[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Bestimmung des Massenstroms eines
Gasgemisches nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Beispielsweise aus der DE 43 19 772 A1 ist eine Brennkraftmaschine mit Tankentlüftungsanlage
sowie ein Verfahren zur Ansteuerung des Tankentlüftungsventils bekannt. Das Ansteuersignal
eines Tankentlüftungsventils ist vorzugsweise ein pulsweitenmoduliertes Signal, dessen
Tastverhältnis und dessen Periodendauer bzw. Ansteuerfrequenz abhängig von Betriebsparametern
der Brennkraftmaschine, wie z. B. der Drehzahl, variabel vorgebbar sind.
[0003] Verdunsteter Kraftstoff im Tank darf nicht unverbrannt an die Umgebung abgegeben
werden. Daher wird das Gasgemisch aus Luft und verdunstetem Kraftstoff üblicherweise
aus einem Aktivkohlespeicher durch das elektronisch ansteuerbare Tankentlüftungsventil
in das Saugrohr und weiter in den Brennraum der Brennkraftmaschine geführt. Trotz
dieser zusätzlichen Gasgemischzufuhr aus der Tankentlüftunganlage soll möglichst keine
Abweichung vom aktuellen last- und drehzahlabhängigen optimalen Soll-Kraftstoff-Luft-Gemisch
für den Verbrennungsprozeß in den Zylindern auftreten. Daher ist eine genaue Kenntnis
des Massenstroms aus der Tankentlüftungsanlage erforderlich.
[0004] Hierzu existieren bereits Modelle in den Steuergeräten für gedrosselte Verbrennungsmotoren.
Diese Modelle schätzen den Massenstrom abhängig vom Tastverhältnis des Ansteuersignals
und vom Saugrohrunterdruck mit Hilfe von abgespeicherten Kennfeldern ab. Der Saugrohrunterdruck
hängt von der Stellung der Drosselklappe bzw. vom Ausmaß der Drosselung ab. Die Genauigkeit
dieser Modelle ist bei hohem Saugrohrunterdruck ausreichend. Bei niedrigem Saugrohrunterdruck,
insbesondere bei ungedrosselter Brennkraftmaschine, sind die Modelle sehr ungenau.
Die Modelle für gedrosselte Brennkraftmaschinen gehen von einer bekannten überkritischen
Durchströmung des Tankentlüftungssystems bei verschiedenen Tastverhältnissen aus und
rechnen für unterkritische Durchströmung den überkritischen Massenstrom über Hilfsgrößen,
die im wesentlichen den Saugrohrunterdruck berücksichtigen, in einen unterkritischen
Massenstrom um. Dabei entstehen für den unterkritischen Bereich Schätzungfehler von
bis zu 100%. Diese Schätzungsfehler können im ungedrosselten Zustand einer Brennkraftmaschine
und insbesondere für vollständig entdrosselte Brennkraftmaschinen nicht akzeptiert
werden. Durch Entdrosselung einer Brennkraftmaschine kann eine generelle Verbrauchsreduzierung
erzielt werden, deshalb werden solche Konzepte, wie z. B. VVT Systeme (Variabler Ventiltrieb),
in Zukunft verstärkt verfolgt.
[0005] Es ist daher Aufgabe der Erfindung, eine genauere Bestimmung des Massenstroms aus
einer Tankentlüftungsanlage für unterkritische und überkritische Durchströmung zu
erreichen.
[0006] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte
Weiterbildungen der Erfindung sind die Gegenstände der abhängigen Patentansprüche.
[0007] Erfindungsgemäß wird ein im Steuergerät abgespeicherter, bei vollständig geöffnetem
Tankentlüftungsventil maximaler Massenstrom abhängig vom momentanen Saugrohrunterdruck
vorgegeben. Der momentane Massenstrom wird durch einen Algorithmus im Steuergerät
bestimmt, bei dem eine von der Ansteuerzeit des Tankentlüftungsventils abhängige Schar
von Geraden mit der Ansteuerfrequenz des Ansteuersignals und mit dem maximalen Massenstrom
multipliziert wird. Die Geraden sind durch vom Saugrohrunterdruck abhängige Steigungsfaktoren
und durch vom Saugrohrunterdruck abhängige Offsetwerte definiert.
[0008] In einer ersten Alternative wird die Schar von Geraden durch eine Geradengleichung,
in einer zweiten Alternative wird die Schar von Geraden durch ein Kennfeld vorgegeben.
[0009] Vorzugsweise wird der Massenstrom durch ff. Formel berechnet:

