(19)
(11) EP 1 106 353 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
13.06.2001  Patentblatt  2001/24

(21) Anmeldenummer: 99122353.8

(22) Anmeldetag:  10.11.1999
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7B41F 23/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(71) Anmelder: FISCHER & KRECKE GMBH & CO.
33609 Bielefeld (DE)

(72) Erfinder:
  • Rahenkamp, Karl-Heinz
    33827 Werther (DE)
  • Kolbe, Wilfried, Dr.
    21483 Gülzow (DE)
  • Terstegen, Manfred
    33613 Bielefeld (DE)
  • Schirrich, Klaus
    33729 Bielefeld (DE)

(74) Vertreter: TER MEER STEINMEISTER & PARTNER GbR 
Artur-Ladebeck-Strasse 51
33617 Bielefeld
33617 Bielefeld (DE)

   


(54) Verfahren und Vorrichtung zur Entstaubung von Bedruckstoff


(57) Verfahren und Vorrichtung zur Entstaubung von Bedruckstoff (12) in Druckmaschinen, dadurch gekennzeichnet, daß man den Bedruckstoff über eine befeuchtete Walze (24) laufen läßt und den an der Walze haftenden Staub fortlaufend entfernt.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Entstaubung von Bedruckstoff in Druckmaschinen sowie eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens.

[0002] Beim Bedrucken von Papier und ähnlichen Bedruckstoffen ist die Oberfläche des bedruckten Papiers in der Regel nicht staubfrei. Vor allem bei hohen Druckgeschwindigkeiten führt dies zu einer schnellen Verschmutzung der Klischees oder Druckplatten, weil die Staubpartikel an den von der Druckfarbe feuchten Klischees haften bleiben und die Rasterungen oder allgemein die tiefer liegenden, nichtdruckenden Teile der Klischees zusetzen, so daß die Druckqualität schon nach relativ kurzer Zeit beeinträchtigt wird. Häufiges Waschen der Klischees führt zu kostspieligen Stillstandszeiten der Druckmaschine.

[0003] Es sind verschiedene Verfahren bekannt, mit denen der Bedruckstoff vor dem eigentlichen Druckvorgang entstaubt werden soll, beispielsweise mechanisches Abbürsten, Absaugen oder elektrostatische Entstaubung. Diese Verfahren erweisen sich jedoch oft als unzureichend. Weiterhin ist es bekannt, den Bedruckstoff mit einem Wischtuch abzuwischen. Da es sich bei diesen Wischtüchern um Verbrauchsmaterial handelt, entstehen jedoch verhältnismäßig hohe Kosten.

[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren anzugeben, das eine kostengünstige und wirksame Entstaubung von Bedruckstoffen in einer Druckmaschine ermöglicht.

[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß man den Bedruckstoff über eine befeuchtete Walze laufen läßt und den an der Walze haftenden Staub fortlaufend entfernt.

[0006] Es hat sich gezeigt, daß ein dünner Feuchtigkeitsfilm auf der Walze die Adhäsion zwischen der Walzenoberfläche und den Staubpartikeln beträchtlich erhöht, so daß die Staubpartikel vom Bedruckstoff auf die Walze übertragen werden, während andererseits die Befeuchtung des Bedruckstoffes in tolerierbaren Grenzen bleibt. Der auf der Walzenoberfläche haftende Staub kann dann an einer anderen Stelle des Walzenumfangs fortlaufend entfernt und abgeführt werden. Hierzu bieten sich verschiedene Möglichkeiten an, beispielsweise mechanisches Abrakeln der Walze, Absaugen oder Waschen der Walze. Da diese Verfahren nur auf die Walze wirken, die aus einem hinreichend widerstandsfähigen Material bestehen kann, können die zum Entfernen des Staubes eingesetzten Verfahren wesentlich aggressiver sein als die Verfahren, die bisher direkt am Bedruckstoff ausgeübt werden. Auf diese Weise läßt sich eine schonende und dennoch wirksame Entstaubung erreichen, ohne daß Verbrauchsmaterial benötigt wird.

