[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen von aus einem gebundenen Buchblock
gebildeten Büchern, Broschuren oder dgl., bei dem ein Umschlag um die Rückenkanten
des Buchblocks gebogen und die Umschlagschenkel bis zur Anlage an die Seitenflächen
des Buchblocks umgebogen werden, so dass sich am Umschlag parallel zu den Rückenkanten
des Buchblocks Umschlagkanten mit einem Biegewinkel von etwa 90° bilden.
[0002] Verfahren zum Herstellen von klebegebundenen Broschuren sind seit langem bekannt.
Hierbei wird auf den Buchblock am Rücken und seitlich Leim aufgetragen und anschliessend
der Umschlag auf den beleimten Buchblock aufgepresst. Der Umschlag wird anschliessend
um die Rückenkanten des Buchblokkes gebogen und in einer Anpresstation geschlossen.
[0003] Beim Schliessen des Umschlages besteht nun die Schwierigkeit, dass durch die Elastizität
des Umschlages auch nach dem Schliessen Rückstellkräfte bestehen bleiben, die eine
gewünschte ebene Anlage der Umschlagschenkel an den Seiten des Buchblockes verhindern.
Zudem können diese Rückstellkräfte eine verminderte Festigkeit der Bindung in den
äussersten Blättern des Buchblockes ergeben.
Die bekannten Verfahren haben weiterhin den Nachteil, dass die aussen an den Rückenkanten
entstehenden Biegeradien relativ gross sind.
[0004] Die genannten Rückstellkräfte können zumindest teilweise gemindert werden, indem
der Umschlag im Bereich der sich zu bildenden Umschlagkanten mit einer Rillierung
versehen wird. Beim Rillieren wird der Umschlag mit einem konvexen Werkzeug gegen
ein konkaves Werkzeug gedrückt. Hierbei wird der Umschlag über die sogenannte Elastizitätsgrenze
hinaus beansprucht, so dass im Umschlag bleibende plastische Verformungen entstehen.
Die beim Rillieren erzeugten Scherspannungen können bewirken, dass im Umschlag vorhandenen
Verbindungen aufgebrochen werden und damit ein geringerer Biegewiderstand entsteht.
[0005] Das genannte Rillieren hat den Nachteil, dass in gewissen Fällen wesentliche Qualitätsmerkmale
verschlechtert werden können. Beispielsweise kann durch die Rillierung das Umschlagmaterial
an seiner Oberfläche durch die mechanische Beanspruchung beschädigt werden, beispielsweise
können unschöne Risse entstehen. Es gibt auch Fälle, in denen auch mittels einer Rillierung
Restspannungen im Umschlag nicht vollständig abgebaut werden können.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der genannten Art zu schaffen,
das die genannten Nachteile vermeidet und trotzdem kostengünstig durchführbar ist.
[0007] Die Aufgabe ist bei einem gattungsgemässen Verfahren dadurch gelöst, dass der Umschlag
im Bereich der zu bildenden Umschlagkanten durch Zudosierung einer Flüssigkeit biegeweich
gemacht wird. Durch das Zudosieren von Flüssigkeit wird der Umschlag im Bereich der
zu bildenden Umschlagkanten aufgeweicht und damit die mechanischen Festigkeitswerte
vermindert. Wesentlich ist die Verminderung der Biegefestigkeit des Umschlages im
Bereich der sich zu bildenden Umschlagkanten, da damit direkt die Rückstellkräfte
des Umschlags an der fertigen Broschur beeinflusst werden. Im Bereich der sich zu
bildenden Umschlagschenkel verhält sich der Umschlag wie ein solcher mit wesentlich
geringerer Stärke. Das erfindungsgemässe Verfahren ermöglicht somit auch die Verwendung
von Umschlagmaterial mit einer vergleichsweise grossen Stärke. Das Verfahren ist mit
oder ohne Rillierung durchführbar. Grundsätzlich kann die Flüssigkeit vor- und/oder
nach einer Rillierung zudosiert werden. Wie bereits erwähnt, ist aber die Rillierung
nicht zwingend.
