[0001] Die Erfindung betrifft ein Gaswechselsystem für eine Brennkraftmaschine sowie ein
Verfahren zum Betreiben eines solchen Gaswechselsystems gemäss dem Oberbegriff des
unabhängigen Anspruchs der jeweiligen Kategorie.
[0002] Aus der EP-A-0 539 320 ist eine Vorrichtung zum hydraulichen Betätigen eines Auslassventils
einer Brennkraftmaschine bekannt. Der Ventilkörper des Auslassventils wird über einen
Servokolben betätigt, der mit einer hydraulischen Steuereinrichtung verbunden ist.
Die hydraulische Steuereinrichtung umfasst ein durch einen Elektromagneten betätigtes
Vorsteuerventil, welches ein Steuerventil ansteuert. Ferner ist ein Hydraulikakkumulator
vorgesehen, in welchem sich das Hydraulikmedium unter Druck befindet. Zum Öffnen des
Auslassventils wird durch entsprechendes Ansteuern des Vorsteuerventils das Steuerventil
in eine Stellung geschaltet, die eine Strömungsverbindung zwischen dem Hydraulikakkumulator
und dem Servokolben öffnet, sodass der Servokolben durch das unter Druck befindliche
Hydraulikmedium beaufschlagt wird und den Ventilkörper in die Offenstellung bewegt.
Zum Schliessen des Auslassventils wird durch entsprechendes Ansteuern des Vorsteuerventils
das Steuerventil in eine Stellung geschaltet, welche die Strömungsverbindung zwischen
dem Hydraulikakkumulator und dem Servokolben verschliesst und welche gleichzeitig
ein Abströmen des Hydraulikmediums und damit eine Druckentlastung des Servokolbens
ermöglicht.
[0003] Auch wenn sich diese Vorrichtung in der Praxis bewährt hat, so haben sich doch Nachteile
gezeigt. So ist es beispielsweise im Rahmen von Wartungs-, Inspektions- oder Reparaturarbeiten
notwendig, den Zylinderdeckel zu demontieren, wozu das Hydrauliksystem geöffnet werden
muss. Dadurch entsteht die beträchtliche Gefahr von Verschmutzungen des Hydrauliksystems,
das üblicherweise mittels Feinfiltern sauber gehalten wird. Solche Verschmutzungen
können zu Schäden insbesondere an den Vorsteuerventilen und den Steuerventilen führen,
die erheblichen Reparaturaufwand verursachen können. Da üblicherweise sämtliche Zylinder
des Motors an das gleiche Hydrauliksystem angeschlossen sind, besteht diese Verschmutzungsgefahr
für alle Zylinder, selbst wenn nur ein Zylinderdeckel geöffnet werden muss. Zudem
besteht die Gefahr, dass bei der Montage Leckagen auftreten können, welche das gesamte
Hydrauliksystem des Motors betreffen, sodass der Motor nicht mehr gestartet werden
kann.
[0004] Ausgehend von diesem Stand der Technik ist es daher eine Aufgabe der Erfindung, ein
Gaswechselsystem bzw. ein Verfahren zum Betreiben eines solchen vorzuschlagen, wobei
die genannten Nachteile nicht mehr auftreten. Das Gaswechselsystem soll es also insbesondere
ermöglichen, Reparatur- oder Wartungsarbeiten an einzelnen Zylindern durchzuführen,
ohne dass dadurch die Gefahr einer Verschmutzung des Hydrauliksystems, insbesondere
der Vorsteuer- und Steuerventile, entsteht.
[0005] Die diese Aufgabe in apparativer und verfahrenstechnischer Hinsicht lösenden Gegenstände
der Erfindung sind durch die Merkmale des unabhängigen Anspruchs der jeweiligen Kategorie
gekennzeichnet.
[0006] Erfindungsgemäss wird also ein Gaswechselsystem für eine Brennkraftmaschine vorgeschlagen
mit einem hydraulisch betätigbaren Gaswechselventil, und mit einem ersten, mit dem
Gaswechselventil verbundenen Fluidsystem für ein Arbeitsmedium zur Betätigung des
Gaswechselventils. Das Gaswechselsystem umfasst ferner ein zweites Fluidsystem für
ein Hydraulikmedium, ein im zweiten Fluidsystem vorgesehenes Hauptsteuerventil zum
Ansteuern des Gaswechselventils, sowie einen zwischen dem Hauptsteuerventil und dem
Gaswechselventil angeordneten Medientrenner, der einerseits mit dem ersten Fluidsystem
verbunden ist und andererseits mit dem zweiten Fluidsystem verbindbar ist.
[0007] Durch die Massnahme, zwei Fluidsysteme vorzusehen, die über einen Medientrenner getrennt
sind, ist es möglich, Reparatur- oder Wartungsarbeiten an einzelnen Zylindern durchzuführen,
ohne dass dafür das zweite Fluidsystem mit den Hauptsteuerventilen geöffnet werden
muss, sodass für dieses zweite Fluidsystem keine Verschmutzungs- oder Leckagegefahr
besteht. Ferner ist es durch diese Massnahme möglich, jeden einzelnen Zylinder von
der Brennkraftmaschine abzukoppeln, sodass eine Brennkraftmaschine mit n Zylindern
mit beispielsweise (n-1) Zylindern weiter betreibbar bleibt, während an dem abgekoppelten
Zylinder z. B. Reparaturarbeiten vorgenommen werden können.
[0008] In einer bevorzugten Ausführungsform umfasst das Hauptsteuerventil einen Steuerkolben,
der eine Offenstellung und eine Schliessstellung einnehmen kann, wobei im normalen
Betrieb der Brennkraftmaschine die Offenstellung ein Öffnen des Gaswechselventils
bewirkt und die Schliessstellung ein Schliessen des Gaswechselventils. Das Hauptsteuerventil
umfasst ferner ein Federelement, welches so angeordnet ist, dass es den Steuerkolben
mit einer in Richtung auf die Schliessstellung gerichteten Kraft beaufschlagt, das
heisst, der Steuerschieber muss gegen die Kraft des Federelements in die Offenstellung
bewegt werden. Herrscht im zweiten Fluidsystem kein Druck, so sorgt das Federelement
dafür, dass der Steuerschieber in die Schliessstellung bewegt wird bzw. in dieser
gehalten wird. Das Federelement erzeugt also eine Vorspannung in Richtung der Schliessstellung
des Steuerkolbens. Dies hat den Vorteil, dass sich insbesondere beim Starten der Brennkraftmaschine,
wenn sich der Druck im zweiten Fluidsystem am Aufbauen ist, ein unerwünschtes kurzfristiges
Öffnen des Gaswechselventils wirkungsvoll vermeiden lässt.
