[0001] Die Erfindung betrifft ein Luftleitsystem in einer Bogendruckmaschine. Solche Luftleitsysteme
dienen zum Fördern und Leiten des Bedruckstoffes, im allgemeinen eines Bogens aus
Papier oder Karton. Ein solches System umfasst eine Vielzahl verschiedener luftunterstützter
Elemente, wie Blassysteme, Tragluftpolster und so weiter, im Zusammenhang mit dieser
Erfindung "Aktuatoren" genannt.
[0002] Das Luftleitsystem sorgt für ein präzises Fördern und Leiten der an der Vorderkante
durch Greifer gehaltenen einzelnen Bogen. Dabei kommt es auf höchste Genauigkeit an,
und zwar sowohl der Wegführung, das heißt des Vermeidens von Abweichungen von einem
durch die Greifer vorgegebenen Sollweg, als auch bezüglich des zeitlichen Ablaufes.
Mit zunehmender Maschinengeschwindigkeit wachsen die Probleme.
[0003] Die universelle Einsatzfähigkeit einer Maschine sowohl für dünnste Papiere (Bibeldruckpapier)
wie auch stärkste Kartons erfordert einerseits einen großen Einstellbereich, und andererseits
eine genaue Einstellung der Luftparameter. Insbesondere gilt dies für den Druck am
Düsenaustritt und damit auch die Luftgeschwindigkeit und das Luftvolumen. Diese Luftparameter
werden gesteuert durch Drosselventile oder Bypassklappen, fern verstellbare Motorventile,
drehzahlgesteuerte Lufterzeuger und anderes mehr. Dabei müssen die genannten, für
die Bogenförderung maßgeblichen Parameter - im folgenden "Förderparameter" genannt
- auf die spezifischen Daten des jeweiligen Druckauftrags eingestellt werden.
Die bogen-spezifischen Parameter
[0004] Bogen-spezifische Parameter sind insbesondere das Flächengewicht, das heißt das Gewicht
des Bogens in g/m
2 und das Bogenformat. Aber auch andere Größen kommen in Betracht, beispielsweise die
Steifigkeit des Bogens oder seine Oberflächenbeschaffenheit. Es versteht sich, dass
die Förderparameter im Hinblick auf die Bogenparameter zu wählen sind, um ein optimales
Ergebnis zu erzielen, das heißt eine einwandfreie Förderung des Bogens durch die gesamte
Maschine hindurch. Auch kann der Fall eintreten, dass die Parameter einer Blasluftdüse
bei Änderung der Bogenparameter (zum Beispiel höheres Flächengewicht) an einer bestimmten
Stelle des Förderweges in anderer Weise verändert werden muss, als an einer anderen
Stelle.
Druckmaschinen-spezifische Parameter
[0005] Druckmaschinen-spezifische Parameter sind für die Arbeit der
Blasluftdüsen entscheidend. Der wichtigste druckmaschinen-spezifische Parameter ist
die Fortdruckgeschwindigkeit, das heißt die Maschinengeschwindigkeit. Weitere druckmaschinen-spezifische
Parameter sind das Ein- beziehungsweise Ausschalten einzelner Druckwerke, das Vorhandensein
besonderer Inline-Anwendungen: Lackieren, Trocknen, Messen, Schneiden...
Kombinierte Parameter
[0006] Druckform, Farbbelegung, Feuchteaufnahme ändern die Bedruckstoff-Eigenschaften während
des Durchlaufens der Maschine.
[0007] Bei bisher bekannten Druckmaschinen sind die Luftparameter der einzelnen Luftverbraucher,
das heißt zum Beispiel Blasluftdüsen, jeweils nur einzeln einstellbar. Allenfalls
ist es bekannt, Gruppen von Luftverbrauchern einzustellen. Jedenfalls muss eine große
Anzahl von Einstellungen vorgenommen werden, wann immer ein neuer Druckauftrag (Job)
ausgeführt wird, mit Bogen-spezifischen Parametern, die gegenüber dem vorausgegangenen
Druckauftrag abweichen, und/oder mit anderen druckmaschinen-spezifischen Parametern,
beispielsweise bei höherer oder geringerer Fortdruckgeschwindigkeit.
