[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Überwachung des individuellen Prozeßverlaufs
von Transportbehältern für metallische Schmelze, insbesondere des Prozeßverlaufs zwischen
dem Schmelzaggregat und der Gießstation, sowie ein System hierzu.
[0002] Transportbehälter für metallische Schmelze dienen als Überbrückungsmittel der Wege
zwischen Schmelzaggregat, beispielsweise einem Elektrolichtbogenofen oder Konverter,
und der Gießstation, beispielsweise einer Stranggießanlage. Die metallurgische Nachbehandlung
von Stahl wird in der heutigen Zeit weniger im Schmelzaggregat, sondern weitgehend
in der Gießpfanne in nachgeschalteten sekundärmetallurgischen Behandlungsstationen
vorgenommen. Nach Entleeren der Schmelze in den Verteiler der Stranggießanlage gelangt
die Gießpfanneevtl. nach einer kurzen Heißreparatur - zurück zu ihrem Ausgangspunkt,
und ein neuer Arbeitszyklus beginnt.
[0003] Derartige Pfannen sind mit Feuerfestmaterial ausgemauert, um die Schmelze beim Transport
zu isolieren und somit einen geringen Wärmeverlust insbesondere während der relativ
langen Gieß- und Hängezeiten an der Gießstation zu gewährleisten. In Abhängigkeit
des Verschleißgrades des Feuerfestmaterials kommt es zu einer Erhöhung des Wärmeverlustes
der Pfanne, wobei dieser Wärmeverlust beim Gießprozeß ermittelt und durch Einbringen
von Überhitzungsenergie in die Schmelze ausgeglichen werden muß.
[0004] Derartige Verschleißprozesse sind individuell abhängig von der Anzahl der Arbeitszyklen,
aber auch von der jeweiligen Prozeßroute jeder Pfanne, die bestimmt wird von den Verweilzeiten
des Stahls in der Pfanne als Folge von Transportzeit, Wartezeiten zwischen den Prozeßstufen
oder den Behandlungszeiten innerhalb der Prozeßstufen. Auch die Behandlungstemperaturen
nehmen Einfluß auf den Verschleißgrad.
[0005] Ausgehend von diesen Daten können Rückschlüsse gezogen werden auf den Zustand der
Feuerfestausmauerung und somit auf den spezifischen Wärmeverlust der Pfanne. In Abhängigkeit
davon wird die notwendige Temperatureinbringung in die Schmelze vor dem Gießen berechnet.
Zudem ist in Abhängigkeit der Anzahl der Arbeitszyklen sowie der Überwachung des individuellen
Prozeßverlaufs der Zeitpunkt für die Neuzustellung der Pfanne mit Feuerfestmaterial
bestimmbar.
[0006] Bisher ist es üblich, die individuellen Daten, die die Route einer bestimmten Pfanne
ausmachen, durch Bedienungspersonal an den jeweiligen Prozeßstufen manuell aufzunehmen
und dann Rückschlüsse auf die oben genannten Faktoren zu ziehen. Diese Vorgehensweise
ist personalaufwendig und fehlerträchtig.
[0007] Hiervon ausgehend liegt der Erfindung demnach die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
und ein System gattungsgemäßer Art zu schaffen, mit dem eine Überwachung des individuellen
Prozeßverlaufs eines jeden Transportbehälters automatisch erfolgt.
[0008] Hierzu wird verfahrensgemäß vorgeschlagen, daß jeder einzelne Transportbehälter automatisch
identifiziert wird durch Ermittlung der Daten mindestens eines an jedem Transportbehälter
angebrachten individuellen Informationsträgers bei der Vorbeibewegung des Transportbehälters
an mindestens einer, bevorzugt mehreren, ortsfest angeordneten Stationen entlang der
Prozeßroute, sowie dem selbständigen Weiterleiten dieser kombinierten Ort-Behälter-Informationen
an ein Auswertesystem zur rechnergestützten Ermittlung der Transportbehälterlogistik
und der Parameter für nachfolgende Prozesse.
