[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Stranggießen von Blöcken, Knüppeln, Brammen,
insbesondere von Dünnbrammen, im Abmessungsbereich von etwa 20 bis 150 mm Dicke und
etwa 600 mm bis 3500 mm Breite, mittels einer oszillierbaren, wasserkühlbaren Kokille
im Zusammenwirken mit einem Tauchausguss unter Einsatz von Gießpulver zur Bildung
von Gießschlacke. Die Erfindung betrifft auch eine Vorrichtung zur Durchführung des
Verfahrens.
[0002] Verfahren und Vorrichtungen zum Stranggießen, insbesondere von Dünnbrammen, sind
bekannt und wurden im Laufe der zurückliegenden Entwicklungsperioden stetig verbessert.
[0003] Es ist bspw. bekannt, daß infolge sehr unterschiedlicher Wärmeleitfähigkeiten der
am Stranggießen beteiligten unterschiedlichen Medien und der daraus resultierenden
Widerstände gegen Wärmeleitung und Wärmeübergänge die Bildung einer im Entstehen begriffenen
Strangschale eines Gussstranges und speziell deren Oberflächenbeschaffenheit in relativ
weiten Grenzen veränderlich ist. Insbesondere spielt beim Wärmekontakt zwischen Schmelzbad
und Kokillenwand die Dicke der flüssigen Schlacke aus geschmolzenem Gießpulver wegen
deren spezifisch extrem geringen Leitfähigkeit mit ca. 1 W/K x m eine wesentliche
Rolle, weil sie dem Wärmeübergang zwischen Schmelze und Kokillenplatten einen erheblichen
Widerstand entgegensetzt. Im Gegensatz zur flüssigen Schlacke besitzt Kupfer eine
extrem hohe Wärmeleitfähigkeit mit ca. 360 W/K x m.
[0004] Durch die unterschiedlichen Einzelwiderstände der Wärmeleitfähigkeit zwischen Kupfer,
Schlacke und Stahl ergeben sich innerhalb der Kokillenplatten unterschiedliche Wärmestromdichten,
die einen erheblichen Einfluss auf das Erstarrungsverhalten eines zu gießenden Stranges
ausüben.
[0005] Der in diesem Zusammenhang veröffentlichte Stand der Technik ist bspw. in den Dokumenten
DE 41 17 073 C2, DE 195 29 931 A1 sowie DE 198 10 672 A1 beschrieben.
[0006] In DE 41 17 073 C2 werden die Temperaturaufnahmen von vier wassergekühlten Kokillenplatten
als integrale Werte jeder einzelnen Platte gemessen und ausgewertet. Es werden keine
partiellen Meßwerte über die Kokillenbreite erfasst und prinzipiell auch keine Wassermenge
zur Kühlung verändert.
[0007] In DE 195 29 931 A1 wird eine Brammenkokille beschrieben, die aus mindestens drei
voneinander unabhängigen Kühlkammersegmenten besteht, die im Bereich des Kokillenausgangs
gesonderte Anschlüsse zur unabhängigen Zufuhr von Kokillenkühlwasser aufweisen. Mit
dieser Anordnung sollen Unsymmetrien der spezifischen Wärmeströme zwischen dem Bereich
Tauchausguss und den restlichen Kokillenbereichen erkannt werden und durch Konizitätsverstellung
der Schmalseiten der Kokille und Kühlwasserregelung ausgeglichen werden.
[0008] Die DE 198 10 672 A1 beschreibt ein Verfahren zum Messen und Regeln von Temperatur
und Menge des pro Zeiteinheit wasserkühlbare, insbesondere voneinander unabhängige
Kokillenwände aus Kupferplatten durchströmenden Kühlwassers einer Stranggießkokille.