[0008] Aus der Fülle aller möglicher Einstellungen muss der Bediener die richtige Einstellung
herausfinden. Die Bedienungsperson muss sich somit empirisch an die richtigen Werte
der Förderparameter herantasten, um ein einwandfreies Förderergebnis zu erzielen.
Dabei orientiert er sich an den genannten physikalischen bogen-spezifischen und maschinenspezifischen
sowie kombinierten Parametern. Dies erfordert nicht nur ein hohes Geschick seitens
des Bedieners, sondern ist auch zeitaufwendig. Der Bediener muss aus dem Verständnis
der technisch-physikalischen Wirkung heraus oder aus eigener Erfahrung entscheiden,
ob zur Optimierung der Förderparameter, insbesondere des Luftdruckes der Blasdüsen,
Korrekturen nach oben oder nach unten notwendig sind.
[0009] Die bisherigen Lösungsversuche bestanden in Folgendem:
Das Leistungsspektrum der Maschine wurde auf spezielle Anwendungen eingeschränkt,
um dadurch eine Reduzierung der Einstellvorgänge von Förderparametern zu erreichen;
die Lufterzeuger wurden zur Vermeidung von Fehleinstellungen in ihrer Leistung begrenzt;
die Bedienstellen und Sichtfenster direkt neben der Bogenführungsbahn wurden ergonometrisch
gestaltet;
Produktion mit verringerter Maschinengeschwindigkeit, denn im Tagesgeschäft einer
Druckerei wurde meist die erhöhte Rüstzeit durch die dadurch erreichte höhere Fortdruckgeschwindigkeit
nicht amortisiert.
[0010] Alle diese Lösungsversuche waren unbefriedigend, und zwar in Bezug auf den Zeitaufwand,
auf die Qualität des Druckergebnisses als auch in Bezug auf die Anforderungen an das
Können und die Erfahrung der Bedienungsperson.
[0011] EP 0 553 321 B2 beschreibt eine Vorrichtung zum Regeln und/oder Steuern einzelner
Stellelemente wie Blasdüsen im Bereich des Auslegers einer Bogendruckmaschine. Dabei
werden bogen- und druckmaschinen-spezifische Kenndaten einem Rechner eingespeist.
Eine Steuereinrichtung nimmt bei einzelnen Stellelementen eine formatabhängige Einstellung
vor. Der Rechner ermittelt aus den Kenndaten die Energie des im Ausleger ankommenden
Bogens und sorgt ferner dafür, dass die Ansteuergrößen der Stellelemente gerade soviel
Energie aufbringen, wie der Energie des im Auslegerbereich ankommenden Bogens entspricht.
[0012] DE 197 14 204 A1 beschreibt eine Vorrichtung zum Regeln der Blasluft an einem Bogenanleger.
Dabei werden Ventile, die die Blasluftzufuhr steuern, aufgrund von Regelkennlinien
eingestellt, die ihrerseits die Bogeneigenschaften berücksichtigen.
[0013] DE 34 13 179 A1 beschreibt eine Steuer- und Regelvorrichtung für einen Bogenausleger
einer Bogendruckmaschine. Dabei werden sämtliche erforderlichen Einstellungen von
verstellbaren Elementen eines Bogenauslegers von einer einzigen Stelle aus eingestellt
und entsprechend einem vorgegebenen Programm automatisch den sich ändernden Verhältnissen
angepasst.
[0014] Alle diese Vorschläge vermochten die hier anstehenden Probleme nicht zu lösen. Insbesondere
ist die Berücksichtigung von nicht in der Datenbasis enthaltenen Parametern unmöglich,
was grundsätzlich zu Fehleinstellungen führt.