[0009] Die aufgenommenen Daten von einen Behälter an einem bestimmten Ort dienen als Datenbasis
für ein Rechnermodell. Hier wird über den individuellen Prozeßverlauf und Abfolge
von Zeiten rechnerisch beispielsweise der Zustand der Feuerfestausmauerung des Transportbehälters
bzw. der spezifische Wärmeverlust der Pfanne bestimmt und in Abhängigkeit hiervon
die Parameter für nachfolgende Prozesse, insbesondere die Einstellung der Überhitzungstemperaturen
beim Gießen jeder Schmelze und der Zeitpunkt der Neuzustellung des Transportbehälters
mit Feuerfestmaterial, ermittelt.
[0010] Das vorgeschlagene System umfaßt hierzu individuelle Informationsträger, mit denen
die jeweiligen Transportbehälter zu ihrer Identifizierung versehen sind, mindestens
eine Station, die entlang der Prozeßroute der Transportbehälter angeordnet ist - vorzugsweise
an den jeweiligen Behandlungsstationen der Schmelze -, wobei diese Stationen mit Mitteln
versehen sind zur Ermittlung der Daten, die sich auf den Informationsträgern der Transportbehälter
befinden, wobei sich die Transportbehälter mit einem vorgegebenen Abstand an den Stationen
vorbeibewegen oder beabstandet hierzu für einen bestimmten Zeitraum warten, sowie
mit Mitteln zur selbständigen Weiterleitung dieser Informationen an rechnergestützte
Auswertesysteme.
[0011] Nach einer ersten bevorzugten Ausführungsform des Systems weisen die Transportbehälter
selbst die Mittel zur Übertragung von - kodierten - Daten an die jeweiligen Stationen
auf, vorzugsweise in Form von Transpondern nach Anspruch 5. Insbesondere wird ein
Transponder auf Basis von Mikrowellen vorgeschlagen. Die Identifikationsdaten werden
im Transponder, der am Transportbehälter angeordnet ist, gespeichert und bei Annäherung
an die jeweilige Station zu dieser übertragen. Der Abstand zwischen Transportbehälter
und Station kann zwischen 3 und 10 m betragen. Sowohl der Transponder als auch die
Station sind mit einem den rauhen Umgebungsbedingungen angepaßten thermischen und
mechanischen Schutz versehen.
[0012] Nach einer zweiten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Systems sind die Stationen
mit Auslesemitteln für kodierte Daten auf den Informationsträgern versehen. Denkbar
sind hier beispielsweise auch Strichcodierungen, die von Kameras an den Stationen
gelesen werden. Eine bevorzugte Ausführungsform als thermische Musterauswertung wird
in den Ansprüchen 5 bis 7 vorgeschlagen.
[0013] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen
und aus der nachfolgenden Beschreibung. Hierbei zeigen:
- Figur 1
- eine erste Ausführungsform des Systems mit einem Transponder am Transportbehälter;
- Figur 2
- eine zweite Ausführungsform des Systems auf Grundlage einer thermischen Musterauswertung.
[0014] Figur 1 zeigt eine Gießstation 1 mit zwei Gießpfannen 2a, 2b, die an einem gemeinsamen
Pfannendrehturm 3 für einen Sequenzgießprozeß aufgehängt sind. Der Pfannendrehturm
ermöglicht die genaue und schnelle Positionierung der jeweiligen Pfanne über dem Verteiler
4. Über den Verteiler 4 bzw. über ein Tauchrohr 5 fließt Schmelze 6 in die unterhalb
des Verteilers angeordnete Kokille 7 zur Formgebung der Schmelze als Bramme, Knüppel
etc.
[0015] An ihrer Außenfläche bzw. Mantel ist jede Gießpfanne 2a, 2b mit einem Mikrowellen-Transponder
8 versehen. Es handelt sich um eine Sende- und Empfangseinrichtung, die nach einer
empfangenen und ausgewerteten Anfrage von einer Station, hier mit 9 bezeichnet, eine
Antwort im Umfang der jeweiligen gespeicherten Behälterdaten an diese erteilt. Die
Kommunikation zwischen Transponder 8 und Station 9 mit entsprechendem Anfragesystem
ist hier über ein Strahlenbündel 10 sichtbar gemacht. Durch die Identifizierung der
jeweiligen Pfanne werden auf Basis der im Prozeßverlauf gesammelten Daten Rückschlüsse
beispielsweise auf den Verschleißgrad der Feuerfestmaterialzustellung der Pfanne gezogen
und mittels eines Rechnermodells die notwendigen Schmelzetemperaturen für eine sichere
Gießtemperatur berechnet und beim Abstich im Schmelzaggregat eingestellt.
