[0001] Die Erfindung betrifft ein vorgefertigtes Deckenelement als Fertigbauteil. Weiterhin
betrifft die Erfindung eine Stahlbetondecke, die mehrere derartige Deckenelemente
enthält. Die Deckenelemente werden in einem Herstellbetrieb für Fertigbauelemente
produziert und dann zu einer Baustelle transportiert, wo sie in ein Gebäude eingesetzt
werden, vorzugsweise zu einer Kellerdecke zusammengesetzt werden. Ferner betrifft
die Erfindung ein Verfahren zum Herstellen des Dekkenelementes als Fertigbauteil.
[0002] An Stahlbetondecken werden aufgrund von Bauvorschriften, Normen und technischen Regeln
erhebliche Anforderungen gestellt. Die wichtigsten hierbei sind eine hohe Tragfähigkeit
gemäß den baustatischen Erfordernissen, eine hohe Brandbeständigkeit, Schallschutzmaßnahmen
zur Unterdrückung von Luftschall und Trittschall sowie eine hohe Wärmedämmung. Weitere
Anforderungen, die mehr produktionstechnische, montagetechnische und wirtschaftliche
Aspekte betreffen, sind die Herstellung der Stahlbetondecke in einem wirtschaftlichen
Produktionsverfahren und ein geringer Materialeinsatz. Weiterhin sollte für den Fall,
daß vorgefertigte Deckenelemente als Fertigbauteile verwendet werden, das Transportgewicht
der Deckenelemente niedrig sein, um diese Deckenelemente vom Herstellbetrieb zur Baustelle
wirtschaftlich transportieren zu können.
[0003] Die Deckenelemente sollten auf der Baustelle eine technisch einfache und wirtschaftliche
Montage zu einer Stahlbetondecke ermöglichen. Ferner sollten die Deckenelemente flexibel
für unterschiedliche Typen von Gebäuden einsetzbar sein.
[0004] Bekannte Stahlbetondecken erfüllen nur einige der vorgenannten Anforderungen. Dies
ist darauf zurückzuführen, daß die geforderten Eigenschaften von einem einzigen homogenen
Material im allgemeinen nicht erreicht werden können: Zum Beispiel eine vor Ort auf
der Baustelle erstellte Stahlbetondecke besitzt aufgrund ihres hohen Eigengewichtes
einen sehr guten Schallschutz, jedoch ist die Wärmedämmung relativ schlecht. Eine
Holzbalkendecke mit Zwischenräumen, die wärmedämmendes Material aufnehmen, hat zwar
einerseits eine hervorragende Wärmedämmung, jedoch ist andererseits der Schallschutz
relativ gering.
[0005] Aufgrund der Wärmeschutzverordnung aus dem Jahr 1995 und der kommenden Energieeinsparungs-Verordnung
sowie dem allgemeinem Wunsch von Gebäudebesitzern nach Energieeinsparung ist die Wärmedämmung
zu einem der wichtigsten Kriterien für Deckensysteme geworden. Ziel ist es allgemein,
die in der Wärmeschutzverordnung festgelegten Wärmeschutzwerte zu übertreffen. Um
dies zu erreichen, wird bei bisherigen Deckensystemen ein hoher technischer Aufwand
betrieben. Dieser Aufwand fällt vorwiegend auf der Baustelle an und widerspricht damit
dem technischen Trend zur werkseitigen Vorfertigung. Wärmeschutztechnische Maßnahmen
stellen vor Ort außerdem einen erheblichen wirtschaftlichen Nachteil dar.
[0006] Aus der DE-A-198 23 387 (Anmelder J. Glatthaar) ist ein Verfahren zur Herstellung
einer Fertigteilwand für die Erstellung von Gebäuden bekannt. Bei diesem Verfahren
wird zunächst eine Außenschale auf eine Metallplatte betoniert, wobei gleichzeitig
Endabschnitte von Gitterträgern vom Beton umhüllt werden. Auf die Innenseite dieser
Außenschale werden Lagen von Polyurethanschaum aufgebracht. Nach dem Aushärten des
Polyurethanschaums wird das bis dahin fertiggestellte Teil gedreht, und zur Herstellung
der Innenschale der gesamten Fertigteilwand werden die aus dem Polyurethanschaum herausragenden
Endabschnitte der Gitterträger in ein auf einer Metallplatte befindliches Betonbett
eingetaucht und anschließend ausgehärtet. Zwischen der Innenseite der Innenschale
und der ihr zugewandten Polyurethanschaum-Oberfläche ist ein Hohlraum definiert, der
vor Ort auf der Baustelle mit Beton ausgefüllt wird.
