[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzeugung von Weißblech (= verzinntes Stahlblech)
hoher Korrosionsfestigkeit.
[0002] Zur Herstellung von Behältnissen für Lebensmittel aus Weißblech, wie beispielsweise
Getränkedosen, sind Weißbleche erforderlich, die eine geschmacksneutrale Konservierung
sowie eine hohe Lagerstabilität ermöglichen. Solche Behältnisse werden insbesondere
im Fall von Getränkedosen in einem Tief- und Abstreckziehverfahren (auch Draw-Wall-Ironing-Verfahren
oder kurz DWI-Verfahren) hergestellt und innenseitig lackiert. Hierzu werden heutzutage
übliche Lacke auf Wasserbasis verwendet, die im Spin-Sprühverfahren aufgebracht werden.
Für die Lagerstabilität ist neben der Lackierqualität auch die Korrosionsbeständigkeit
des verwendeten Weißbleches von Bedeutung.
[0003] In der deutschen Offenlegungsschrift Nr. 28 13 838 ist ein Verfahren zum Herstellen
eines verzinnten Produktes beschrieben, bei dem auf einem kaltgewalzten Blech aus
Flußstahl eine dünne Schutzbeschichtung auf Zinnbasis elektrolytisch niedergeschlagen
wird und anschließend das mit seiner Schutzbeschichtung versehene Stahlblech auf eine
Temperatur oberhalb des Zinn-Schmelzpunktes von 232°C erwärmt wird, um das Zinn dieser
Schutzbeschichtung umzuschmelzen. Danach wird das Blech wieder abgekühlt, so daß das
Zinn der Schutzbeschichtung vollständig in eine Eisen-Zinn-Legierung übergeführt wird,
welche angenähert die Zusammensetzung des FeSn
2 aufweist. Mit diesen Verfahrensschritten wird eine verfestigte Schutzschicht erzielt,
die am Stahlblech haftet und vollständig aus einer Fe-Sn-Legierung ohne freies Zinn
besteht. Mit diesem bekannten Verfahren wird ein verzinntes Blech erhalten, welches
eine vergleichsweise hohe Korrosionsbeständigkeit aufweist und bei dem die Zinnbeschichtung
so dünn gehalten ist, daß vergleichsweise wenig Zinn zur Beschichtung erforderlich
ist.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde ein Weißblech mit noch höherer Korrosionsfestigkeit
bereitzustellen und ein Verfahren zur Erzeugung von Weißblech hoher Korrosionsfestigkeit
aufzuzeigen.
[0005] Diese Aufgabe wird mit den kennzeichnenden Merkmalen des Verfahrensanspruchs 1 sowie
mit den kennzeichnenden Merkmalen eines Weißblechs gemäß Anspruch 9 gelöst. Vorteilhafte
Ausführungsbeispiele sind den Unteransprüchen zu entnehmen.
[0006] Das erfindungsgemäße Verfahren zur Erzeugung von Weißblech hoher Korrosionsfestigkeit
ist dadurch gekennzeichnet,
a) daß als Ausgangsmaterial ein Stahlblech mit einem Kohlenstoffgehalt von 10 bis
500 ppm verwendet wird,
b) daß das Stahlblech unter Verwendung von Öl mit Viskositätswerten im Bereich von
30 bis 70 mm2/s (Messung bei T = 50 Grad Celsius) kaltgewalzt wird,
c) daß das Stahlblech rekristallisierend geglüht wird,
d) daß die zu beschichtende Oberfläche des Stahlbandes mit Mineralsäure gebeizt wird,
e) daß die gebeizte Oberfläche in einem Zinnbad hoher Reinheit galvanisiert wird,
wobei zwischen Zinnschicht und Stahlblech eine Zinn/Stahl-Grenzschicht (Diffusionsschicht)
gebildet wird.