wobei
- a
- der Steigungsfaktor,
- b
- der Offsetwert,
- T
- die Ansteuerzeit,
- (a × T + b)
- die Geradengleichung
- f
- die Ansteuerfrequenz des Ansteuersignals,
- ṁ ist
- der zu bestimmende Ist-Massenstrom und
- ṁ max
- der maximale Massenstrom bei vollständig geöffnetem Ventil
sind. Der Steigungsfaktor (a) sowie der Offsetwert (b) werden dabei beispielsweise
jeweils durch eine vom Saugrohrunterdruck abhängige Kennlinie vorgegeben.
[0010] Durch das genannte Verfahren ist eine höhere Genauigkeit bei der Berechnung des Tankentlüftungs-Massenstroms
für alle, speziell auch für geringe Saugrohrunterdruckwerte, wie sie insbesondere
bei entdrosselten Motorkonzepten auftreten, möglich.
[0011] In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung dargestellt. Es zeigen
- Fig. 1
- eine von der Ansteuerzeit abhängige Schar von Geraden mit vom Saugrohrunterdruck abhängigen
Steigungsfaktoren und Offsetwerten, und
- Fig. 2
- den erfindungsgemäßen Algorithmus in Form eines Blockschaltbildes
[0012] Erfindungsgemäß wird abhängig vom Saugrohrunterdruck dps (vgl. Fig. 2) zunächst der
maximale Massenstrom
ṁ maX durch das Tankentlüftungssystem bei einem Tastverhältnis von 100% empirisch ermittelt
und im Steuergerät abgespeichert. Der zu bestimmende momentane Massenstrom
ṁ ist wird auf diesen maximalen Massenstrom
ṁ max bezogen. Durch Multiplikation des Verhältnisses des momentanen Massenstroms
ṁ ist zum maximalen Massenstrom
ṁ max mit der Periodendauer (bzw. 1/Ansteuerfrequenz) wird ein von der Ansteuerfrequenz
des Ansteuersignals unabhängiger normierter Massenimpulswert

erzeugt. Wie in Fig. 1 dargestellt, wird dieser Massenimpulswert

aufgetragen über der Ansteuerzeit T des Tankentlüftungsventils durch eine vom Saugrohrunterdruck
dps abhängige Schar von Geraden (A, B) näherungsweise beschrieben. In Fig. 1 sind
lediglich als Beispiel die beiden Geraden A (bei einem Saugrohrunterdruckwert dps2)
und B (bei einem Saugrohrunterdruckwert dps1) dargestellt, wobei dps1 kleiner als
dps2 ist. Abhängig von der Anforderung an die Genauigkeit kann jedoch eine Vielzahl
von Geraden vorgegeben werden.
[0013] Der Massenimpulswert

kann mittels ff. Geradengleichung dargestellt werden:

[0014] Der jeweilige Offsetwert b (b
A, b
B) und der jeweilige Steigungsfaktor a (a
A, a
B) der Geraden (A, B) hängen vom Saugrohrunterdruck dps (dps1, dps2) als Parameter
ab. Hierbei wird der Einfluß des Saugrohrunterdrucks auf das Zeitverhalten der Gassäule
im Tankentlüftungssystem berücksichtigt. Durch Auflösung dieser Geradengleichung nach
dem Massenstrom
ṁ ist erhält man im daraus resultierenden Modell den erfindungsgemäßen Algorithmus zur
Bestimmung des mometanen Ist-Massenstroms
ṁ ist :