[0009] Insbesondere für elektronisch bzw. elektrisch-hydraulisch gesteuerte Brennkraftmaschinen,
die keine Steuerwelle im klassischen Sinne aufweisen, ist es vorteilhaft, im zweiten
Fluidsystem des Gaswechselsystems ein elektromagnetisches Vorsteuerventil zum Vorsteuern
des Hauptsteuerventils vorzusehen. Hierdurch ist es nämlich möglich, das Gaswechselventil
mittels elektrischer bzw. elektronischer Steuerimpulse zu betätigen.
[0010] Ferner ist es vorteilhaft, wenn das Gaswechselventil einen Antriebskolben zur Betätigung
des Gaswechselventils aufweist, welcher Antriebskolben als Stufenkolben ausgebildet
ist. Durch diese Massnahme lässt sich nämlich hydraulische Energie einsparen.
[0011] Durch die Erfindung wird ferner ein Verfahren zum Betreiben eines Gaswechselsystems
in einer Brennkraftmaschine vorgeschlagen, bei welchem Verfahren ein Gaswechselventil
mittels eines ersten Fluidsystems durch ein Arbeitsmedium hydraulisch betätigt wird,
wobei mittels eines zweiten Fluidsystems für ein Hydraulikmedium ein Hauptsteuerventil
zum Ansteuern des Gaswechselventils betätigt wird, und wobei mittels eines zwischen
dem Hauptsteuerventil und dem Gaswechselventil angeordneten Medientrenners, der einerseits
mit dem ersten Fluidsystem verbunden ist und andererseits mit dem zweiten Fluidsystem
verbindbar ist, eine Wirkverbindung zwischen dem ersten und dem zweiten Fluidsystem
erstellt wird.
[0012] Aus den bereits vorne genannten Gründen ist es auch hinsichtlich des Verfahrens vorteilhaft,
wenn ein Steuerkolben des Hauptsteuerventils durch ein Federelement mit einer Kraft
beaufschlagt wird, die in Richtung auf eine Schliessstellung des Steuerkolbens gerichtet
ist, welche Schliessstellung im normalen Betriebszustand der Brennkraftmaschine ein
Schliessen des Gaswechselventils bewirkt.
[0013] Insbesondere für elektronisch bzw. elektrisch-hydraulisch gesteuerte Brennkraftmaschinen
sind solche Ausgestaltungen des erfindungsgemässen Verfahrens vorteilhaft, bei welchen
das Hauptsteuerventil mittels eines elektromagnetischen Vorsteuerventils mit einem
magnetischen Schieber, der zwischen zwei Elektromagneten hin- und herschaltbar ist,
vorgesteuert wird.
[0014] Gemäss einer bevorzugten Verfahrensführung werden zum Betätigen des Vorsteuerventils
folgende Schritte durchgeführt:
- einer der beiden Elektromagnete wird aktiviert,
- der Beginn der Bewegung des magnetischen Schiebers wird detektiert; und
- der Elektromagnet wird deaktiviert, sobald nach dem Beginn der Bewegung des magnetischen
Schiebers eine Zeitspanne verstrichen ist, die vorzugsweise im wesentlichen der Schaltzeit
des Vorsteuerventils entspricht.
[0015] Durch diese Massnahme ist sichergestellt, dass der jeweilige Elektromagnet nicht
länger aktiviert ist als dies für einen sicheren Schaltvorgang notwendig ist. Dies
ist insbesondere im Hinblick auf die Wärmeentwicklung im Vorsteuerventil und die Betriebssicherheit
des Vorsteuerventils vorteilhaft.
[0016] Eine weitere vorteilhafte Massnahme besteht darin, vor dem Starten der Brennkraftmaschine
das Vorsteuerventil durch einen Richtimpuls in eine definierte Stellung zu schalten,
die vorzugsweise der Schliessstellung des Gaswechselventils entspricht. Hierdurch
wird gewährleistet, dass es beim Starten der Brennkraftmaschine nicht zu ungewünschten
Betätigungen des Gaswechselventils kommt.
[0017] Das erfindungsgemässe Gaswechselsystem und das erfindungsgemässe Verfahren eignen
sich insbesondere für Grossdieselmotoren wie sie beispielsweise als Antriebsaggregate
für Schiffe oder als Stationäranlagen zur Stromgewinnung eingesetzt werden. Im speziellen
eignen sich das Gaswechselsystem und das Verfahren auch für solche Grossdieselmotoren,
die auf rein elektronischem Wege bzw. elektrisch-hydraulisch gesteuert werden, also
keine Steuerwelle für die Steuerung der Ventile und der Brennstoffeinspritzung aufweisen.
[0018] Weitere vorteilhafte Massnahmen und bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben
sich aus den abhängigen Ansprüchen.
[0019] Im Folgenden wird die Erfindung sowohl in apparativer als auch in verfahrenstechnischer
Hinsicht anhand von Ausführungsbeispielen und anhand der Zeichnung näher erläutert.
In der schematischen, nicht massstäblichen Zeichnung zeigen:
- Fig. 1:
- eine teilweise schematische, teilweise geschnittene Darstellung eines Ausführungsbeispiel
des erfindungsgemässen Gaswechselsystems,
- Fig. 1A:
- ein Detail aus Fig. 1 in vergrösserter Darstellung,
- Fig. 2:
- einen Schnitt durch einen Grossdieselmotor,
- Fig.3:
- eine stark schematische Darstellung eines Vorsteuerventils, und
- Fig. 4:
- ein Diagramm zur Verdeutlichung der Betätigung des Vorsteuerventils.
[0020] Fig. 1 zeigt in einer teilweise schematischen, teilweise geschnittenen Darstellung
ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel des erfindungsgemässen Gaswechselsystems, das
gesamthaft mit dem Bezugszeichen 10 bezeichnet ist. Es umfasst ein Gaswechselventil,
das hier ein Auslassventil 20 eines Dieselmotors ist, ein erstes Fluidsystem 30 für
ein Arbeitsmedium und ein zweites Fluidsystem 40 für ein Hydraulikmedium. Im zweiten
Fluidsystem 40 ist ein Hauptsteuerventil 50, ein Vorsteuerventil (pilot valve) 60
und ein Hydraulikakkumulator 41 für das Hydraulikmedium vorgesehen. Zwischen dem Hauptsteuerventil
50 und dem Auslassventil 20 ist ein Medientrenner 70 vorgesehen, der einerseits mit
dem ersten Fluidsystem 30 verbunden ist und andererseits mit dem zweiten Fluidsystem
40 verbindbar ist. Durch den Medientrenner 70 wird eine Wirkverbindung zwischen dem
ersten und dem zweiten Fluidsystem realisiert.
