[0001] Die Erfindung betrifft eine Strangpresse bzw. Rohr- und Strangpresse mit einer ein
heb- und senkbares Schermesser zum Abtrennen eines sich am zu strangpressenden Einsatzmaterial
ausbildenden, aus dem Werkzeug vorragenden Preßrestes aufweisenden Schere.
[0002] Solche Strangpressen sind hinlänglich bekannt und werden entweder als Direkt- oder
als Indirekt-Pressen betrieben, d.h. mit während des Preßvorgangs zueinander festliegender
Matrize und Aufnehmer bzw. mit in den Aufnehmer eindringender, am vorderen Ende des
hohlgebohrten Stempels befestigter Matrize. Die jeweilige Ausführung richtet sich
beispielsweise nach den Werkstoffen und Gewichten des Einsatzmaterials. Es lassen
sich Vollprofile, Stangen, Bänder, Drähte sowie Rohre und Hohlprofile aus verschiedensten
Werkstoffen, z.B. Aluminium- und Kupfer sowie entsprechenden Legierungen, herstellen.
Beim Umformen des Einsatzmaterials bleibt ein Preßrest über, der normalerweise vor
dem Werkzeug bzw. der Matrize, gegebenenfalls aber auch hinter der Matrize, vom Preßerzeugnis
getrennt wird, wozu das Sägen und Abscheren gebräuchlich sind.
[0003] Aus der DE-PS 553 782 ist - für eine stehende Metallstrangpresse - eine derartige
Schere bekannt, deren Trennmesser den freigelegten Preßrest vom gepreßten Strang abtrennt.
Das Schermesser ist, wie auch bei horizontalen bzw. liegenden Strangpressen üblich,
am Gegenholm, alternativ stationär am Aufnehmer angeordnet. Es hat sich aber gezeigt,
daß z.B. aufgrund des Scherenspiels oder einer Lageabweichung in den Positionen von
Schere und Matrize, es zu einer Zwangsposition kommen kann, wenn die Schnittebene
des Messers hinter der Matrizenstirnfläche verläuft, so daß sich das Schermesser entweder
mit großer Gewalt an der Matrize vorbeiquetscht oder sich sogar fest an der Matrize
bzw. dem Werkzeug verkeilt. Abgesehen von den damit unvermeidlichen Schäden ist bei
verkeilter Schere auch nicht auszuschließen, daß die vorhandene Hydraulik nicht ausreicht,
um die Schere bzw. das Schermesser wieder frei zu fahren. Ein Zwischenraum zwischen
Schermesser und Matrize hat vor der Matrize verbleibendes Preßmaterial zur Folge,
das zu einer Störung des Preßbetriebes führen kann.
[0004] Die Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, das Schermesser einer gattungsgemäßen
Strangpresse bzw. Rohr- und Strangpresse so zu gestalten, daß ein stets einwandfreier
Trennschnitt gewährleistet wird und damit die geschilderten Nachteile vermieden werden.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß das Schermesser gegen eine
in Richtung auf das Werkzeug wirkende Anstellkraft verschwenkbar am Scherenstößel
gelagert ist. Es läßt sich damit in verblüffend einfacher Weise ein selbstanstellendes
Schermesser und damit beim Schervorgang erreichen, daß stets mit einem Scherspalt
von Null gearbeitet werden kann, und zwar unabhängig von einem Scherenspiel, das ebenso
ausgeglichen wird, wie eine Lageabweichung in der Positionierung bzw. Justierung von
Schere und Matrize. Die Anstellkraft sorgt dafür, daß das Schermesser mit seiner schneidenden
Kante sicher an der Matrize bzw. dem Werkzeug zur Anlage gelangt und damit den Preßrest
sauber abtrennt, wobei es die Verschwenkbarkeit gegen die anstehende Anstellkraft
erlaubt, daß das Schermesser bei unerwartet auftretenden Widerständen begrenzt ausweichen
kann.
[0006] Nach einer bevorzugten Ausführung der Erfindung bringt ein Tellerfedernpaket die
benötigte Anstellkraft auf, solange keine Schnittkraft auf die Messerschneide wirkt.
Dieses läßt sich vorteilhaft in einer Ausdrehung des Schermessers oder des Scherenstößels
so anordnen, daß es einerseits gegen den Scherenstößel und andererseits gegen das
Schermesser wirkt. In der Ausgangslage, d.h. vor dem Trennschnitt, drückt das Tellerfederpaket
das verschwenkbare Schermesser somit vom Scherenstößel ab. Wenn sich das zum Trennschnitt
nach unten verfahrende Schermesser an das Werkzeug bzw. die Matrize anlegt, weicht
es in entgegengesetzter Richtung gegen die Vorspannkraft des Tellernfederpaketes zurück,
ohne dabei allerdings den Kontakt zum Werkzeug bzw. zur Matrize zu verlieren. Die
Schneidkante des Schermessers kommt beim weiteren Verlauf des Scherhubes somit spielfrei
zum Schnitt und schert den Preßrest ab. Sobald Schnittkraft gegen das Schermesser
wirkt, wird zudem durch die Lage seines Dreh- und Stützpunktes auf der der Matrize
abgewandten Seite der Messerschneide eine zum Tellerfederpaket hinzukommende Anstellkraft
erzeugt. Diese Anstellkraft steht in einem konstanten Verhältnis zur Schnittkraft
und bewirkt unter allen Umständen eine sichere Anlage der Messerschneide an der Matrize.