[0015] Ergänzend wird darauf hingewiesen, daß unter dem Begriff Saugrohrunterdruck dps entweder
der alleinige Saugrohrunterdruck oder auch der Differenzdruck zwischen dem Saugrohrunterdruck
und dem Umgebungsdruck zu verstehen ist, der vorzugsweise mittels eines Drucksensors
am Saugrohr gemessen wird.
[0016] In Fig. 2 ist der Saugrohrunterdruck bzw. der Differenzdruck dps Eingangssignal einer
Massenstromkennlinie 1, einer Offsetkennlinie 2 und einer Steigungskennlinie 3. Die
Kennlinien 1, 2, 3 werden empirisch ermittelt und im Steuergerät abgespeichert. Durch
die Massenstromkennlinie 1 werden die bei vollständig geöffnetem Tankentlüftungsventil
maximalen Massenströme
ṁ max abhängig vom momentanen Saugrohrunterdruck dps vorgegeben. Durch die Offsetkennlinie
2 werden die Offsetwerte b (b
A, b
B) abhängig vom Saugrohrunterdruck dps und durch die Steigungskennlinie 3 werden die
Steigungsfaktoren a (a
A, a
B) abhängig vom Saugrohrunterdruck dps vorgegeben.
[0017] Das Tastverhältnis V und die Periodendauer 1/f des pulweitenmodulierten Ansteuersignals
sind Eingangssignale einer Umrechnungseinheit 4. In der Umrechnungseinheit 4 wird
die Ansteuerzeit T des hier nicht dargestellten Tankentlüftungsventils aus dem Tastverhältnis
V und der Periodendauer 1/f bestimmt. Der jeweils vorgegebene Steigungsfaktor a wird
an einer ersten Multiplizierstelle mit dieser Ansteuerdauer T des Tankentlüftungsventils
multipliziert. Dieses Produkt wird anschließend an einer Summierstelle zum jeweiligen
Offsetwert b addiert. Das Ausgangssignal der Summierstelle wird an einer Quotientenbildungsstelle
durch die Periodendauer 1/f geteilt. Das Ausgangssignal der Quotientenbildungsstelle
wird schließlich an einer zweiten Multiplizierstelle mit dem maximalen Massenstrom
ṁ max multipliziert. Das Ergebnis ist eine genaue Bestimmung des gesuchten Massenstroms
ṁ ist Die Genauigkeit des Verfahrens kann durch eine hohe Anzahl der Stützstellen in den
Kennlinien optimiert werden.
[0018] Neben der genauen Bestimmung des Massenstroms insbesondere auch bei niedrigen Saugrohrunterdruckwerten
ist ein weiterer Vorteil dieses erfindungsgemäßen Ausführungsbeispieles der Verzicht
auf mehrdimensionale Kennfelder.
[0019] Die Offsetkennlinie 2, die Steigungskennlinie 3, die Summierstelle und die erste
Multiplizierstelle sind in Fig. 2 als Recheneinheit 5 zusammengefaßt. In einer hier
nicht dargestellten Alternative kann erfindungsgemäß anstelle der Recheneinheit 5
auch ein die Schar der Geraden wiedergebendes Kennfeld verwendet werden.
[0020] Das erfindungsgemäße Verfahren ist invertierbar, so daß der Algorithmus auch zur
Regelung des Massenstromes verwendet werden kann.
1. Verfahren zur Bestimmung des Massenstroms eines Gasgemisches, das von einer Tankentlüftungsanlage
in den Brennraum einer Brennkraftmaschine geführt wird, mittels eines elektronischen
Steuergerätes abhängig vom momentanen Saugrohrunterdruck und abhängig vom Ansteuersignal
des Tankentlüftungsventils, dadurch gekennzeichnet, daß ein im Steuergerät abgespeicherter, bei vollständig geöffnetem Tankentlüftungsventil
maximaler Massenstrom (ṁ maX) abhängig vom momentanen Saugrohrunterdruck (dps) vorgegeben wird und daß der momentane
Massenstrom (ṁ ist) durch einen Algorithmus im Steuergerät bestimmt wird, bei dem eine von der Ansteuerzeit
(T) des Tankentlüftungsventils abhängige Schar von Geraden, die durch vom Saugrohrunterdruck
(dps) abhängige Steigungsfaktoren (a) und durch vom Saugrohrunterdruck (dps) abhängige
Offsetwerte (b) definiert sind, mit der Ansteuerfrequenz (f) des Ansteuersignals und
mit dem maximalen Massenstrom (ṁ max) multipliziert wird.
2. Verfahren nach Patentanspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Schar von Geraden durch die Geradengleichung (ax T + b) vorgegeben wird, wobei
a der Steigungsfaktor einer Gerade,
b der Offsetwert einer Gerade und
T die Ansteuerzeit des Ansteuersignals
sind, und daß der Steigungsfaktor (a) sowie der Offsetwert (b) jeweils durch eine
vom Saugrohrunterdruck abhängige Kennlinie (2, 3) vorgegeben werden.
3. Verfahren nach Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Schar von Geraden durch ein Kennfeld vorgegeben wird.