird hierbei vorzugsweise durch einen an einer Hängebahn geführten Spulenmanipulator gebildet. Der Spulenmanipulator dient somit nur zur Abnahme der Vollspule von der Spindel der Wickelstelle und zum Abtransport der Vollspule beispielsweise zu einem benachbarten Gattergestell.

[0011] Da sich die Umschlingung der einzelnen Bänder der Bändchenschar in der ausgelenkten Stellung der Fadenführerleiste verändert, ist gemäß einer weiteren vorteilhaften Weiterbildung die Fadenführerleiste mit mehreren Fadenführern bestückt, welche jeweils zur Führung eine das Band teilumschließende Führungskante aufweist. Damit wird in jeder Stellung der Fadenführerleiste eine sichere Führung der Bänder der Bändchenschar gewährleistet.

[0012] Um möglichst viele Bänder mit einer Vorrichtung zu Spulen zu wickeln, sind die Wickelstellen in mehreren horizontalen Reihen untereinander an der Maschinenlängsseite angeordnet. Die den Wickelstellen zu Fadenverteilung zugeordneten Fadenführer sind dabei oberhalb der letzten horizontalen Reihe angeordnet, so daß ein Auslenken der Fadenführerleiste mit der Bänderschar die Verteilung auf die Wickelstellen nicht beeinflußt.

[0013] In den Fällen, in denen die Wickelstellen in zwei spiegelsymmetrisch aneinander stehenden Maschinenlängsseiten angeordnet sind, wird erfindungsgemäß jeder Maschinenlängsseite eine bewegliche Fadenführerleiste zugeordnet. Damit können die Spulenwechsel an den Wickelstellen in einer Maschinenlängsseite unabhängig von den Wickelstellen der benachbarten Maschinenlängsseite ausgeführt werden.

[0014] Die Fadenführerleisten werden vorzugsweise unabhängig voneinander mittels separater Antriebe mit gleichmäßiger Führungsgeschwindigkeit bewegt.

[0015] Bei einer besonders vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung sind die Wickelstellen mit jeweils einer Tänzerarmregelung ausgeführt, um das Band im wesentlichen konstanter Fadenspannung zu einer Spule aufzuwickeln. Damit wird die durch die unterschiedliche Umschlingung in der Auslenkstellung der Fadenführerleiste hervorgerufene Fadenspannungsänderung in den Wickelstellen komplett ausgeregelt, so daß die Spule mit gleicher Fadenspannung gewickelt werden kann.

[0016] Um in den der Aufwickelvorrichtung vorgeschalteten Anlagenteile einen ungestörten Lauf der Bändchenschar zu gewährleisten, wird gemäß einer weiteren vorteilhaften Weiterbildung vorgeschlagen, der Fadenführerleiste einen Niederhalter vorzuschalten. Der Niederhalter führt die Bändchenschar in einer Ebene, die einen ungestörten Ablauf von den vorgeschalteten Anlagevorrichtungen ermöglicht.

[0017] Weitere Vorteile der Erfindungen werden anhand einiger Ausführungsbeispiele im folgenden unter Hinweis auf die beigefügten Zeichnungen näher beschrieben.

[0018] Es stellen dar:
Fig. 1
schematisch eine Anlage zur Herstellung von Folienbändchen mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung;
Fig. 2
schematisch eine Seitenansicht eines ersten Ausführungsbeispiels der erfindungsgemäßen Vorrichtung;
Fig. 3
schematisch eine Draufsicht des Ausführungsbeispiels der erfindungsgemäßen Vorrichtung gemäß Fig. 2;
Fig. 4
schematisch ein weiteres Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Vorrichtung.


