[0001] Die Erfindung betrifft ein Schneid- und Ritzwerkzeug, vorzugsweise für den Druckschnitt,
bestehend aus einer Klinge, die einen Basisabschnitt und einen sich an den Basisabschnitt
anschließenden keilförmigen Spitzenabschnitt mit einer Schneidkante und mit mindestens
einer an einer Klingenlängsseite ausgebildeten mit der anderen Klingenlängsseite einen
Keilwinkel einschließenden Fase aufweist.
[0002] Derartige Werkzeuge werden z.B. in der Kartonagenindustrie eingesetzt, um aus einem
Karton- oder Pappmaterial Zuschnitte für Kartons oder Schachteln (z.B. Zigarettenschachteln)
herzustellen. Dies geschieht üblicherweise mittels Stanzvorrichtungen, die die klingenförmigen
Werkzeuge mit zumindest beim Schneidvorgang zur Materialebene senkrechter Klinge so
aufnehmen, daß die an einer Klingenlängsseite vorhandene Fase beginnend mit der Schneidkante
senkrecht zur Materialebene durch Hub- oder Rotationsbewegung in das Material eindringt.
Hierdurch können die Zuschnitte einerseits ausgeschnitten sowie andererseits auch
zur Bildung von Faltlinien durch ein nur teilweises Ausschneiden angeritzt werden,
wobei die Faltlinien ein Auffalten des Zuschnittes, z.B. zu einer Schachtel ermöglichen.
[0003] Die Schneide (Spitzenabschnitt) des Schneid- und Ritzwerkzeuges hat die Form eines
Keiles, dessen Seitenflächen einen Keilwinkel bilden. Die Wirkung einer solchen Schneide
wird beispielweise in Spaethe-Trzebiatowsky: Metallbearbeitung Bd. 1, Olten - Freiburg
i. Br., 6. Aufl. 1965, S. 67 beschrieben. Diese Wirkung ist von der Stellung und Bewegung
der Schneide relativ zum Werkstück abhängig. Bei der beim Druckschneiden erfolgenden
senkrechten Anstellung wird das Gut durchschnitten oder getrennt, während bei schräger
Anstellung Späne abgetrennt würden. Durch die aufgebrachte' Schnittkraft wird der
Keil in den Werkstoff eingetrieben. Dabei muß er den Werkstoff verdrängen. Der zu
überwindende Schnittwiderstand ist abhängig von den Festigkeitseigenschaften des zu
schneidenden Werkstoffes, von der Größe des Keilwinkels und der wirksamen Schneidenlänge.
Bei schlankem Keil mit kleinem Keilwinkel ist weniger Werkstoff zu verdrängen als
bei großem Keilwinkel. Der Schnittwiderstand ist deshalb geringer. Jedoch hat der
schlanke Keil eine geringere Masse, bricht leichter oder die Schneide stumpft leicht
ab. Beim Trennen zerlegt sich die Schnittkraft in rechtwinklig zu den Seitenflächen
gerichtete Keilkraftkomponenten. Die entstehende Reibung erfordert einen höheren Kraftaufwand.
Die Keilkraftkomponenten teilen sich in senkrechte und waagerechte Teilkräfte (Normal-
und Querteilkräfte). Die senkrechten Kräfte bewirken den Vortrieb, wobei sich unter
Umständen vor der Schneidkante ein Riß bilden bzw. eine sogenannte Berstung im zu
stanzenden Material auftreten kann. Übersteigen die waagerechten Teilkräfte (Querkraftkomponenten)
die Festigkeit des Stanzgutes, so wird es auseinandergerissen. Es erfolgt ein Bruch
mit rauher Bruchfläche, während die zu erzielende, eigentliche Schnittfläche glatt
sein soll.
[0004] In der Zeitschrift "Papier+Kunststoff-Verarbeiter" Nr. 8, 1994, Seite 12 ist eine
Kräftebilanz für ein symmetrisch ausgebildetes Schneid- und Ritzwerkzeug für den Druckschnitt
wiedergeben, die über die von Spaethe-Trzebiatowsky angegebenen Betrachtungen hinausgeht,
insofern durch diese Bilanz auch die am Keil wirksam werdenden Reibungskräfte und
die der Schnittkraft (hier Messerkraft genannt) entgegenwirkende Stanzkraft berücksichtigt
werden sollen. Es wird ausgeführt, daß sich die aufzubringende Messerkraft sich aus
der notwendigen Stanzkraft zur Materialzerstörung und den durch die Materialverdrängung
entstehenden senkrecht zur Schnittebene wirkenden Komponenten der Keil- und Reibungskräfte
zusammensetzen soll, wobei die Reibungskraft jeweils durch Multiplikation einer mittleren
Gleitreibungszahl mit der Keilkraft berechnet wird. Auch aus dieser Bilanz folgt,
daß bei einem schlanken Keil mit kleinem Keilwinkel ein geringerer Schnittwiderstand
auftritt als bei einem Keil mit größerem Keilwinkel. Außerdem wird aus der Bilanz
deutlich, daß sich die notwendigerweise aufzubringende Messerkraft durch Verringerung
der Gleitreibungszahl verringern läßt. Als entsprechende technische Maßnahmen werden
daher einerseits Doppelfasen mit zwei wirksamen Keilwinkeln und andererseits eine
Gleitlackbeschichtung o.ä. des keilförmigen Spitzenabschnitts vorgeschlagen.
[0005] In der DE-A-2 743 258 wird ausgeführt, daß zum Schneiden von Karton, Papier usw.
normalerweise Klingen aus gehärtetem Stahl verwendet werden, die beim üblichen Anschleifen
eine Rauheit von wenigen Mikrometern oder weniger besitzen und öfter ersetzt und neu
angeschliffen werden müssen. Obgleich es auch Klingen mit einer Plattierung aus Wolframcarbid
für derartige Zwecke gibt, welche diesen Nachteil nicht aufweisen, sind diese Ausführungen
jedoch außerordentlich kostspielig und wenig verbreitet. Zweck des Anmeldegegenstandes
dieser Schrift ist daher eine Verbesserung der Klingen aus gehärtetem Stahl für Stanz-/Schneidmaschinen
in der Weise, daß ihre Standzeit verlängert und gleichzeitig das Eindringen der Klinge
in das zu bearbeitende. Stanzgut erleichtert wird. Es wird eine Klinge aus gehärtetem
Stahl beschrieben, die eine erste geschliffene Seitenfläche mit einer Rauheit von
maximal 0,9 µm aufweist, welche einen Winkel von 19 bis 22 Grad mit einer flachen
Klingenseite bildet, und die weiterhin eine zweite geschliffene Seitenfläche mit einer
Rauheit von maximal 0,02
µm aufweist, welche einen Winkel mit der flachen Klingenseite bildet, der um 1 bis
5 Grad größer ist als der Winkel der ersten geschliffenen Seitenfläche. Die gewünschte
Verbesserung wird also insbesondere durch eine sehr ausgeprägte Glätte und der Feinheit
der Klinge, d.h. durch eine teilweise extrem geringe Oberflächenrauheit erreicht,
womit ein beträchtlicher Fertigungsaufwand verbunden ist.
[0006] Insbesondere bei der Verarbeitung von folien- oder alumini-. umkaschiertem Karton
bildet sich bei der Bearbeitung mit bekannten Schneid- und Ritzwerkzeugen Kantenstaub
an den Zuschnitten, vielfach auch "Fusseln" genannt. Dieser Stanzstaub muß zum Teil
in mühsamer Handarbeit, mit Bürsten, Schwingschleifer, Druckluft oder ähnlichen Hilfsmitteln
von den Zuschnitten entfernt werden. Daher sind verschiedene technische Lösungen zur
Vermeidung des Kantenstaubes vorgeschlagen worden.
