[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Garniturdrahts für das
Open-End-Spinnen.
[0002] Das Open-End-Spinnen (OE Spinnen) ist das zur Zeit wirtschaftlichste Herstellungsverfahren
für Garne aus Kurzfasern. Etwa ein Drittel der Weltproduktion an solchen Garnen wird
nach dem OE Spinnverfahren erzeugt. Dafür sind ca. 6 Millionen Spinnstellen in Betrieb.
[0003] Die wesentlichsten Komponenten der OE-Spinneinheit sind die Auflösewalze und der
Spinnrotor. Mittels der Auflösewalze werden aus einem watteähnlichen Vorlageband die
nur wenige Mikrometer dicken Fasern herausgezogen, von Verunreinigungsresten befreit
und über einen Zuführkanal in den Spinnrotor eingespeist, wo sie zum fertigen Garn
zusammengedreht werden. Die einwandfreie Funktion der Auflösewalze übt einen entscheidenden
Einfluß auf die Stabilität des Spinnprozesses und die Qualität des erzeugten Garns
aus.
[0004] Eine weitverbreitete Ausführungsform von Auflösewalzen besteht aus einem ringförmigen
Grundkörper aus Aluminium oder Stahl, der an seinem Umfang eine spiralförmige Nut
aufweist, in welche ein mit feinen Zähnen versehenes Stahlband, die Drahtgarnitur,
eingezogen und durch Verstemmen fixiert ist. Fig. 1 zeigt einen teilweise aufgeschnittenen
üblichen Auflösewalzenring bestehend aus einem aus Aluminium gefertigten Auflösewalzengrundkörper
1 und dem spiralförmig aufgezogenen Garniturdraht 2.
[0005] Beispiele für Auflösewalzen und gezahnte Bänder bzw. Drähte finden sich beispielsweise
in US-A-2,937,413, US-A-4,233,711, US-A-2,731,676, US-A-4,435,953 und US-A-3,833,968.
Die Herstellung der Zahndrähte ("Garnituren") erfolgt üblicherweise durch Auswalzen
eines zunächst runden Drahts in ein Profilband mit der charakteristische Querschnittsform
(siehe Fig. 2a) und anschließendes Ausstanzen der Zähne aus dem flachen Teil dieses
Profilbandes. Ein solcher Garniturdraht ist in Fig. 2a im Querschnitt und in Fig.
2b ausschnittsweise in Seitenansicht dargestellt. Fallweise wird eine mechanische
Nachbearbeitung der Zahnflanken durch Schleifen durchgeführt. Ein derartiges Herstellverfahren
ist beispielsweise in US-A-4,233,711 beschrieben.
[0006] Ein nach diesen Herstellungsschritten erhaltener Garniturdraht wird auch als Rohdraht
bezeichnet. Ein solcher Draht wird beispielsweise unter der Bezeichnung OE-M-3325
CSH von Firma Graf/CH-Rapperswil auf dem Markt angeboten. Die Kanten der Zähne des
Rohdrahts sind scharf und zum Teil sehr rauh. Auflösewalzen mit einem Garniturdraht
in diesem Zustand haben ein völlig unakzeptables Spinnverhalten, da die feinen Fasern
durch den Rohdraht zerstört werden oder an den Unebenheiten der Zähne Anhäufungen
bilden, die sich von Zeit zu Zeit lösen und Dickstellen im erzeugten Garn verursachen.
[0007] Es ist daher Stand der Technik, die Rohdrähte vor dem Aufbringen als Garniturdraht
auf den Grundkörper einem abtragendem Verfahren bestehend aus einem elektrolytischen
oder chemischen Bearbeitungsvorgang zu unterziehen. Dazu wird der Rohdraht nacheinander
in verschiedenen elektrolytisch und/oder chemisch arbeitenden Bädern entfettet, entzundert,
gebeizt und entgratet. Zwischen den eigentlichen Prozeßschritten muß intensiv gespült
werden. Durch diese Bearbeitungsschritte werden die scharfen Kanten des Rohdrahts
verrundet und die Oberflächengüte generell verbessert. Das gesamte Verfahren ist allerdings
langwierig und teuer.
