[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs
1.
[0002] Üblicherweise wird ein Verfahren der genannten Art benutzt, um mindestens eine Langfaserfraktion
und mindestens eine Kurzfaserfraktion zu bilden, indem eine Aufkonzentration von Langfasern
einerseits und eine Aufkonzentration von Kurzfasern andererseits erfolgt. Auf diese
Weise können Stoffsorten gebildet werden, die speziellen Anforderungen besser genügen
als das Ausgangsgemisch. Es kann auch eine getrennte Bearbeitung der Fraktionen Ziel
dieses Verfahrens sein. In vielen Fällen ist diese Aufteilung auch ausreichend, um
die Eigenschaften der verwendeten Rohstoffe zu verbessern.
[0003] In der WO 95/00702 A1 wird ein Verfahren beschrieben, das dazu dient, einen für die
Erzeugung von Tissue-Papier besonders geeigneten Faserstoff herzustellen. Um eine
hohe Weichheit der Papierfasern zu erzielen, wird ein zweistufiges Trennverfahren
vorgeschlagen mit einer ersten Fraktionierstufe, in der die Fasern entsprechend ihrer
Faserlänge klassifiziert werden. Die Kurzfaserfraktion dieses ersten Fraktionierschrittes
wird dann mit Hilfe von Zentrifugalkräften einer weiteren Fraktionierung unterzogen,
um das längenbezogene Fasergewicht (coarseness) signifikant zu reduzieren. Dieses
Verfahren dient zur Herstellung eines spezielle für die Tissue-Erzeugung optimierten,
besonders weichen Faserstoffes.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, ein Verfahren zu schaffen, mit dem es
gelingt, einen Faserstoff so weit zu fraktionieren, dass bestimmte Eigenschaften seiner
Bestandteile bei der sich anschließenden Papiererzeugung noch besser ausgenutzt werden
können. Insbesondere soll die Trennung in holzstoffreichere und holzstoffärmere Sorten
verbessert werden können. Eine andere Anwendung ist die Trennung in Frühholzund Spätholz-Anteile
von Zellstoffen.
[0005] Diese Aufgabe wird durch die im Kennzeichen des Anspruchs 1 genannten Merkmale gelöst.
[0006] Bei den Herstellungsverfahren von Papierfasern unterscheidet man bekanntlich zwischen
dem chemischen Aufschluss, der Zellstofffasern liefert, die weitestgehend von Lignin
befreit (ligninarm) sind, und dem mechanischen Aufschluss, mit dessen Hilfe man den
sogenannten Holzstoff erhält, das sind Fasern mit signifikantem Ligninanteil (ligninreich).
Der mechanische Aufschluss kann auch unter erhöhter Temperatur (TMP) durchgeführt
und eventuell mit Chemikalien unterstützt werden (CTMP). Papierfaser-Rohstoffe bestehen
oft aus einer Mischung solcher unterschiedlich aufgeschlossenen Ausgangsstoffe. Dann
handelt es sich also um Gemische aus Fasern, welche sich nicht nur bezüglich ihrer
geometrischen Form, z.B. Länge und Dicke, unterscheiden, sondern auch bezüglich Flexibilität,
Fibrillierungsgrad, Oberflächenbeschaffenheit usw. Das trifft bei aus Altpapier hergestellten
Rohstoffen zu, aber auch bei nativem Zellstoff.
