(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Halbzeug und Formkörpern
aus partikelverstärkten Silberbasiswerkstoffen auf pulvermetallurgischem Weg über
mechanisches Legieren.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Herstellung so zu gestalten, dass der
mittlere Durchmesser der in dem Matrixwerkstoff verteilten festigkeitssteigernden
Partikel unter 100 nm liegt. Dabei sollen gleichzeitig ein geringer Gasgehalt und
eine hohe Pulverausbeute gewährleistet werden.
Diese Aufgabe wird nach der Erfindung dadurch gelöst, dass Silber- oder Silberlegierungspulver
als Matrixwerkstoff und pulverförmige, die Festigkeit des Matrixwerkstoffs steigernde
Partikel gemeinsam einem intensiven Mahlprozess bei Temperaturen unterhalb von -10°C
unterworfen werden. Danach wird dieses Pulver in an sich bekannter Weise mittels Pressen
und Sintern zu Halbzeug oder Formkörpern verarbeitet.
Die mit dem Verfahren herstellbaren Produkte sind beispielsweise in der Elektrotechnik
als Kontaktmaterialien verwendbar.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Halbzeug und Formkörpern
aus partikelverstärkten Silberbasiswerkstoffen auf pulvermetallurgischem Weg über
mechanisches Legieren. Die mit dem Verfahren herstellbaren Produkte sind beispielsweise
in der Elektrotechnik als Kontaktmaterialien verwendbar.
[0002] Durch geringe Volumengehalte an harten keramischen Partikeln (z.B. Oxide, Karbide,
Nitride) lässt sich die Festigkeit einer duktilen Matrix wirksam erhöhen, ohne dass
deren thermische und elektrische Eigenschaften weitgehend beeinträchtigt werden. Voraussetzung
dafür ist die homogene Verteilung der Partikel und ihre Teilchengrößenverteilung im
Nanometerbereich.
[0003] Die Anwendung des mechanischen Legierens auf herkömmlich durch Mischen von Silber-
und Oxid-Pulver hergestellte Kontaktwerkstoffe, beispielsweise Ag mit 5 bis 15 Gew.%
SnO
2, ermöglicht deren Verbesserung durch geringere Verschweißneigung und Erhöhung der
Lebensdauer (JP 07173555 A). Auf diese Weise hergestellte Legierungen zeichnen sich
gegenüber stromlos abgeschiedenen bzw. gemischten und anschließend kompaktierten Pulvern
bei gleicher Leitfähigkeit durch die feinste Oxidverteilung (Durchmesser < 1µm) und
höchste Härte aus (B.J. Joshi et. al., Effect of Powder Processing Technique on Structure
and Properties of Silver-Tin Oxide Electrical Contact Material, Electrical Materials,
Proceedings, Vol.3, Powder Metallurgy World Congress Granada/Spain, 1998 und JP 07173555
A).
[0004] Durch mechanisches Legieren ist es darüber hinaus möglich, Silber durch Partikel
mit einer in der Matrix unlöslichen Kationenkomponente (des jeweilig verwendeten Oxids,
Karbids bzw. Nitrids) zu verstärken. Im Gegensatz dazu neigen in-situ gebildete Teilchen
wegen der erhöhten Diffusivität und Löslichkeit der angesprochenen Kationenkomponente
unabhängig von ihrer thermodynamischen Stabilität stärker zur Vergröberung bei hohen
Beanspruchungs- und Konsolidierungstemperaturen.
[0005] Bei mechanischem Legieren ergibt sich der Mahlfortschrttt aus wiederholtem Aufbrechen
und Kaltverschweißen der Pulverteilchen. Mit Abnahme des Oxidgehaltes unter 10 Vol.%
steigt jedoch die Tendenz, dass die Oxide lediglich von der weichen Matrix eingehüllt
werden, wodurch deren weitere Zerkleinerung behindert wird (DE 44 18 600 C2). Außerdem
besteht bei solchen Legierungssystemen die Gefahr, dass die im Verhältnis zur Schmeltemperatur
von Silber auftretende starke Temperaturerhöhung zum Anhaften des Pulvers an Mahlbecherwand
und Kugeln und somit zu einer geringen Pulverausbeute führt.