[0007] Es wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß ein durch das Schermesser gesteckter,
in den Scherenstößel eingeschraubter Gewindebolzen den Anstellweg des Schermessers
- in Richtung der Matrize - begrenzt. Dies läßt sich in einfacher Weise dadurch erreichen,
daß der Gewindebolzen nicht soweit in den Scherenstößel eingeschraubt wird, daß sein
Bolzenkopf bündig mit der ihm zugewandten Fläche des Schermessers abschließt, sondern
diesem mit etwas Luft gegenüberliegt, wobei diese Luft, z.B. 1,5 mm, ausgehend von
der an dem in exakter Position befindlichen Werkzeug bzw. der Matrize vorbeigleitenden
Betriebsposition des Schermessers ausgelegt wird. Bei zu weitem Vorstehen der Matrizenfläche
ist das Messer, da auch zwischen dem an der Matrize in exakter Position anliegenden
Schermesser und dem Scherenstößel Luft vorhanden ist, somit in der Lage auszuweichen.
Sofern die Matrize gegenüber der exakten Position vorsteht, weicht also das Schermesser
aus. Hingegen folgt das Schermesser nach, wenn die Matritze gegenüber der exakten
Position zurücksteht. In jedem Fall gleitet das Schermesser mit Scherspalt Null an
der Matrize vorbei. In der angehobenen bzw. Außerbetriebsposition der Schere legt
sich das Schermesser aufgrund der Kraft des Tellerfederpaketes hingegen satt an den
Gewindebolzenkopf an. Beim aktiven Scher- bzw. Trennvorgang gibt diese voreingestellte
Luft vor und hinter dem Messer dann den Bereich bzw. die Bewegungsfreiheit zur Selbstanstellung
des Schermessers vor.
[0008] Nach einer Ausgestaltung der Erfindung kann sich das Schermesser an einer am Scherenstößel
befestigten Einsatzleiste abstützen. Im Gegensatz zu einer alternativen Abstützung
direkt im Scherenstößel ergibt sich ein verringerter Fertigungsaufwand, denn die zu
dem gerundeten Endstück des Schermessers komplementäre, kalottenartige Schwenkführungsfläche
der Abstützung für das Schermesser kann an einem von der eigentlichen Schere bzw.
deren Scherenstößel separaten und damit unabhängigen handlichen Bauteil ausgebildet
werden kann.
[0009] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den Ansprüchen und
der nachfolgenden Beschreibung von in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispielen
der Erfindung. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine im Teilschnitt schematisch dargestellte Gesamtansicht einer Strangpresse mit
Schere zum Abtrennen des Preßrestes;
- Fig. 2
- als Einzelheit einer Preßrest-Schere das am Scherenstößel angeordnete Schermesser;
und
- Fig. 3
- als Einzelheit eine andere Ausführung eines Schermessers der Preßrest-Schere.
[0010] Eine im Ausführungsbeispiel nach Fig. 1 dargestellte Strangpresse 1 arbeitet nach
dem direkten Preßverfahren. Sie umfaßt einen Gegenholm 2, einen Werkzeugdrehkopf oder
-schieber 3, einen Blockaufnehmer 4, einen Laufholm 5, einen Preßzylinder 6 mit einem
von diesem beaufschlagten, in den Blockaufnehmer 4 verfahrbaren Preßstempel 7, einen
Zylinderholm 8, einen Ölbehälter 9 mit Antrieb und Steuerungen sowie eine am Gegenholm
2 stationär angeordnete Schere 10 zum Abtrennen eines sich am Einsatzmaterial beim
Umformen vor dem Werkzeug 3 bzw. dessen Matrize ausbildenden Preßrestes 11 (vgl. die
Fig. 2 und 3).