[0007] Bei der Herstellung der auch unter dem Namen "Schneidlinien" bekannten Schneid- und
Ritzwerkzeuge aus Stahl, wie sie beispielsweise in der DE-A-3 919 536 beschrieben
ist, wird zunächst ein Stahlband durch eine spanabhebende Bearbeitung, wie beispielsweise
durch Schaben oder Strählen, mit Anfasungen versehen, die die Schneid- bzw. Ritzkante
bilden. Danach wird das Stahlband im Spitzenabschnitt, insbesondere im Bereich der
Schneid- und Ritzkante, gehärtet. Dieses Härten erfolgt durch Erwärmen auf die erforderliche
Härtetemperatur und eine anschließende definierte Abkühlung. Das Erwärmen kann dabei
in vorteilhafter Weise im Induktionsverfahren mit Hochfrequenz erfolgen, da die Härtung
insbesondere im Bereich der Schneid- und Ritzkante nur mit einer geringen Tiefe in
der Dicke des Stahlbandes erfolgen muß. Der Bereich der Schneid- bzw. Ritzkante erhält
dadurch in einem kontinuierlich durchführbaren Arbeitsgang die erforderliche Härte,
so daß die Schneid- und Ritzwerkzeuge auch eine lange Standzeit aufweisen. Beim Hochfrequenz-Erwärmen
bis auf die erforderliche Härtetemperatur erfolgt jedoch ein Anlaufen und Verzundern
der Oberfläche des Stahlbandes. Solche Verzunderungen an den Flächen der Anfasungen
beeinträchtigen das glatte Eindrücken in Karton, Papier oder dergleichen, so daß an
den Schnittkanten des Kartons, Papiers oder dergleichen Schnittstaub und Ausfaserungen
entstehen. Dem Anlaufen und Verzundern kann, wie die DE-A 3 919 536 vorschlägt, durch
eine Schutzgasbehandlung entgegengewirkt werden.
[0008] Betrachtet man den Querschnitt der Klingen bekannter Schneid- und Ritzwerkzeuge,
so läßt sich eine Vielzahl verschiedener Formen feststellen. Der Querschnitt kann
symmetrisch oder asymmetrisch ausgebildet sein (vgl. US-A-2 276 376). Die Klinge kann
eine konkave Gestalt, wie beispielsweise entsprechend der US-A-2 211 213 im Basisabschnitt,
oder eine konvexe Gestalt, wie beispielsweise entsprechend der US-A-2 049 157 oder
der US-A-2 276 376, besitzen. Allen diesen bekannten Klingen gemeinsam ist jedoch
mindestens eine Anfasung im Bereich der Klingenspitze, die in jedem Fall eben ausgebildet
ist.
[0009] Eine Ausnahme hinsichtlich dieses Merkmals bildet ein aus dem deutschen Gebrauchsmuster
DE-U-296 16 585 bekanntes Schneid- und Ritzwerkzeug, bei dem die Fase eine derart
konvexe Krümmung aufweist, daß jede in Richtung der Schneidkante an die Fase angelegte
Tangente mit einer in Schnittrichtung durch die Schneidkante verlaufenden Achse einen
Winkel einschließt, der kleiner als 90° ist.
[0010] Die überwiegende Zahl der bekannten Schneid- und Ritzwerkzeuge besitzt insbesondere
entweder eine geschabte oder eine geschliffene Fase (FR-A-1 483 301, DE-A-2 304 237,
DE-A-2 743 258), d.h. bei dem Vorprodukt, einem kaltgewalzten, gehärteten und angelassenen
Stahlstreifen aus Federbandstahl, wird die Fase entweder durch Schleifen oder durch
Schaben gebildet. Unter Schaben versteht man dabei eine spanabhebende Bearbeitung,
bei der das zu bearbeitende Werkstück relativ zu einem feststehenden Werkzeug, z.B.
einem Hartmetallwerkzeug oder dergleichen bewegt wird, d.h. der Stahlstreifen wird
zur Bildung der Fase in Längsrichtung durch mindestens eine Ziehstation gezogen.
[0011] In der EP-A-0 234 009 werden die Vor- und Nachteile der bekannten entweder geschliffenen
oder geschabten gattungsgemäßen Schneid- und Ritzwerkzeuge beschrieben. Die geschliffene
Fase weist einen minimalen Hohlschliff auf, wodurch sich eine hervorragende Schärfe
ergibt, so daß ein geringer Stanzdruck erforderlich ist. Jedoch ist die Maßhaltigkeit
einer derartigen Fase nicht für alle Zwecke zufriedenstellend. Geschabte Fasen besitzen
aufgrund ihrer Herstellung im Ziehverfahren eine sehr gute Maßhaltigkeit, so daß sie
bei hohen Ansprüchen an die Maßgenauigkeit eingesetzt werden. Da solche Fasen aber
schwach konvex sind, ist ihre Schärfe gering und sie wirken nicht schneidend sondern
drückend auf das Material ein, so daß höhere Stanzdrücke (Messerkräfte) erforderlich
sind. Solche Schneidenspitzen können auch einen Radius, eine Hohlkehle oder eine Abplattung
aufweisen. In den genannten Schriften wird daher ein Schneid- und Ritzwerkzeug, bzw.
ein Herstellungsverfahren für ein Werkzeug vorgeschlagen, das sich insbesondere durch
eine außerordentlich hohe Maßhaltigkeit, d.h. eine sehr geringe Höhentoleranz, auszeichnet,
was für den oben beschriebenen Anwendungsfall insofern besonders wichtig ist, als
die Schneidkante genau linear sowie parallel zu der Ebene des zu schneidenden und/oder
zu ritzenden Materials verlaufen muß, da ansonsten nur ein ungleichmäßiges Ausschneiden
bzw. Anritzen zu erreichen wäre. Ferner besitzt das aus der EP-A-0 234 009 bekannte
Werkzeug eine erhöhte Standzeit, und es wird die Bildung von Schnittstaub weitestgehend
vermieden. Das Schneid- und Ritzwerkzeug weist, um dies zu erreichen, eine ausgehend
von der Fasenspitze schabriefenfreie feingeschliffene Oberfläche auf, die sich auf
der an einer an einer Klingenlängsseite ausgebildeten geschabten Fase befindet. Der
Anschliffwinkel des Feinschliffes beträgt dabei in einer vorteilhaften Ausführung
ca. 45° bis 60°.
[0012] In der EP-A-0 715 933 werden Stanzmesser vorgestellt, die sich von allen vorstehend
beschriebenen dahingehend unterscheiden, daß die Schneidenspitze eine bewußt angestrebte
Verrundung aufweist. Diese Verrundung wird als das entscheidende Merkmal angesehen,
durch welches verhindert werden soll, daß die Schneide bei Überdruck beschädigt, d.h.
plattgedrückt wird und ein Grat entsteht. Die Belastbarkeit einer solchen abgerundeten
Schneide sei dreimal höher als die einer spitzen Schneide, wobei die Schnittqualität
auch über hohe Auflagen erhalten bliebe. Bei einer solchen Ausführung muß von hohen
notwendigen Schnittkräften ausgegangen werden. Eine derartige stumpfe Schneide entsteht
herstellungsbedingt auch beim Schaben von Fasen an der Klinge.
[0013] Aus den vorstehenden Angaben gehen die hohen Ansprüche an die beim Schneiden und
Ritzen verwendeten Werkzeuge hervor, die sich hinsichtlich der Anforderungen an die
Qualität des geschnittenen Gutes wie folgt zusammenfassen lassen:
- Einhaltung der geometrisch genauen Schnittfläche;
- keine, z.B. durch Messerbeschädigungen verursachte, Streifenbildung in Schnittrichtung;
- keine, z.B. durch wechselnde Härte über die Höhe eines zu schneidenden Stapels hervorgerufenen,
wellenartigen Ausbuchtungen;
- minimale Rauheit der Schnittfläche;
- keine Rißbildung bzw. Bersten vor der Schneidkante;
- minimaler Anfall von Schneidstaub, als dessen Hauptursache eine zu hohe Rauheit des
Schneidwerkzeugs angesehen wird.
[0014] Aus den Anforderungen an die Qualität des Schnittgutes leiten sich dann die nachstehenden
Forderungen an die Schneidwerkzeuge ab:
- hohe Schneidhaltigkeit, und zwar
* eine sehr geringe Höhentoleranz der Klinge, weil die Schneidkante genau linear sowie
parallel zu der Ebene des zu schneidenden und/oder zu ritzenden Materials verlaufen
muß;
* Maßhaltigkeit der Fase;
* geringe, aber hinsichtlich der Herstellungskosten optimierte Rauheit der Klinge;
- hohe Standzeit des Werkzeugs durch
* Festigkeit der Klinge - insbesondere darf diese auch bei überhöhtem Schneiddruck
nicht beschädigt werden;
* Härte der Klinge zur Gewährleistung einer hohen Verschleißfestigkeit;
- Gewährleistung eines optimalen Ablaufs des Schneidvorgangs hinsichtlich
* eines schneidenden (nicht drückenden) Eindringens in das Stanzgut;
* eines geringen Stanzdruckes durch minimalen Schnittwiderstand und kleine Reibungskräfte
beim Schneiden;
- möglichst niedriger Herstellungsaufwand;
- kurze Zurichtzeiten bei der Bemesserung der Stanzformen.