[0008] Weitere vorteilhafte Merkmale ergeben sich aus den abhängigen Patentansprüchen, der
nachfolgenden Beschreibung und der Zeichnung.
[0009] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung näher
erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- schematisch das Aufbringen von Flüssigkeit auf einen Umschlag,
- Fig. 2
- schematisch eine Teilansicht des Rückenbereichs einer Broschur,
- Fig. 3 und 4
- schematisch das Bilden einer Umschlagkante, und
- Fig. 5
- in räumlicher Darstellung schematisch den Vorgang gemäss den Figuren 3 und 4.
[0010] Die in Figur 2 gezeigte Broschur 4 ist beispielsweise ein klebegebundenes Taschenbuch
oder ein Katalog und weist einen Buchblock 2 aus einer Mehrzahl von Blättern 12 auf.
Um diesen Buchblock 2 ist ein Umschlag 1 gelegt, der einen Rückenbereich 14 sowie
zwei Umschlagschenkel 13 aufweist. Der im wesentlichen ebene Rückenbereich 14 ist
meistens über seine gesamte Innenfläche über eine Klebestelle 20 mit dem Buchblock
2 verbunden. Diese Klebestelle 20 kann sich über zwei Kanten 3 bis zu Zierrillen 16
erstrecken.
[0011] Der Umschlag 1 ist um den Buchblock 2 herumgelegt, wobei die beiden Umschlagschenkel
13 flächig an den Seitenflächen 5 des Buchblockes 2 anliegen. Der Übergang vom Rückenbereich
14 zu den Umschlagschenkel 13 erfolgt an zwei Parallelen im Abstand zueinander gegenüberliegenden
Umschlagkanten 6, die parallel zu den Kanten 3 des Buchblockes 2 verlaufen. Die Kanten
6 werden durch Umbiegen um etwa 90° gebildet.
[0012] Der Umschlag 1 wird in an sich bekannter Weise um den beleimten Buchblock 2 herumgelegt.
Damit sich möglichst scharfe und unbeschädigte Umschlagkanten 6 bilden können und
damit die beiden Umschlagschenkel 13 möglichst eben an den Seitenflächen 5 anliegen,
wird der Umschlag 1 gemäss Darstellung in Figur 1 behandelt. Hierbei wird mit Düsen
11 dem Umschlag 1 im Bereich 6' der sich zu bildenden Kanten 6 Flüssigkeiten zudosiert.
Das Zudosieren kann kontaktlos oder mit Kontakt zum Stubstrat erfolgen beispielsweise
durch Sprühen, Spritzen, Streichen oder Rollen. Die Flüssigkeit wird hierbei streifenförmig
in den Bereichen 6' aufgetragen, in denen sich die Kanten 6 bilden sollen. Die in
Figur 1 gezeigten beiden Bereiche 6' können vor oder nach dem Besprühen jeweils mit
einer Rille 15 oder einer anderen Prägung versehen werden. Es ist auch möglich, auf
eine Prägung oder Rillierung 15 zu verzichten. Auch die obenerwähnten Zierrillen 16
sind für das erfindungsgemässe Verfahren nicht zwingend. Gemäss Figur 1 wird der Umschlag
1 sowohl von der Innenseite 9 als auch von der Rückseite 10 in den Bereichen 6' besprüht.
Es ist jedoch auch möglich, den Umschlag 1 lediglich von der Innenseite 9 oder lediglich
von der Aussenseite 10 zu besprühen.
[0013] Der behandelte Umschlag 1 wird gemäss den Figuren 3 und 5 bezüglich des Buchblockes
2 ausgerichtet. Bei dem in Figur 3 gezeigten Umschlag 1 wurden die Bereiche 6' lediglich
auf der Innenseite 9 mit Flüssigkeit besprüht. Diese Flüssigkeit wurde infolge von
Kapillarkräften vom Umschlag aufgenommen und bildet den in Figur 3 mit 8 bezeichneten
Bereich. In diesem Bereich 8 ist der Umschlag 1 aufgeweicht und damit ist in diesem
Bereich die mechanische Festigkeit vermindert. Für den in Figur 3 und 4 nicht gezeigten
Bereich 6' gilt das gleiche.