[0006] Organische Mahlhilfsmittel, die im allgemeinen die Verschweißneigung herabsetzen,
werden durch den hohen Energieeintrag in CO
2 und H
2 zerlegt und in das Pulver eingemahlen (US 5 322 666). Infolgedessen ist zur Reduzierung
des Gasgehaltes des partikelverstärkten Silbers eine Entgasung bei hohen Temperaturen
notwendig. Allerdings führt die Reduktion des losen Pulvers zur Inhomogenität der
Dispersoidverteilung (JP 08283882). Bei Glühung kompaktierter Proben blähen diese
dann wegen des hohen Gasgehaltes extrem auf.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Herstellung von Halbzeug und Formkörpern
aus partikelverstärkten Silberbasiswerkstoffen auf pulvermetallurgischem Weg über
mechanisches Legieren so zu gestalten, dass der mittlere Durchmesser der in dem Matrixwerkstoff
verteilten festigkeitssteigernden Partikel unter 100 nm liegt. Dabei sollen gleichzeitig
ein geringer Gasgehalt und eine hohe Pulverausbeute gewährleistet werden.
[0008] Diese Aufgabe wird nach der Erfindung dadurch gelöst, dass Silber- oder Silberlegierungspulver
als Matrixwerkstoff und pulverförmige, die Festigkeit des Matrixwerkstoffs steigernde
Partikel gemeinsam einem intensiven Mahlprozess bei Temperaturen unterhalb von -10°C
unterworfen werden. Danach wird dieses Pulver in an sich bekannter Weise mittels Pressen
und Sintern zu Halbzeug oder Formkörpern verarbeitet.
[0009] Dabei werden gute Ergebnisse erreicht, wenn der Mahlprozess im Temperaturbereich
von -195°C bis -45°C durchgeführt wird.
[0010] Um beim gesamten Mahlprozesses die gewünschten niedrigen Temperaturen zu gewährleisten,
wird das Mahlgefäß während des Mahlprozesses oder zwischen den Mahlstufen gekühlt.
Als Kühlmittel wird vorzugsweise flüssiger Stickstoff verwendet.
[0011] Der Mahlvorgang wird vorteilhaft solange ausgeführt, bis die festigkeitssteigernden
Partikel mit einer mittleren Teilchengröße von < 50 nm vorliegen.
[0012] Die Partikel können aus Karbiden, Boriden, Oxiden und/oder Nitriden bestehen.
[0013] Vorzugsweise können als Karbide SiC, WC, Mo
2C, VC, NbC, TaC und/oder TiC, als Boride ZrB
2, W
2B
5 und/oder TiB
2, als Oxide CaO, Cr
2O
3, Y
2O
3, ZrO
2, TiO
2, Al
2O
3 und/oder CeO
2 und als Nitride BN, Si
3N
4, ZrN, TiN und/oder CrN verwendet werden.
[0014] Zweckmäßigerweise sollten dem Silber- oder Silberlegierungspulver 1 bis 10 Vol.%
der festigkeitssteigernden Partikel zugemischt werden.
[0015] Beim erfindungsgemäßen Verfahren wird infolge der angewandten Mahltemperaturen unterhalb
von -10°C eine gewollte Versprödung des Silber- oder Silberlegierungspulvers bewirkt.
Damit lassen sich im Gegensatz zu den in bekannter Weise durch mechanisches Legieren
hergestellten Legierungen bei kurzer Gesamtmahldauer vorteilhaft sehr kleine Größen
der festigkeitssteigernden Partikel erreichen. Die Durchführung des Mahlprozesses
bei niedrigen Temperaturen ermöglicht bei relativ geringem Energieeintrag die homogene
und sehr feine Verteilung von nanometergroßen Partikeln. Der Gasgehalt im Mahlgut
verändert sich beim Mahlprozess kaum, wodurch ein vor der Kompaktierung durchzuführender
Entgasungsschritt überflüssig wird.