[0011] Die Schere 10 besitzt einen auf- und abbeweglichen Scherenstößel 12 der mit einem
Schermesser 13a (vgl. Fig. 2) bzw. 13b (vgl. Fig. 3) versehen ist. Bei der Ausführung
nach Fig. 2 ist das Schermesser 13a an seinem von der Schermesserschneide 14 entfernten
Ende um einen Schwenkbolzen 15 verschwenkbar im Scherenstößel 12 gelagert. Das obere
Schermesserende stützt sich direkt in dem Scherenstößel 12 ab, wozu es mit einer endseitigen
Rundungsfläche 16 einer komplementären, d.h. konkav ausgebildeten Schwenk-Führungsfläche
17 des Scherenstößels 12 anliegt. Das schwenkbewegliche Schermesser 13a steht unter
der Kraft eines Federpaketes 18, von dem es mit der Anstellkraft F in Richtung auf
die Matrize bzw. das Werkzeug 3 beaufschlagt wird. Das Federpaket 18 ist hier in einer
Ausdrehung 19 des Scherenstößels 12 angeordnet und stützt sich einerseits gegen das
Schermesser 13a selbst und andererseits den Boden 20 der Ausdrehung 19 ab.
[0012] Durch das Schermesser 13a ist ein Gewindebolzen 21 gesteckt, der mit seinem Gewindeabschnitt
in den Scherenstößel 12 eingeschraubt ist. In der in Fig. 2 gezeigten Absenkphase
des Scherenstößels 12 mit dem Schermesser 13a im aktiven Einsatz zum Abtrennen des
aus dem Werkzeug 3 vorragenden Preßrestes 11 mit der Scherkraft FS, weist der Bolzenkopf
22 etwas Luft 23 auf, die dem Anstellweg des Schermessers 13a entspricht, da das Schermesser
13a beim Entlanggleiten an der Matrize bzw. dem Werkzeug 3 gegen die Kraft des Federpaketes
18 von dem Werkzeug 3 weg ausweicht; die Anstellkraft F des Federpaketes 18 ist dabei
aber so ausreichend, daß die Schermesserschneide 14 gleichwohl immer satt an dem Werkzeug
3 vorbeigeführt wird und somit den Preßrest 11 sauber abschneidet. Auch die von dem
Werkzeug 3 weggerichtete Verstellung des Schermessers 13a wird begrenzt, indem zwischen
den einander gegenüberliegenen Flächen des Schermessers 13a und des Scherenstößels
12 etwas Luft 24 vorgesehen ist. Sobald nach dem Trennschnitt der Scherenstößel 12
angehoben und das Schermesser 13a damit von dem Werkzeug 3 freikommt, verschwenkt
das Federpaket 18 das Schermesser 13a zur Anlage an den Bolzenkopf 22.
[0013] Die Wirkungsweise des in Fig. 3 gezeigten Schermessers 13b sowie dessen begrenzt
schwenkbewegliche Lagerung im Scherenstößel 12 untescheidet sich nicht von der Anordnung
gemäß Fig. 2, so daß übereinstimmende Bauteile mit den selben Bezugziffern versehen
sind. Allerdings ist hierbei das Schermesser 13b mit seiner Rundungsfläche 16 nicht
direkt in dem Scherenstößel 12 abgestützt, sondern unter Zwischenschaltung einer die
komplementäre Schwenk-Führungsfläche 17 aufweisenden Einsatzleiste 25, die in einem
auch den Grundkörper des Schermessers 13b aufnehmenden Sitz des Scherenstößels 12
festgelegt ist. In beiden Fällen ist aufgrund der schwenkbeweglichen Lagerung des
Schermessers 13a bzw. 13b und der in Richtung auf das Werkzeug 3 wirkenden Anstellkraft
F gewährleistet, daß sich für das Schermesser 13a, 13b eine Selbstanstellung mit stets
satter Anlage an der Matrize bzw. dem Werkzeug 3 und dennoch einer Ausweichmöglichkeit
ergibt, bei der aber zum Trennschnitt immer ein Spiel von Null eingehalten wird.
1. Strangpresse bzw. Rohr- und Strangpresse mit einer ein heb- und senkbares Schermesser
zum Abtrennen eines sich am zu strangpressenden Einsatzmaterial ausbildenden, aus
dem Werkzeug vorragenden Preßrestes aufweisenden Schere,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Schermesser (13a; 13b) gegen eine in Richtung auf das Werkzeug (3) wirkende
Anstellkraft (F) verschwenkbar am Scherenstößel (12) gelagert ist.
2. Strangpresse nach Anspruch 1,
gekennzeichnet durch
ein die Anstellkraft (F) aufbringendes Tellerfedernpaket (18).
3. Strangpresse nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Tellerfedernpaket (18) in einer Ausdrehung (19) des Schermessers (13a; 13b)
oder des Scherenstößels (12) angeordnet ist und einerseits weder gegen den Scherenstößel
(12) und andererseits gegen das Schermesser (13a; 13b wirkt.
4. Strangpresse nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein durch das Schermesser (13a; 13b) gesteckter, in den Scherenstößel (12) eingeschraubter
Gewindebolzen (21) den Anstellweg des Schermessers (13a; 13b) begrenzt.
5. Strangpresse nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß sich das Schermesser (13b) an einer am Scherenstößel (12) befestigten Einsatzleiste
(25) abstützt.