[0007] Mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es möglich, durch Kombination von
Fraktionierschritten, die unterschiedliche Wirkung haben, die Auswahl bestimmter Eigenschaften
weiter zu verfeinern. Das Verfahren ermöglicht nämlich durch die angegebene Kombination
von mindestens zwei Trennschritten eine besonders wirksame Faserstoff-Trennung, da
diese nacheinander mit speziell eingestellter unterschiedlicher Trennwirkung ausgeführt
werden. Bei dem beispielsweise zuerst ausgeführten Faserlängen-Trennschritt werden
die Langfasern von den Kurztasern zumindest bis zu einem gewissen Grad getrennt. Hierzu
gibt es bekannte Vorrichtungen, wie z.B. Siebfraktionatoren. Um die Trennung in Kurz-
und Langfasern zu begünstigen, können solche Maschinen mit tendenziell hoher Strömungsgeschwindigkeit
parallel zur Siebfläche betrieben werden. Bei Schlitzsieben bringen sehr feine Schlitze
(z.B. 0,1 mm) oft eine besonders ausgeprägte Längenfraktionierung. Da in vielen Fällen
die ligninarmen Zellstofffasern länger sind als die Holzstofffasern, kann die Langfaserfraktion
ligninärmer sein als die Kurzfaserfraktion. Dieser Nebeneffekt der Längenfraktionierung
ist nicht immer erwünscht.
[0008] Mit Vorteil führt man wenigstens eine der so gewonnenen Fraktionen einem zweiten
Trennschritt zu, welcher so ausgelegt ist, dass flexiblere Fasern von den steiferen
Fasern getrennt werden, auch wenn sie etwa die gleiche Faserlänge oder etwa das gleiche
Faserlängengewicht haben. Der letztgenannte Wert ist die auf die Länge derausgestreckten
- Faser bezogene Masse, z.B. in Milligramm pro Meter. Zur Fraktionierung nach Flexibilität
können Siebfraktionatoren eingesetzt werden, die z.B. mit weniger feinen Schlitzöffnungen
ausgerüstet sind und mit relativ hoher Strömungsgeschwindigkeit durch die Schlitzöffnungen
hindurch betrieben werden. Das vorherrschende Trenncharakteristikum dieses weiteren
Trennschrittes ist also nicht die Länge, sondern die Flexibilität der Fasern. Eine
solche Fraktionierung ist bei einem engen Faserlängenspektrum - als Folge eines vorangegangenen
Faserlängentrennschrittes - besonders effektiv durchführbar.
[0009] Mit den erwähnten Siebfraktionatoren sind in den meisten Fällen die Trennschritte
vorteilhaft und zweckmäßig durchführbar. Es sind aber auch andere geeigneteTrennvorrichtungen
bekannt.
[0010] Es sind auch sogenannte Grenzschicht-Fraktionatoren bekannt, in denen Lang- und Kurztasern
getrennt werden.
[0011] Das erfindungsgemäße Verfahren ist nicht an die Reihenfolge: zuerst Faserlängenfraktionierung
und dann Trennung nach Flexibilität der Fasern gebunden. Die optimale Reihenfolge
hängt von den Faserstoffen, insbesondere ihrer Zusammensetzung, von den Trennapparaten
und von den Anforderungen an den fertigen Papierfaserstoff ab.
[0012] Die Erfindung und ihre Vorteile werden erläutert an Hand von Zeichnungen. Dabei zeigen:
- Fig. 1
- ein Schema, welches das erfindungsgemäße Verfahren grundsätzlich darstellt;
- Fig. 2
- ein vereinfachtes Anlagenschema;
- Fig. 3
- ein weiteres vereinfachtes Anlagenschema;
- Fig. 4
- Diagramm zur zweistufigen Fraktionierung;
- Fig. 5
- ein Diagramm zur Fahrweise eines Fraktionators.
[0013] Bei Durchführung des Verfahrens wird gemäß Fig. 1 die Papierfasersuspension S einem
Faserlängen-Trennschritt 1 zugeführt, in dem die Suspension in eine mit Kurzfasern
angereicherte Kurzfaserfraktion A1 und eine mit Langfasern angereicherte Langfaserfraktion
A2 aufgeteilt wird. Bei dem hier dargestellten Beispiel werden beide Fraktionen -
also sowohl die Kurzfaserfraktion A1, als auch die Langfaserfraktion A2 - jeweils
einem weiteren Trennschritt 2 bzw. 3 zugeleitet. Dabei sind diese weiteren Trennschritte
2 und 3 dazu bestimmt, die zugeführte Suspension erneut zu fraktionieren, und zwar
in der Weise, dass eine Fraktion mit flexibleren und eine mit steiferen Fasern entsteht.