Die Erfindung besteht darin, daß die Kühlwassertemperatur einer Kokillenwand an wenigstens
zwei Stellen im Bereich der Ablauföffnungen einer Kupferplatte und dem zugeordneten
Wasserkasten gemessen wird und aus den über die Breite der Kupferplatte gemessenen
Werten ein Temperaturprofil erstellt wird und in Zeitintervallen gewonnenen Temperaturprofile
miteinander verglichen werden. Dabei wird die Zulauftemperatur des Kühlwassers gemessen,
die Differenz aus Zulauf- und Ablauftemperatur ermittelt und aus der Kühlwassermenge
pro Zeiteinheit die partielle integrale Wärmeabfuhr aus einer Kokillenwand bzw. aus
einem Kokillenbandbereich ermittelt und partielle Ungleichheiten durch partielle Mengenkorrekturen
des Kühlwassers ausglichen. Die flüssigkeitsgekühlte Kokille zur Durchführung des
Verfahrens ist so gestaltet, daß im Wasserablaufbereich zwischen einer Kupferplatte
und der Kühlwasserablauföffnung des Wasserkastens insbesondere pro Breitseitenplatte
mindestens an zwei Stellen Temperaturfühler angeordnet sind und deren Signalleitungen
an einen Rechner, bevorzugt mit einem Online-Bildschirm angeschlossen sind.
[0009] Ausgehend vom vorgenannten Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde
ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Stranggießen von Blöcken, Knüppeln, Brammen,
insbesondere von Dünnbrammen, anzugeben, welche geeignet sind, lokale Temperaturen
und/oder Wärmestromdichten entlang der Höhe von Kokillenwänden und an mehreren Stellen
ihrer Breitseitenerstreckung zu erfassen und daraus die Temperatur-Belastung der im
Kontakt mit der Schmelze befindlichen Kokillenwand bevorzugt im Meniskusbereich zu
berechnen. Mittels der Meßwerte sollen Betriebsparameter wie Kühlwassermenge, Gießgeschwindigkeit
und Gießpulver so gesteuert werden, daß bei einer bevorzugten Arbeitstemperatur der
Kokillenwände im Meniskusbereich eine optimale Oberflächen-Ausbildung der Brammen
bei möglichst langer Verfügbarkeit der Kokille ermöglicht wird.
[0010] Zur Lösung der Aufgabe wird bei einem Verfahren der im Oberbegriff von Anspruch 1
bezeichneten Art mit der Erfindung vorgeschlagen, daß die lokalen Temperaturen und
Wärmestromdichten im für die Oberflächenqualität einer Bramme kritischen Meniskusbereich
erfasst und daß die Arbeitstemperaturen der Kokillenplatten im Meniskusbereich durch
Anpassung der hierfür maßgebenden Betriebsparameter: wie Menge bzw. Durchlaufgeschwindigkeit
des Kühlwasser durch die Kokille, Gießgeschwindigkeit,zu verwendendes Gießpulver,
in einem vorgegebenen Temperaturbereich (Δ T) gehalten werden.
[0011] Dadurch werden Temperaturverläufe über die Höhe der Kokillenplatten erfasst und durch
deren Verlauf werden die Maximaltemperaturen und damit die Lage des Meniskusbereiches
der Schmelze in der Kokille erfasst. Mit Kenntnis der optimalen Wärmestromdichte ist
es möglich, die Oberflächenqualität von im Strangguß erzeugten Produkten, insbesondere
von Dünnbrammen zu verbessern.
[0012] Eine Ausgestaltung des Verfahrens sieht vor, daß Arbeitstemperaturen der Kokillenplatten
durch in jeweils einem Höhenbereich (Yi, i = 1 bis n) über- und unter dem Badspiegel
(M) in definierten Abständen angeordnete Thermoelemente erfasst werden.
[0013] Eine weitere Ausgestaltung des Verfahrens nach der Erfindung sieht vor, daß Thermoelemente
jeweils in unterschiedlichen Tiefen (X
1, X
2) der Kokillenwand angeordnet werden, und dass aus der Temperaturdifferenz wenigstens
zweier in annähemd gleichem Höhenbereich (Yi, bspw. y
1, y
2) gelegener Thermoelemente die zugehörige lokale Wärmestromdichte errechnet wird.