[0021] In Fig. 1A sind das Hauptsteuerventil 50, das Vorsteuerventil 60 und der Medientrenner
70 in vergrösserter Darstellung gezeigt.
[0022] Im Folgenden wird auf das konkrete Anwendungsbeispiel Bezug genommen, dass das Gaswechselsystem
10 Teil eines elektronisch gesteuerten Grossdieselmotors 1 (Fig. 2) ist, der z. B.
als Hauptantriebsaggregat eines Schiffes oder in einer Stationäranlage zur Stromgewinnung
Verwendung finden kann. Zum besseren Verständnis zeigt Fig. 2 in einer schematischen
Schnittdarstellung den Grossdieselmotor 1 mit einem seiner üblicherweise mehreren
Zylinder 2. Der Grossdieselmotor 1 ist als langsam laufender Zweitakt-Kreuzkopf-Gossdieselmotor
mit Längsspülung ausgestaltet und wird elektronisch bzw. elektrisch-hydraulisch gesteuert,
das heisst er hat keine Steuerwelle im klassischen Sinne zur mechanisch-hydraulischen
Steuerung des Gaswechsels und der Einspritzung.
[0023] Bei diesen Motoren sind die Hydrauliksysteme, mit denen die Einspritzung, der Gaswechsel
und gegebenenfalls Hilfssysteme, wie das Anlasssystem, betrieben werden, mittels Vorsteuerventilen
ansteuerbar, wobei die Vorsteuerventile mittels elektrischer Signale betätigt werden,
die von einer Kontrollvorrichtung kommen. Diese Kontrollvorrichtung bestimmt mittels
des Kurbelwinkels, der Drehzahl des Motors und eventuell weiterer Zustandsgrössen
den jeweils optimalen Zeitraum sowie die jeweils optimale Brennstoffmenge für die
Einspritzung bzw. die Zeitpunkte für das Öffnen und Schliessen der Auslassventile
und sendet dementsprechend die elektrischen Steuersignale an die Vorsteuerventile,
die daraufhin das zugehörige Hydrauliksystem betätigen. Durch diese sehr variable
elektrisch-hydraulische Steuerung lässt sich die Einspritzung und der Gaswechsel in
einfacher Weise und für alle Betriebszustände des Grossdieselmotors optimieren und
an den jeweiligen Arbeitszyklus der Maschine anpassen, weil die mechanischen Zwangskopplungen
zwischen den Stellungen der Kolben und den Betätigungselementen wie Einspritzpumpen
oder Hubgeberpumpen nicht mehr vorhanden sind.
[0024] Der Grossdieselmotor 1 (Fig. 2) hat eine Kurbelwelle 3, welche über ein Kurbelwellenzahnrad
3a und ein mit diesem kämmendes Zahnrad 4 eine Hochdruckpumpe 5 antreibt, die den
Brennstoff unter Hochdruck, z. B. bis zu 2000 bar, durch eine Leitung 6 in einen Brennstoffakkumulator
7 fördert, welcher ein hier nicht näher beschriebenes Einspritzsystem versorgt. Ferner
ist eine ebenfalls von der Kurbelwelle 3 angetriebene Pumpe 8 vorgesehen, welche das
Hydraulikmedium, beispielsweise ein Öl wie Hydrauliköl oder Steueröl, über eine Leitung
42 in den Hydraulikakkumulator 41 des zweiten Fluidsystems fördert. Natürlich können
auch mehrere Hochdruckpumpen 5 zum Fördern des Brennstoffs und/oder mehrere Pumpen
8 zum Fördern des Hydraulikmediums vorgesehen sein.
[0025] Der Brennstoffakkumulator 7 und der Hydraulikakkumulator 41 sind jeweils als rohrähnliche
Bauteile ausgebildet, die sich entlang des Motors erstrecken.
[0026] Ebenfalls dargestellt in Fig. 2 ist das Auslassventil 20 zum Abführen der Verbrennungsgase
aus dem Zylinder 2. Die folgenden Erläuterungen des Gaswechselsystems beziehen sich
nur noch auf einen Zylinder. Es versteht sich jedoch, dass für das Auslassventil jedes
Zylinders jeweils ein Hauptsteuerventil 50, ein elektromagnetisches Vorsteuerventil
60 sowie ein Medientrenner 70 vorgesehen sind, wobei alle Hauptsteuerventile bzw.
alle Vorsteuerventile nach dem Common-Rail-Prinzip an den Hydraulikakkumulator 41
angeschlossen sind und von diesem mit unter Druck stehendem Hydraulikmedium versorgt
werden können. Dies ist in Fig. 1 durch die Pfeile mit dem Bezugszeichen Z angedeutet.
Im Hydraulikakkumulator 41 befindet sich das Hydraulikmedium beispielsweise unter
einem Druck von etwa 200 bar.
[0027] An den Hydraulikakkumulator 41 ist eine Zuführleitung 43 mit einem Absperrventil
44 angeschlossen. Hinter dem Absperrventil 44 verzweigt sich die Zuführleitung in
einen Ast 43a, der mit dem Vorsteuerventil 60 verbunden ist, und einen Ast 43b, der
mit einem Einlass 51 des Hauptsteuerventils 50 verbunden ist. Der Ausgang des Vorsteuerventils
60 ist über eine Leitung 65 mit einem Steuereinlass 52 des Hauptsteuerventils 50 verbunden.
[0028] Fig. 3 zeigt in einer stark schematisierten Darstellung ein Ausführungsbeispiel des
Vorsteuerventils 60, das als bistabiles elektromagnetisches 3/2-Wegeventil in Schieberbauart
ausgebildet ist. Das Vorsteuerventil 60 umfasst einen in einem Gehäuse 61 verschiebbar
angeordneten magnetischen Ventilschieber 62, der als Hohlzylinder mit einer zentralen
Entlastungsbohrung 621 ausgestaltet ist. Im Gehäuse 61 ist ein Zuführkanal 63, ein
Rücklaufkanal 64 und ein Verbraucherkanal 66 vorgesehen. Die zentrale Entlastungsbohrung
621 ist über Querbohrungen 641 mit dem Rücklaufkanal verbunden. Der Zuführkanal 63
ist mit dem Ast 43a der Zuführleitung 43 verbunden, der Rücklaufkanal 64 mit einer
Leitung 47, die zu einem Rückführsystem 49 für das Hydraulikmedium führt und der Verbraucherkanal
66 mit der Leitung 65, die zum Steuereinlass 52 des Hauptsteuerventils 50 führt.