[0007] Gegenstand der Erfindung ist weiterhin eine Vorrichtung zur Entstaubung von Bedruckstoff in einer Druckmaschine, mit einer Walze, die mit oder ohne Schlupf am Bedruckstoff abrollt, einer Einrichtung zum Befeuchten der Oberfläche der Walze und einer am Umfang dieser Walze angeordneten Vorrichtung zum Entfernen des Staubes von der Walzenoberfläche.

[0008] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.

[0009] Bei der erfindungsgemäßen Vorrichtung kann die zur Entstaubung dienende Walze aktiv angetrieben sein. Wenn die Walze eine Hohlwalze ist und/oder einen relativ kleinen Durchmesser aufweist, kann ihr Trägheitsmoment jedoch so gering sein, daß es möglich ist, die Walze lediglich passiv mitlaufen zu lassen. In beiden Fällen ist es möglich, durch gezielte Einstellung eines Schlupfes zwischen der Walzenoberfläche und dem Bedruckstoff die Entstaubungswirkung zu erhöhen. Bei einer mitlaufenden Walze kann der Schlupf beispielsweise durch den Bremseffekt erreicht werden, der unvermeidlich beim Abrakeln der Walzenoberfläche auftritt.

[0010] Bei der Walze kann es sich um eine Rasterwalze handeln, wie sie in Flexodruck-maschinen als Farbauftragwalze eingesetzt wird. Solche Rasterwalzen weisen an ihrer Oberfläche ein feines Näpfchenraster auf und lassen sich daher in kontrollierter Weise befeuchten, beispielsweise mit Hilfe einer Kammerrakel. Diese Rasterwalzen und die zugehörigen Kammerrakeln können baugleich mit den Rasterwalzen und Kammerrakeln sein, die in jedem Farbwerk einer Flexodruckmaschine vorhanden sind. Auf diese Weise läßt sich die Entstaubungsvorrichtung in kostengünstiger Weise mit Standardbauteilen realisieren.

[0011] Wahlweise läßt sich die Walze jedoch auch mit Hilfe eines Flüssigkeitsnebels befeuchten. Eine Einrichtung zur Erzeugung eines Flüssigkeitsnebels zum Befeuchten von Zylindern einer Druckmaschine wird, allerdings zu anderen Zwekken, in der europäischen Patentanmeldung 99 119 762.5 der Anmelderin beschrieben.

[0012] Bei der zum Befeuchten der Walze eingesetzten Flüssigkeit kann es sich um Wasser handeln, dem wahlweise geeignete Additive, z. B. Tenside, zugesetzt sein können, um die Adhäsionswirkung zu verbessern und/oder das Entfernen des Staubes von der Walzenoberfläche zu erleichtern.

[0013] Im folgenden werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand der Zeichnungen näher erläutert.

[0014] Es zeigen:

Figur 1 eine schematische Darstellung der wesentlichen Teile einer Flexodruckmaschine mit einer Vorrichtung zur Entstaubung des Bedruckstoffes; und

Figuren 2 bis 4 schematische Darstellungen abgewandelter Ausführungsformen der Entstaubungsvonichtung.



[0015] Figur 1 zeigt einen Gegendruckzylinder 10 einer Flexodruckmaschine, der von dem Bedruckstoff 12, beispielsweise einer Papierbahn, umschlungen ist. Weiterhin ist eines von mehreren Farbwerken 14 gezeigt, die am Umfang des Gegendruckzylinders 10 angeordnet sind und jeweils einen Druckzylinder 16, eine Auftragwalze 18 und eine Kammerrakel 20 zum Einfärben der Auftragwalze umfassen.