[0019] In der in Fig. 1 schematisch dargestellten Folienbandanlage ist ein Extruder 1 zum Aufschmelzen eines Kunststoffgranulats vorgesehen. An einem Ausstoßende ist ein spezielles Strangpreßwerkzeug 2 angeordnet, das eine extrudierte Folie 3 extrudiert und in ein darunter angeordnetes Kühlbad 4 eintreten kann, wo die Folie 3 an ihrer Oberfläche verfestigt wird. Die Folienbahn 3 wird über ein Lieferwerk 5 zu einer Schneideinrichtung 6 geführt. In der Schneideinrichtung 6 treten einzelne Messer in die Folie 3 ein, um die Folienbahn 3 in eine Schar 7 von einzelnen Bändern zu zerschneiden. Die Bändchenschar 7 läuft parallel durch ein Reckwerk 8 und gelangt dann zu einer Abzugsvorrichtung 9, von wo sie zu einer in einer horizontalen Ebene angeordneten Fadenführerleiste 12 geführt wird. Das Reckwerk 8 und die Abzugsvorrichtung 9 weisen mehrere Galetten auf, über deren Umfang die Bändchenschar 7 mit möglichst großem Umschlingungswinkel herumgeführt wird. Auf der letzten Galette liegt jeweils eine schwenkbar gelagerte Anpreßwalze 11 auf, durch deren Normalkraft die Bändchenschar 7 an die Galette angedrückt und in Verbindung mit der Umschlingung die Halte- und Streckkräfte festgelegt sind. An dem Reckwerk 8 und der Abzugsvorrichtung 9 ist eine Absaugeinrichtung 10 angeschlossen, von welcher die Bänder bei der Inbetriebnahme der Anlage, d.h. während des Anlegens der einzelnen Bänder, zunächst abgesaugt werden. Hierdurch werden auch die während des Betriebes abgerissenen Bänder abgesaugt, damit sich an der Galette keine Wickler bilden können. Am Ende der Anlage ist die erfindungsgemäße Vorrichtung 14 zum Aufwickeln der Bändchenschar angeordnet. Auf der Einlaufseite der Aufspuleinrichtung 14 ist eine Fadenführerleiste 12 vorgesehen, die die Bänder der Bändchenschar 7 zur Verteilung auf mehrere Wickelstellen der Aufspuleinrichtung 14 in Abstand nebeneinander führt.

[0020] Die erfindungsgemäße Vorrichtung zum Aufwickeln der Bändchenschar wird nachfolgend anhand der Figuren 2 und 3 näher beschrieben. In Fig. 2 ist die Aufspuleinrichtung 14 in einer Draufsicht und in Fig. 3 in einer Seitenansicht dargestellt. Insoweit kein ausdrücklicher Bezug genommen ist, gilt die nachfolgende Beschreibung für die Figuren 2 und 3 gleichermaßen.

[0021] An einer Maschinenlängsseite 18 der Vorrichtung sind eine Vielzahl von Wickelstellen 15 horizontal nebeneinander und vertikal untereinander an einem Maschinengestell 33 angeordnet. In einer horizontalen Reihe sind sechs Wickelstellen 15 nebeneinander dargestellt. In einer vertikalen Reihe befinden sich vier Wickelstellen 15 übereinander. Die Anzahl der Wickelstellen sowohl in der horizontalen Reihe als auch in der vertikalen Reihe ist beispielhaft. Es können beispielsweise auch nur drei oder zwei Wickelstellen 15 übereinander angeordnet sein. Ebenso läßt sich die horizontale Reihe um weitere Wickelstellen erweitern.

[0022] In jeder der Wickelstellen 15 wird ein Band zu einer Spule 16 gewickelt. Die Spule 16 wird auf einer angetriebenen Spulspindel 17 erzeugt, wobei die Spulspindel 17 eine Spulhülse zur Aufnahme der Spule 16 trägt. Die Drehzahl der Spulspindel 17 wird mittels einer Tänzerarmregelung 29 geregelt. Dabei wird das Band mit im wesentlichen konstanter Spannung gleichmäßiger Umfangsgeschwindigkeit der Spule aufgewickelt. Oberhalb der Wickelstellen sind mehrere Fadenführer 13 in einer Verteilerebene angeordnet. Hierbei ist jeder Wickelstelle 15 einer der Fadenführer 13 zugeordnet. Die Fadenführer 13 einer vertikalen Reihe werden hierbei von einem Träger 30 gehalten. Den Fadenführern 13 ist die Fadenführerleiste 12 vorgeschaltet. Die Fadenführerleiste 12 weist zu jedem Band der Bändchenschar 7 jeweils einen Fadenführer 24 auf, der die Bänder der Bändchenschar 7 in einer horizontalen Ebene führt. Die Fadenführerleiste 12 erstreckt sich im wesentlichen quer zur Laufrichtung der Bändchenschar 7. An dem zur Antriebsseite der Wickelstellen 15 gewandten Ende ist die Fadenführerleiste 12 an einem Schwenklager 21 schwenkbar befestigt. Das Schwenklager 21 ermöglicht eine Schwenkbewegung der Fadenführerleiste 12 quer zur Laufrichtung der Bändchenschar 7in Richtung oberhalb der Wickelstellen 15. Zur Ausführung der Schwenkbewegung greift ein Antrieb 20 an der Unterseite der Fadenführerleiste 12 an. Der Antrieb 20 ist als Zylinderkolbeneinheit ausgebildet, welche über eine Steuereinrichtung 31 ansteuerbar ist.