[0016] Bei einer zweiten Ausführungsform (Figur 2) liest eine Thermokamera 11 ein individuelles
thermisches Muster aus. Hierzu wird an den Pfannenmantel 12 in einem Abstand von etwa
100 mm mit Hilfe von Befestigungselementen 13a, 13b eine Platte 14 - beispielsweise
mit Abmessungen von 1200 mm Höhe und 500 mm Breite - angebracht. Die Platte selbst
ist aus Feuerfestmaterial gefertigt. Um durch natürliche Konvektion der vorbeistreichenden
Luft eine Verminderung der Plattenoberflächentemperatur zu erhalten, ist die Platte
an ihrer vom Pfannenmantel abgewandten Seite mit gerippten metallischen Elementen
15 versehen. Hierdurch werden Oberflächentemperaturen der Platte zwischen 80 und 100°C
erreicht, während der Pfannenmantel Oberflächentemperaturen von etwa 200°C aufweist.
[0017] Eine solche Platte 14 ist mit einem für jeden Behälter individuellen Muster vorsehen
(Figuren 3 und 4). Mittels der Thermokamera wird das jeweilige thermische Muster ausgelesen,
wenn sich eine Pfanne in der Nähe einer Thermokamera befindet, die an den jeweiligen
Prozeßstationen angeordnet sind, beispielsweise der Schmelzstation, der Station zur
Sekundärbehandlung der Schmelze sowie der Gießstation entsprechend Figur 1. Das aufgenommene
thermische Muster wird von dieser Kamera 11 an ein Auswertesystem 16 weitergeleitet,
in das die Ergebnisse der anderen Muster der verschiedenen Stationen ebenfalls eingehen,
hier mit 17 bezeichnet. Mittels eines Rechermodells werden diese Muster verarbeitet,
und aus den gewonnenen Daten Rückschlüsse auf beispielsweise den Zeitpunkt der nächsten
Feuerfestzustellung der Pfanne gezogen oder die Einstellungen für weitere Prozesse
ausgerechnet und als Stellgröße (18) an die entsprechenden Vorrichtungen gegeben,
beispielsweise an das Schmelzaggregat zur Einstellung der entsprechenden Überhitzungstemperaturen.
Diese Datenbasis ist nicht nur zur Verwendung der Berechnungen für Neuzustellungen
der Pfannen und Berechnungen der Überhitzungstemperaturen beschränkt. Denkbar ist
die Berechnung aller Größen, die in die Pfannenlogistik eingehen. Wird beispielsweise
ein Ausfall einer der Pfannen beobachtet, kann der Prozeßverlauf der anderen Pfannen
koordiniert und an die neue Situation angepaßt werden.
[0018] Die Figuren 3 und 4 zeigen jeweils eine Platte 114, 214, die als Informationsträger
bei der thermischen Musterauswertung dient. Die Platte 114 nach Figur 3 weist ein
vorgerastertes Muster 115 auf, wobei durch die unterschiedliche Wahl von Durchbrüchen
- hier wird beispielhaft nur ein Durchbruch mit 116 bezeichnet - ein individuelles
Muster entsteht, das jeweils für eine Pfanne charakteristisch ist. Die Platte nach
Figur 3 ist dadurch gekennzeichnet, daß ihr Muster in der ersten und vierten Zeile
von oben jeweils in der rechten Spalte keinen Durchbruch aufweist. Die linke Spalte
jeder Platte weist in jedem perforierten Fenster Durchbrüche auf und dient als Referenzspalte
117, 217. Die Platte nach Figur 4 ist in dieser Gegenüberstellung nicht individualisiert.
Derart an dem Pfannenmantel befestigt, erlauben diese Platten die Sicht auf den Pfannenmantel
durch die jeweiligen Durchbrüche. Eine an den Stationen angebrachte Thermokamera erkennt
bei Annäherung einer Pfanne ein thermisches Muster, welches sich aus heißen Bereichen
und kühleren Bereichen zusammensetzt, je nachdem, ob der jeweilige Durchbruch den
Blick auf den Pfannenmantel zuläßt-
[0019] Das aktuell aufgenommene Videobild wird - wie in Figur 2 beschrieben - einem Auswertesystem
zugeführt. Zum einen wird anhand der Anzahl und Anordnung der Durchbrüche in der Platte
bestimmt, um welche Pfanne es sich handelt, zum anderen können selbst über die Ausbildung
des Thermobildes schon Rückschlüsse über die Beschaffenheit der Feuerfestausmauerung
gezogen werden.