[0014] Die hierbei gewonnenen Erkenntnisse über den Verlauf der Wärmestromdichte machen
es möglich, Abweichungen von einem vorgegebenen Verlauf mit den hierfür vorgesehenen
Betriebsparametern online zu korrigieren.
[0015] Weiterhin sieht eine Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens vor, daß durch
Ermittlung des Temperatur- bzw. Wärmestromverlaufs über die Höhe einer Kokillenwand
mittels Näherungsfunktionen der maximale Temperaturverlauf an der im Kontakt mit der
Schmelze befindlichen Wandfläche berechnet wird. Dabei sieht eine weitere Ausgestaltung
des Verfahrens vor, daß bei Erfassung einer Wärmestromdichte-Änderung in der Kokillenhöhe
(y) infolge zweidimensionaler Wärmeausbreitung im Badspiegelbereich (M) durch Annahme
eines Wärmestromdichteverlaufs an einer Kokillenoberfläche und mit Kenntnis der Wärmestromdichte
in der Tiefe (x) einer Kokillenwand die Lage des Badspiegels (M) online ermittelt
wird.
[0016] Und schließlich sieht eine weitere Ausgestaltung des Verfahrens nach der Erfindung
vor, daß bei Kenntnis der optimalen Wärmestromdichte oder der maximalen Oberflächentemperatur
der Kokille die für eine optimale Brammenoberflächenausbildung bestgeeignete Kokillen-Wärmebelastung
durch Einstellen von Kühlwassermenge und/oder von Gießgeschwindigkeit und/oder des
Gießpulvers angesteuert wird.
[0017] Eine zur Durchführung des Verfahrens vorgesehene Vorrichtung zur Erfassung von lokalen
Temperaturen und/oder Wärmestromdichten an einer wassergekühlten Kokille beim Stranggießen
von Blöcken, Knüppeln, Brammen, insbesondere von Dünnbrammen, besteht erfindungsgemäß
darin, daß in den Breitseitenwänden der Kokille in einem Bereich über und unter dem
Badspiegel sowie in jeweils etwa gleichen Abständen von deren Kontaktfläche mit dem
schmelzflüssigen Metall in paarweiser Anordnung Thermoelemente eingelassen sind, die
über Signalleitungen mit einer Recheneinheit verbunden sind, welche nach Maßgabe der
ermittelten Temperatur bzw. Wärmestromdichte die Oberflächentemperatur der Kokille
im Meniskusbereich errechnet und welche zur Steuerung einer bevorzugten Arbeitstemperatur
der Kokillenwand innerhalb eines vorgegebenen Temperaturbereichs (Δ T) die Betriebsparameter
Kühlwassermenge, Gießgeschwindigkeit sowie Gießpulver anpaßt..
[0018] Die beigefügte Figur 1 zeigt ein Temperaturprofil bzw. einen Wärmestromverlauf über
die Höhe (y) einer Kokillenwand sowie in wenigstens zwei Abstandsbereichen (x
1, x
2) der Kokillenwand vom Schmelzbad (M). Der Verlauf der stark ausgezogenen Kurve (y
1, y
3, Y
5, Y
7, Y
9, Y
11) zeigt ein ausgesprochenes Temperaturmaximum (T
max) im Bereich eines vorgegebenen Temperaturbereichs (Δ T). Die weiter im inneren der
Kokillenwand gelegenen Messpunkte (y
2, y
4, y
6, y
8. y
10, y
12) zeigen einen ähnlichen Kurvenverlauf mit Temperaturmaximum (T
max) im Meniskusbereich (M). Aus den gemessenen Temperaturprofilen wird das Temperaturprofil
der Kokillenoberfläche berechnet.
[0019] Die Temperaturkurven können über eine elektronische Messeinrichtung in einem Display
online aufgezeichnet und sichtbar gemacht werden. Sie können dazu verwendet werden,
die Temperatur im vorgegebenen Temperaturfenster (Δ T) durch selbsttätige Regelung
der maßgebenden Betriebsparameter konstant zu halten, um eine optimale Oberflächenausbildung
bspw. bei einer Dünnbramme zu erzielen.