[0007] Es ist Aufgabe der Erfindung, ein vorgefertiges Deckenelement bzw. eine Stahlbetondecke
sowie ein Verfahren anzugeben, das bzw. die eine hohe Wärmedämmung und einen hohen
Schallschutz bietet und mit geringem Aufwand hergestellt und vorteilhaft in ein Gebäude
als Fertigbauelement einbezogen werden kann.
[0008] Diese Aufgabe wird für ein Deckenelement durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
Vorteilhafte Weiterbildungen sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
[0009] Gemäß der Erfindung dienen die Gitterträger sowohl als Bewehrung im baustatischen
Sinn als auch als Abstandhalter zwischen den beiden Betonscheiben. Die Gitterträger
erfüllen also eine Doppelfunktion. Die Gitterträger werden entsprechend dem baustatischen
Erfordernissen ausgelegt. Diese Gitterträger dienen als Fachwerkträger und dienen
zur Übertragung von Schubkräften auf die Mittel- und Endauflager des Deckenelementes.
Die Gitterträger bilden zwar geringe Wärmebrücken zwischen den beiden Scheiben, jedoch
ist der Querschnitt der Stahlelemente der Gitterträger relativ klein, so daß auch
der Wärmefluß relativ klein ist. Der sich zwischen den zwei Scheiben ergebende Hohlraum
wird bereits bei der Herstellung mit Polyurethan-Ortschaum ausgeschäumt. Die ausgehärtete
Polyurethanschicht unterstützt die baustatische Funktion der Gitterträger und der
Betonscheiben. Eine solche Fertigung kann vorteilhaft auf einer Umlauf-Palettenanlage
im Produktionsbetrieb wirtschaftlich erfolgen. Die geforderte Wärmedämmung ist über
die Dicke der Polyurethanschicht einstellbar. Durch die Erfindung wird eine relativ
leichte, vorgefertigte Deckenkonstruktion erreicht, welche nur geringe Wärmebrücken
hat. Auf diese Weise kann eine erhebliche Energieeinsparung erreicht werden. Die Deckenelemente
können als Fertigbauteile großformatig hergestellt werden. Sie lassen sich demzufolge
relativ einfach und schnell auf der Baustelle montieren. Aufwendige Betonierarbeiten
werden somit auf ein Minimum reduziert.
[0010] Gemäß der Erfindung wird ferner eine Stahlbetondecke angegeben, die mehrere solche
Deckenelemente als Fertigbauteile enthält. Eine derartige Stahlbetondecke ist variabel
einsetzbar, da die Bauhöhe und die Ausgestaltung der Gitterträger entsprechend den
baustatischen Erfordernissen gewählt werden können. Die großformatigen Deckenelemente
haben aufgrund ihrer Herstellweise im Produktionsbetrieb eine gute Ebenheit. Diese
Ebenheit ist für den weiteren Ausbau des Gebäudes von großem Vorteil, da auf die sonst
übliche Ausgleichsschüttung verzichtet werden kann.
[0011] Die Erfindung betrifft gemäß einem weiteren Aspekt ein Verfahren zum Herstellen eines
Deckenlements als Fertigbauteil nach den Merkmalen des Anspruchs 11. Bei diesem Verfahren
wird auf den ausgehärteten Polyurethanschaum eine zweite Betonscheibe betoniert, die
Endabschnitte der aus dem Polyurethanschaum herausragenden Gitterträger aufnimmt.
Der ausgehärtete Polyurethanschaum dient also bei der Herstellung als Träger für die
zunächst flüssige Betonschicht der zweiten Betonscheibe. In der Praxis hat sich gezeigt,
daß der ausgehärtete Polyurethanschaum ausreichende baustatische Stabilität für die
vom Polyurethanschaum umhüllten Gitterträger bildet, so daß für das gesamte Deckenelement
eine ausreichende Fähigkeit zur Aufnahme horizontaler Zug- und Schubkräfte gegeben
ist. Nach dem Betonieren der zweiten Betonscheibe wird die Oberfläche eben abgezogen,
so daß diese Fläche als Außenfläche des Deckenelements leicht weiter behandelt werden
kann.