[0029] Mittels zweier Elektromagnete 67a,67b ist der magnetische Ventilschieber 62 zwischen
zwei Stellungen hin- und herschaltbar, wobei in der ersten Stellung des Ventilschiebers
62, welche in Fig. 3 dargestellt ist, eine Strömungsverbindung zwischen dem Zuführkanal
63 und dem Verbraucherkanal 66 geöffnet ist. In der zweiten Stellung ist der Verbraucherkanal
66 mit dem Rücklaufkanal 64 verbunden.
[0030] Damit das Vorsteuerventil 60 möglichst schnell von der einen in die andere Stellung
schalten kann, also eine kleine Totzeit aufweist, haben die Elektromagnete 67a,67b
eine sehr geringe Induktivität, was sich durch eine möglichst geringe Anzahl von Windungen
und die Verwendung von Werkstoffen mit geringen Wirbelstromverlusten für die Spulenkörper
erzielen lässt. Die Schaltzeit, das heisst die Zeit, die zum Umschalten des Vorsteuerventils
60 von der einen in die andere Stellung benötigt wird, beträgt beispielsweise nur
etwa eine halbe Millisekunde. Zudem ist diese Schaltzeit in sehr gutem Masse konstant,
das heisst reproduzierbar. Auf die Ansteuerung des Vorsteuerventils 60 wird weiter
hinten noch eingegangen.
[0031] Das Hauptsteuerventil 50 weist einen Steuerkolben 56 auf, der eine Offenstellung
und eine in Fig. 1 bzw. in Fig. 1A dargestellte Schliessstellung einnehmen kann. Wie
weiter hinten noch erläutert, bewirkt im normalen Betrieb des Motors 1 die Offenstellung
ein Öffnen und die Schliessstellung ein Schliessen des Auslassventils 20. Das Hauptsteuerventil
50 umfasst ferner eine erste und eine zweite Verbindung 53 bzw. 54, über welche das
Hauptsteuerventil 50 mit dem Medientrenner 70 verbunden ist, sowie eine Rückströmoffnung
55, durch welche das Hydraulikmedium aus dem Hauptsteuerventil 50 in die mit einem
Absperrventil 45 versehene Leitung 47 abströmen kann. Diese Leitung 47 ist mit dem
Rückführsystem 49 für das Hydraulikmedium verbunden. Das Hauptsteuerventil 50 ist
hier also ein 4/2-Wegeventil.
[0032] Der Steuerkolben 56 wird durch ein Federelement 57 belastet, welches so angeordnet
ist, dass die Federkraft den Steuerkolben 56 in seine Schliessstellung zu bewegen
versucht bzw. in der Schliessstellung zu halten sucht. Durch diese Vorspannung ist
es gewährleistet, dass der Steuerkolben 56 im druckfreien Zustand, das heisst wenn
er nicht mit unter Druck befindlichem Hydraulikmedium beaufschlagt wird, die Schliessstellung
einnimmt bzw. in dieser verbleibt. Der Steuerkolben 56 muss also gegen die Kraft des
Federelements 56 in die Offenstellung bewegt werden. Bei dem hier beschriebenen Ausführungsbeispiel
ist das Federelement 57 als Spiralfeder ausgebildet, die sich einerseits auf der darstellungsgemäss
oberen Stirnfläche des Steuerkolbens 56 abstützt und andererseits am Gehäuse des Hauptsteuerventils
50. Die von dem Federelement 57 beaufschlagte Stirnfläche des Steuerkolbens 57 ist
über eine zentrale Bohrung mit der Rückströmöffnung 55 verbunden, wenn sich der Steuerkolben
in der Schliessstellung befindet, sodass dann Hydraulikmedium, welches in den Raum
zwischen dieser Stirnfläche und dem Gehäuse eingedrungen ist, abströmen kann.
[0033] Der Medientrenner 70 umfasst einen in einem Gehäuse 73 angeordneten Trennkolben 72,
dessen eine -darstellungsgemäss obere- Stirnfläche 721 einen Raum 71 für das Arbeitsmedium
des ersten Fluidsystems begrenzt. Die beiden Verbindungen 53, 54 mit dem Hauptsteuerventil
50 münden beide darstellungsgemäss unterhalb der oberen Stirnfläche 721 des Trennkolbens
in den Medientrenner 70. Der Trennkolben 72 trennt somit das Arbeitsmedium des ersten
Fluidsystems von dem Hydraulikmedium des zweiten Fluidsystems. Darstellungsgemäss
oberhalb der Stirnfläche 721 ist der Raum 71 des Medientrenners 70 über eine Öffnung
74 mit dem ersten Fluidsystem 30 verbunden.
[0034] Das erste Fluidsystem für das Arbeitsmedium umfasst eine Druckleitung 31, welche
die Öffnung 74 des Medientrenners 70 mit dem Auslassventil 20 verbindet, sowie eine
Zuführung 32 für das Arbeitsmedium, welche einerseits über ein Absperrventil 33 und
ein Rückschlagventil 34 mit der Druckleitung 31 verbunden ist und andererseits mit
einer nicht dargestellten Pumpe, welche das Arbeitsmedium in die Zuführung 32 fördert.
[0035] Als Arbeitsmedium ist beispielsweise ein Schmieröl oder ein Motorenöl geeignet, das
z. B. dem Schmierölsystem des Grossdieslmotors 1 entnommen wird. Das Arbeitsmedium
im ersten Fluidsystem 30 und das Hydraulikmedium im zweiten Fluidsystem 40 können
die gleiche Substanz sein, beispielsweise Öl, das für beide Fluidsysteme 30,40 dem
gleichen Ölvorrat des Grossdieselmotors 1 entnommen wird. Da jedoch das zweite Fluidsystem
40 die bezüglich Verschmutzungen empfindlicheren Komponenten enthält, wird das Öl,
welches in das zweite Fluidsystem 40 eingebracht wird, feiner gefiltert bzw. gereinigt
als das Öl, welches in das erste Fluidsystem eingebracht wird. Natürlich ist es auch
möglich, als Arbeitsmedium im ersten Fluidsystem 30 eine vom Hydraulikmedium im zweiten
Fluidsystem 40 verschiedene Substanz zu verwenden.
[0036] Das Auslassventil 20 umfasst einen Ventilkörper 21, welcher je nach seiner Stellung
die Verbindung zwischen dem Brennraum des Zylinders 2 und einer Abführleitung, die
den Brennraum mit dem Abgassystem verbindet, öffnet oder verschliesst. Ferner umfasst
das Auslassventil 20 einen Antriebskolben 22, welcher den Ventilkörper 21 betätigt.