[0008] Da an den Garniturdraht für OE-Auflösewalzen besonders hohe Anforderungen an die
Formgenauigkeit gestellt werden, wird dieser in der Regel nicht elektrolytisch, sondern
mit dem aufwendigeren chemischen Entgratungsverfahren behandelt.
[0009] Der aus dieser Behandlung resultierende Oberflächenzustand der Zähne wird als "Nadelfinish"
bezeichnet. Er gilt als unverzichtbar für eine einwandfreie Funktion der Auflösewalze
mit Drahtgarnitur. Ein Hinweis auf dieses "Nadelfinish" findet sich z.B. in US-A-5,006,367,
Spalte 2, Zeilen 9 - 10.
[0010] Des weiteren gehört es zum Stand der Technik, die Zähne der Auflösewalze durch gezielte
oberflächentechnische Maßnahmen vor Verschleiß zu schützen und damit die Gebrauchsdauer
der Auflösewalze zu verlängern. Besonders wirksam ist hierbei das Aufbringen einer
Dispersionsschicht aus autokatalytisch abgeschiedenem Nickel mit eingelagerten Diamantpartikeln
auf die mit Nadelfinish versehene, drahtgarnierte Auflösewalze. Dies ist u.a. in Metalloberfläche
1984, Heft 4, Seite 139 oder Textile Month, Mai 1981, beschrieben. Mit einer derartigen
Nickel-Diamant-Beschichtung versehene Auflösewalzen erreichen Standzeiten, die jene
von unbeschichteten Auflösewalzen um das fünf- bis zehnfache übertreffen.
[0011] Ähnlich wie die oben beschriebene Entgratungs- und Verrundungsbehandlung des Rohdrahtes
erfordert die Nickel-Diamant-Beschichtung eine aufwendige vielstufige Behandlung in
Tauchbädern. Es ist daher wünschenswert, die beiden zeitaufwendigen teueren Verfahren
in wirtschaftlicher Weise zusammenzufassen.
[0012] Ein entsprechendes Verfahren, mit Rohdraht garnierte Auflösewalzen in einem einzigen
Durchlauf mit Nadelfinish und Diamantbeschichtung zu versehen, ist z.B. in DE 4314161
A1 (entspricht US-A-5,547,709) beschrieben.
[0013] Beim Einrollen des Garniturdrahtes in die spiralförmige Nut des Walzengrundkörpers
("Garnieren") wird unbeschichteter, gerader Draht von größeren Rollen unter starkem
Zug in die Nut des langsam rotierenden Walzenkörpers eingeführt und durch mechanische
Verformung des zwischen den Gängen der Nut befindlichen Stegs mittels schmaler Rollen
seitlich eingeklemmt. Bei diesem Vorgang erfährt der Garniturdraht eine erhebliche
plastische Verformung im Bereich des Zahngrundes, da er an dieser Stelle starkt gestreckt
wird. Bei unbeschichtetem Draht ist dies nicht störend, eine bereits vor dem Einrollen
auf dem Draht befindliche Beschichtung, insbesondere die für Auflösewalzen typische
Diamantbeschichtung, würde jedoch bei derartiger plastischer Verformung des Grundmaterials
unweigerlich Risse bilden und ggfs. sogar abplatzen. Dies wäre für die Funktion der
Walze völlig unzulässig. Um dieses Problem zu vermeiden werden daher mit dem Garniturdraht
versehene ("garnierte") Walzen mit einer Nickel-Diamant-Beschichtung versehen.
[0014] In DE OS 2433769 ist vorgeschlagen worden, Garniturdraht schraubenförmig vorzuformen
mit einem Durchmesser ähnlich dem Durchmesser des Walzenkörpers, und diesen Draht
dann auf dem Walzenkörper zu befestigen.
[0015] Ein solcher vorgeformter Draht kann auch bereits vor dem Montieren auf dem Walzenkörper
beschichtet werden, wie dies z.B. in EP 0861930 beschrieben ist. Nach dem Stand der
Technik muß der Draht jedoch schon vor dem Einrollen das für den Spinnprozeß notwendige
Nadelfinish besitzen, weil das zu diesem Oberflächenzustand führende Verfahren an
eng gerollten Drahtspiralen nicht beherrscht wird.