[0012] Ausführungsbeispiele der Erfindung werden im folgenden anhand der Zeichnung erläutert.
Darin zeigt
- Figur 1
- schematisch den Aufbau eines Deckenlements,
- Figur 2
- einen Querschnitt durch das Deckenlement nach Figur 1 mit ausgeschäumtem Hohlraum,
- Figur 3
- einen Querschnitt durch das Deckenelement, wobei in einer Ausnehmung in der Polyurethanschicht
eine Bewehrung in Längsrichtung vorgesehen ist,
- Figur 4,
- einen Längsschnitt mit in einer Ausnehmung verstärktem Querträger, und
- Figur 5
- eine Stahlbetondecke mit zwei Deckenelementen, die miteinander verbunden sind.
[0013] Figur 1 zeigt schematisch den Aufbau eines vorgefertigten Deckenelements als Fertigbauteil.
Das Deckenelement umfaßt eine untere Scheibe 10 aus Stahlbeton und eine obere Scheibe
12 aus Stahlbeton. In jeder Scheibe 10, 12 sind Endabschnitte von Gitterträgern 14
einbetoniert, d.h. die Längsstäbe 15a und Querstäbe 15b sowie zugehörige geschweißte
Strebenknoten 15c sind völlig in Beton eingebettet. Sowohl die untere Scheibe 10 als
auch die obere Scheibe 12 sind durch kreuzweise angeordnete Rundstähle, von denen
beispielhaft einige mit 15 bezeichnet sind, bewehrt. Alternativ kann als Bewehrung
auch vorgefertigte Betonstahlmatten vorgesehen sein. In dem Hohlraum 16 zwischen den
beiden Scheiben 10, 12 wird bei der Herstellung Polyurethan-Ortschaum eingefüllt,
der aushärtet. Typische Abmessungen sind für die Dicke der oberen Scheibe d1 = 70
mm, für die Dicke des Polyurethan-Ortschaums d2 = 80 bis 180 mm und als Dicke für
die untere Scheibe 10 d3 = 50 mm. Je nach Dicke der Polyurethanschicht ergibt sich
somit eine Gesamtdicke D von 200 bis 300 mm für ein Anwendungsbeispiel als Kellerdeckenelement.
Typische Werte für die Länge L sind ≤ 12 m und für die Breite B ≤ 3m.
[0014] Figur 2 zeigt einen Querschnitt durch das Deckenelement. Gleiche Teile sind gleich
bezeichnet. Zwischen der unteren Scheibe 10 und der oberen Scheibe 12 ist der Hohlraum
16 vollkommen mit Polyurethan ausgefüllt. Die Gitterträger 14 bilden zwar Wärmebrücken
zwischen den beiden Scheiben 10, 12. Aufgrund der geringen Querschnitte der Gitterträger
14 ist der Wärmefluß zwischen den beiden Scheiben 10, 12 relativ gering, so daß die
Polyurethanschicht als wärmedämmende Schicht voll zur Wirkung kommt. Auf diese Weise
wird eine hohe Wärmedämmung bei relativ geringem Gewicht und einfachem Aufbau des
Deckenelements erreicht. In Figur 2 ist gut zu erkennen, daß sowohl die untere Scheibe
10 als auch die obere Scheibe 12 durch Rundstähle 15 verstärkt ist, die als Längsbewehrung
und als Querbewehrung die baustatischen Anforderungen für eine Decke erfüllen helfen.
[0015] Figur 3 zeigt einen Querschnitt durch das Deckenelement. Die Polyurethanschicht hat
eine Ausnehmung im Bereich 20. In dieser Ausnehmung 20 ist eine Stahlbewehrung mit
Längsstäben 22 in Längsrichtung eingebracht. Im Bereich der Ausnehmung 20 ist ferner
die Dichte der Gitterträger 14 erhöht. Auf diese Weise wird in diesem Bereich 20 eine
statische Erhöhung der Deckenbelastbarkeit erzielt.