[0015] Durch das oben erwähnte, aus dem deutschen Gebrauchsmuster DE-U-296 16 585 bekannte
Schneid- und Ritzwerkzeug wird dieses Anforderungsprofil bereits in hohem Maße erfüllt,
jedoch hat sich gezeigt, daß dabei noch ein nicht zu vernachlässigendes Verbesserungspotential
besteht.
[0016] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Schneid- und Ritzwerkzeug der eingangs
beschriebenen Art zu schaffen, mit dem diese sich teilweise antagonistisch zueinander
verhaltenden Forderungen noch besser erfüllt werden können.
[0017] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß die Fase mindestens zwei stetig ineinander
übergehende Bereiche aufweist, und zwar mindestens einen ersten, in der Nähe der Schneidkante
angeordneten Bereich mit - im Querschnitt gesehen - konvexer Krümmung und mindestens
einen sich an den konvexen Bereich anschließenden zweiten, in der Nähe des Basisabschnitts
angeordneten Bereich mit - im Querschnitt gesehen - konkaver Krümmung.
[0018] Erfindungsgemäß kommt es dadurch beim Schneiden bzw. Ritzen mit Vorteil zu einem
An- und Abschwellen der auftretenden Kräfte und zwar derart, daß in dem konvexen Bereich,
von der Seite der Schneidkante ausgehend beim Eindringen in das zu schneidende Gut
das Verhältnis einer in Schnittrichtung weisenden Messerkraft zu einer senkrecht zur
Schnittrichtung stehenden Querkraft zunächst nicht abnimmt, insbesondere aber stetig
anwächst, während beim weiteren Eindringen in dem konkaven Bereich das Verhältnis
der in Schnittrichtung weisenden Messerkraft zu der senkrecht zur Schnittrichtung
stehenden Querkraft danach nicht anwächst, insbesondere aber stetig abnimmt. Auf diese
Weise kommt in optimaler Weise beim Trennprozeß des Gutes zeitweilig die schneidende,
zeitweilig die drückende Wirkung des Werkzeugs vorwiegend zur Geltung, wodurch das
Eindringverhalten des erfindungsgemäßen Werkzeugs in das zu bearbeitende Gut eine
Bestform annimmmt. Insbesondere durch den konkaven Bereich wird dabei unter anderem
auch einer möglichen Wulstbildung des zu schneidenden Gutes an seiner Oberfläche entgegengwirkt.
[0019] Die aufzubringende Messerkraft ist beim Eindringen in das zu schneidende Gut aufgrund
der gekrümmten Kontur der Fase abhängig vom Abstand h der Wirkungsstelle der Keilkraftkomponente
von der Schneidkante, da der effektiv wirksame Keilwinkel, der z.B. als Schnittwinkel
von beidseitig im Spitzenabschnitt jeweils an die Fase in Richtung der Schneidkante
angelegter Tangenten definiert werden kann, sich in Abhängigkeit von diesem Abstand
h stetig ändert. Durch diese stetige Änderung wird vorteilhafterweise vermieden, daß
während des Trenn- oder Ritzprozesses im Werkzeug und im zu bearbeitenden Gut sprunghafte
Änderungen der wirksam werdenden Kräfte bzw. mechanischen Spannungen auftreten könnten.
[0020] Wenn die Klingenlängsseiten eines erfindungsgemäßen Werkzeugs, insbesondere im Bereich
der Fasen, symmetrisch hinsichtlich einer in Schnittrichtung durch die Schneidkante
verlaufende Mittenachse ausgebildet sind, läßt sich zeigen, daß die Messerkraft folgendermaßen
ausgedrückt werden kann:

[0021] Dabei ist ρ der sogenannte Reibungswinkel, der sich zu

berechnen läßt, und F
M* die Messerkraft, F
Q* die Querkraft, β der Keilwinkel, h der vertikale Abstand der Schneidkante und µ die
Gleitreibungszahl. Hierbei ist aber zu beachten, daß Gleichung (1) entlang der Fase
- streng genommen - jeweils punktweise zu verschiedenen Werten für die Messerkraft
F
M* und die Querkraft F
Q* führt, da der Verlauf der Kontur der Fase nicht konstant ist. Es ist daher bei dieser
Kräftebilanzierung von der integralen Betrachtungsweise zu einer infinitesimalen Betrachtungsweise
überzugehen, wobei in der Bilanz dann unter den Kräften (Messerkraft F
M*, Querkraft F
Q*) jeweils spezifische Größen zu verstehen sind. Alle Größen sind also jeweils auf
infinitesimal kleine Werte der entgegen der Schnittrichtung von der Schneidkante aus
laufenden Abstandskoordinate h bezogen, und die Gesamt-Kräftewerte ergeben sich erst
durch Integration von der Schneidkante (Wert h=0) bis zum jeweils wirksamen maximalen
vertikalen Abstand (h=h
max) der Wirkungsstelle der Keilkraft im jeweiligen Moment des Schnitt- bzw. Ritzprozesses.
[0022] Aus (1) und (2) lassen sich - je nach der zugrundliegenden Aufgabenstellung - Zielfunktionen
und Randbedingungen für eine Optimierungsrechnung (Bildung und Lösung von Differentialgleichungen)
ableiten, durch die der detaillierte, unter dem jeweils relevanten Aspekt optimierte
Verlauf der Funktion β (h) (Funktionstyp und Parameter) bestimmt werden kann. Beispielsweise
kann eine solche Zielfunktion darin bestehen, daß der Quotient aus Messerkraft F
M und Querkraft F
Q einen Minimalwert annimmt oder beim Eindringen des erfindungsgemäßen Werkzeugs in
das Gut konstant bleibt. Als Randbedingung kann auch ein analytischer Ausdruck für
die Funktion β (h) und/oder F
M* vorgegeben werden, durch den beispielsweise berücksichtigt werden kann, ob das zu
bearbeitende Gut durchtrennt oder nur geritzt werden soll.
[0023] Insbesondere leitet sich daraus eine Ausführung eines erfindungsgemäßen Werkzeugs
als bevorzugt ab, bei der die Fase -im Querschnitt gesehen - einen etwa S-förmigen
oder (auf der anderen Seite) umgekehrt S-förmigen Konturverlauf aufweist und eine
gedachte, von der Schneidkante ausgehende Gerade, die durch einen Fußpunkt am Übergang
vom Spitzenabschnitt zum Basisabschnitt an der Klingenlängsseite verläuft, in mindestens
drei Punkten schneidet.
[0024] Weitere vorteilhafte Ausführungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen und der
nachfolgenden Beschreibung enthalten. Anhand der in den beiliegenden Zeichnungsfiguren
dargestellten Ausführungsbeispiele wird die Erfindung näher erläutert. Dabei zeigen
die Fig. 1 bis 18 jeweils im Querschnitt und vergrößert gegenüber der natürlichen
Größe, 18 verschiedene Ausführungsformen eines erfindungsgemäßen Schneid- und Ritzwerkzeuges.
[0025] In den verschiedenen Figuren der Zeichnung sind gleiche Teile stets mit denselben
Bezugszeichen versehen, so daß sie in der Regel auch jeweils nur einmal beschrieben
werden.