[0016] Aus dem erfindungsgemäß hergestellten feinkörnigen partikelverstärkten Silberlegierungspulver
lassen sich hochwertige Halbzeuge und Formkörper herstellen.
[0017] Die Erfindung ist nachstehend an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert.
[0018] Ein mit Stahlkugeln, Silberpulver und 1 Vol.% CaO- Pulver beschickter Mahlbecher
wurde in flüssigem Stickstoff auf eine Temperatur am Deckel des Mahlbechers von -165°C
gekühlt. Danach wurde der gekühlte Mahlbecher mit Polystyrol zur Isolation gegen die
Umgebungsluft ummantelt.
[0019] Der anschließende Mahlprozess wurde schrittweise alle 45 min unterbrochen und dann
der Mahlbecher erneut auf -165°C gekühlt. Nach 15 h lagen die CaO-Partikel mit einer
mittleren Größe von ≈ 7 nm homogen in der Silber-Matrix verteilt vor.
[0020] Das erhaltene Pulver wurde bei 350 °C in einer Heißpresse unter Vakuum und einem
Druck von 250 MPa zu einer relativen Dichte von 98-99 % zu Formkörpern kompaktiert.
Anschließend wurden die Formkörper bei 630 °C und 200 MPa gesintert.
[0021] Die auf diese Weise hergestellten Formkörper weisen eine Streckgrenze R
p0.2 von 243 MPa und eine elektrische Leitfähigkeit von 59,9 MS/m auf.
[0022] Bei einer Erhöhung des CaO-Gehaltes in der Ausgangspulvermischung auf 3 Vol.% können
Formkörper mit einer größeren Streckgrenze R
p0.2 von 375 MPa erhalten werden. Die elektrische Leitfähigkeit dieser Formkörper ist
dann mit 56,2 MS/m allerdings etwas niedriger als bei den Formkörpern mit nur 1 Vol.%
CaO.
1. Verfahren zur Herstellung von Halbzeug und Formkörpern aus partikelverstärkten Silberbasiswerkstoffen
auf pulvermetallurgischem Wege über mechanisches Legieren, dadurch gekennzeichnet, dass Silber- oder Silberlegierungspulver als Matrixwerkstoff und pulverförmige,
die Festigkeit des Matrixwerkstoffs steigernde Partikel gemeinsam einem intensiven
Mahlprozess bei Temperaturen unterhalb von -10°C unterworfen werden, und dass danach
dieses Pulver in an sich bekannter Weise mittels Pressen und Sintern zu Halbzeug oder
Formkörpern verarbeitet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Mahlprozess im Temperaturbereich von -195°C bis -45°C durchgeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass während des Mahlprozesses und/oder zwischen den Mahlstufen das Mahlgefäß gekühlt
wird, vorzugsweise mit flüssigem Stickstoff.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Mahlvorgang bis um Erreichen einer mittleren Teilchengröße von < 50 nm
der festigkeitssteigernden Partikel ausgeführt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als festigkeitssteigernden Partikel Karbide, Boride, Oxide und/oder Nitride
verwendet werden.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass als Karbide SiC, WC, Mo2C, VC, NbC, TaC und/oder TiC verwendet werden.
7. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass als Boride ZrB2, W2B5 und/oder TiB2 verwendet werden.
8. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass als Oxide CaO, Cr2O3, Y2O3, ZrO2, TiO2, Al2O3 und/oder CeO2 verwendet sind.
9. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass als Nitride BN, Si3N4, ZrN, TiN und/oder CrN verwendet werden.
10. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass dem Silber- oder Silberlegierungspulver 1 bis 10 Vol.% der festigkeitssteigernden
Partikel zugemischt werden.