[0007] Mittels dieses Verfahrens ist es möglich, ein Weißblech hoher Korrosionsfestigkeit
und damit verbundener Lagerstabilität zu erzeugen. Dieses Weißblech, welches im folgenden
als "spezialverzinntes" Weißblech bezeichnet wird, weist eine Grenzschicht auf, die
aus Zinn und Eisen besteht, ohne daß sich eine Legierungsschicht gebildet hat, und
zeichnet sich außer durch hohe Korrosionsbeständigkeit auch durch gute Zinnhaftung
aus.
[0008] Vorteilhafte Verfahrensmaßnahmen sind in den Unteransprüchen 2 bis 8 gekennzeichnet.
Vorteilhafte Ausgestaltungen des Weißblechs gemäß Anspruch 9 sind den Unteransprüchen
10 bis 13 entnehmbar.
[0009] Die hohe Korrosionsfestigkeit des spezialverzinnten Weißbleches gegenüber herkömmlichem
Weißblech konnte vor allem durch ein neuartiges Meßverfahren zur Messung der Korrosionsbeständigkeit
von Weißblech überprüft werden, wie es in der prioritätsbegründenden deutschen Patentanmeldung
199 59 748.0 näher beschrieben ist. Im Gegensatz zu bisher standardmäßig angewandten
Prüfmethoden, wie Enamel-Rater-Test, Lagerversuchen, Impedanzmessung, bei denen die
Prüfung der Korrosionsbeständigkeit erst an den fertigen Weißblech-Dosen vorgenommen
wird, kann nämlich mit dem vorerwähnten neuen Meßverfahren das Weißblech unmittelbar
nach seiner Herstellung untersucht und hierbei Rückschlüsse auf dessen Korrosionsfestigkeit
gemacht werden. Bei diesem neuartigen Verfahren wird im wesentlichen nach Entzinnung
der zu untersuchenden Weißblechprobe diese polarisiert und das sich nach einer vorbestimmten
Zeit einstellende Oberflächenpotential erfaßt. Unter Zugrundelegung der zuvor bei
Kalibrierproben mit bekannten, unterschiedlichen Verzinnungsqualitäten festgestellten
Oberflächenpotentiale wird der bei der zu prüfenden Weißblechprobe vorhandene Oberflächenreaktionswert,
der auch als Steelsurface-Value oder kurz SRV bezeichnet wird, bestimmt. Durch Vergleichsuntersuchungen
mit herkömmlichen Meßmethoden zur Messung der Korrosionsbeständigkeit von Weißblech
wurde festgestellt, daß Weißblech mit einem Oberflächenreaktionswert oder SRV kleiner
als 10, vorzugsweise kleiner als 5, eine sehr gute Korrosionsbeständigkeit und Lagerstabilität
aufweist. Es war daher anzustreben, ein Verfahren zur Herstellung von Weißblech zu
schaffen, welches einen Oberflächenreaktionswert oder SRV von weniger als 5 aufweist.
Dies ist mit dem erfindungsgemäßen Verfahren gelungen, wie die mit dem neuartigen
Meßverfahren durchgeführten Untersuchungen ergeben haben. Es wird daher im folgenden
auf die mit vorgenannten Meßverfahren erfaßten Oberflächenreaktionswerte oder kurz
SRV Bezug genommen.
[0010] Zur Unterscheidung von herkömmlichem Weißblech wird das nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren hergestellte Weißblech im folgenden als "spezialverzinntes" Weißblech bezeichnet.
[0011] Spezialverzinntes Weißblech weist eine kaltgewalzte Stahlphase mit einem Kohlenstoffgehalt
von 10 bis 500 ppm, vorzugsweise 40 bis 100 ppm, auf und ist Voraussetzung zur Erzielung
von SRV-Werten < 10, vorzugsweise < 5.