[0016] Bevor der Bedruckstoff 12 den Gegendruckzylinder 10 erreicht, läuft er über eine Entstaubungsvorrichtung 22, die in Figur 1 aus Gründen der Deutlichkeit übertrieben groß dargestellt ist. Diese Entstaubungsvorrichtung 22 weist eine Walze 24 auf. Der Bedruckstoff 12 läuft unter leichter Umlenkung über die Umfangsfläche der Walze 24, deren Umfangsgeschwindigkeit annährend mit der Bahngeschwindigkeit des Bedruckstoffs übereinstimmt. Da die Zugspannung des Bedruckstoffes in bekannter Weise geregelt wird, läuft der Bedruckstoff mit kontrollierter Andruckkraft über die Walze 24.

[0017] Bei der Walze 24 kann es sich um eine der Rasterwalze 28 entsprechende Rasterwalze handeln, die auf ihrer Oberfläche ein feines Raster von Näpfchen 26 aufweist, das in Figur 1 auf einem Teil des Umfangs dieser Walze übertrieben dargestellt ist. An den Umfang der Walze 24 ist auf der dem Bedruckstoff 12 entgegengesetzten Seite eine an sich bekannte Kammerrakel 28 angestellt, die hier jedoch nicht zum Einfärben, sondern zum Befeuchten der Walze 24 mit Wasser dient. Beim Durchlauf der Oberfläche der Walze 24 durch die Kammerrakel 28 werden geringe Wassermengen in den Näpfchen 26 zurückgehalten, so daß die Walze 24 in kontrollierter Weise befeuchtet wird. Die so befeuchtete Walzenoberfläche kommt dann mit dem Bedruckstoff 12 in Berührung, so daß der an dem Bedruckstoff haftende Staub aufgrund der größeren Adhäsionswirkung der feuchten Walze 24 auf die Walzenoberfläche übertragen wird.

[0018] In Rotationsrichtung hinter der Berührungszone zwischen dem Bedruckstoff 12 und der Walze 24 ist am Umfang der Walze 24 ein Rakelmesser 30 angeordnet, mit dem der an der Walzenoberfläche haftende Staub abgerakelt oder abgeschabt wird. Der so von der Walze 24 entfernte Staub fällt in eine Auffangwanne 32.

[0019] Die Kammerrakel 28 wird über einen Zulauf 34 und einen Rücklauf 36 fortlaufend oder intervallweise mit Reinwasser durchspült. Im gezeigten Beispiel ist der Zulauf 34 als verlängerte Düse ausgebildet, die innerhalb der Rakelkammer zu einer Breitschlitzdüse verbreitert und auf die Umfangsfläche der Walze 24 gerichtet ist, so daß die Walze 24 auf ganzer Breite mit einem aus der Düse austretenden Wasserstrahl gewaschen wird. Hierdurch werden auf der Walzenoberfläche und/oder in den Näpfchen haftende Staubpartikel wirksam entfernt, so daß sie über den Rücklauf 36 mit abgeführt werden. Wahlweise kann das Entfernen der Staubpartikel von der Walze 24 auch allein mit Hilfe der Kammerrakel 28 bewirkt werden, so daß auf das Rakelmesser 30 verzichtet werden kann.

[0020] Figur 2 zeigt eine Entstaubungsvonichtung 38, die ähnlich wie die Entstaubungsvorrichtung 22 gemäß Figur 1 eine Walze 24 und eine Kammerrakel 28 aufweist. Der Bedruckstoff 12 läuft hier jedoch unter leichter Ablenkung über eine Gegendruckwalze 40, die mit der Walze 24 einen Walzenspalt bildet. Der Druck in diesem Walzenspalt ist in bekannter Weise einstellbar.