Hier wurde für die flexible Sorte der Begriff Weichfraktion A2, A3 und für die andere
der Begriff Hartfraktion R2, R3 gewählt. Wie bereits ausgeführt wurde, sind die durch
chemischen Aufschluss gewonnenen Zellstofffasern flexibel und ligninarm (d.h. sie
enthalten nur sehr geringe Reste von aus dem Holz stammenden Lignin) und die mechanisch
erzeugten Holzstofffasern steif und ligninreich. Unterschiedliche Flexibilität kann
auch durch die Eigenschaften von Frühholz- und Spätholz-Zellstoff bedingt sein. Welche
Trennverfahren für die einzelnen Trennschritte gewählt werden, ist in diesem allgemeinen
Schema offen gelassen.
[0014] In der in Fig. 2 gezeigten Anlage wird ein Faserlängen-Trennschritt 1 sowie ein weiterer
Trennschritt 2 mit Hilfe von jeweils einem nur angedeuteten Siebfraktionator durchgeführt.
Dazu wird die Papierfasersuspension S aus einer Bütte 5 über eine Pumpe 6 durch die
Fraktionatoren hindurchgepumpt. Zunächst wird im Faserlängen-Trennschritt 1 ein Durchlauf
erzeugt, der die Kurzfaserfraktion A1 bildet, sowie ein Überlauf, nämlich die Langfaserfraktion
A2. Die Kurzfaserfraktion A1 wird dann einem weiteren Trennschritt 2 unterzogen, wodurch
die Weichfraktion A2 als Durchlauf und die Hartfraktion R2 als Überlauf anfällt. Als
Ergebnis dieses Verfahrens sammelt sich in der Bütte 7 ein Langfaserstoff, in der
Bütte 8 ein Stoff mit starren, z.B. ligninreichen Kurzfasern und in der Bütte 9 ein
Stoff mit flexiblen, z.B. ligninarmen Kurzfasern an.
[0015] Die Fig. 3 zeigt eine Anlage mit einem Faserlängen-Trennschritt 1 (Siebfraktionator),
einem zweiten Trennschritt 2 (Siebfraktionator) für die Kurzfaserfraktion A1 sowie
einen dritten Trennschritt 3 (Siebfraktionator) für die Langfaserfraktion A2. Mit
dieser Verfahrensvariante werden also sowohl die Kurzfasern als auch die Langfasern
mit Nasssieben entsprechend ihrer Flexibilität fraktioniert und in den Bütten 7 bis
10 gesammelt. Somit kann die Charakteristik der weiteren Trennschritte spezifisch
auf Kurzfasern und Langfasern abgestimmt werden. Diese Kombination ist besonders effektiv.
Mit der gestrichelten Linie 4 ist eine Möglichkeit angedeutet, die Weichfraktion A2,
in der also die flexiblen Langfasern des zweiten Trennschritts 2 angereichert werden,
mit der Weichfraktion A3 aus dem dritten Trennschritt 3 zu einer gemeinsamen Sorte
in der Bütte 10 zusammenzufassen. Diese enthält dann einen flexiblen Faserstoff mit
einem breiten Längenspektrum, z.B. mit überwiegend chemisch aufgeschlossenem Zellstoff.
[0016] Fig. 4 ist eine schematische Darstellung der Anreicherung von Spätholz-Zellstofffasern
unter Nutzung ihrer geringeren Flexiblität. Man erkennt deutlich, dass durch den zuerst
durchgeführten Faserlängentrennschritt 1 ein geringer Anstieg des Spätholzanteils
11 in der Hartfraktion R1 erzielt wird. Bei erneuter Fraktionierung in einem weiteren
Trennschritt 2 lässt sich das Ergebnis signifikant verbessern.
[0017] Die Fig. 5 erläutert am Beispiel eines Siebfraktionators die Möglichkeit zur Festlegung
der für das Verfahren wichtigen Trenncharakteristik. Aufgetragen ist der Holzstoffanteil
16 der Fraktionen über dem Überlaufanteil 17, der bei Betrieb des Fraktionators eingestellt
wird. Wie solche Einstellungen vorgenommen werden, ist dem Fachmann bekannt.