[0012] Zur Verringerung des SRV-Wertes erfolgt ein Walzen der Stahlphase nach wahlweise
Warmbandbeize in Salzsäure oder Schwefelsäure unter Verwendung von Öl mit Viskositätswerten
im Bereich von 30 bis 70 mm
2/Sekunde, vorzugsweise 35 bis 55 mm
2/Sekunde (Messung bei T = 50°C). Diese Viskositätswerte werden vorzugsweise durch
den Einsatz von frischem Öl auf der Basis von Triglyceriden erreicht, Anteile von
regeneriertem Walzöl, die zu erhöhten Viskositätswerten im Bereich von 70 bis 140
mm
2/Sekunde (Messung bei T = 50°C) führen, bewirken tendenziell höhere SRV-Werte im Bereich
von > 10.
[0013] Zur Erzeugung des spezialverzinnten Weißbleches wird ein kaltgewalztes Stahlband,
dessen Kohlenstoffgehalt innerhalb der vorstehend angegebenen Bereiche liegt, in einem
Durchlaufglühofen geglüht, so daß dieses eine Oxidbelegung von < 100 C/m
2 aufweist. Bei einer Oxidbelegung in dieser Größenordnung ist der endgültig erzeugte
SRV-Wert unabhängig von der Polarität des Bandes bei einer nachfolgenden Entfettung,
die vor der galvanischen Verzinnung erfolgt.
[0014] Jedoch sind höhere Oxidbelegungen von > 100 C/m
2 nach der Durchlaufglühe an dem Stahlblech unkritisch, wenn für die nachfolgende Entfettung
die richtige Bandentfettungspolarität gewählt wird.
[0015] Bevor eine galvanische Verzinnung des Stahlbleches erfolgt, welches vorzugsweise
Rauhigkeitswerte von Ra = 0,8 - 1,4 µm aufweist, wird dieses nach einer alkalischen
Entfettung und Spülung einer Schwefelsäurebeize und wiederum einer Spülung unterworfen.
Zur Erzeugung von spezialverzinntem Weißblech mit geringen SRV-Werten ist eine ausreichende
Kontaktzeit von Stahlblech und Beizbad erforderlich.
[0016] Die Schwefelsäurebeize erfolgt ohne Einsatz von Strom bei Temperaturwerten im Bereich
von 50 bis 100°C bei einer Beizdauer von 1 bis 3 Sekunden unter Verwendung einer Säurekonzentration
von 8 bis 16 Gew.%. Die Bandgeschwindigkeit liegt dabei im Bereich von 200 bis 800
m/min.
[0017] Im folgenden werden einige Eigenschaften des spezialverzinnten Weißbleches einem
herkömmlichen Weißblech gegenübergestellt.
[0018] Normalverzinntes Weißblech besitzt bei Standard-Zinnauflagen bis 3 g/m
2 SRV-Werte von ca. > 10. Die SRV-Werte für spezialverzinntes Weißblech liegen erheblich
niedriger. Bei fehlerhafter Doseninnenlackierung ist die Perforationsrate bei spezialverzinntem
Weißblech um den Faktor 3 bis 4 geringer als bei normalverzinntem Weißblech, vgl.
Figur 2.
[0019] Neben der verbesserten Korrosionsbeständigkeit im unlackierten Zustand kann das Korrosionsrisiko
bis zur Aufbringung der ersten Innenlackierung verringert werden.
[0020] Wie anhand von Figur 2 erkannt werden kann, steigt mit schlechter werdender Lackierqualität
die Perforationsrate eines Kollektivs von 500 Dosen nach sechsmonatiger Lagerung für
die weniger gute Weißblechqualität mit einem SRV-Wert von > 10 deutlich an. Bei spezialverzinntem
Weißblech ist bei schlechter Lackierqualität ein Anstieg auf eine Perforarionsrate
von 0,8% zu beobachten, wohingegen diese für das weniger gute Weißblech bei 2,9% liegt.