[0023] Parallel zur Maschinenlängsseite 18 ist oberhalb der Wickelstellen 15 eine Hängebahn 22 vorgesehen. An der Hängebahn 22 ist ein Spulenmanipulator 23 angeordnet, welcher durch manuelle Bedienung an der Hängebahn 22 längs der Maschinenlängsseite 18 zur Abnahme von Vollspulen aus den Wickelstellen 15 verfahrbar ist. Die Führungsebene des Spulenmanipulators 23 wird hierbei als Doffebene bezeichnet, die sich somit parallel zur Maschinenlängsseite 18 hin erstreckt. Der Spulenmanipulator 23 ist in der Doffebene horizontal und vertikal bewegbar, um Vollspulen aus den Wickelstellen 15 zu entnehmen.

[0024] Die Verteilung der Bänder der Bändchenschar 7 auf die Wickelstellen 15 erfolgt durch die Fadenführerleiste 12 und den den Wickelstellen 15 vorgeschalteten Fadenführern 13 derart, daß die hinteren Bändchen der Bändchenschar 7 zu den Wickelstellen 15 der ersten vertikalen Reihe geführt werden. Die weiteren Bänder der Bändchenschar 7 werden nacheinander zu den weiteren Wickelstellen 15 geführt, so daß die vorderen Bändchen der Bändchenschar 7 zu den Wickelstellen 15 der letzten vertikalen Reihe gelangen. Hierbei erstreckt sich die Bändchenschar 7 in einer Verteilerebene über die Maschinenlängsseite 18 der Vorrichtung hinaus, so daß die Bändchenschar 7 die Doffebene durchdringt. Diese Situation entspricht der normalen Betriebsstellung, in welcher die Bänder der Bändchenschar 7 jeweils zu einer Spule 16 gewickelt werden. Diese Situation ist in den Figuren 2.1 und 3.1 dargestellt.

[0025] Wenn die auf einzelnen Spulspindeln 17 sitzenden Spulen 16 die vorgesehene Größe erreicht haben, wird ein Spulenwechsel notwendig. Dabei besitzen die Spulen beispielsweise ein Spulengewicht von über 20 kg. Zum Wechseln der Spulen wird daher ein Hilfsmittel erforderlich, um das Abnehmen und Abtransportieren der Vollspulen vorzunehmen. Da derartige Aufspulvorrichtungen üblicherweise für manuelle Bedienung ausgelegt sind, wird als Hilfsmittel vorzugsweise ein Spulenmanipulator 23, wie in den Figuren 2 und 3 dargestellt, eingesetzt. Der Spulenmanipulator 23 wird mittels einer Hängebahn 22 in einer Doffebene parallel zur Maschinenlängsseite 18 geführt. Zur Freigabe der Doffebene, die in der Betriebsstellung von der Bändchenschar 7 durchdrungen wird, wird der Antrieb 20 über die Steuereinrichtung 31 zum Auslenken der Fadenführerleiste 12 aktiviert. Der Antrieb 20 ist dabei derart ausgelegt, daß eine langsame ruckfreie Auslenkung der Bändchenschar 7 erfolgt, so daß das Aufwickeln der Bänder in den Wickelstellen 15 ungehindert fortgeführt werden kann. Die durch die veränderte Umschlingung an den Bändern der Bändchenschar 7 entstehenden Spannungsunterschiede werden durch die Tänzerarmregelungen 29 in den Wickelstellen 15 ausgeregelt. Nachdem die Fadenführerleiste eine durch den Antrieb 20 definierte Auslenkstellung erreicht hat, wird der Spulenwechsel in den Wickelstellen 15 vollzogen. In der Auslenkstellung der Fadenführerleiste 12 ist die Doffebene zur Führung des Spulenmanipulators 23 frei und wird nicht mehr von der Bändchenschar 7 durchdrungen. Zum Wechseln einer Vollspule in einer Wickelstelle 15 wird zunächst das Bändchen durchtrennt und von der Absaugung aufgenommen und als Abfall abgeführt. Danach wird die Vollspule mittels des Spulenmanipulators 23 von der Spindel abgenommen und abtransportiert. Auf die leere Spulspindel wird sodann eine neue Hülse aufgesteckt, so daß nach Anlegen des Bandes die Aufwicklung fortgesetzt werden kann. In den Figuren 2.2 und 3.2 ist die Situation einer ausgelenkten Fadenführerleiste 14 dargestellt.