[0015] Es besteht ein grundsätzlicher Gegensatz zwischen
Vollautomatisierung |
Manuelle Einstellung |
+ schnell |
+ flexibel |
+ keine Rüstzeiten |
+ universell |
- keine Eingriffsmöglichkeit |
+ maximale Leistung |
- deckt niemals 100% aller Parameter ab |
- Rüstzeit sehr hoch |
- viele Fehleinstellungen |
- Geschehen in der Maschine |
- für den Drucker nicht nachvollziehbar |
nicht erkennbar |
- Erfahrungsbasis des Druckers bleibt ungenutzt |
- Fehlermöglichkeit |
[0016] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Einstellen eines Luftleitsystems
für eine Bogendruckmaschine zu schaffen, bei dem die einzelnen Förderparameter von
Aktuatoren wie zum Beispiel Blasluftdüsen schnell und automatisch auch von weniger
erfahrenem Personal für bestimmte Auftragsdaten mit speziellen bogen-spezifischen
und druckmaschinen-spezifischen Parametern einstellbar sind (Preset und Anpassung),
und die manuelle Beeinflussbarkeit derart erhalten bleibt, dass die Vorteile einer
Vollautomatik mit denen einer manuellen Steuerung gemeinsam unter Ausschließung der
Nachteile nutzbar sind, so dass ein optimales Druckergebnis in kürzester Zeit erzielt
wird.
[0017] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale von Anspruch 1 gelöst.
[0018] Damit lassen sich die Leistungsfähigkeit der Maschine optimieren, die Rüstzeiten
verringern, und Qualität wie auch Produktionsleistung von der subjektiven Erfahrung
des Bedienpersonals unabhängig erreichen.
[0019] Gemäß dem in Anspruch 1 enthaltenen Grundgedanken der Erfindung werden somit Kennlinien
erstellt, bei denen Förderparameter wie der Blasluftdruck über druckmaschinen-spezifischen
Parametern wie der Fortdruckgeschwindigkeit aufgetragen sind, und zwar für unterschiedliche
Druckaufträge mit ihren bogen-spezifischen Parametern wie beispielsweise das Flächengewicht
oder das Bogenformat.
[0020] Die genannten Kennlinien enthalten somit die Daten zur optimalen Einstellung jeweils
für einen ganz bestimmten Bedruckstoff.
[0021] Die Steuerung der Luftparameter erfolgt durch Auswertung der genannten bogen- und
druckmaschinen-spezifischen Parameter. Hiermit ist eine Voreinstellung (Preset) möglich.
Zur Anpassung der Maschine an auftrags-spezifische Gegebenheiten ist sodann ein Bedienereingriff
an die jeweiligen Daten möglich. Hierzu bedarf es einer weiteren Größe-hier "Einflussgröße"
genannt. Diese erzeugt eine veränderte Kennlinie, die dann zu anderen Lufteinstellungen
führt.
[0022] Es ist wünschenswert, dass die Preset-Einstellung sämtliche praktischen Fälle erfaßt.
In der Praxis wird dies jedoch nicht erreicht. Es wird jedoch angestrebt, dass ein
hoher Prozentsatz erfasst wird, beispielsweise 80 %. In der verbleibenden Anzahl von
Fällen muss der Drucker eingreifen und eine entsprechende Justierung vornehmen.
[0023] Gemäß der Erfindung kann bei der Erstellung der Kennlinien für die optimalen Förderparameter
von physikalischen, "abstrakten" Größen ausgegangen werden, wie beispielsweise vom
Flächengewicht oder der Steifigkeit oder des Formates des Bogens.
[0024] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung wird jedoch vorgesehen, diese Größen völlig
beiseite zu lassen und statt dessen ganz konkrete, ergebnisbezogene Größen heranzuziehen,
wie
- das Hochschlagen des Bedruckstoffes
- das Kontaktdoublieren des Druckbildes
- das Schmieren des Druckbildes
- das Flattern des Bedruckstoffes
- und anderes mehr.