Bei gegebener, nicht optimaler Innenlackierung werden bei spezialverzinnten Weißblechen
dann, wie bereits erwähnt, danach um einen Faktor 3 bis 4 geringere Perforationsraten
festgestellt, als bei Weißblechen mit einem SRV-Wert > 10. Die Beurteilung der Lackierqualität
erfolgt durch Impedanzspektroskopie und Erfassung der elektrischen Barrierewirkung
des Lackes durch Bestimmung des Phasenwinkels. Geringe Lackierqualität, die z.B. durch
mangelhaften Lackauftrag oder durch eine ungenügende Reinigung der Doseninnenseite
nach Abstreckung begründet sein kann, drückt sich bei der Impedanzanalyse durch deutliche
Abweichungen vom Idealwert von 90° aus. Je kleiner der Phasenwinkel ist, desto geringer
ist die Lackierqualität.
[0021] Unabhängig von der Lackierqualität ergibt sich, wie in Fig. 1.1 und Fig. 1.2 dargestellt,
eine deutliche Korrelation zwischen der durch den SRV-Wert definierten Weißblechqualität
und der Perforationsrate einer Serie Softdrink-Testpacks nach einer Lagerzeit von
sechs Monaten. Die Messung wurde mit Probenkollektiven von jeweils mehr als 800 Dosen
für Zinnauflagen von 2,0 bis 2,4 g/m
2 für einmal lackierte Dosen durchgeführt. Dabei ergibt sich ein im wesentlichen linearer
Zusammenhang der Perforationsrate in Promille für einen gegebenen SRV-Wert.
[0022] Neben einer erhöhten Korrosionsbeständigkeit und Lagerstabilität weist spezialverzinntes
Weißblech überdies eine verbesserte Zinnhaftung auf der Stahloberfläche auf. Die Erfassung
der Zinnhaftung auf Stahl erfolgt an einer mit Alkohol entfetteten Blechtafel mittels
Reibens eines Papiertuchs ("Profix" Allzwecktücher der "TEMCA GmbH, Nürnberg") entlang
einer Wegstrecke von 300 bis 400 mm bei einer Breite von 40 bis 50 mm unter Einwirkung
eines Anpreßdruckes von 0,05 N/mm
2 und einer Ziehgeschwindigkeit von 0,5 m/min. Durch Differenz des Papiergewichtes
vor und nach dem Abreiben läßt sich der Zinnabrieb quantifizieren. Bei normalem Weißblech
treten bei 10% der untersuchten Proben Zinnabriebe in der Größenordnung von 400 bis
1000 mg/m
2 auf (siehe Figur 3, Kurve mit SRV > 10), mit zum Teil metallisch glänzenden Zinnflittern.
Spezialverzinntes Weißblech besitzt ausnahmslos Abriebwerte, die ca. die Hälfte betragen
und kein metallisches, sondern ein schwarzpulvriges Aussehen aufweisen.
[0023] Wie in Fig. 3 dargestellt, ergeben sich für spezialverzinntes Weißblech mit SRV-Werten
< 5 bei einer Zinnauflage von 2 g/m
2 und einer Oberflächenrauheit von RA = 0,8 bis 1,4 µm mit einer Wahrscheinlichkeit
(Häufigkeit) von etwa 50% Zinnabriebswerte von weniger als 150 mg/m
2 (siehe Figur 3, Kurve mit SRV < 5). Durch die verbesserte Zinnschichthaftung auf
der Zinnmatrix ergibt sich gegenüber normalen Weißblechen mit SRV-Werten > 10, die
bei einer Häufigkeit von 50% Zinnabriebswerte von etwa 280 mg/m
2 hatten, eine um den Faktor 1,5 bis 2 verbesserte Zinnschichthaftung. Die verbesserte
Verbundhaftung findet im Praxisversuch bei der Herstellung von Getränkedosen ihre
Bestätigung. Die Standzeit von Abstreckringen, die der Umformung eines Blechrohlings
in die Dosenform dienen, liegt bei spezialverzinntem Weißblech um 30% höher als bei
normalem Weißblech.
[0024] Spezialverzinntes Weißblech im Bereich von SRV < 5 besitzt gegenüber herkömmlichem
Weißblech eine signifikant höhere Helligkeit, wie dies in Fig. 4 dargestellt ist.