[0026] Wie Fig. 1 zeigt, besteht eine erste Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Schneid-
und Ritzwerkzeuges, das vorzugsweise für den Druckschnitt vorgesehen ist, aus einer
Klinge 1, die einen Basisabschnitt 2 und einen sich an den Basisabschnitt 2 anschließenden
keilförmigen Spitzenabschnitt 3 mit einer Schneidkante 4 und mit mindestens einer
- in der dargestellten Ausführung zwei - jeweils an einer Klingenlängsseite 5 ausgebildeten
mit der anderen Klingenlängsseite 5 einen Keilwinkel β einschließenden Fase 6. Der
Keilwinkel β ist dabei als Schnittwinkel von beidseitig im Spitzenabschnitt 3 jeweils
an die Fase 6 in Richtung der Schneidkante 4 angelegter Tangenten T-T definiert und
kann über eine entgeger. der Schnittrichtung S von der Schneidkante 4 aus laufende
Abstandskoordinate h, die der jeweiligen Eindringtiefe in das zu schneidende oder
zu ritzende Gut entspricht, veränderlich sein. Der von den Fasen 6 an den beiden Klingenlängsseiten
5, bzw. von den Tangenten T-T eingeschlossene wirksame Keilwinkel β kann sich z.B.
stetig mit zunehmenden Abstand von der Schneidkante 2 vergrößern oder verringern.
[0027] Der keilförmige Spitzenabschnitt 3 mit jeweils der Fase 6 auf jeder Klingenlängsseite
5 ist mit Vorteil hinsichtlich einer in Schnittrichtung S durch die Schneidkante 4
verlaufenden Mittenachse X-X symmetrisch ausgebildet. Bei einer solchen symmetrischen
Ausbildung der Klinge 1 ergibt sich der Keilwinkel β als doppelter Wert eines Winkels
zwischen der an einer Klingenlängsseite 5 in Richtung der Schneidkante 4 an die Fase
6 angelegte Tangente T-T mit der Mittenachse X-X.
[0028] Die Fase 6 weist mindestens zwei stetig ineinander übergehende Bereiche 6a, 6b auf,
und zwar mindestens einen ersten, in der Nähe der Schneidkante 4 angeordneten Bereich.
6a mit - im Querschnitt gesehen - konvexer Krümmung (Keilwinkel β nimmt zu) und mindestens
einen sich an den konvexen Bereich 6a anschließenden zweiten, in der Nähe des Basisabschnitts
2 angeordneten Bereich 6b mit - im Querschnitt gesehen - konkaver Krümmung (Keilwinkel
β nimmt ab).
[0029] Die Fase 6 kann somit - im Querschnitt gesehen - zumindest abschnittsweise einen
etwa S-förmigen oder - auf der anderen Klingenlängsseite 5 einen umgekehrt S-förmigen
Konturverlauf aufweisen. Eine gedachte, von der Schneidkante 4 ausgehende Gerade G-G,
die durch einen Fußpunkt F am Übergang vom Spitzenabschnitt 3 zum Basisabschnitt 2
an der Klingenlängsseite 5 verläuft, kann dabei mit Vorteil von der S-Kontur der Fase
6 in mindestens drei Punkten geschnitten werden.
[0030] Dabei ist es auch möglich und vorteilhaft, daß - wie dargestellt - die symmetrisch
auf beiden Klingenlängsseiten 5 ausgebildeten Fasen 6 abschnittsweise (in Bereichen
6c) parallel verlaufen. Rücksprünge gegenüber einem Parallelverlauf der Fasen 6 sollten
jedoch vermieden werden. Diese parallel verlaufenden Bereiche 6c, die vorzugsweise
eben ausgebildet sind, bzw. noch nachstehend beschriebene andere ebene Bereiche im
Querschnitt der Fase 6 können jeweils anteilig dem konvexen Bereich 6a oder dem konkaven
Bereich 6b zugerechnet werden, je nachdem in welchem Bogen des S sie sich befinden.
Durch die Bereiche kann mit Vorteil bedarfsweise in Abstimmung auf das zu bearbeitende
Gut eine Verlängerung des Spitzenabschnitts 3 erreicht werden. Dies veranschaulichen
jeweils Vergleiche der paarweise ähnlichen Ausführungen in Fig. 1 und 2, 3 und 4 ...
17 und 18. Die parallel verlaufenden Bereiche 6c tragen nicht zum Auseinanderdrängen
des Materials des zu bearbeitenden Gutes bei, wodurch vorteilhafterweise eine Wulstbildung
im Material völlig unterbunden bzw. zumindest stark eingeschränkt wird. Die parallel
verlaufenden Bereiche 6c können mit Vorteil eine Länge von bis zu 45 Prozent einer
vertikalen (in Schnittrichtung S verlaufenden) Länge l des Spitzenabschnitts 3 aufweisen.
[0031] Wie Fig. 1 zeigt, kann die Kontur der Fase 6 mit Vorteil auch derart gestaltet sein,
daß zwischen dem Basisabschnitt 2 und dem Bereich mit konkaver Krümmung 6b der Fase
6 - insbesondere mit stetigem Übergang - mindestens ein weiterer Bereich 6d mit konvexer
Krümmung der Fase 6 angeordnet ist. In der Nähe des Basisabschnitts 2 besteht eine
erhöhte Bruchgefahr der Klinge 1, der durch den zusätzlichen konvexen Bereich 6d entgegengewirkt
werden kann, so daß die Klinge 1 auch in relativ dickes zu schneidendes Gut problemlos
und leicht eindringt. Aufgrund dieses zusätzlichen konvexen Bereiches 6d besitzt die
Ausführung gemäß Fig. 1 nicht nur drei, sondern vier Schnittpunkte mit der gedachten,
von der Schneidkante 4 ausgehenden Gerade G-G. Es sind dies die Punkte P
1, P
2, P
3 und F. Wie aus Fig. 1 hervorgeht, kennzeichnen diese Schnittpunkte P
1, P
2, P
3, F jeweils etwa Beginn und Ende eines konvexen Bereiches (6a und 6d) und des konkaven
Bereiches 6b, wobei - entsprechend der vorstehenden Definition anteilig die ebenen
Bereiche 6c jeweils eingeschlossen sind. Der konvexe Bereich 6a liegt etwa zwischen
dem Punkt P
1 auf der Schneidkante 4 und dem Punkt P
2 im mittleren Bereich des Spitzenabschnitts 3, und der konkave Bereich 6b liegt etwa
zwischen dem Punkt P
2 im mittleren Bereich des Spitzenabschnitts 3 und dem Punkt P
3, der sich im Spitzenabschnitt 3 in der Nähe des Basisabschnitts 2 befindet. Der konvexe
Bereich 6d liegt etwa zwischen dem Punkt P
3, der sich im Spitzenabschnitt 3 in der Nähe des Basisabschnitts 2 befindet, und dem
Fußpunkt F.
[0032] Die Fase 6 weist somit - im Querschnitt gesehen - nicht nur einen etwa S-förmigen
oder - auf der anderen Klingenlängsseite 5 einen umgekehrt-S-förmigen Konturverlauf
auf, sondern sogar einen - im Querschnitt gesehen - doppel-S-förmigen oder - auf der
anderen Klingenlängsseite 5 umgekehrt-doppel-S-förmigen Verlauf auf.
[0033] Ein mittlerer halber Keilwinkel γ = β/2 zwischen der gedachten, von der Schneidkante
4 ausgehenden Gerade G-G, die durch den Fußpunkt F am Übergang vom Spitzenabschnitt
3 zum Basisabschnitt 2 an der Klingenlängsseite 5 verläuft, und der in Schnittrichtung
S durch die Schneidkante 4 verlaufenden Mittenachse X-X kann insbesondere im Bereich
von 15° bis 45°, vorzugsweise - wie in Fig. 1 dargestellt - bei etwa 27°, liegen.
Die beim Schneiden oder Ritzen auftretenden Kräfte oszillieren dadurch, in einer Weise,
die noch nachstehend anhand von Fig. 2 genauer beschrieben wird, um einen Mittelwert,
der sich aus diesem Winkel γ ergibt und sich in der Praxis für die meisten Bearbeitungsaufgaben,
die mit einem erfindungsgemäßen Werkzeug auszuführen sind, als optimal erwiesen hat.
[0034] Die Klinge 1 kann im Basisabschnitt eine Dicke D im Bereich von 0,3 bis 2,5 mm, vorzugsweise
etwa 0,7 mm, und der Spitzenabschnitt 3 kann eine vertikale (in Schnittrichtung S
verlaufende) Länge l im Bereich von 0,5 bis 3,5 mm, vorzugsweise etwa 0,7 bis 1,3
mm, aufweisen.