[0016] Da die Diamantbeschichtung in der geforderten Qualität weltweit nur von wenigen Lohnveredelern
beherrscht wird, ist ein Transport der bereits mit dem Garniturdraht bestückten Walzen
oder des vorgerollten, mit Nadelfinish versehenen Drahtes zum Lohnveredler und ein
Rücktransport zum OE Maschinenhersteller nach dem Veredeln erforderlich .
[0017] Wegen dieses sehr umständlichen Herstellungsganges ist die Beschaffung von Auflösewalzen
für den Endverbraucher sehr teuer und mit außerordentlich langen Lieferzeiten behaftet.
[0018] Der gesamte Ablauf ist nicht nur zeitaufwendig und teuer sondern auch mit einem erheblichen
Ausschußrisiko behaftet, da selbst leichte Schläge auf die Zahnspitzen, wie sie bei
den zahlreichen nach dem Garnieren noch stattfindenden Handhabungsvorgängen häufig
nicht zu vermeiden sind, zu Verformungen führen und die Walze unbrauchbar machen können.
[0019] Als Werkstoffe für den Walzengrundkörper werden aus Gewichtsgründen bevorzugt Aluminiumlegierungen
verwendet. Eine Nickel-Diamantbeschichtung des Walzenkörpers ist nicht erforderlich,
da keine nennenswerte Verschleißbeanspruchung auftritt und Aluminiumwerkstoffe üblicherweise
auch ausreichend korrosionsbeständig sind.
[0020] Die vorliegende Erfindung hat die Aufgabe, ein Verfahren zur Verfügung zu stellen,
das die kurzfristige und kostengünstige Bereitstellung von Auflösewalzen für das OE-Spinnen
ermöglicht.
[0021] Die Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zur Herstellung eines Garniturdrahts
der zum Aufbringen auf einen Auflösewalzengrundkörper geeignet ist, dadurch gekennzeichnet,
daß ein zur Herstellung von Garniturdraht üblicher Rohdraht hochkant zu einer Drahtrolle
verarbeitet wird, bei der die Zähne des Drahtes senkrecht zur Rollenachse stehen und
die einen Durchmesser hat, der dem Durchmesser des Auflösewalzengrundkörpers entspricht
oder der bis maximal ± 5 % vom Durchmesser des Auflösewalzengrundkörpers abweicht
und die Drahtrolle lose auf eine Trägervorrichtung geschoben wird und mit dieser in
eine galvanotechnische Anlage eingebracht wird, wobei in der galvanotechnischen Anlage
die für das Entgraten des Rohdrates und das Nickel-Diamant Beschichten einer garnierten
Auflösewalze üblichen Verfahrensschritte ablaufen und der Garniturdraht aus der galvanotechnischen
Anlage entnommen wird.
[0022] Das erfindungsgemäße Verfahren erlaubt es dem Hersteller von Auflösewalzen, die Lieferzeit
für Walzen nach Kundenspezifikation von ca. 8 auf ca. 4 Wochen zu reduzieren, ohne
ein umfangreiches Lager an teurem Garniturdraht mit Nadelfinish vorhalten zu müssen.
Zusätzlich ergeben sich direkte Kosteneinsparungen durch Reduzierung des beschädigungsbedingten
Ausschußanteils und den Wegfall des Transportvorgangs kompletter Walzen von Hersteller
zum Nickel-Diamant-Beschichter.
[0023] Durch das erfindungsgemäße Verfahren wird, ausgehend von billigem Rohdraht, ein nach
Kundenspezifikation optimierter Garniturdraht zur Verfügung gestellt, der bei gegenüber
dem Stand der Technik niedrigeren Kosten die für eine optimale Funktion erforderliche
Wirkgeometrie der Zahnspitzen aufweist und die für das geforderte spinntechnologische
Langzeitverhalten notwendige Nickel-Diamant-Beschichtung trägt.
[0024] Der Rohdraht wird im erfindungsgemäßen Verfahren vorzugsweise wie handelsüblich erhältlich
in elastisch gerollten Bunden mit ca. 500 mm Durchmesser eingesetzt. Hersteller eines
solchen Rohdrahtes sind z.B. die Firma Graf in CH-Rapperswil oder die Firma Hollingsworth
in D-Neubulach.