[0026] Nachdem die Spulenwechsel ausgeführt sind, wird über die Steuereinrichtung 31 der Antrieb 20 derart aktiviert, daß die Fadenführerleiste 12 in ihre Betriebsstellung zurückverschwenkt wird und somit die Bändchenschar 7 in einer horizontalen Ebene durch die Fadenführerleiste 12 geführt ist.

[0027] Um während der verschiedenen Stellungen der Fadenführerleiste 12 durch die an der Fadenführerleiste angebrachten Fadenführer 24 jeweils eine sichere Führung der Bänder zu erhalten, sind die Fadenführer 24 vorzugsweise mit einer das Band teilumschließenden Führungskante ausgebildet. Derartige Fadenführer sind beispielsweise als Spiralöse bekannt, und es wird somit an dieser Stelle auf eine Darstellung derartiger Fadenführer verzichtet.

[0028] In Fig. 4 ist ein weiteres Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zum Aufwickeln einer Bändchenschar 7 dargestellt. Hierbei weist die Vorrichtung an zwei spiegelsymmetrisch zueinander angeordneten Maschinenlängsseiten 18 und 25 mehrere Wickelstellen in vertikaler und horizontaler Reihenanordnung auf. Jeder Maschinenlängsseite 18 und 25 ist jeweils ein Spulenmanipulator 23.1 und 23.2 zugeordnet, die jeweils in einer Doffebene an den Hängebahnen 22.1 und 22.2 geführt werden. Zur Verteilung der Bänder der Bändchenschar 7 ist zu jeder Maschinenlängsseite 18 und 25 jeweils eine Fadenführerleiste 12 und 26 vorgesehen. Die Verteilung der Bänder von der Fadenführerleiste 12 oder 26 zu den Wickelstellen erfolgt entsprechend der vorhergehend beschriebenen Vorrichtung nach Fig. 2 und 3. Insoweit wird an dieser Stelle zu der vorhergehenden Beschreibung Bezug genommen. Die Fadenführerleiste 12 ist an einem Ende an dem Schwenklager 21 schwenkbar befestigt, und die Fadenführerleiste 26 ist an dem Schwenklager 32 ebenfalls schwenkbar befestigt. Jeder Fadenführerleiste 12 und 26 ist jeweils ein eigener Antrieb zugeordnet (hier nicht dargestellt). Die Antriebe können dabei unabhängig voneinander angesteuert werden.

[0029] Zwischen den Fadenführerleisten und einer letzten Galette 28 eines Lieferwerks ist ein Niederhalter 27 vorgesehen. Der Niederhalter 27 ist in seiner Position während des Wickelns der Spulen und während des Wechsels der Spulen unverändert. Damit bleibt die durch die Auslenkbewegung der Fadenführerleiste verursachte Umschlingungsänderung der Bändchenschar 7 an der Galette 28 ohne Wirkung. Zudem wird eine gegenseitige Beeinflussung der beiden parallel geführten Bändchenschar durch den Niederhalter 27 vermieden.