Der Ventilkörper 21 wird durch eine Luftfeder 23 in seiner in Fig. 1 dargestellten
Schliessstellung gehalten. Darstellungsgemäss oberhalb des Antriebskolbens 22 mündet
die Druckleitung 31 in das Auslassventil 20, sodass die Stirnfläche des Antriebskolbens
22 von dem Arbeitsmedium mit Druck beaufschlagbar ist.
[0037] Die elektronische Kontrollvorrichtung zur Steuerung des Grossdieselmotors umfasst
beispielsweise eine Zentraleinheit 90 für die Gesamtsteuerung des Grossdieselmotors
und jeweils ein Steuermodul 91 für jeden Zylinder, mit welchem die zylinderspezifischen
Funktionen gesteuert werden. Die Steuermodule 91 der einzelnen Zylinder sind über
Datenbusse mit der Zentraleinheit 90 verbunden. Die Zentraleinheit 90 ist ferner mit
einem nicht dargestellten Winkelgeber (shaft encoder) verbunden, mit dem die Drehzahl
der Kurbelwelle 3 sowie der Kurbelwinkel und somit die jeweiligen Kolbenstellungen
bestimmbar sind. Aus Sicherheitsgründen sind üblicherweise zwei autonome Winkelgeber
vorgesehen. Der Winkelgeber ist mit der Kurbelwelle 3 antriebsverbunden. Für jeden
Winkelgeber ist noch ein Referenzgeber vorgesehen, um den Synchronismus zwischen der
Kurbelwelle 3 und dem Winkelgeber zu überwachen. Mit Hilfe der vom Winkelgeber empfangenen
Signale und gegebenenfalls noch anderen Daten, ermittelt die Zentraleinheit 90 den
momentanen und den gewünschten Betriebszustand des Grossdieselmotors 1 und übergibt
die notwendigen Informationen an die einzelnen Steuermodule 91. Diese bestimmen unter
Berücksichtigung der momentanen Last und der momentanen Drehzahl die günstigsten Einspritzzeiten
und -mengen für die einzelnen Zylinder sowie die Betätigungszeitpunkte für die Gaswechselventile,
also z. B. die Auslassventile 20, und senden dementsprechend die elektrischen Steuersignale
an die jeweiligen Vorsteuerventile, die daraufhin die Einspritzung und den Gaswechsel
steuern. Die Verbindungen zwischen dem Steuermodul 91 und dem Vorsteuerventil 60 sind
in Fig. 1 nicht dargestellt.
[0038] Im Folgenden wird nun die Funktionsweise des Gaswechselsystems 10 erläutert, wobei
auf den normalen Betriebszustand des Grossdieselmotors 1 Bezug genommen wird. Es wird
davon ausgegangen, dass sich der Ventilkörper 21 des Auslassventils 20 und der Steuerkolben
56 des Hauptsteuerventils 50 jeweils in ihrer in Fig. 1 bzw. Fig. 1A dargestellten
Schliessstellung befinden, und dass sich der Trennkolben 72 des Medientrenners 70
in seiner Ausgangslage - darstellungsgemäss am unteren Anschlag - befindet. Die Druckleitung
31 sowie der Raum 71 oberhalb des Trennkolbens 72 sind mit dem Arbeitsmedium gefüllt.
[0039] Soll nun das Auslassventil 20 geöffnet werden, so gibt das Steuermodul 91 dieses
Zylinders 2 ein entsprechendes elektrisches Signal an das Vorsteuerventil 60. Dieses
schaltet daraufhin in die in Fig. 1 gezeigte Stellung und öffnet eine Strömungsverbindung
zwischen dem Ast 43a und der Leitung 65, sodass das Hydraulikmedium aus dem Hydraulikspeicher
41 zum Steuereinlass 52 des Hauptsteuerventils 50 strömt und die Unterseite des Steuerkolbens
56 mit Druck beaufschlagt. Dieser wird folglich gegen die Kraft des Federelements
57 darstellungsgemäss nach oben bewegt, verschliesst dadurch zunächst die Rückströmöffnung
55 und öffnet dann den Einlass 51. Der Steuerkolben 56 befindet sich nun in seiner
Offenstellung. In der Offenstellung des Steuerkolbens 56 ist der Raum unterhalb des
Trennkolbens 72 über den Ast 43b, den Einlass 51 und die zweite Verbindung 54 mit
dem Hydraulikakkumulator 41 verbunden, sodass das Hydraulikmedium die darstellungsgemässe
Unterseite des Trennkolbens 72 mit Druck beaufschlagt. Dadurch bewegt sich der Trennkolben
72 nach oben. Diese Bewegung wird durch das Arbeitsmedium in der Druckleitung 31,
welches als hydraulische Stange wirkt, auf den Antriebskolben 22 des Auslassventils
übertragen. Aufgrund der Druckbeaufschlagung durch das Arbeitsmedium bewegt der Antriebskolben
22 den Ventilkörper 21 gegen die Kraft der Luftfeder 23 in die Offenstellung.
[0040] Zum Schliessen des Auslassventils 20 schaltet das Vorsteuerventil 60 aufgrund eines
elektrischen Steuersignals in seine zweite Stellung, in welcher es die Strömungsverbindung
zwischen dem Hydraulikakkumulator 41 und der Leitung 65 verschliesst, sodass die Unterseite
des Steuerkolbens 56 nicht mehr mit dem Hydraulikakkumulator 41 verbunden ist. Durch
die Kraft des Federelements 57 bewegt sich der Steuerkolben 56 darstellungsgemäss
nach unten, verschliesst dabei den Einlass 51, wodurch die Strömungsverbindung zwischen
dem Hydraulikakkumulator 41 und der Unterseite des Trennkolbens 72 verschlossen wird,
und öffnet die Rückströmöffnung 55 des Hauptsteuerventils 50. Das Hauptsteuerventil
50 befindet sich nun in seiner Schliessstellung, in welcher eine Strömungsverbindung
zwischen der ersten Verbindung 53 und der Rückströmöffnung 55 geöffnet ist, sodass
das Hydraulikmedium aus dem Raum unterhalb des Trennkolbens 72 über die erste Verbindung
53 und die Leitung 47 in das Rückführsystem 49 abströmen kann.
[0041] Aufgrund der Luftfeder 23 des Auslassventils 20 wird der Antriebskolben 22 darstellungsgemäss
nach oben gedrückt und verdrängt dabei das Arbeitsmedium in die Druckleitung 31. Das
Auslassventil 20 schliesst. Durch das in die Druckleitung 31 verdrängte Arbeitsmedium
wird der Trennkolben 72 des Medientrenners 70 darstellungsgemäss nach unten gedrückt
und verdrängt dabei Hydraulikmedium von seiner Unterseite über den Steuerkolben 56
des Hauptsteuerventils 50 in das Rückführsystem 49. Durch die Wirkung der Luftfeder
23 wird der Trennkolben 72 nahezu in seine definierte - in Fig. 1 bzw. Fig. 1A dargestellte
- Ausgangsstellung gebracht. Wegen einer ständigen Entlüftung (nicht dargestellt)
- beispielsweise mittels im Auslassventil 20 vorgesehener Entlüftungsbohrungen - geht
ständig etwas Arbeitsmedium aus der als hydraulische Stange wirkenden Druckleitung
31 verloren. Diese Entlüftung ist während der Öffnungsphase des Auslassventils 20
verschlossen, vorzugsweise selbsttätig durch die Stellung des Antriebskolbens 22.