[0021] In dem in Figur 2 gezeigten Beispiel rotiert die Walze 24 im Gegenuhrzeigersinn, und der Bedruckstoff läuft von unten nach oben durch den Walzenspalt. Wiederum ist in Rationsrichtung hinter der Berührungszone zwischen dem Bedruckstoff 12 und der Walze 24 ein Rakelmesser 30 angeordnet, mit dem der Staub von der Walzenoberfläche entfernt wird. Unterstützend ist hier eine Saugdüse 40 vorgesehen, die den mit Hilfe des Rakelmessers 30 von der Walzenoberfläche abgelösten Staub absaugt. Aufgrund der Befeuchtung der Walze 24 kann sich am Rakelmesser 30 ein "Kuchen" aus feuchtem Staub ansammeln, der dann mit Hilfe der Saugdüse 40 entfernt wird. Die Saugdüse 40 kann eine Breitschlitzdüse sein. Wahlweise kann es sich jedoch auch um ein Düsenrohr handeln, das in Axialrichtung der Walze 24 hin und her bewegt wird, so daß der Staub, der sich vor der Schneide des Rakelmessers 30 sammelt, periodisch abgesaugt wird.

[0022] Figur 3 zeigt als weiteres Beispiel eine Entstaubungsvorrichtung 44, bei der der Bedruckstoff 12 geradlinig durch den Walzenspalt zwischen der Walze 24 und der Gegendruckwalze 40 läuft. Das Rakelmesser 30 und die Saugdüse 42 sind hier in eine einzige Baueinheit integriert.

[0023] Zum Befeuchten der Walze 24 dient ein Rakelmesser 46, das leicht abwärts geneigt an den Umfang der Walze 24 angestellt und so positioniert ist, daß sich oberhalb dieses Rakelmessers 46 eine Wasserflotte 48 bilden kann. Das Wasser kann an beiden Enden des Rakelmessers 46 ablaufen und wird in der Auffangwanne 32 aufgefangen. Eine Pumpe 50 pumpt das Wasser zu der Wasserflotte 48 zurück.

[0024] Figur 4 zeigt als weiteres Ausführungsbeispiel eine Entstaubungsvorrichtung 52, die sich von der Entstaubungsvorrichtung 44 gemäß Figur 3 dadurch unterscheidet, daß die Wasserflotte 48 nicht durch ein Rakelmesser, sondern durch eine weitere Walze 54 gebildet wird, die am Umfang der Walze 24 abrollt.

[0025] Auch bei den Ausführungsformen gemäß Figuren 3 und 4 kann gegebenenfalls auf das Rakelmesser 30 und die Absaugung verzichtet werden, wenn die Walze 24 mit Hilfe des von der Pumpe 50 geförderten Wassers gezielt gewaschen wird.


Ansprüche

1. Verfahren zur Entstaubung von Bedruckstoff (12) in Druckmaschinen, dadurch gekennzeichnet, daß man den Bedruckstoff über eine befeuchtete Walze (24) laufen läßt und den an der Walze haftenden Staub fortlaufend entfernt.
 
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Walze (24) mit Wasser befeuchtet wird.
 
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß dem Wasser Additive zugesetzt werden, die die Adhäsionswirkung für den Staub erhöhen und/oder das Entfernen des Staubes von der Walze (24) erleichtern.
 
4. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Staub mit Hilfe eines Rakelmessers (30) mechanisch von der Oberfläche der Walze (24) abgeschabt wird.
 
5. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Staub von der Oberfläche der Walze (24) abgesaugt wird.
 
6. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Oberfläche der Walze (24) in einer an ihrem Umfang angeordneten Waschzone (28; 48) fortlaufend gewaschen wird.
 
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Oberfläche der Walze (24) in der Waschzone (28; 48) befeuchtet wird.
 
8. Vorrichtung zur Entstaubung von Bedruckstoff (12) in einer Druckmaschine, gekennzeichnet durch eine Walze (24), die mit oder ohne Schlupf am Bedruckstoff (12) abrollt, eine Einrichtung (28; 46, 50; 54) zum Befeuchten der Oberfläche der Walze (24) und eine Einrichtung (30; 42; 48) zum fortlaufenden Entfernen des Staubes von der Walzenoberfläche.
 
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Walze (24) eine Rasterwalze ist, die an ihrer Oberfläche ein Näpfchenraster (26) aufweist.
 
10. Vorrichtung nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Einrichtung zum Befeuchten der Walze (24) eine Kammerrakel (28) ist.
 




Zeichnung










Recherchenbericht