[0018] Das Diagramm zeigt folgende Kurven:
Kurve 12 - Holzstoffanteil im Durchlauf bei einer mittleren Strömungsgeschwindigkeit
von 1 m/sec in der Sieböffnung;
Kurve 13 - Holzstoffanteil im Durchlauf bei einer mittleren Strömungsgeschwindigkeit
von 2 m/sec in der Sieböffnung;
Kurve 14 - Holzstoffanteil im Überlauf bei einer mittleren Strömungsgeschwindigkeit
von 1 m/sec in der Sieböffnung;
Kurve 15 - Holzstoffanteil im Überlauf bei einer mittleren Strömunsgeschwindigkeit
von 2 m/sec in der Sieböffnung.
[0019] Am rechten Rand des Diagramms ist ein Siebsymbol dargestellt mit dem Zulauf in Form
der Papierfasersuspension S, die aufgeteilt wird in die Durchlauffraktion D und die
Überlauffraktion U. Zur leichteren Erkennung der Zusammenhänge sind Hinweislinien
zu den Kurven 12, 13, 14 und 15 eingezeichnet. Das Diagramm verdeutlicht qualitativ,
wie ein solcher Siebfraktionator bei einem angenommenen Arbeitspunkt 18 den Holzstoffanteil
in den gebildeten Fraktionen verschiebt und wie man durch die eingestellten Parameter
Einfluss nehmen kann auf diese Verschiebung. Dabei ist ohne weiteres hinzunehmen,
dass bei dem hier untersuchten Faser-Rohstoff der erste Trennschritt sogar noch eine
Anreicherung von steifen Fasern im Durchlauf brachte. Das hängt damit zusammen, dass
die steifen Fasern bei vielen Rohstoffen im Durchscnitt auch die kürzeren sind. Das
ist nur ein Beispiel zur Auslegung eines auf Unterschiede in der Faserflexibilität
gerichteten Fraktionierschrittes. Andere Möglichkeiten liegen in der Gestaltung der
Fraktionieröffnungen von Nasssieben.
1. Verfahren zum Fraktionieren einer Papierfasersuspension (S), bei dem diese mindestens
einem Faserlängen-Trennschritt (1) unterzogen wird, welcher mindestens eine mit Kurzfasem
angereicherte Kurzfaserfraktion (A1)und mindestens eine mit Langfasern angereicherte
Langfaserfraktion (R1) erzeugt,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Faserlängen-Trennschritt (1) mit mindestens einem weiteren Trennschritt (2,
3) kombiniert wird, durch den eine mit flexiblen Fasern angereicherte Weichfraktion
(A2, A3) und eine mit steifen Fasern angereicherte Hartfraktion (R2, R3) gebildet
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Faserlängen-Trennschritt (1) zuerst durchgeführt wird und dass dessen Kurzfaserfraktion
(A1) in einen weiteren Trennschritt (2) gelangt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Faserlängen-Trennschritt (1) zuerst durchgeführt wird und dass dessen Langfaserfraktion
(A2) in einen weiteren Trennschritt (3) gelangt.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Faserlängen-Trennschritt (1) als Nasssiebung durchgeführt wird.
5. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass mindestens ein weiterer Trennschritt (2, 3) als Nasssiebung durchgeführt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 4 und 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass die in der ersten Nasssiebung eingestellte Siebdurchtrittsgeschwindigkeit geringer
ist als die in der zweiten Nasssiebung.
7. Verfahren nach Anspruch 4, 5 oder 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass mindestens eine Nasssiebung mit einem Schlitzsieb durchgeführt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 4 und 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass in der ersten Nasssiebung ein Schlitzsieb mit geringerer Schlitzweite als in
der zweiten Nasssiebung verwendet wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Schlitzweite in der ersten Nasssiebung 0,1 - 0,2 mm und die in der zweiten
Nasssiebung 0,3 - 0,6 mm beträgt.