Während der Zeit bis zum nächsten Schalten des Gaswechselventils 20 wird das durch
die Entlüftung und durch Leckageverluste verlorengegangene Arbeitsmedium über die
Zuführung 32 und das Rückschlagventil 34 ersetzt, wodurch der Trennkolben 72 vollständig
in seine Ausgangsstellung bewegt wird.
[0042] Der Medientrenner 70 mit dem Trennkolben 72 hat die Funktion, das zweite Fluidsystem
40 mit dem saubereren Hydraulikmedium von dem ersten Fluidsystem 30 mit dem üblicherweise
stärker verschmutzten und weniger fein gefilterten Arbeitsmedium so zu trennen, dass
zum einen eine Wirkverbindung zwischen dem ersten und dem zweiten Fluidsystem besteht,
und dass zum anderen ein Eindringen von Arbeitsmedium in das zweite Fluidsystem wirkungsvoll
unterbunden wird. Im normalen Betrieb ist es gewährleistet, dass unterhalb des Trennkolbens
72 ein grösserer Druck herrscht als oberhalb des Trennkolbens, sodass das Arbeitsmedium
nicht an dem Trennkolben vorbei in das zweite Fluidsystem eindringen kann. Andererseits
ist aber ein Leckagestrom von Hydraulikmedium aus dem zweiten Fluidsystem 40 an dem
Trennkolben 72 vorbei in das erste Fluidsystem 30 möglich. Dies ist jedoch nicht störend,
da die Anforderungen bezüglich der Reinheit an das erste Fluidsystem 30 geringer sind.
[0043] Ferner wird durch den Trennkolben 72 die Bewegung des Ventilkörpers 21 des Auslassventils
20 im Bereich der Endstellungen, also gegen Ende seiner jeweiligen Bewegung, gedämpft.
[0044] In einer bevorzugten Ausführungsform ist der Antriebskolben 22 des Gaswechselventils
20 als Stufenkolben ausgebildet. Wie in Fig. 1 gezeigt umfasst der Antriebskolben
22 einen grösseren Kolben 22a und einen konzentrisch im grösseren Kolben 22a verschiebbar
angeordneten kleineren Kolben 22b. Hierdurch wird der Tatsache Rechnung getragen,
dass beim Öffnen des Auslassventils 20 zunächst eine grössere Kraft notwendig ist,
um den Ventilkörper 21 gegen den Druck der Verbrennungsgase im Brennraum und gegen
den Druck der Luftfeder 23 zu öffnen. Nachdem sich der Druck der Verbrennungsgase
schon teilweise abgebaut hat, ist nur noch eine kleinere Kraft notwendig, um den Ventilkörper
21 vollständig in die Offenstellung zu bringen, bzw. in der Offenstellung zu halten.
Beim Öffnen des Auslassventils 20 bewegen sich der grosse und der kleine Kolben 22a,22b
zunächst gemeinsam darstellungsgemäss abwärts gegen den im Zylinder 2 herrschenden
Druck. Nach einem vorgebbaren Ventilhub läuft der grössere Kolben 22a gedämpft gegen
einen Anschlag 24 und bewegt sich folglich nicht mehr weiter. Der verbleibende Rest
des Ventilhubs, für den nur noch eine kleinere Kraft benötigt wird, wird dann durch
den kleineren Kolben 22b bewirkt, der sich im jetzt feststehenden grösseren Kolben
22a weiter abwärts bewegt. Durch diese Ausgestaltung des Antriebskolbens 22 als Stufenkolben
kann in erheblichem Masse, beispielsweise etwa 30%, hydraulische Energie eingespart
werden.
[0045] An einem Grossdieselmotor 1 ohne Steuerwelle ist die Korrelation zwischen der Stellung
der Kurbelwelle 3 und dem Öffnungs- bzw. Schliesszeitpunkt der Auslassventile nicht
mehr zwangsläufig gegeben. Dass Auslassventil 20 umfasst daher zwei Sensoren, z. B.
Wegmessgeber 25, welche einen mit dem Ventilkörper 21 fest verbundenen Messkegel 26
abtasten, um die Bewegung bzw. die Lage des Ventilkörpers 21 zu detektieren. Das Messsignal
der Wegmessgeber 25 wird über nicht dargestellte Signalleitungen an die elektronische
Kontrollvorrichtung übermittelt, sodass dieser die tatsächlichen Öffnungs- und Schliesszeitpunkte
bekannt sind. Anhand der Messignale der Sensoren 25 kann die Kontrollvorrichtung erkennen,
ob die Gaswechselventilbewegungen den Sollwerten entsprechen und bei auftretenden
Fehlern Gegenmassnahmen einleiten, beispielsweise den betreffenden Zylinder durch
Deaktivierung der Brennstoffeinspritzung abschalten. Aus Redundanzgründen sind zwei
Sensoren 25 vorgesehen.
[0046] Mit Hilfe der elektronischen Kontrollvorrichtung kann somit jeder beliebige Öffnungs-
und Schliesszeitpunkt des Auslassventils 20 vorgegeben werden, wobei wegen möglicher
Totzeitunterschiede der Vorsteuerventile 60, Schwankungen des Hydraulikdrucks, Schwankungen
des Drucks der Luftfeder 23 und wegen unterschiedlicher Reibungseinflüsse im gesamten
Gaswechselsystemm 10 vorzugsweise eine Regelung der Öffnungs- und Schliesszeitpunkte
vorgenommen wird.
[0047] Aufgrund der beiden Fluidsysteme 30,40 zur hydraulischen Betätigung des Gaswechselventils
20, welche durch den Medientrenner 70 getrennt sind, ist es möglich, den Zylinderdeckel
des Zylinders 2 zu öffnen, ohne dass dafür das zweite Fluidsystem 40 geöffnet werden
muss. Da zudem das Hydrauliksystem für den Zylinder 2 mittels der Absperrventile 33,44,45
gegenüber dem übrigen Motor abgesperrt werden kann, ist es möglich, einen n-Zylindermotor
mit einer reduzierten Anzahl von Zylindern, beispielsweise mit (n-1) Zylindern weiter
zu betreiben. Somit können an einzelnen Zylindern Reparatur- oder Wartungsarbeiten
durchgeführt werden, ohne dass dafür der Grossdieselmotor 1 abgeschaltet werden muss.