[0035] Die Klinge 1 kann vorzugsweise aus einem, von der Schneidkante 4 ausgehend zumindest
bis in den konvexen Bereich 6a des Spitzenabschnittes 3 hinein zusätzlich vergüteten
Federbandstahl bestehen. In diesem vergüteten Bereich kann die Klinge 1 in bevorzugter
Ausführung, insbesondere durch eine Induktions-, Flamm- oder Laserhärtung und ein
anschließendes Anlassen, vorzugsweise bei einer Temperatur von 250 bis 500 °C, eine
Härte von 30 bis 67 HRC aufweisen.
[0036] Ein zweites Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Schneid- und Ritzwerkzeuges
ist in Fig. 2 dargestellt. Dieses unterscheidet sich von der ersten Ausführung dadurch,
daß der Spitzenabschnitt 3 eine geringere vertikale (in Schnittrichtung S verlaufende)
Länge l aufweist und daß die symmetrisch auf beiden Klingenlängsseiten 5 ausgebildeten
Fasen 6 nicht abschnittsweise parallel verlaufen.
[0037] Hierbei sind in Fig. 2 exemplarisch auch die wirksam werdenden Kräfte veranschaulicht.
Wie bereits erwähnt, liegen entlang der Fase 6 jeweils punktweise unterschiedliche
Werte der Messerkraft F
M* und der Querkraft F
Q* vor, da der Verlauf der Kontur der Fase 6 nicht konstant ist. Die Größen sind jeweils
auf infinitesimal kleine Werte der entgegen der Schnittrichtung S von der Schneidkante
4 aus laufenden Abstandskoordinate h bezogen und daher als Kraftkomponenten zu betrachten.
[0038] Fig. 2 zeigt im konvexen Bereich 6a der symmetrisch ausgebildeten Fase 6 jeweils
eine auf das zu bearbeitende Gut wirkende Keilkraft F
K*, die von dem erfindungsgemäßen. Schneid- und Ritzwerkzeug in einem Punkt P aufgebracht
wird. Durch diese Keilkraft F
K*, die senkrecht auf einer Tangenten T-T an die Kontur der Fase 6 durch den Punkt P
steht, wird eine in Richtung der Tangenten T-T auf die Schneidkante 4 gerichtete Reibungskraft
F
R* wirksam, die sich als Produkt der Keilkraft F
K* mit einer Gleitreibungszahl µ quantifizieren läßt. Durch Superposition der Reibungskraft
F
R* und der Keilkraft F
K* ergibt sich eine resultierende Keilkraft F
L*, die in einem Winkel ρ zur Keilkraft F
K* steht, der nach der oben angeführten Gleichung (2) berechnenbar ist. Die im Punkt
P für den Schnitt oder das Ritzen aufzubringende Messerkraft F
M* setzt sich aus den beiden symmetrisch wirkenden resultierenden Keilkräften F
L* zusammen, wie aus dem in Fig. 2 - der Anschaulichkeit halber im unteren Bereich (verschoben)
- dargestellten Kräfteparallelogramm hervorgeht. Die resultierenden Keilkräfte F
L*, die jeweils in einem Winkel β/2 + ρ zur Horizontalen stehen, besitzen dabei rechtwinklig
zur Schnittrichtung S wirkende Kraftkomponenten, die als Querkräfte F
Q* wirksam werden und das zu trennende Gut seitlich auseinanderdrängen. Für das von
der Koordinate h abhängige Verhältnis der Messerkraft F
M* zur Querkraft F
Q* gilt die oben angegebene Gleichung (1). Allen in Fig. 2 eingezeichneten (Aktions-)
Kräften F
M*, F
Q*, F
L*, F
K*, F
R*, die von dem erfindungsgemäßen Werkzeug aufgebracht werden, stehen materialseitig
jeweils ebenso große (Reaktions-)Kräfte entgegen, die der Einfachkeit halber nicht
eingezeichnet sind.
[0039] Es hat sich als besonders günstig erwiesen, wenn - wie dargestellt - die konvexe
Krümmung in dem ersten Abschnitt 6a der Fase 6 derart ausgebildet ist, daß beim Eindringen
in das zu schneidende Gut jeweils das Verhältnis der in Schnittrichtung S wirkenden
Messerkraft F
M* zu der rechtwinklig zur Schnittrichtung S wirkenden Querkraft F
Q* von der Schneidkante 2 ausgehend über die in Schnittrichtung S gemessenene Länge
h der Fase 6 von maximal etwa 100 auf minimal etwa 0, vorzugsweise von maximal etwa
5 auf minimal etwa 0,5, abnimmt. Mit einem derartigen Kräfteverlauf ist nicht nur
ein schneidendes Eindringen der Schneidkante 4 in den Karton oder den Papierstapel
garantiert, sondern es kann auch bei einem vergleichsweise geringen Stanzdruck gearbeitet
werden, da das zu schneidende Gut dem Schneidwerkzeug nur einen minimalen Schnittwiderstand
entgegensetzt. Auch der Verlauf der Reibungskräfte F
R* zwischen der Klinge 1 und dem zu schneidenden Gut kann vorteilhafterweise durch die
Größe und den Verlauf der konvexen Krümmung beim Schneiden kontrolliert gesteuert
werden. Außerdem hat sich auch gezeigt, daß sich die bevorzugte erfindungsgemäße Ausbildung
der Fase 6 im Hinblick auf eine Reduzierung des Anfalls von Schneidstaub besonders
günstig auswirkt. Das erfindungsgemäße Schneid- und Ritzwerkzeug besitzt aufgrund
der konvexen Ausbildung des Schneidenkeils im Bereich der Fase 6 eine vergleichsweise
höhere Festigkeit der Klinge 1 als bekannte Werkzeuge. Die Klinge 1 kann daher auch
bei hohem Schneiddruck nicht beschädigt werden, und neben einer verbesserten Maßhaltigkeit
wird auch eine Standzeitverlängerung möglich. Eine im gestanzten Gut durch Messerbeschädigungen
verursachte, unsaubere Schnittkante ist unterbunden.
[0040] Ein nicht unbeträchtlicher Anteil dieser positiven Effekte kann auch dadurch erzielt
werden, daß die konkave Krümmung in dem zweiten Abschnitt 6b der Fase 6 derart ausgebildet
ist, daß beim Eindringen in das zu schneidende Gut jeweils das Verhältnis der in Schnittrichtung
S wirkenden Messerkraft F
M* zur rechtwinklig zur Schnittrichtung S wirkenden Querkraft F
Q* von der Schneidkante 4 ausgehend über die in Schnittrichtung S gemessenene Länge
h der Fase 6 von minimal 0 auf maximal etwa 100, vorzugsweise von minimal 0,5 auf
maximal etwa 5, zunimmt.
[0041] Der konvexe Bereich 6a und/oder der konkave Bereich 6b der Fase 6 können dabei jeweils
beispielsweise in fertigungstechnisch einfacher Weise durch einen Kreisbogenabschnitt
mit einem Radius R begrenzt sein, der jeweils etwa den 0,1-bis 15-fachen Wert der
Strecke P
1F zwischen der Schneidkante 2 und dem Fußpunkt F am Übergang vom Spitzenabschnitt
3 zum Basisabschnitt 2 aufweist. Z.B. kann bei einer Dicke D der Klinge 1 von etwa
0,71 mm und einem Winkel γ von etwa 27° dieser Radius R derart im konvexen Bereich
6a günstigerweise einen Wert von etwa 1,0 mm annehmen. Die jeweiligen Werte eines
solchen Radius R können sich im konvexen Bereich 6a und im konkaven Bereich 6b voneinander
unterscheiden.
[0042] Bei den in Fig. 1 und 2 dargestellten Ausführungen liegt eine scharfe (spitze) Schneidkante
4 vor, d.h. jede in Richtung der Schneidkante 4 an die Fase 6 angelegte Tangente T-T
schließt mit der in Schnittrichtung S durch die Schneidkante 4 verlaufenden Achse
X-X einen Winkel
β/2 ein, der kleiner als 90° ist. Durch die scharfe Schneidkante 4 dringt das erfindungsgemäße
Werkzeug von Beginn des Schneid- oder Ritzvorganges an leicht in das zu bearbeitende
Gut ein.