1. Verfahren zur Überwachung des individuellen Prozeßverlaufs von Transportbehältern
für metallische Schmelze, insbesondere des Prozeßverlaufs zwischen dem Schmelzaggregat
und der Gießstation,
gekennzeichnet durch folgende Schritte
automatische Identifizierung jedes einzelnen Transportbehälters (2a, 2b, 12) durch
Ermittlung der Daten mindestens eines an jedem Transportbehälter angebrachten individuellen
Informationsträgers (8, 14, 114, 214) bei der Vorbeibewegung oder zeitweisen Wartens
des Transportbehälters an mindestens einer ortsfest angeordneten Station (9, 11) entlang
der Prozeßroute,
selbständige Weiterleitung dieser kombinierten Ort-Behälter-Informationen an ein Auswertesystem
(16) zur rechnergestützten Ermittlung der Transportbehälterlogistik und der Parameter
für nachfolgende Prozesse in Abhängigkeit des individuellen Prozeßverlaufs eines jeden
Transportbehälters.
2. System zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, umfassend
individuelle Informationsträger (8, 14, 114, 214), mit denen die jeweiligen Transportbehälter
(2a, 2b, 12) zu ihrer Identifizierung versehen sind,
mindestens eine Station (9, 11), die entlang der Prozeßroute der Transportbehälter
angeordnet ist, mit Mitteln (9a, 11a) zur Ermittlung der auf den Informationsträgern
gegebenen Daten der sich an den Stationen vorbeibewegenden oder an diesen für einen
bestimmten Zeitraum wartenden Transportbehälter sowie
Mittel zur selbständigen Weiterleitung dieser Informationen an rechnergestützte Auswertesysteme
(16) zur Bestimmung der Transportbehälterlogistik und der Parameter für nachfolgende
Prozesse in Abhängigkeit der aufgenommenen und verarbeiteten Daten über den jeweils,
auf seiner individuellen Prozeßroute verfolgten Transportbehälter.
3. System nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der jeweilige Transportbehälter Mittel (8) zur Übertragung von Daten an die jeweilige
Station (9) aufweist.
4. System nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die jeweilige Station (11) mit Auslesemitteln (11a) für die Daten auf den Informationsträgern
(14, 114, 214) versehen sind.
5. System nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Informationsträger eine Sende- und Empfangseinrichtung (8) umfaßt, die an
dem Transportbehälter (2a, 2b) angebracht ist und die nach einer empfangenen und ausgewerteten
Anfrage von einer Station eine Antwort im Umfang der Behälterdaten an diese erteilt.
6. System nach Anspruch 4
dadurch gekennzeichnet,
daß der Informationsträger eine Platte (14, 114, 214) umfaßt, die mit einem Abstand
an dem Mantel des Transportbehälters angeordnet ist und die mit einem Muster versehen
ist, das den jeweiligen Behälter individualisiert, und daß die Informationsaufnahmemittel
an den Stationen (11) Kameras (11a) zum Lesen der individuellen Muster umfassen.
7. System nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Platte mit einem durch Durchbrüche eingebrachten und individualisierten Muster
versehen ist, und Thermokameras das sich ergebende thermische Muster auslesen.
8. System nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Platte aus Feuerfestmaterial besteht und an ihrer vom Transportbehältermantel
abgewandten Seite mit gerippten metallischen Elementen (15) belegt ist zur Einstellung
einer im Verhältnis zum Behältermantel niedrigeren Temperatur.
9. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Daten des Prozeßverlaufs von Stahlgießpfannen (2a, 2b, 12) nach Route und
Zeitintervallen von dem Schmelzaggregat bis zur Gießstation (1) sowie zurück aufgenommen
werden, daß diese als Datengrundlage in ein Rechnermodell eingehen und in Abhängigkeit
davon die notwendigen Überhitzungstemperaturen beim Gießen jeder Schmelze sowie der
Zeitpunkt der Neuzustellung des Transportbehälters mit wärmedämmendem Material rechnergestützt
ermittelt werden.