[0048] Eine weitere vorteilhafte Massnahme zur Erhöhung der Betriebssicherheit besteht darin,
im Auslassventil 20 Tellerfedern 27 vorzusehen, welche es verhindern, dass der Ventilkörper
21 bzw. die mit ihm verbundenen Teile ungebremst in einen mechanischen Anschlag laufen.
Bei dem hier beschriebenen Ausführungsbeispiel sind die Tellerfedern 27 so angeordnet,
dass der mit dem Ventilkörper 21 fest verbundene Messkegel 26 bei einer Öffnungsbewegung
auf die Tellerfedern 27 auflaufen kann. Sollte das Auslassventil 20 aus irgendeinem
Grunde nicht vollständig schliessen, so steht auch der Antriebskolben 22 nicht in
seiner in Fig. 1 dargestellten Schliessstellung. Wenn nun beim nächsten Öffnen des
Auslassventils 20 der Trennkolben 72 die volle Menge Arbeitsmedium in die Druckleitung
31 fördert, würde das Auslassventil 20, bzw. der Ventilkörper 21 ungebremst mit hoher
Geschwindigkeit in einen Anschlag laufen. Aufgrund der grossen Bewegungsenergie des
mit viel Masse behafteten Ventilkörpers 21 könnte dies zu einem ernsthaften Schaden
führen. Um dem vorzubeugen, sind die Tellerfedern 27 vorgesehen, in welche der Messkegel
26 hineinläuft und welche die Bewegungsenergie aufnehmen, sodass der Ventilkörper
21 abgebremst wird.
[0049] Aufgrund der bereits erwähnten ständigen Entlüftung, die beispielsweise zwischen
der Druckleitung 31 und dem Antriebskolben 22 vorgesehen ist, und die nur während
der Öffnungsphase des Auslassventils 20 verschlossen ist, sowie der unvermeidbaren
Leckageverluste sorgt die Luftfeder 23 dafür, dass bei einer Störung des Hydrauliksystems
das Gaswechselventil 20 nach einiger Zeit selbsttätig schliesst. Gleiches gilt auch
für den Fall, dass der Grossdieselmotor 1 still steht, selbst dann, wenn sich das
Vorsteuerventil 60 in der Stellung befindet, die im normalen Betriebszustand ein Öffnen
des Auslassventils 20 zur Folge hat.
[0050] Ein besonderer Vorteil des hier beschriebenen Ausführungsbeispiels ist darin zu sehen,
dass das Federelement 57 im Hauptsteuerventil 50 den Steuerkolben 56 in Richtung seiner
Schliessstellung vorspannt, also eine Kraft auf den Steuerkolben 56 ausübt, die so
gerichtet ist, dass sie den Steuerkolben 56 in seine Schliessstellung zu bewegen bzw.
in der Schliessstellung zu halten versucht. Bei fehlendem Druck im Hydraulikakkumulator
41 z. B. vor dem Starten des Grossdieselmotors 1 ist somit gewährleistet, dass sich
der Steuerkolben 56 in seiner Schliessstellung befindet. Durch diese Massnahme lässt
es sich verhindern, dass es beim Druckaufbau im Hydraulikakkumulator 41 oder beim
Starten des Grossdieselmotors zu einem kurzfristigen, unerwünschten Öffnen des Auslassventils
20 kommt, bei dem Startluft aus dem Zylinder 2 entweichen könnte.
[0051] Im Folgenden wird nun noch eine bevorzugte Vorgehensweise für die Betätigung des
Vorsteuerventils 60 anhand von Fig. 4 beschrieben. Zur elektrischen Betätigung des
Vorsteuerventils 60 ist ein Ventiltreiber (valve driver) vorgesehen, der beispielsweise
in das Steuermodul 91 integriert ist, und der die Elektromagneten 67a, 67b (Fig. 3)
durch Strombeaufschlagung aktivieren kann. Soll das Vorsteuerventil 60 beispielsweise
aus der in Fig. 3 dargestellten Offenstellung in die Schliessstellung geschaltet werden,
so erhält der Ventiltreiber zum richtigen Zeitpunkt einen Steuerimpuls von dem Steuermodul
91. Aufgrund dieses Steuerimpulses speist der Ventiltreiber einen Magnetisierungsstrom
in die Spule des entsprechenden Elektromagneten - hier des Elektromagneten 67b - ein.
Fig. 4 zeigt den Verlauf des Magnetisierungsstroms I in Abhängigkeit von der Zeit
t. Zur Zeit t
a schaltet der Ventiltreiber der Magnetisierungsstrom I ein und aktiviert dadurch den
Elektromagnet 67b. Mittels eines geeigneten Sensors wird der Zeitpunkt t
b erfasst, zu welchem magnetische Schieber 62 beginnt, sich zu bewegen. Als Sensor
zur Detektion des Beginns der Bewegung des magnetischen Schiebers 62 kann insbesondere
die Spule des nicht aktivierten Elektromagneten 67a dienen. Durch die Bewegung des
Schiebers 62 wird nämlich in dieser Spule eine Spannung induziert, die detektierbar
ist, und im Ventiltreiber als Bewegungsbeginn registriert wird. Nachdem der Beginn
der Bewegung detektiert wurde, wartet der Ventiltreiber noch eine vorgebbare Zeitspanne
Δt ab und schaltet dann den Magnetisierungsstrom I zum Zeitpunkt t
c ab, wodurch der Elektromagnet 67b deaktiviert wird. Die Zeitspanne Δt wird vorzugsweise
derart gewählt, dass sie im wesentlichen der Schaltzeit des Vorsteuerventils 60 entspricht,
also beispielsweise etwa eine halbe Millisekunde. Nachdem der Magnetisierungsstrom
für die Spule 67b abgeschaltet ist, verharrt der magnetische Schieber 62 aufgrund
seiner magnetischen Remanenz am Elektromagnet 67b, hier also in seiner Schliessstellung,
bis das Vorsteuerventil 60 durch eine Aktivierung des anderen Elektromagneten 67a
in seine Offenstellung geschaltet wird.
[0052] Durch die Massnahme, den Magnetisierungsstrom abzuschalten, sobald nach dem Beginn
der Bewegung des magnetischen Schiebers 62 die Zeitspanne Δt verstrichen ist, wird
die für das zuverlässige Schalten des Vorsteuerventils benötigte Bestromung optimiert,
wodurch einer Überhitzung oder einem Schaden des Vorsteuerventils 60 vorgebeugt wird.