Dies beruht auf einer erhöhten Stahlreaktivität vor der ersten Zinnabscheidung während
des Galvanisierens und einer damit zu erwartenden höheren Keimbildungszahl, die sich
positiv auf die Dichte der ersten Zinnkeimbildung auf dem Stahlblech auswirkt. Durch
elektronenmikroskopische Oberflächenaufnahme eines speziallverzinnten Weißbleches
nach einem ersten Abscheidungsimpuls mit einer Dauer von 500 ms wurden Zinnkeime festgestellt.
Diese bei spezialverzinntem Weißblech nach der kurzen Dauer von 500 ms auftretenden
Zinnkeime sind zu einem entsprechenden Zeitpunkt bei normalverzinntem Weißblech mit
SRV-Werten von > 10 nicht vorhanden.
[0025] Mit der Entwicklung des oben beschriebenen Meßverfahrens konnte ein spezialverzinntes
Weißblech mit einer Grenzschicht, die aus Zinn und Eisen besteht, ohne daß sich eine
Legierungsschicht gebildet hat, erzeugt werden, das sich durch eine hohe Korrosionsbeständigkeit
und gute Zinnhaftung auszeichnet.
[0026] Untersuchungen mittels Auger-Elektronen-Spektrometrie haben gezeigt, daß bei der
Galvanisierung des Stahlbleches mit Zinn eine Zinn/Eisen-Grenzschicht entsteht, welche
aus Zinn- und Eisenatomen besteht. Diese Zinn/Eisen-Grenzschicht weist eine Schichtdicke
von < 30 nm auf. Selbst bei einer 100.000-fachen Mikroskopie-Vergrößerung sind keine
Kristallstrukturen erkennbar, so daß davon ausgegangen werden kann, daß die Zinn-
und Eisenatome nicht im Sinne einer chemischen Verbindung aneinander gebunden sind.
Diese Zinn/Eisen-Grenzschicht besteht aus einer nicht-stöchiometrischen Zusammensetzung
von Eisen- und Zinn-Atomen und unterscheidet sich damit deutlich von den Zinn-Eisen-Legierungszwischenschichten,
welche bei den herkömmlichen Verzinnungsverfahren (beispielsweise wie in der DE 28
13 838 beschrieben) durch Umschmelzen der Zinnschicht bei Temperaturen oberhalb des
Zinn-Schmelzpunktes (232°C) entstehen. Diese Eisen-Zinn-Legierungsschichten, welche
bei den bekannten Verzinnungsverfahren durch Aufschmelzen entstehen, weisen wesentlich
größere Schichtdicken im Bereich von 100 nm auf und bestehen aus einer Eisen-Zinn-Legierung,
welche angenähert die stöchiometrische Zusammensetzung des FeSn
2 aufweist.
[0027] Figur 5 zeigt ein Auger-Spektrum von erfindungsgemäß verzinntem Stahlblech im Bereich
der Zinn/Eisen-Grenzschicht. Dieses Spektrum wurde aufgenommen, nachdem die Zinnschicht
in einer alkalischen Kaliumjodat-Lösung (40 bis 60 g/l NaOH; 7 bis 15 g/l KIO
3) bei einer Temperatur von 50°C über einen Zeitraum von 30 bis 80 Sekunden von der
Stahloberfläche abgelöst wurde. Die Zinn/Eisen-Grenzschicht löst sich bei diesem Prozeß
nicht ab. Dem Spektrum von Figur 5 ist eine mittlere Dicke der Grenzschicht von ca.