[0025] Der Drucker vermag diese Zustände oder Erscheinungen zuverlässig zu beurteilen. Die
physikalischen Hintergründe und die von ihm zu bekämpfenden Wirkgrößen kann er dabei
völlig außer acht lassen. Die weitergehende erfindungsgemäße Lehre besteht somit in
Folgendem:
[0026] Es werden mit den genannten Zuständen oder Ereignissen wie Hochschlagen, Kontaktdublieren,
Abschmieren, Flattern charakteristische Verhaltensweisen der Kombination aus physikalischem
Parameter (Flächengewicht, Steifigkeit, Fliehkraft und so weiter) und Förderparameter
(Blaskraft, Luftmenge, Luftdruck und so weiter) systematisch in Versuchen in ihrer
Wirkung erfasst. Die Kennlinien werden dann derart abgelegt, dass der Drucker die
Ergebnisse von Veränderungen als duale Entscheidungen von mehr (plus) oder weniger
(minus) erfassen kann. Er kann somit ohne physikalisches Know-how den Regelkreis in
qualifizierter Weise schließen.
[0027] Diese typischen und kennzeichnenden Größen könnten entweder für sich alleine oder
zusätzlich zu den physikalischen Größen wie Flächengewicht, Steifigkeit und so weiter
genutzt werden. Dies ist günstig in jenem Falle, in welchem eine Vielzahl von Parametern
wirkt, die im einzelnen nicht erfasst und ausgewertet werden können.
[0028] Beispiel: Der Drucker fertigt Probeabzüge an und stellt hierbei ein Kontaktdoublieren
in einem bestimmten Maße an einer bestimmten Stelle fest. Diese Beobachtung teilt
er der Maschine mit. Der Maschine ist ein Algorithmus oder eine Kennlinie eigen. Aufgrund
dessen veranlasst sie eine entsprechende Korrektur für das betreffende Luftsystem
in der Maschine.
[0029] Eine solche Vorgehensweise empfiehlt sich vor allem bei Wiederholaufträgen, bei denen
eine Jobdatenspeicherung der genannten Art stattfinden kann.
[0030] Die Erfindung ist anhand der Zeichnung näher erläutert. Darin ist im einzelnen folgendes
dargestellt:
- Figur 1
- veranschaulicht in schematischer Darstellung eine Bogendruckmaschine mit mehreren
Druckwerken.
- Figur 2
- zeigt Kennlinien, dargestellt als Druck im Lufterzeuger über der Maschinengeschwindigkeit.
- Figur 3
- veranschaulicht ein Bedienkonzept bezüglich der Bogenführung.
- Figur 4
- zeigt eine Schar von Basis-Kennlinien.
- Figur 5
- zeigt eine ausgewählte Kennlinie bei dem Schritt "Preset".
- Figur 6
- veranschaulicht die Anpassung einer bestimmten Kennlinie.
- Figur 7
- veranschaulicht das unterschiedliche Ansprechverhalten einzelner Verbraucher bei Vornahme
ein- und derselben Korrektur.
- Figur 8
- veranschaulicht das Geschehen bei Verändern eines Parameters, zum Beispiel des Flächengewichtes.
[0031] Die in Figur 1 fragmentarisch dargestellte Bogendruckmaschine weist drei Druckwerke
I, II und III auf. Die Bogen durchlaufen dabei die Druckwerke in der genannten Reihenfolge.
[0032] Jedes Druckwerk umfasst dabei ein Farb- und Feuchtwerk 1, einen Plattenzylinder 2,
einen Gummituchzylinder 3 sowie einen Gegendruckzylinder 4.
[0033] Zwischen zwei aufeinanderfolgenden Gegendruckzylindern befindet sich eine Transfereinrichtung.
Diese umfasst eine Greifeinrichtung 5 mit zwei Greifern 5.1, 5.2, ein gekrümmtes Bogenleitblech
6 sowie eine Anzahl von Blaseinrichtungen 7.
[0034] Der einzelne Bogen wird auf seinem Wege durch die genannten Stationen mittels eines
Luftleitsystems geführt. So sind beispielsweise im Bereich der Transfereinrichtung
Bogenleitbleche 6 angeordnet. In diesen sind Düsen eingearbeitet, die den Bogen durch
gezielt austretende Luftströme auf dem Bogenleitblech in einer berührungsfreien Schwebelage
transportieren.