[0025] Beim Abrollen vom Bund streckt sich der Draht. Er wird vorzugsweise nach den bei
der Herstellung von Spiralfedern üblichen Methoden hochkant zu Rollen mit einem Innendurchmesser
der dem Durchmesser des Auflösewalzegrundkörpers entspricht oder bis maximal ± 5 %
davon abweicht verarbeitet. Solche Methoden sind beispielsweise aus Meissner/Wanke;
Handbuch Federn 2. Aufl. 1993, Seiten 62/63, Verlag Technik Berlin-München, bekannt.
[0026] Die Länge dieser Rollen richtet sich nach der Größe der für die Weiterbehandlung
in der galvanotechnischen Anlage verfügbaren Tauchbäder. Der Durchmesser dieser Rollen
richtet sich nach dem Walzengrundkörper, auf dem der Garniturdraht nach dem Durchlaufen
des erfindungsgemäßen Verfahrens montiert werden soll.
[0027] Wie aus der Herstellung von Spiralfedern bekannt, hängt der Rollendurchmesser im
wesentlichen vom Durchmesser des verwendeten Dorns ab. Wegen des je nach Materialeigenschaften
des Rohdrahtes unterschiedlichen Rückfederns nach dem Rollen muß daher der Durchmesser
des Dorns um einen bestimmten Betrag kleiner sein, der empirisch zu ermitteln ist.
[0028] Für die Behandlung ihrer Oberfläche wird die Drahtrolle lose auf eine Trägervorrichtung
geschoben und mit dieser in einen Galvanikautomaten eingebracht. Vorzugsweise wird
ein Galvanikautomat verwendet, in dem üblicherweise die Nickel- Diamant-Dispersionsbeschichtung
der garnierten Auflösewalzen stattfindet.
[0029] Bisher dienen galvanotechnische Anlagen überwiegend nur der Abscheidung von metallischen
Überzügen wie der Nickel-Diamant Schicht auf fertigen Bauteilen, die von den eingesetzten
Badchemikalien nicht angegriffen oder geometrisch verändert werden dürfen.
[0030] Abtragende Verfahren wie z. B. das Herstellen des Nadelfinishs werden vorher in eigenen
Anlagen durchgeführt, insbesondere wenn hohe Anforderungen an die Formgenauigkeit
geometrisch komplizierter Bauteile gestellt werden, wie dies für Garniturdraht für
OE-Auflösewalzen gilt.
[0031] Es ist nicht ohne weiteres möglich, in einem durchgängigen Oberflächenbehandlungsverfahren
rein chemisch ein definiert abtragendes und ein metallabscheidendes Verfahren nacheinander
fehlerfrei ablaufen zu lassen. Daher war es auch nicht naheliegend, die wirtschaftlich
attraktive Kombination dieser beiden Behandlungsschritte in einem einzigen Durchlauf
zu versuchen.
[0032] Gegen eine chemische Formentgratung von Drahtrollen mit direkt anschließender Metallabscheidung
sprechen im einzelnen folgende Gründe:
[0033] Die beim chemischen Formentgraten erwünschte Materialauflösung ist zwangsläufig auch
mit dem unerwünschten Freilegen von unlöslichen Werkstoffbestandteilen verbunden.
[0034] Je nach Stahltyp können diese unlöslichen Bestandteile Verunreinigungen (z.B. Einschlüsse
wie SiO
2)und/oder Legierungselemente (z.B. Kohlenstoff) sein.
[0035] Bei der Entgratung eines geraden Drahtes nach Stand der Technik im Durchlaufverfahren
können die auf der Drahtoberfläche anhaftenden Verunreinigungen sicher entfernt werden,
wenn der Draht durch ein spezielles Reinigungsbad mit seitlich angeordneten Ultraschallschwingern
geführt wird.
[0036] Dieses Verfahren führt bei der Reinigung eines erfindungsgemäß vorgerollten Drahtes
nicht zum gewünschten Erfolg, da die ultraschallunterstützte Reinigung durch geometrische
Abschirmeffekte stark beeinträchtigt wird.
[0037] Die direkte Metallisierung dieser Oberfläche führt zu Fehlern wie unzulässigen Rauhigkeiten
und mangelnder Schichthaftung.