[0053] Aus Sicherheitsgründen wird dem Ventiltreiber ferner eine maximale Bestromungsdauer
vorgegeben. Spätestens zu einem Zeitpunkt td wird der Magnetisierungsstrom automatisch
abgeschaltet (in Fig. 4 gestrichelt dargestellt), unabhängig davon, ob eine Bewegung
des Ventilschiebers 62 detektiert wurde oder nicht. Folglich ist die maximale Zeit,
während der ein Strom in der Spule des Elektromagneten fliessen kann, nämlich (t
d-t
a), vorgegeben, sodass auch beim Auftreten von Fehlern eine Überhitzung des Vorsteuerventils
60 ausgeschlossen ist.
[0054] Die hier beschriebene Vorgehensweise für die Betätigung des Vorsteuerventils 60 ist
nicht auf die Vorsteuerventile der Gaswechselventile beschränkt, sondern eignet sich
in sinngemäss gleicher Weise für alle elektromagnetischen Vorsteuerventile der Brennkraftmaschine,
also beispielsweise auch für die Vorsteuerventile des Einspritz- und des Anlasssystems.
[0055] Eine weitere bevorzugte Massnahme besteht darin, vor dem Starten des Grossdieselmotors
1 das Vorsteuerventil 60 durch einen Richtimpuls in eine definierte Stellung zu schalten,
die vorzugsweise der Schliessstelung des Gaswechselsystems entspricht. So besteht
z. B. nach längerem Stillstand des Motors die Möglichkeit, dass sich die Vorsteuerventile
in nicht definierten oder unbekannten Stellungen befinden, weil es sich um bistabile
Ventile handelt. Um dann beim Starten ein ungewolltes Betätigen des Gaswechselventils
20 zu vermeiden, gibt die elektronische Kontrollvorrichtung einen Richtimpuls an die
Ventiltreiber, welche daraufhin die Vorsteuerventile in eine definierte Stellung schalten,
die im Falle des Gaswechselsystems vorzugsweise die Schliessstellung ist.
1. Gaswechselsystem für eine Brennkraftmaschine mit einem hydraulisch betätigbaren Gaswechselventil
(20), und mit einem ersten, mit dem Gaswechselventil (20) verbundenen Fluidsystem
(30) für ein Arbeitsmedium zur Betätigung des Gaswechselventils (20), gekennzeichnet
durch ein zweites Fluidsystem (40) für ein Hydraulikmedium, ein im zweiten Fluidsystem
(40) vorgesehenes Hauptsteuerventil (50) zum Ansteuern des Gaswechselventils (20),
sowie einen zwischen dem Hauptsteuerventil (50) und dem Gaswechselventil (20) angeordneten
Medientrenner (70), der einerseits mit dem ersten Fluidsystem (30) verbunden ist und
andererseits mit dem zweiten Fluidsystem (40) verbindbar ist.
2. Gaswechselsystem nach Anspruch 1, bei welchem das Hauptsteuerventil (50) einen Steuerkolben
(56) umfasst, der eine Offenstellung und eine Schliessstellung einnehmen kann, wobei
im normalen Betrieb der Brennkraftmaschine die Offenstellung ein Öffnen des Gaswechselventils
(20) bewirkt und die Schliessstellung ein Schliessen des Gaswechselventils (20).
3. Gaswechselsystem nach Anspruch 2, bei welchem das Hauptsteuerventil (50) ein Federelement
(57) umfasst, welches so angeordnet ist, dass es den Steuerkolben (56) mit einer in
Richtung auf die Schliessstellung gerichteten Kraft beaufschlagt.
4. Gaswechselsystem nach einem der vorangehenden Ansprüche, mit einem im zweiten Fluidsystem
(40) vorgesehenen elektromagnetischen Vorsteuerventil (60) zum Vorsteuern des Hauptsteuerventils
(50).
5. Gaswechselsystem nach einem der vorangehenden Ansprüche, bei welchem das Gaswechselventil
(20) einen Antriebskolben (22) zur Betätigung des Gaswechselventils (20) aufweist,
welcher Antriebskolben (22) als Stufenkolben (22a,22b) ausgebildet ist.
6. Verfahren zum Betreiben eines Gaswechselsystems in einer Brennkraftmaschine, bei welchem
ein Gaswechselventil (20) mittels eines ersten Fluidsystems (30) durch ein Arbeitsmedium
hydraulisch betätigt wird, dadurch gekennzeichnet, dass mittels eines zweiten Fluidsystems
(40) für ein Hydraulikmedium ein Hauptsteuerventil (50) zum Ansteuern des Gaswechselventils
(20) betätigt wird, und dass mittels eines zwischen dem Hauptsteuerventil (50) und
dem Gaswechselventil (20) angeordneten Medientrenners (70), der einerseits mit dem
ersten Fluidsystem (30) verbunden ist und andererseits mit dem zweiten Fluidsystem
(40) verbindbar ist, eine Wirkverbindung zwischen dem ersten und dem zweiten Fluidsystem
(30,40) erstellt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, bei welchem ein Steuerkolben (56) des Hauptsteuerventils
(50) durch ein Federelement (57) mit einer Kraft beaufschlagt wird, die in Richtung
auf eine Schliessstellung des Steuerkolbens (56) gerichtet ist, welche Schliessstellung
im normalen Betriebszustand der Brennkraftmaschine ein Schliessen des Gaswechselventils
(20) bewirkt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 oder 7, bei welchem das Hauptsteuerventil (50)
mittels eines elektromagnetischen Vorsteuerventils (60) mit einem magnetischen Schieber
(62), der zwischen zwei Elektromagneten (67a,67b) hin- und herschaltbar ist, vorgesteuert
wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, wobei zum Betätigen des Vorsteuerventils (60)
- einer der beiden Elektromagnete (67a,67b) aktiviert wird,
- der Beginn der Bewegung des magnetischen Schiebers (62) detektiert wird; und
- der Elektromagnet (67a,67b) deaktiviert wird, sobald nach dem Beginn der Bewegung
des magnetischen Schiebers eine Zeitspanne (Δt) verstrichen ist, die vorzugsweise
im wesentlichen der Schaltzeit des Vorsteuerventils entspricht.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9, bei welchem vor dem Starten der Brennkraftmaschine
das Vorsteuerventil (60) durch einen Richtimpuls in eine definierte Stellung geschaltet
wird, die vorzugsweise der Schliessstellung des Gaswechselventils (20) entspricht.
11. Grossdieselmotor mit einem Gaswechselsystem gemäss einem der Ansprüche 1-5 oder betrieben
mit einem Verfahren gemäss einem der Ansprüche 6-10.