[0035] Weiterhin sind Blaseinrichtungen 7 angeordnet, die die zu transportierenden Bogen
auf dem Druckzylinder glattstreichen, um eine optimale Lage des Bogens beim Bedrucken
sicherzustellen.
[0036] Es versteht sich, dass weitere Blasdüsen vorgesehen sind, auf die aber hier nicht
eingegangen zu werden braucht.
[0037] Das in Figur 2 wiedergegebene Diagramm zeigt eine Anzahl von Kennlinien. Dabei bedeutet
die Kennlinie "IST-Bedruckstoff' die für einen aktuellen Bedruckstoff ermittelte Kennlinie.
Auf der Ordinate ist eine Kenngröße aufgetragen, die sich auf den jeweiligen Lufterzeuger
bezieht, im vorliegenden Falle beispielhaft die Größen mbar und U/min. Auf der Abszisse
ist die Maschinengeschwindigkeit aufgetragen, ausgedrückt in Druckvorgängen pro Stunde.
Auch andere kritische Parameter kommen hierbei in Betracht.
[0038] Die Überschriften über dem Diagramm
Lüfterreihe
Schwebeführung
Papierblassystem vor Druckspalt
bezeichnen verschiedene Orte, an denen ein Lufteinsatz notwendig ist.
[0039] Figur 3 veranschaulicht das Bedienkonzept der Bogenführung. Links oben ist der Zustand
während des Starts veranschaulicht - siehe "Preset". Die einzelnen Parameter sind
hierbei vor-eingestellt.
[0040] Das in Figur 3 unten veranschaulichte Kuchendiagramm lässt folgendes erkennen:
Die Preset-Einstellung deckt in einem angenommenen Falle 80 % aller praktischen Fälle
ab. Dies bedeutet, dass in 80 % aller Fälle die ermittelten Basis-Kennlinien - siehe
Figur 4-für eine bestimmte Maschinengeschwindigkeit, beispielsweise ausgedrückt in
Drucken pro Stunde, die jeweils richtigen Luftparameter anzeigen. Dies bedeutet aber
auch, dass es eine Reihe von Fällen gibt, in denen dies nicht zutrifft. Hier muss
der Drucker eine Justierung vornehmen. In der Praxis bedeutet dies Folgendes:
[0041] Der Drucker geht von der genannten Preset-Einstellung aus und stellt einige Probeabzüge
her. Ist das Ergebnis befriedigend, so braucht er keine Justierungen vorzunehmen.
Ist es aber nicht völlig befriedigend, beispielsweise deshalb, weil er mit der Fortdruckgeschwindigkeit
hochgeht, oder weil sich der spezielle Bedruckstoff anders als erwartet verhält, so
nimmt der Drucker eine Justierung vor ("Adjust"-Schritt).
[0042] Im Falle des dargestellten Kuchendiagramms wurde unterstellt, dass dies in 10 % aller
Fälle notwendig sein wird.
[0043] Mit dem Adjust-Schritt werden sämtliche Luftverbraucher korrigiert. Dabei kann dem
einzelnen Luftverbraucher befohlen werden, mehr oder weniger Luft zu liefern.
[0044] Der Schritt "Tuning" betrifft hingegen das Beeinflussen der Luftverbraucher innerhalb
einer Maschine relativ zueinander.
[0045] Das in Figur 4 wiedergegebene Diagramm veranschaulicht eine Mehrzahl von Basis-Kennlinien.
Dabei ist auf der Ordinate ein Maß für die Nutzung des betreffenden Druckspalt-Blassystems
für das Bogenleitblech eines bestimmten Druckwerkes aufgetragen, und auf der Abszisse
die Maschinengeschwindigkeit.
[0046] Jede Kennlinie bezieht sich auf Bedruckstoffe ganz bestimmter Flächengewichte, ausgedrückt
in g/m
2.