[0038] Ein weiterer Umstand, der die Durchführung der chemischen Formentgratung und der
Metallisierung in einem durchgängigen Verfahren erschwert, ist die nach Möglichkeit
durchzuführende optische Zwischenkontrolle der entgrateten Oberfläche vor dem Aufbringen
der teuren Nickel-Diamant-Dispersionsbeschichtung.
[0039] Die beim Entgraten neu generierte Oberfläche weist eine außerordentlich hohe Reaktivität
auf; d.h. beim Entnehmen eines Prüfkörpers aus der Charge für die optische Beurteilung
und der bis zur erfolgten Beurteilung notwendigen Wartezeit würde der Draht durch
die stattfindende Korrosion für eine nachfolgende Metallisierung unbrauchbar.
[0040] Durch nachfolgend aufgeführte Verfahrensentwicklungen ist es jetzt möglich, die chemische
Entgratung und die Metallisierung der erzeugten Oberfläche trotz der beschriebenen
Probleme in einem durchgängigen Verfahren durchzuführen:
[0041] Das chemische Entgraten mittels einer Entgratungslösung findet vorzugsweise mit gleichzeitiger
mechanischer Unterstützung statt. Die mechanische Unterstützung wird durch den Zusatz
unlöslicher Feststoffpartikel zur Entgratungslösung realisiert.
[0042] Bei der chemischen Formentgratung ist es zur Erzielung einer qualitativ hochwertigen
Oberfläche in vertretbarer Behandlungszeit bevorzugt, den Rohdraht gezielt mit Entgratungslösung
anzuströmen.
[0043] Dies kann z.B. durch Umpumpen geschehen, d.h. die Entgratungslösung wird im Kreislauf
gefahren. Setzt man der Entgratungslösung nun Feststoffpartikel zu, so können diese
bei geeigneter Beschaffenheit und abgestimmter Größe durch die stetige Relativbewegung
zwischen Partikel- und Bauteiloberfläche einen kontinuierlichen Reinigungsprozeß der
Oberfläche bewirken. Unlösliche Bestandteile des zu entgratenden Werkstoffs werden
während des Entgratungsprozesses mechanisch von der Oberfläche entfernt.
[0044] Vorzugsweise werden Feststoffpartikel mit einem Durchmesser von 1 - 1000 µm eingesetzt.
Es können sowohl organische (z.B. Kunststoffe wie PTFE) als auch anorganische (z.B.
Bornitrid, Borcarbid etc.) Feststoffe eingesetzt werden. Die Partikel haben vorzugsweise
eine Konzentration von 0,2 bis 20 g/l.
[0045] Die Dichte der Partikel liegt zweckmäßigerweise in einem Bereich, der ein Aufschwimmen
auf der Entgratungslösung oder im anderen Falle ein zu rasches Sedimentieren verhindert.
Die Dichte der Partikel liegt somit vorzugsweise im Bereich von 1,2 bis 4,5 g/cm
3.
[0046] Voraussetzung ist in allen Fällen, daß die Feststoffpartikel nicht von der Entgratungslösung
angegriffen werden.
[0047] Im Anschluß an die Entgratung sollte wie bereits erwähnt eine Zwischenkontrolle des
Entgratungsergebnisses erfolgen.
[0048] Um einen Korrosionsangriff der entgrateten Oberfläche zu vermeiden, wird direkt nach
dem Entgratungsschritt eine vorzugsweise elektrolytische Kurzzeitpassivierung in einer
sauren, phosphathaltigen Lösung vorgenommen. Entsprechende Verfahren sind im Stand
der Technik bekannt. Die dabei entstehende Eisenphosphatschicht schützt die Oberfläche
vor Korrosion und kann nach Wiederaufnahme des Durchlaufprozesses in einer weiteren
sauren Lösung (Aktivator) vor dem Metallisieren wieder entfernt werden.
[0049] Im Anschluß an das erfindungsgemäße Verfahren kann zur Erzielung der maximalen Verschleißbeständigkeit
der Beschichtung eine Wärmebehandlung bei mindestens 335°C über mindesten s1 Stunde
erfolgen.
[0050] Die folgenden Beispiele dienen der weiteren Erläuterung der Erfindung.