Die beiden Umschlagschenkel 13 werden gemäss Figur 4 in Richtung des Pfeils 20 umgebogen.
In den beiden Bereichen 6 ' ' wird der Umschlag 2 in einem Innenbereich gemäss den
Pfeilen 18 auf Druck und in einem äusseren Bereich gemäss den Pfeilen 17 auf Zug beansprucht.
Die zudosierte Flüssigkeit in den Bereichen 8 reduziert hier gezielt die Biegefestigkeit.
Sind die beiden Schenkel 13 um 90° umgebogen und somit in der in 2 gezeigten Position,
so hat die genannte Verminderung der Biegefestigkeit zur Folge, dass die Rückstellkräfte
im Umschlag 1 wesentlich kleiner sind als ohne diese Zudosierung von Flüssigkeit.
Die beiden Umschlagschenkel 13 liegen auch ohne besondere Massnahmen wie in Figur
2 gezeigt eben an den Seitenflächen 5 des Buchblockes 2 an.
[0014] Das Material des Umschlages 1 ist vorzugsweise aber nicht zwingend aus Papier und
weist vorzugsweise eine Stärke in Bereich von 0,1 bis 0,4 mm auf. Der Umschlag 1 kann
auf der Aussenseite 10 mit einer Kunststoffolie versehen oder sonstwie beschichtet
sein. In diesem Fall wird der Umschlag 1 wie in den Figuren 3 und 4 gezeigt lediglich
auf der Innenseite 9 mit Flüssigkeit besprüht. Die Flüssigkeit kann also auch durch
Besprühen des Umschlages oder durch Rollen oder einem anderen geeigneten Werkzeug
aufgetragen werden. Die Breite des Streifens, der mit Flüssigkeit versehen wird, liegt
etwa im Bereich von 2 bis 3 mm.
[0015] Die Flüssigkeit, welche dem Umschlag 1 zudosiert wird, ist vorzugsweise Wasser oder
Wasser mit einem benetzenden Zusatz, beispielsweise mit einem Zusatz aus Alkohol.
Es ist hier aber grundsätzlich auch eine andere Flüssigkeit denkbar, mit welcher der
Umschlag 1 aufgeweicht und damit die Biegefestigkeit vermindert werden kann.
1. Verfahren zum Herstellen von aus einem gebundenen Buchblock gebildeten Büchern, Broschuren
(4)oder dgl., bei dem ein Umschlag (1) um die Rückenkanten (3) des Buchblocks (2)
gebogen und die Umschlagschenkel (13) bis zur Anlage an die Seitenflächen (5) des
Buchblocks (3) umgebogen werden, so dass sich am Umschlag (1) parallel zu den Rückenkanten
(3) des Buchblocks (2) Umschlagkanten (6) mit einem Biegewinkel von etwa 90° bilden,
dadurch gekennzeichnet, dass der Umschlag (1) im Bereich der zu bildenden Umschlagkanten
(6) durch Zudosieren einer Flüssigkeit biegeweicher gemacht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Flüssigkeit im Bereich
der Umschlagkanten (6) streifenförmig auf die Innen- und/oder Aussenseite (9, 10)
des Umschlages (1) aufgebracht wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Umschlag (1) in
den Bereichen (6') der zu bildenden Umschlagkanten (6) geprägt und insbesondere rilliert
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass dem Umschlag (1) vorund/oder
nach dem Prägen Flüssigkeit zudosiert wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass die Flüssigkeit mit Aufbringmitteln (11) auf den Umschlag
(1) aufgebracht wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass die Flüssigkeit einen die Biegefestigkeit des Umschlages
(1) reduzierenden Stoff aufweist.