[0047] Somit werden alle Luftverbraucher in der Maschine gemäß einer hinterlegten Kennlinie
eingestellt.
[0048] Figur 5 veranschaulicht eine ausgewählte Kennlinie beim Schritt Preset. Der Bedruckstoff
hat ein Flächengewicht von 90 g/m
2. Die Maschinengeschwindigkeit beträgt 12000 Drucke/Stunde. Auf der Ordinate ergibt
sich ein Wert von 40 % der Kapazität des Lufterzeugers.
[0049] Figur 6 veranschaulicht das Anpassen der ausgewählten Kennlinie, das heißt jener
in Figur 5 dargestellten Kennlinie mittels "Adjust", "Tuning", und "Expert".
[0050] Die einzelnen genannten Schritte sollen wie folgt erläutert werden:
Adjust:
Aufgrund des Druckergebnisses nimmt der Bediener eine Korrektur der ausgewählten Kennlinie
vor, somit jener Kennlinie, die in Figur 5 wiedergegeben ist. Vorteilhafterweise erfolgt
diese Korrektur durch Anpassen der jeweiligen Kennlinie sämtlicher Verbraucher (Aktuatoren)
in der Maschine. Es kann beispielsweise durch Interpolation zwischen dem IST-Bedruckstoff
und der nächstbenachbarten Kennlinie erfolgen.
[0051] Der Schritt "Adjust" beeinflusst dabei sämtliche Verbraucher der Maschine in geeigneter
Weise.
[0052] Tuning:
Das Tuning wird bei einzelnen Druckwerken oder Gruppen von Druckwerken vorgenommen,
zum Beispiel bei den Druckwerken 4 bis 8 einer Maschine.
[0053] Expert:
Der Schritt "Expert" wirkt auf einen einzigen oder auf alle gleichartigen Aktuatoren
der Maschine (zum Beispiel jeweils auf Bogenleitblech 1 in Druckwerk 1...8).
[0054] Operator:
Der Schritt "Operator" ermöglicht die Eingabe der Solleinstellung des jeweiligen Aktuators
ohne Einschalten einer Kennlinie (Kompensation aus). Der Wert wird somit vom Operator
direkt eingegeben. Dieser Modus entspricht dem Betreiben einer Maschine mit Drosselstellen.
[0055] Figur 7 veranschaulicht das unterschiedliche Anspruchsverhalten verschiedener Verbraucher
auf eine bestimmte Korrektur.
[0056] Wird über die gesamte Maschine eine Korrektur der Arbeit des Lufterzeugers um ein-
und dasselbe Maß ausgeführt, beispielsweise 5 %, durch Betätigen der Plus- oder Minus-Taste,
so reagieren die Aktuatoren in Abhängigkeit vom hinterlegten Kennlinienfeld unterschiedlich:
- A)
- Ein Verbraucher im kritischen oder stark übersetzten Bereich weist einen großen Unterschiedswert
zu den benachbarten Kennlinien auf. Eine Änderung der Einflußgröße bedeutet hierbei
eine große Änderung der Luftparameter. Siehe das linke Diagramm von Figur 7.
- B)
- Hingegen reagiert ein Verbraucher im unkritischen oder schwach übersetzten Bereich
nur wenig auf die genannte Änderung. Siehe das rechte Diagramm in Figur 7. Dieser
unkritische Bereich liegt zum Beispiel bei Bogenleitblechen vor. Dabei ist das Geschehen
im rechten Diagramm in dessen umrandeten Bereich unten vergrößert dargestellt.
[0057] Die Einbindung zum Lösen der Problematik des Bedienereingriffs lässt sich auf unterschiedliche
Art und Weise bewerkstelligen:
a) durch Aufnahme der nachstehenden zusätzlichen Einflussparameter in das n-dimensionale
Parameterfeld, zum Beispiel:
- Grammatur (sogenanntes Flächengewicht)
- Format
- Steifigkeit
- Geschwindigkeit
- Bedienereingriff
b) durch Verändern eines Parameters, zum Beispiel des Flächengewichtes. Dies erfolgt
vorzugsweise dann, wenn zum Reduzieren der Datenmenge mit nur wenigen Einflussgrößen
gearbeitet werden soll. Siehe Figur 8. Dabei veranschaulicht das linke Diagramm das
Soll-Kennlinienfeld, das mittlere Diagramm die Skalierungsfunktion, und das rechte
Diagramm das Steuerungsfeld.