[0043] Bei den in Fig. 3 und 4 dargestellten Ausführungen (dritte und vierte Ausführung)
liegt keine scharfe Schneidkante 4 vor. Bei diesen Ausführungen weist die Schneidkante
4 jeweils eine ebene Abplattung 4a auf. Im Bereich dieser ebenen Abplattung 4a schließt
eine an die Schneidkante 4 an die Fase 6 angelegte Tangente T-T mit der in Schnittrichtung
S durch die Schneidkante 4 verlaufenden Achse X-X einen Winkel β/2 ein, der genau
90° beträgt. Dadurch kann vorteilhafterweise die Schneidkante 4 - beispielsweise beim
Zurichten des erfindungsgemäßen Werkzeugs - hoch belastet werden, ohne daß es zu schädlichen
Spitzenverformungen kommt.
[0044] Anstelle der Abplattung 4a kann an der Schneidkante 4 in Längsrichtung der Klinge
1 aber auch eine Hohlkehle 4b derart ausgebildet sein, daß die Schneidkante 4 über
ihre gesamte Länge zwei Schneiden 4c aufweist (fünfte und sechste Ausführung in Fig.
5 und 6). Die Schneidkante 4 kann dabei eine insbesondere eine Breite b von etwa 0,005
bis 0,050 mm aufweisen. Die Hohlkehle 4b kann vorzugsweise - wie dargestellt - in
ihrem Querschnitt zumindest einen kreisbogenförmigen Abschnitt umfassen oder durch
einen kreisbogenförmigen Abschnitt gebildet sein, wobei der Durchmesser des kreisbogenförmigen
Abschnitts der Hohlkehle 4b mindestens der Breite b der Schneidkante 4 entspricht
und höchstens den zehnfachen, vorzugsweise höchstens etwa dem drei- bis fünffachen
Wert der Breite b der Schneidkante 4 annehmen kann. Eine solche Ausführung des erfindungsgemäßen
Schneid- und Ritzwerkzeug weist im Hinblick auf die für den Schnitt aufzuwendende
Kraft infolge der beiden Schneiden 4c bei hoher Standzeit eine exzellente Schneidwirkung
auf. Da die Schneidkante 4 über zwei Auflagepunkte auf das zu schneidende Gut verfügt,
auf die sich die Schnittkraft verteilt, tritt außerdem im Vergleich zu einer Schneidkante
4 mit nur einer Spitze eine Verschleißminderung ein. Auch die Gegenstanzplatte wird
dabei geschont. Ebenso hat es sich gezeigt, daß mit einem solchen erfindungsgemäßen
Schneid- und Ritzwerkzeug eine sehr geringe Höhentoleranz der Klinge erzielbar ist,
wodurch sich die Zurichtung der Stanzformen (Trägerplatten) vereinfacht und die notwendige
Zurichtzeit verkürzt. Ein weiterer Vorteil besteht - insbesondere bei einer geschliffenen
Flanke - darin, daß durch das erfindungsgemäße Schneid- und Ritzwerkzeug ein "fusselfreier"
Schnitt ausgeführt wird, der den eingangs genannten Qualitätsanforderungen an das
geschnittene Gut gerecht wird.
[0045] Des weiteren kann eine Verrundung 4d (siebente und achte Ausführung in Fig. 7 und
8) an der Schneidkante 4 vorgesehen sein. Auch durch eine solche Ausführung kann die
Schneidkante 4 hoch belastet werden, ohne daß es zu schädlichen Spitzenverformungen
kommt. Der Radius der Verrundung kann dabei mit Vorteil in einem Bereich von kleiner
als 10µm bis größer als 15/100 mm liegen. Beim Schneiden von Karton bleiben dadurch
beispielsweise die Werte der Druckbelastung an der Schneidkante 4 weit unter der zulässigen
Grenzbelastbarkeit von etwa 1100 N/mm
2.
[0046] Zwischen der Schneidkante 4 und dem Bereich mit konvexer Krümmung 6a der Fase 6 kann
mit stetigem Übergang mindestens ein weiterer Bereich 6e mit konkaver Krümmung der
Fase 6 angeordnet sein, wie dies Fig. 9 und 10 (neunte und zehnte Ausführung der Erfindung)
zeigen. Ein solcher Bereich 6e kann beispielsweise durch einen Hohlschliff erzeugt
werden. Aufgrund des zusätzlichen konkaven Bereiches 6e besitzt beispielsweise die
Ausführung gemäß Fig. 9 nicht nur vier, sondern fünf Schnittpunkte mit der gedachten,
von der Schneidkante 4 ausgehenden Gerade G-G. Es sind dies die Punkte P
1, P
2, P
3, P
4 und F. Der zusätzliche konkave Bereich 6e liegt dabei etwa zwischen den Punkten P
1 und P
4, der konvexe Bereich 6a zwischen den Punkten P
4 und P
2, während die End- und Anfangspunkte der übrigen Bereiche 6b und 6d genauso liegen,
wie bei dem oben beschriebenen ersten bzw. zweiten Ausführungsbeispiel.(Vorhandene
ebene Bereiche 6c - Fig. 9 - werden dabei anteilig den konvexen und konkaven Bereichen
6a, 6b zugerechnet.)
[0047] Wie die Ausführungsarten der Erfindung in Fig. 1 sowie 3 bis 17 zeigen, ist es auch
möglich, daß zwischen der Schneidkante 4 und dem Basisabschnitt 2 mindestens ein Bereich
der Fase 6 einen ebenen Konturverlauf aufweist. Bei diesem Bereich kann es sich um
den beim ersten Ausführungsbeispiel beschriebenen Bereich 6c handeln, in dem die symmetrisch
auf beiden Klingenlängsseiten 5 ausgebildeten Fasen 6 abschnittsweise parallel verlaufen
und die sich in Richtung auf den Basisabschnitt 2 hin an den konvexen Bereich 6a anschließen.
Es ist aber auch möglich und vorteilhaft, wenn - wie z.B. bei den Ausführungen in
Fig. 11 und 12 dargestellt - Bereiche 6f mit ebenem Konturverlauf sich zwischen dem
konkaven Bereich 6b des Spitzenabschnitts 3 und dem Basisabschnitt 2, insbesondere
auf den Fußpunkt F hin, erstrecken. (Auch mehrere andere Ausführungen des erfindungsgemäßen
Werkzeugs zeigen derartige, jedoch teilweise weniger stark ausgeprägte ebene Bereiche
6f.) In Fig. 11 und 12 verläuft ein ebener Bereich 6f vom Fußpunkt F ausgehend (dort
in einem nicht näher bezeichneten Winkel von etwa 15° zur Schnittrichtung S stehend)
auf den konkaven Bereich 6b hin und geht stetig in diesen über. Fig. 12 zeigt dabei
eine Besonderheit, die in einigen Sonderfällen auftreten kann, nämlich, daß die Gerade
G-G abschnittsweise mit der Kontur der Fase 6 zusammenfällt.
[0048] Schließlich kann/können ein oder mehrere Bereich(e) 6g, 6h der Fase 6 mit ebenem
Konturverlauf auch zwischen der Schneidkante 4 und dem konvexen Bereich 6a der Fase
6 angeordnet sein, wie dies die Ausführungen gemäß Fig. 3 bis 8 sowie 13 bis 16 zeigen.
In Fig. 13 und 14 handelt es sich dabei zum einen um ebene Bereiche 6g, die - ähnlich
wie die Bereiche 6c - zusätzlich parallel zueinander verlaufen (β=0) und in einer
Abplattung 4a an der Schneidenspitze 4 enden. Die Reibungskraft F
M* nimmt dabei in den Parallelbereichen 6g einen Minimalwert an. Insbesondere diese
Bereiche 6g begünstigen neben dem erfindungsgemäßen Konturverlauf der Fase 6 zusätzlich
ein sogenanntes "Self Levelling", d.h. einen Höhen-Toleranzausgleich über die gesamte
Länge eines in eine Stanzvorrichtung eingespannten erfindungsgemäßen Werkzeugs. Je
nach Länge der Parallelbereiche 6g an der Schneidnspicze und Breite der Abplattung
können in der Kontur der Fase 6, wie Fig. 14 zeigt, mit der Geraden G-G sogar bis
zu fünf Schnittpunkte P
1 bis P
5 auftreten. Auch ist es möglich, daß der konvexe Bereich 6a (einschließlich eines
eventuell vorhandenen ebenen Bereiches 6h) die Gerade G-G nicht schneidet.