1. Verfahren zum Stranggießen von Blöcken, Knüppeln, Brammen, insbesondere von Dünnbrammen,
im Abmessungsbereich von etwa 20 bis 150 mm Dikke und etwa 600 bis 3500 mm Breite,
mittels einer oszillierbaren, wasserkühlbaren Kokille im Zusammenwirken mit einem
Tauchausguss unter Einsatz von Gießpulver zur Bildung von Gießschlacke
dadurch gekennzeichnet,
- daß die lokalen Temperaturen und Wärmestromdichten im für die Oberflächenqualität
einer Bramme kritischen Meniskusbereich erfasst und
- daß die Arbeitstemperaturen der Kokillenplatten im Meniskusbereich durch Anpassung
der hierfür maßgebenden Betriebsparameter: wie Menge bzw. Durchlaufgeschwindigkeit
des Kühlwassers durch die Kokille, Gießgeschwindigkeit und zu verwendendes Gießpulver,
in einem vorgegebenen Temperaturbereich (Δ T) gehalten werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß Arbeitstemperaturen der Kokillenplatten durch in jeweils einem Höhenbereich (Yi)
(i = 1 bis n) über- und unter dem Badspiegel (M) in definierten Abständen angeordnete
Thermoelemente erfasst werden.
3. Verfahren nach dem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass Thermoelemente jeweils in unterschiedlichen Tiefen (X1, X2) der Kokillenwand angeordnet werden, und dass aus der Temperaturdifferenz wenigstens
zweier in annähernd gleichem Höhenbereich (Yi) gelegener Thermoelemente die zugehörige
lokale Wärmestromdichte errechnet wird.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass durch Ermittlung des Temperatur- bzw. Wärmestromverlaufs über die Höhe einer
Kokillenwand mittels Näherungsfunktionen der maximale Temperaturverlauf an der im
Kontakt mit der Schmelze befindlichen Wandfläche berechnet wird.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass bei Erfassung einer Wärmestromdichte-Änderung in der Kokillenhöhe (y) infolge
zweidimensionaler Wärmeausbreitung im Badspiegelbereich (M) durch Annahme eines Wärmestromdichteverlaufs
an einer Kokillenoberfläche und mit Kenntnis der Wärmestromdichte in der Tiefe (x)
einer Kokillenwand die Lage des Badspiegels (M) ermittelt wird.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass bei Kenntnis der optimalen Wärmestromdichte oder der maximalen Oberflächentemperatur
die für eine optimale Brammenoberflächenausbildung bestgeeignete Kokillenbelastung
durch Einstellen von Kühlwassermenge und/oder von Gießgeschwindigkeit und/oder des
Gießpulvers angesteuert wird.
7. Vorrichtung zur Erfassung von lokalen Temperaturen und/oder Wärmestromdichten an einer
wassergekühlten Kokille beim Stranggießen von Blökken, Knüppeln, Brammen, insbesondere
von Dünnbrammen, zwecks Durchführung des Verfahrens nach der Erfindung,
dadurch gekennzeichnet,
dass in den Breitseitenwänden der Kokille in einem Bereich über und unter dem Badspiegel
(M) sowie in jeweils etwa gleichen Abständen von deren Kontaktfläche mit dem schmelzflüssigen
Metall in paarweiser Anordnung Thermoelemente (ym, Yn) eingelassen sind, die über Signalleitungen mit einer Recheneinheit verbunden sind,
welche nach Maßgabe der ermittelten Temperatur bzw. Wärmestromdichte die Oberflächentemperatur
der Kokille im Meniskusbereich (M) errechnet und welche zur Steuerung einer bevorzugten
Arbeitstemperatur der Kokillenwand innerhalb eines vorgegebenen Temperaturbereichs
(Δ T) die Betriebsparameter Kühlwassermenge, Gießgeschwindigkeit sowie Gießpulver
anpaßt.