[0016] Figur 4 zeigt einen Längsschnitt durch das Deckenelement. Im Bereich der Ausnehmung
20 ist eine Querbewehrung mit Querstäben 24 eingebracht. Diese Querbewehrung erhöht
die Deckenbelastbarkeit in Querrichtung.
[0017] Figur 5 zeigt den kompletten Aufbau einer Stahlbetondecke, die zwei Deckenelemente
30, 32 umfaßt. Die Stahlbetondecke ist eine Kellerdecke und sitzt am Rande auf Außenwänden,
z.B. der Wand 34, auf. Um den Umfang der Stahlbetondecke ist eine umlaufende Ringgurtbewehrung
36 angebracht. An Stoßabschnitten zwischen den zwei Deckenelementen 30, 32 ist ein
Verbindungselement 38 angeordnet. An einer Längsstoßfläche 40 zwischen den Deckenelementen
30, 32 ist ein weiteres Verbindungselement 42 vorgesehen, welches die Deckenelemente
30, 32 in Richtung der Längsachse untereinander verbindet.
1. Vorgefertigtes Deckenelement als Fertigbauteil,
dadurch gekennzeichnet, daß zwei Scheiben (10, 12) aus Stahlbeton durch mehrere Gitterträger (14) im Abstand
voneinander gehalten sind,
daß Endabschnitte der Gitterträger (14) in der jeweiligen Scheibe (10, 12) einbetoniert
sind,
und daß der Raum zwischen den Scheiben (10, 12) vollständig mit geschäumtem Polyurethan
ausgefüllt ist.
2. Deckenelement nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Raum zwischen den Scheiben (10, 12) Ausnehmungen (20) im ausgehärteten Polyurethan
hat, in denen Querträger (24) und/oder Längsträger (22) aus Stahlbeton angeordnet
sind.
3. Deckenelement nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens eine der Scheiben (10,12), vorzugsweise beide Scheiben, eine Bewehrung
(15) aus Stahl enthält.
4. Deckenelement nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß als Bewehrung kreuzweise angeordnete Rundstähle (15) vorgesehen sind.
5. Deckenelement nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Bewehrung vorgefertigte Betonstahlmatten vorgesehen sind.
6. Deckenelement nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Endabschnitte der Gitterträger zumindest die Längsstäbe (15a) mit angeschweißten
Strebenknoten (15c) umfassen.
7. Stahlbetondecke, dadurch gekennzeichnet, daß sie mehrere Deckenelemente (30, 32) nach einem der vorhergehenden Ansprüche
1 bis 5 enthält.
8. Stahlbetondecke nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß sie einen Ringgurt (36) mit Koppelschloß enthält, welcher die Deckenelemente
(30, 32) umfangsseitig untereinander verbindet.
9. Stahlbetondecke nach einem der Ansprüche 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß sie in Richtung der Längsachse integrierte Verbindungselemente (38) enthält,
welche die einzelnen Deckenelemente (30, 32) in Richtung der Längsachse untereinander
verbindet.
10. Stahlbetondecke nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß sie als Kellerdecke oder Geschoßdecke verwendet wird.
11. Verfahren zum Herstellen eines Deckenelements als Fertigbauteil,
bei dem eine erste Betonscheibe (10) bereitgestellt wird, in die Endabschnitte von
Gitterträgern (14) einbetoniert sind,
auf diese erste Betonscheibe (10) mit den hervorstehenden Gitterträgern (14) Polyurethanschaum
bis zu einer Höhe aufgetragen wird, daß Endabschnitte der Gitterträger (14) noch aus
dem Polyurethanschaum hervorragen,
anschließend der Polyurethanschaum ausgehärtet wird,
und bei dem auf den ausgehärteten Polyurethanschaum eine zweite Betonscheibe (12)
betoniert wird, welche die hervorstehenden Endabschnitte der Gitterträger (14) enthält.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Endabschnitte der Gitterträger (14) zumindest Längststäbe (15a) mit angeschweißten
Strebenknoten (15c) umfassen.
13. Verfahren nach Anspruch 11 oder 12, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens eine der Betonscheiben (10, 12) vorzugsweise beide Scheiben, eine
Bewehrung (15) aus Stahl enthält.
14. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Oberseite der zweiten Betonscheibe nach dem Auftragen des Betons eben abgezogen
wird.