[0030] Da die Auslenkung der Fadenführerleiste zum Verschwenken der Bändchenschar 7 aus der Verteilerebene heraus zur Durchführung des Spulenwechsels identisch zu dem Ausführungsbeispiel nach Fig. 2 und 3 ist, wird auf die vorhergehende Beschreibung Bezug genommen. Hierbei ist es möglich, daß die Fadenführerleisten gleichzeitig verschwenkt werden, so daß an beiden Maschinenlängsseiten ein Spulenwechsel ausführbar ist. Es ist jedoch auch möglich, daß die Fadenfüherleisten unabhängig voneinander ausgelenkt werden, so daß jeweils nur die Wickelstellen einer Maschinenlängsseite bedienbar sind.

[0031] Bei den dargestellten Ausführungsbeispielen in Fig. 2 bis Fig. 3 wird eine Schar von Folienbändern zu Spulen gewickelt. Die Ausführungsbeispiele sind jedoch ohne Änderung auch zum Aufwickeln einer Schar von Fäden oder sonstiger strangförmiger Güter geeignet. Der Erfindungsgedanke ist unabhängig von dem aufzuwickelnden Gut. Wesentlich ist die Bewegung der Fadenführerleiste zur Freigabe einer Doffebene. Die Bewegung läßt sich dabei auch durch ein Verschieben der Fadenführerleiste in einer Führungsschiene ausführen, wobei die Umschlingungsänderung stets ein einwandfreies Aufwickeln der Bänder oder Fäden ermöglichen muß.

Bezugszeichenliste



[0032] 
1
Extruder
2
Strangpreßwerkzeug
3
Folie, Folienbahn
4
Kühlbad
5
Lieferwerk
6
Schneideinrichtung
7
Bänder, Bändchenschar
8
Reckwerk
9
Abzugsvorrichtung
10
Absaugeinrichtung
11
Anpreßwalze
12
Fadenführerleiste
13
Fadenführer
14
Aufspuleinrichtung
15
Wickelstelle
16
Spule
17
Spulspindel
18
Maschinenlängsseite
19
Verteilerebene
20
Antrieb
21
Schwenklager
22
Hängebahn
23
Spulenmanipulator
24
Fadenführer
25
Maschinenlängsseite
26
Fadenführerleiste
27
Niederhalter
28
Galette
29
Tänzerarmregelung
30
Träger
31
Steuereinrichtung
32
Schwenklager
33
Maschinengestell



Ansprüche

1. Vorrichtung zum Aufwickeln einer Schar (7) von Bändern oder Fäden zu einer Vielzahl von Spulen (16) mit mehreren an einer Maschinenlängsseite (18) nebeneinander angeordneten Wickelstellen (15), wobei in jeder Wickelstelle (15) zumindest eine Spule (16) gewickelt wird, mit einer in Fadenlaufrichtung vor den Wickelstellen (15) angeordneten Fadenführerleiste (12), welche die Bändchenschar (7) in einer sich quer zu der Maschinenlängsseite (18) erstreckenden Ebene (Verteilerebene) oberhalb der Wickelstellen (15) führt, und mit mehreren jeweils den Wickelstellen (15) zugeordneten Fadenführern(13), wobei die Bänder der Bändchenschar (7) zur Verteilung auf die einzelnen Wickelstellen (15) mittels der Fadenführerleiste (12) und den Fadenführern (13) geführt wird, dadurch gekennzeichnet, daß die Fadenführerleiste (12) beweglich ausgebildet ist, um zum Wechseln der Spulen (16) eine die Verteilerebene durchdringende und sich parallel zu der Maschinenlängsseite (18) erstreckende Doffebene freizugeben, in welcher ein Hilfsmittel (23) zum Abnehmen der Spulen (16) führbar ist.
 
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Bewegung der Fadenführerleiste (12) mittels eines Antriebes (20) mit einer gleichmäßigen Führungsgeschwindigkeit ausführbar ist.
 