Eine weitere Größe neben der Maschinengeschwindigkeit - gegebenenfalls die einzige
weitere Größe - wird nach einer vorgegebenen Regel (Skalierungsfunktion) in eine Hilfsgröße
(0...100%) umgerechnet. Die Bedieneinflussgröße wird sodann hierzu einfach addiert,
zum Beispiel 90 g/m2 > 60 %; bei Korrektur 2 % plus > 62 %.
Die Skalierungsfunktion veranschaulicht, welche Auswirkungen das Justieren, das der
Drucker vornimmt, bei den verschiedenen Grammaturen hat. Die Skalierungsfunktion trägt
somit dem Druckstoffverhalten automatisch Rechnung. Das rechts dargestellte Steuerungsfeld
ist das Ergebnis der Skalierungsfunktion.
Liste der Bezugszeichen
[0058]
- 1
- Farb- und Feuchtwerk
- 2
- Plattenzylinder
- 3
- Gummituchzylinder
- 4
- Gegendruckzylinder
- 5
- Greifeinrichtung
- 5.1, 5.2
- Greifer
- 6
- Bogenleitblech
- 7
- Blaseinrichtungen
1. Verfahren zum Einstellen eines Luftleitsystems, das verschiedene Aktuatoren wie Blasluftdüsen
aufweist, in einer Bogendruckmaschine, mit den folgenden Verfahrensschritten:
1.1 es werden Kennlinien erstellt, die für die Bogenförderung maßgebliche Förderparameter
enthalten, wie den Blasluftdruck, aufgetragen über einem druckmaschinenspezifischen
Parameter wie der Druckmaschinengeschwindigkeit, und die für bogenspezifische Parameter
wie für das Flächengewicht oder das Bogenformat optimal sind;
1.2 die Kennlinien werden in einem Speicher abgespeichert;
1.3 die aktuellen bogenspezifischen sowie druckmaschinenspezifischen Daten eines Druckauftrages
werden einer CPU eingespeist;
1.4 die CPU entnimmt dem Speicher die für die aktuellen Daten optimale Kennlinie und
gibt den einzelnen Aktuatoren die entsprechende Befehle;
1.5 gegebenenfalls wird ein Bedienereingriff vorgenommen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass bei der Erstellung der optimalen
Kennlinien konkrete Zustände ermittelt werden, wie
- Hochschlagen des Bedruckstoffes
- Flattern des Bedruckstoffes
- Kontaktdoublieren des Druckbildes
- Schmieren des Druckbildes
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet durch die folgenden Merkmale: Es
wird ein Diagramm erstellt (Skalierungsfunktion), das die Auswirkungen des Justierens
bei den verschiedenen Grammaturen wiedergibt und somit das Druckstoffverhalten berücksichtigt.
4. Vorrichtung zum Regeln und/oder Steuern eines Luftleitsystems, das verschiedene Aktuatoren
wie Blasluftdüsen aufweist, in einer Bogendruckmaschine;
4.1 mit einem Speicher, der Kennlinien enthält, die für die Bogenförderung maßgebliche
Förderparameter wiedergeben, wie den Blasluftdruck, aufgetragen über druckmaschinenspezifischen
Parameter wie der Druckmaschinengeschwindigkeit, und die für bogenspezifische Parameter
wie das Flächengewicht oder das Bogenformat optimal sind;
4.2 mit einer Eingabeeinrichtung zum Eingeben von bogen- oder druckmaschinenspezifischen
aktuellen Parametern;
4.3 mit einer CPU, die die im Hinblick auf die aktuellen Kenndaten optimalen Kennlinien
ermittelt und die betreffenden Parameter einem Sollwertgeber einspeist.