20 nm zu entnehmen. Hierbei zeigt die mit Sn bezeichnete Linie den Verlauf der Zinn-Konzentration,
welche proportional zur Intensität des Auger-Spektrums von Figur 5 ist. Die Abszisse
des Auger-Spektrums von Figur 5 zeigt dabei die Sputter-Tiefe, gemessen von der Oberfläche
(Null-Punkt der Abszisse) in Richtung des Stahlblechs. Die mit Fe bezeichnete Linie
im Spektrum von Figur 5 zeigt die Konzentration des Eisens im Bereich der Grenzschicht,
welche proportional ist zur Intensität des Auger-Spektrums des Eisens. Die in Figur
5 mit O bezeichnete Kurve zeigt den Konzentrationsverlauf von gebundenem Sauerstoff
und die mit C bezeichnete Linie zeigt die Konzentration des Kohlenstoffs im Bereich
der Grenzschicht.
[0028] Die Ausbildung der Zinn/Eisen-Grenzschicht (Diffusionsschicht) ist mikroskopisch
wie folgt erklärbar:
[0029] In der ersten Abscheidephase bei der galvanischen Verzinnung bilden sich Zinnkeime
auf der Stahloberfläche, die nach allgemeiner Kenntnis bevorzugt an den Korngrenzen
der Eisenkörner lokalisiert sind. Dieses Zinn ist verantwortlich für die Erzeugung
der Zinn/Eisen-Grenzschicht unmittelbar auf der Stahloberfläche, indem sich das Zinn
auf und in der Stahloberfläche anlagert. Diese Zinn/Eisen-Grenzschicht wird bei einem
chemischen Ablösevorgang des galvanisch abgeschiedenen Zinns nicht von der Oberfläche
entfernt. Mit dem in der deutschen Patentanmeldung Nr. 199 59 748.0 beschriebenen
Verfahren zur Messung der Korrosionsbeständigkeit von Weißblech wird die beschichtete
Weißblechprobe zunächst entfettet und anschließend entzinnt. Dabei löst sich bei spezielverzinntem
Weißblech lediglich die reine Zinnschicht, nicht jedoch die Zinn/Eisen-Grenzschicht
vom Stahlblech ab. Die nach der Entzinnung die Oberfläche bildende Zinn/Eisen-Grenzschicht
ist also für das gemäß dem dort beschriebenen Verfahren zu messende elektrochemische
Oberflächenpotential verantwortlich.
[0030] Durch die Kombination des hier beschriebenen Verfahrens und des in der deutschen
Patentanmeldung Nr. 199 59 748.0 beschriebenen Verfahrens zur Messung der Korrosionsbeständigkeit
von Weißblech ist ein effektives Verfahren zur Herstellung von korrosionsbeständigem
Weißblech und anschließender Charakterisierung hinsichtlich der Korrosionsbeständigkeit
aufgezeigt.
[0031] Die SRV-Werte des spezialverzinnten Weißbleches liegen deutlich unter der herkömmlicher
Weißbleche von < 10, vorzugsweise unter 5, wobei Toleranzbreiten von ca. +/- 2 über
die gesamte DWI-Oberfläche realisiert werden. Die verbesserte Oberflächenhelligkeit
ermöglicht überdies auch eine unter optischen Gesichtspunkten ansprechende Farbe des
Weißbleches, das bevorzugt für alle Arten von Behältern, insbesondere jedoch für Getränkedosen,
einsetzbar ist.
1. Verfahren zur Erzeugung von Weißblech hoher Korrosionsfestigkeit,
dadurch gekennzeichnet,
a) daß als Ausgangsmaterial ein Stahlblech mit einem Kohlenstoffgehalt von 10 bis
500 ppm verwendet wird,
b) daß das Stahlblech unter Verwendung von Öl mit Viskositätswerten im Bereich von
30 bis 70 mm2/s ( Messung bei T= 50 Grad Celsius) kaltgewalzt wird,
c) daß das Stahlblech rekristallisierend geglüht wird.
d) daß die zu beschichtende Oberfläche des Stahlbandes mit Mineralsäure gebeizt wird.
e) daß die gebeizte Oberfläche in einem Zinnbad hoher Reinheit galvanisiert wird,
wobei zwischen Zinnschicht und Stahlblech eine Zinn/Stahl-Grenzschicht (Diffusionsschicht)
gebildet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Ausgangsmaterial Stahlblech mit einem Kohlenstoffgehalt von 10 bis 100 ppm
verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß während der galvanischen Verzinnung Niederschläge aus Zinnoxid durch ein Filtrationsverfahren
entfernt werden.