Beispiel 1: Herstellung eines Garniturdrahts für marktübliche Auflösewalzen
[0051] Der Walzengrundkörper hat einen Durchmesser von 58 mm. In den Grundkörper ist eine
spiralförmige Nut von 1 mm Tiefe eingestochen, in welche der fertige Garniturdraht
eingewalzt werden soll.
[0052] Ein unbehandelter Rohdraht wird derart auf einem zylindrischen Dorn spiralförmig
zu Rollen gewickelt, daß die Zähne des Rohdrahts senkrecht zur Rollenachse stehen.
Für die spätere leichte Montage des Drahtes auf einem Walzenkörper mit 58 mm Durchmesser
soll die Drahtrolle einen Innendurchmesser von ca. 59 mm haben. Um dies zu erreichen
wurde ein Dorndurchmesser von 54 mm verwendet.
[0053] Der Dorn wird in das Futter einer Drehbank gespannt, auf deren Support bremsbare
Drahtführungsrollen montiert sind. Der Rohdraht liegt in Form größerer Spulen mit
ca. 500 mm Durchmesser vor, die Zähne liegen hier parallel zur Spulenachse.
[0054] Eine Spule Rohdraht wird auf eine drehbare Abrollvorrichtung gesetzt. Das Drahtende
wird zwischen den auf dem Drehbanksupport montierten Führungsrollen hindurch an den
Wickeldorn gezogen und in einer auf dem Drehbankfutter montierten Haltevorrichtung
eingeklemmt. Die Führungsrollen werden durch Federkraft seitlich an den Draht gepreßt
und mechanisch gebremst, so daß sie den Draht unter Zugspannung halten, während der
Wickelvorgang abläuft. Der Vorschub des Supports entspricht der Dicke des Drahtfußes,
so daß sich beim Wickeln die Gänge der entstehenden Spirale direkt aneinander legen.
Die Länge der Rolle ergibt sich aus der vorhandenen Vorrichtung bzw. aus den bei der
chemischen Weiterbehandlung verfügbaren Badabmessungen.
[0055] Nach Erreichen der gewünschten Rollenlänge wird der Draht abgeschnitten und dadurch
entspannt. Die Rest-Elastizität führt zu einem Rückfedern, bei dem sich die Spiralengänge
auf den vorausbestimmten Durchmesser von 59 mm aufweiten. Nach dem Öffnen der Klemmvorrichtung
auf dem Drehbankfutter läßt sich die fertige Rolle leicht von dem Dorn abnehmen.
[0056] Mehrere so hergestellte Rollen aus Rohdraht werden auf Trägervorrichtungen lose aufgesteckt
und mit diesen in das Transportsystem eines Galvanikautomaten eingehängt. Zusätzlich
werden einige kurze Drahtstücke leicht entnehmbar an den Trägervorrichtungen befestigt.
[0057] In dem Galvanik-Automaten befinden sich alle Bäder, die zur abtragenden Oberflächenbehandlung
und zur Nickel Diamant Beschichtung des Drahtes notwendig sind, einschließlich der
erforderlichen Spülbäder.
[0058] Im folgenden ist ein typischer Behandlungsablauf für einen Garniturdraht der Type
OB 20, die bevorzugt beim Spinnen von Baumwolle eingesetzt wird, beschrieben.
[0059] Der Behandlungsablauf zur Drahtvorbehandlung kann rein chemisch oder mit elektrolytischer
Unterstützung erfolgen. Entsprechende Vorbehandlungsverfahren sind Stand der Technik.
(W. Riedel: Funktionelle Chemische Vernickelung, Leuze-Verlag, 1989, S. 177 Lehrgangsunterlagen
Entgrat-Technik 95, TA Esslingen, Technologie der Galvanotechnik, Gaida/Aßmann: Leuze
Verlag, 1. Auflage, 1996) bekannt. Einzelheiten der Schritte sind daher nicht wiedergegeben.