[0049] Bei den anderen ebenen Bereichen 6h in Fig. 13 und 14 und den entsprechenden ebenen
Bereichen 6h in den übrigen genannten Ausführungen - wie z.B. in Fig. 15 und 16, bei
denen wie in Fig. 1, 2, 9 bis 12 sowie 17 und 18 eine scharfe Schneidkante 4 vorliegt
- konvergieren die ebenen Bereiche 6g auf die Schneidkante 4 hin (β ≠ 0) . In allen
ebenen Bereichen 6c, 6f, 6g, 6h ist das Verhältnis der in Schnittrichtung S wirkenden
Messerkraft F
M* zur rechtwinklig zur Schnittrichtung S wirkenden Querkraft F
Q* konstant, bzw. die Querkraft F
Q* wird nahezu Null (Bereich 6c, Bereich 6g in Fig. 13 und 14).
[0050] Die Ausführungsbeispiele in Fig. 17 und 18 weisen große Ähnlichkeit mit den Ausführungsbeispielen
in Fig. 11 und 12 auf. Ein Unterschied besteht dabei jedoch darin, daß die Ausführungen
gemäß Fig. 11 und 12 einen konvexen Bereich 6d im Spitzenabschnitt 3 in der Nähe des
Basisabschnitts 2 aufweisen und die Ausführungen in Fig. 17 und 18 nicht. Ein weiterer
Unterschied besteht darin, daß der mittlere halbe Keilwinkel γ = β/2 zwischen der
gedachten, von der Schneidkante 4 ausgehenden Gerade G-G, die durch den Fußpunkt F
am Übergang vom Spitzenabschnitt 3 zum Basisabschnitt 2 an der Klingenlägsseite 5
verläuft, und der in Schnittrichtung S durch die Schneidkante 4 verlaufenden Mittenachse
X-X bei den Ausführungen in Fig. 17 und 18 größer ist.
[0051] Wie die geometrischen Verhältnisse in der Zeichnung veranschaulichen, kann die jeweilige
Länge des konvexen Bereiches 6a oder des konkaven Bereiches 6b mit Vorteil etwa 5
bis 95 Prozent der Länge l des Spitzenabschnitts 3 betragen, wobei die ebenen Bereiche
6c, 6f, 6h an der jeweiligen Länge des konvexen Bereiches 6a und/oder des konkaven
Bereiches 6b mit Vorteil zu etwa 0 bis 85 Prozent beteiligt sein können.
[0052] Die vorbeschriebenen und figürlich dargestellten Konturverläufe der Fase 6 lassen
sich spanabhebend durch Schaben und/oder zumindest bereichsweise durch Schleifen herstellen.
Auch eine Oberflächenbearbeitung durch Ätzen und Erodieren ist mit Vorteil alternativ
oder zusätzlich möglich. Insbesondere ein Schaben ist dabei bevorzugt, wobei ein Rohling
für das herzustellende erfindungsgmäße Werkzeug zur Bildung der Fase in Längsrichtung
durch mindestens ein Hartmetallwerkzeug oder dergleichen gezogen wird, dessen Negativkontur
dem Fasenverlauf des Werkzeugs entspricht. Die als Patrize für die Fase 6 wirkende
Negativkontur kann dabei mit ausgesprochen hoher Genauigkeit z.B. durch ein elektroerosives
Abtragen, wie Drahterodieren, erzeugt werden.
[0053] Die Oberfläche der Klinge 1, insbesondere die des Spitzenabschnitts 3, kann mit Vorteil
eine zusätzliche Veredelung durch das Auftragen einer funktionellen Schicht erfahren.
Zu diesem Zweck kann vornehmlich eine Gleitlackbeschichtung, eine Bedampfung mit Titannitrid,
eine WolframcarbidPlattierung, eine Beschichtung mit Polytetrafluorethylen (PTFE)
oder eine ähnliche Maßnahme vorgesehen werden. Derartige funktionellen Schichten wirken
reibungsmindernd und erhöhen den Korrosions- und Verschleißwiderstand des erfindungsgemäßen
Werkzeugs.
[0054] Die Erfindung beschränkt sich nicht auf die vorstehenden Ausführungsbeispiele. So
ist es beispielsweise auch möglich, daß die Klingenlängsseiten 5 mit ihren Fasen 6
auch wahlweise asymmetrisch zueinander ausgebildet sein können. Die konkave und/oder
konvexe Krümmung der Fase 6 muß nicht kreisbogenförmig verlaufen, sondern kann auch
als Teil einer Ellipse oder einer geometrischen Kurve mit Krümmung (Parabel, e-Funktion)
ausgeführt werden, ohne daß der Rahmen der Erfindung verlassen wird.
[0055] Des weiteren kann der Fachmann zusätzliche Maßnahmen zur Verbesserung des Schneidverhaltens
eines erfindungsgemäßen Werkzeugs vorsehen, wie beispielsweise über die Länge des
Spitzenabschnitts 3, insbesondere im Bereich der Schneidkante 4, verteilte Perforierungen,
Wellungen und/oder Zahnungen.
[0056] Ferner ist die Erfindung nicht auf die im Anspruch 1 definierte Merkmalskombination
beschränkt, sondern kann auch durch jede beliebige andere Kombination von bestimmten
Merkmalen aller insgesamt offenbarten Einzelmerkmale definiert sein. Dies bedeutet,
daß grundsätzlich praktisch jedes Einzelmerkmal des Anspruchs 1 weggelassen bzw. durch
mindestens ein an anderer Stelle der Anmeldung offenbartes Einzelmerkmal ersetzt werden
kann. Insofern ist der Anspruch 1 lediglich als ein erster Formulierungsversuch für
eine Erfindung zu verstehen.
Bezugszeichen
[0057]
- 1
- Klinge
- 2
- Basisabschnitt
- 3
- Spitzenabschnitt
- 4
- Schneidkante
- 4a
- Abplattung an 4
- 4b
- Hohlkehle an 4
- 4c
- Schneide an 4b
- 4d
- Verrundunq an 4
- 5
- Klingenlängsseite
- 6
- Fase
- 6a
- konvexer Bereich von 6
- 6b
- konkaver Bereich von 6
- 6c
- ebener Bereich mit Parallelverlauf zwischen 6a und 6b
- 6d
- zusätzlicher konvexer Bereich von 6 bei 2
- 6e
- zusätzlicher konkaver Bereich zwischen 4 und 6a
- 6f
- ebener Bereich zwischen 6b und 3
- 6g
- ebener Bereich mit Parallelverlauf zwischen 4 und 6a
- 6h
- ebener Bereich zwischen 4 und 6a
- b
- Breite von 4b
- D
- Dicke von 1 (im Bereich von 2)
- F
- Fußpunkt am Übergang von 3 zu 2
- FK*
- Keilkraft (rechtwinklig zu T-T)
- FL*
- aus FK* und FR* resultierende Keilkraft
- FM*
- Messerkraft
- FR*
- Reibungskraft
- FQ*
- Ouerkraft
- h
- Längenkoordinate für 3
- l
- Länge von 3
- P
- Kraftangriffspunkt auf 6
- P1
- Schnittpunkt von 6 mit G-G
- P2
- Schnittpunkt von 6 mit G-G
- P3
- Schnittpunkt von 6 mit G-G
- P4
- Schnittpunkt von 6 mit G-G
- R
- Radius von 6a, 6b
- S
- Schnittrichtung
- T-T
- Tanqente an 6
- X-X
- Mittenachse von 1
- β
- Keilwinkel
- γ
- Winkel zwischen G-G und X-X
- µ
- Reibungszahl
- ρ
- Reibungswinkel
1. Schneid- und Ritzwerkzeug, vorzugsweise für den Druckschnitt, bestehend aus einer
Klinge (1), die einen Basisabschnitt (2) und einen sich an den Basisabschnitt (2)
anschließenden keilförmigen Spitzenabschnitt (3) mit einer Schneidkante (4) und mit
mindestens einer an einer Klingenlängsseite (5) ausgebildeten mit der anderen Klingenlängsseite
(5) einen Keilwinkel (β) einschließenden Fase (6) aufweist,
dadurch gekennzeichnet, daß die Fase (6) mindestens zwei stetig ineinander übergehende Bereiche (6a, 6b)
aufweist, und zwar mindestens einen ersten, in der Nähe der Schneidkante (4) angeordneten
Bereich (6a) mit - im Querschnitt gesehen - konvexer Krümmung und mindestens einen
sich an den konvexen Bereich (6a) anschließenden zweiten, in der Nähe des Basisabschnitts
(2) angeordneten Bereich (6b) mit - im Querschnitt gesehen - konkaver Krümmung.