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein Ende der Fadenführerleiste (12) als ein Schwenklager (21) ausgebildet ist und daß die Fadenführerleiste (12) mittels des Antriebes (20) quer zur Laufrichtung der Bändchenschar (7) verschwenkbar ist.
 
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Wickelstellen (15) zum Spulenwechsel durch das in der Doffebene geführte Hilfsmittel (23), welches vorzugsweise als ein an einer Hängebahn (22) geführter Spulenmanipulator (23) ausgebildet ist, nacheinander bedienbar sind.
 
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Fadenführerleiste mehrere Fadenführer trägt, welche Fadenführer jeweils zur Führung eine das Band teilumschließende Führungskante aufweisen.
 
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Wickelstellen (15) in mehreren horizontalen Reihen untereinander an der Maschinenlängsseite (18) angeordnet sind, wobei die den Wickelstellen (15) zur Fadenverteilung zugeordneten Fadenführer (13) oberhalb der letzten horizontalen Reihe angeordnet sind.
 
7. Vorrichtung nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Wickelstellen (15) in zwei spiegelsymetrisch aneinander stehenden Maschinenlängsseiten (18,25) angeordnet sind und daß jeder Maschinenlängsseite (18, 25) eine bewegliche Fadenfühererleiste (12, 26) zugeordnet ist.
 
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Fadenführerleisten (12, 26) unabhängig voneinander mittels separater Antriebe bewegbar sind.
 
9. Vorrichtung nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Wickelstellen (15) jeweils einen Tänzerarmregler (29) aufweisen, um das Band mit im wesentlichen konstanter Fadenspannung zu einer Spule (16) aufzuwickeln.
 
10. Vorrichtung nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Fadenführerleiste (12) ein Niederhalter (27) vorgeschaltet ist, welcher die Bändchenschar (7) vor Auflauf auf die Fadenführerleiste (12) in einer Ebene führt.
 
11. Verfahren zum Aufwickeln einer Schar von Bändern oder Fäden zu einer Vielzahl von Spulen, bei welchem die Spulen in mehreren an einer Maschinenlängsseite nebeneinander angeordneten Wickelstellen gewickelt werden und bei welchem die Bändchenschar durch eine in Fadenlaufrichtung vor den Wickelstellen angeordneten Fadenführerleiste in einer sich quer zu der Maschinenlängsseite erstreckende Ebene (Verteilerebene) oberhalb der Wickelstellen geführt und durch mehrere jeweils den Wickelstellen zugeordneten Fadenführern auf die einzelnen Wickelstellen verteilt wird, dadurch gekennzeichnet, daß zum Wechseln der Spulen die Bändchenschar aus der Verteilerebene derart geführt wird, daß ein sich parallel zu der Maschinenlängsseite erstreckende Doffebene freigegeben wird und ein Hilfsmittel in der Doffebene zum Abnehmen der Spulen geführt wird.
 
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Bändchenschar durch Verschwenken der Fadenführerleiste mit gleichmäßiger Führungsgeschwindigkeit aus der Verteilerebene geführt wird.
 
13. Verfahren nach Anspruch 11 oder 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Wickelstellen zum Spulenwechsel durch das in der Doffebene geführte Hilfsmittel, welches vorzugsweise als ein an einer Hängebahn geführter Spulenmanipulator ausgebildet ist, nacheinander bedient werden.
 
14. Verfahren zum Spulenwechsel beim Aufwickeln einer Schar von Bändern oder Fäden zu einer Vielzahl von Spulen, bei welchem die Spulen in mehreren an einer Maschinenlängsseite nebeneinander und untereinander angeordneten Wickelstellen gewickelt werden und bei welchen die Spulen in den Wickelstellen am Ende der Aufwicklung jeweils gegen eine Leerhülse ausgewechselt werden, dadurch gekennzeichnet, daß die Spulen einzeln nacheinander durch ein parallel zu der Maschinenlängsseite verfahrbares Hilfsmittel aus der jeweiligen Wickelstelle abgenommen und abtransportiert werden.
 
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß die Spulen durch ein an einer Hängebahn geführten teilautomatischen Spulenmanipulator geführt werden.
 




Zeichnung