1. Alkalische Heißentfettung bei 70°C 10 Minuten
2. Spülen
3. Sparbeize 60°C 5 Minuten
4. Spülen
5. Chemische Entgratung mit mechanischer Unterstützung 10 Min. bei 35°C
6. Spülen
7. Kurzzeitpassivierung: Elektrolytische Passivierung in saurer, phosphathaltiger
Lösung
8. Entnehmen eines Drahtstücks zwecks optischer Prüfung des Verrundungsgrades der
Zahnspitzen. Je nach Ergebnis Wiederholung der Schritte 2 bis 8 oder
9. Entfernen der Eisenphosphatschicht und Aktivierung der Oberfläche in 5 bis 10 %iger
HCl 2 Min. bei 30°C
10. Spülen
11. Einsetzen in das Diamantbeschichtungsbad, Tauchzeit nach gewünschter Schichtdicke
ca. 90 min. bei 85°C
12. Abduschen über dem Diamantbad
13. Ultraschallreinigung
[0060] Chemische Entgratungsbäder werden z.B. von den Firmen Tritech in D-42207 Wuppertal
und Poligrat in D-81829 München angeboten.
Diese Bäder enthalten als Hauptbestandteile Wasserstoffperoxid, Ammoniumbifluorid,
verschiedene Säuren und Stabilisatoren.
[0061] Die Arbeitsweise und Zusammensetzung von chemischen Entgratungsbädern ist in F. Schäfer;
Entgraten-Theorie, Verfahren, Anlagen; 1975; Seiten 160 bis 166; Krausskopf-Verlag,
beschrieben.
[0062] Dem Entgratungsbad werden die beschriebenen Feststoffpartikel zugesetzt, um eine
mechanische Unterstützung des Entgratungsprozesses zu erreichen.
[0063] Falls eine dünne diamantfreie Nickelschicht auf der eigentlichen Diamantschicht spezifiziert
ist, werden die Schritte 9 und 10 wiederholt und die Charge in ein Chemisch Nickel-Bad
getaucht.
14. Chemisch Vernickeln je nach gewünschter Schichtdicke mit einer Tauchzeit von 10
bis 20 Minuten bei 85°C.
15. Spülen
16. Entnehmen aus dem Automaten
[0064] Zur Erzielung der maximalen Verschleißbeständigkeit der Beschichtung erfolgt eine
Wärmebehandlung bei mindestens 335°C, bevorzugt bei 350°C über 2 Stunden.
[0065] Die fertigen Drahtrollen werden nochmals optisch im Mikroskop auf Oberflächenfehler
geprüft.
1. Verfahren zur Herstellung eines Garniturdrahts der zum Aufbringen auf einen Auflösewalzengrundkörper
geeignet ist, dadurch gekennzeichnet, daß ein zur Herstellung von Garniturdraht üblicher
Rohdraht hochkant zu einer Drahtrolle verarbeitet wird, bei der die Zähne des Drahtes
senkrecht zur Rollenachse stehen und die einen Durchmesser hat, der dem Durchmesser
des Auflösewalzengrundkörpers entspricht oder der bis maximal ± 5 % vom Durchmesser
des Auflösewalzengrundkörpers abweicht und die Drahtrolle lose auf eine Trägervorrichtung
geschoben wird und mit dieser in eine galvanotechnische Anlage eingebracht wird, wobei
in der galvanotechnischen Anlage die für das chemische Entgraten eines Rohdrates und
das Nickel-Diamant Beschichten einer garnierten Auflösewalze üblichen Verfahrensschritte
ablaufen und der Garniturdraht aus der galvanotechnischen Anlage entnommen wird.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das chemische Entgraten mittels
einer Entgratungslösung mit gleichzeitiger mechanischer Unterstützung stattfindet,
wobei die mechanische Unterstützung durch den Zusatz von Feststoffpartikeln die nicht
von der Entgratungslösung angegriffen werden zur Entgratungslösung realisiert wird.
3. Verfahren gemäß Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Rohdraht gezielt mit Entgratungslösung
angeströmt wird.
4. Verfahren gemäß Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Entgratungslösung durch
Umpumpen im Kreislauf gefahren wird.
5. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß Feststoffpartikel
mit einem Durchmesser von 1 - 1000 µm eingesetzt werden.
6. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 2 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Feststoffpartikel
eine Konzentration von 0,2 bis 20 g/l haben.
7. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 2 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Dichte
der Feststoffpartikel im Bereich von 1,2 bis 4,5 g/cm3 liegt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7 dadurch gekennzeichnet, daß direkt nach
dem Entgratungsschritt eine elektrolytische Kurzzeitpassivierung in einer sauren,
phosphathaltigen Lösung vorgenommen wird.