2. Schneid- und Ritzwerkzeug nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Fase (6) - im Querschnitt gesehen - zumindest abschnittsweise einen etwa
S-förmigen oder umgekehrt S-förmigen Konturverlauf aufweist und eine gedachte, von
der Schneidkante (2) ausgehende Gerade (G-G), die durch einen Fußpunkt (F) am Übergang
vom Spitzenabschnitt (3) zum Basisabschnitt (2) an der Klingenlängsseite (5) verläuft,
in mindestens drei Punkten (F, P1, P2) schneidet.
3. Schneid- und Ritzwerkzeug nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß die konvexe Krümmung in dem ersten Abschnitt (6a) der Fase (6) derart ausgebildet
ist, daß beim Eindringen in das zu schneidende Gut jeweils das Verhältnis einer in
Schnittrichtung (S) wirkenden Messerkraft (FM*) zu einer rechtwinklig zur Schnittrichtung (S) wirkenden Querkraft (FQ*) von der Schneidkante (2) ausgehend über die in Schnittrichtung (S) gemessenene Länge
(h) der Fase (6) von maximal etwa 100 auf minimal etwa 0, vorzugsweise von maximal
etwa 5 auf minimal etwa 0,5, abnimmt.
4. Schneid- und Ritzwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß die konkave Krümmung in dem zweiten Abschnitt (6b) der Fase (6) derart ausgebildet
ist, daß beim Eindringen in das zu schneidende Gut jeweils das Verhältnis einer in
Schnittrichtung (S) wirkenden Messerkraft (FM*) zu einer rechtwinklig zur Schnittrichtung (S) wirkenden Querkraft (FQ*) von der Schneidkante (4) ausgehend über die in Schnittrichtung (S) gemessenene Länge
(h) der Fase (6) von minimal 0 auf maximal etwa 100, vorzugsweise von minimal 0,5
auf maximal etwa 5, zunimmt.
5. Schneid- und Ritzwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß der keilförmige Spitzenabschnitt (3) mit jeweils der Fase (6) auf jeder Klingenlängsseite
(5) hinsichtlich einer in Schnittrichtung (S) durch die Schneidkante (4) verlaufenden
Mittenachse (X-X) symmetrisch ausgebildet. ist.
6. Schneid- und Ritzwerkzeug nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, daß die symmetrisch auf beiden Klingenlängsseiten (5) ausgebildeten Fasen (6) abschnittsweise
(6c, 6g) parallel zueinander verlaufen.
7. Schneid- und Ritzwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
gekennzeichnet durch eine hinsichtlich einer in Schnittrichtung (F) durch die Schneidkante (2) verlaufenden
Achse asymmetrische Ausbildung.
8. Schneid- und Ritzwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß die Klinge (1) im Basisabschnitt (2) eine Dicke (D) im Bereich von 0,3 bis 2,5
mm, vorzugsweise etwa 0,7 mm, aufweist.
9. Schneid- und Ritzwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, daß der Spitzenabschnitt (3) eine vertikale (in Schnittrichtung verlaufende) Länge
im Bereich von 0,5 bis 3,5 mm, vorzugsweise etwa 0,7 bis 1,3 mm, aufweist.
10. Schneid- und Ritzwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, daß ein mittlerer halber Keilwinkel (γ) zwischen einer gedachten, von der Schneidkante
(4) ausgehenden Gerade (G-G), die durch einen Fußpunkt (F) am Übergang vom Spitzenabschnitt
(3) zum Basisabschnitt (2) an der Klingenlägsseite (5) verläuft, und einer in Schnittrichtung
(S) durch die Schneidkante (4) verlaufenden Mittenachse (X-X) im Bereich von 15° bis
45°, vorzugsweise bei etwa 27°, liegt.
11. Schneid- und Ritzwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, daß der konvexe und/oder konkave Bereich (6a, 6b) der Fase (6) jeweils durch einen
Kreisbogenabschnitt mit einem Radius (R) begrenzt ist, der etwa den 0,1- bis 15-fachen
Wert der Länge einer geraden Strecke (FP1) zwischen der Schneidkante (4) und einem Fußpunkt (F) am Übergang vom Spitzenabschnitt
(3) zum Basisabschnitt (2) aufweist.
12. Schneid- und Ritzwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, daß die Schneidkante (4) spitz ausgebildet ist, d.h. daß eine in Richtung der Schneidkante
(4) an die Fase (6) angelegte Tangente (T-T) oder bei Vorliegen eines ebenen Fasenbereichs
(6h) die Fase (6) selbst mit einer in Schnittrichtung (S) durch die Schneidkante (4)
verlaufenden Achse (X-X) einen Winkel (β/2) einschließt, der kleiner als 90° ist.
13. Schneid- und Ritzwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, daß die Schneidkante (4) eine Verrundung (4d) aufweist.
14. Schneid- und Ritzwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, daß die Schneidkante (4) eine ebene Abplattung (4a) aufweist.
15. Schneid- und Ritzwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, daß an der Schneidkante (4) in Längsrichtung der Klinge (1) eine Hohlkehle (4b)
derart ausgebildet ist, daß die Schneidkante (4) über ihre gesamte Länge zwei Schneiden
(4c) aufweist.
16. Schneid- und Ritzwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 15,
dadurch gekennzeichnet, daß zwischen der Schneidkante (4) und dem Bereich (6a) mit konvexer Krümmung der
Fase (6) mit stetigem Übergang mindestens ein weiterer Bereich (6e) mit konkaver Krümmung
der Fase (6), beispielsweise erzeugt durch einen Hohlschliff, angeordnet ist.
17. Schneid- und Ritzwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 16,
dadurch gekennzeichnet, daß zwischen der Schneidkante (4) und dem Basisabschnitt (2) mindestens ein Bereich
(6c, 6f, 6g, 6h) der Fase (6) einen ebenen Konturverlauf aufweist.
18. Schneid- und Ritzwerkzeug nach Anspruch 17,
dadurch gekennzeichnet, daß ein Bereich (6g, 6h) der Fase (6) mit ebenem Konturverlauf zwischen der Schneidkante
(4) und dem konvexen Bereich (6a) der Fase (6) angeordnet ist.
19. Schneid- und Ritzwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 18,
dadurch gekennzeichnet, daß zwischen der dem Basisabschnitt (2) und dem Bereich (6b) mit konkaver Krümmung
der Fase (6) insbesondere mit stetigem Übergang mindestens ein weiterer Bereich (6d)
mit konvexer Krümmung der Fase (6) angeordnet ist.
20. Schneid- und Ritzwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 19,
dadurch gekennzeichnet, daß die Klinge (1) aus einem, von der Schneidkante (4) ausgehend zumindest bis in
den konvexen Bereich (6a) des Spitzenabschnittes (3) hinein zusätzlich vergüteten
Federbandstahl besteht, und im vergüteten Bereich, insbesondere durch eine Induktions-,
Flamm- oder Laserhärtung eine Härte von 30 bis 67 HRC aufweist.
21. Schneid- und Ritzwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 20,
dadurch gekennzeichnet, daß die Fase (6) geschabt, geschliffen, geätzt und/oder erodiert ist.
22. Schneid- und Ritzwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 21,
dadurch gekennzeichnet, daß auf die Oberfläche der Klinge (1), insbesondere auf die Oberfläche des Spitzenabschnitts
(3), eine korrosionshemmende, reibungs- und/oder verschleißmindernde funktionelle
Schicht, wie durch eine Gleitlackbeschichtung, eine Bedampfung mit Titannitrid, eine
Wolframcarbid-Plattierung, eine Beschichtung mit Polytetrafluorethylen (PTFE) o.ä.,
aufgetragen ist.
23. Schneid- und Ritzwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 22,
dadurch gekennzeichnet, daß über die Länge des Spitzenabschnitts (3), insbesondere im Bereich der Schneidkante
(4), Perforierungen, Wellungen und/oder Zahnungen verteilt sind.