4. Verfahren nach Anspruch loder 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein kaltgewalztes Stahlblech verwendet wird, welches an seiner zu beschichtenden
Oberfläche einen Kohlenstoffgehalt von maximal 1,5 mg/m2 aufweist.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet daß das Kaltwalzen des Stahlbleches unter einer Schmiermittel-Viskosität von 35 -
55 mm2/s erfolgt.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Stahlblech eine Rauhigkeit Ra von 0,8 bis 1,4 µm aufweist.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Beizen bei Temperaturen von mindestens 50°C erfolgt.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Beizen über eine Zeitdauer von 1 bis 3 Sekunden und einer Säurekonzentration
von 8 bis 16 Gew.% bei Bandgeschwindigkeiten von 200 bis 800 m/min erfolgt.
9. Stahlblech, dessen Oberfläche mit einer Zinnschicht versiegelt ist, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen der Stahlblech-Oberfläche und der Zinnschicht eine nicht-kristalline
Diffusionsschicht ausgebildet ist, welche aus ungebundenen Eisen- und Zinnatomen besteht.
10. Stahlblech nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Diffusionsschicht eine Dicke von < 30 nm aufweist.
11. Stahlblech nach einem der Ansprüche 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, daß das Stahlblech einen Kohlenstoffgehalt von 10 bis 500 ppm aufweist.
12. Stahlblech nach einem der Ansprüche 9 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß sich die Diffusionsschicht bei der Entzinnung in einer alkalischen Kaliumjodat-Lösung
(40 bis 60 g/l NaOH; 7 bis 15 g/l KIO3) bei einer Temperatur von 50°C über einen Zeitraum von 30 bis 80 Sekunden nicht von
der Stahloberfläche ablöst.
13. Stahlblech nach einem der Ansprüche 9 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, daß bei dem mit der Zinnschicht versiegelten Stahlblech bei einem Verfahren zur
Messung der Korrosionsbeständigkeit von Weißblech mit folgenden Schritten:
a) mehrere Weißblechproben (Kalibrierproben) mit bekannten, unterschiedlichen Verzinnungsqualitäten
werden entfettet und entzinnt,
b) jeder Kalibrierprobe wird einmalig ein in Abhängigkeit von einer früher festgestellten
Korrosionsbeständigkeit verschiedenhoher Wert (Oberflächenreaktionswert (SRV) zugeordnet,
c) die entzinnten Kalibrierproben werden nacheinander in einen sauren Elektrolyten
eingebracht und kathodisch polarisiert,
d) das sich nach einer vorbestimmten Verweildauer (t) einstellende Oberflächenpotentional
wird erfaßt und dieses dem dieser Kalibrierprobe zugehörigen Oberflächenreaktionswert
zugeordnet,
e) eine zu prüfende Weißblechprobe (Prüfprobe) wird in gleicher Weise entfettet, entzinnt
und in demselben sauren Elektrolyten, der vorher zur Polarisierung der Kalibrierproben
diente, unter gleichen Prüfbedingungen kathodisch polarisiert,
f) nach einer der Verweildauer der Kalibrierproben entsprechenden Verweildauer wird
das sich bei der Prüfprobe einstellende Oberflächenpotential erfaßt und
g) unter Zugrundelegung der zuvor bei den Kalibrierproben festgestellten Oberflächenpotentiale
und der diesen zugeordneten Oberflächenreaktionswerte wird der bei der Prüfprobe vorhandene
Oberflächenreaktionswert bestimmt;
ein Oberflächenreaktionswert (SRV-Wert) von kleiner als 10, vorzugsweise kleiner
als 5 bestimmt wird.